Sollte man sich entschuldigen?

  • Hallo an alle,

    ich bin getrennte Partnerin eines Alkoholkranken, der mich seit seinem Rückfall vor einem halben Jahr (damals waren wir zusammen) seit 6 Monaten mit allem möglichen Psychoterror (Beschimpfungen, ständige Anrufe, auch bei Verwandten) nervt. Und es gibt noch ne Reihe anderer Dinge, die ich ihm vorwerfe, die er als Folge seines Rückfalls getan hat.

    Jetzt scheint er wieder trocken zu sein und ich wünsche ihm von Herzen, dass er es bleibt, will aber keine Beziehung mehr.

    So weit, so gut.

    Was ich hier mal als Frage stellen wollte:
    Meint ihr nicht, dass er sich mal entschuldigen sollte?
    Bei mir und bei meinen Verwandten, die er nachts angerufen hat?
    Ist das eine falsche Forderung?

    Ich kann mir zwar davon nichts kaufen, und wenn er es nicht tut, ist es eben so, aber mich nervt es, dass er jetzt ankommt: "Guck mal, ich trink nicht mehr." Und kein Wort über das, was war. Und wenn, dann weiter Selbstgerechtigkeit.
    Von mir erwartet er Beifall und dass ich vergesse, was war.
    Und dass ich alle meine Skepsis, wie lange es andauern wird, über Bord werfe.

    Ich frage mich, ob mein Unmut berechtigt ist oder ob man das von einem trockenen Alkoholiker nicht erwarten sollte.

    Nicht falsch verstehen: Eine Aussprache ist für mich nicht übermäßig wichtig, weil ich keine Beziehung mehr will. Wegen der Kinder werden wir aber wohl oder übel immer noch ewig miteinander irgendwie zu tun haben.

    Freue mich auf Antworten
    Doro

  • Hallo Doro

    Also ich finde,auf diese Frage gibt es kein
    eindeutiges "ja" oder "nein".
    Was habe ich als nasser Alkoholiker angestellt,habe ich jemanden beleidigt,geschlagen,musste die Polizei gerufen werden.....
    ich wusste ja eventuell am nächsten Tag von nix.

    ICH habe mich zu Beginn meiner Abstinenz bei meiner Familie entschuldigt.
    Ich bin da nicht in's Detail gegangen-fand ich peinlich und schmerzhaft.
    Ich habe aber meine Gesprächsbereitschaft angeboten sollten bezügl. meiner Suchtvergangenheit noch Dinge unklar sein.
    Da ich "nur" zuhause getrunken hatte,gab es auch keine weiteren Personen,die von meiner Sucht und den Folgen betroffen waren.
    Das sind so meine Gedanken dazu.

    Liebe Grüsse
    Backmaus

  • Zitat von Doro

    Meint ihr nicht, dass er sich mal entschuldigen sollte?

    Hallo,

    wenn Du dies erwartest, dann sage es ihm. Ansonsten ist es seine Sache und aus der Ferne nicht zu entscheiden.

    Schönen Tag noch

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Ach, liebe Doro,

    Nicht jeder Mensch, egal ob Alki oder nicht, hat die Größe und die Einsicht sich entschuldigen zu können. Für mich persönlich ist es ein ganz wichtiger persönlicher Grundzug, ohne dem ich nicht leben könnte.

    Mir ist es aber letztendlich egal ob meine Gegenüber das können oder nicht. Diejenigen, die es beherrschen kommen wohl meinem Herz und meiner Seele näher als diejenigen, die es nicht beherrschen. Aber letztendlich deren Sache und nicht meine.

    Entschuldigen wie wäre die nächste Frage. Ist in unseren Partnerschaften nicht so vieles geschehen, was man kaum beim Namen nennen kann? Es würde schon verdammt viel Stärke und Einsicht dazu gehören, diese Dinge vom Verursacher nochmals anzusprechen und damit auch noch eine Entschuldigung zu verbinden.

    Ich denke auch, dass was Backmaus schreibt, wer weiß denn tatsächlich noch, was für Unwirklichkeiten gemacht wurden. Mein Ex wusste ja nicht einmal mehr wann er angerufen hatte. Da hat er doch mit Sicherheit die blamableren Sachen verdrängt. Vielleicht sogar verdrängen müssen um - falls der Scham noch fähig - überhaupt noch auf die Straße gehen zu können.

    Vielleicht ist es gut, dass keine Entschuldigung kommt..... Vielleicht würde es sonst ein hin und her geben, was auch keinem gut täte. Und Doro, ob er wirklich nunmehr "trocken" ist, ist auch noch so eine Frage der Phase oder???

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Doro,

    Schwierige Frage, auf die es aus meiner Sicht auch keine eindeutige Antwort geben kann, da jeder Mensch verschieden ist.

    Es hat einige Zeit gedauert, bis ich im Zuge meiner Trockenheit das heikle Thema "entschuldigen" in Angriff nehmen konnte, da es mir zu peinlich war. Doch es kam irgendwann der Punkt, an dem es mir ein Herzensbedürfnis war, mich bei den Menschen, die mir am Herzen lagen und die ich verletzt habe (hauptsächlich Familie und gute Freunde) zu entschuldigen.

    Bei mir war es das Bedürfnis, mit mir und den anderen wieder *ins Reine* zu kommen und ich bin heute sehr froh, dass ich es getan habe.

    Vielleicht hat Dein Ex aber gar nicht diesen Wunsch? Wenn er die Notwendigkeit nicht sieht, neben dem *Nicht-Trinken* auch Wesentliches in seinem Leben zu verändern, wird er es auch nicht tun.

    RoteLampe

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Hallo Doro

    als mein Mann damlas auf LZT war, hab ich auch erwartet, dass er Verantwortung für die Sachen übernimmt, die in unserer Ehe durch seine Sucht falsch gelaufen sind. Ich hab ihm das auch gesagt, und kurze Zeit später kam ein Brief. Er entschuldigte sich, dass er mir kein guter Mann war, aber ich müsse mich auch ändern, dass er bei mir bleibt!
    Um wirklich zu sehen, was alles falsch gelaufen ist (auch von meiner Seite) , da muss doch mehr passieren als ein paar Tage oder Wochen nichts zu trinken.

    Schöne Grüße

    julchen

  • Hallo Julchen,
    ich habe mich bei niemanden für meine Sucht "entschuldigt"

    Ich habe natürlich große Scham gehabt und war dankbar das es trotz allen noch Menschen gab die an mich glaubten,mich inklusive.

    Ich habe als ich mich auf den Weg machte trocken zu werden sehr große Scham den Menschen gegenüber gehabt die unmittelbar von meiner Sucht betroffen waren,dazu gehörten meine Familie und auch die wenigen Freunde und Kollegen die ich noch hatte/habe.

    Ich habe sehr oft das Vertrauen welches diese Menschen in mich hatten missbraucht und habe Ihnen sehr viel Leid zugefügt,dessen bin ich mir bewusst aber dieses sind Dinge die ich persönlich nicht wieder rückgängig und ungeschehen machen kann!

    Im Laufe der Jahre fassten aber auch diese Menschen wieder Vertrauen zu mir obwohl ich Ihnen sehr weh tat weil sie einfach sahen/sehen wie ich wieder eigenverantwortlich mein Leben mit allen Höhen und Tiefen meistere und mich veränderte/verändere,ich musste mich nicht bei Ihnen "entschuldigen"Sie sehen wie ich heute meinen Weg gehe und sind wieder vertrauensvoll an meiner Seite und hierfür bin ich dankbar!!

    Gruß Andi

  • Hallo Andi

    ich habe keine Entschuldigung für seine Sucht erwartet. Ich hoffte, dass er für vieles, was auf seinem Mist gewachsen ist, die Verantwortung übernimmt. Er hat immer mir die Schuld dafür gegeben (und ich hab sie meistens angenommen!!!!)
    Dass er Alkoholiker ist, damit kam ich zurecht. Er war 10 Jahre trocken. In dieser Zeit hatte ich auch VErtrauen zu ihm.

    julchen

  • Hallo Doro,

    sollte „man“ sich entschuldigen? Ich weiß nicht was „man“ macht, aber ich entschuldige mich, wenn ich meine, dass es notwendig ist. Wer weiß schon, was im Kopf Deines Ex-Partners vorgeht? Niemand außer ihm selbst. Wer weiß schon, ob er es als notwendig ansieht sich zu entschuldigen.

    Mit Erwartungen an andere ist das so eine Sache. Sie können ihnen entsprechen, dann ist alles in Butter, oder auch nicht, dann wird mit der Zeit immer mehr Frust vor sich her geschoben. Aus Deinem Post lese ich eine ganz schöne Erwartungshaltung an Deinen Ex-Partner.

    Mit Erwartungen bin ich schlecht bedient. Schneller und sicherer zum Ziel komme ich, wenn ich direkt anspreche was ich möchte. Dann kann das gegenüber ja oder nein sagen und ich weiß, woran ich bin. Woher soll das gegenüber denn wissen, was ich von ihm erwarte? Nebenbei, wieviel Zeit verschwende ich mit er-warten. Ich warte und mache mich davon abhängig, ob das auf das ich warte eintrifft. Ich warte darauf, dass andere etwas tun. Ist es nicht schneller, einfacher, effektiver und vorallem sicherer mein gegenüber zu fragen? Ich finde schon.

    Manchmal ist es auf den ersten Blick vielleicht schwerer zu reden statt zu erwarten, weil es nicht immer einfach ist alle Dinge auszusprechen, aus welchen Gründen auch immer Hemmungen bestehen. Es vermeidet aber Frust und Unzufriedenheit, weil ich durch eine Antwort direkt Klarheit habe, wie das Gegenüber dazu steht oder was es für eine Einstellung hat. Dann kann ich ja überlegen wie ich dazu stehe.

    Rede über das was Dir wichtig ist. Wenn Du meinst, dass sein Verhalten eine Entschuldigung notwendig macht, sag es ihm. Wenn Du seine Leistung nichts zu trinken nicht bewunderst/nicht bewundern kannst, sag es ihm. Wenn er aufhören soll davon zu reden, sag es ihm. Wenn Dich etwas stört, womit er zu tun hat, sag es ihm. Ob Du die Antwort bekommst die Du hören willst, ob er tut was Du möchtest, kann keiner sagen, aber Du hast dann Klarheit und weißt woran Du bist.

    Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden, übernehme selbst die Verantwortung für Dich und gib sie nicht an ihn ab.


    Gruß
    Skye

  • Erstmal danke für die Antworten!

    Nun ja, meine Vorstellung scheint tatsächlich nicht so selbstverständlich zu sein. Es scheint wirklich so zu sein, dass das jetzt irgendwie eine falsche Erwartung ist.

    Ich hab ihm das natürlich auch gesagt. Da kam ein bockiges, er hätte sich ja schon entschuldigt (na ja, das sind so Sätze wie "Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe", damit kann ich wenig anfangen) und außer bei mir hätte er sich bei niemanden zu entschuldigen (Selbstgerechtigkeit).

    Dass seine jetzige "Trockenheit" (Trinkpause?) vielleicht nur eine Phase ist, das weiß ich. Trotzdem hatte ich eben jetzt zum ersten Mal ein normales Gespräch mit ihm und da hat mich dieses "Schwamm-drüber"-Verhalten echt gestört. Da hat die ERde gebebt in den letzten 6 Monaten und er macht einen auf business as usual.

    Scham ist eine mögliche Erklärung, Nichts-kapiert-Haben eine andere.

    Vielleicht ist "Entschuldigung" auch ein blödes Wort. Ich will keine demütige Geste. Ein Gespräch über das, was gewesen ist, eine Aussprache. Ein Interesse von seiner Seite für mein Empfinden. So wie ich mich selbstverständlich für sein Empfinden interessieren würde, wenn er mich daran teilhaben ließe. Das wäre mein Bedürfnis.

    Er mag alles vergessen oder nicht mitbekommen haben. Aber ich muss mein eigenes Gedächtnis schon ernst nehmen. Und für mich grenzt es an Irrsinn, dass man jetzt einfach so tut, als sei nichts passiert.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Zitat von Julchen148

    Ich hoffte, dass er für vieles, was auf seinem Mist gewachsen ist, die Verantwortung übernimmt.

    Hallo Julchen,
    jetzt möchte ich doch mal ganz naiv fragen - wie soll die Verantwortung denn aussehen? Wie sieht das aus, wenn man Verantwortung für Dinge aus der Vergangenheit übernimmt?
    Materiellen Schaden kann ich ersetzen, Dinge, die ich im Suff kaputt gemacht habe, notfalls neu kaufen. Aber Gefühle? Das kann ich doch gar nicht wieder gut machen. Ich frage nur deshalb nach, weil ich mich auch immer wieder mit der Frage beschäftige, inwieweit ich die Möglichkeit habe, "Verantwortung" für meine Sauferei zu übernehmen. Inwieweit ich Schäden, die ich in der Seele meines Mannes angerichtet habe, "reparieren" kann. Meine - durchaus niederschmetternde - Erkenntnis ist die, dass ich da einfach nichts machen kann, weil ich diese vielen hässlichen Szenen nicht ungeschehen machen kann. Alles was mir bleibt, ist, täglich wachsam an meiner Trockenheit zu arbeiten und meinem Mann zumindest in Aussicht zu stellen, dass noch viele schöne gemeinsame Jahre folgen werden, auch wenn die letzten eher ätzend waren.

    Doro
    Hallo Doro, ich finde dein Thema total interessant, aber ich gebe zu, dass ich nicht so ganz verstehe, worauf du hinaus willst. In deinem Eingangsposting hast du doch geschrieben, dass du auf eine Aussprache gar keinen Wert legst, weil du ohnehin keine Beziehung mehr willst. und nun schreibst du:

    Zitat

    Ein Gespräch über das, was gewesen ist, eine Aussprache.


    Und dann noch:

    Zitat

    Ein Interesse von seiner Seite für mein Empfinden.


    Für mich klingt das fast so, als ob du eher auf die Gelegenheit wartest, ihm endlich sagen zu können, wie verletzt du bist. Aber das haben die anderen Vorposter vor mir ja schon festgestellt: Die Bereitschaft zum Gespräch, die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem, was war, und die darauffolgende Einsicht in den Eigenanteil am Misslingen wirst du nicht einfordern können, die muss von ihm selber kommen, wenn der Wunsch nach einer Aussprache da ist. Wenn der Wunsch nicht da ist - aus welchen Gründen auch immer - kann das ja nur in einer einseitigen Schuldzuweisung enden. Willst du wirklich herausfinden, wie es in ihm aussieht, oder nicht vielleicht doch nur deine gekränkte Eitelkeit wieder herstellen? Ich meine das nicht so böse, wie es vielleicht wirkt, ich schildere dir nur meinen Eindruck, ok? :wink:

    LG
    espoir

  • Hallo Espoir

    ich versuch jetzt einfach mal eine Antwort, ob ich es richtig erklären kann, weiß ich nicht.
    Ich habe , wie gesagt, keine Entschuldigung erwartet, dass er Alkoholiker ist.
    Aber als nasser Alkoholiker fügt man doch seinen Mitmenschen Schmerzen zu, er hat mich gedemütigt, mich verletzt. Er hat mir gesagt, ich bring ihn dazu, solche Dinge zu tun. Ich bin selbst schuld. Vielleicht ist Verantwortung das falsche Wort, ich weiß kein besseres. Aber ich hab drauf gewartet, dass er eingesteht, dass es falsch war, dass er mich so verletzt hat.
    Heute weiß ich, dass das die Auswirkungen seiner Sucht waren, damals wusste ich das ja noch nicht. Aber wenn man wirklich an seiner Trockenheit arbeitet und es schaffen will, sieht man dann nicht, wie man den Mitmenschen verletzt hat?
    Ich arbeite doch jetzt auch an meiner Co-Abhängigkeit und seh, was ich in der Beziehung falsch gemacht hab. Wenn ich mit ihm reden könnte, würde ich das auch eingestehen, was ich falsch gemacht hab. Ich hab es einmal probiert, weil bis dahin ja nur die Vorwürfe von mir kamen, er hat mit seiner Sauferei alles kaputt gemacht. Hat aber nicht geklappt, es lief darauf hinaus, dass ich dann deshalb schuld war, dass er gesoffen hat!

    Wenn mein Mann mir in Aussicht gestellt hätte, dass noch viele trockene Jahre folgen werden und die Vergangenheit ätzend war, das wär für mich der Himmel auf Erden gewesen. Aber er hat ja, als er auf LZT war, immer noch gesagt, dass ich an vielem schuld bin.

    Schöne Grüße

    julchen

  • Hallo Julchen,
    vielen lieben Dank, dass du so prompt reagiert hast! :D
    Spätestens jetzt merke ich, dass wir tatsächlich von unterschiedlichen Punkten ausgehen, und das liegt daran, dass ich eine Sache nie gesagt habe: dass mein Mann daran Schuld sei, dass ich trinke.
    Obwohl ich neben ihm saß, war ich mit meiner Trinkerei doch ganz allein, völlig auf mich und meinen Pegel fixiert, ich hatte mich abgekapselt und mit meinem Schicksal gehadert, manchmal habe ich ihn auch angefaucht, er sei ungeschickt, schlampig oder mit seinem Büro verheiratet. Aber niemals wäre mir in den Sinn gekommen zu sagen "Ich trinke deinetwegen!"

    Das ist bei dir natürlich ganz etwas anderes, und dann verstehe ich auch ein bisschen, dass du - und auch Doro - ganz anders damit umgehst als z.B. mein Mann.
    Nochmals danke für deine Antwort und noch'n schönen Abend!

    LG
    espoir

  • Guten Tag Doro.

    Ich denke so darüber: Entschuldigen kann ich mich als Süchtiger für das erste Glas, welches ich konsumierte. Alles weitere fällt in meinen Augen unter verminderter Entschuldbarkeit (wobei ich hier groben Vorsatz ausschließen möchte).

    BG Lefty

  • Hallo an alle,

    verschiedene Sachen gehen bei mir jetzt vor.

    1.) Es stimmt, dass es irgendwie falsch von mir ist, eine Aussprache einzufordern. Wenn er es nicht will, hab ich Pech gehabt.
    Weil es höchsten Lippenbekenntnisse werden könnten, die mir dann auch nichts bringen.

    2.) Was ich vielleicht vergessen habe herauszustellen: Er will ja die Ehe wie gehabt weiterführen. Er findet, ich könnte doch jetzt einfach mal aufhören, mich so blöd zu haben, und jetzt mit ihm Schritt für Schritt in den Ehehafen wieder einkehren.
    Und dass meine Verwandtschaft unsere Ehe ruiniert hat, denkt er nach wie vor.
    Es ist also nicht nur auf die Vergangenheit bezogen.

    3.) Diese verminderte Schuldfähigkeit bei Betrunkenen regt mich sowieso total auf. Wenn es denn so ist - und es ist wohl so, dass derjenige sein Handeln dann nicht mehr unter Kontrolle hat, und deshalb auch die Tat nicht mehr so schlimm zu werten ist, wieso ist dann das Trinken als solches nicht strafbar? Ich finde das ein ganz großes Defizit in unserem Rechtssystem. Und es ist die große Frage, ob man den Trinkenden damit einen Gefallen tut. Sie dürfen trinken, so lange sie wollen, aber wenn dann was passiert, heißt es: vermindert schuldfähig, er/sie ist ja krank.
    Das, was uns Co-Menschen immer vorgeworden wird, nämlich dass wir den Alkoholikern Verantwortung abnehmen, indem wir ihnen mit irgendwas helfen und sie die Konsquenzen ihres Handelns nicht spüren lassen, das tut die gesamte Gesellschaft, wenn sie eine Tat unter Alkoholeinfluss verharmlost.

    4.) und Fazit:
    Dass er sich nicht entschuldigen will, muss ich hinnehmen.
    Ich habs ihm gesagt, er hält das für unnötig. Meine Empfindungen interessieren ihn nicht. Auch gut, vielleicht besser so, denn ich will ja keine Beziehung mehr.
    Ich bin nach dem Lesen eurer Postings dennoch jetzt an dem Punkt, wo ich sage:
    Doch, wenn jemand einen anderen Menschen schwer beleidigt, wenn er nachts einen mit Pöbelbesuchen wach hält, wenn er Telefonterror betreibt, dann sollte er sich entschuldigen.
    Egal, warum er das getan hat.
    Auch Wiedergutmachungen wären übrigens durchaus denkbar. Wie wärs mit einem Blumenstrauß, einem Wellnessgutschein oder zwanzigmal Rasenmähen :wink: Mir würde schon was einfallen.
    Vielleicht würde er sich damit auch besser fühlen, als die ganze Zeit damit beschäftigt zu sein, seine vermutlich vorhandenen unterdrückten Schuldgefühle irgendwie anders zu kompensieren.

    Das hat nichts mit Härte zu tun.
    Wer ne Scheibe einschmeißt, muss die Scheibe ersetzen.
    Wer beleidigt, muss die Hand reichen zur Entschuldigung.
    So ist unsere Werteordnung.
    Aber Werte kann man nicht einfordern, das hab ich eingesehen.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Zitat von Doro

    ..., wieso ist dann das Trinken als solches nicht strafbar?

    Hallo Doro.

    Oha, Du klingst ja ganz schön angenervt.

    Wie würdest DU das Rechtssystem abgeändert haben wollen?
    Prohibition? Wegschließen? "Abschießen"?
    Denn, die Wahrscheinlichkeit ist ja bekanntermaßen nicht gering, dass es zu Rückfällen kommt.

    BG Lefty

  • Ja, Lefty,
    Prohibition wär schon mal gut.
    Und dann eben die gängigen Maßnahmen:
    erstmal Verwarnung, dann Geldstrafe, bei gehäuftem Vergehen Gefängnis und schließlich: Rübe ab!

    Leider hab ich nicht die Macht, das einzuführen.

    Deshalb gehe ich jetzt einfach mal schlafen und träume von einer besseren, weil alkoholfreien Welt.

    Machts gut,
    Doro

  • Ach, jetzt bin ich doch noch da.

    Nee, mir ist jetzt wieder eingefallen, wie ich das machen wollte:
    keine Prohibition, sondern ne Promillegrenze.
    Das finde ich aber jetzt im Ernst.
    z.B. 1,0 Promille.
    Dann kann jeder ein bisschen Wein trinken als Genussmittel, aber wenns dann langsam zu unkontrollierbarem Verhalten führt, wirds strafbar.
    Ganz einfach.

    Hat nichts mit angenervt zu tun, finde ich wirklich.

    Was diese Betrunkenen (ob schon abhängig oder nicht) für einen Schaden anrichten, das geht doch auf keine Kuhhaut. Was das kostet, allein an Polizei, die die Leute ständig aufsammeln muss. Krankenhäuser müssen entgiften usw.
    Das find ich einfach skandalös.

    Und wie viele Abhängigkeitskarrieren könnte man verhindern, wenn man das Rauscherlebnis von Vorneherein durch Verbote unterbinden würde. Klappt nicht immer, auch das ist klar, aber das ist bei allen Verboten so, dass sich nicht alle dran halten.

    Ne, ich mein das schon ernst, leider interessierts keinen.

    Nochmal gute Nacht,
    Doro

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