Und die Reise geht weiter...

  • Liebe Gotti,

    nein, keine Angst - ich verhalte mich völlig untypisch!
    Soll heißen: Ich faulenze tatsächlich!!! :D

    Gestern Nachmittag wollte ich doch noch in den Gartencenter, Blümkes angucken, und dann bin ich erst noch ins Schlafzimmer, habe dort angefangen, "noch eben schnell" frischgewaschene Wäsche in die Schränke zu sortieren und bekam dann einen Müdigkeitsanfall sondersgleichen. Prompt habe ich mich hingelegt und mit Kater und Katze neben bzw. auf mir anderthalb Stunden Heia gemacht... :oops:

    Heute war's nicht anders, vormittags rumgetrödelt, hier viel gelesen, dann fast drei (!) Stunden mit einer ganz lieben Freundin telefoniert, und jetzt komme ich gerade von meiner SHG. War schön heute, tolle Gespräche, bin ganz aufgekratzt.

    Und du hast Recht, wenn auch schüchtern, aber ganz eindeutig, hat sich auch heute wieder die Sonne gezeigt! Prompt geht's mir besser als die letzten Tage, wollen wir hoffen, dass der Sonnenschein noch ein bisschen anhält!

    Ich hoffe, wir lesen/schreiben uns heute noch!
    Einen schönen Abend in die Runde gewünscht!
    espoir

  • Hallo espoir

    ich seh grad, dass du da bist. Hab grad mal deinen Threat ausgebuddelt und entstaubt!

    Gehts dir gut? Ist der Frühling bei dir auch angekommen oder sitz ich hier im besseren Wettereck? Ich hab heut Sonne pur und kalten Wind genossen!

    Schöne Grüsse

    julchen

  • Hallo Julchen,

    wie lieb von dir, meinen Thread aus der Versenkung zu holen!
    Jou, da ist ordentlich wischen angesagt... :wink:

    Ich wirbel gerade ganz hausfräulich umanand und hänge gerade die letzte Maschine Wäsche für heute auf, ich melde mich später noch einmal, ok?

    Alles Liebe bis dahin! :wink:
    espoir

  • Guten Morgen zusammen,

    Julchen hat Recht, es wird wieder einmal Zeit, ein kurzes Update zu machen. :wink:
    Die eine Woche Urlaub ist leider viel zu schnell vergangen, auch wenn ich nicht großartig weggefahren bin oder sonst irgendwie etwas Besonderes erlebt habe. Aber allein die Tatsache, faulenzen zu können, mir mit allem, was ich mache, einfach Zeit lassen zu können und notfalls Dinge sogar ganz sein zu lassen, war diesmal tatsächlich sehr ungewohnt für mich.

    Es sagt sich so leicht „Mach‘ doch einfach mal nix!“.
    Mache ich tatsächlich nix, wenn ich nix mache?
    Selbst, wenn ich nur untätig dasitze und zuschaue, wie der Wind nicht in der Lage ist, das Einheitsgrau der letzten Wochen endlich beiseite zu schieben, kreisen meine Gedanken.

    Ich war viel hier und habe oft über einen längeren Zeitraum nur mitgelesen. Dabei sind mir oftmals einzelne Passagen in verschiedenen Threads durch den Kopf gegangen. Was hat es z.B. zu bedeuten, wenn ich nicht mehr so viel in meinem eigenen Thread schreibe, sondern mich bei anderen äußere? So ist es mir tatsächlich ergangen, ich war bei anderen oft auf dem neuesten Stand, aber mein eigener versank nach unten.
    Hat das gleich etwas mit „nicht mehr bei mir bleiben“ zu tun? Lenke ich mich selber von meiner eigenen Trockenheitsarbeit ab, indem ich mir die Probleme oder Ereignisse anderer User zumindest für einen gewissen Zeitraum zu eigen mache? Tatsache ist, dass es bei mir nicht so sehr viel zu erzählen gibt. Das kann ich negativ werten – „Boah, wie langweilig!“ – oder auch positiv, nämlich dass alles in Ordnung bzw. wie immer ist. No news is good news, oder so.
    Passiert ist natürlich schon das eine oder andere, aber das sind Kinkerlitzchen, Kleinkram, der nicht unbedingt in epischer Breite dargestellt werden muss. Ansonsten geht es mir wie vielen euch, das fehlende Sonnenlicht drückt nicht nur aufs Gemüt, sondern verlangsamt auch die Energieflüsse. Gestern war’s endlich mal wieder soweit, Sonne pur, frühlingshafte Temperaturen. Wenngleich ich eigentlich nur Dinge im Haushalt erledigt habe, geschah dies doch mit einer ganz anderen Energie und der entsprechenden guten Laune.

    Mal schauen, was der heutige Tag so bringt. Geplant ist im Laufe des Tages noch ein Messe-Besuch. Neues sehen, unter Menschen kommen, einfach mal wieder raus aus der Bude. Ich wünsch‘ euch was Schönes! :D

    LG
    espoir

  • Hallo espoir,

    schön dich mal wieder ausführlicher zu lesen.

    Es geistert hier im Forum immer mal der Satz rum, da wo es weh tut - geht´s lang ;-). Mag vlt. eine Antwort auf deine Frage sein:

    Zitat

    Hat das gleich etwas mit „nicht mehr bei mir bleiben“ zu tun?

    Ich will auch Frühling :)

    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,

    wünscht Mieken

  • Liebe Julchen,

    wie lieb von dir, dass du dich meldest!
    Nein, du musst dir keine Sorgen machen, es ist alles (mehr oder weniger) in Ordnung.

    Vor zwei Wochen wurde meine Reise etwas unruhiger, weil mich zwei schnell aufeinander folgende Rückfälle in meiner SHG stärker mitgenommen hatten, als ich gedacht hätte. Ich bin aber mittlerweile in meiner Trockenheitsarbeit soweit, dass ich diese - eigentlich unangebrachte - Anteilnahme tatsächlich als Syptom meiner eigenen Unzufriedenheit deuten konnte. Denn ganz krass ausgedrückt: Eigentlich kann es mir doch völlig egal sein, ob jemand anderes wieder trinkt oder nicht. Ist doch nicht mein Ding. Wenn es mich dann aber doch so beschäftigt, warum weshalb wieso, und wie ich mich an seiner Stelle fühlen würde, und pipapo... ja dann muss ich eben genauer hingucken. Das habe ich getan und ja, so etwas ist oft schmerzhaft.
    Ich habe das dann in der Gruppe thematisiert und sehr schnell kam heraus, dass die Rückfälle der anderen nur ein Symptom sind und die Ursachen für mein unausgeglichenes Seelenleben woanders zu suchen sind. Aber das ist ja nichts Neues. :roll:
    Letzte Woche hatte ich dann auch noch eine extrem anstrengende Arbeitswoche mit wirklich viel Arbeit, Terminen und Zeitdruck, ich bin also förmlich auf dem Zahnfleisch ins Wochenende gekrochen. Freitagabend wollte ich mich dann nach neun "nur mal so übers Bett legen", weil mir die Hüfte so weh tat und ich Beine wie Blei hatte - und habe dann bis zum nächsten Morgen um 10 geschlafen. :shock: Ich bin lediglich einmal in der Nacht aufgewacht, um wenigstens meine Klamotten auszuziehen...

    Gestern Abend hat meine Mutter ihren Geburtstag gefeiert.
    Dass das Lokal eher fürchterlich war, dafür konnte sie ja nichts, mit ihren 76 Jahren ist sie nun auch nicht so die Spezialistin für nette Lokale, in denen man zu vernünftigen Preisen was Nettes essen kann. Viel schlimmer war die Tatsache, dass sie wohl schon leicht einen sitzen hatte, als es überhaupt losging, und das wurde nach zwei großzügig eingeschenkten Gläsern Wein ja nun auch nicht besser. Kurz und gut - das blöde Gequatsche, das ewige Wiederkäuen alter Familienerinnerungen aus den 70er und 80er Jahren, diese Nichtakzeptanz der Gegebenheiten, dieser unflexible Umgang mit dem IST-Zustand, nun, das mag alten Menschen ganz grundsätzlich schwer fallen und unter Alkoholeinfluss erst recht... aber für mich war es wi-der-lich!!! :evil:

    Es war super-anstrengend, es hat mich derartig viel Kraft gekostet, nicht den Tisch zu sprengen und möglicherweise mit einer boshaft-bissigen Bemerkung alles kaputt zu machen. Immerhin habe ich mir nicht mehr die Mühe gegeben, so zu tun, als sei alles in Ordnung. Man konnte mir sehr deutlich ansehen, dass ich extrem angespannt bin - was aber nur wieder dazu führen wird, dass sich meine Familie hinter meinem Rücken das Maul zerreißen wird, dass ich aber so gar nicht gut drauf bin und dass ich anderen ihr Gläschen Wein ja wohl nicht gönnen könnte...Einmal, wenn die alte Mutter Geburtstag hat...

    Ich bin immer noch viel zuviel EKA, als dass ich das alles hinter mir lassen könnte. Alkie, Co und EKA in Personalunion, meine Güte, in meinem nächsten Leben möchte ich bitte als Kuhfladen wiedergeboren werden, der liegt einfach so auf der Wiese und hat seine Ruhe!

    Immerhin bin ich jetzt wieder etwas ruhiger, dieser Geburtstag lag mir schon lange im Magen, weil einfach alle Familienfeiern bei uns so gestelzt ablaufen, aber der meiner Mutter ist immer der Schlimmste. Es werden noch Schwägerin, Bruder und Neffe folgen, aber da bin ich etwas lockerer, weiß auch nicht, warum. Da habe ich kein Problem damit, notfalls zu gehen, wenn's mir echt zu blöd wird. Aber bei meiner Mutter, ich weiß nicht...

    Tja, und heute vegetiere ich so im Räuberzivil vor mich hin und vertrödele den Tag, aber ich glaube, dass das ich mir das nach der harten Woche einfach einmal erlauben kann. Das Wetter ist doof, mein Mann pennt, die Katzen auch, und ich selber schwanke zwischen Buch, Frauenzeitschrift und Forum... mal sehen, wer gewinnt! :wink:

    Ich wünsche euch allen ein schönen friedlichen Sonntag!
    LG
    espoir

  • Hallo espoir

    schön, von dir zu lesen! :lol: Auch wenn es ja ganz schön stressig klingt.

    Die Schilderung vom Geburtstag deiner Mutter, da konnte ich richtig mitfühlen. Vielleicht haben wir doch die gleiche Mutter?
    Ich nehm ja meine öfters mit zum Arzt oder Besorgungen machen, wenn sie ins Auto einsteigt hab ich so oft den Eindruck, sie hat getrunken. Da werd ich dann schon gereizt.

    Zitat

    diese Nichtakzeptanz der Gegebenheiten, dieser unflexible Umgang mit dem IST-Zustand, nun, das mag alten Menschen ganz grundsätzlich schwer fallen und unter Alkoholeinfluss erst recht... aber für mich war es wi-der-lich!!! Böse


    Da hast du es auf den Punkt gebracht, genau so fühl ich mich oft. Bei mir ist es dann die Beziehung zu meinem Noch-Ehemann. Sie kann nicht akzeptieren, dass ich und auch meine Kinder den Kontakt abgebrochen haben und das für uns so gut ist. Immer wieder fängt sie davon an, das ko***mich an!

    Ich bin zwar "nur" EKA und Co, den Alki hab ich GsD ausgelassen, aber als Kuhfladen wiedergeboren werden, ich weiß nicht! Da überleg ich mir vielleicht doch was Schöneres. :lol::lol::lol:

    Ich wünsch dir heut noch einen richtig faulen Tag, gönn ihn dir!

    Schöne Grüße

    julchen

  • Hallo Espoir!

    Freu mich auch mal wieder von dir zu lesen! Auch wenns nicht so das Glücklichste Erlebnis des Jahres ist. :wink: Hauptsache, du kommst drüber weg, ohne Schaden zu nehmen.
    Es ist aber auch eine Frechheit, den anderen ihr Gläschen Wein nicht zu gönnen! :wink:
    Irgendwie fühlen sich alle Alkis und "Nichtalkis" (die nur mal abends ein Glas trinken!) dabei angepi....t.

    Ich wünsche dir eine neue, gute, fröhliche Woche ohne zuviel Stress!
    und schicke liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Gotti,
    ich bin mir nicht sicher, ob ich dich da jetzt richtig verstehe:

    Zitat von Gotti

    Irgendwie fühlen sich alle Alkis und "Nichtalkis" (die nur mal abends ein Glas trinken!) dabei angepi....t.


    Wie meinst du das?
    Ironisch oder nicht?

    Ich wollte ja nur darauf hinaus, dass mich das promillige Gequatsche stört, ich aber am Tisch bleiben muss, weil es doch der Geburtstag meiner Mutter ist. Meine Familie dagegen denkt, ich gönne ihnen nicht das eine oder andere Glas Wein - weil sie gar nicht drauf kommt, dass es in Wirklichkeit das Gequatsche ist.
    Weißt du, als ich selber noch getrunken habe, ist mir so manches weinduselige Genöle auch auf den Keks gegangen, aber ich habe einfach dagegen angetrunken und somit auch die ätzendsten Abende überlebt. Seitdem ich nicht mehr trinke, sind Familienfeiern bei uns eine echte Herausforderung.

    Dein Beitrag kam bei mir jetzt so an, als wolltest du sagen: "Da siehste mal, wie Kacke das mit angetrunkenen Leuten am Tisch ist...!"
    Das weiß ich ja, Gotti, aber ich kann doch auch nicht ewig mit 'nem schlechten Gewissen herumlaufen, bloß weil ich früher auch getrunken habe. Und soll ich jetzt erneut ein schlechtes Gewissen haben? Weil ich nämlich nicht mehr trinke?
    Aber wie gesagt, vielleicht habe ich dich auch nur gründlich missverstanden... :?

    Dir auch einen guten Start in die neue Woche!
    LG
    espoir

  • Zitat von espoir


    Ich wollte ja nur darauf hinaus, dass mich das promillige Gequatsche stört, ich aber am Tisch bleiben muss, weil es doch der Geburtstag meiner Mutter ist.

    Liebe espoir,

    jetzt muss ich allerdings mal nachhaken, nachdem ich Deine letzten Beiträge gelesen habe...
    Wieso musst Du am Tisch bei Deiner Mutter bleiben??
    Wieso muss man Dinge tun, die einem nicht gut tun, nur weil sie mit Menschen zusammen hängen, von denen man glaubt, ihnen gegenüber irgendeine Verpflichtung zu haben?
    Ist unsere größte Verpflichtung nicht die, auf uns zu achten uns gut zu tun, nachdem wir uns soooo lange nicht im Auge hatten?

    Nur mal so...

    Irgendwie...

  • Hallo espoir

    Also erstmal glaub ich schon, dass Gotti das ironisch gemeint hat.

    Was ich aber eigentlich schreiben wollte, ich hab seit einiger Zeit schon den Eindruck, dass es dir nicht besonders gut geht.

    Zitat

    Das weiß ich ja, Gotti, aber ich kann doch auch nicht ewig mit 'nem schlechten Gewissen herumlaufen, bloß weil ich früher auch getrunken habe

    Nein, espoir, das sollst du nicht. Aber ich glaub manchmal, du tust es. Wenn ich mich richtig erinnere hast du auch mal geschrieben dass du den Eindruck hast, dein Mann kommt öfters nicht mit deiner Trockenheit zurecht. Aber das ist Vergangenheit, da kannst du nichts mehr dran ändern. Sei stolz auf dich, dass du heute nicht mehr trinkst !Irgendwie denk ich, du verbiegst dich ganz schön, um deine Fehler von früher wieder gut zu machen. Aber das bringt nichts, da bleibst du doch auf der Strecke.

    Ich weiß nicht, ob ich so recht ausdrücken konnte, was ich mein. Espoir, du bist eine tolle Frau, denk bisschen mehr an dich selbst .

    Schöne Grüße

    julchen

  • Hallo Espoir!

    Erst mal tut es mir leid, wenn ich dich in Gedankennöte gebracht habe, denn ich habe es ganz klar ironisch gemeint.
    Es geht mir nämlich auch als eigentlich Nicht- Alkoholikerin, die eben jetzt auch abstinent lebt, so, dass manche Leute sich eben angep.... fühlen, wenn ich daneben sitze und als einzige nichts trinke.
    Die fühlen sich dann eben "ertappt" - wollen es aber doch nie zugeben, dass sie "es" brauchen.

    Aber das weinduselige Genöle stört mich eigentlich auch. Gerade wenn die Leute im Normalfall gute Gespräche führen können und dann unter Strom "unmöglich" sind.

    Die Sache mit der Schuld brauchst du dir nicht mehr antun.
    Es ist doch alles Vergangenheit und nur was du jetzt tust und bist ist wichtig!
    Du darfst dir selbst ruhig vergeben.
    Julchen hat ja schon geschrieben, dass du eine tolle Frau bist, weil du so viel für dich geschafft hast. Und immer noch schaffst.
    Ja, sei stolz auf dich und - verzeihe dir.

    Eine schöne Woche wünsch ich dir, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • glück auf + tschuldigung

    Zitat von Gotti

    Du darfst dir selbst ruhig vergeben.

    ???????? ich hab nischt gelesen wass die espoir sich selbst vergeben könnte - als nur-alkoholiker würd ich mehr gelassenheit erwarten - aber in verbindung mit co + eka kann ich nich mitreden (kann mir aber vorstellen das da mehr zeit vergeht)
    ach > ich hab gottis spruch auch ironisch gelesen


    gelassene woche alle

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo guten Abend zusammen,

    wie freue ich mich über eure Antworten!
    Ich drehe mich mittlerweile immer mehr in meinem Gedankenkarussell, so dass das echt gut tut, auch mal eine Stimme von außen zu hören!

    @Irgendwie (netter Nick übrigens! :wink: )
    Vielen lieben Dank dir für dein feedback - und natürlich hast du Recht mit der Feststellung, dass wir in einem ganz besonderen Maße auf uns aufpassen müssen, und dazu gehört ja nun in erster Linie, sich auch notfalls von Menschen zu trennen, die uns nicht gut tun. Aber genau da tappe ich ja immer wieder in die Falle. Als Alkoholiker-Kind bin ich es von klein auf gewöhnt, die Flagge für die Familie aufrecht zu halten, egal, wie unzufrieden ich in Wahrheit auch sein mag. Schon von Kindesbeinen an habe ich gelernt, Dinge zu tun oder mitzumachen, "weil sich das so gehört" oder "weil man das eben so macht". In gesunden Familien mag das ja auch ok sein, bei uns war es schon früher eine Farce. Hauptsache, der Schein bleibt gewahrt.
    Und das Verhältnis zu meiner Mutter war spätestens seit meiner Pubertät massiv gestört, ab dann konnte ich mich nicht mehr entscheiden, ob ich sie nun einfach bedingungslos liebe oder aber verachte, weil sie aus der Alkoholiker-Hölle mit meinem Vater nicht die richtigen Konsequenzen gezogen hat. Als ich als Studentin ausgezogen bin, habe ich mir selber den Mühlstein des "Verrats" um den Hals gelegt - und bis heute nicht so richtig abgelegt. Wenn ich sie heute manchmal so anschaue, dann sehe ich, dass sie immer kleiner wird, ihre kleinen Hände sind so runzelig, sie ist so zerbrechlich geworden, und ich meine immer, sie müsste doch vor Einsamkeit sterben, weil sie außer ihrem Kanarienvogel niemanden hat, und es reißt mir einfach das Herz raus.
    Gleichzeitig habe ich den Kontakt auf ein absolutes Mindestmaß reduzieren müssen, weil sie nur noch in der Vergangenheit lebt und mit meinem abstinenten Weg völlig überfordert ist. Sie ist wohl schon zu alt, um noch ernsthaft Interesse daran zu entwickeln, dass ich - anders als mein Vater - mich nicht in meine Sucht ergeben habe und mich einfach treiben lasse. Und dann kommt es eben zu solchen Situationen wie am Samstag, wo sie beschwingt in der Vergangenheit schwelgt, uralte Witze von früher reißt und dann auch noch damit kokettiert, dass sie wohl einen kleinen Schwips hätte, aber "gell, Töchterchen, selbst du gönnst mir das mal an meinem Geburtstag!" Aber ich kann ihr doch dann nicht sagen, dass es nicht um den kleinen Schwips geht, sondern um ihren totalen Realitätsverlust.

    Ja, und dann kommt das ins Spiel, was Julchen geschrieben hat: mein ewiges schlechtes Gewissen wegen meiner eigenen Trinkerei von früher. Wenngleich ich der Ansicht bin, dass sich schon so einiges zu früher geändert hat, fürchte ich nichts mehr als die mögliche Bemerkung irgendeines Anwesenden: "Nun, liebe espoir, da wollen wir doch mal nicht so streng sein, gell, schon vergessen, wie ätzend du manchmal warst...?"
    In meiner Familie gibt es kein Verzeihen und Vergessen, keinen Neuanfang. Es gibt keine Konflikte, die werden unter den Teppich gekehrt, es wird bestenfalls hintenrum abgelästert. Und bei passender Gelegenheit werden dir deine Sünden im Wortlaut vorgetragen, noch Jahre später, aus der Nummer kommst du nicht raus, da kannst du machen, was du willst. Ich kenne es nicht anders.

    Vielleicht bin ich deshalb auch so erschrocken, als ich das von Gotti gelesen habe, es tat plötzlich so weh, ich dachte wirklich, sie wolle mir mal eben so eine gemeine kleine Spitze verpassen, wie ich es halt von meiner Familie kenne. Liebe Gotti, bitte verzeih, ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, dass du doch bloß sagen wolltest, dass du auch manchmal misstrauisch beäugt wirst, weil du nichts trinkst (wenn auch aus anderen Gründen :wink: ).

    Ihr seht, ich bin ziemlich durch den Wind und meine Selbstwahrnehmung funktioniert zumindest im Moment ü-ber-haupt nicht. :(
    @Matthias: Weißt du, ausgerechnet mein Vater sagte stets: "Was stört's den Mond, wenn ihn die Wölfe anheulen?", aber soweit bin ich noch nicht. Wer weiß, ob ich das je erreiche...

    Danke fürs Lesen - und euch allen einen friedlichen Montagabend!
    LG
    espoir

  • glück auf espoir

    Zitat von espoir

    "Was stört's den Mond, wenn ihn die Wölfe anheulen?", aber soweit bin ich noch nicht. Wer weiß, ob ich das je erreiche...

    auch wenns den vater sagt ^ is n gutes ziel + du packst das - weist doch was du wert bist ohne alk < darfst es auch annehmen (lies noch mal bei martha - sich selbst lieben)

    schöne woche

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Espoir!

    Wünsche dir ganz feste, dass du schnell wieder "im Wind" bist und nur frische, gute Luft atmen kannst!!!
    Einen guten Tag mit viel Schönes für dich wünscht dir Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • guten morgen espoir,

    diese familienstrukturen / lebenslügen von eltern (= also immer menschen, auf die wir alle als kinder angewiesen waren, die wir bis heute eigentlich uneingeschränkt lieben wollen), die werden wir nicht mehr (ver-) ändern.
    sie ( mutter/vater) haben ihre wahrheit, und sind an unserer version der gemeinsam gelebten zeit nicht interessiert.
    interessiert ist wohl das falsche wort. sie möchten keine andere wahrheit zulassen, als ihre eigene, egal wie die objektiven tatsachen sind.
    das ist ihre möglichkeit, zu leben bzw. zu überleben.
    es sind ja letztendlich auch nur menschen, die sich ihre "überlebensnische" zurechtgelegt haben.
    da passen töchter nicht herein, die fragen stellen, die an ihre lebenssubstanz gehen, da passen keine alkoholikerinnen töchter rein, weil nicht sein kann was nicht sein darf.

    wir werden sie nicht von ihrem weg abbringen.
    wir werden sie nicht von unserer denk-u lebensweise überzeugen.
    uns bleibt nur umgekehrt der weg, dass wir ihnen vergeben, denn auch sie haben sicherlich nicht vorsätzlich/bösartig und berechnend gehandelt.

    ich weiß, ich klinge wie ein besserwisser. aber diese paar sätze sind bei mir nicht von heute auf morgen entstanden, sondern es hat jahre ( mit sauferei, panikattacken )und allen "feinen" nebenwirkungen gekostet, bis ich mich zum frieden entschlossen habe.

    es gelingt mir bis heute auch nicht immer.
    ich stehe oft noch voller wut, verzweifelung und fassungslosigkeit ( innerlich) vor meiner mutter.
    doch ich will keine schuldfrage mehr klären.

    dir einen freundlichen&trockenen dienstag.
    liebe grüße
    isbeau

  • Hallo liebe Espoir,

    recht herzlichen Dank für Deine lieben Geburtstagsgrüße ! Ich freue mich, dass bei meinen Überlegungen und Gedankengängen auch für Dich etwas dabei ist!

    Finde für Dich heraus, was Dir immer wieder neue Kraft geben kann und orientiere Dich daran.

    DU bist der Dreh - und Angelpunkt. Wenn Du mit Dir im Einklang bist, kannst Du auch alles um Dich herum in Deiner ganz besonderen Art und Weise regeln, weil Du authentisch bist.

    Du findest ganz sicher Deinen Weg :)

    Ganz liebe Grüße,
    Schattenspringerin

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