vater alkoholiker - mutter co und depressiv - wie verhalten?

  • hallo,

    bin an einem tiefpunkt, habe viel gelesen und es ging mir besser, hab mich tausendfach wieder gefunden. die krankheit meines vaters als solche akzeptiert und kann viel besser mit umgehen. nun ist meine mum das problem. seit jahren ist sie co, nun auch depressiv. sie will sich einfach nicht trennen, schafft den absprung nicht und ist immer schlechter gelaunt, sagt das leben hat so keinen sinn mehr... aber ändert nichts.
    kennt ihr die situation? wie seid ihr damit umgegangen. will mich distanzieren, sie aber auch nicht hängen lassen und weiß einfcah nicht mehr weiter. zum reden hab ich da keinen so wirklich. mein freund weiß auch nich weiter. habe angst das sie noch depressiver wird und sich was antut. ein teufelskreis. meine gedanken kreisen nur noch darum. :x

  • Liebe Shirley,

    Ich kenne diese Situation nur allzu gut. Meine Mutter ist Co und kommt ebenfalls nicht los.
    Diese Position ist sehr "mächtig", auch wenn sie nach außen sehr schwach wirkt. Aber auf uns erwachsene Kinder hat sie eine ziemliche Kraft.

    Ich sage mir immer wieder, es ist IHRE Entscheidung! Meine Mutter ist eine erwachsene Frau und muss ebenso für sich sorgen, wie ich mich um mich sorgen muss!!
    DU bist für DEIN Leben verantwortlich, nicht für das deiner Mutter.

    Oft holt mich mein schlechtes Gewissen ein, machmal gebe ich nach und kümmere mich doch wieder. Aber es hält mich davon ab, MEIN Leben zu leben! Und deshalb immer wieder: Abstand, Abstand, Abstand!

    Wenn sie sich etwas antun will, tut sie das egal, was DU tust! Mein Vater hat vor 4 Jahren versucht, sich das Leben zu nehmen. Bis dahin hab ich auch immer noch gedacht, ich hätte da irgendetwas in der Hand, könnte irgendetwas beeinflussen. Aber Fakt ist, wenn sie es tun will, nimmt sie auf dich keine Rücksicht! Da kannst du dich noch so abstrampeln und kaputt machen!

    Das ist hart und es ist kein einfacher Weg, aber es lohnt sich für DEIN Leben!

    Liebe Grüße
    Belinda

  • Hey Shirley,

    Ich seh es ähnlich wie Belinda, auf Abstand zu gehen ist das einzige, was Dir hilft und was Dir übrigbleibt. Du musst die Co-Abhängikeit und die daraus hervorgehenden Depressionen Deiner Mutter akzeptieren, wie Du auch die Sucht Deines Vaters akzeptieren gelernt hast. Auch Deiner Mutter kann nur sie selbst helfen, wenn sie es einsieht und sich helfen lassen will. Wenn Du ihr immer und überall die Hand vor den A***llerwertesten hälst, verhinderst Du aber, dass sie diese Einsicht bekommt. Schlussendlich bist Du weiterhin Teil des System Säufer/Co-Abhängiger ("Wasserträger") was darauf ausgerichtet ist, den Säufer zu schützen und seine Sucht nicht an die Aussenwelt dringen zu lassen. Bei Dir hat sich nur der Adressat geändert, um den Deine Gedanken kreisen, das Prinzip ist das Alte geblieben.
    Gingest Du aber auf Abstand und formuliertest Du dies auch entsprechend, dann kann sich auch für Deine Mutter eine Perspektive eröffnen, indem sie sieht (wenn sie will) dass es auch anders geht, wenn man seinen A**** bewegt. KANN, nicht muss..!!

    Aber es geht hier um Dich. Wir haben vor kurzem sehr prominent erfahren, dass man depressive Menschen durch nichts an ihrem Handeln hindern kann, wenn sie es nicht wollen, will heissen, wenn Deine Mutter sich was antun will, dann wird sie das auch tun, egal, wie sehr Du Dich um sie bemühst oder eben nicht. (Zitat Teresa Enke: "Wir haben gedacht, mit Liebe geht alles..!").
    Versteh mich nicht falsch, ich will damit nicht sagen, dass Du auf jeden Fall den Kontakt komplett abbrechen musst, man kann auch emotional auf Abstand gehen, sich auf den "worst case" mental vorbereiten und insbesondere dafür Sorge tragen, dass man sich im Fall des Falles nicht selbst die Schuld gibt. Das ist ganz wichtig, sonst bist Du möglicherweise die nächste, die einem Lokführer schlaflose Nächte bereitet.

    Geh DEINEN Weg. Wenn Dir Deine Mutter folgen will, dann kannst Du sie ja mitnehmen (bildlich gesprochen), aber Du kannst sie nicht zwingen, genauso wie sie Dich nicht zwingen kann/darf, ihren Weg mitzugehen. Vielleicht kann sie sich an Dir ein Beispiel nehmen, aber mehr als vorangehen kannst Du nicht tun.

    Es ist ein harter Weg, aber er lohnt sich..!!!

    Ich wünsch Dir ganz viel Kraft

    Alles Liebe und bis bald

    Der Insulaner

  • hallo,

    danke für eure antworten. hat mir sehr gut getan. manchmal braucht man einen der einen auf bestimmte dinge hinweist. bei anderen sieht man ja schneller das problem und bei sich selbst oft den wald vor bäumen nicht. es ist absolut eine verlagerung der zielperson bei mir. und ich sehe jetzt selbst ein dass ich nichts ändern kann. werde echt versuchen auf distanz zu gehen, das ganze zieht mich momentan recht runter. muß wirklich nicht nur emotional den abstand vergrößern, sondern will sie jetzt nicht mehr soviel besuchen. dachte ich könnte mich emotional distanzieren und meine eltern trotzdem persönlich treffen aber bin da wohl momentan nicht so dazu in der lage.
    mache mir jetzt erst einmal nen schönen abend und versuche mich abzulenken.
    lg

  • Hallo shirley,
    ich habe genau das gleiche problem.
    Die sucht meines vaters kann ich besser akzeptieren, als das verhalten meiner mutter. Wenn er betrunken ist, ist er ein anderer mensch. Er sieht anders aus, spricht anders bzw lallt und so weiter. Aber meine mutter ist nüchtern und bei vollem verstand und tut mir/ uns das an. ich habe auch jahrelang versucht ihr zu helfen. Erst habe ich gebettelt und gefleht, dass wir gehen. Ihn gehasst und den tod gewünscht. Sie hat mich und meine schwester als seelischen mülleimer benutzt ohne rücksicht, dass wir kinder sind, die sich nicht wehren können. Später hab ich ihr einmal gesagt, wir sollen gehen, damit WIR glücklich werden können, da hat sie sich klar für ihn und gegen uns kinder entschieden, da sie ihm das nicht antun könnte. Doch ich denke, für eine mutter sollten die kinder vor allem stehen. Nicht so bei uns. Mittlerweile wohn ich weit weg, aber die krankheit ist allgegenwärtig und lässt sich nicht durch 500 km distanz abschütteln.
    Ich habe ihr viel infomaterial geschickt, damit sie wenigstens jemanden zum reden findet in einer SHG oder so. aber sie hat mir klar gesagt, sie wird nix unternehmen was seine trinkerei betrifft oder was für sich tun. Es könnte ja jmd dabei sein, den sie kennt. Gut, dann kann ich ihr nicht helfen. Aber seit dem hat sich unser verhältnis stark verändert. Sie jammert weiter, aber macht nichts. Wenn ich schon diesen jammernden selbstmitleidigen ton am telefon höre, werde ich zu einem eisblock. Ich bin sicher, dass auch sie depressiv ist, aber sie meint dieser zustand kommt von medis, die sie nehmen muss. Ok, wenn sie meint.
    Ich distanziere mich auch immer mehr, und es ist wirklich besser so. nur muss ich noch mit den vorwürfen, die von ihr kommen, lernen umzugehen.

    Ich kann mich den anderen nur anschließen. Du kannst nix tun, was sie selber nicht will.
    Versuche für dich einen weg zu finden, es zu akzeptieren ohne schuldgefühle oder angst, versagt zu haben, nicht geholfen zu haben.
    Auch wenn sich deine mutter etwas antun würde, du könntest es nicht verhindern, vllt nur aufschieben.
    Das klingt hart, ich weiß, aber es ist wie die sucht, wer sich selbst nicht helfen will, lässt auch von anderen keine hilfe zu.
    Ich habe meine eltern seit einem halben jahr nicht besucht, was auch wirklich besser ist.
    Diese distanz habe ich gebraucht, um erst mal wieder zu mir zu finden. Bin noch lange nicht am ziel, aber auf dem weg.
    Kopf hoch
    Lg kata

  • hallo,

    momentan bin ich etwas auf distanz, sehe meine eltern nicht sooft. 1-2x die woche jetzt. ist ne echte steigerung bei mir, wohne ganz in der nähe. und es fühlt sich gut an. die ersten 2 tage nach dem besuch noch das gefühl sich melden zu müssen, seis nur ein anruf. der dritte tag danach ist dann ganz unbeschwert. ist echt schön :)

  • Hallo shirley

    jetzt hab ich erst mal bei dir nachgelesen.

    Meine Mutter ist schon ihr Leben lang Co,hat mich schon immer moralisch unter Druck gesetzt. Und ich war immer das kleine Mädchen, das versucht hat, es ihr recht zu machen. Wie oft hab ich von ihr gehört, was sie ihr Leben lang für uns Kinder gemacht hat, da kann ich ja wohl auch dies oder das für sie machen.
    Letztes Jahr Weihnachten hab ich mich von meinem Mann getrennt, er ist Alkoholiker. Sie war lange Zeit sauer mit mir, weil ich ihn im Stich gelassen hab! :twisted::twisted:
    Seit der Trennung bin ich hier im Forum, bin (zumindest bisschen!) selbstbewusster geworden und weiß, was ich von meinem Leben will und sag das auch. Seitdem ändert sich auch das Verhältniss zu meiner Mutter, ich hab mich von ihr abgenabelt, bin nicht mehr das kleine Mädchen. Ich hab gelernt, dass ich sie genausowenig von ihrer Co-Abhängigkeit heilen kann wie ich meinen Mann von seiner Sucht wegbringen konnte. Es ist ihr Leben und nur sie kann es ändern, genau wie wir für unser Leben verantwortlich sind.

    Ich hoff, ich hab jetzt nicht am Thema vorbeigeschrieben :oops::oops:

    Schöne Grüße

    julchen

  • Hallo Shirley,

    du schreibst, du hättest die Krankheit Deines Vaters bereits akzeptiert. Aber ist die Krankheit Deiner Mutter nicht genau dieselbe in grün? Dein Vater ist vom Alkohol abhängig, Deine Mutter von Deinen Vater. Wie das Suchtmittel nun genau heißt, dass sie zerstört, ist doch relativ egal. Fakt ist, sie lassen sich zerstören und jede Ausrede ist ihnen dabei recht. Und ob sie Dich oder andere Menschen in ihrem Umfeld dabei verletzen ist ihnen ziemlich egal. Was bleibt? Die Einzige, der es nicht egal sein kann, ob Du verletzt wirst, bist Du. Also bleibt Dir auch keine andere Wahl, als genügend Distanz zu Ihnen zu schaffen, um nicht verletzt zu werden. Im Grunde das selbe, was wir von unseren alkoholkranken und Co.- Angehörigen erwarten, müssen wir selbst (vor-)leben. Sich nicht quälen, sich nicht verletzen, sich nicht zerstören....

    Alles Gute und viel Kraft dabei,
    EuV

  • hallo,

    ja das gute weihnachtsfest *ironisch.gemeint*
    habe mich heut morgen erst wieder gefragt wie es verlaufen wird. entweder es verläuft halbwegs freidlich da sich meine eltern beide zusammen nehmen. oder es eskaliert mal wieder mit beschimpfungen etc. naja werde einfach mal neutral an die sache rangehen, verbringe weihnachten mit meinen eltern, bin aber im anschluß des tages immer noch mit freunden verabredet. habe dann einen grund zu gehen und gleich mal ablenkung.

  • so weihnachten verlief ganz gut, war ganz überrascht. wenn man es sich schlimm vorstellt kanns ja nur besser werden, das hat mal zugetroffen. hatte ja schon mit dem schlimmsten gerechnet, mir irgendwelche horrorszenarien ausgemalt. von dem her bin ich jetzt ganz glücklich das es mal wieder rum ist ;)

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