Kann ich lernen, mich selbst zu lieben?

  • Hallo ihr,

    Da ich in letzter Zeit sehr viel mich mit mir und meiner Vergangenheit auseinandersetze, heute eine Frage, die nicht unbedingt mit dem Alkohol zu tun hat. Aber was ich hier so gelesen habe, spricht es vielleicht auch einige von euch an.

    Seit meiner fruehesten Jugend habe ich ein Problem mit meinem Selbstbewusstsein und dem Vertrauen in mich selbst. Das ging hin bis zum Selbsthass.
    Nach einer Therapie wegen Bulimie, Tablettenabhaengigkeit (Abfuehrmittel) und Selbstverletzung hat sich mein Selbsthass zumindest in eine Art Selbstakzeptanz veraendert. Aber mich lieben??? Das geht mir zu weit. Ich denke immer, wenn mich jemand wirklich kennenlernt und sieht, wie kaputt alles im mir ist, wie soll er mich noch lieben koennen?

    Aber es ist ein grosses Problem fuer mich, fuehle mich sehr einsam. Seit der Trennung von meinem Ex vor 11 Jahren lebe ich mit meinen Kindern allein, ohne Partnerschaft.
    Da war mal eine kurze Wochenendbeziehung, die aber auch gescheitert ist. Mein damaliger Freund hat mir gesagt, solange ich nicht lerne, mich selbst zu lieben, wird es auch kein anderer koennen. Er hat mir sozusagen zum Abschied das Lied "wenn du wirklich willst" von den "Boehsen Onkelz" mit auf den Weg gegeben, das waere, wie fuer mich geschrieben. ( bevor ich nun hier eine Diskussion entfache, ich weiss dass man geteilter Meinung zu dieser Band ist, aber viele ihrer Texte hab ich als treffend und ansprechend empfunden)

    Ich fuehle mich sehr einsam, glaube auch nicht, dass sich je wieder jemand in mich verlieben kann. Aber selbst, wenn es so ist, moechte ich wenigstens lernen, mit mir selbst (ich kann mich von jedem trennen, aber nicht von mir selbst) zufrieden und gluecklich zu werden, wenn das geht??? Aber allein sein und einsam sein muessen ja nicht zwangslaeufig dasselbe sein, oder?

    Kennt jemand von euch diese Gefuehle? Wie seid ihr damit umgegangen?
    Die Kommunikation hier im Forum hat mir gut getan, deswegen wende ich mich mit dieser, vielleicht nicht ganz hier reinpassenden Frage an euch.

    Liebe Gruesse Koko

  • Zitat

    Wenn ich mich selbst liebe, mich so anehmen kann, wie ich bin, mit allen Schwächen und Stärken, werde ich auch Menschen begegnen, die mich wegen meiner selbst lieben

    Das Gute resultiert aus dem Guten.

    LG

    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

  • Guten Morgen Koko,

    ich kann Deine Gefühle sehr gut nachvollziehen. Du stehst also nicht alleine da.

    Als ich während meiner nassen Zeit versuchte Beziehungen einzugehen, hatte ich immer das Gefühl nicht gut genug für meine jeweilige Partnerin zu sein.
    Mit dieser Einstellung war natürlich jeder Versuch auf langfristige Zweisamkeit zum scheitern verurteilt. Und mit jeder gescheiterten Partnerschaft wurde dieses Gefühl stärker und ich war ein Stück näher am Boden. Trotzdem habe ich mir nichts mehr gewünscht als eine Partnerin, weil ich mich ja so einsam fühlte.

    Mittlerweile sehe ich es genauso wie du:

    Zitat

    Aber allein sein und einsam sein muessen ja nicht zwangslaeufig dasselbe sein, oder?

    Ich bin zwar noch immer in keiner Beziehung , fühle mich aber trotzdem nicht einsam, denn dieser krankhafte (so würde ich den Zustand, wie er bei mir war, bezeichnen) Wunsch danach ist verschwunden. Nun würde ich eine Beziehung sogar eher als Hindernis für meine Ziele sehen. Ich habe Zeit und die nehme ich mir auch.

    Wichtig dabei ist für mich zu wissen, dass diese Veränderung nur möglich war, weil ich aufhörte zu trinken.

    LG
    Oliver

  • Hallo Koko,

    ich hatte mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie du. Aufgrund meines Selbsthasses habe ich mich früher sehr an meinen Partner geklammert, er sollte das "Fehlende" (die Selbst-Liebe) ersetzen. Auf einem Bein konnte ich nicht stehen, er sollte mein zweites Bein sein.

    Erst als ich vor mehr als zehn Monaten mit dem Trinken aufhörte setzte langsam ein Prozess ein. Erst kam die Selbstachtung - ich bin keine Versagerin, die nichts auf die Reihe kriegt, ich kann etwas bewegen, ich bin wer!

    Zum anderen war mein Selbsthass auf sehr verdrehte Weise fremdinduziert: Ich wurde seit frühester Kindheit an psychisch gequält, von vielen Seiten aus suggerierte man mir, dass ich ein krankes, ekeliges Nichts sei. Irgendwann glaubte ich das selbst und hasste mich selbst um allen zu zeigen: Ja, ihr habt ja Recht, ich bin ekelig und krank, pervers und verdreht, jemand wie mich gehört ausgerottet.

    Irgendwann im Laufe meiner Trockenheit kam erst die Überzeugung: Zu was ist all der Selbsthass gut? Was bringt er mir? Was hat er eigentlich für einen konkreten Nutzen? Verblüffend für mich kam das Ergebnis: Keinen. Also kann ich es doch gleich aufgeben.
    Später kam dann die Erkenntnis: Was andere Leute von mir denken, ob ich in ihren Augen verdreht, ekelig oder krank bin, kann mir egal sein. Ich muss nicht alles für mich annehmen, ich muss mich keiner opinio communis beugen, ich kann und darf von mir denken und halten was ich will.

    Irgendwann kam dann die Selbstliebe. Und erst jetzt erkenne ich, dass ich mir die letzten Jahre das Leben selbst zur Hölle gemacht habe - für nichts und wieder nichts. Selbsthass ist das Überflüssigste was es auf der Welt gibt.

    LG
    Plejaden

  • "wenn du wirklich willst" von den "Boehsen Onkelz" mit auf den Weg gegeben, das waere, wie fuer mich geschrieben. ( bevor ich nun hier eine Diskussion entfache, ich weiss dass man geteilter Meinung zu dieser Band ist, aber viele ihrer Texte hab ich als treffend und ansprechend empfunden)

    Die haben auch ein Lied das heisst wie Tief willst Du noch sinken. Ich höre die auch hin und wieder mal und ich finde an der Gruppe nichts was abstosend ist. Ich oute mich mal ich hab fast alle Alben von denen

    :oops:

    LG
    Elke

  • Hallo und guten Abend,

    ich danke euch allen, bin ueberrascht, dass es soviel Resonanz zu diesem Thema gibt. Also steh ich nicht allein da. Schoen auch zu hoeren, sozusagen als Antwort auf meine Frage, dass es moeglich ist. Das gibt mir Hoffnung, aber es wird lange dauern. So einfach geht das nicht, und ab morgen mag ich mich...
    Aber ich will dran arbeiten, ich will eben immer nicht die schlechten Seiten an mir akzeptieren, sondern sie aendern. Bloed ich weiss, aber ich denk immer, andere sind besser, huebscher, klueger...
    gerade jetzt beim schreiben wird mir bewusst, dass ich unterschiedliche Massstaebe setze, was mich betrifft und was andere betrifft
    Jedem anderen wuerde ich sagen, keiner ist vollkommen , jeder ist ein Individuum und hat das recht er selbst zu sein. Das macht es doch auch interessant, dass nicht ein Mensch wie der andere ist
    Aber bei mir selbst faellt mir das so schwer. Warum ist das so? Naja, wenn einem ein ganzes Leben eingetrichtert wurde, dass man unzulaenlich, dass man ein Versager ist, stellt sich das nicht einfach so ab.
    Aber ich bin fest ueberzeugt, ein wichtiger Schritt in die Richtung ist, den Alkohol aufzugeben. Betrunken kriegt man ja wirklich nichts auf die Reihe und das bestaetigt das Versagen.

    @ Elke, ja, ich kenne auch "wie tief willst Du noch sinken" passt natuerlich auch sehr gut auf unsere Situation
    PS :habe auch fast alle Alben

    @ Karsten und alle anderen
    bin immer wieder ueberrascht, wie sehr ihr alle auf Trab seid, egal bei welcher Frage, es gibt immer jemand, der zuhoert (mitliest) und antwortet
    Danke

    einen schoenen Abend, passender eine gute Nacht
    wuenscht euch Koko

  • Hi Koko,

    das mit der Selbstliebe ist wohl bei vielen Alkoholikern, die eine Trockenheit anstreben, ein grosses Thema. Ich habe mir ja all die Jahre immer wieder selber bewiesen, dass ich nichts wert bin, dass ich nichts auf die Reihe bekomme. Mein Äusseres ... puoh, damit fange ich jetzt erst gar nicht an. Ich messe mich auch mit ganz anderen Massstäben, als andere. Bei anderen bin ich viel nachsichtiger und liebevoller.

    Langsam, mit zunehmender Trockenheit und der inneren Veränderung, lerne ich mich aber auch immer besser kennen und entdecke, ganz zu meiner Überraschung :wink: , viele positive Seiten. Die negativen kenne ich schon lange ... aber gute Eigenschaften habe ich mir gar nicht zugestanden. Ist auch total typisch für mich: ich kann Kritik besser wegstecken, als ein Lob. Fällt mir viel einfacher zu verstehen und zu akzeptieren. Bei Lob fühle ich mich oft, wie ein Olympiasieger, der seinen Sieg bloss durch Doping erreicht hat. Also so dieses Gefühl, dass die anderen mich bloss loben, weil sie mich nicht kennen und nicht wissen, wie schlecht ich eigentlich bin. Aber wie gesagt, langsam ändert sich das bei mir. Ich weiss, dass das, was ich jetzt tue echt ist und ich dies bei vollem Bewusstsein tue. Es ist nicht, wie ich früher oft dachte, einfach Zufall und Glück, dass ich gut gehandelt habe.

    Durch meine Arbeit (in einem Heim für Mehrfachbehinderte) lerne ich mich auch sehr positiv kennen. Ich darf merken, dass ich eigentlich der Mensch bin, den ich mir immer vorgestellt habe ... aber in den letzten Suffjahren, habe ich gedacht, dass das bloss ein Wunsch ist. Also so die ehrliche gerne gegebene Fürsorge für diese behinderten Menschen. Ich dachte früher immer, sowas wäre mein Ding - aber ich glaubte irgendwie selber nicht daran, sowas schaffen zu können. Jetzt aber, trocken, bin ich dazu total in der Lage.

    Ich kann jetzt auch über meine Fehler grosszügiger wegsehen. Ich liebe Menschen, die Macken haben ... warum sollte ich nicht selber welche ausleben dürfen. :lol:

    Ich drifte ab, sorry!

    Liebe Grüsse, simi


    PS: Habe auf dem PC auch fast alle Alben der Böhsen Onkelz ... manchmal ziehe ich mir das gerne rein. Hat viele gute Texte ... aber so die ganz alten Alben ... neee

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Hi Simi,

    Danke fuer Deine Antwort, vieles davon klingt fuer mich vertraut. (z.B. die Sache mit Lob und Kritik)
    Nun ist bei mir aber die Sache, dass das Problem der Selbstliebe nicht mit dem Alkohol verbunden ist. Natuerlich kann ich mit Alkohol meine Gefuehle verstaerken und "sehr schoen" in Depressionen und Selbstmitleid versinken.
    Aber "nur" (bitte bitte nicht falsch verstehen), weil ich keinen Alkohol mehr trinke, steigt mein Selbstvertrauen, na gut ein bisschen vielleicht schon, aber dieses Problem bestand fuer mich bereits vorher, als der Alkohol noch nicht im Vordergrnd stand.
    Bin bei Deinen Beitraegen bei Suchtverlagerung gelandet, was fuer mich auch ein Thema ist. Viele Deiner damaligen Fragen haette auch ich gestellt haben koennen. Nun ich will sagen, vor dem Alkohol stand meine Bulimie an erster Stelle, nun, wo ich den Alkohol weglasse, scheint sie wieder parat zu stehen. Es ist auf keinen Fall so schlimm wie damals, aber es haeuft sich und ich habe Angst von der einen in die andere Sucht zu rutschen. :(
    Natuerlich bin ich froh, nichts zu trinken, aber genauso schlimm waere fuer mich in die Essstoerung zurueckzukehren. so wie sich in letzter Zeit alles um den Alkohol gedreht hat, war es damals das essen.
    Ich denke ich bin in jeder Hinsicht suchtgefaehrdet, un bevor ich jetzt in ein anderes Thema drifte, wie soll ich mich mit meinen schlechten Seiten moegen, solange nicht ICH, sondern eine Sucht mein Leben bestimmt?
    Ich will nicht so sein, wie ich bin und das ich weiss ist natuerlich ein Knackpunkt fuer meine Selbstliebe. Ich bin nunmal ich und muss mich akzeptieren , lieben lernen, aber wie soll ich das? Auf was soll ich stolz sein?
    Hab hier ein paarmal gelesen, dass einige von euch ihre Sucht positiv nutzen? Koennt ihr mir dazu ein paar Tipps geben?
    Ich hoffe es kommt wenigsten bei euch an, dass ich den Willen habe , diesen Zustand nicht so hinzunehmen, sondern "Ordnung in meinen Gedanken, Aenderung in meinen Sichtweisen" zu schaffen.

    Bin immer wieder froh, dass ich meine, manchmal etwas durcheinander geratenen Gedanken, hier loswerden zu duerfen.

    @ Liv, was die Onkelz betrifft, sehe ich das genauso (alte und neue Alben betreffebd)

    Liebe Gruesse Koko

  • Hi Koko,

    ich kann jetzt wirklich auch noch nicht sagen, dass ich mich selbst "liebe". Ich lerne mich zu akzeptieren und langsam auch zu respektieren. Das ist für mich schon ein grosser Schritt.

    Ich erinnere mich an Zeiten hier im Forum, wo ich so böse Sachen über mich selber geschrieben habe, dass ich ungern daran zurückdenke. Ich habe von mir bloss das schlechteste gedacht. Ich schrieb, ich sei verlogen, führe hier wahrscheinlich neben mir auch noch alle anderen an der Nase herum, wenn ich in den Spiegel gucke, schaut mir eine echte Hackfr.sse entgegen, alle anderen hätten die Hilfe mehr verdient, ... . Nein wirklich, ich sabotierte mich selber massiv.

    Was ich einfach mit zunehmender Trockenheit lerne, ist Gelassenheit, Geduld und Sanftheit. Gutmütigkeit und Verständnis. Und langsam schleicht sich das auch in Bezug auf mich selber ein. Ich bin nicht mehr so dermassen hart mir selber gegenüber. Ich bin ausgeglichener und rase gefühlsmässig nicht mehr von unten nach oben und zurück. Das gibt mir eine gewisse Beständigkeit, die Ruhe und eben ein gewisser Seelenfrieden mit sich bringt.

    Ich glaube, das ist wirklich eine Sache der zunehmenden Trockenheit. Meine Einstellung zum Leben hat sich so massiv geändert. Ich war schon früher als Kind ein "verschupftes Huscheli", habe nie gewagt, den Mund aufzumachen, alle anderen waren toller und besser. Heute interessiert es mich nicht mehr, ob andere besser und ich schlechter bin. Ich haushalte mit meinen Möglichkeiten und wem das nicht reicht, den kann ich nicht zufriedenstellen. Es ist seine Wahl, ob er trotzdem mit mir zu tun haben möchte oder nicht. Ist nicht (mehr) mein Problem. Ich zerreisse mich nicht mehr für andere. Ich muss nicht allen gefallen ... mir gefallen auch nicht alle :wink: .

    Letzte Woche musste ich in diesem Jahr zum zweiten mal wegen "Brustkrebsverdacht" ins Krankenhaus. Sowas holt mich jeweils ganz heftig auf den Boden zurück. Es ist einfach eine andere Dimension der Probleme und Sorgen. Seither esse ich seltsamerweise fast wie ein "normaler" Mensch. Es wurde mir wieder deutlich klar, wie zerbrechlich das Leben ist. Und ich möchte leben - und nicht meine Kinder aufgrund einer Essstörung oder anderen Sucht alleine zurücklassen. Das Leben hat viel zu viele positive Momente, wenn man offen (und klar) ist, diese zu beachten.

    Ich kann Deine Angst gut verstehen, wieder voll in die Bulimie zurückzurutschen. Dieser Wechsel von einer in die nächste Sucht ist extrem zermürbend. Leider kann ich Dir hier auch keinen Ratschlag geben. Ich selber habe versucht immer ein Problem nach dem anderen anzugehen.

    Früher konzentrierte ich mich dermassen auf`s negative, dass ich das positive eigentlich immer übersehen habe. Heute entdecke ich so viel wunderschönes, dass ich wohl das erste mal im Leben sagen kann "das Leben ist schön".

    Ich kann Dir leider dieses Gefühl der Gelassenheit nicht rüberreichen - aber ich bin sicher, dass auch Deine Einstellung zum Leben und Dir selber sich mit zunehmender Trockenheit zum positiven verändert.


    Zitat

    Ich bin nunmal ich und muss mich akzeptieren , lieben lernen, aber wie soll ich das? Auf was soll ich stolz sein?

    Wie lange trinkst Du jetzt nicht mehr? Zwei Tage? Drei Wochen? 10 Jahre? Auf jede dieser Antworten alleine könntest Du total stolz sein! Ein Alkoholiker, der die Finger vom Alk lässt, kann darauf stolz sein ... das können nur wenige. Hier im Forum entsteht für mich manchmal der Eindruck, dass es jeder schafft - das Problem ist einfach, dass man von all den anderen nichts liest. Höchstens im Vorstellungsbereich, aber den siehst Du halt nicht.

    Ich nutze die Sucht diesbezüglich positiv, indem ich eben lerne, das Leben, andere und mich sanfter zu beurteilen. Ich mache regelmässig sowas wie "Standortbestimmungen", ich wurde dankbar für jeden Tag, an dem ich nicht trinken muss. Sowas wäre mir, ohne meine Sucht nie in den Sinn gekommen. Ich kann Momente besser geniessen, weil mir bewusst ist, wie schnell man unten sein kann und wie schwer es ist von unten nach oben zu klettern. Ich habe den Vorhof der Hölle kennengelernt ... dass ich heute hier wieder zurück auf der Erde sein darf, das alleine löst bei mir Dankbarkeit und Demut aus.

    Ich finde Deine Gedanken gut! Sie gehören zum Weg aus der Sucht.

    Huch, das wurde länger als geplant :oops::lol: .

    Ich wünsche Dir einen schönen Tag und grüsse Dich, simi

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Guten Morgen,

    mir schwirrt da gerade ein Widerspruch durch den Kopf.
    Ihr sagt mir, es ist moeglich sich selbst zu lieben, mit allen Fehlern und Macken. (o.k. Macken lass ich gelten)
    Andereseits gerade die Sucht betreffend, muss ich mich aendern oder besser gesagt, nichts wird sich aendern, wenn ich mich nicht aendere. Hab ich doch richtig verstanden, oder?
    Schlussfolgerung, so wie ich bin, bin ich also doch nicht wert , geliebt zu werden? :roll:
    Wie denn nun?

    So muss jetzt zur Arbeit,
    @ Liv, antworte Dir spaeter noch

    Gruss Koko

  • Irrtum, Koko.

    Du bist Du und so wie Du bist, bist Du wertvoll. Wie jeder Mensch. Und so kannst du Dich auch selbst lieben, Dich selbst annehmen. Das bist einfach Du.

    Wenn Du Dich von Deiner Sucht befreien willst, wirst Du jedoch nicht umhin kommen, gewisse Teile Deines Denkens und Handelns auf den Prüfstand zu stellen, denn sie bekommen Dir nicht gut - sie haben Dich zur Sucht geführt.

    Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun - also auch kein Widerspruch.

    LG
    Spedi

  • Eigentlich hat Spedi schon alles gesagt was es zu sagen gibt.

    Jeder Mensch hat Ecken und Kanten und jeder Mensch ist liebenswert. Vorteile, Nachteile, gute und schlechte Eigenschaften gehören zu jedem Menschen. Beurteilen, was gut und schlecht ist kann der Betreffende nur selber ... und ändern ....

    Ein süchtiger Mensch ist nicht mehr oder weniger wert als ein nicht süchtiger. Jeder ist es wert geliebt zu werden (auch der nasse Süchtige, wenn auch hier wohl im loslassen, wenn auch wohl mit Sicherheitsabstand und wenn auch wohl ganz, ganz anders als ein Mensch der in der Realtät lebt und ohne Suchtmittel klar kommt).

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hi Spedi und Dagmar,

    da waren sie wieder meine unterschiedlichen Massstaebe. Was ich heute frueh geschrieben habe, war ganz egoistisch auf mich allein gemuenzt. Jemand anderem wuerde ich soetwas niemals sagen, im Gegenteil.
    Mit mir selbst gehe immer viel staerker ins Gericht.
    Ich hab mal ein bisschen was ueber positives , bzw. negatives Denken gelesen....das klappt sowieso nicht, ich kann das nicht, ich hab eh wieder Pech...suggeriere ich mir schon den negativen Ausgang einer Sache.
    Da ich so daran gehe, misslingt es natuerlich und welch "erleichterung" :"seht ihr, hab ich doch gleich gesagt", fuehle ich mich auch noch bestaetigt.

    Danke jedenfalls , dass ihr meinen Widerspruch entschaerft habt und ich hoffen kann, dass es mit mir noch aufwaerts geht... muesst mir wahrscheinlich ab und zu mal "den Kopf waschen", wenn ich in Richtung Depri marschiere :)

    Ist nunmal ein altes, vertrautes Verhaltensmuster, Kritik ist mir vertraut, Lob weniger und wenn ,glaub ich es nicht (will aber nichts gegen angebrachte, helfende Kritik sagen, die ist wichtig)

    Liebe Gruesse Koko

  • Eine schoenen guten Morgen Simi,

    nein, ich habe Dich nicht vergessen!!!
    Gestern hab ich Dir ne gaaanz lange e-mail geschrieben, druecke auf absenden und war auf einmal wieder ausgeloggt und alles war weg...
    Ich dacht, ich werd verrueckt :x . Hatte dann einfach nicht den Nerv, alles nochmal zu schreiben, sorry.
    Hab zwar jetzt nicht viel Zeit, aber sollst wenigstens ein paar Zeilen von mir kriegen.

    Ich glaube, ich hatte schon erwaehnt, dass vieles mir vieles von dem , was Du schreibst, vertraut vorkommt.

    Schoen, dass Du, was Dich betrifft, gelassener und grosszuegiger geworden bist. Ich denke, dass ist ein grosser Schritt in Richtung Selbstliebe.

    Bei mit fehlt da noch ne ganze Menge. Ich will vieles aendern, dass mit mir etwas nicht in Ordnung ist, die Suechte betreffend, ist mir nicht erst seit gestern bewusst. Vielleicht war einfach bereits der Ansatz falsch : ich moechte gern was aendern, aber ich glaub nicht, dass ich das schaffe...muesste wohl eher heissen Ich will was aendern und ich schaff das auch...das weiss ich, aber hab es nicht verinnerlicht. Demzufolge bin ich mit viel zu hohen Erwartungen an mich selbst herangegangen, ausserdem wollte ich alles auf einmal aendern: weg von der Sucht ( Bulimie, Alkohol je nachdem, bin ja flexibel :( ) , nicht mehr rauchen, Sport, gesunde Ernaehrung... war zum scheitern verurteilt, was mir dann wieder bestaetigte wusst ja gleich, dass ich es nicht kann, Punkt. Bis zum naechsten verzweifelten Versuch.

    Ja Du hast recht, Schritt fuer Schritt, Hauptsche am Ball bleiben, gnaediger mit sich umgehen, auch mal mit kleinen Erfolgen zufrieden sein. Mit sich zufrieden sein ,hiesse ja dann auch irgendwann sich annehmen, akzeptieren und...irgendwann sich lieben.
    Es ist aus dieser Sicht zu verstehen, dass Du sagst, egal wie lange Du trocken bist, kannst stolz drauf sein. Bei mir sind es jetzt 15 Tage... dachte immer, im Vergleich mit anderen ist das laecherlich, ein Schnappschuss im Leben. Ich dachte, ich darf noch nicht stolz darauf sein, andererseits sollte ich mir mal ueberlegen, mir selbst einen kleinen Erfolg zuzugestehen. Seit mindestens 2 Jahren gab es keinen Tag ohne Alkohol!!!!

    Nu aber Schluss, muss los.Bin noch gar nicht fertig, will immer nur kurz antworten und dann wird es doch mehr.
    Hab halt ein grosses Mitteilungsbeduerfniss, so ist das halt, wenn man keinen ( Gespraechs-) partner hat.
    Man liest voneinander
    @ Herbert, danke fuer den Tipp

    einen schoenen Tag Koko

  • Lieber Koko,
    ich will mal in meinem Nähkästchen "kruschteln". Auch ich hatte früher das Gefühl alles ginge schief, ich würde Pech anziehen blablabla. Es kam daher, dass meine Mutter uns schon so erzogen hat weil sie der Meinung ist wenn sie das schlimmste in Erwägung zieht, so könnte es nicht schlimmer kommen.

    Dadurch aber wurde ich bereits als Kind in negative Erwartungshaltungen gepresst.

    Als Erwachsener versuchte ich damit umzugehen und es ging besser, aber noch nicht gut. Irgendwann einmal habe ich mich gefragt, ob ich vielleicht krank oder narzistisch wäre alles auf mich zu beziehen. Jedes Pech liegt an mir, jeder Krach an mir .... bin ich wirklich so wichtig, dass ich der Auslöser für "alles" bin. Ich bin wichtig - für mich und für Freunde. Aber das Leben orientiert sich nicht an mir und daran dass ich mich für alles verantwortlich fühle.

    Seit einiger Zeit nun versuche ich das Leben so anzunehmen wie es kommt und versuche daraus das Beste zu machen. Gelingt nicht immer, aber immer öfters ;)

    lieben Gruß von Dagmar

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