Co-abhängig - wieviel schuld trage ich

  • Hallo ihr Lieben,

    ich habe mich die letzten Tage sehr mit dem Thema Co-abhängigkeit beschäftigt. Ich habe auch erkannt, dass ich die Beziehung zu meinem Freund und sein Problem ausgenutzt habe, um mich stark zu fühlen. Geliebt, von anderen "bewundert", besser als er. Ich habe oft von anderen und von ihm gehört, ohne mich und meine (finanzielle) Hilfe hätte er es nicht geschafft. Wo wäre er jetzt, wenn ich nicht wäre? Vielleicht an der gleichen Stelle - kurz nach der Therapie, das erste Mal eine längere Zeit trocken mit Hoffnung auf eine Zukunft, oder schon viel weiter?

    Ich weiß ich habe ihm oft aus der Patsche geholfen, seinen Job gerettet, seine Schulden bezahlt oder ihm davor bewahrt, seinen Führerschein wieder zu verlieren. Aber das Resultat ist, er hat doch alles verloren und ich bin an dem Punkt, wo ich ihn nicht mehr helfen will, weil ich mich ausgenutzt fühle. Also, was hat das alles gebracht außer, dass ich mich für einen Moment großzügig und als besserer Mensch gefühlt habe? Diese Betrachtung habe ich natürlich nicht immer gehabt. Ich habe immer daran geglaubt, dass ich das alles gemacht habe, weil ich ihn liebe. Um endlich keine Sorgen mehr zu haben und freie Bahn für eine gemeinsame Zukunft.

    Doch nun steh ich dieser Zukunft selbst imWeg. Ich kann ihm nicht mehr vertrauen, sehe überall Lügen und Versuchungen, denen er nicht widerstehen wird. Setze mich schon mit der Konsequenz auseinander, wenn er einen Rückfall erleidet. Wünsch ich mir das im Unterbewußtsein vielleicht? Damit ich wieder in der Lage bin, ihm verzeihen zu können? Aber eigentlich will ich das nicht mehr. Meine Konsequenz wird die Trennung sein, damit ich mir selbst mal wieder treu bin.

    Davor habe ich glaube ich am meisten Angst, es nicht zu können - wie so viele male vorher - konsequent zu sein. Ich habe Angst vor dieser Situation und dabei ist es noch nicht einmal passiert.

    Ich habe auch Angst, dass ich sie durch mein Mißtrauen aber gerade auch erst provoziere. Es macht ihn unglücklich und hilf ihm überhaupt nicht, sein Problem zu bewältigen, wenn ich ihm nicht vertraue, nicht unterstütze.

    Ich werde versuchen an mir zu arbeiten und heraus zu finden, ob und wie diese Beziehung ohne Alkohol klappen kann.

    Ich würde mich freuen, Eure Kommentare zu lesen. Vielleicht ging es euch auch mal so.

  • Guten Morgen Blaubaerchen!

    Herzlich Willkommen hier bei uns Co - Abhängigen!
    Deine Worte, Gedanken, Gefühle können hier sehr viele - ich auf jeden Fall - nachvollziehen. Ich stecke schon so lange in der "Krankheit" drin, dass ich manchmal denke, ich komme nie wieder raus.
    Dabei arbeite ich jetzt auch schon mehr als zwei Jahre an mir.
    Ganz wichtig ist aber für mich geworden, dass ich nur für MICH Therapie suche und annehme, für IHN nicht mehr zur Verfügung stehe.
    Er kann mit mir über Probleme reden, vlt. weiss ich eine Lösung, aber er muss alles alleine in die Wege leiten, gehen.
    Und wenn nicht - dann müssen beide Seiten mit den Konsequenzen leben.

    Angst vor den Konsequenzen hat hier wohl auch jeder. Sind ja auch immer einschneidend, schmerzhaft, große Veränderungen. Ich habe sie auch noch, denn ob mein Mann immer wieder die Kurve kriegt, weiss keiner. (Er arbeitet seit zwei Jahren an seiner Trockenheit.)
    Aber für mich ist es sehr, sehr wichtig, zu wissen, dass ich hier, bei meiner Ärztin, Therapeutin, in meiner SHG Leute habe, die mich auffangen, mir Hilfe geben.
    Überhaupt möchte ich keine Therapiestunde missen!!! Es hat schon eine Zeit gedauert, bis ich mich getraut habe, überhaupt mit meiner Ärztin zu reden, aber dann öffneten sich Welten!
    In meiner Kur, die ich vorrangig wegen Bandscheibenproblemen bekam, konnte ich aber sehr, sehr viele "innere" Spannungen lösen. In den drei Wochen habe ich sämtliche Tränen der letzten Jahre geweint, mich "sauber" gespült.

    Ich wünsche dir ganz viel Austausch hier, Hilfen im realen Leben, und schicke dir Kraft für DICH Hilfen zu finden und anzunehmen!

    Trotzdem einen schönen Vierten Advent, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • glück auf blaubaerchen

    er hat dein vertrauen über x jahre versoffen :!:

    darf es schon einige zeit brauchen bis das vertrauen wieder wächst - vertrauen is ein prozess - vertrauen muss verdient werden

    ^sprecht darüber

    :arrow: ihr meint es ernst - ihr könnt alles schaffen was ihr wirklich wollt

    adventsgrüße

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Blaubärchen,

    herzlich willkommen im Forum und herzlichen Glückwunsch zu Deiner Erkenntnis. Zu sehen, dass man nicht nur der arme, leidende Angehörige ist, sondern auch seinen Nutzen aus der Situation zieht, ist schon eine ganze Menge und für mich auch die Grundlage um bei sich selbst etwas ändern zu können. Solange diese Erkenntnis nicht da ist, ist in meinen Augen keine Änderung möglich.

    Als meine Mutter ihre erste LZT gemacht hat, bekam ich Probleme. Vorher war sie auf den Alkohol fixiert, ihre Bedürfnisse waren klar umrissen, Alkohol. Solange sie trinken konnte war ihr weitestgehend egal, was ich tat oder sagte, Hauptsache sie konnte trinken. Auf einmal hatte ich wieder einen Menschen mit Wünschen, Bedürfnissen und mit einem eigenen Willen vor mir. War es ihr mit Alkohol ziemlich egal, dass ich versuchte sie zu bevormunden und über ihr Leben zu bestimmen, was ich auch reichlich getan habe, war es ihr das ohne überhaupt nicht mehr. Sie hat sich gewehrt. Ich konnte nicht mehr abschätzen, was sie wohl tun würde und ich konnte sie nicht mehr so leicht beeinflussen und manipulieren wie vorher. Ich hatte Angst um sie, so oft hatte ich gehört, dass es die wenigsten schaffen und ich wollte doch das sie es schafft, also sollte sie tun, was ich für richtig hielt. Ich sah damals noch nicht, dass ich eine erwachsene Frau vor mir hatte, die das Recht hatte ihr Leben in jedem Bereich selbst zu bestimmen.

    Solange sie trank hatte ich das Gefühl die Situation kontrollieren zu können, jetzt nicht mehr. Ich habe unter Kontrollverlust gelitten und das wo es mir damals noch in allen Lebensbereichen wichtig war immer alles unter Kontrolle zu haben. Wo ich alles dafür tat nur nicht die Kontrolle zu verlieren. Das das nicht möglich ist und das ich das nicht brauche, habe ich erst später gelernt. Zudem war ich ja nun meiner Aufgabe beraubt, mich um meine Mutter zu kümmern und eine gute Tochter zu sein. Ich war mehr als orientierungslos und das gefiel mir gar nicht. Auf einmal hatte ich keine Aufgabe mehr und meine Mutter hörte nicht mehr auf mich, da hat sich alles in mir gegen gewehrt. Heute sehe ich es auch als unbewusste Weigerung mich mit dem Trümmerfeld von eigenem Leben beschäftigen zu müssen.

    Ich habe meine Mutter wie mein Kind behandelt. Solange sie trank hat sie sich weitestgehend in die Rolle gefügt, weil es der Befriedigung ihrer Bedürfnisse entgegen kam. Als sie nicht trank hatte ich wieder die erwachsene Frau vor mir, die sich gewehrt hat wie ein Kind behandelt zu werden.

    Auf mich macht es den Eindruck, dass Du unter den gleichen Kontrollverlusten leidest wie ich damals. Dein Mann ist erwachsen, kein kleines Kind, er kann für sich selbst sorgen und hat er hat auch jedes Recht dazu. Ebenso wie er das Recht hat, eventuelle Fehler selbst zu machen und die Konsequenzen selbst zu tragen. Er weiß wo er Hilfe bekommen kann, wenn er möchte. Er hat also alle Möglichkeiten, er muss sie nur nutzen.

    Was die Schuldfrage angeht, nun was war zuerst da die Henne oder das Ei. Du hast ihm mit Deiner Hilfe das saufen bequemer gemacht, aber gesoffen hat er immer noch selbst. Wie Du selbst sagst, Du hattest ja auch Deinen „Nutzen“. Da kann man umgekehrt auch Fragen, ist es seine Schuld, dass Du Dich selbst aufgegeben hast. Alkoholiker und Co-Abhängiger ist eine ekelhafte Symbiose von der beide „profitieren“. Es wenn einer aus dem Karussell aussteigt, wird das ganze Ausmaß bewusst. Es ist wie es ist, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen hilft weder Dir noch ihm.

    Ich fände es wichtig, wenn Du Dich vorrangig mit Dir selbst und was Du Dir selbst in den letzten Jahren angetan hast beschäftigen würdest. Lass ihn mal machen, egal was kommt, Du kannst es ohnehin nicht ändern. Kümmer Dich um Dich und Dein Leben.

    Es ist alles eine Sache von Aktion und Reaktion. Als ich angefangen habe meine Aktionen bewusst zu gestalten, habe ich auch andere Reaktionen bekommen. Dadurch das ich mich und mein Verhalten geändert habe, haben sich andere auch mir gegenüber anders verhalten.

    Gruß
    Skye

  • Liebe Skye,

    danke für Deine ehrlichen Worte und den Einblick in deine Geschichte.

    Ich habe deine Zeilen sehr intensiv gelesen. Ich habe auf jeden Fall mein eigenes Selbstwertgefühl durch meinen alkoholabhängigen und manchmal so hilflosen Freund gesteigert. Ich habe allerdings nicht wirklich versucht ihn zu kontrollieren, denke ich. ICh habe manchmal gedacht, vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich ihm nicht so viel Freiraum gelassen hätte. Ich glaube ich habe eine Art Rolle - die perfekte Freundin - gespielt, in der extreme Kontrolle, Eifersucht und öffentliches Mißtrauen nicht gepaßt hätten. Ich habe versucht ihm immer den Eindruck zu geben, ich glaub an ihn und an unsere Zukunft. Und mir tat es einfach gut, dass er in einigen Momenten eingesehen hat, wieviel Glück er mit mir hat und welch tolle Frau ich bin.
    Auch von den anderen Menschen in meiner und seiner Umgebung habe ich das Gefühl bekommen. Doch leider hielt das nie lange an. Einen, vielleicht zwei Tage, dann war alles wieder vergessen, er nahm es als selbstverständlich hin, dass ich noch bei ihm war.

    Ich habe immer gewußt, dass wieder etwas passieren wird und ich habe immer Recht gehabt. Nur selten wurde ich überrascht. Langsam frage ich mich aber auch, ob ich mir es nicht herbei gewünscht habe, so dass er wieder in der Lage ist, sich entschuldigen zu müssen und meine Anwesenheit zu schätzen.

    Und eine andere Sichtweise ist natürlich die: Habe ich mir seine Liebe erkaufen wollen? Als mir das eine Therapeutin beim Erstgespräch gesagt hat, bin ich nie wieder hin gegangen. ICh habe gedacht, ich habe alles nur aus Liebe gemacht und jeder würde das für seinen Partner tun, wenn man ein sorgenfreies Leben haben möchte. Aber ist das so?

    Ja, ich lasse ihn jetzt seine Sachen machen. Gestern fing er wieder einmal mit dem Thema Wohnungssuche an (er wohnt gerade bei seinen Eltern) und wie teuer Mieten doch sind. Vielleicht erzählt er mir das nur, damit ich weiß, er macht was und versucht auf seinen eigenen Beinen zu stehen. Ich fühle mich aber auch gleich wieder etwas unter Druck gesetzt. Möchte er jetzt hören, dass ich ihn doch wieder bei mir einziehen lasse? Wenn ich nicht darauf reagiere, wird er dann wütend? ICh werde nicht darauf reagieren und auch in anderen Angelegenheiten kann er natürlich auf mein offenes Ohr und meinen Ratschlag bauen, aber keine aktive Hilfe erwarten. Das wird mich viel Überwindung kosten, aber es geht nicht anders.

    Ich möchte alles richtig machen - für uns - ich sollte wahrscheinlich besser für mich schreiben. Ich muss an meinem Selbstbewußtsein arbeiten, das weiß ich. Ein guter Vorsatz für das neue Jahr! :)

    Danke und ganz liebe Grüße,

    Blaubaerchen

  • hi,
    ich finde mich wieder. Die Worte sind so treffend formuliert.
    Als mir bewusst wurde das ich mir die Liebe erkauft habe, war es sehr schmerzvoll für mich.

    Heut habe ich kein geld mehr, weil ich meinem freund alles gegeben habe.
    Ich kann nichts mehr geben. Ich versuch mit meinen kindern über die Runden zu kommen.

    Ich hab den Absprung noch nicht geschafft, da ich sehr aggressive reaktionen von ihm bekomme.

    Es ist gut zu lesen, das es andere menschen gibt, denen es genauso, fast genauso geht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    Jetzt ist es passiert. Habe ich es nun provoziert mit meinem Mißtrauen? Ich wollte nie, dass es soweit kommt. Das ich nun diesen Schritt machen muss und mich trennen. Aber er hat was getrunken und ich habe ihm doch nicht das Glas vor die Nase gesetzt. Es war seine Entscheidung.

    Ich versuche Gründe dafür zu finden. Es war nicht viel, nur ein Glühwein. Aber er hat wieder sein Versprechen gebrochen und macht das Problem kleiner.

    Wie kann es eigentlich sein, dass Ärzte einem eingewiesenen Menschen mit Verdacht auf Alkoholabhängigkeit und Suizid erzählen, dass er nicht abhängig ist und das unter Kontrolle hat? Nach zwei Wochen? Lag es wieder an seinen Verkäuferqualitäten? Ist das realistisch? Darauf bezieht er sich. Er hat ja gar kein Problem, nur ich würde das so sehen.

    Ich stehe wieder alleine da, mit der Ungewissheit, habe ich einen Fehler gemacht? Ich habe einen neuen Thread angefangen mit diesem Thema aus Verzweiflung. Verzeihung wenn ich dadurch Chaos verursache. Vielleicht sollte ich dieses Mal mir selbst Hilfe holen. Ich habe schon die letzten Male gemerkt, dass die Trennung alleine nicht reicht. Das Durchhalten ist der Kampf, den man bestehen muss. Aber innerlich schreit mein Herz wieder "Nein"!

    Ich weiß, ihr bemerkt meine Verwirrung und Unentschlossenheit sicher. Dafür entschuldige ich mich!

    Euer Blaubärchen

  • Hallo Blaubärchen,

    so ein Gefühlschaos ist ab und zu gar nicht so schlecht. Da wirbelt mal alles auf bis auf den Grund und hinterher sieht man klarer wie je zuvor.

    Vertrau deinem Gefühl hab ich dir im anderen Thread geschrieben.

    Nein, du hast ihm die Tasse nicht an den Mund gesetzt. Er hat sich für den Alkohol entschieden. Das darf er tun.

    Du kannst jetzt deine Energie ins Analysieren deines Freundes stecken. Du kannst deine Energie aber auch für DICH nehmen.

    Ist sicher weniger verwirrend, wenn du in EINEM Thread weiterschreibst... :wink:


    Lg, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Linde,

    ja, ich werde jetzt versuchen in einem Thread weiter zu schreiben und auch nach vorne zu sehen. IRgendwie habe ich das gefühl, er wollte die Trennung. Er wollte nur dass ich den Schritt mache und er wollte hören, dass er nicht schuld daran ist. Vielleicht ist es eine Erlösung für uns beide... obwohl es wahnsinnig weh tut!

    Ich weiß nicht wie stark der Glaube an Gott hier allgemein ist, aber ich glaube es gibt immer Situationen, wo man auf ein Zeichen wartet. Ich habe viele Zeichen ignoriert und einen anderen Weg eingeschlagen, als den den ich mir vorgenommen habe. Nun gab es wieder ein "Zeichen".

    Ich möchte versuchen wieder glücklich zu sein und muß lernen allein zu sein. Und ich werde mir Hilfe dabei holen. Aber ich will nicht mehr, dass Alkohol mein Leben bestimmt!

    Ich wünsche Dir ein wunderschönes Weihnachtsfest und auch allen anderen da draußen. Drückt mir die Daumen, dass ich dieses Mal durchhalte!

    Danke an alle!

    Euer Blaubärchen.

  • Hallo Blaubaerchen,

    ich lese in Deinen Berichten so viel von Schuld. Weder Du noch der trinkenende Partner sind schuldig. Ich bin durch mein Elternhaus co.-abhängig geworden. Mein Vater hat getrunken, meine Mutter war stolz auf ihr Aushalten. Diese Verhaltensweisen waren mir vertraut, folglich fühlte ich mich im weiteren Leben auch von trinkenenden Partnern angezogen, es war halt so bekannt und erschien mir normal bis zu dem Punkt, als meine Schmerzgrenze erreicht war, und ich durch mein Verhalten krank wurde. Erst da fing ich an, bei mir hinzusehen und mich mit den Ursachen auseinander zu setzen. Alkoholismus und Co.-Abhängigkeit sind seelische Störungen, aus denen man herauswachsen kann, Voraussetzung natürlich, dass man es selbst will. Da kann man sich im akuten Stadium nicht gegenseitig helfen, sondern Jeder getrennt an seiner Genesung arbeiten. Wenn die Liebe groß genug ist, kann man sicher später wieder zusammen wachsen. In meinem Fall kam nur eine Trennung in Frage, weil mein Partner sich fürs Trinken entschieden hat, das war sein gutes Recht, dieses anzunehmen und ihn loszulassen, fiel mir enorm schwer, das dauerte und war mit vielen Rückfällen verbunden.
    Hilfe und Unterstützung fand ich im Forum und in meiner Angehörigengruppe. Heute habe ich ein Selbstwertgefühl erreicht, das mir sagt, ich brauche mich nicht mehr aufzuopfern, um geliebt zu werden, einen kranken Menschen nicht zu retten und vor allem, mich nicht mehr mit Schuldzuweisungen kränken zu lassen. Das fiel aber nicht vom Himmel, eine Therapie ging voraus, anschließend viele Stunden mit Gleichbetroffenen. Mit Schuldzuweisungen bin ich nicht weiter gekommen, sondern mit Verständnis und Annehmen meiner Situation, daraus können Lösungen wachsen und neues selbstbestimmtes Verhalten resultieren.
    Auf keinen Fall sind wir schuldig, sondern handelten so, wie wir es kannten. Heute lebe ich in neuer Beziehung und das Thema Alkohol ist nicht mehr relevant. Ich denke noch manchmal an meinen Ex, was wird er machen, wie wird es ihm gehen, er war mal mein ganzer Lebensinhalt, doch hatte sich anders entschieden, da half meine ganze Kontrolle rein gar nichts. Ich besuche weiterhin meine Angehörigengruppe, sie stärkt mich für meinen weiteren Weg. Alles Gute für Dich.

    Liebe Grüße Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Liebe Laurina,

    Du hast vollkommen recht. Ich habe geglaubt, dadurch, dass ich ihm immer wieder helfe, kann ich ihm meine Liebe beweisen und werde die gleiche dann auch wieder empfangen können. Das war nur in den Momenten der Fall, in denen ich ihm geholfen habe. Aber so kann eine gesunde Beziehung auch nicht funktionieren.

    Auch er hat sich für das Trinken entschlossen, auch wenn er das selbst sich noch nicht eingesteht und sagt, es ist eine Ausnahme gewesen. Das Leben besteht aus Entscheidungen und wie oft hat er sich gegen die Beziehung und für den Alkohol entschieden. ICh wollte immer, dass er die Beziehung mit mir an erste Stelle stellt, aber das hat er nie gemacht.

    Es hört sich so an, als ob ich mir wirklich professionelle HIlfe holen sollte bzw. auch zu einer Gruppe gehen sollte. Die Worte die du schreibst trösten mich und geben mir Mut, nach vorne zu sehen. Dafür danke ich Dir!

    Ich wünsch dir auch alles gute und eine fröhliche Weihnachtszeit mit deinem Liebsten.

    Viele Grüße zurück,
    Blaubaerchen

  • Hallo Blaubärchen!

    Seit wann muß man Liebe denn beweisen? Die ist doch einfach da oder weg.

    Oder ist das wie ein deal? Ich lieb dich soviel, dafür hätt ich aber bitte gern genau denselben Gegenwert.

    Ich frag einfach mal...

    Lg, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich meine, die Antwort ist ganz einfach. In der Co.-Abhängigkeit verstrickt meint man, sich anstrengen und um die Liebe kämpfen zu müssen, weil der Glaube und die Überzeugung nicht vorhanden sind, einfach seinetwegen geliebt zu werden, dafür muss Leistung erbracht werden bis zur völligen Erschöpfung und Selbstaufgabe. So habe ich es auch gemacht in dem irrigen Glauben, wenn ich nur genug tue, wird er mich schon lieben und brauchen, ich wollte einmalig und unverzichtbar sein, sozusagen herausragen, wenn er mir dieses nur einmal bestätigt hätte, hätte ich mich noch mehr ins Zeug gelegt. Der Weg dort heraus ist nicht so einfach wie die Antwort. Man schreibt immer von der Stelle, wo man gerade steht. Der Anfang des Weges besteht darin, sich selbst kennen- schätzen- und lieben zu lernen, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und Erfolgserlebnisse für den Selbstwert zu verbuchen. Erst dann kommt die Phase, in der wir nicht mehr bereit sind zur Selbstaufgabe, Verleugnung und Abhängigkeit um jeden Preis geliebt werden zu wollen. Ich habe mich im Nachhinein oft gefragt, wieso ich mich so niedrig habe behandeln lassen, wenn ich damals gefragt wurde, wieso ich das mitmache, war immer die Antwort, ich liebe ihn halt. Heute habe ich eine andere Antwort gefunden, ich habe mich zu der Zeit selbst so niedrig gefühlt und von mir gemeint, nichts anderes verdient zu haben, folglich habe ich auch das bekommen, was ich von mir gedacht und ausgestrahlt habe.

    Liebe Grüße Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Das wirft mich alles komplett aus der Bahn!
    Ich weiß ich bin nicht dumm, ich wollte nie eine solche Beziehung, die immer wieder Trennung und Zusammenkommen bedeutet. Meine Freunde und alle die mich kennen, sagen mir auch, dass ich jemand besseren verdient habe. Auch ich habe immer nur mit den Worten "Ich liebe ihn eben" geantwortet. Ich konnte es anderen, ihm und mir nicht anders erklären. Ich habe immer gedacht, was kann es anderes als Liebe sein, die mich dazu bringt solche Dinge zu machen und solche Zeiten durchzustehen. Von anfang an in dieser Beziehung musste ich mich "beweisen". Er hing zu Beginn noch sehr an seiner kranken Beziehung zu seiner Exfreundin. Immer wenn er besoffen mitten in der Nacht nach Hause kam hat er sie angerufen. Ich wollte ihm die Augen öffnen und sagen "Hey, Du hast eine tolle Frau an deiner Seite!" Ich sehe, das hab ich mit den falschen Mitteln gemacht. Als ich dann verstanden hatte, dass er ein Alkoholproblem hat, wollte ich ihn mit der Gefahr mich zu verlieren unter Druck setzen, damit aufzuhören. Hat natürlich nicht geklappt. Ich konnte und kann immer noch nicht verstehen, dass er sagt, ich sei sein Leben und seine Zukunft, und gleichzeitig setzt er alles aufs Spiel nur für den Alk. Aber das ist wahrscheinlich einfach die Krankheit - oder eben seine Entscheidung. Ich weiß es nicht. Das geht nicht in meinen Kopf.

    Aber liebe Laurina, ich wünschte ich wäre schon an dem Punkt, an dem Du bist. Ich weiß ich hab viel falsch gemacht und ich sollte an meinem Selbst arbeiten. Ich bin nicht ich selbst gewesen in dieser Beziehung.Ich habe das Lachen verlernt. Es gab einfach nicht viel zu lachen, wenn wir zusammen waren. Immer nur Probleme, die er hatte und die zu lösen waren. War das eine verschwunden tauchte im nächsten Moment wieder das nächste auf. Und egal was ich unternommen habe, er hat mich wieder runtergezogen.

    Ich bin müde und kraftlos geworden, habe schon oft den Lebensmut verloren und war sehr verzweifelt. Aber ich komm einfach nicht wirklich los von ihm. Ich will es dieses Mal schaffen!

    Gute Nacht und liebe Grüße,

    Blaubärchen

  • Liebe Blaubaerchen,

    es ist positiv, dass Du an diesem Punkt angekommen bist und es Dir bewusst wird. Klar fühlst Du Dich damit erstmal schlecht, weil alles in Dir hoch kommt. Das ist der erste Schritt, wohin er Dich auch immer führen mag. Ich habe in der Beziehung immer alles persönlich genommen, was er gesagt und getan hat. In meiner Phantasie habe ich mir zurecht gelegt, dass ich trotz allem seine große Liebe bin und wir nicht von einander loskommen, wir waren gegenseitig süchtig und abhängig. Wobei ich seine Abhängigkeit von mir sogar genossen habe, damit habe ich mir angemaßt, ich wäre seine Retterin und könnte sein Leben in Ordnung bringen. Aus diesem Traum wurde ich herausgerissen, als mir bewusst wurde, dass er unter Alkoholeinfluss nicht real spricht, handelt und reagiert, er steht unter Einfluss der Droge und das Verhalten ist völlig schizophren. Sie stoßen Dich weg, verletzen Dich und ziehen Dich wieder heran, sie wollen sich schuldig fühlen, um einen Grund zum Trinken zu haben. Klar wird nicht viel gelacht, wenn die Tage aus Problemen bestehen, gerade danach sind wir Co.`s süchtig, nämlich seine Probleme analysieren, damit wir uns nicht mit uns beschäftigen brauchen. Es kommt hinzu, dass unser Selbstwert in den Keller sinkt, und wir uns auch noch schuldig und verantwortlich fühlen, genau da sind wir die perfekte Co.-Partnerin. Eine gesunde Frau würde sich so viele leidvolle Erfahrungen nicht antun. Wir aber opfern uns auf! Würde ich einen Mann interessant finden, der sich für mich aufopfert und seine Persönlichkeit aufgibt? Ich meine nein! Ein Alkohliker braucht bedingungungslose Liebe und knallharte Grenzen, die kannst Du aber nur setzen, wenn Du in Dir ruhst, stark genug bist Dich abzugrenzen, nichts persönlich nimmst und auch ohne ihn gut leben kannst. Nur, wenn Du so weit bist, stellt sich die Frage, ob Du ein Leben mit einem Süchtigen noch reizvoll empfindest. Mir hat etwas ganz banales geholfen, nämlich, dass ich mir gesagt habe, wenn das Leben nur mit diesem Mann schön ist, dann müssten alle Anderen unglücklich sein, und das sind sie wahrhaftig nicht.
    Co.-Abhängigkeit macht blind, wir halten unsere süchtigen Gefühle für Liebe, Liebe funktioniert aber ganz anders, sie beinhaltet Vertrauen und Wertschätzung, auch Annahme, ohne den Anderen ändern zu wollen, um Liebe braucht man nicht kämpfen, sie gibt es ganz freiwillig. Als ich meinen neuen Freund kennen lernte, saß ich in meiner Gruppe und habe fast vor Freude geweint, weil ich völlig aus der Fassung war, dass er mich so, wie ich bin, wunderbar findet und von mir fasziniert ist.
    Alkohol- und Co.-Abhängigkeit hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun, Sucht findet sich in allen Schichten, von daher ist man nicht dumm und schuldig, die Sichtweise und der Selbstwert sind ledig verzerrt, das lässt sich aber wieder richten und neu aufbauen. Folglich hat jede Krise im Nachhinein etwas Gutes, wenn Du sie als Chance wahrnimmst. Versuche an Dich zu glauben und beginne mit kleinen Schritten, Du kannst jeden Tag neu anfangen, das Leben ist lebenswert, auch wenn es momentan anders wirkt. Ich wünsche Dir Kraft und Licht für die Weihnachtstage.
    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht,
    hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung!
    Alles Gute Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Liebe Laurina,

    wenn ich deine Worte lese, dann kommen mir die Tränen. Einerseits weil ich genau diese Gedanken auch gehabt habe, was meinen Freund und meine Liebe oder seine Liebe betrifft. Und weil ich mir nichts anderes wünsche als diese bedingungslose Liebe, die Du erfährst! Ich freu mich wahnsinnig für dich und werde versuchen auch dorthin zu kommen.

    Ich habe das Gefühl, dass es für mich dieses Jahr kein Weihnachten gibt. Meine Vorfreude, auf sein Gesicht, wenn er sein Geschenk aufmacht, und auf den gemeinsamen Abend... all das muss ich aufgeben. Er schreibt mir, dass er mich vermisst und mich liebt. Mir geht es genauso, aber ich weiß auch, das er sich gegen mich entschieden hat und das werde ich mir immer wieder sagen - das tue ich schon den ganzen Tag :)

    Ich weiß was ich will und was ich nicht will. Das ist schon einmal gut. Und ich kann mir nicht mehr sagen, ich hätte es nicht unter allen Umständen versucht. Das ist auch irgendwie ein beruhigendes Gefühl. Jetzt muss ich mich nur selbst finden und irgendwie anfangen zu leben -allein. Ich glaube, das ist das schwerste. Ich komm mit der Einsamkeit nicht klar. Schon verrückt, denn ich bin ja nicht allein. Ich hab zwei super süße Katzen, ganz liebe Freunde und natürlich meine Familie. Ich werde über Weihnachten arbeiten, aber ich weiß schon, spätestens Sonntag, wenn ich "allein" in der Wohnung bin, wird es schwer. Ich bin dieses Mal noch nicht einmal wütend. Die Wut hat mir die ersten Tage der Trennungen immer einfacher gemacht. Ich habe glaube ich einfach resigniert - vor dem Alkohol. Okay, ich bin eine schlechte Verliererin :(

    Es tut sehr gut, zu lesen, dass es bei anderen genauso war und dass sie es geschafft haben. Dass es einen anderen Weg gibt - Hoffnung.

    Ich danke dir von Herzen für deine Worte und wünsche Dir auch ein wunderschönes Weihnachtsfest!

    Liebe Grüße, Blaubärchen

    P.S. Ich muss mir eine Gruppe suchen, weiß aber nicht wo ich anfangen soll... Auch den Mut muss ich erstmal finden, aber ich denke das schaff ich auch noch...

  • Hallo Blaubärchen,

    ich wünsche dir auch ein schönes Fest! Gruß an deine Katzen!

    Gruppen findest du im Internet, einfach deine Postleitzahl eingeben und etwas rumstöbern. Oder du fragst in der nächsten Suchtberatungsstelle nach, die wissen sicher Termine und Orte in deiner Nähe.

    Und dann einfach mal hingehen und schauen, ob für dich die Chemie stimmt...

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Mensch Blaubärchen, hab grad gelesen, was bei dir alles passiert ist. Wow. Wow für deine Entschlossenheit. Ich finde es klasse, wie du reagiert hast. Hätte ich auch. Aber du hast auch ganz richtig geschrieben: Die Trennung ist nicht dasSchwierigste sondern konsequent zu bleiben.
    Glaub mir, ich weiß genau wie du dich fühlst. Mir ging oder geht es leider immer noch so. Aber ich kann dir eines VERSPRECHEN: Es wird besser. Jeden Tag ein bißchen. Du denkst jetzt wahrscheinlich er ist die Liebe deines Lebens und wirst ohne ihn nie wieder glücklich, aber dasstimmt nicht!!!

    Hab bitte keine Schuldgefühle, du hast alles richtig gemacht. Du hast aufdein Gefühl vertraut und dasist dasWichtigste. Ich würde dir so gerne helfen, dir die angst vor der Zukunft nehmen. Du brauchst keine zu haben. Hast ja selber geschrieben,dass ihr so wenig gelacht habt, vor lauter Problemen.
    Na also!! Wer will denn so eine Beziehung?? Deine Freundinnen haben ganz recht, du hast was besseres verdient.

    Weißt du, ich habe mir vor der Trennung die Frage gestellt: Will oder kann ich mein ganzes Leben in der Angst leben, dass er wieder trinkt oder mich anlügt??
    Habe ich die Kraft dazu einen Rückfall mitzutragen? Brdingungslos?
    Die Antwort war Nein. Außerdem war schon soviel passiert. Sovile Lügen, Beschuldigungen, Manipulation, Aggression...
    Und trotzdem liebe ich diesen mann! Aber das kann keine Liebe,oder keine gesunde Liebe sein. Deswegen habe ich ihn verlassen. War nur Kopfentscheidung, wie bei dir. Ich weiß, wie weh das tut, glaub mir,ich fühl so mit dir!!!!

    Aber überlege dir auch: Liegt deine verzweiflung wirklich nur daran, dass du ihn als tollen Menschen verloren hast, der dir vielgegeben hat??? Oder höre ich daauch die angst vor dem Alleinsein heraus?? Du bist nicht allein!! Vergiß das nie.
    Darf ich mal fragen, wie alt du eigentlich bist??
    Ich wünsch dir ganz viel Kraft und positiveGedanken und ich drück dich ganz doll, wenn ich darf.
    Fliegender Stern

  • Lieber fliegende Stern,

    es fühlt sich sehr gut an, verstanden zu werden und so unterstützt zu werden :) Ich nehme deinen Drücker liebendgerne an und gebe ihn auch ganz doll zurück.

    Ich bin 29 Jahre, gerade also in der bedeutenden Vor-30-Phase. Das ist vielleicht auch so ein Grund, warum ich daran fest halten wollte - an den gemeinsamen Träumen, der gemeinsamen Zukunft. Kinder, ein Haus und einen liebenden Mann. Aber ich habe mich schon vor einiger Zeit von dem Gedanken verabschiedet, Kinder vor 30 zu bekommen. Das war mir dann doch zu gefährlich, am Ende meinem Partner sagen zu müssen "Ich nehme dir dein Kind weg." und damit rechnen zu müssen, dass er besoffen mit einem Messer auf mich los geht, um das zu verhindern. Diese Vorstellung hat mich immer wieder zur Vernunft gebracht. Zum Glück!

    Du hast recht. Ich kann nicht sagen, was er mir gegeben hat. Ich stand nur immer da und hab nicht verstanden, warum er mir das was ich brauche nicht gibt. In wütenden Phasen habe ich ihn für egoistisch gehalten, in traurigen Phasen es auf sein Alkoholproblem geschoben.

    @Linde: Vielen Dank für deinen Rat mit der Gruppe, ich habe natürlich schon im Internet geguckt, bin mir aber nicht sicher welche das richtige ist. Ein Freund von mir ist bei den Guttemplern und hat mir die Nummer vom Gruppenleiter gegeben. Vielleicht versuche ich es damit erstmal.

    Ich danke Euch von ganzem Herzen und wünsche euch noch einen schönen Abend!

    Euer Blaubärchen

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