Ängste begleiten meinen Weg

  • Hallo an alle,

    ich bin ganz neu hier und habe noch etwas Scheu zu schreiben. Aber das Lesen in all euren Beiträgen macht mir Mut, es auch zu versuchen - mich auch zu zeigen...

    Vielleicht erzähle ich erst ein bisschen was von mir? Ich bin in einer Suchtfamilie aufgewachsen, mein Vater ist Alkoholiker. Lange Zeit haben meine drei Geschwister und ich das nicht direkt mitbekommen, weil mein Vater heimlich trank. Er war und ist auch immer manisch-depressiv und eine Katastrophe jagte meist die nächste. Ich wusste nie, wann der nächste Einbruch kam. Meine Rolle in dem Ganzen war die Vermittlerin zwischen meinen Eltern und zugleich die Verbündete und Vetraute meiner Mutter... bis heute kämpfe ich (mit meinen 30 Jahren!), mich aus diesen Rollen zu befreien, mich nicht mehr verantwortlich zu fühlen, die Beziehung meiner Eltern nicht mehr retten zu müssen, meine eigene Beziehung nicht aus Loyalität opfern zu müssen...

    Auf meinem Weg werde ich immer wieder von tiefen Ängsten und Panik begeleitet. Ich hab das nie mit der Suchtfamilie in Verbindung gebracht. Aber hier hab ich in mehrern Beiträgen gelesen, dass Panikattaken und ganz unbestimmte Ängste wohl gar nicht so selten sind bei EKAs?

    Meist fängt es ganz unbestimmt an, ich bekomme z.B. Herzklopfen oder irgendein anderes körperliches Symptom. Das macht mir dann sofort panische Angst - Angst vor einer schlimmen Krankheit!
    Ich habe auch oft einfacht Angst vor unvorhergesehen schlimmen Ereignissen. Wenn z.B. mein Partner mit dem Auto unterwegs ist, hab ich panische Angst um ihn und rufe ihn meist mehrmals auf dem Handy an, um zu schauen, ob es ihm gut geht.
    Womit hängen diese Ängste zusammen? Kennt ihr das auch und habt vielleicht Erfahrung, damit umzugehen?

    Ich danke euch fürs Lesen und freue mich auf eure Antworten :)
    Liebe Grüße
    Eure Belinda

  • Liebe Belinda,

    Herzlich Willkommen bei uns Erwachsenen Kindern.

    Du wirst hier im Forum viele Beiträge von Menschen finden, die Ähnliches erlebt haben und ähnlich fühlen.

    Ich selbst bin auch mit einem Alkoholikervater aufgewachsen. Er war auch unberechenbar von himmelhochjauchzend bis total agressiv; dann hat er meinen Bruder und mich emotional fertiggemacht.

    Ich hatte schon als Kind immer wieder Angst, vor allem Möglichen und auch vor Krankheiten. Ich war auch oft krank. Die Zusammenhänge habe ich lange verdrängt und in übermäßiger Arbeit bis zum Limit vergraben.

    Letztes Jahr habe ich dann eine Psychotherapie angefangen, die Vieles gelöst, aber auch vieles aufgewühlt hat. Wegen unheimlichem Druck und Stress im Job über Monate hinweg, bin ich derzeit krankgeschrieben und gerade dabei, mich mit meiner Therapeutin um einen Platz in einer Psychosomatischen Klinik zu bemühen. Ich bin jetzt endlich dabei, MEINEN Weg zu finden.

    Mein ganzes Leben lang war ich nur lieb, brav, angepasst, war auch die Vertraute meiner Mutter ("Ich habe ja nur Dich") und habe im Grunde genommen das Leben gelebt, das sie von mir erwartet hat, weil sie es nicht geschafft hat, sich von der Co-Alkoholikerposition zu lösen. Das ist erschreckend, aber ich will es jetzt schaffen, ICH zu sein!

    Die Ängste, die wir haben, sind ja eigentlich "normal". Wir konnten ja nie davon ausgehen, dass ein positiver Zustand anhalten wird. Kaum haben wir uns wohlgefühlt, wurde das schon wieder kaputtgemacht. Wir müssen erst Vertrauen in unser Leben und unsere Umwelt LERNEN. Dann werden auch die Ängste weniger.

    Schau mal weiter oben in die "Merkmale eines EKA". Da wirst Du sehen, dass Deine Gefühle nichts Ungewöhnliches ist.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Liebe Sonnenstrahl,

    vielen Dank für dein Willkommen und deine Antwort. Es tut gut, hier zu erfahren, dass man mit seinen Gefühlen nicht allein ist.

    Auch ich bin seit einiger Zeit in Therapie und es ist oft ganz schön harte Arbeit, aus diesen alten Verhaltens- und Denkmustern auszusteigen oder sie überhaupt erstmal zu entlarven.

    Ich habe deine Geschichte in deinem Thread gelesen und sie hat mich sehr berührt. Vieles davon - eben auch die körperlichen Symptome - kenne ich sehr gut. Sowie den Perfektionismus im Job, das Arbeiten bis zum Umfallen, auf der verzweifelten Suche nach ein wenig Anerkennung.

    Ich habe oft das Gefühl, dass ich nicht wirklich tue, was ich WILL, sondern was ich glaube, das mir Anerkennung oder Zuneigung von anderen bringt. Es ist wie eine Sucht nach Anerkennung (auch ein Suchtverhalten?). Und eine panische Angst dahinter, keine Anerkennung/Respekt/Zuneigung zu bekommen. Und dafür opfere ich oft meine eigenen Bedürfnisse, Wünsche - oder kenne ich die überhaupt?
    Wenn du mich fragen würdest, was ich eigentlich will, könnte ich dir das wahrscheinlich gar nicht beantworten...

    Oh, das war jetzt sicher alles etwas chaotisch - so wie es in meinem Kopf meistens aussieht. Ich lass es trotzdem einfach mal stehen.... auch wenn da gleich meine alte Angst da ist, dass alle doof finden, was ich hier schreibe! :)

    Danke nochmal Sonnenstrahl, für deine Antwort*

    Liebe Grüße
    Belinda

  • Liebe Belinda,

    herzlich willkommen! Auch ich bin erst seit kurzem hier registriert und finde mich sooo oft beim Lesen wieder.

    Auch das kenne ich:

    Zitat von Belinda


    Und dafür opfere ich oft meine eigenen Bedürfnisse, Wünsche - oder kenne ich die überhaupt?
    Wenn du mich fragen würdest, was ich eigentlich will, könnte ich dir das wahrscheinlich gar nicht beantworten...

    Diese Erkenntnis ist der erste Schritt. Wir müssen lernen, in uns reinzuhören. Denn wir haben ja alles in uns, müssen es nur wieder finden.

    LG Smilla

  • Hallo Belinda,

    herzlich Willkommen hier bei uns EK's.

    Zitat

    Meist fängt es ganz unbestimmt an, ich bekomme z.B. Herzklopfen oder irgendein anderes körperliches Symptom. Das macht mir dann sofort panische Angst - Angst vor einer schlimmen Krankheit!
    Ich habe auch oft einfacht Angst vor unvorhergesehen schlimmen Ereignissen. Wenn z.B. mein Partner mit dem Auto unterwegs ist, hab ich panische Angst um ihn und rufe ihn meist mehrmals auf dem Handy an, um zu schauen, ob es ihm gut geht.

    So überfallsartige Angst kenne ich auch gut. Früher war das ganz oft so, ich habe in Partnerschaften oft völlig irrationale, "unbegründete" Verhaltensweisen an den Tag gelegt.

    Da ist was innendrin gekoppelt. Altes und aktuelles ist vermischt. Und eine aktuelle Situation, wo ich nicht recht weiß was abgeht erinnert mich an die Ohnmächtigkeit, Hilfslosigkeit und das Ausgeliefertsein von DAMALS. Da war das nämlich oft so. Kleines hilfloses EK mußte dieses und jenes begrifflos zur Kenntnis nehmen und fühlte sich der Situation ausgeliefert. Daraus entwickelten sich Ängste, denen ich versuchte zu begegnen.

    Zum Beispiel damit, daß ich versuchte, die beängstigende, unverstandene Situation unter Kontrolle zu kriegen, an mich zu reißen, selber zu organisieren, zu begreifen - dann kann sie doch gar nicht soooo schlimm sein. :roll: Was hab ich mich darin erschöpft, Chaossituationen daheim "in den Griff zu kriegen"...

    Und so ähnlich funktionierte das, ohne das es mir bewußt war, später auch. Ein kleiner Auslöser und ich kam gefühlsmäßig in das ALTE Reaktionsmuster: der angstauslösenden Situation versuchen durch Kontrolle ihre Bedrohlichkeit zu nehmen und dadurch aus der eigenen so erlebten Ohnmachtssituation herauszukommen.

    Früher ging die Welt unter, jeden Tag wenn ich gerochen habe, daß sie betrunken war und nicht mehr für mich da sein konnte. Und das stürzte mich in Ungewissheit und Ängste. Heute kann ich irritierenden, ungewissen, beängstigenden Situationen erwachsen begegnen. Ich brauch keine Kontrolle mehr, ich muß nichts mehr "tun". Ich hab gelernt, daß nicht die Welt untergeht, wenn ich heute mal Angst habe. Da ist mit der Zeit ein Vertrauen gewachsen. Das entlastet auch eine Partnerschaft.


    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Linde, Liebe Smilla,

    vielen Dank für eure Antworten.
    Ja, das Unberechenbare unter Kontrolle zu bekommen, das kostet mich noch immer viel Energie. Kontrolle zu verlieren, heißt eigentlich fast, zu sterben, zumindest fühlt es sich in dem Moment so an. Und so war es früher als Kind ja auch. Die Situationen, die außer Kontrolle waren, waren lebensbedrohlich.
    Also heißt es immer wieder unterscheiden, was ist alt und was ist jetzt. Ist manchmal gar nicht so einfach.

    Heute habe ich ziemlich mit meiner Einsamkeit zu kämpfen. Das ist auch so paradox. In letzter Zeit habe ich mir öfter mal gewünscht, mal wieder einen Abend ganz für mich zu haben. und jetzt, wo es soweit ist, macht mit das Alleinsein Angst.
    Umgekehrt passiert genau dasselbe. Ich wünsche mir Nähe und wenn sie da ist, macht es mir Angst. Ist ganz schön paradox.

    Morgen habe ich mich mal wieder breit schlagen lassen, meinen Eltern einen Besuch abzustatten. Mir graut immer ziemlich davor. Meist jammert mir meine Mutter vor, wie schlimm mein Vater ist und mein Vater verkriecht sich ins Bett (er ist seit einiger Zeit trocken, aber inzwischen wohl Tabletten-abhängig). Es fällt mir sehr schwer, meine Grenzen zu setzen, mir keine Sorgen zu machen, nicht in meine alte Rolle als Vermittlerin und Verbündete meiner Mutter reinzurutschen.
    Dann überkommt mich dieses grauenvolle, schlechte Gewissen, dass ich mein Leben lebe, mich weniger kümmere als zuvor, einen Partner habe, der nicht trinkt - darf das alles sein, wo meine Eltern so leiden?
    Ja, auch ich darf glücklich sein, auch ich habe ein Recht glücklich zu sein - und trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen.

    So, jetzt habe ich wieder vieles auf einmal angesprochen. Aber es tut gut, einfach zu schreiben...

    Liebe Grüße
    Belinda

  • Hallo Belinda,

    ich kann genau nachempfinden, was Du meinst mit, Du wünscht Dir auch mal allein zu sein und wenn es dann soweit ist, überfällt Dich das Gefühl der Einsamkeit.

    Mir geht es manchmal so, dass ich mich verabrede und wenn der Tag kommt, ich auch wieder absage, weil ich mit dem Treffen überfordert bin. Andererseits habe ich auch diverse Mal erlebt, dass es gut war, trotz des komischen Vorabgefühls Verabredungen einzuhalten und wurde angenehm überrascht.

    Ich bin übrigens Tochter eines Alkoholikers und einer Co mit einer zwei Jahre jüngeren Schwester. Als Kind/ Teenager hatte ich auch die Vermittlerrolle, habe zudem die Launen meines Vaters abbekommen, stellvertretend für eine Mutter, die mich mit ihm hat in der Küche sitzen lassen. Mein Vater hat mir sein verkorkstes Weltbild erklärt und sich damit gebrüstet, was er in jungen Jahren schon alles geleistet hat. Ich habe bereits damals in Eigenrecherche innerhalb der Familie die Realität aufgedeckt ohne mir über seine Alkoholsucht bewusst zu sein. Ich habe aber als Kind schon immer alles kritisch hinterfragt. Das ist heute gleichzeitig eine Stärke - nicht alles zu glauben, was mir andere erzählen. Aber auch gleichzeitig Schwäche, weil ich auch, wenn jemand die Wahrheit sagt, misstraue, weil ich das emotional schwer unterscheiden kann, basiere ich alles auf Fakten und Kontrolle.

    Als Teenager habe ich rebelliert und mich bereits ansatzweise Ängsten gestellt. Mein Vater hatte immer das Spiel "Ich verlasse Euch und Eure Mutter ist schuld". Als Zeichen hat er seine Stereoanlage abgebaut und unter dem Arm in Richtung Tür transportiert. Als Kind habe ich ihn angefleht, nicht zu gehen. Da begann meine Verlustangst. Im Laufe von Jahren merkte ich, die Erpressung, die dahinter steckte. Als Teenager habe ich ihm dann ins Gesicht gesagt: "Dann hau doch ab". Daraufhin hat er mir eine geknallt. Ihm gegenüber hatte ich immer eine eigene Meinung. Mit 18 bin ich mitsamt meiner 16-jährigen Schwester und Hilfe vom Jugendamt ausgezogen.

    Jeder Mensch hat ein Recht glücklich zu sein - unabhängig von anderen.

    Liebe Grüße Kopfmensch

  • Liebe Kopfmensch,

    Danke für deine Antwort und deine Offenheit.
    Was du über Kontrolle und Misstrauen schreibst, kann ich auch sehr gut nachempfinden.
    Kontrollverlust war früher eine Katastrophe. Noch heute fange ich an zu kontrollieren, wenn mir irgendetwas Angst macht.
    Das macht sich natürlich besonders in meiner Partnerschaft bemerkbar und endet in irrationalen Eifersuchtsszenen und Kontrollen.
    Ich will es eigentlich gar nicht und gleichzeitig treibt mich eine innere Stimme an. Sie sagt mir "du kannst keinem Menschen vertrauen, sie lügen dich alle an! Allein Kontrolle verschafft dir Sicherheit und lass dich von nichts und niemanden einlullen und manipulieren - das wäre das Ende!"

    Das ist natürlich keine sehr gute Basis für ein Vetrauensverhältnis und eine Partnerschaft. Aber ich kann es schlecht abstellen.
    Zudem habe ich mir einen mann ausgesucht mit Kind und dazu kommt dann eben die Mutter - seine Ex. Das ist eine ideale Bühne für all meine Verlustängste und Kontrollmechanismen.
    Manchmal überfordert es mich. Dann will ich am liebsten gehen! Ich schäme mich für mich in solchen Momenten. Das macht es nicht unbedingt leichter...
    Manchmal schaffe ich es, mich einfach damit zu zeigen. Dann entspannt sich die Situation, weil mein Partner dann plötzlich meine Not sieht. Aber in anderen Situationen ist meine Scham zu groß und mein Ego noch dazu und ich kämpfe lieber wie eine Löwin als irgendetwas von mir preis zu geben.

    Liebe Grüße
    Belinda

  • Hallo Belinda,
    auch von mir ein herzliches Willkommen! Ich bin auch erst vor wenigen Wochen hier angekommen und ich kann dir sagen, es hilft endlch mal ohne Scham und ohne sich darüber Gedanken machen zu müssen, was die anderen von einem selbst und seiner Familie halten, über das zu reden.

    Zitat von Belinda


    Es fällt mir sehr schwer, meine Grenzen zu setzen, mir keine Sorgen zu machen, nicht in meine alte Rolle als Vermittlerin und Verbündete meiner Mutter reinzurutschen.
    Dann überkommt mich dieses grauenvolle, schlechte Gewissen, dass ich mein Leben lebe, mich weniger kümmere als zuvor, einen Partner habe, der nicht trinkt - darf das alles sein, wo meine Eltern so leiden?
    Ja, auch ich darf glücklich sein, auch ich habe ein Recht glücklich zu sein - und trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen.

    Ich finde auch, dass Loyalität und von meiner Seite zumindest auch die Liebe zu den Eltern, einen so sehr blockiert - eigentlich sollte es das sein, was einem Halt gibt... Ich kann echt mit dir fühlen. Meine Eltern trinken beide und meine Mutter hat dementsprechend keine Freundinnen, denen sie sich anvertrauen kann. Und da sagt sie auch immer, dass ich ihre Stütze bin, dass sie mir alles sagen kann. Was für ein Druck... Und dieses Gefühl "ich kann es ändern, an mir hängts" verfolgt einen das ganze Leben. Versagen steht nicht zur Debatte. Zumindest ist es so bei mir.

    Im Moment bin ich an einem Punkt, an dem ich mich nicht mehr bei meinen Eltern melde. Ich bin glücklich mit meinem Freund und lebe mit seinen eltern in einem Haus. Und habe auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mit seiner Mutter Spaß habe, wenn ich in ein warmes und sauberes Zuhause komme - ich konnte ihnen nicht helfen...Ohnmacht.

    Und dann werde ich wütend: ich möchte am liebsten hinfahren, sie einsperren und den Entzug erzwingen! Ich möchte rausgehen und irgendwas mit einem Baseballschläger bearbeiten! Platzen! Schreien!

    Und dann versucht man sich immer wieder zu sagen: Du kannst es nicht ändern, auch du darfst glücklich sein, du kannst es nicht ändern, auch du.... usw.

    Nicht sehr hilfreich, ich weiß. Ich kann dir nur sagen: Wir fühlen es auch. Vielleicht hilfts wenigstens ein bisschen?! :wink:

    LG
    Trillian

  • Liebe Trillian,

    es ist wirklich so, dass es einfach gut tut zu wissen, man ist mit dem ganzen Sch** nicht alleine und man kann einfach drauf los schreiben!
    Vielen Danke für deine Zeilen.

    Versagen stand auch bei mir nicht zur Debatte! Funktioniere oder stirb - das war die Devise.
    Ich kann es dir gut nachfühlen, dass es dir manchmal auch schwer fällt, die Leichtigkeit bei deinen "Schwiegereltern" zu spüren und zu genießen. An anderer Stelle hier im Forum habe ich mal gelesen, dass man das schlechte gewissen ja mal in ein Päckchen packen kann und es den Eltern untern Weihnachtsbaum legen kann. Eigentlich eine richtig gute Idee - und wenn es eben rein symbolisch geschieht.
    Vielleicht probiere ich das mal...

    Ich finde es gut, dass du deine Wut so spüren kannst. Ich arbeite da noch dran. Oft schiebt sich meine Angst davor. Aber ich weiß, darunter hab ich eine Mordswut und manchmal komme ich auch schon dran.

    Wie lässt du deine Wut raus?

    Liebe Grüße
    Belinda

  • Liebe Belinda,

    bin hier auch neu, und als ich gerade Deine Texte gelesen habe, dachte ich, das ist ja wie bei mir.

    Auch mein Vater ist alkoholkrank, meine Mutter kämpft seit Jahrzehnten dagegen an. Da ich knapp 400km entfernt wohne und wir uns nicht so oft sehen, kriege ich es natürlich heute nicht mehr so mit.
    Aber früher als Kind habe ich es natürlich mitbekommen, wenn er volltrunken von Feten nach Hause kam und die Treppe raufgefallen ist und einmal auch mein Zimmer im Suff mit dem Klo verwechselt hat.

    Nach 9-jähriger Beziehung zu einem Alkoholiker, die ich zum Glück beendet habe, geht es mir wie Dir. Manchmal freue ich mich, endlich allein und frei zu sein, dann fehlt mir wieder die Nähe. Wenn ich dann aber Nähe haben kann, ziehe ich mich zurück und kapsel meine Gefühle ein.

    Körperlich merke ich auch ein paar Dinge, schon länger: ich habe Tinnitus, verstärkt seit ein paar Wochen und Rückenprobleme. Bin aber in Behandlung bei einer Geistheilerin (ganz seriös!), die mit mir zusammen an den Ursachen arbeitet.

    Ich glaube, mir ist noch gar nicht ganz bewußt, wie sich unser Leben durch unsere Kindheitserfahrungen geprägt hat und auch, wie es sich auf unsere Partnerbeziehungen auswirkt. Ich will so lange Single bleiben, bis ich meinen Teil bearbeitet und aufgelöst habe. Keine Ahnung, wie lange es dauert.... um dann eine glückliche Beziehung führen zu können.

    Freu mich, mehr von Dir zu lesen, Belinda.
    Und natürlich von Euch allen. ;)

    Alles Gute... Pedi

  • Liebe Pedi,

    vielen Dank für deine Antwort. Ja, manchmal ist es mir auch noch nicht ganz bewusst, wieviel Auswirkung es tatsächlich auf unser jetziges Leben hat. Aber ich lese dertzeit ein Buch von Janet Woititz "Die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit" und da wird mir doch vieles noch klarer.
    Ich glaube, es wird eine Weile dauern, bis man bei sich "aufgeräumt" hat, aber es ist immer gut anzufangen. Auch ich bin seit ein paar Jahren in Therapie und das tut mir gut.

    Seit einem Jahr nun lebe ich wieder in eine Beziehung und in kleinen Schritten schaffe ich es, mich immer mehr zu öffnen. Manchmal komme ich mir emotional ganz "nackt" vor, dann macht es mir Angst und ich ziehe mich zurück. Oder ich verfalle in meine alten Kontroll-Misstrauens-Muster, das schafft auch Distanz zu meinem Partner.
    Oder es übermannt mich meine Eifersucht. Auch eine alte Selbstwert-Wunde von früher.

    Es tut gut, sich hier auszutauschen und macht Mut, immer weiter zu gehen!
    Auch dir alles Gute und auf einen weiteren schönen Austausch :)
    Belinda

  • Hallo Belinda,

    danke für Deine Rückmeldung.

    Im Moment fühle ich mich wie in einem Strudel... alles rotiert um mich rum, meine ganzen Erfahrungen und Erlebnisse, die ich hatte.. als würden sie sich alle nach und nach zeigen und offenbaren, was sie mit mir gemacht haben. Wie sehr sie mein Leben geprägt haben.

    Ich will das irgendwie alles sortieren, "auf die Reihe kriegen", um den Nutzen daraus für mich ziehen zu können. Habe mir heute erstmal zwei Bücher bestellt "Wenn Frauen zu sehr lieben" und noch ein anderes für Co´s.

    Was ich auch so krass finde, ist, dass ja unsere Väter, Mütter, Partner usw. das Alkoholproblem haben und WIR deswegen Hilfe brauchen!
    Das ist schon verrückt, oder?

    Aber es ist toll, dass wir auf diesem Weg sind. Wir schaffen das.

    Alles Liebe... Pedi

  • ja, die eltern trinken und wie ekas könnens ausbaden. werde meine kontrollsucht auch nicht los, bei besuchen bei meinen eltern wird erstmal der pegel der flaschen gecheckt und das verhalten meines vaters, ob er schon wieder einen sitzen hat oder nicht. auch das sorgen machen und das schlechte gewissen wenn man mal paar tage nicht dort war kenn ich nur allzu gut. die frage "wann kommst du mal wieder" "was machst du heut abend" und bei jedem besuch davor das schlechte mulmige gefühl was einen wohl erwartet..

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