• Zitat von dagmar007

    Für mich persönlich ist eine grobe Behandlung keine Wertschätzung und kein Respekt. Es ist eine Ausgeburt der Erkrankung, das sehe ich sehr wohl so, wer aber so weit geht "grob" zu werden scheint nicht mehr in der Lage zu sein in dem Moment "Wertschätzung" zu leben.

    Dagmar

    Da sind wir ähnlicher Meinung. Die Krankheit macht es unmöglich Wertschätzung zu leben. Es ist ein Symptom der Krankheit. Wäre die Person gesund, würde sie sich anders verhalten können und auch wollen!

    Das heißt aber doch noch lange nicht, dass ich es immer wieder zulasse, dass mich ein kranker Mensch verletzt. Ich muss Vorkehrungen treffen, um mich zu schützen. Wie sehr schätze ich mich selbst wert, wenn ich mich immer wieder solcher Grobheit aussetzte?

    Und vielleicht ist es doch auch wichtig den Begriff Grobheit auseinander zu klamüsern. Ich spreche hier von unerwünschten Knutschflecken. Die waren schlimm für mich und ich fühlte mich damit gebranntmarkt und ich schütze mich und lasse das nicht weiterhin zu. Du sprichst von Familiendramen. Da assoziere ich Frauen mit blaugeschlagenen Gesichtern und Kinder die verängsigt in einer Ecke hocken und da frage ich mich unverständlich, wie könnte ich es zulassen, dass mir und meinen Kindern solches wiederholt angetan wird.

    Ich sehe es so:
    Ich bin verantwortlich für mich, für meine Kinder und für das Ausmaß des Leides, dass ich mir und ihnen im Zusammenleben mit einem schwerkranken Menschen zumute. Der Alkoholkranke ist verantwortlich, wenn er in den klaren Momenten nicht erkennt, welchen Schaden er im Suff anrichtet und keine Vorkehrungen trifft, dies zu unterlassen bzw zu verhindern.

  • Hi,

    Zitat

    Ich bin verantwortlich für mich, für meine Kinder und für das Ausmaß des Leides, dass ich mir und ihnen im Zusammenleben mit einem schwerkranken Menschen zumute.

    aber wenn ich selber in einer Krankheit stecke und sie noch gar nicht erkannt habe nämlich die Co-Abhängigkeit was dann?????

    Wenn ich die Co-Abhängigkeit erkannt habe und trotzdem nicht gehe und meine mir Schutzbefohlenden dem ausliefere ist es Vorsetzlichkeit.

    LG
    Elocin

  • Zitat von dagmar007

    Hallo, liebe Orlando,
    wer aber so weit geht "grob" zu werden

    Dagmar

    Ich unterstelle keinem Alkoholiker, dass er bewusst, absichtsvoll und zielstrebig so weit geht.

  • Zitat von Orlando

    Ich unterstelle keinem Alkoholiker, dass er bewusst, absichtsvoll und zielstrebig so weit geht.

    und ich unterstelle keinem Co-Abhängigen, dass er sich bewusst, absichtsvoll und zielstrebig so weit mitgeht.

    Und jetzt gute Nacht, Orlando

  • Zitat von Orlando


    und ich unterstelle keinem Co-Abhängigen, dass er sich bewusst, absichtsvoll und zielstrebig so weit mitgeht.

    Und jetzt gute Nacht, Orlando

    Hallo Orlando,

    aber ich weiß, dass Co´s irgendwann nicht mehr in der Lage sind, für sich selbst gesunde Grenzen zu ziehen. Zudem denke ich, sich auf bestimmte S..-Situationen einzulassen, damit der trinkende Partner nur Ruhe gibt, ist für mich schon eine bewusste, absichtsvolle Entscheidung. Nur sind wir uns dessen in der entsprechenden Situation gar nicht so bewusst. Zumal wir unseren eigenen Anteil am System Alki-Co nicht so gern sehen mögen. Wenn wir sie sähen, würeden wir ja womöglich etwas verändern müssen. Und davor haben wir Angst. So habe ich es jedenfalls erlebt.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • P.S.

    Orlando, du schreibst, dass du für dich ein soziales Atom erstellt hast. Hast du daraus nur die Erkenntnis über deine bisherigen Verhaltensstrukturen gezogen oder konntest du auch Schlüsse über deine sozio-psychologische Entwicklung ziehen? Zur Selbsterfahrung halte ich das soziale Atom für ein gutes Medium. Allerdings sollte es nicht nur auf die Gegenwart bezogen werden.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ette,

    ja, das konnte ich und in mir ist im Moment vieles aufgebrochen und im Umbruch, aber positiv, stärkend und klärend. Ich bin immer ein wenig auf der Hut hier von mir zuviel Preis zu geben, es ist ein öffentlicher Raum.

    Aber ich fühle ganz deutlich, dass ich endlich wieder zu mir komme. Der Auslöser meiner Krise, war meine eigene Krebserkrankung und es ist bestimmt kein Zufall gewesen, dass ich in einer der schwächsten Phasen meines Lebens halt an mir vertrauten Muster suchte. Und nun, je mehr ich wieder zu mir komme und erstarke kommt auch Bewegung in diese kranke Beziehung. Und ich sehe darin eine Chance für mich, für ihn und für uns.. . .

    Leider hatte ich nur das soziale Atom mit Figürchen aufgestellt. Doch ich habe mich bereits für ein Psychodramaseminar angemeldet. Ich will die anstehenden Thmen für mich auf der Bühne ausspielen. Es ist ein Verfahren, das mir sehr gut tut, denn in Gesprächen bleibe ich viel zu kontrolliert.

    einen schönen 4. Advent
    Orlando

  • Es ist eine Weile her, dass ich hier schrieb und vieles ist passiert, wir sind auf einem guten Weg:
    Während ich in meiner alten Heimat und er im Harz war, hatten wir Zeit unabhängig voneinander nachzudenken, seine Mutter starb, Trauer und auch Entlastung traten bei uns ein, ich begann mit einer Diät, die mir bis heute gut tut, mit Bauchtanz und mit Yoga, habe neue Aufträge akquiriert und bin nicht mehr beschäftigungslos. Er trinkt nicht mehr, hat den Nachlass geregelt und auch sonst läuft alles bei ihm wieder in die richtige Richtung. Es ist schön zu sehen, wie kraftvoll, fröhlich und ideenreich dieser Mann ist. Meine Kinder bocken immer noch dagegen, dass wir nun hier leben, doch auch das wird sich langsam beruhigen. Da bin ich zuversichtlich. Alles in allem scheinen wir die Lebenskrise gemeinsam erfolgreich überstanden zu haben und können miteinander lachen. Ja, wir sind auf einem guten Weg und ich freue mich darüber. Das wollte ich nur kurz mitteilen, ehe ich hier wieder verschwinde.

    Orlando

  • Wir sind weiterhin auf einem guten Weg, völlig anders, als ich es gedacht hatte:
    Unsere gemeinsamen Tage und Zeiten wurden immer weniger, denn er begann wieder zu trinken. Wir hatten ja die Vereinbarung, dass wir nicht zusammen sind, wenn er trinkt. So fuhr er über das Wochenende in die Ferienwohnung. Die Wochenenden wurden immer länger, begannen bereits am Donnerstag oder Mittwoch und endeten Montag oder Dienstag. Eins, zwei Tage waren schön und friedlich, doch dann kam es zu Streitereien, die ihm Anlass waren, seine Sachen zu packen und in die Ferienwohnung zu fahren. Mehr und mehr bekam ich den Eindruck, er provoziere Streitereien, um fahren zu können. Doch er meinte, er liebe die Zweisamkeit und leide unter dieser Einasmkeit.
    Mein erfolgreicher beruflicher Wiederaufbau führte zudem mehr und mehr dazu, dass ich wieder Ausßenkontakte hatte und wenig zu Hause war. Das gab ihm Anlaß sein Gefühl zu verstärken, er sei mir gleichgültig und ich würde ihm untreu sein.

    Uns reichte dieser ewige Streit, beide zogen wir uns in unsere Arbeit zurück, er mit und ich ohne Alkohol. Ich mied Gemeinsamkeit nun auch immer den ersten alkoholfreien Tag, den er wieder zu Hause verbrachte und schlussendlich sagte ich ihm, dass ich mit meinen Kindern ausziehen würde, wenn er sich nicht entscheidet, mit dem Trinken aufzuhören. Seine Antwort war klar und eindeutig: Er habe bisher immer selbstbestimmt gelebt und wolle sich nun auch nicht von mir unter Druck setzen lassen. Er hätte ein Trinksystem gefunden, mit dem er gut zurecht käme. Schließlich wolle er den Rausch. Ihm schmecke Bier, Wein oder Spirituosen gar nicht, er trinke, wegen des angenehmen Zusatndes.

    Mittlerweile sind wir, meine Kinder und ich, ausgezogen. Wir haben keinen Kontakt mehr. Er sucht bestimmt schon eine neue Frau oder hat sie bereits gefunden.

    Mir tut es leid, um den feinen Kerl, der sich hinter dem Rausch versteckt. Ein wenig knabbere ich daran, dass ich ihm den Eindruck vermittelte, ich würde ihn nicht anerkennen, achten und respektieren. Und doch konnte ich ihn zum Schluss kaum noch ernst nehmen, wenn er mit trüben Augen und geröteten Gesicht seine Taschen packte, weil ich ihm gegenüber unfreundlich gewesen sei . . .

    ... und mittlerweile bezweifle ich, dass es liebe war, was uns verband. Mit Liebe hätten wir vielleicht gemeinsam genesen können. So geht nun jeder wieder seinen eigenen Weg. Das positive: Zumindest wir ziehen uns gegenseitig nicht mehr runter. Mir geht es gut, ich stehe wieder mitten im Leben, und ich wünsche ihm, dass es ihm ebenfalls gut geht. orlando

  • Hallo Orlando,

    schön das du dich mal wieder meldest.

    Klasse das du für Dich und Deine Kinder Deine Konsequenzen gezogen hast.

    Lieben Gruß
    Elocin

  • Hallo,

    zufällig fand ich noch einen Weihnachtsgruß aus diesem Forum und das gibt mir Anlaß, mich noch einmal zu melden.

    Wie ich zuletzt schrieb, zog ich Ende Mai 2009 aus unsere gemeinsamen Wohnung aus, zunächst in eine Wohnung im selben Haus. Damals schenkte ich ihm ein Buch "Kontrolliertes Trinken". Ich dachte, wenn ich ihm ein Buch gegen Alkohol schenken würde, würde er es gleich in die Tonne werfen.
    Auch über dieses Buch zog er her, doch er las es und weil er sich selber und mir beweisen wollte, dass ich unrecht hatte, stellte er das Trinken ein. Zunächst glaubte ich, dass wir nun eine Chance hätten, doch einen Weg zusammen zu finden. Doch er wollte mich nicht mehr.

    Im Oktober zog ich dann mit meinen Kindern in eine schöne große Wohnung in einem anderen Stadtteil. Hier fühlen wir uns sehr wohl, haben uns gut eingerichtet. In meinem Job habe ich mich gut eingefunden und bin erfolgreich. Meine Kollegen schätzen mich. Über meine Kinder habe ich Kontakte zu anderen Eltern gefunden und langsam werden aus Bekanntschaften auch wieder so etwas wie Freundschaften. Ich gehe wieder raus und unter Menschen, gehe in sKino, ins Theater, mache Sport. Ich bin wieder Mitten im Leben und mir geht es gut. Meinen Kindern geht es auch gut, die Kleine ist mittlerweile sogar die Klassenbeste. Es ist eine riesengroße Last von mir / uns abgefallen.

    Kaum war ich aus dem Haus und aus der Straße gezogen, zog bei ihm eine neue Frau ein: Ihre Qualitäten bestehen darin, dass sie - anders als ich - häuslich ist und nicht nach Aussen strebt. Sie scheint ihm Ruhe zu schenken. Interessanter Weise sucht er nun den Kontakt zu mir, hätte mich gerne als seine Geliebte. Einerseits rührt mich das und andererseits macht mich das für ihn sehr traurig. Wir haben es nicht geschafft gemeinsam einen sauberen Abschluss zu finden. Mittlerweile trinkt er auch wieder. Schade!!!!!

    Was bleibt: Nachdenklichkeit darüber, dass ich mich in der bisher größten Krise meines Lebens einem Menschen anvertraute, der selber am Ertrinken war. Noch ein weinig Trauer um das Scheitern der angestrebten Beziehung. Ganz viel Freude und Dankbarkeit darüber, dass ich wieder ich bin, gesund, kraftvoll und mit Lebensfreude; Zuversicht, dass sich in 2010 mein Leben weiterhin stabilisieren wird.


    Orlando

  • Hallo Orlando,

    du liest dich gut.

    Ja, immer weiter stabilisieren, daß wir auch in Krisenzeiten bei uns bleiben können.


    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo,

    ich brauche mal einen Tipp von Erfahrenen, keine Stimmung.

    Damit ich meine Ruhe habe, lasse ich seine E-Mails als Junk-Mail abfangen und sofort löschen. Gestern war dennoch eine zu mir durchgedrungen und die enthält eine ultimative Drohung. Entweder ich zahle ihm die Reperaturkosten eines Wasserschadens, nicht mit Geld, sondern mit S** oder... Ja, das weiß ich nicht, denn das muss er in den E-Mails davor geschrieben haben.

    Ich finde, das grenzt schon an Nötigung. Geld, das er von mir fordert, kann er ja ganz formal einfordern und dann müssen wir eine Lösung finden. Das andere aber ist übergriffig.

    Ich schweige und lasse seine E-Mails weiterhin ausfiltern. Meine Frage: welchen Wert hat es, ihn anzuzeigen? Was könnte ich alternativ tun, um ihn erfolgreich in seine Grenzen zu weisen.

    Danke, Orlando

  • hi orlando,

    in einer ähnlichen situation habe ich den rat eines anwaltes in anspruch genommen. er riet mir zu einer unterlassungsklage mit einstweiliger verfügung mit dem ziel, dass der beklagte mich nicht mehr per telefon / brief / email belästigen darf.

    dinge, über die wir uns dennoch austauschen müssen, kommen von der anwaltlichen vertretung dieser person und gehen direkt an meinen anwalt.

    Das ganze hat mich mit allem drumherum rund 400 € gekostet, was es mir wert war. bis heute habe ich meine ruhe von dieser person.

    cu
    MrHardcore

  • Nach fast einem Jahr habe ich mich nochmals hierher verirrt oder doch eher gezielt hierhergefunden... ;)

    Jetzt dies alles mit dem Abstand zu lesen ist krass.
    Einen Anwalt hatte ich nicht eingeschaltet, sondern die E-Mails weiter ignoriert und irgendwann tatsächlich nicht mehr wahrgenommen. Daraufhin war dann auch nichts weiter passiert...

    Heute habe ich einen schönen Bekanntenkreis und erste zarte Freundschaften in dieser für mich noch immer neuen Stadt. Ich mache regelmäßig Fitness, treffe mich zum Theater, zum Brunchen, zum Tablequiz und ähnliches, gehe natürlich auch arbeiten. Die langjährigen gewachsenen Freundschaften, die ich während der Zeit vernachlässigt hatte, pflege ich wieder, ebenso, wie den Kontakt zu meiner Familie. Ich bin wieder die, die ich vor dem Umzug, der Erkrankung und der Begegnung mit diesem Mann war und doch bin ich auch anders, habe eine für mich schwere Lebenskrise bewältigt. Und dafür bin ich danbar. Orlando

  • hallo orlando,

    geschichten wie deine sollen denjenigen die hier neu anfangen mut machen sich nicht aufzugeben. es gibt ein leben nach einer trennung.du bist auch eins der beispiele die aufzeigen das das leben "danach" glücklich gelebt werden kann.schön!!!!

    lieben gruß melanie

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