Co-Knöpfe: worauf springen wir an?

  • Hallo alle zusammen!

    Ich habe mit einigen anderen gerade über die berühmten "Knöpfe" gesprochen, die unsere alkoholkranken Partner bei uns Cos so gekonnt zu drücken wissen, damit wir "anspringen". Und da habe ich mir gedacht, vielleicht könnten wir sowas wie eine Beispielsammlung anlegen. Vielleicht als Hilfe, um eventuell Knöpfe an sich selbst entdecken zu können, die man noch gar nicht kennt.

    Sicher gibt es viel ganz individuell ausformulierte Knöpfe, aber ich nehme an, dass es im Grunde genommen ein paar ganz allgemeingültige Manipulations-Knöpfe-Kategorien gibt (Hilfe, Verrat, Liebe, etc.)... so ähnlich wie mit den Kosenamen, von denen jeder meint, seiner sei supereinmalig und die doch bei so vielen dieselben sind und alle in irgendeine allgemeine Kategorie fallen.

    Macht Ihr mit bei der Sammlung? (Knöpfe, nicht Kosenamen! ;))

    Ich bin gespannt auf Eure Beiträge und schicke liebe Grüsse an alle,

    c.

  • Guten Morgen,

    Zitat von crevette


    Ich habe mit einigen anderen gerade über die berühmten "Knöpfe" gesprochen, die unsere alkoholkranken Partner bei uns Cos so gekonnt zu drücken wissen, damit wir "anspringen". Und da habe ich mir gedacht, vielleicht könnten wir sowas wie eine Beispielsammlung anlegen. Vielleicht als Hilfe, um eventuell Knöpfe an sich selbst entdecken zu können, die man noch gar nicht kennt.


    Crevette, die Idee, sich damit auseinander zu setzen, wo und wodurch wir manipulierbar sind, finde ich hervorragend. Viel wichtiger jedoch als eine Art Beispielssammlung, finde ich, ist zu hinterfragen, WARUM wir auf gewisse „Knopfdrücke“ reagieren. Dazu war es für mich hilfreich, herauszufinden, woher ich z. B. bestimmte Verhaltensmuster kenne. Sie lagen zu 99 % in meiner Vergangenheit und ich habe nur wieder so reagiert, wie ich es schon lange vor der Zeit mit „meinem Alki“ tat. Er hat zum Beispiel, wenn ihm Auseinandersetzungen zu viel wurden, einfach nicht mehr mit mir gesprochen, den Raum verlassen und sich nicht mehr mit mir auseinander gesetzt. Ich wurde dann ganz unruhig und konnte dieses Schweigen nur sehr schlecht ertragen und habe mich natürlich bemüht, wieder ins Gespräch zu kommen. Mit nett sein und mit verzeihen, mit Verständnis zeigen und ihn zu bedauern. Irgendwann wurde mir klar, dass ich ihm gegenüber genauso handle, wie ich es als Kind schon meiner Mutter gegenüber tat, die nicht mit mir sprach, wenn ich nicht „lieb“ gewesen war. So habe ich nach und nach meine „Co-Knöpfe“ gefunden und konnte sie außer Betrieb nehmen. Das hat nicht nur im Verhältnis zu „meinem Alki“ gut getan, sondern war auch im „normalen“ Leben hilfreich für mich.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hi crevette,

    gute Idee, das mit den Knöpfchen. Hab mir heute Morgen beim Käffchen fest vorgenommen einen solchen Thread aufzumachen. Nun hast du es schon erledigt. Supi.

    Also, nachdem wir gestern ein wenig über die Knöpfe geschrieben haben, hab ich mir auch so meine Gedanken gemacht, was bei mir damals so gewirkt hat.

    Muss kurz erzählen, dass mein Ex vor 10 Jahren, als ich es nicht mehr ausgehalten habe und die Trennung per Anwalt eingeläutet habe, eine Therapie begonnen hat und dann bis heute wahrscheinlich trocken geblieben ist. Er hat dann seine Alkoholsucht etwas verlagert und sich auf Damen mit etwas schmuddeligem Niveau konzentriert. Dauerte, bis ich das gecheckt habe. Nun die Beziehung war darauf hin beendet. Das hat mir dann gereicht. Mehr wollte ich nicht ertragen. Da nutzte auch das Knöpfchen-Drücken nichts mehr.

    Hier bin ich gelandet, weil da aber immer noch, im Alltag manche Knöpfchen ganz gut funktionieren.

    So ich schweife ab:

    Auch bei mir, hat mein Ex eigentlich nur fortgesetzt, was ich in der Kindheit von meiner Mutter erfahren habe. Liebe gab´s nur, wenn ich gut funktionierte (sprich: gute Noten, Anerkennung von Freunden, Verwandtschaft und Nachbarn, weil ich ja eine gar so liebe und schlaue bin). Ich wurde natürlich zur Perfektionistin. Lernte Menschen so abzuchecken, dass ich wusste, was sie brauchten. Da machte ich auf vor Lehrern nicht halt. Meine Noten bewiesen, dass ich das wirklich super konnte. Das brachte mir Anerkennung und war zukünftig mein Treiber: „ICH MUSS ES ALLEN RECHT MACHEN“.

    So, dann kam mein Mann. Ich setzte das Spiel fort und er hatte leichtes Spiel.

    Er sagte z.B.: „nicht ich habe ein Problem mit Alkohol, sondern Du“ Folge, ich fühlte mich schuldig.
    Er sagte: „ ich trinke nicht zuviel“ Ich fühlte mich schuldig, weil ich ja nicht wusste, was zuviel ist und von Alkoholkrankheit keine Ahnung hatte.
    Wenn man mir sagte, dass man nur trinkt weil ich ja so eine miese Frau bin, dann hat das ebenfalls gewirkt. Mein Selbstwert orientierte sich ja nur an dem Feedback von Außen. Sein Urteil über mich war schlecht, also war ich schlecht und hielt für eine Zeit meinen Mund.
    Ganz gefügig konnte er mich machen, wenn er die Kommunikation verweigerte. Da war ich nicht mal wert, dass man sich mit mir unterhält.
    Die meisten Menschen haben irgendeinen körperlichen Mangel. Bei meinen 165 cm und 52 kg hielt er mir die dicken Schenkel und die zu lange Nase vor. Ey, ich war hässlich und musste froh sein dass dieses Prachtexemlar (185, 160 kg) bei mir bleibt. Dafür muss ich alles tun!! Wer will mich schon?? der Kerl muss einfach bei mir bleiben.
    Er suchte Gründe zum Streiten, damit er sich voll laufen lassen kann. Natürlich war ich auch an allem Schuld. Hab das Essen einfach zu heiß auf den Tisch gestellt, die Fußmatte lag schief (was sollen die Nachbarn denken) und die Wollmaus unter dem Sofa vergaß ich weg zu kehren. Was bin ich nur für eine miese Hausfrau.
    Bei Veranstaltungen wollte ich immer gehen, bevor er sich gänzlich blamiert. Da war ich die Spaßbremse. Man mit mir kann man nicht mal Spaß haben.
    Die Kids waren froh wenn er nach Hause kam (mal zu einer vernünftigen Zeit). Die waren dann zu laut und unerzogen. Mensch, kann nicht mal Kinder gescheit erziehen.
    Ich telefonierte mit meiner Mutter. Man, ich war ein Mama-Kind und die Frau ist sowieso das allerletzte.
    Dann habe ich mich immer weiter isolieren lassen. Sprich, ich habe mir meine Freunde mies machen lassen. Wenn ich mal (kam höchstens 2 mal im Jahr vor) mit einer Freundin zum Kaffeetrinken war, hat er hinterher einen solchen Krach vom Zaun gebrochen, dass ich das zukünftig gelassen habe. Der Preis war zu hoch für einen Kaffee. Ich wollte für einen netten Nachmittag nicht mit seinen Tiraden bestraft werden.

    Meine Knöpfchen waren also die Kommunikationsverweigerung, die Schuld und das ewige Gefühl nicht gut genug zu sein. Das führte dazu, dass ich jegliches Körpergefühl verloren habe. Ich war der Meinung, ich hätte Größe 46 und hab mir auch die entsprechenden Kleider in dieser Größe gekauft. Passiert mir heute noch, dass ich vor dem falschen Ständer stehe, weil ich manchmal immer noch nicht weiß, wie mein Körper eigentlich aussieht.

    Ach so, im Bett war ich natürlich auch eine Null. Ich hatte einfach keine Lust mit ihm S** zu haben. Erstens war er so schwer und mit Fahne so abstoßend. Zweitens kam ich mir so benutzt vor. Also nicht mal dazu taugte ich.

    Muss noch mal ein wenig weiter überlegen. Da kommen mir wahrscheinlich noch ein paar Knöpfchen mehr in Erinnerung.

    Euch allen einen schönen Tag und ich würde mich freuen von Euren Knöpfchen zu lesen.

    LG Gigi

  • Mir kommt das hier auch alles ziemlich bekannt vor. ich habe in meiner Kindheit gelernt das ich und meine BEDÜRFNISSE UND gEFÜHLE NICHT WICHTIG BIN ich aber wohlwollend gesehen werde wenn ich funktioniere und Leistung erbringe. Hatte schon als Kind viel Verantwortung für meine kleine Schwester und auch im Haushalt.
    Wenn mir einer sagt wie schlecht es Ihm geht springt bei mir sofort das Coprogramm an und ich frage wie ich helfen kann. Oder ich schaffe es immer wieder Leistungen/Jobs zu erbringen für die ich kaum oder gar nicht bezahlt werde.

    Gute Idee der Thread
    Liebe Grüße
    Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • @all,

    interessant:

      jemand weiss, dass er auf Knöpfe anspringt
      jemand weiss, auf welche Knöpfe er anspringt
      jemand weiss, warum er auf diese Knöpfe anspringt


    und macht es trotzdem???

    Kann das sein, dass eben das genau das Wesen einer Sucht/Anhängigkeit/des Krankhaften schlechthin ist?

    Aber das wisst ihr ja auch alle schon länger... :P


    LG
    Spedi

  • Hallo ihr Lieben,

    in meinen aktiven Co-Zeiten hab ich auch immer gedacht, der Partner drueckt, die Knoepfe und ich muss so reagieren. Ja, ich wusste dann mit was er kommt, damit ich springe. Aber der Partner hat die Knoepfe nicht gedrueckt, ich hab meine Co-Abhaengigkeit ausgelebt, weil ich suechtig war und zwar naemlich co-abhaengig.

    Heutzutage bleibe ich bei mir, wenn sich ein schlechtes Gefuehl anstaut oder wenn ich glaube, dass ich mal wieder meine Co-Abhaengigkeit ausleben muss, dann schaue ich warum ich so reagiere fuer mich, warum ich wieder etwas tun muss um geliebt zu werden und nicht einfach mich selbst liebe und und nicht das Gefuehl des Geliebtseins an eine Sache, Worte oder Handlung knuepfe.

    Wichtig ist nicht zu erkennen, welcher Partner welche Knoepfe drueckt, wichtig ist zu erkennen, dass wir krank sind und bei uns bleiben muessen. Sagen wir naemlich, dass der alkoholkranke Partner die Knoepfe drueck, machen wir uns wieder unschuldig und druecken dem Alkoholiker die volle Verantwortung fuer unsere Situation unsere Gefuehle und Handlungen auf. Nehmen wir aber wieder Verantwortung fuer unsere Situation und erkennen, dass wir dem nicht machtlos ausgeliefert sind, sondern aktiv handeln muessen, gibt es diese Knoepfe nicht mehr.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo Crevette,

    ich hatte große Verlustängste den Menschen zu verlieren, der mir so viel bedeutete. Ich, der Partner nicht. Ich habe mich vollkommen hilflos „gemacht“ und habe entweder alles geschluckt, sie noch in Wattebällchen gepackt oder bin mit einem Aufschrei flüchten gegangen. Mein Krankheitserreger. Das ging immer wieder mal so, bis hin zur Eifersuchtparanoia, bis ich darauf nicht mehr ansprang und hinterfragte, was ich da eigentlich mache. Meine Gedanken waren immer was durcheinander. Da habe ich die „für meine Frau“ verständlich geordnet und verstand mich plötzlich selbst viel besser, nur nicht mehr was ich da eigentlich machte. Immer dann, wenn wir uns neutral, gesund verhielten, wuchsen wir, mit jedem Rückfall und wir konnten den unabhängig erzeugen, fiel unser Kartenhaus zusammen, da verschrumpelten wir zu stinkenden, kranken, erregten Rumpelstilzchen.

    Unsere Argumente wurden immer tiefschneidender. Wir hatten unsere verbale Grenze erreicht. Unsere Bezugspunkte waren kaputt. Mein Ursprung war die Verlustangst, als sie fort war, löste sich vieles auf. Die Verlustangst kam als ich so 10 Jahre alt war, meine Großmutter zu der ich einen besonderen Bezug hatte verstarb. Das hat mich 40 Jahre begleitet. Ich muß keine glühenden Kohlen in der Hand halten, aber es macht mir immer mehr Spaß Dinge zu tun, wovor ich Angst habe.

    Was will ich jetzt tun, was tun Menschen die Jahrzehnte ein Paar sind und Krisen überstanden haben? Ich lebe hier und jetzt, heute, was gestern war, war gestern. Heute freue ich mich darüber, daß ich mir all die Dinge ansehen kann, sie tun nicht mehr weh, sind einfach, gewesen, gestern, eine angenommene, unänderbare, wertvolle Erfahrung für mein weiteres Leben, heute erlebe ich wieder etwa Neues.

    Gestern habe ich andere Knöpfchen gedrückt, die machen mich fit und nicht krank, aber das war was anderes.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Auch hi @ all,

    Danke Spedi für Dein:

    jemand weiss, dass er auf Knöpfe anspringt
    jemand weiss, auf welche Knöpfe er anspringt
    jemand weiss, warum er auf diese Knöpfe anspringt

    Wenn ich mal vorher gewusst hätte, das das Knöpfe sind, die irgendwann im Leben zum ÜBERLEBEN einfach da sein mussten. Man hat Eltern, oder was auch sonst, bei denen lernt man, dass man nur Liebe bekommt, wenn man funktioniert. Das ist für ein Kind überlebenswichtig. Also sagen wir mal eine gute Funktion. Weil ein Kind ohne Liebe nicht überleben kann (dies auch an alle Co-Eltern, die ihre Kinder einem alkoholabhängigen Elternteil zumuten oder zugemutet haben (da schließ ich mich ordentlich mit ein!!!). Weil das Kind nun diese Liebe braucht, wird es ALLES tun, diese auch zu bekommen. Irgendwann ist das dann verinnerlicht, die Knöpfe sind sozusagen immer abrufbereit! Die funktionieren dann in den verschiedensten Lebensbereichen, praktisch automatisch, oder unbewusst.

    Glück, wer erkennt, dass er solche Knöpfe hat. Schwer, diese zu neutralisieren. Noch schwerer, diese in allen Lebensbereichen zu eliminieren. Aber man hat sie zumindest vom Kopf her (kognitiv) erkannt und das ist der erste Schritt.

    Und bis das vom Kopf im Bauch, ist dauert es und deshalb lässt man die Knöpfe noch eine ganze Zeitlang weiter drücken. Schließlich waren die ja mal wichtig und das soll jetzt nicht mehr so sein? Das macht unsicher. Da braucht man wirklich Zeit um sich sicher zu sein, dass das Leben nicht mehr davon abhängt. Zusätzlich braucht man noch Zeit um zu erkennen, dass man sich selbst annehmen und lieben muss. Man muss also seinen Selbstwert erkennen. Das dauert auch. Und solange sind die Knöpfe halt immer mal mehr oder weniger aktiv.

    Ach so, noch so ein Knopf bei mir war: er hat alles vorn und hinten von sich gehen lassen (ihr wisst was ich meine) da bin ich gesprungen und hab Krankenschwester gespielt und meine heilerischen Fähigkeiten voll zu Geltung bringen können. Man war ich toll. Konnte seine Exkremte einsammeln ohne selbst die nächste Toilettenschüssel zu umarmen und ihm noch Linderung verschaffen. Echt toll. ich konnte wirklich gut bemuttern. Und wie ich das alles geschafft habe. Ein Orden hätte mir gehört (ne, lieber einen Holzhammer von Spedi :D

    Die Sonne scheint und ich glaub ich lass mir mal ein wenig ins Gesicht scheinen.

    LG

    Gigi :D:D

  • Ja, das Bewußtmachen ist der erste Schritt und dann geht es ans üben...direkt in einer Situation fällt es mir schwer...manchmal bemerk ich auch erst hinterher das mein CoProgramm angesprungen ist - ich bezeichne das schon mal als echten Fortschritt...und es gibt natürlich noch höhere Ziele.
    #1=me :lol:

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hi ihr Lieben,

    ja, Karotte, da haste Recht. Der Verlauf ist doch einfach meistens so:

    1. Unzufriedenheit weil der Alkoholiker trinkt
    2. Erkennen, dass man den Alkoholiker nicht helfen bzw. heilen kann
    3. Sich auf sich konzentrieren, erkennen welche Verhaltensweise etwas mit meiner Co-Abhaengigkeit zu tun haben
    4. Meine Beduerfnisse klar an erste Stelle stellen und aktiv handeln, da ich mittlerweile weiss, dass ich krank bin
    5. Mein Blickwinkel ist komplett auf mich gerichtet und ich tue generell aktiv etwas, wenn mir etwas nicht gut tut

    Das sind ungefaehr die Schritte raus aus der Co-Abhaengigkeit, fuer mich war der wichtigste AHA-Moment als ich erkannt habe, dass ich aktiv fuer mich werden muss und sich das Problem nicht einfach in Luft aufloest, wenn ich es ignoriere oder auf die lange Bank schiebe. Das bedeutet ich gebe mir selbst keine Ausrede mehr, wenn ich nicht aktiv werde und etwas fuer mein Glueck tue und zwar gilt das in allen Bereiche meine Lebens.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hi Spedi,

    klar ist das unsere Krankheit. Hier unterscheiden wir uns auch gar nicht so sehr von Alkoholabhängigen. Schließlich weiß ein Alki in der Regel auch, dass er Raubbau mit seinem Körper, seiner Seele, ja seinem Leben betreibt.

    Für mich war das Erkennen der Ursachen und ihrer Wirkung auf mein Leben und den Umgang mit "meinem Alki" der erste Schritt. Jedoch ist das Erkennen einer Tatsache noch nicht genug, auch Verhaltensstrukturen zu verändern. Hier hat es eines längeren "Übungszeitraumes" bedurft. Ich denke, dass ich hier schon gute Fortschritte gemacht habe. Aber genau wie du, werde ich des öfteren noch ungeduldig, wenn ich Co-Beiträge lese. Dann muss ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass ich auch MEINE Zeit gebraucht habe, bis dahin kam, wo ich heute bin.

    Dass ich nicht mehr auf alle möglichen Knöpfe anspringe, habe ich heute wieder gemerkt und zwar in einem Umfeld, das nichts mit Alkohol zu hat - obwohl, wenn ich mir das Gegenüber von heute so ins Gedächtnis rufe, bin ich da gar nicht mehr so sicher.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Guten Abend alle zusammen und herzlichen Dank für die vielen Beiträge!

    Ich finde es extrem spannend, über die verschiedenen Knöpfe zu lesen. Klar löst das Wissen um die Knöpfe das Problem nicht und klar sind nicht die Alkoholiker schuld, weil sie die Knöpfe drücken sondern unsere Co-Abhängigkeit, weil die Knöpfe zu Reaktionen führen. "Normale" haben sicher auch diese Knöpfe, aber die sind nicht "verdrahtet", führen nicht zur Reaktion wie bei uns. Wer ums Himmels Willen ausser uns reagiert schon so wie wir auf sowas wie wir??? :)

    Mir ist aufgefallen, dass die bisher genannten Knöpfe oft mit fehlendem Selbstbewusstsein verknüpft sind, mit der Angst, nicht zu genügen. Und ich frag mich, ob es nicht auch genau die entgegengesetzte Sorte Knöpfe gibt: "Ich-schaff-das-was-kein-anderer-kann"-Knöpfe, sozusagen.

    Das wären dann die "hilf-mir!"-Knöpfe, die dazu führen

    - dass wir helfen - bzw. bemuttern - bzw. bevormunden...
    - dass wir meinen, den anderen (vor sich selber und dem Alkohol) retten zu können...
    - dass wir besser wissen, was dem anderen gut tut, als er selber...
    etc.

    Oder auch die Sorte Knöpfe, die gar nicht der Alkoholiker drückt, sondern wir selber irgendwie, die "ich-kann-alles!"-Knöpfe, die machen

    - dass wir uns nicht beklagen...
    - dass wir meinen, die schlimme "Phase" aushalten zu können (in der Hoffnung natürlich, dass es wieder gut wird)...
    - dass wir alles ertragen können, was uns an Scheusslichkeiten widerfährt, weil wir so stark sind wie sonst keiner...
    etc.

    Oder sind das keine "echten" Co-Knöpfe?

    Ich freu mich auf Eure weiteren Beiträge und Antworten und schicke ringsum liebe Grüsse,

    c.

  • Liebe Crevette,

    was ist denn Normal? Übrigens, ich habe schon mal die Fischmesser ausgepackt und wetze gerade genüßlich am Stein, Crevetten an Karotte, das gibt ein Festschmaus.

    In die kleine Gruppe der Unnormalen, fallen Stoffmittelabhängige, wie Tabletten, Drogen, Alkohol oder auch Eßgestörte, bestimmt habe ich paar vergessen, dazu gesellen sich die Stoffungebundenen, also die frei schaffenden Künstler der Abhängigkeit, wie Cos, Workoholics, Sexsüchtige, Glotzer, der Rest ist mir gerade entfallen. Von den vermeintlich Normalen bleiben nur unwesentlich Wenige über, ich komme da jetzt was durcheinander, sind die Unnormalen die Normalos oder die Normalos die Unnormalen oder ist es doch wie beim Geisterfahrer der ruft: wie es kommt ein Auto entgegen, Hunderte.

    Ich kenne keinen wirklich Normalen, aber ich bin dankbar durch die Krankheit meiner Frau auf das Forum gestoßen zu sein, auf die ganzen Verwicklungen und etwas über meine Anteile erfahren zu haben, der Rest kommt noch. Für mich gibt es viele Eigenschaften, die normal sind, auch wenn sie unnormal erscheinen, so lange ich im Gleichgewicht bin können die mir nämlich nichts. Wenn ich meinen Angehörigen mehrmals täglich reinigen muß, muß ich ja nicht dadurch zwangsläufig krank werden. Krank werde ich nur, wenn bei mir im Kopf was nicht stimmt, wenn ich normale Dinge tue die seit Jahrhunderten menschlich sind.

    Lieben Gruß kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Ups... Crevetten-Karotten-Häppchen... hoffentlich verschwimmt sich fish nicht auch noch in diese trüben Gewässer, sonst gibt's ne Bouillabaisse! ;)

    Aber man bemerke bitte, dass auch frutti di mare der Verwendung von Anführungs- und Schlusszeichen mächtig sind und bei mir "normal" "normalerweise" nicht ohne " " dasteht!

    :)

    Liebe Grüsse,

    c.

  • Zitat von crevette

    Bouillabaisse! ;)

    ja, mach ich, ich gebe ja zu, ich wußte auch nicht wie die Suppe geschrieben wird :oops:

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • :) :) :)

    Hauptsache, Du weisst, wie man sie genüsslich isst, mit Knoblauch eingeriebene Croutons und "Rouille" dazu... mmmmh... ich werde hungrig...

    huch! Hungriges Meeresfrüchtchen? Nee, also keine Sorge, nicht so hungrig, dass es zur Selbstentleibung kommt! :)

    Bonne nuit!

    c.

  • Huhu...

    schau mal gaaaanz vorsichtig hier rein...
    Ist das Fischmesser schon kaltblütig gewetzt...? :wink:

    Hey, kaltblut! Auch Phiranias gehören zur Gattung "fish"... :P

    Okay, wollte auch nur mal kurz anmerken, dass ich die Idee für diesen neuen Thread ganz toll finde! Bin momentan selbst auch dabei, mir meine eigenen Mechanismen bewusster zu machen.
    Und gerade durch diesen Erfahrungsaustausch hier, habe ich überhaupt erst entdeckt, dass da bestimmte Mechanismen sind, auf die ich reagiere...


    Ups... crevette, ich fühl mich gerade ertappt!
    Klar ich bin ja sooo stark (Phirania)! Tut das nicht gut, wenn andere einem sagen "Mensch, wie du das schaffst..." oder "Wo nimmst du bloß die Kraft her?"...?!

    Naja, und dass ich natürlich viel besser wusste, was für meinen Mann gut ist, hat er mir ja selbst auch bestätigt ("Nur dein Weg ist der richtige...")!
    Autsch... stimmt! :oops:

    Aber wie du schon schreibst, hier sind wir auf einem guten Weg, genau daran zu arbeiten (eben indem wir uns zu allererst über diese Denkmuster bewusst werden)!

    Bin schon gespannt, was euch noch so dazu einfällt!

    fish, die manchmal vom Goldfish zum Phirania mutiert (nur als Warnung an kaltblut) :wink:

  • Hi Ihr Lieben,

    diese sogenannten "Knöpfe" besitzt doch jeder und im normalen Umfang angewandt ist das auch nicht schädlich :wink: Erst, wenn es ins "extreme" geht, dann fangen wir Cos an, darunter zu leiden.

    Das dürften dann aber keine Knöpfe mehr sein die gedrückt werden, sondern da reicht ein sanfter Druck wie beim "Touchscreen" und das volle Programm springt automatisch an. So stelle ich mir jedenfalls das "Co-Dasein" vor.

    Natürlich kann man eine Liste zusammenstellen, aber diese Liste dürfte ziemlich lang und vielfältig sein. Hinzu kommt ja wie "leidensfähig" man selber ist. Auch dort hat jeder von uns eine andere Grenze.

    Somit kann jeder wohl nur für sich selber schaun, welche "Knöpfe" er versenkt und nicht mehr zugänglich macht - so wie bei den moderneren Herden mit Kindersicherung :wink:

    @Philina ...

    Zitat

    Zudem wurde in meiner Gegenwart dauernd laut aufgestoßen und diverse Gase ins freie befördert und gelacht wenn ich das dann eklig fand.

    da fällt mir nur eine bösartige Bemerkung zu ein: 2 große Korken und einen dicken Vorschlaghammer besorgen - Thema erledigt :P
    Das ist absolut respektlos und hätte Dir zeigen müssen, welchen Stellenwert er Dir zugesteht. Leider kenne ich Deinen Thread noch nicht - hoffe aber, Du bist auf einem für Dich guten Weg.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Zitat von Diandra

    Natürlich kann man eine Liste zusammenstellen, aber diese Liste dürfte ziemlich lang und vielfältig sein. Hinzu kommt ja wie "leidensfähig" man selber ist. Auch dort hat jeder von uns eine andere Grenze.

    Somit kann jeder wohl nur für sich selber schaun, welche "Knöpfe" er versenkt und nicht mehr zugänglich macht - so wie bei den moderneren Herden mit Kindersicherung :wink:
    Diandra

    Stimmt, Dia, wir können Listen aufstellen und uns darüber freuen, wieviele Knöpfchen wir gefunden haben. Listen über mögliche Co-Knöpfe haben den Vorteil, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf diese Liste lenken und unsere eigenen Knöpfchen noch ein wenig ignorieren können. So ist es mir jedenfalls ergangen. Erst als ich meinen Zeigefinger umdrehte und auf mich selbst zeigte beim Aufzählen der Co-Strukturen, da begann sich für mich etwas zu verändern. Nicht mehr verallgemeinernd, auf Co´s bezogen, sondern ganz allein auf mich, denn nur dort kann ich die Knöpfe versenken.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hi Ette,

    Du hast geschrieben:

    Zitat

    Listen über mögliche Co-Knöpfe haben den Vorteil, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf diese Liste lenken und unsere eigenen Knöpfchen noch ein wenig ignorieren können.

    Da hast Du meiner Ansicht nach absolut Recht. Wer aus seiner Co-Abhaengigkeit raus will, muss erkennen, was mit ihm los ist. Sage ich, dass der nasse Alki meine Knoepfe drueckt, dann gebe ich die Schuld ab. Ich mache die Knoepfe dafuer verantwortlich. Nehme ich aber die Verantwortung in meinem Leben an und erkenne, dass mein Glueck in meinen eigenen Haenden liegt und ich aktiv werden muss, dann habe ich eine Chance den Co-Kreis zu durchbrechen.

    In meinen aktiven Co-Zeiten wollte ich nicht hinschauen, wollte andere fuer mein Glueck verantwortlich machen, ich hab mich bemitleidet fuer das was ich erleben musste, erst als ich mir bewusst gemacht habe, das ich meine Verantwortung ganz alleine fuer mein Leid trage, erst dann konnte ich wirklich und wahrhaftig etwas tun, weg von der Krankheit des nassen Alkis hin zu meiner Krankheit und erkennen was ICH mit MIR machen. Der Alki kann naemlich nichts bei mir machen, ich tue mir das selbst an. Die Erkenntnis war hart, aber ich war auch erleichtert, weil ich erkannt habe, dass man tatsaechlich wieder gluecklich sein kann.

    Alles Liebe,

    Jenny

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