Sozialer ungesunder Rückzug oder vernünftiges Verhalten?

  • Zitat von Feengesicht

    p.s. ich denke du bist unzufrieden mit dir, deinem ICH!

    Diese Einschätzung ist ja nicht neu.

    Warum trinken Menschen denn in einem gefährlichen Maß?
    Weil sie unzufrieden sind und die kurze Linderung dieser Unzufriedenheit, die ja zweifellos alkoholisiert besteht, immer wieder entstehen lassen wollen, bis schließlich erkannt wird, dass diese positiven Gefühle durch Alkohol immer schwieriger zu rekonstruieren sind, ja sich sogar ins Gegenteil wandeln.

    Dann stellt sich irgendwann die Erkenntnis ein, dass Alkohol nur täuscht, die Unzufriedenheit nur verfälscht "verschwunden" ist, der Alkohol einen zerstört und dass der Alkohol nicht mehr zum Leben gehören darf.

    Und machen wir uns doch nichts vor.

    Ich lese hier immer wieder im Forum, dass nicht von "nicht mehr dürfen" oder "Verzicht" gesprochen werden soll, sondern von "Wollen", dem "Alkohol-freien zufriedenen Leben" und dem "schönen trockenen Leben".

    Aber natürlich handelt es sich um einen Verzicht. Wer sich dies schön redet, lügt sich in die eigene Tasche.

    Klar ist doch, dass jeder hier weiter trinken würde, wäre der Alkoholkonsum eben nicht mit geistiger und körperlicher Zerstörung verbunden.
    Jeder hier würde immer noch dem Kick und dem einzigartigen Gefühl hinterher rennen, wären die Konsequenzen nicht derartig fatal.

    Nun schreibst du mir, Pia, dass ich in mein Inneres gehen solle, da ich mit meinem Ich unzufrieden sei.

    Natürlich bin ich das, aber wer ist es nicht, der daran gwöhnt war, sein Ich immer wieder durch Alkohol zu "tunen" und zu modifizieren.

    Wie soll ich in mein Ich hinterfragen, wenn ich es momentan einfach nicht kenne.

    Ich trinke bis dato nichts und habe es auch nicht vor, werde mir aber durch Aussagen wie "Ich denke, du bist unzufrieden mit dir, deinem Ich" bewusst, dass mir derartige, entschuldige, oberflächlichen Allgemeinplätze nichts bringen.

    Worin besteht der inhaltliche Wert, Jemandem, der kurz vor einem Rückfall stand bzw. von einer sehr heiklen Situation berichtet, auf die Problematik dessen Ichs hinzuweisen?

    Dies ist nicht angreifend gemeint, aber mir wird immer klarer, dass der Kampf nur mit sich selbst geführt werden kann und dann stellt sich heraus, ob man zum Sieger oder zum Verlierer vorgesehen ist.


    Besten Gruß

  • Hallo Hoppegarten,

    deine Definition von Verzicht kann ich nicht wirklich folgen. Ist es Verzicht wenn ich mich für eins von beiden entscheide? Z.B. ich verzichte auf einen Eisbecher (ich liebe Eis) und entscheide mich dafür für ein Taschenbuch, beides geht aus finanziellen Gründen nicht. Verzicht wäre da für mich nicht das treffende Wort, außer das Buch ist sauschlecht.

    Ich habe mich gegen den Alkohol entschieden, weil ich sonst wahrscheinlich auf einen großen Rest meines Lebens hätte ‚verzichten’ müssen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich Alkohol äußerst selten mit Genuss getrunken habe und ich mich ‚nur’ aus der Realität wegsaufen wollte. Auf was verzichte ich jetzt also? Etwas was ich mir immer vor Augen führe, wenn ich neidvoll auf trinkende Gartenlokalbesucher schaue. Ich habe mir durch meine Sucht die Wahl genommen, ich glaube das ist für mich zweitweise das eigentliche Problem – ich habe keine Wahl -, bzw. ich habe die Wahl bereits vor Jahren getroffen – nix Alkohol -.

    Gruß Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • Zitat von Weißbär

    Hallo Hoppegarten,

    deine Definition von Verzicht kann ich nicht wirklich folgen.

    Ich habe den Verzicht nicht in dem Sinne beschreiben wollen, dass ich andere Menschen (sei es im Lokal etc.) beneide, da diese trinken "dürfen".

    Der Verzicht bezieht sich auf die Seiten des Alkohols, die bestimmte Menschen letztendlich in die Abhängigkeit führen.

    Wie wir ja alle wissen, ist die körperliche Abhängigkeit eher sekundär, die psychische Abhängigkeit dagegen die treibende Kraft, die selbst jahrzehnte lange trockene Alkoholiker wieder rückfällig werden lässt.

    Ich habe beispielsweise nie getrunken, um mich vollkommen abzuschießen (was natürlich dann dennoch irgendwann passiert ist), sondern um mich besser zu fühlen, um schlechte Gefühle zu mildern und um gute Gefühle zu verstärken. Aber die Motivation war niemals das möglichst schnelle Ausklinken aus der Welt durch absolutes und schnelles Zusaufen.

    Abgesehen von dem zukünftigen Vermeiden der fatalen Nebenwirkungen wie Kater, sozialer Rückzug, sozialer Abstieg, Depressionen und körperlicher Verfall, müssen ehemalige Trinker in der Zukunft auch auf die positiven Wirkungen der Droge Alkohol verzichten.

    Diese positive Wirkung besteht wie bei jeder Droge. Die positive Wirkung ist der Rauschzustand.
    Und diese positive Seite verneinen viele ehemalige Trinker, was meiner Meinung nach falsch ist.
    Die Aussage "Alkohol ist nur schlecht und hat mein Leben zerstört" ist meiner Meinung nach erlogen und verleugnet die eigentliche Ursache der Sucht, nämlich immer wieder den Zustand des Rausches erreichen zu wollen.

    Denn nur wenn ich fest davon überzeugt bin, dass ich auf die positive Wirkung des Alkohols verzichte, um die gewichtigeren negativen Konsequenzen zu vermeiden, dann kann ich dem Alkohol für immer abschwören, jedenfalls ist dies meine Meinung.

    Natürlich ist ein alkoholfreies Leben lebenswerter, erfüllter und eventuell auch länger, aber es handelt sich um einen Verzicht, den jeder trockene Alkoholiker immer wieder mal spürt.

    Dieser Verzicht bezieht sich auf einen ganz persönlich und er ist allgegenwärtig.

    Daher ist es für mich nicht nachvollziehbar, wenn trockene Alkoholiker sagen, dass sie keineswegs verzichten würden, anstatt zuzugeben und zu akzeptieren, dass sie verzichten, aber froh sind über diesen Verzicht, da sie nun glücklicher leben.

    Gruß

  • Hallo Hoppegarten,

    wenn du Rausch mit Flucht vor der Realität gleichsetzt, dann stimmt es, dass ich diesen Zustand mit Alkohol immer wieder herbeigeführt habe. Wollte ich immer wieder diesen Rausch? Nein wollte ich nicht aber die Sucht hatte mich im Griff und ich kam aus diesem Teufelskreis nicht raus.

    Mir als Alkoholiker fehlt allerdings die positive Sicht auf einen Rauschzustand. Da ist mir deine Aussage unverständlich und kann sie nicht nachvollziehen. Ist wie im echten Leben, jeder sieht und erlebt die Dinge anders.

    Gruß Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • Mir als Alkoholiker ist bewusst, warum ich zu einem wurde:

    Ich fand den unmittelbaren Rausch und den Zustand gut, ich habe mich im unmittelbaren Rausch wohl gefühlt, wollten diesen immer wieder erleben und wurde süchtig.


    Und mir ist klar, warum ich aufgehört habe:

    Ich konnte die Konsequenzen des unmittelbaren Rausches nicht mehr ertragen.
    Ich erkannte erst spät und schmerzlich, dass diese Gier nach dem Rausch mich, meinen, Geist, meinen Körper und mein Leben geschädigt hat, sodass nur noch das nicht mehr trinken für mich relevant ist, die Gier verschwunden ist, die Erinnerung an das unmittelbare Rauschgefühl aber nicht.

    Aber wie du schon sagst, wir alle sehen und empfinden das eben individuell.

    Besten Gruß

  • Hallo Hoppegarten!

    Deine Erklärung finde ich nicht unpassend. Für mich treffend.

    In der letzten Trinkphase meines Mannes war ich auch soweit, den Rausch herbeizuwünschen, zu holen, damit ich für eine Zeit vergessen konnte.
    Aber spätestens am nächsten Morgen "war mein trinkender Mann und alles drumherum wieder da!"
    Und ich hatte mit den Konsequenzen für mich zu rechnen, zu leben:
    Kopfschmerzen, Übelkeit, Ekel, Scham.
    Zu meinem Glück bin ich nicht abgerutscht, sondern habe DIE Entscheidung herbeigeführt. Für mich Enthaltsamkeit, für meinen Mann Schritt zur Trockenheit.

    Du hast ganz recht: Verzicht heisst nun besser, glücklicher leben!

    Ich wünsche dir alles Gute auf deinem trockenen Weg! und schicke liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Hoppegarten,

    ich kann nur von mir berichten, wie ich das sehe: Für mich hat Alkohol schlicht keine positiven Aspekte mehr. Er ist einfach keine Option mehr, die mir für irgendwas zur Verfügung stehen würde. Ich verzichte auf nichts, indem ich nicht mehr trinke.

    Mit dem "positiven" Rauschzustand habe ich auch lange gehadert. Letztendlich war das für viele trockene Alkoholiker hier im Forum der Grund für einen Rückfall - der Rausch ist positiv, auf den "verzichtet" man, den gibt man auf, weil das Schlechte überwiegt. Aber wenn ich so denke, kommt früher oder später der Moment wo ich denke: Einmal kann ich ja mal... ist ja nur einmal den Rausch spüren, ich höre dann sofort wieder auf, dagegen ist ja nichts einzuwenden. Aber mir geht es gerade so schlecht, da will ich mich einfach kurz besser fühlen dürfen. Das darf man doch nicht verurteilen.

    So eine Denkweise, hier vielfach gelesen und dann auch vielfach in die Tat umgesetzt.

    Die Wahrheit ist: Ich bin nun über zwei Jahre trocken und ich WILL mich immer fühlen. Egal ob ich schmerze, egal ob ich leide, ob ich wieder meine Ängste habe, Depressionen, oder ob ich mich freue. Und wenn ich mich in einen Rausch versetze, dann fühle ich mich nicht mehr. Dann fühle ich nur noch ein verzerrtes Etwas, das nicht mehr ich selbst bin.

    Von daher hat auch der Rausch keine "positiven" Aspekte mehr für mich. Er macht nur, dass ich mich selbst nicht mehr fühle. Und das will ich.

    LG
    Plejaden

  • Hallo,

    ich erlebte heute eine Situation, die mich ein wenig unsicher macht. Durch Zufall lief mir eine ehemals sehr bekannte Person aus meiner Trinkerzeit über den Weg. Diese Person hat mich nicht gesehen und es kam zu keinem Gespräch.
    Allerdings entstand kurz darauf ein extremer Saufdruck, mit dem ich in dieser Intensität nicht gerechnet habe.
    Das Suchtgedächtnis scheint mächtiger zu sein als ich bisher dachte.

    Mittlerweile war ich Laufen und es geht wieder.

    Dennoch hat mich die heutige Erfahrung doch ein wenig unsicher gemacht. Vor allem bezüglich eines geplanten Besuches eines alten Freundes aus meiner Trinkerzeit, der selbst nie getrunken hat und mich auch nicht aktiv zum Trinken motivieren würde.
    Wenn aber die heutige Situation mit einer für mich irrelevanten Person aus der Vergangenheit schon so eine Wirkung hat, sollte ich dann nicht bezüglich eines guten Freundes umso vorsichtiger sein?
    Könnte der Besuch eine Gefahr für mich darstellen?

    Übrigens war ich am Wochenende mal wieder in der Stadt und das zur rush-hour der Kneipen- und Partypeople.
    Diese Erfahrung lehrte mich, in Zukunft vollkommen darauf zu verzichten, mich unter betrunkene Menschen zu begeben.
    Zumal sofort der Gedanke aufkam "Schau dir die Mädels an, trink was und der Spaß ist da".
    Echt erschreckend. Ich bin sofort heim gefahren und konnte mich nur langsam beruhigen.
    So schnell sind alle schlechten Erinnerungen an das Saufen mit einem Klick weg und so schnell kann ein Rückfall eintreten, wenn nicht sofort gehandelt wird.

    Alles sehr komisch momentan. Da ist man relativ stabil und dann häuft sich alles.

    Besten Gruß

  • glück auf hoppegarten

    wenn dein alter freund selber keine probleme mim alk hat und über deine krankheit bescheid weis könntet ihr doch gemeinsam einen möglichen akuten saufdruck auffangen und bekämpfen ?
    so plötzliche überfallartige sachen kommen auch nach längerer zeit ab+zu mal vor < dafür hab ich meinen "notfallkoffer"


    trockenen donnerstag

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo,

    da hast du wohl recht. Ich sollte jetzt wahrscheinlich auch nicht zu sehr alle möglichen Dinge vermeiden und mir in jeder Situation eine Gefahr ausmalen.

    Immer zu denken, dieses oder jenes könnte passieren, ist wohl der falsche Weg.

    Besten Gruß

  • Hi Hoppegarten,

    Zitat von hoppegarten


    Zumal sofort der Gedanke aufkam "Schau dir die Mädels an, trink was und der Spaß ist da".

    Ist das tatsächlich so? Zu der Zeit, in der ich Solo war und getrunken habe, dachte ich das auch so. Mittlerweile betrachte ich das aber aus einer anderen Perspektive.

    Ich bin generell ein wenig schüchtern, was Frauen anbelangt. Der Alkohol hat mich oft enthemmt, so dass ich es auch mal gewagt habe zu flirten. Nur ... um enthemmt genug zu sein, um flirten zu können, musste ich soviel intus haben, dass man das definitiv gemerkt hat. Ein Spaß war das Ganze wohl, aber eher für die Frauen, die von einem betrunkenen Mann angemacht werden, der Wortfindungsstörungen hat und am Lallen ist. Wirklich Spaß hatte ich dabei eigentlich nie.

    Das sind die Dinge, die man offenbar schnell vergisst und die man sich hin und wieder vor Augen halten sollte. Es hat schon seinen Grund, warum sich jemand sagt, dass er mit dem Saufen aufhören möchte - und diese Gründe (Nachteile) müssen wohl die Vorteile überwiegt haben.

    Diese Gedanken helfen mir momentan sehr, gar nicht erst auf die Idee zu kommen, darüber nachzudenken, wieder etwas zu trinken.

    Andreas

  • Zitat von tegan71

    Ist das tatsächlich so? Zu der Zeit, in der ich Solo war und getrunken habe, dachte ich das auch so. Mittlerweile betrachte ich das aber aus einer anderen Perspektive.

    Hi,

    nein, es ist definitiv nicht so. Ich weiss ja nun, wie ekelhaft es ist, wenn mir ein stark alkoholisierter Mensch ins Gesicht haucht oder mich anspricht oder mir zu nahe kommt.

    Der Geruch widert mich an, auch wenn diejenige Person "nur" 2 Bier getrunken hat.
    Daher kann ich nun auch einige Frauen verstehen, die es als absolut ekelhaft empfinden, wenn sie in der Disse etc. von einem betrunkenem Typen angemacht werden.
    Das war mir so früher auch nie klar.

    Wie du schon sagst, habe ich die Situation sofort mit meinen alten Verhaltensweisen verknüpft. Früher habe ich dann immer was getrunken, entweder aus Unsicherheit oder um die an sich schöne Situation noch schöner zu machen, was natürlich immer nach hinten los ging.

    Dein Instrument, sich die negativen Erinnerungen öfter mal vor Augen zu halten, nutze ich auch und auch mir helfen diese Gedanken sehr.

    Besten Gruß

  • Hallo Hoppegarten, :P

    ... wenn ich nicht mehr "verzichte" bedeutet das, ich lehne gerne ab!
    das geht gar nicht mit nassem Kopf!
    Ich lehne auch den Rausch bewußt und gerne ab, der mich hindert mein wiederelangtes ICH zu spüren!
    Dieses ICH kannte ich mit nassen Gedanken schon gar nicht mehr!

    Gruß
    Pittchen

    Das Ziel ist die ZUFRIEDENE Abstinenz !!

  • Hi Pittchen,
    sehe das auch so. Ich lehne mittlerweile gerne Dinge ab, die mir schaden. Primär ist das der Alkohol. Zudem aber auch Menschen, die mir nicht gut tun, was ich jetzt, nach einer gewissen Zeit des Trockenseins erst für mich eingesehen habe.

    Nur ist es schwierig, in bestimmten Situationen so krass vom Suchtgedächtnis "überfahren" zu werden.
    Das zeigt mir aber auch, dass ich in Zukunft auch Situationen vermeiden sollte, die mir nicht gut tun.

    Und das ist momentan definitiv noch der Freitagabend in der Stadt etc.
    Das hat auch weniger mit Verzichten zu tun, sondern viel mehr damit, dass ich von innen heraus einen starken Suchtdruck spüre. Nicht weil ich über den Alkohol aktiv nachdenke, sondern weil bestimmte Situationen in meinem Kopf noch zu sehr mit dem Trinken verknüpft sind.
    So war ich früher niemals am Wochenende unterwegs, ohne getrunken zu haben.

    Besten Gruß.

  • Guten Morgen Hoppegarten!

    Ich finde es sehr vernünftig, wenn du dir für deine Wochenenden andere Freizeitbeschäftigungen suchst, als wie früher eine "Stadtrunde" zu unternehmen. Das ist kein Sozialer Rückzug sondern ein Weg zu deiner
    HEILUNG.
    Es gehört zu deiner "Kur".
    Mein Mann hat sich in den zwei Jahren seiner Trockenheit auch sehr mit mir zurückgezogen, was das Ausgehen betrifft. Es war für mich erst schon unverständlich, aber dann lebensnotwendig.
    Wenn er soweit ist, wird er es mir sagen.
    Der Besuch von bestimmten Gasthöfen ist ihm z.B. im Suchtgedächtnis, weil es da immer gewisse bestimmte Getränke gibt, oder weil die Theke gleich an der Türe einen mit "Duft" erwartet.
    Wer sich darüber keine Gedanken machen will, kein Verständnis aufbringen will, der ist kein Umgang für einen in der Heilungsphase.
    "Der will dir nichts Gutes."
    Ist er dir dann wichtig?

    Pass gut auf dich auf und bleibe auf deinem Weg!
    Alles Gute wünscht dir Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Hoppegarten :D

    genau!
    Ist halt so, dass sich erst wieder neue Rituale in den Vordergrund stellen müssen!
    Sich auf zu viele Herausforderungen auf einmal einzulassen, ist halt gefährlich, weil Du ja nie weisst, ob nicht noch eine unerwartete Versuchung hinzu kommt, die Deinen Widerstand dann brechen könnte!
    Einfacher ist es, vorher einen Programmwechsel anzustreben.

    trockenes - verregnetes Wochenende
    Pittchen

    Das Ziel ist die ZUFRIEDENE Abstinenz !!

  • Hallo,

    @ Gotti
    Ja, so ist es wohl. Ich ziehe es mittlerweile auch durch und denke diesbezüglich gesund egoistisch. Leute, von den ich weiss, dass sie in meiner Gegenwart trinken würden und so mein Suchtgedächtnis wecken würden, meide ich nun.
    Das ist auf der einen Seite schade, auf der anderen Seite auch wieder nicht, da ich auf bestimmte Leute durchaus verzichten kann, wie du schon sagst Gotti.
    Auch habe ich mittlerwiele kein Problem mehr damit, klipp und klar zu sagen, dass ich keinen Alkohol trinke und gut ist.
    Am Anfang suchte ich nach Ausreden wie "Ich trinke momentan nichts, da ich ein wenig gesünder leben möchte" etc.
    Danke für deinen Beitrag.

    @ Pittchen
    Das von dir genannte Beginnen und Annehmen neuer Rituale ist schon hart, vor allem aufgrund der immer wieder auftauchenden Gedanken an frühere Kompensationsmöglichkeiten:
    Traurigkeit, schlechte Gefühle, Unsicherheit - - - Trinken.

    Über einen für mich großen Erfolg bin ich allerdings sehr froh und auch ein wenig stolz.
    Ich schaffe es mittlerweile immer, mir einen bestimmten Zustand, der ungefähr 1 Jahr zurück liegt, in mein Gedächtnis zu rufen, wenn ich mich bei dem Gedanken an Alkohol erwische.
    An diesem Tag vor einem Jahr ging es mir sehr, sehr dreckig, geprägt von einem massiven depressiven Zustand nach einer durchzechten Nacht.
    Auch einige andere für mich negative Sequenzen rufe ich in dieser Form wieder ab.
    Bevor also der Saufdruck intensiver wird, meine Gedanken an das Trinken immer stärker werden, denke ich intensiv an den erwähnten "Katerzustand" und an meine damaligen Gefühle.
    Als Ergebnis kommen mir dann der Saufdruck und das auslösende Gefühl schwächer vor und einige Zeit später ist er verschwunden.
    Komme ich dann immer noch nicht richtig runter, gehe ich laufen, sodass der körperliche "Schmerz" den Saufdruck aussticht.

    Für mich ein Fortschritt, da ich früher die schlechten Erinnerungen schnell verdrängt habe und die positiven und kurzfristigen Wirkungen des Alkohols in meiner Erinnerung verankert waren.

    Darüber hinaus hilft mir persönlich auch die körperliche Veränderung. Die Kombination aus Nicht-Trinken, gesünderer Ernährung und mehr Sport führt aus logischen Gründen zu einem besseren Aussehen und vor allem, das wichtigste für mich, zu einem besseren Körpergefühl.
    Da ich ein relativ eitler Mensch bin, ist das verbesserte Aussehen auch eine wichtige Energiequelle und Hilfe auf meinem Alkohol-freien Weg.

    @ Magnus
    Vielen Dank für deinen Beitrag.

    Deine Aussage:

    "Denn niemals möchte ich mehr so sein, wie vor eineinhalb Jahren..."

    kann ich vollkommen nachvollziehen. Diesen Satz sage ich mir auch immer wieder.

    Die Isolation bzw. Einsamkeit ist schon so eine Sache. Ich persönlich bin an sich immer ganz gut mit der Einsamkeit klar gekommen, merke aber natürlich auch, dass ein wenig mehr soziale und emotionale Nähe besser für mich wäre.
    Mittlerweile spüre ich allerdings, dass ich ruhiger, offener und aktiver mit Menschen zurecht komme, da meine Gedanken, Gefühle und meine Selbsteinschätzung klarer und geordneter sind als in meiner Alk-Zeit.
    In dieser Zeit war ich vielleicht auf Partys bis zu einem gewissen Alkohol-Pegel viel aktiver und offensiver, was aber nur auf die Wirkung der Droge zurückzuführen war. Innerlich fühle ich mich immer noch unsicher und am nächsten Tag umso mehr.
    Zumal ich dann irgendwann vor jeder kleinen Herausforderung (Familienfeiern, Gespräche in der Uni, Anrufe bei Behörden, Treffen mit Freunden) getrunken habe, um lockerer zu sein. Ein fataler Trugschluss, da ich nicht ruhiger wurde, sondern noch aufgeregter und dann noch mehr trank, sodass natürlich auch die beteiligten Personen gemerkt haben müssen (auch gerochen haben müssen), dass ich auf Alk war.
    Im Endeffekt ein absolutes Armutszeugnis, sich einer Droge so auszuliefern und das ganze soziale Leben von dieser abhängig zu machen.

    Ich habe für mich akzeptiert und erkannt, dass ich im Gegensatz zu anderen Menschen in der zwischenmenschlichen Entwicklung immer ein wenig später zündete. Auch in meinem jetzigen Alter bin ich noch nicht so weit wie andere Menschen in meinem Alter. Das hängt aber auch mit Erfahrungen in meiner Kindheit und meiner Prägung zusammen.
    Nun ist mir aber klar, dass ich mich nur ohne Alkohol weiter entwickeln kann und ich merke die kleinen und feinen Fortschritte.
    Daraus resultiert auch, dass ich nicht mehr diesen Druck und diesen Krampf emfinde, unbedingt allen gefallen zu müssen und unbedingt etwas Bestimmtes darstellen zu müssen.
    Ich gehe mittlerweile deutlich lockerer durchs Leben und freue mich jeden Morgen, ohne Kater und ohne Angstzustände aufzuwachen.

    Dir auch weiterhin einen erfolgreichen Weg!

    Beste Grüße

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