Rückfall meiner Frau

  • Hallo,
    ich bin wieder ganz unten. Immer wenn man Hoffnung schöpft, das man ein trockenes Leben mit dem Partner führen kann, gibt es einen Rückschlag.
    Meine Frau hat gestern wieder getrunken. Es war nicht viel, und das ist das, was mich wundert. Sie hatte tagsüber wieder einen Kontakt zu ihrer Familie gehabt, der ihr nicht gut tat. Sie betrinkt sich nie richtig, aber doch soviel, das ich es merke. Wir sprechen darüber leider nicht, denn wenn ich es anspreche, heißt es, das ich mich täusche und wie ich darauf käme. Nun kennen wir uns seit 10 Jahren und ich merke es SOFORT, wenn Alkohol im Spiel ist.
    Die Beziehung kommt immer und immer mehr ins Aus, da das Vertrauen oft gebrochen wird, und es diese seltsamen Rückfälle gibt, die nicht in Dillirium führen. Ich glaube mittlerweile nicht mehr daran, das sie es schafft.
    Und mir fehlt langsam die Kraft.
    Ich kann es hier nicht so erklären, aber glaubt mir, ich habe meine Frau ausreichend begleitet, tue es immer noch. Habe mich selbst beim Therapeuten reflektiert. Leider spricht sie mit mir über Ihre Rückfälle nicht.

    zur Erläuterung:
    sie hat bereits eine Langzeittherapie hinter sich, geht in diverse Gruppen, ich habe mich auch mit dem Thema Alkohol beschäftigt (SHG und Therapeut)

    Ist hier irgendjemand in einer ähnlichen Situation?

    need help

  • Hallo Krüger

    Ich habe Dir in Deinem anderen Thread geantwortet,während Du einen neuen aufgemacht hast.
    Etwas verwirrend (für mich).
    Da haben wir" überkreuz" geschrieben.

    Backmaus

  • Hallo Krueger,

    ich kann Dich sehr gut verstehen.
    Mein Mann ist noch ziemlich am Anfang was die Therapien angeht, aber ich bin ganz guter Hoffnung, dass er es so langsam ernst nimmt, er trinkt nicht täglich, sondern hat alle paar Wochen mehrere Tag, an denen er sich exessiv besäuft.
    Mir ist seine Alkholsucht seid ca. 1 1/2 Jahren bewusst, aber wenn ich so über uns nachdenke, wir sind seid 6 Jahren ein Paar und seid knapp drei Jahren verheiratet, hat der Alkhohl schon immer eine große Rolle gespielt. Ich vertrage nicht so viel, daher besteht da für mich keine gefahr...

    10 Jahre sind echt eine lange zeit und ich kann Dir nur sagen, zieh aus, wenn es so weiter gehen sollte. Ich bin seid 6 Monaten nur noch sehr selten bei uns in der Wohnung, wohne eigentlich wieder bei meinen Eltern. Ich merke, dass es mir dadurch viel besser geht, ich kann wieder lachen, an mich denken, machen was ich will ohne an ihn zu denken.
    Wichtig ist, dass Du Abstand gewinnst und wenn Du mit Deiner Frau nicht darüber reden kannst über ihre Rückfälle, dann kann ich Dir nur sagen, sie wird es nie verstehen.

    Das wichtigste bist Du, denk an Dich, Du kannst Dir helfen, aber nicht ihr!

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, genieß den schönen Tag,
    lieben gruß,
    julchenazul

  • Hallo Krüger

    Das "Spielchen",welches Deine Frau mit dem Alkohol treibt,habe ich auch jahreang gemacht.
    Trotz Drohungen meines Mannes,Daraufhinweisen meines Bruders,enttäuschter Gesichter meiner Kids wenn "es mal wieder so weit war".
    Du kannst NIX tun -leider!
    SIE muss wollen.

    Wenn Dir alles zuviel wird bleibt Dir nur EIN Weg:
    Alleine Deinen Weg weiter gehen.
    Ich gehe davon aus,dass Du ihr das schon gesagt hast oder?
    L.G.
    Backmaus

  • Hallo Krueger,

    neulich bin ich durch den Wald gelaufen, da gibt es viele sumpfige Stellen. Jedes Mal wenn ich stehen blieb um was zu fotografieren, fielen die Mücken über mich her. So was konnte auch anders vorkommen, denn vor gut einem Jahr musste ich manchmal anhalten, da ich noch einen Carbon gestärkten Stützstrumpf am rechten Knie trug, der gewisse unerklärbare, psychosomatische Gleichgewichtsausfälle auffing. Heute war ich wieder dort, 15 oder 20km laufen, kein Vieh hat mich erwischt, denn ich war permanent in Bewegung, auch die riesigen Libellen machten einen An- und Abflug, wobei ich nie weiß, wer dabei mehr Schiss hat.

    Als ich nicht mehr wusste was ich wollen soll, weil ich zwischen zwei Stühlen der inneren Entscheidung saß, war ich wie gelähmt, da ging nichts mehr, außer dass es mich immer mehr zerriss. Ich war nicht fähig anzunehmen, dass ich das größte Hindernis in meiner Gesundung und der Gesundung meiner Frau sein sollte. Das führte zum Krampf, zum Festhalten, zum Stillstand und innen drin fiel alles über mich her.

    Ich habe lange nicht in mich rein schauen können und wünsche Dir von Herzen, dass Du Dich nicht aus den Augen verlierst.

    LG Kaltblut

    Da Du immer schnell vom Hacken springst, nachfolgend nochmals einen Deiner Posts:

    Zitat von Krueger

    Hallo,
    ich bin ein Angehöriger und somit Co-Abhängiger, richtig?

    Ich bin als Partner einer trockenen Alkohilikerin mit Rückfällen auch in dieser Zwangsjacke. Wo beginnt der Selbsschutz und hört die Verantwortung für den anderen auf. Diese Grenze ist schwer zu finden und muss jeder für sich definieren.
    Ich habe da jedenfalls noch meine Schwierigkeiten....müsste mich eigentlich aus Selbstschutz aus der Beziehung zurückziehen, mag es aber vielleicht aus falschverstandenem Veratwortungsgefühl nicht tun.
    Liebe Co´s , ich wünsche uns allen viel Erfolg beim Erkennen dieser Grenze und zu wissen, wann man für sich selber die Reissleine ziehen muss....

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo zusammen,
    eine Frage an Kaltblut: was meinst Du mit vom Haken springen? Falls Du damit meinst, das ich ein neues Thema anfange, dann sorry. Bin der Meinung, wenn ich ein anderes Problem beginne, müsste ich auch ein neues Thema aufmachen. Aber wahrscheinlich ist alles EIN Problem.

    Danke für Deine Metaphern, sind immer sehr interessant und hilfreich. Es spiegeln sich eigentlich immer die selben Antworten wieder. denk an Dich, verliere Dich selber nicht aus den Augen...Ja, liegt an mir, da besser auf mich zu achten.

  • Hallo, Krueger.

    Auch bei mir öffnen sich die Augen:
    Mein Mann hatte vor einem Jahr eine
    Kurzzeittherapie gemacht. Vielleicht zwei Wochen nach seiner Heimkehr fand der erste Rückfall statt.

    Rückfall - klar, da wurden wir Ehepartner beim Partnerseminar drüber aufgeklärt - aber der Alltag sieht halt doch anderst aus.

    Auch ich darf den Alkohol nicht erwähnen. Schweigen kann ich aber nicht mehr. Also folgen Vorhaltungen seinerseits und schon ist ein Streit im Gange.
    Wenn´s hochkommt, schafft er es zwei Wochen nix anzurühren. Das sind dann die Hoffnungszeiten.
    Letzte Woche waren es drei Vorfälle in der Woche, Diesen Samstag und Sonntag war er auch angetrunken. Das sind dann die Tiefs.

    Und das Leben auf der Achterbahn wird immer schwieriger für mich, setzt mir immer mehr zu.

    Ich lese hier schon sehr lange Zeit als Gast mit und ich weiß sehr wohl, was zu tun ist.
    Fallen lassen als Hilfe für ihn schaffe ich noch immer nicht, aber ich bin doch einen Schritt weiterauf meinem Weg: Ich habe mich hier angemeldet.

    Fühle Dich gedrückt und finde Deinen Weg.

    Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

  • Hallo,
    ja, wir haben es alle nicht leicht mit unseren abstinenten Partnern. Ich streite mich mit meiner Frau nach so einem Rückfall, weill für mich eine Welt zusammenbricht - wieder mal. Ich stelle dann alles in Frage und möchte die Beziehung am liebsten beenden. Weil ich mich dann Frage, wozu ich sie eigentlich auf diesem Wege begleite, wenn doch immer irgendwann ein Rückfall kommt.

    Einer Paartherapie stehe ich eher skeptisch gegenüber. Wie wahrscheinlich die Mehrheit der Männer. Dazu müssen beide Partner wirklich wollen - und mein Dillema ist, das ich momentan eigentlich gar nicht mehr so wirklich will - bzw ich bin mir da unsicher.

    Ich kann ebenfalls nicht mit dieser Achterbahn leben: heute alles super, morgen Rückfall. Und meistens kommt es ja aus heiterem Himmel und rifft Dich unvorbereitet. So zu leben finde ich zur Zeit nicht wirklich gut.

    Aber ich bemühe mich sehr, mir gewisse Freiheiten zuzugestehen und MICH zu sehen. Danke an alle dafür.

  • und zack - wieder Rückfall. Zwar eingeschränkt, also nicht bis zur Besinnungslosigkeit, aber Rückfall.

    Leute, hätte ich nicht das Eine o Ander, was mich NOCH bei meiner Frau hält: ich habe keinen Bock mehr.....

  • Hi Krüger,

    was ist denn das ein oder andere was dich hält an deiner Frau?

    Fährst du gern Achterbahn?

    Lieben Gruß
    Nicole

  • Hallo Krüger,
    wenn Du mit den Rückfällen Deiner Frau nicht mehr leben kannst/willst dann ist es sicher der beste Weg das Du Dich trennst, und wenn wenigstens erst mal räumlich. Ich konnte es vor 3 1/2 Jahren auch nicht mehr, mein Freund machte die 1 LZ, nach einer Woche zu Hause...trinken...2 Jahre mit kurzen Unterbrechungen...in der Zeit waren wir fast nur getrennt..nach 2 Jahren die 2 LZ, er wollte mich nicht ganz verlieren...nach 4 Wochen der nächste Rückfall... seine Wohnung hatten wir während der LZ gekündigt...nach 7 Wochen trinken kam er wieder...wollte mich nicht verlieren :roll: zog mit bei mir ein..das ging ein halbes Jahr gut...seit 3 Monaten trinkt er wieder und das war das AUS. Jetzt hat er eine neue Wohnung. Nun frag ich Dich, wie lange wollen wir warten bis sie es selber wollen und nicht bloß uns zuliebe mal ne Trinkpause einlegen?! Mir geht es auch nicht unbedingt gut...aber ging es mir gut in den letzten Jahren?
    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und denk mal an Dich..liebe Grüße
    Nele

  • Hallo Krüger,

    es ist einfacher nachzuhalten was geschrieben wurde, wenn Du in einem Thread schreibst, als wenn das alles verstreut ist.

    Ich stelle mir gerade die Frage, was Du unter Rückfall verstehst? Wenn jemand laufend trinkt ist das kein Rückfall, denn es wurde nie etwas geändert.

    In dem Maße wie Du reagierst, ist das aber nichts anderes. Als ich so reagierte dauerte es noch Monate bis ich meinen ersten Rückfall baute, denn ich hatte meine Denke nie geändert.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Ich bleibe auf jeden Fall in diesem Thema.

    Meine Frau trinkt nicht oft, und wenn, dann nicht viel. Aber sie trinkt. Ich will sie auf keinen Fall entschuldigen. Sie hat eine LZT gemacht und ist in nachhaltiger Behandlung. Ich kann die Trinkmengen nicht einschätzen, aber es ist soviel, das sich ihr Verhalten ändert (launisch, Schuldzuweisung an mich, schlechte Stimmung) und ich es ihr ansehen kann. Das ist meiner Meinung nach kein abstinetes Leben und auch nicht meine Vorstellung einer Partnerschaft.

    Warum ich mich nicht trenne? Das ist eine gute Frage und ich versuche sie zu beantworten. Wir sind 10 Jahre zusammen, seit Nov 07 verheiratet. In 2007 kannte ich das A-Problem und stand zu Ihr. Dennoch haben wir geheiratet - wie man so schön sagt: aus Liebe. Dann kam die schlimme Zeit bis zur LZT und die Veränderungen. Die vielen Monate vor der LZT war die schlimmste Zeit in meinem Leben. Dort fing es an, das die Zuneigung zu meiner Frau bergab ging.
    Die Gründe sind: Verantwortung für uns, noch ausreichend Zuneigung, die Angst versagt zu haben, und unser Kindersatz. Wir haben eine deutsche Dogge, die uns sehr ans Herz gewachsen ist. Sowie der Mut, im entscheidenen Moment den Schritt zu machen. Ich würde viel aufgeben. Bin aber derjenige, der die Monetas verdient. Wir wohnen in einem Haus zur Miete. Bin das auch schon alles mit meinem Therapeuten durch. Unsere Erkenntnis ist, das es eben noch ein Rückfall noch war, um sich zu trennen.
    Um ganz ehrlich zu sein, bin ich einer Trennung momentan so Nahe wie noch nie. Fakt ist, das ich sehr unzufrieden und unglücklich bin, aber eben nicht den Mumm habe, die finale Trennung zu vollziehen. Dies waere für mich Weglaufen. Obwohl das HEUTE nicht mehr stimmt. Denn wir haben vieles versucht, und müssen jetzt eben feststellen, das es beziehungsmäßig nicht klappt.

    Eeine Frage zwängt sich mir aber auf: da ich für meine Frau meistens der Schuldige bin (was, wie wir alle wissen, Quatsch ist), stellt sich mir die Frage, warum sie sich nicht von mir trennt?!?!.


    So, das sind meine Gedanken für heute.

  • Hallo Krüger,

    Zitat

    stellt sich mir die Frage, warum sie sich nicht von mir trennt?!?!.

    mögliche Antworten:
    - weil sie auch keinen Mumm hat
    - weil es für sie so auch bequemer ist
    - weil es ganz schön ist, wenn man immer jemanden zum Beschuldigen parat hat
    - weil noch genügend Zuneigung da ist
    - weil sie im Grunde weiß (in klaren Momenten), dass das Quatsch ist, dass du Schuld hast

    Würde es die Lage verbessern für dich, wenn die Trennung von ihr käme?
    Hätte doch eigentlich die gleichen Konsequenzen - finanziell, in Bezug auf Haus und Kinder, oder?

    Einen lieben Gruß
    von
    Doro

  • Hallo Krüger,

    mir drängt sich die Frage auf – wo ist die Nachhaltigkeit -.
    Ob es sich bei deiner Frau um einen Rückfall handelt oder womöglich kontrolliertes Trinken wage ich nicht zu beurteilen. Die Gefahr besteht, dass so nach und nach das alte Trinkverhalten (vor der LZT) sich wieder einschleicht. Jedenfalls ist das alles Krampf.

    Weiß die ‚Nachhaltigkeit’ (wer oder was es auch immer ist) das deine Frau wieder trinkt?
    Weiß sie es nicht, ist es rausgeschmissene Energie von beiden Seiten.

    Gruß

    Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • Hallo,
    ich möchte was zu Doros Beitrag sagen:
    Du hast Recht, mit Deinen Gründen, warum meine Frau sich von mir nicht trennt. Das Leben kann auf diese Art natürlich einfacher sein.
    Ich bin mir momentan unsicher, ob ich die Partnerschaft (wir sind wie gesagt seit 2007 verh.) aufrecht erhalten kann. Ich denke eher nein.

    Ich bin in Zusammenarbeit mit dem Therapeuten, den ich aufgrund des Alkoholismuses meiner Frau besucht habe, zu zwei wichtigen Erkenntissen gekommen.

    Abstand nehmen / ums sich selber kümmern:
    der Angehörige sollte sich um sich kümmern, und darauf achten, das er bei der Sache nicht auf der Strecke bleibt.

    Verantwortung:
    jeder muss für sich verantwortlich sein. D. h. wenn meine Frau trinken sollte, ist sie dafür verantwortlich, nicht ich.

    Das mag generell richtig sein.
    Wenn aber doch eine Zuneigung besteht, fällt es schwer, Abstand zu nehmen. Dann kann ich doch nicht einfach sagen: "Ok, ich kümmere mich mal um mich und bin nicht für Dich verantwortlich."
    Da habe ich einen Gewissenkonflikt.
    Geht da nicht die eine Waag-Schale der Zuneigung zurück, wenn ich in der anderen Waag-Schale mich auf mehr Abstand trimme ??????

    Wie seht Ihr das?

  • Zitat von Krueger


    Da habe ich einen Gewissenkonflikt.
    Geht da nicht die eine Waag-Schale der Zuneigung zurück, wenn ich in der anderen Waag-Schale mich auf mehr Abstand trimme ??????

    Hallo Krueger,

    da kann ich Dich sehr gut verstehen. Als ich diesem Forum endlich begriffen hatte, dass es nur ein entweder oder gibt und zielstrebig auf meinem Weg war, lehrte mich ein lieber etwas etwas über sowohl als auch und das hatte meine Waagschalen mächtig hin- und herpendeln lassen. Ich hatte es nicht begreifen können und bin dankbar an die Hand genommen worden zu sein.

    Das eine vom anderen zu unterscheiden ist eine Lebensaufgabe.

    Immer wenn ich weit weg war von meiner Frau ging es "uns" gut. Wenn wir zusammen kamen, klappte es nicht mehr. Ich hatte nicht gelernt, ohne den anderen glücklich sein zu können und dieser blöde Spruch, erst miteinander leben zu können wenn ich ohne den anderen leben kann, stellte mich immer vor die Frage, warum ich dann mit meiner Frau überhaupt zusammen leben sollte. Ich konnte mir das erst später beantworten, als es nichts mehr zu beantworten gab.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Zitat von Krueger


    jeder muss für sich verantwortlich sein. D. h. wenn meine Frau trinken sollte, ist sie dafür verantwortlich, nicht ich.

    Das mag generell richtig sein.
    Wenn aber doch eine Zuneigung besteht, fällt es schwer, Abstand zu nehmen. Dann kann ich doch nicht einfach sagen: "Ok, ich kümmere mich mal um mich und bin nicht für Dich verantwortlich."
    Da habe ich einen Gewissenkonflikt.
    Geht da nicht die eine Waag-Schale der Zuneigung zurück, wenn ich in der anderen Waag-Schale mich auf mehr Abstand trimme ??????

    Hallo Krüger,

    diese Krankheit ist vertrackt. Sie dreht manches, was uns so selbstverständlich erscheint, einfach um. Das Zeichen größter Zuneigung ist hier womöglich das Loslassen. Mich um mich selbst zu kümmern, heißt nicht gleichzeitig, dem Anderen keine Zuneigung entgegen zu bringen. Im Gegenteil. Wenn ich dem trinkenden Partner die Verantwortung für sein Leben lassen möchte, MUSS ich ihn loslassen und gut für mich selbst sorgen. Mich um mein eigenes Leben kümmern, um mich nicht ständig in seines einzumischen, auch wenn ich es unter dem Mäntelchen Zuneigung und Liebe tue.

    Ich habe gemerkt, dass ich hinter dem, was ich als Zuneigung und Liebe bezeichnete, und das mich „ihn“ nicht loslassen ließ, meine ureigenste Angst vor dem Alleinsein stand. Ein Gefühl, versagt zu haben, ihn falsch behandelt zu haben, so dass er wieder begann zu trinken. Eine Art, mich nicht genug bemüht zu haben und das Gefühl, dass mein Leben erst dann in Ordnung ist, wenn er nicht mehr trinkt. Irrtum meinerseits – als er aufhörte zu trinken, war mein Leben noch lange nicht in Ordnung. Aber dann musste ich hingucken, denn nun hatte ich nicht mehr sein Trinken als Begründung dafür, dass ich nicht zufrieden war.

    Verantwortung für dich übernehmen heißt auch, nicht zu fragen, warum SIE sich nicht trennt, sondern warum DU es nicht tust, wenn du nicht glücklich bist. Du schreibst, du würdest es als eine Art Weglaufen empfinden, wenn du dich trennen würdest. Das stimmt sicherlich teilweise. Aber nur unter dem Gesichtspunkt, dass du vor dir selbst wegläufst und das funktioniert nicht. In den Gesprächen mit deinem Therapeuten sind die Hinweise darauf, wie es dir besser gehen kann. Nämlich den Fokus auf dich selbst zu richten, denn hier kannst du etwas bewegen. Und dann womöglich sowohl deine Frau gern haben als sie auch loslassen.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • die Zeiten stehen auf Rückfall

    Gestern abend hatte meine Frau einen Rückfall. Eine Flasche Wein, die hat sie mir gezeigt hat. Dann hat sie es in ihrem stillen Kämmerchen analysiert und mir drei Flipchart präsentiert......Sie ist ein Kopfmensch. Da stand soviel drauf, was schlecht ist ect, das ein normaler Mensch nur den Kopf schütteln kann. Alles in Summe kann keiner lösen, einzelne Punkte evtl ja. Für mich zusammengefasst hat meine Frau mir eigentlich gezeigt, das alle ihre wichtigen Lebensbereiche für sie kaputt sind und sie in die Sucht treiben. ......

    Es sieht so aus, das wir es nicht schaffen, abstinent zusammenzubleiben. Ein Rückfall folgt dem Nächsten. Nein, nicht jeden Tag (vielleicht alle 4 Wochen). Nur meine Partnerin sucht und findet nur das Schlechte. Sie schafft es nicht, die guten Dinge zu sehen, dies treibt sie in den Alkohol zurück. Ich will Euch einige Beispiele geben. Gestern hat sie für sich analysiert, was alles in Ihrem Leben nicht läuft. Da ist der Job. Den hat sie seit einiger Zeit, um zu prüfen, ob sie wieden den Belastungen gewachsen ist. Für sie ist das alles eine Katastrophe. Leider kann sie es nicht als Probe sehen, die nur auf Zeit ist. Sie hatte ein Bewerbungsgespräch gehabt, welches ihr einen tollen Job geben könnte. Die Antwort dieses Unternehmens ist noch offen. Sie kann es nicht positiv sehen. Ein anderes Beispiel ist ihre Familie. Trotz vieler Termine bei Ihrer Therapeutin hat sie es nicht geschafft, diese Thema einigermaßen für sich aufzuarbeiten. Es kommt immer wieder nach den Telefonaten mit Mutter oder Schwester, die aufgrund ihrer Eigeninitiative geführt werden, zu großen Problemen. Ich habe es geschafft, zu meiner Familie (Vater, Oma, Onkel, Schwester bin ich dran) ein neutrales und respektvolles Verhältnis aufzubauen. Dies neidet sie mir. Anstatt meine Leute als Ersatzfamilie anzusehen, sucht – und findet – sie alles Negative. Ein anderes Thema die Partnerschaft. Ich bekomme immer wieder Schuldzuweisungen. Sie hat für sich analysiert, das alles, was sie an mir damals mochte, nicht mehr vorhanden ist. Auf die Frage, warum sie sich nicht von mir trennt, kann sie nicht antworten. Auf die Frage, warum ich es noch nicht schaffe, kann ich antworten (fehlender Mut, Mitleid, Verantwortungsbewusstsein, Angst versagt zu haben). Bin ich eine Hilfe für sie? Schwierige Frage. Wisst Ihr, wir hatten immer eine hohe Erwartungshaltung an an alles und an jeden. Wir wurden oft enttäuscht. Ich lernte damit umzugehen. Meine Frau setzt Erwartungen in die Beziehung, die einer Traumbeziehung ähneln. Das man sich aber in einer Beziehung auch arrangieren kann, und sich langsam entwickeln kann, kann oder will sie nicht sehen.

    Während meiner therapeutischen Gespräche habe ich einige Dinge über mich und über die alkohollastige Beziehung gelernt. Ein ganz wichtiges Thema ist 1.) Verantwortung für MICH zu übernehmen und mich um mein Wohlergehen zu kümmern. Sonst gehe ich vor die Hunde. Bin kurz davor. Und 2.) Abstand zu nehmen. Meine Frau ist für ihr Leben verantwortlich. Diese beiden Dinge sind schwierig in Einklang mit Zuneigung und Liebe in einer Beziehung zu bringen und erfordern einen Spagat.

    Mein momentaner Gefühlszustand ist schon seit Monaten der reinste Horror und ich verstehe mich selber nicht, das ich nicht schon längst zur Flasche gegriffen habe. Ihr müsst Euch das so vorstellen, das ich seit Monaten mental aus unserem gemeinsamen Zuhause ausgezogen bin. Ich habe alle mir wichtigen Dinge bei meinem Vater untergebracht. Die Einrichtung unseres gemieteten Hauses ist mir egal. Ich habe mich von Allem mental befreit – aus Selbstschutz. Dieser Schwebezustand macht mir zu schaffen, ist aber eine bestimmte Zeit erträglich – wie lange, ist unklar. Eine Trennung habe ich aus o. g. Gründen noch nicht geschafft. Aber wie lange ist eine derartige Belastung zu ertragen. Scheiße, ich bin jung und darf aus diesem Elend kein Gummiband machen. Jeder normale Mensch stellt sich aufgrund o. g. Sachlage die Frage: warum trennt er sich nicht, und zögert dieses Leid und die Trennung solange hinaus. ..gute Frage !

    Ich habe keine Kraft mehr, mich diesen psychologischem Terror zu stellen, kann mich aber noch nicht trenne....somit habe ich ein Problem.

    Kennt jemand soetwas auch und kommt Euch oben genannte Geschichte als Angehörige auch bekannt wor? Falls ja, welchen Tip könnt Ihr mir geben?

    Diesmal traurige Grüße vom Krueger

  • Hallo Krüger,

    klar kennen das viele hier, auch ich dachte ich kann nicht gehen, erst als ich mich wichtiger genommen habe als meinen Partner konnte ich gehen.

    Zitat

    (fehlender Mut, Mitleid, Verantwortungsbewusstsein, Angst versagt zu haben)

    Dreh diese Dinge ins positive.

    Ich genieße nun mein Leben und ich bin es mir wert ein Leben zu leben wo ich eigenverantwortlich handeln kann. Nicht mehr abhängig zu sein, von Launen, Gefühlen, Pengelständen, Ärger, Sorgen eines anderen Menschen.
    Nicht mehr in der Ungewissheit zu leben, was ist morgen, was ist in der nächsten Stunde, wie ist er /sie drauf.....

    Ich wünsch dir den Mut ein Leben zu leben welches du selbst kreierst.

    Lieben Gruß
    Nicole

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