Meine Mutter trinkt und ....tja nun bin ich halt hier ...

  • Hallo alle miteinander,

    ich bin im warsten Sinne des Wortes hier reingestolpert....Eigentlich (?) haben wir uns arrangiert mit dem ganzen Mist. Ich bin 38 Jahre und mein Vater starb als ich 18 war (keine Ahnung ob Ihr meine Vorstellung lesen könnt(?) Ich zog damals gleich von zu Hause aus und meine Mutter wohnte dann alleine. Sie trank und ich wollte retten, diese Geschichten kennt Ihr wohl alle. Ich habe schlimme Erlebnisse mitgemacht, Kindheit - was ist das...nicht das sie mich geschlagen haben, nein...sie waren lieb aber eigentlich hatten sie keine Zeit sondern ich kümmerte mich halt um alles. Ich war der Clown, der Perfektionist, der Kümmerer bis zum Umfallen. Dennoch war mir klar, so will ich nicht leben...

    Dann habe ich geheiratet und bin aus Berlin nach Bayern, ein Drama wenn ich meine Mutter mal drei Tage nicht am Telefon erreichen konnte, dann war sie selbstverständlich in der Wohnung gestürzt, liegt schwer verletzt rum oder ist evtl. schon tot. Ich glaube, ich habe zweimal die Tür aufmachen lassen...ich konnte mir immer nicht vorstellen, warum sie nicht ans Telefon gehen sollte, wenn nicht aus o.g. Gründen. Man flippt aus bei 500km Entfernung. Ihr kennt sicher auch diese Hass und Liebesgefühle, es sind zwei Menschen...unglaublich.

    Nun lange Rede...das erste Kind kam, Oma war hin und wieder bei uns, die Angst war da, besonders wenn ich den Verfall mitbekam und nix machen konnte. Dann wurde ich erneut schwanger und fragten sie, ob sie nicht vorübergehend bei uns in Bayern (eigene Whg.) wohnen möchte, sie wollte und sie blieb. Das ist jetzt sieben Jahre her. Am Anfang kontrollierte ich sie wieder, rief jeden Tag an, hatte Ängste etc. Wir haben aber auch sehr viele schöne Erlebnisse. Sie ist ein toller Mensch und eine sehr liebe Oma...Dann rufen aber Freunde an, mensch wir haben Deine Mutter gesehen, sie lief quer über die Straße etc. Nun ja...kennt Ihr ja sicher auch. Dann 2003 nach einem Städtebesuch zu Hause angekommen, klingelt mein Telefon. Mir wurde mitgeteilt, dass meine Mutter schwer gestürzt ist, Blut im Treppenhaus ist und sie die Tür nicht mehr aufmacht. Ich habe nur geschrien am Telefon. In diesem Moment war klar, sie muß tot sein...wir gingen in die Wohnung und sie lag im Flur. Total dicht aber am Leben, ich habe sie damals ins KH bringen lassen, wo sie zwei Tage blieb, sich sehr schämte und zwei Wochen trocken war...Bei mir hatte sich allerdings was verändert...ich hatte immer Angst sie zu verlieren, von diesem Tag an nicht mehr...und das bis heute. Da habe ich gemerkt, ich kann nix ändern, ich kann sie nicht retten. Wenn sie saufen will bis zum Tod, dann soll sie. Wir hatten und haben lange Gespräche darüber gehabt, ich habe nicht mehr angerufen und bin selber auch nach einer Woche noch entspannt. Wenn sie betrunken am Telefon war, war ich freundlich, legte dann auf und fühlte mich gut. Zeitgleich machte ich eine Therapie wegen meiner Verlustängste, da bemerkten wir recht schelle, dass viele meiner Probleme (Ängste im Dunkeln, Angst meine Kinder und meinen Mann zu verlieren, Angst selber krank zu werden) sehr mit dieser Liebes/Hassbeziehung zu tun hat. Ich konnte einiges lernen udn nahm viel mit.

    Dann erkrankte meine Freundin sehr schwer an Krebs und ich habe nichts besseres zu tun als mein Retteranzug überzuziehen und Himmel und Erde in Bewegung zu setzen - zu Ihrer Rettung. Ich hatte Berge von Energie, habe erfolgreich Professoren angeschrieben und und und...sie in der Arbeit vertreten, jeden Tag telefoniert...ich hatte quasi ein neues Opfer gefunden. Gut, sie lebt heute noch und meine Aktionen führten tatsächlich zu was. Nur vergaß ich mich total, meine Familie und meine eigenen Reserven überschätze ich total. Das ging jetzt drei Jahre so...klar konnte ich meine Mutter loslassen...Jetzt bin ich von meiner Freundin arbeitsmäßig getrennt worden und merke wie die ganze Anspannung weicht, klar will ich wissen, wie es ihr geht und würde ihr helfen aber alles im Rahmen....Ich hätte nie gedacht, dass ich mir erlauben werde, es mir gut gehen zu lassen und zu lachen ohne an sie denken zu müssen...

    Dann letzten Samstag ist meine Mutter schwer abgestürzt, wir haben sie gefunden - fragt nicht wie...eine Flasche Puschkin intus und das vor den Kindern etc. Ich bin ausgetickt, hab sie angebrüllt und sie in ihre Wohnung zurückgebracht. Mit den Kindern habe ich geredet (es gib ein gutes Buch bei amazon) und dann habe ich 5 Tage nicht angerufen aber viele Sorgen gemacht, ob sie sich was antut, ob ich zu bös war etc....Dann letzten Mi rief ich an, sie schämt sich so ....Ich habe sie gebeten, zum Friseur zu gehen und dann zu uns zu kommen. Sie hat zugesagt...naja gekommen ist sie nicht. Nun wollte sie heute zum Friseur (sie tut halt nix für sich und wenn sie dahin geht, geht es ihr immer besser) und morgen um zehn hier sein. Wir haben ne Familienfeier. Ich weiß, sie grault sich davor uns ins Gesicht zu schauen...und ich graul mich auch...

    Nachdem ich Samstag doch so verzweifelt war (wir sind angerufen worden und es war wirklich schlimm zum Ansehen) war ich wieder sehr an meiner Grenze und googelte was das Zeug hielt. Naja und bin hier :) gelandet, hab dann einiges gelesen, vorallem wollte ich aber Infos über Zwangseinweisung haben und über alle anderen "schlimmeren" Alkoholiker...Dann las ich hier und einiges an Karstens Einleitungen und dann bin ich erst einmal ganz kleinlaut geworden...und der Vergleich mit meiner Freundin zeigte mir recht schnell, wo es bei mir drückt...

    Ich möchte nicht auf Distanz zu meiner Mutter gehen, ich hab sie zu lieb dafür...aber ich will mich nicht für die Sauferei interessieren. Kann man das, geht das? Nur die guten Zeiten nutzen und das andere ausblenden? So gefühlsmäßig? Weil helfen lassen, will sie sich nicht, sie ist ja nicht krank...

    Dann geht es natürlich um mich, denn ich habe ein glückliches Leben, habe zwei tolle Kids, einen lieben Mann und einen guten Job und gesund (körperlich) bin ich auch, naja und außer das ich etwas wahnsinnig bin, wenn es ums Arbeiten geht und nie Zeit für irgendwas habe (wie las ich gestern, um meiner eigenen Leere zu entrinnen) und eher mit einer Freundin drei Stunden im Wartezimmer sitze als meine eigenen Zähne richten zu lassen, alles über Katastrophen lese um was zu spüren, diese Trauer...ja lieber traurig als glücklich, denn darf man glücklich und lustig sein, wenn es andere nicht sind? Faul sein, wenn andere arbeiten?...

    Ich höre jetzt auf, sonst kriegt Ihr ja nen Flimmern vor den Augen...

    Nun, ich bin gespannt auf morgen und auf Eure Posts, bis ich da durch bin, wird noch dauern aber bin schon fleissig dran und sehr erstaunt, wieviele Parallelen ich sehe...mögt Ihr auch keine ungeplanten Leerzeiten? Also wenn Ihr eine Verabredung habt und die dann kurzfristig abgesagt wird...ich könnte soviel tun aber in so einem Moment bin ich nur unfähig das zu geniessen...nur mal so als Bsp...

    Seid lieb gegrüßt von
    Esme

    LG Esme

  • Hallo Esme,

    Herzlich Willkommen im Forum :wink:

    wow, dein beitrag, man spürt regelrecht die energie, den wissensdurst, den wille was zu ändern und sich selbst auf die spur zu kommen. ich glaub du bist hier richtig :D

    hast ja auch so schon ziemlich viel erkannt, wie dein verhalten zusammenhängt mit kindheitserfahrungen.

    ob man nur die guten zeiten haben kann und die schlechten ausblenden? naja, so hundertprozentig funktioniert das glaub ich nie und in keiner beziehung, aber ich glaube fest auch wir Kinder von Alkoholikern können für uns die bestmögliche situation schaffen, in dem wir uns abgrenzen, wenn es zu viel ist und die zeit nutzen, die schön ist.

    Zitat von Esme

    Dann geht es natürlich um mich, denn ich habe ein glückliches Leben, habe zwei tolle Kids, einen lieben Mann und einen guten Job und gesund (körperlich) bin ich auch, naja und außer das ich etwas wahnsinnig bin, wenn es ums Arbeiten geht und nie Zeit für irgendwas habe (wie las ich gestern, um meiner eigenen Leere zu entrinnen) und eher mit einer Freundin drei Stunden im Wartezimmer sitze als meine eigenen Zähne richten zu lassen, alles über Katastrophen lese um was zu spüren, diese Trauer...ja lieber traurig als glücklich, denn darf man glücklich und lustig sein, wenn es andere nicht sind? Faul sein, wenn andere arbeiten?...

    :shock: das musste ich gleich zwei mal lesen, so ausgedrückt habe ich es selten gelesen, irgendwie spricht es mich an, was und wie du es schreibst. dieser innere kampf um glück und unglück.
    mir gehts momentan wirklich gut, ich hab ein tolles leben, aber ich tendiere so häufig dazu mir trotzdem trauer und unglück einzureden, aus dem fehlglauben heraus, dass ich nur dann wirklich etwas spüren könnte.

    und so gibt es viele parallelen zwischen uns allen hier und ich find es spannend sie zu entdecken und daraus zu lernen.

    also noch einmal: herzlich willkommen, schön, dass du hergefunden hast.

    Roa

  • Hallo Roa,

    vielen Dank für Deine Begrüßung, bin dann gleich mal zu Deinem Thread rübergeswitcht um einfach (wenn auch erst einmal oberflächlich) ein Bild von dem Menschen zu bekommen, der mir schreibt.

    Was mir auffällt, von meinen ersten Eindrücken hier, dass relativ viel "junge" Menschen hier schreiben - wie auch Du...und das mit Erfahrungen und einer "Weisheit" (weiß nicht wie ich es anders schreiben soll...und genau so war ich auch, ich war mit 18 schon wie andere mit 30, ich wusste, was ich wollte und meistens auch wie ich es anstellen sollte...

    Mit den Katastrophen ist das so eine Sache, mein Mann liest die Zeitung gaaaanz normal, ich eigentlich auch, nur das ich mich anschließend an sämtliche Unfälle, Verbrechen und Todesfälle erinnern kann, die mein Mann nur streift...oft gehen mir dann diese DInge nicht aus dem Kopf. Lange denke ich über die Schicksale nach etc....Ich meine, ich kann ihnen ja eh nicht helfen aber ich kann dann trauern und traurig sein...Manchmal denke ich mir, ich lese mal ne Weile keine Zeitung und lasse alle negativen Nachrichten weg...a la Vogel Strauss...

    Hier bin ich einfach gespannt, was dieses gegenseitige Spiegeln bringen wird...

    Jetzt fall ich erst einmal ins Bett, morgen ist ja Familienfeier und ich weiß schon, wenn ich dann meine Mutter sehe - nach dieser Katastrophe, bin ich einfach nur froh sie zu sehen ohne diese ganzen negativen Gedanken, die jetzt noch in mir grummeln.

    LG und schlaf gut! Morgen lese ich mich auch bei dir a bisserl mehr ein.
    Esme

    LG Esme

  • Hallo Esme,

    herzlich willkommen im EKA-Bereich. Hast Du schon Bücher über unsere Kindheit gelesen?, z.B. "Um die Kindheit betrogen" oder "Familienkrankheit Alkoholismus", in diesen fand ich viel von meinem Denken und Fühlen wieder.

    Verlustängste und ob es einem "GUT" gehen darf, kenne ich auch von mir. Begleitet uns leider lange auf unserem Weg.

    Ich wünsche Dir hier einen guten und Dich weiterbringenden Austausch.

    Alles Liebe Weitsicht

  • hallo esme,

    so ich hab dich gefunden, herzlich willkommen bei uns kindern hier, du bist hier genau richtig gelandet, freu mich das du hier bist.

    les dich durch und entdecke dich ganz neu

    drückdichnochmal
    lg loreen

  • Liebe Weitsicht,

    bei "´dir" war ich auch schon vorfühlen, mir gefällt Dein Schreibstil, ich schreib immer so wie mir der Schnabel gewachsen ist ;-). Ich muß mich nur etwas tiefer einlesen um auch was g'scheites schreiben zu können :-).

    Familienkrankheit Alkoholismus habe ich gelesen und das Buch Alk - war ganz interessant. Oft möchte ich diese Bücher gegen einen guten Simon Beckett eintauschen, dann lieber Verdrängung. Irgendwie bin ich mir erst jetzt (vorgestern?) so richtig bewußt geworden, wie mein Helfersyndrom mit dem Alkproblem zusammenhängt. Das muß ich irgendwie jetzt mal verarbeiten, ich kenn mich eben nicht anders und so einfach damit aufhören und nur noch MICh sehen oder mehr MICH sehen...hm...schwierig...Eigentlich sollte ich MICH jetzt in meinem Bett sehen :-)).

    LG Esme

    LG Esme

  • So da bin ich wieder....die Begegnung mit meiner Mutter habe ich auch gut überstanden und sie auch. Mit viel Bauchgrummeln kam sie heute morgen, sah echt gut aus - frisch vom Friseur. Wir haben geredet un dich habe ihr meine neuen Bücher mitgegeben. Das Buch "Alk" und das Buch "Familienkrankheit Alkoholismus". Sie hat natürlich mit viel Ausreden angefangen, sie isst im Moment nicht viel, sie denkt so negativ und und und deswegen muß sie trinken...Ich habe ihr gesagt, dass ich mein Leben leben muß und sie ihr. Sie entscheidet für sich, wie weit sie gehen will und ich für mich. Ich habe ihr nur gesagt, ich möchte nicht wieder angerufen werden um sie irgendwo volltrunken aufzusammeln und das mich die Bilder schmerzen, die ich für immer in meinem Kopf gebrannt habe (das vom letzten Samstag). Mein Mann redete noch mit ihr und naja, nun hat sich das erst einmal beruhigt. Den Kindern hat sie kurz erklärt, dass sie Mist gebaut hat, die haben sich natürlich einfach gefreut, dass sie wieder da ist...Sie meinte dann aber, warum ich mit den Kindern denn geredet habe, ob das sein musste...Immer diese Angst, es könnte jemand über sie reden...Ist das bei Euch auch so? Die Vorwürfe, man mache sie nur schlecht überall. Abgesehen davon bekam ich noch ein Haufen Vorwürfe und Erklärungen warum sie trinkt, und wenn ich ihr mal klar mache, wieviel wir eigentlich für sie tun, dann zieht sie nur die AUgenbraue hoch...Ich könnte dann glatt aus der Haut fahren....Als ich sie dann heim brachte, war mir wichtig dass sie sich wieder gut fühlt...ich habe sie umarmt und sie ließ die Arme unten. Ich fragte nach, warum sie mich eigentlich nicht umarmt, sie kann nicht, weil sie sich so schlecht fühlt. Naja, ich sagte dann dürfte ich sie doch nicht umarmen und ich mache es doch auch. Dann endlich drückten wir uns...ich kapier das wohl nie...

    Nun ja, jetzt werde ich mir den Ipod ins Ohr stöpseln und meine Kinderbasarsachen zurecht machen für morgen und den Kinderbesuch so auf ein bissel Abstand halten :-)))).

    Schön das ich hier bin, so kann meine seine Gedanken und Überlegungen einfach loslassen...

    Ganz liebe Grüße
    Esme

    LG Esme

  • ...Ängste...

    Ja da kommt einiges zusammen...

    am meisten ist die Angst vor Verlust...

    Verlust des Mannes, Kinder etc.

    Vorallem durch Unfälle und schweren Erkrankungen. Diese unvorhersehbaren Sachen, wo keine noch so gte Intuition warnen kann, kein Bauchgefühl sondern einfach das Schicksal zuschlagen kann...

    Diese Ohnmacht hat mich an so manchen Tage eingeholt. Mein Mann verlässt das Haus, kurze Zeit später eine Sirene...es konnte nur mein Mann sein...das glaubte ich solange, bis ich ihn am Telefon hatte...

    Nach einer Therapie 2003 wurde es besser, ich lasse diese Gedanken nicht mehr so häufig hoch kommen aber sie sind da...heute muß mein Mann wieder 150km fahren, Autobahn mit Nebel...die gedanken kommen schon, ich kriege zwar keine Panik mehr aber froh bin ich erst wieder, wenn er daheim ist...Ich habe Angst um mein Glück mit ihm und vor dem alleinsein, dann...

    In meinem Bekanntenkreis haben/hatten einige Krebs, drei sind inzwischen gestorben...immer wieder das Hineinlauschen in den eigenen Körper...bin ich auch schon krank???...meine Bekannten waren nicht mal 40....

    Dieses Jahr möchte ich keine übertriebenen Vorsorgeuntersuchungen mehr, nur Standard und mich nicht verrücktmachen lassen...aber schaun wir mal..wie lange...

    Habt Ihr diese Ängste auch und wenn ja...was macht Ihr dagegen?

    Danke und LG Esme

    LG Esme

  • Hallo Esme

    Diese und diverse andere Ängste kenne ich auch.
    Vor allem jetzt, wo ich mir etwas aufgebaut habe, habe ich solche Angst, dass es mir wieder weg genommen wird...
    Das sind wohl auch noch Nachwirkungen von Damals....als es von einem Extrem ins andere ging und wir uns nie sicher sein konnten...
    Ist mein Partner unterwegs, habe ich auch solche Ängste, versuche mir aber dann immer wieder zu sagen, dass es nicht in meiner Hand liegt, lenke mich ab. WIr haben auch abgemacht, dass er sich von unterwegs meldet, denn wenn man jemanden liebt, ist es ein Stück weit auch normal, dass man sich Sorgen macht.

    Wegen Krankheiten...Ich habe auch lange mit solchen Sachen gekämpft. Bei mir war es aber Ablenkmanöver, von meinen Gefühlen weg. Ich hatte vielerlei körperliche Symptome, aber es wurde nie was gefunden...
    Am meisten habe ich Angst vor Depressionen...das wurde ausgelöst, weil vor etwas mehr als einem Jahr von meiner Kollegin die Schwester sich umbrachte, eben wegen dieser Krankheit. Sie hatte eine schlimme Vergangenheit und natürlich entdeckte ich viele Parallelen...dass dies aber bei allen Menschen so ist und deshalb nicht jeder depressiv wird oder sich umbringt, wollte nicht in meinen Schädel...
    Ich brauchte lange, um das zu verarbeiten, denn ich wurde durch das auf meine komplette Vergangenheit gestossen...
    Es ist eben eine Krankheit, wie Krebs, habe ich mir dann gesagt, und ein Stück weit ist es wirklich Schicksal, ob man geheilt wird, oder nicht. Das ist eben das Vertrauen aufs Leben, dass alles gut kommt. Immer gelingt es mir nicht, aber bei mir ist es tatsächlich so oft ein Ablenken, von intensiven, schmerzlichen Gefühlen. Meistens in solchen Momenten kommen die Ängste.
    Ich versuche mich diesen dann zu stellen, mich zu fragen, woher die Ängste überhaupt kommen und mich dann auf das Wesentliche konzentrieren. Gut ist auch, sich zu fragen, was es bräuchte, damit die Angst weniger wird. z.B. Vertrauen

    Alles Beste

    Rina

  • Hallo Esme,

    Verlustängste zu verarbeiten und dem Leben zu vertrauen kannst Du lernen. Dein Beitrag über Ängste hätte von mir, vor 20 Jahren sein können, heute habe ich diese Ängste nicht mehr.

    Ich bekam eine Angstneurose nach der Geburt meiner Tochter, in einer Therapie konnte ich aufarbeiten, dass diese Ängste mit meiner alkoholkranken Mutter zu tun haben. Mein Denken und Fühlen haben nicht überein gestimmt, hier war mein Ansatz, ebenso haben mir die Bücher von Alice Miller geholfen, besonders das Buch "Das Drama des begabten Kindes".

    Meine religiöse Erziehung war auch angstfördernd, es gibt auch die religiös bedingten Neurosen, hierbei konnte ich von Eugen Drewermanns Bibel-Auslegung das "Markus-Evangelium" viel Vertrauen heraus holen, da er sich hierbei nur mit den Ängsten der Menschen beschäftigt.

    Meine Kinder waren für mich Motivation, meine Ängste in gesunde Bahnen zu lenken. Ich bin durch sie gewachsen, ich wollte ihnen keine angstbesetzte Mutter sein, wie es meine Mutter für mich war. Heute weiss ich, dass ich auch Ängste von meiner Mutter und Vater gelebt habe, da ich sie in mir verinnerlicht hatte. Habe auch lange in meiner Ehe die Ängste meines Mannes mit gelebt. Nachdem ich dieses erkannt hatte, konnte ich besser meine Angstproblematik verstehen, sie verringerten sich dadurch.

    Auch Du wirst es hinbekommen Deine Ängste in normale Bahnen zu lenken. Je öfter Du die Erfahrung machst es passiert nichts und Dir bewusst machst, dass Deine Verlustängste aus Deiner Suchtfamilie kommen.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Vielen Dank Ihr zwei für Eure Gedanken. Mein Mann ist natürlich heil heim gekommen. Ich bin wirklich schon viel besser, früher habe ich gleich ne halbe Stunde später am Handy angerufen, ob er in der Arbeit angekommen ist (ca. 5 km :-). Inzwischen kan ich auch gut unterscheiden , was sind mormale Ängste (die fast jede Mutter hat) und was ist von meiner Vergangenheit bestimmt. Das Schlimmste ist zur Zeit die Angst vor einer fiesen Krankheit...Meine RDS - Geschichte von 2003 hat mir gezeigt, wie sehr diese meine Psyche meinen Körper beeinflussen kann, bin immer wieder ganz erstaunt. Weiß bis heute nicht, warum es nun der Darm sein musste. Es war so irre, dass ich nicht mal mehr zum Einkaufen gehen wollte, aus Angst ich muß aufs Klo. Ich sag Euch, das war gruselig. In den Griff habe ich das mit Imodium bekommen (die Sicherheit, ich habe ein Gegenmittel) und Übungen vom Therapeuten. Bis heute *auf Holz klopf* habe ich keine probleme mehr damit.

    LG Esme

    LG Esme

  • Zitat

    Meine RDS - Geschichte von 2003 hat mir gezeigt, wie sehr diese meine Psyche meinen Körper beeinflussen kann, bin immer wieder ganz erstaunt.

    Hallo Esme,

    was meinst Du unter RDS-Geschichte, diese Abkürzung kenne ich nicht.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Hallo Weitsicht,

    RDS steht für Reizdarmsyndrom, sprich sobald irgendein Reiz da ist (Depri, Sorgen, Stress etc.) bekommt man Durchfall. Es gibt sicher auch das andere Extrem. bei mir hat sich das einfach verselbständigt. Es hat bis zu einem Jahr gedauert, dass mir mein Stoffwechsel wieder so egal war wie früher. Wenn ich darauf heute zurückschaue, kann ich das immer noch nicht nachvollziehen, was für Panik ich auf der Straße bekommen habe, wenn nur der Bauch zwickte...

    Hallo Nicci,

    es gelingt mir hin und wieder das gut hinzubekommen und dann fühle ich auch kein schlechtes Gewissen. Für mich ist eigentlich das Schlimmste, nie zu wissen, ob es eben heute ein guter oder schlechter Tag ist. Was für ein Luxus wäre es, wenn wir Eltern hätten, die einfach normal sind, sich freuen wenn man Sonntags zum Essen kommt oder stellt Euch vor, mit den Kids auch mal übers WE wegfährt...nun ja...ich will mich nicht beschwerden, momentan geht es mir gut :-).

    Schön das Ihr hier bei mir vorbeischaut, streichelt die Seel :)

    LG Esme

    LG Esme

  • hallo esme!

    schick dir zuersteinmal ein "verspätetes"herzlich willkommen bei uns kindern"von mir :P ...

    kenn deinen thread noch nicht doch möcht ich auf dein letztes post etwas schreiben...

    es gab da eine zeit und diese ist noch garnicht lang her...da entschied auch ich nicht ob es "ein guter oder ein schlechter tag"WIRD IN MEINEM LEBEN...ja auch bei mir war es meine mutter die "unbewusst für mich bestimmt"....

    jeden einzelnen tag hab ich mir DANN vorgenommen auf DAS zu vertrauen was mir menschen MIT ERFAHRUNG erzählten...

    MACH JEDEN TAG ZU DEINEM TAG!

    entscheide SELBST WIE DEIN TAG WIRD...

    mit geduld und jede menge spuke 8) hab ich es verinnerlichen können was es heisst auch emotional loszulassen...

    in liebe loslassen und sich selbst in liebe begegnen

    ich wünsch es DIR von herzen...

    liebe grüsse caro :wink:

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Liebe Caro,

    dank dir für Deine Zeilen, nachdem ich heute hier wieder viel gelesen habe, auch Dein Kopffrei-Post habe ich wohl noch ganz viel zu tun...was mich betrifft...Vor Monaten habe ich einmal ein Kleinkinderfoto von mir hingestellt und versucht es mit Liebe zu begegnen oder ich schau in den Spiegel und horch auf ein Gefühl...hm irgendwie ist das komisch. weißt Du, so ganz oberflächlich gesagt, geht es mir gut und ich kann nicht klagen...nur wenn ich das "Mich-selbst lieben" lese, komme ich doch ins straucheln, dafür nehme ich mir einfach keine Zeit...das nehme ich jetzt mal als Kopffutter mit ins Bett.

    FÜR MICH: Da ich viel arbeiten muß und noch zwei kleinere Kids hab, nehme ich mir seit 2 Wochen vor um zehn ins Bett zu gehen, weil ICH weiß, dass ich sonst morgen keinen so ausgeglichen Tag haben werde. Eigentlich mag ich noch hier bleiben aber gestern war es schon sehr späääät...und so gehe ich heute um 22 Uhr ins Bett :-), denn um 6 Uhr muß ich raus...

    Drück Euch!
    Esme

    LG Esme

  • Zitat

    Vor Monaten habe ich einmal ein Kleinkinderfoto von mir hingestellt und versucht es mit Liebe zu begegnen oder ich schau in den Spiegel und horch auf ein Gefühl...hm irgendwie ist das komisch. weißt Du, so ganz oberflächlich gesagt, geht es mir gut und ich kann nicht klagen...nur wenn ich das "Mich-selbst lieben" lese, komme ich doch ins straucheln, dafür nehme ich mir einfach keine Zeit...

    Hallo Esme,

    ich habe eine Collage, mit Bildern von mir, in unterschiedlichem Alter gestaltet. Stehe gerne davor, da Gedanken und Gefühle hochkommen, zu dem was ich in dem jeweiligen Alter erlebt habe.

    Der Kontakt zu mir selbst wurde dadurch tiefer.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Hallo Weitsicht,

    das ist verrückt :-), erst heute habe ich gedacht, genau das müsste ich machen. Eine Collage von mir. Ich denke die ganze Zeit, ich muß anfangen, ich muß endlich anfangen - so wie Ihr alle - etwas zu tun. Ich weiß nicht wo und wie ich anfangen soll. Überall lese ich hier Tipps und Anfänge, nur bin ich noch überfordert aber das wird schon. Meiner Kollegin habe ich heut erzählt davon und sie meinte, es ist schön zu sehen, dass es mal langsam um mich geht und nicht immer um alle anderen.

    Heute war meine Mutter hier und voll traurig, sie schämt sich immer noch wegen dem Absturz vor zwei Wochen. Ich fragte sie, was sie daran so runterzieht, ist ja nicht das erstemal usw. Sie hat mich dann angeschaut, hat mich sitzengelassen und ging in einen anderen Raum und fragte, ob ich genügend Vorwürfe losgeworden bin. Jedesmal komme ich mir vor, wie eine miese Tochter, immer dieses Scheißgefühl. Hab ihr von hier erzählt, das ich was für mich tun will. Das einzige was sie wirklich wissen wollte, war ob ich hier wohl geschrieben habe, dass sie alkoholkrank ist :-((, ich habe ihr von einigen Müttern erzählt und das ich sie nicht so finden will, sie soll ihr Leben in Würde zu Ende bringen können und ich möchte nicht erst hinter einer Wodkaflasche kommen. Klar tun ihr die Worte weh...ich habe ihr übers Gesicht gestreichelt aber von ihr kam echt null, nur ein wegschauen...Als ich sie heimfuhr haben wir noch einmal geredet und ich habe ihr an dem Absturztag schon einige Worte an den Kopf geworfen, das hätte nicht sein müssen aber ich war halt total sauer...habe ihr das gesagt und sie meinte auch, sie verstehe das aber sie hätte das an meiner Stelle nicht gemacht...und bling, wieder das schlechte Gefühl...

    ...ich muß zusehen, dass es mir trotzdem gut geht...nur wie...?

    LG Esme

    LG Esme

  • Hallo Esme,

    mir hilfe es, den allerkleinsten Impulsen in mir nachzugeben.

    Wenn ich mich bedeutungsschwanger hinhocke und nachdenke, was ich jetzt alles tun und angehen und ändern und anfangen und zu Ende bringen und sortieren und gestalten . . . . müßte, dann bin ich erschlagen, bevor ich überhaupt angefangen habe! :wink:

    Mit den kleinsten Impulsen meine ich: ein Hauch einer Ahnung von z. B. jetzt wäre ein Spaziergang schön: also geh ich paar Schritte vor die Tür, mal gucken, wie weit ich gehe, brauchen ja nur paar Minuten sein.

    Oder malen, dann nehm ich nen Stift und kritzel bissel, wer sagt, daß das ein riesentolles Bild werden muß?

    Oder aufräumen. Dann tue ich irgendwas von A nach B. und fertig. Morgen ist doch auch noch ein Tag, oder heute abend oder in 10 Minuten.

    Wenn ich Lust auf duschen habe nachts um 1:15, dann mach ich das, warum nicht? Ich hab auch schon nachts um 12 das Wohnzimmerfenster geputzt, weil ich Bock darauf hatte... ja und? War lustig. Und morgens war's toll...

    Einfach machen, was in dir drin grad dran ist zu machen, so schräg das auch immer ist...

    auch mal bissel spielen, spielerisch an eine Sache rangehen hilft auch. Aus Spiel wird Probehandeln, aus Probehandeln wird Handeln.

    Nicht so viel denken, warum weshalb wieso, wieviel schon mal gar nicht. Einfach tun, egal was, egal wie skurril, in Bewegung kommen. Morgens um 5 joggen, warum nicht? oder nachts um 23 Uhr Sterne gucken? toll. Bei Siffwetter spazieren gehen und durch jede, aber auch wirklich jede Pfütze trampeln.

    Einfach machen, dann kommt Bewegung rein und mal das Hirn ausschalten, dann gibt's Platz für neue bisher ungedachte Gedanken...

    Mal bissel ver-rückt sein. Ver-rückt mit Bindestrich! Sich selber verrücken in unbekannte Richtungen, wer weiß, ob's einem da nicht besser geht, wie auf den ausgelatschten bekannten Trampelpfaden...


    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Zitat

    das ist verrückt , erst heute habe ich gedacht, genau das müsste ich machen. Eine Collage von mir. Ich denke die ganze Zeit, ich muß anfangen, ich muß endlich anfangen - so wie Ihr alle - etwas zu tun. Ich weiß nicht wo und wie ich anfangen soll. Überall lese ich hier Tipps und Anfänge, nur bin ich noch überfordert aber das wird schon. Meiner Kollegin habe ich heut erzählt davon und sie meinte, es ist schön zu sehen, dass es mal langsam um mich geht und nicht immer um alle anderen.

    Hallo Esme,

    mache das was Dir einfällt und gut tut. Das ist doch das Schöne hier, dass wir gegenseitig voneinander lernen können, damit wir uns wohlfühlen und weiter in unserer Entwicklung kommen können.

    Habe Geduld, das ist mit das Schwierigste, wir können uns gegenseitig stützen, das habe ich bei mir, beim nicht mehr Rauchen wollen bemerkt. Summerdream - Dani, hat 14 Tage nach mir mit dem Rauchen aufgehört, daran zu denken, unterstützt mich, weiterhin Nichtraucherin zu bleiben. Das macht mich stolz und schenkt mir Kraft und Stärke durchzuhalten.

    Schrittchen für Schrittchen auf Deinem Weg führt Dich zu Deinem Ziel.

    Deine Mutter ist noch mit nassem Denken verbunden, glaubst Du, dass Sie Deine Wünsche an sie, verstehen kann. Oder holst Du Dir hier eher Ablehnung, statt Verständnis von ihr?


    Alles Liebe Weitsicht

  • Ach Ihr Lieben, habt vielen Dank für Eure Zeilen!!!

    Das dem Impuls nachgehen ist ein guter Anfang, ich mach das mal, ich sage mir oft..ach nee geht jetzt nicht, hab noch was anderes, erst das dann dies...Aber was ich bemerke, ich werd ruhiger. Mich regt eigentlich nix auf zur Zeit. Die negativen Gefühle der anderen lasse ich bei denen und hol sie nicht zu mir...das ist ne schöne Erfahrung. Außerdem höre ich den ganzen Tag DUNE und gehe meinen Gedanken nach - immer wenn es gerade geht. Zur Zeit bin ich mir sehr nah, lächel auch mal mein Spiegelbild an :-)) und das ist ne Leistung bei mir :-)).

    Liebe Weitsicht, da kassiere ich wohl ne Ablehnung. Das ist ja dieses Verrückte, was ich nicht kapiere. In mir steckt soviel Liebe und Zuneigung für sie drin und dann möchte ich wirklich dass sie mich versteht, dass sie kapiert, wie wichtig ein Umdenken ist - für ihr Leben. Ich fühle mich verantwortlich für ihr Leben, ich habe viel erreicht und bilde mir ein, es könnte ihr helfen...aber das ist alles kompletter Schwachsinn...das weiß ich im Kopf aber das Herz macht nicht mit, im Moment würd ich das nicht packen, sie nicht mehr anzurufen...oder sie zu sehen. Ich will die guten Tage mit ihr, die schlechten kann sie behalten...

    Im Moment bin ich in der Stimmung das ich mich in ein gemütliches Loch verkriechen mag und mich selbst umarmen könnte - einfach so...

    Ich drück Euch gleich mit!
    Esme

    LG Esme

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