Der steinerne Weg zum eigenen Leben

  • Hallo Sonnenstrahl,
    In Deinen körperlichen Reaktionen finde ich mich auch wieder, Panikzustände, von irgendwelchen Schlüsselreizen ausgelöst ( auf Partys, smalltalk mit halb-fremden Leuten, neue Orte, Telefongespräche). Ich bekomme dann Bauchschmerzen (hatte ich als Kind meistens), Herzrasen, ein Kloß im Hals, und vor Allem, was es so schwer macht normal weiter zu funktionieren, dieses Rauschen und Rasen im Kopf, das Gefühl, zu einer wabbeligen Masse zu werden.....
    Was ich versuche, ist tief und langsam in den Bauch zu atmen, bewußt zu werden und zu versuchen einfach trotzdem weiter zu machen. Außerdem habe ich gute Freunde eingeweiht, das Gefühl, jemand weiß Bescheid, tut schon gut.
    Was ich ganz wichtig finde, ist sich hinterher Anerkennung für die Leistung zu zu gestehen: Es ist toll, daß ich mich überwunden habe, ich hab´s trotzdem geschafft!
    Auf keinen Fall mit einem: das ist selbstverständlich, solche Alltagssituationen schafft ja jeder hin zu bekommen. So habe ich mich früher noch selbst gedeckelt, und schnell geleugnet, daß ich irgendein Problem gehabt hätte.
    Aber es sind ja nicht die Alltagssituationen, die es einem so schwer machen, es sind die Panikzustände, die sie in uns auslösen, und dazu haben wir guten Grund, bei dem, was wir erlebt haben, wir stellen uns nicht an.
    Ich wünsch Dir ganz viel Kraft, gib nicht auf, gegen diese "Stimmen", wie ich sie nenne, zu kämpfen, wir sind stärker als sie!

    Liebe Grüße,
    Ninus

  • huhu liebe sonnenstrahl! :D

    jaaaaaaa das ist schwer doch nicht unmöglich!!!!!!!


    kleine feine schrittchen ergeben DEINEN weg,umso lieber du diesen weg auch gehst umso grösser werden deine schritte.das ist so...lässt sich sozusagen gaaaaarnicht mehr aufhalten.

    disziplin und ehrliches interesse an DIR tagtäglich, das wünsch ich DIR

    kann mich immer nur wiederholen :lol: nehm nen zettel schreib DIR ALLES POSITIVE AUF,ALLES....und wenn es noch so klitzigklein ist,sich selbst überzeugen das es "da ist"die veränderung zum bisherigen leben,lässt DICH(mich)glauben und kraft schöpfen zum WEITERGEHEN

    einen wundervollen tag mit deinem freund liebe sonnenstrahl

    liebe grüsse caro :wink:

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Hallo ihr Lieben,

    wieder ist die Woche fast vorbei und es ist Wochenende.

    Viel ist wieder passiert, viele Eindrücke, Gefühle, Erlebnisse...

    Die Zeit mit meinem Freund letzte Woche war sehr schön. Wir haben uns viel draußen aufgehalten, sind Rad gefahren, es war Erntedankfest auf den Dörfern der Umgebung. Ja, ich habe mich wohl bei ihm gefühlt.

    Ein Wehmutstropfen allerdings hatte die Zeit, als er mir bei einer Unterhaltung sagte, er wolle am Liebsten für immer eine Wochenendbeziehung. Dann gehe man sich unter der Woche nicht auf die Nerven und kann am Wochenende eine schöne Zeit verbringen. Hmmm, da musste ich schlucken und wusste erst gar nicht, was ich sagen sollte.

    Ja, im Moment weiß ich sowieso nicht, was ich will. Aber eines weiß ich, ich möchte nicht für immer alleine wohnen. Entweder will ich mit einem Partner zusammenwohnen oder in einer Wohngemeinschaft mit Gleichgesinnten. Auch der Lebensraum - ich wohne in einer Grossstadt - ist nicht ideale für mein künftiges Leben. Naja, aber für immer Wochenendbeziehung??? Nein!!! Aber es gibt bestimmt einen Grund, dass er das sagt. Vielleicht hat er selber in seiner Familie etwas erlebt, das ihn diese Meinung haben lässt. Ich lasse es einfach mal so stehen und schaue, was passiert.

    Tja, ansonsten habe ich einige positive Erfahrungen auf der Arbeit gemacht. Wir hatten diese Woche Kollegen aus dem Ausland zu Gast, mit denen wir an Projekten zusammenarbeiten. Es war so toll. Ich fühlte mich akzeptiert und konnte mich auf einer ganz anderen Ebene austauschen. Das ist genau der Punkt. Wenn die Arbeit grundsätzlich furchtbar wäre, könnte ich leicht den Abschied nehmen. Aber gerade das Internationale ist ja mein Ding und die Arbeit mit Menschen auch.

    Ich kann mich halt schlecht vertreten und lasse mich leicht unterbuttern. Auch nehme ich negative Stimmung leicht auf und lasse mich runterziehen. Ich bin halt gewohnt, immer die Liebe, Brave, Angepasste, Fleissige zu sein. Ich merke gerade, wie mir das pure Schreiben dieser Worte Aufregung produziert, weil ich endlich mal raus aus dem Schema möchte. Es fühlt sich auch mal gut an, wild zu sein, und leidenschaftlich.

    Naja, auf jeden Fall verlief die Woche besser. Heute möchte ich mich mal meiner Weiterbildung widmen, die derzeit etwas zu kurz kommt. War die Woche so müde abends und hatte keinen Motivation mehr. Was mir aber auffällt. Ich möchte so viele Dinge machen und das stresst mich. Neben der Weiterbildung will ich noch Bücher aussortieren, meinen Kleiderschrank ausmisten, muss noch ein paar Leute wieder mal anrufen, Briefe schreiben, usw. Kennt ihr das auch? Mir geht es oft so, auch in anderem Zusammenhang.

    Ich möchte auch in meinem Leben so viel machen, merke in letzter Zeit, wie viel ich früher verpasst habe. Bei einem Festzug letztens, den ich beobachtet habe, war ein Wagen voll von jungen Leuten, die sich bei lauter Musik tanzend bewegt haben und fröhlich waren. Das hat mich nachdenklich gemacht, weil mir bewusst geworden ist, dass ich das nicht gehabt habe, ausgelassen sein.

    Ich war meistens zuhause gesessen früher, war mit unserer Familiengeschichte beschäftigt, wenn ich nicht mit Krankheit auf den ganzen Schlamassel reagiert habe oder habe wie besessen gelernt und gepaukt um meine Superhöchstleistungen zu halten.

    Und das Leben?? Was war Leben? und jetzt? Ist es dafür zu spät? Was kann ich "nachholen", was nicht? Ich würde am Liebsten mal ein halbes Jahr aussteigen und verschiedene Facetten des Lebens kennenlernen. Ich würde reisen, auf einem Bauernhof leben und arbeiten, vielleicht in einem Hilfsprojekt mitmachen, meditieren, über mein Leben schreiben, alles, um mich und das Leben kennenzulernen. Ich habe einen solchen Hunger danach.

    Trotzdem werde ich immer wieder gebremst, von Zweifeln, meinen körperlichen Beschwerden, Gefühlen der Minderwertigkeit und auch von Freunden/Bekannten, deren Leben normal verlaufen ist und die das ganze nicht verstehen.

    Ja, ich habe so viele Energie, aber wie kann ich die nutzen?

    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

    LG,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo ihr Lieben,

    es ist schon schwer, eigene Interessen zu vertreten. Mir fällt auf, dass es fast eine Automatik von mir ist, zu den Vorschlägen anderer einfach "Ja" zu sagen, ohne zu überlegen oder über meine Bedürfnisse nachzudenken.

    Dieses Wochenende habe ich trotzdem mal eigene Vorschläge gemacht und es hat funktioniert. Gestern Abend waren mein Freund und ich in einem Konzert, in das ich unbedingt reinwollte. Er ist nicht so der Kulturfreund, hat es aber auch sehr genossen. Heute Abend gehen wir uns Kino - "Männerherzen" mit Til Schweiger. Das wird das erste Mal sein, dass wir zusammen ins Kino gehen. Ich freue mich drauf.

    Insgesamt bekomme ich schon ziemlich Energie vom Zusammensein mit meinem Freund. Ich mache Sachen, die ich nie gedacht habe, zu schaffen. Wir waren z.B. Wandern und das mehrere Stunden. Und ich habe es durchgehalten. Das gibt mir Auftrieb.

    Aber diese Woche hatte ich wieder eine Situation, in der ich am liebsten abhauen wollte. Auf der Arbeit spitzt sich die Lage immer mehr zu. Durch dieses Konkurrenzdenken werde ich immer mehr an den Rand gedrängt, weil speziell zwei Kolleginnen total rumschleimen und sich durch unfaire Machenschaften Vorteile verschaffen. Ich muss nun kämpfen, dass ich meine Kunden behalten kann, obwohl ich einen guten Job mache und die Kunden zufrieden sind.

    Es kotzt mich einfach an und ich habe keine Lust mehr zu kämpfen. Es hat ja eh keinen Sinn und ich gehöre nicht mehr in diese "Welt", wo es nur um Verkauf, Verkauf, Verkauf geht. Mir geht es um die Menschen, aber das sieht einfach niemand. Wenn ich mich jetzt anpasse und überwinde, das zu tun, was ich nicht will, würde ich "meine Seele verkaufen" und das kommt nicht in Frage.

    Meine Mutter, mit der ich telefoniert habe, meint, ich hätte jetzt die Chance, mich durchzusetzen. Aber ist das so? Soll ich mich kaputtmachen, obwohl ich weiß, dass ich da weder glücklich bin noch eine Zukunft habe. Das treibt mich ehrlich um und ich spüre, dass ich irgendwann eine Entscheidung FÜR MICH treffen muss.

    Ich habe im Moment mehrere Fälle im Freundeskreis, wo die Menschen in Situationen festsetzen, weil sie es gewohnt sind, oder sie Angst haben, alleine zurechzukommen oder dass das Geld nicht reicht. Immer mehr Zeit vergeht und es geht ihnen schlechter und schlechter.

    Es ist seltsam, ich spüre immer mehr, was mir wichtig ist und ich treffe immer mehr Leute, die mir dies widerspiegeln. Teilweise einfach so, beim Kaffeeholen um die Ecke oder im Zug.

    Ich spüre, was mir gut tut und habe zum gleichen Zeitpunkt Angst, dass ich keine Stelle finde, die ich möchte oder dass das Geld nicht reicht oder dass ich den Ort, das Nest, nicht finden kann. Aber mein Körper zeigt mir deutlich, dass das so nicht weitergehen kann. Die Angst ist dennoch da.

    Meine Mutter hat ihr ganzes Leben lang ausgehalten in einer unbefriedigenden Situation und tut es noch. Aber ich will das nicht mehr. Mein Leben ist mir zu kostbar, um dauerhaft zu leiden und Opfer zu sein.

    Mein Freund versteht das nicht so ganz. Er ist anders aufgewachsen, ist zufrieden mit seinem Leben. Er findet diese ganze Sinnsuche esoterisch. Er meint, ich hätte doch einen guten Job und sollte das nicht so ernst nehmen. Hmmm.

    Aber gut, das ist sein Leben. Ich muss tun, was für mich gut ist und das nacheinander und nicht nebeneinander. Ich möchte so vieles tun, aber das ist nunmal zu viel

    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und mal einen Sonnenstrahl bei all den Wolken.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • hi sonnenstrahl

    Zitat

    ch spüre, was mir gut tut und habe zum gleichen Zeitpunkt Angst, dass ich keine Stelle finde, die ich möchte oder dass das Geld nicht reicht oder dass ich den Ort, das Nest, nicht finden kann.


    kommt mir von irgendwem bekannt vor :oops: ein freund nimmt mich immer noch ganz gerne hoch, weil ich vor etwa 1 1/2 jahren no ähnlich geredet hab. neuer job, neue wohnung, umziehn, neue leute - wie soll ich denn das alles schaffen??? und was wenn's mir dann net gefällt??? :shock:

    ich hab dann beschlossen nur noch schrittweise zu denken, also erstmal job - alles andere hab ich ausgeblendet. klar, wie ich mir den job angeguckt hab (also vorstellungsgespräch) hab ich mir die städte angeguckt und dabei ziemlich schnell gemerkt ob ich da wohnen wollen würd oder net. und es hat alles geklappt, manchmal frag ich mich ob das wirklich wahr is, es ging wirklich alles reibungslos wie am schnürchen :lol:

    sonnenstrahl, ich les dich immer "heimlich" - du klingst so unzufrieden was dein job angeht, das mir schon fast weh tut :(

    ich hab mal für mich gerechnet wieviel zeit ich im büro verbring, das sind von montag- donnerstag mehr als 1/3 des tages :shock: und dann fühl ich mich dort net wohl, da is doch der ganze tag im a... (sorry für die ausdrucksweise :oops: ). für mich wars anfangs ne gewaltige umstellung, ich hab auch während der probezeit überlegt ob ich net doch nochmal wechsel, inzwischen gfällts mir dort und ich fühl mich wohl. und wohnort mäßig könnt ich mir derzeit (was irgendwann is weiß ich ja nie) gar net vorstellen irgendwo anders zu leben :lol:

    wie fandest du männerherzen? ich fand ihn klasse :D

    lg -Dani-

  • Hallo Dani,

    die Männerherzen fand ich super :D Und mein Freund auch! War ganz positiv überrascht. Kultur ist normalerweise nicht so sein Ding, aber wir haben an diesem superlangen Wochenende total viel Kultur erlebt und es hat ihm gefallen :lol: Ich selber bin so pflegeleicht und stimme (fast) allem zu, was andere vorschlagen, und meine Wünsche anzumelden fällt mir so schwer. Aber dieses Wochenende ist ein Anfang.

    Ja, Dani, die Arbeit belastet mich total. Mir graut schon vor morgen, wenn am Nachmittag ein Gespräch mit meiner Chefin und der besagten Kollegin stattfindet. Da werde ich mich dann auch noch verteidigen müssen, dass ich meine Arbeit Ernst nehme und den Kunden Service biete und nichts aufschwatzen will. Aber ich verbiege mich auf keinen Fall. Mein Weg ist stimmig für mich!

    Ich habe halt Angst, wenn ich jetzt kündige, dass ich dann ohne die abgeschlossene Weiterbildung nichts Passendes finde. Das ist eigentlich echt Quatsch. Ich bin gut ausgebildet und bekomme auch ein gutes Zeugnis. Die Angst ist noch das Überbleibsel von einer anderen Zeit, wo Arbeit für mich das Allerwichtigste war, praktisch meine Identität, mein Motor und meine Energie.

    Dani, hattest Du schon eine neue Stelle, als Du gekündigt hast? Das klingt so motivierend, was Du berichtest. Vielleicht ist es einfach Zeit, mal den Mut zu haben und mit dem dauernden Leiden aufzuhören.

    Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend und eine tolle Woche!

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • hi sonnenstrahl

    wie war das gespräch mit chefin und heute???

    Zitat

    Dani, hattest Du schon eine neue Stelle, als Du gekündigt hast?


    jou hatte ich. ich hab mein ex-chef zwar gesagt das ich mich bewerbe, ich bin mit mein ex-chef aber auch super ausgekommen. als ich die stelle dann hatte, hab ich gekündigt. deine jetztige firma muss ja nix von mitkriegen das du dich bewirbst, kannste ja in deiner bewerbung mit reinpacken, dann fragt auch keiner bei dein jetztigen arbeitgeber nach :wink:

    für mich war das ganze erstmal ein "antesten" - einfach mal gucken was der markt zu bieten hat und wie "angesagt" ich bin. gefällts mir net oder is nur irgendwas bei wo mir net zusagt, dann hab ich einfach nein gesagt. auch ein vorstellungsgespräch is ja total unverbindlich.

    im gegensatz zu dir hats mich nur in die stadt getrieben und net aufs land :wink: und mir hats in mein alten büro halt scho no gfalle, daher hat ich null zeitdruck. wobei mit dem bewerben und gucken und so - da wollt i scho selber immer mehr und mehr wech und die ungeduld kam zum vorschein 8)

    freut mich das dein wochenende so klasse war, ich find grad so "kleine" (die nämlich gar net klein sind!) erfolgserlebnisse super motivierend den weg weiterzugehn :D

    glg -Dani-

  • Hallo liebe Dani,

    ja, da hast Du recht. Die kleinen Erlebnisse sind es, über die man sich freuen kann und die den Tag ins Positive verändern.

    War vorhin draussen laufen. Es ist ja heute trüb und nass, aber die Luft roch herrlich nach Frische und Bäumen. Als ich an einer Bank vorbeiging, sass da ein alter Mann auf seinem Rollator. Ich lächelte ihn an und grüsste. Er hat sich total gefreut und grüsste freundlich zurück. Ich mache das gerne, wenn ich unterwegs bin. Viele Leute sind erstmal erstaunt, weil sie es nicht gewohnt sind, aber dann grüssen sie doch zurück und freuen sich.

    Auf jeden Fall hat mich das Laufen wieder etwas runtergebracht. Diese Woche hat es noch deutlicher gemacht, dass ich so mit meiner Arbeit nicht weitermachen kann. Zwischendurch in der Woche habe ich solche Durchhänger mit Bauchweh und Erschöpfungszuständen, dass ich glaube, ich kann gar nicht mehr. Zigmal habe ich schon darüber nachgedacht, zum Arzt zu gehen und mich krankschreiben zu lassen und doch siegte wieder mein schlechtes Gewissen gegenüber den Kollegen und den Kunden.

    Gestern habe ich mich mit einer Kollegin unterhalten, wie es in der Firma weitergehen soll und sie meinte, ich solle noch abwarten. Es kämen ja demnächst Umstrukturierungen auf uns zu und vielleicht finde ich mich in der neuen Struktur wieder. Super, habe mich doch glatt kurzfristig wieder einlullen lassen. Aber was habe ich denn zu erwarten? Immer mehr Arbeit im Callcenter und keine Kundenbesuche mehr und das will ich nicht. Auf keinen Fall!!

    :?: Wie soll es aber weitergehen. Ich merke immer wieder, dass ich das Gefühl gar nicht so habe, was ich eigentlich will oder brauche. Ich merke, dass ich früher immer das gewollt oder gebraucht habe, was ich von anderen übertragen bekommen habe. Super!

    Ich weiß, dass ich mit Menschen arbeiten und naturnah leben möchte. Hmm, und wie finde ich nun die Stelle, die mir Spaß macht?

    Naja, heute ist Samstag und ich habe noch viel Zeit bis Montag. Gleich kommt mein Freund und wir haben das ganze Wochenende zusammen. Von meinem Fenster sehe ich das bunte Herbstlaub und ich möchte nochmal raus zum Spazierengehen.

    Liebe Grüße an Dich und alle anderen,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Liebe Dani,

    ich danke Dir für Deine Nachricht.

    Ja, es sind wieder einige Wochen vorübergegangen. Es fällt mir manchmal schwer, zu schreiben, besonders in schwierigen Zeiten.

    Es geht einfach nicht so recht voran in meinem Leben. Ich suche momentan einfach nach einem Sinn, nach etwas, was mich wieder in Bewegung und vorwärts bringt.

    Es ist so ernüchternd, nach all den Jahrzehnten feststellen zu müssen, dass ich in meinem Leben selten gelebt habe, wie es für mich stimmig ist. Ich habe immer das getan, was mir am meisten Anerkennung, Zuwendung und Liebe von anderen brachte. Jetzt bin ich irgendwie so verbogen, dass ich erstmal nicht weiß, wer ich eigentlich bin und welchen Weg ich gehen soll.

    Ich habe auch gemerkt, dass durch die vergiftete Atmosphäre auf der Arbeit viel von der Hilflosigkeit in mir wieder aufgebrochen ist, die ich früher in der Familie gefühlt habe. Und das lähmt mich so, dass ich manchmal gar nichts mehr tun kann als mich dann abends vor den Fernseher zu setzen und berieseln zu lassen.

    Ich sehne mich nach Geborgenheit, einem Ort unter Menschen, in dem ich so sein kann, wie ich bin, ohne immer etwas leisten zu müssen wie früher. Aber wie finde ich den Ort und vor allem wie bekomme ich wieder Vertrauen in meine Stärken.

    Auf der einen Seite möchte ich am liebsten einfach meinen Job kündigen und in eine alternative Wohngruppe ziehen, wo ich mir die Geborgeheit vorstellen kann. Aber dann kommt wieder die Angst, keine neue Arbeit zu finden und dann vielleicht gar nichts zu haben.

    Da ist mein Freund, mit dem ich ja gerne zusammen bin. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er versteht, wie es in mir aussieht. Er hatte mit den Auswirkungen von Alkoholismus auf Menschen nie etwas zu tun und ich habe ihm auch nicht alles von meinen Problemen erzählt, ihm nur gesagt, er soll mir sagen, wenn ihm das alles zu viel wird. Er soll sich ja auch wohlfühlen, wenn wir uns am Wochenende sehen.

    Auf der einen Seite bin ich oft voller Selbstmitleid, auf der anderen Seite verachte ich mich manchmal dafür, so schwach zu sein und kein "normales" Leben führen zu können, obwohl ich doch erwachsen bin.

    Macht das Sinn?

    Liebe Grüße an Dich, Dani, und alle anderen,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Liebe Sonnenstrahl.,

    habe gerade Deinen Beitrag gelesen und kann mir gut vorstellen, wie Du Dich fühlst.

    Manchmal hat mich der Gedanke an das "große Ziel" in meinem Leben erschlagen, wenn ich dann festgestellt habe, dass ich so viele Jahre mit den Problemen meiner Eltern zugebracht habe, statt mir mein Leben aufzubauen.

    Dann kommt aber wieder die Freude darüber, dass ich es raus geschafft habe, aus den Suchtstrukturen meiner Herkunftsfamilie. Ich arbeite täglich daran, mir mein Leben zu gestalten und so wie ich es bei Dir lese, ist es bei Dir genauso.
    Mach weiter, alles entwickelt sich. Im Herbst hat man auch manchmal regnerische Laune und Gedanken. Mir hilft da raus gehen wenn es hell ist (morgen hab ich endlich die Gelegenheit) oder ab und zu ins Solarium, damit ich mal wieder ein bisschen Vitamin D produziere und nicht mehr so müde und träge bin.

    Herzliche Grüße und alles Liebe, Löwenherz.

  • Hallo Sonnenstrahl,

    ich finde es traurig, dass du deinem Freund nicht genug vertraust. Naja, hab ich auch nicht am Anfang. Ich hab mich weinend auf dem Klo eingeschlossen. Eines Tages hat er Schnitte auf meinen Armen gesehen (ein schlimmer Streit mit meinen Eltern) und mir gesagt, dass er so was nicht will. Er hilft mir in jeglicher Hinsicht, aber er schaut nicht zu, wie ich mich zerstören lasse.

    Ich kenne deinen Partner nicht, aber wenn ihr euch liebt, muss er auch deine Schwächen kennen! Er muss nicht jede Alki-Geschichte im Detail kennen, aber wenn du dich schlecht fühlst, finde ich, dass du ihm das sagen solltest und auch wieso du traurig bist.

    Sonst schließt du ihn aus. Wenn ihn etwas beschäftigen würde, dann würdest du ihm sicher helfen wollen, oder?!

  • Hallo,

    jetzt ist der Schritt getan, vor dem ich mich so lange gefürchtet habe. Heute war ich bei meinem Hausarzt und habe mich krank schreiben lassen. Er will mir helfen, einen Platz in einer psychosomatischen Klinik zu bekommen, damit ich endlich wieder aus der negativen Denkspirale und den ganzen Schmerzen rauskomme.

    Ich habe die letzten Wochen und Monate immer nur Durchgehalten, von einem Ankerpunkt zu nächsten. Im Grunde genommen habe ich auch Angst gehabt, diesen Schritt zu gehen, weil ja nicht alles bei der Arbeit negativ ist. Ich habe meine Kunden immer "geliebt", aber der ganze Druck und die Anforderungen, die gegen meine Überzeugungen laufen, haben mich so mürbe und müde gemacht.

    Diese Woche fühlte ich mich wie dumpf, konnte gar nicht mehr richtig denken. Deshalb denke ich, ist die Entscheidung die richtige.

    Ich hoffe, es dauert nicht so lange, bis ich in die Klinik aufgenommen werde. Meine Psychologin wird nicht begeistert sein. Sie ist derzeit im Urlaub und meinte ja immer, ich müsste mich aus meiner "erlernten Hilflosigkeit" befreien und selbst aktiv werden. Aber ich habe keine kraft und keinen Mut und muss ja erstmal herausfinden, was ich überhaupt machen kann und machen will. :?:

    Ich habe am meisten Angst, vor den Schuldgefühlen, dem schlechten Gewissen und der Leere. :( Ich muss ja erstmal wieder lernen, mir etwas Gutes zu tun. Das fällt mir so unendlich schwer!

    Aber ich will endlich wieder eine Zukunft haben, auf auf die ich mich freuen kann!

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo zusammen,

    kennt ihr das auch? Nicht abschalten zu können, obwohl Zeit und Raum dazu da ist.

    Ich bin jetzt den 2. Tag krankgeschrieben und will ja endlich runterkommen. Aber da ist diese Antreiberstimme in mir, die sagt: "Hast Du schon wegen der Kur angerufen und um dies musst Du Dich noch kümmern und um Jenes".

    Das ist ja genau der Punkt. Ich war in meinem Leben immer am Rennen - genau wie meine Mutter übrigens - die jetzt noch den ganzen Tag im Betrieb rumrennt und macht, obwohl sie längst in Rente gehen sollte.

    Gestern war ich bei unserem Pfarrer, was sehr gut getan hat. Wir haben uns lange unterhalten und er meinte, es wäre nötig, einfach mal innezuhalten in der Tretmühle, zur Ruhe zu kommen und einfach zu lauschen und zu fühlen. Dann kann man wieder merken, welcher Weg der richtige ist.

    Ich konnte ja die letzten Monate gar nicht zur Ruhe kommen. Dauernd die Angst auf der Arbeit und die Schmerzen und wieder Angst. Jetzt könnte ich mich eigentlich mal entspannen, aber es ist so schwer. Selbst nachts bin ich total verspannt, wache mit Bauch- und Rückenschmerzen auf, nach ganz intensiven Träumen.

    Ich habe heute nichts wegen der Kur unternommen. Ich will versuchen, mir diese Ruhe zu gönnen. Ich hatte in meinem Leben eh nie bewusste Ruhephasen, nur immer, wenn ich mich übernommen hatte, und auf die Nase gefallen bin.

    Das ist auch ein Punkt, der sich ändern soll in meinem Leben.

    Ich bin auch erleichtert, dass mein Freund gut auf die Situation reagiert. Ich glaube, er begreift noch nicht alles so richtig, aber das muss ja auch nicht sein. Er hat mich lieb, ist gerne mit mir zusammen, was ich auch fühle. Das tut sehr gut.

    Hat jemand von euch Erfahrungen mit einer psychosomatischen Reha? Ich möchte halt wieder Energie sammeln und hoffe, das ist der richtige Weg.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Liebe Sonnenstrahl,

    habe Deine Geschichte komplett gelesen und sie hat mich sehr berührt.

    Wie geht's Dir jetzt?

    LG, Lavandula

  • Liebe Lavandula,

    vorhin, als ich nach Hause gekommen bin, habe ich mich so richtig glücklich gefühlt. Ich glaube, es geht wirklich aufwärts und nicht nur vorübergehend, wie immer. Dieses Mal ist mir soviel bewusst wie noch nie und ich habe das Gefühl, das erste Mal in meinem Leben so langsam Verantwortung für mich selbst zu lernen und auch zu übernehmen.

    Ich bin weiterhin krank geschrieben, was ich jetzt langsam aktzeptieren kann, wo ich noch vor Wochen ein schlechtes Gewissen hatte, obwohl ich ja nicht krankmache, sondern wirklich fertig bin.

    Meine Psychotherapeutin hat mir jetzt einige psychosomatische Kliniken empfohlen, die ich jetzt nach der Reihe anrufe, um mich nach der Wartezeit zu erkundigen. Ich will nicht zu lange warten bis zur Aufnahme.

    Was mich glücklich macht, ist, dass diese innerliche Wut, Agression und Hilflosigkeit immer weniger wird. Stattdessen bin ich offener, kann auf Menschen zugehen und habe diese Woche einige sehr schöne Begegnungen gemacht, zum Teil mit völlig fremden Menschen, die mir unheimlich Mut gemacht haben.

    Wo ich mich in meinem ganzen Leben immer schwach und minderwertig fühlte und nur akzeptiert wenn ich Höchstleistungen bringe oder möglichst lieb und angepasst bin, so treffe ich jetzt Menschen, die mich so annehmen, wie ich bin, und die sogar auch zum Teil ähnliche Erfahrungen im Beruf gemacht haben und es gut und mutig finden, was ich mache.

    Jetzt ist noch wichtig, die Menschen und auch Teile meines Lebens loszulassen, die die neue Sonnenstrahl nicht unterstützen, sondern die alte gewohnt sind und behalten wollen. Das ist ein schmerzhafter Prozess, aber ich schaffe das!!! Vielleicht ist das der Grund, weswegen ich immer noch so starke körperliche Schmerzen habe, die mich schon sehr belasten.

    Ich kann euch allen, die ihr meinen Beitrag lest ermutigen, euch so zu zeigen, wie ihr seid. Es wird Menschen geben, die euch ablehnen, ja, aber die kann man getrost vergessen. Es werden aber sehr viele Menschen sehr positiv auf euch reagieren und euch unterstützen auf eurem neuen Weg.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo ihr Lieben,

    hmmmm, leider hat meine Euphorie von letztem Freitag wieder nachgelassen.

    Ich glaube, das Schlimmste ist, nicht zu wissen, wie es weitergeht und auch nicht zu spüren, dass alles gut wird.

    Wenn ich so alleine daheim sitze und meine Schmerzen wiederkommen, fühle ich mich so alleine. Dann verlässt mich alle Kraft und Energie und ich fühle mich hilflos wie ein Kind.

    Ich merke, dass ich erst lebe, wenn ich unter Menschen bin, mich unterhalten kann und Akzeptanz und Interesse spüren kann. Wenn ich alleine bin, fehlt mir die Energie zum Leben, zum Ideen entwickeln, zum planen.

    Heute habe ich die Einweisung für die psychosomatische Klinik erhalten. Jetzt geht es darum, wann ich dorthingehen kann. Einerseits freue mich mich drauf, damit es endlich weitergeht. Andererseits habe ich Angst davor, was mich dort erwartet.

    Ich sehne mich danach, endlich zu leben, leben zu lernen. Mal längere Zeit glücklich sein und nicht immer vom Wohl und Wehe und den Stimmungen anderer Menschen abhängig zu sein. Ist schon seltsam, dass das alles jetzt so aus mir herausbricht. Manchmal kommt es mir vor, wie ein Geschwür, dass ganz lange gewachsen ist und nun aufgebrochen ist und dauernd nacheitert. Ich hoffe, endlich diese Wehmut und Trauer überwinden und leben zu können.

    Natürlich macht es mir was aus zu sehen, wie schlecht es meiner Mutter und meinem Bruder geht. Mein Bruder hat wieder akute Probleme mit seinem Umfeld, so dass er fast nicht mehr kann und auch meine Mutter kämpft um ihre Existenz. Aber ich kann nichts tun, obwohl ich mir doch so sehr wünsche, dass es uns dreien endlich gut geht und wir eine "gesunde" Restfamilie sind, die nicht mehr co-abhängig sind.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo Sonnenstrahl,

    tut mir leid zu hören, dass du grad durchhängst. Ich hoffe, dass die Klinik dir Wege zeigen kann, dich wieder mehr selbst zu spüren. Für mich hört es sich so an, als wärst du dir selbst fremd: du möchtest weiterkommen, möchtest glücklich werden, aber stehst dir selbst im Weg. Sehe ich das richtig?

    Wann geht es denn los mit der Therapie?

    LG
    Trillian

  • Liebe Trilian,

    ich werde mich morgen bei der Klinik anmelden und hoffe, dass ich dann spätestens zu Jahresbeginn mit der Therapie beginnen kann.

    Das Problem, das ich habe, ist, dass es keinen Bereich in meinem leben gibt, der "in Ordnung" ist. Es fühlt sich keiner so an.

    Ich habe mich die ganze Zeit verbogen, auch beruflich, habe um ein bisschen Anerkennung mich verleugnet und jetzt muss ich mich erstmal finden, definieren. Mir fehlt außerdem der Rückhalt, Freunde oder Familienangehörige, die zu mir halten, die mich jetzt auffangen. Ich bin krankgeschrieben und, obwohl ich mich bemühe, aktiv zu bleiben, Spazieren zu gehen und was zu tun, komme ich oft ins Grübeln.

    Es kommt dazu, dass ich auf massiven Stress und psychische Probleme immer mit Krankheit reagiert habe, seit ich Kind war und das ist jetzt auch wieder der Fall. Ich habe massive Bauchschmerzen, vertrage fast nichts mehr an Essen und schlafe extrem schlecht.

    Ich fühle mich wieder in die Zeit zurückversetzt, als ich noch in meinem Heimatort mit meiner Familie und meinem alkoholkranken Vater lebte und das Gefühl hatte, nicht aus der Misere rauszukommen. Ich bin wie erstarrt. Aber vielleicht ist das auch die Wende, hoffe ich, und der Start in ein selbstbestimmtes Leben.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo Sonnenstrahl,

    das mit den Bereichen empfand ich mal ähnlich. Mir hat geholfen, die Bereiche in kleine Unterbereiche zu gliedern. Dann fand ich sehr wohl Bereiche, die in Ordnung waren, selbst wenn ich zuvor den Unterbereich nochmal in neue Unterbereiche aufdröseln mußte... :lol:


    Du kannst schreiben und tust es und du hast damit einen Ausgang aus dir selber heraus gefunden. Dadurch kannst du loslassen, sortieren, klären, nachspüren, ordnen.

    Du hast angefangen einen Weg zu gehen. In Schritten.

    Du schaust genau hin, selbst wenn es ein schmerzhafter Prozeß ist.

    Du spürst, daß du Rückhalt brauchst jetzt und nimmst die Unterstützung hier im Forum bzw. demnächst in der Klinik an.

    Du setzt deine heutigen Krankheitssymptome in Bezug zu deinem Umfeld und deiner Biographie.

    Du triffst für dich Entscheidungen.

    Du läßt nach und nach los, was und wer dir nicht gut tut. Und du läßt zu, daß da eine Lücke entsteht. Und nach und nach füllst du diese Lücke mit Menschen und Inhalten, die dir gut tun, da bist du mitten dabei, auch das ist ein längerer Prozeß.


    Das hört sich alles sehr gesund und in Ordnung an. :wink:

    Lg, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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