Mit Alkohol-Die schönste Zeit meines Lebens

  • Hallo, ich bin Soschi und neu hier bei Euch

    Bin seit 11 Tagen trocken und dank der Entzugshilfepillen körperlich beschwerdefrei. Ich habe mir geschworen abstinent zu leben, weil ich es mir und meiner Familie nicht zumute, vor deren Augen elend zugrunde zu gehen.
    Ich hatte 11 Jahre getrunken, 1 Flasche Rotwein am Tag. Und diese eine Flasche hat mein Leben lebenswert gemacht. Es war plötzlich alles so schön, so einfach. Niemandem ist es mehr gelungen, mich irgendwie zu verletzen oder zu beleidigen. Alle Sorgen, die ich mir andauernd über alles und jeden machte, lösten sich in Luft auf. Meine Menschenscheu war plötzlich weg, ich war kontaktfreudig, vergnügt, tolerant, zu allen Menschen freundlich und liebevoll und konnte überall wo es notwendig war, Hilfestellung geben, ob Zeitmässig, arbeitsmässig oder auf finanzieller Art. Ich war der zufriedenste und glücklichste Mensch auf der Welt. Bis mir vor 12 Tagen klar wurde, dass ich ein ernstes Alkoholproblem habe. Ich war bei der Phase angelangt, wo ich begann gefahrzulaufen, nicht mehr zurückzukönnen.
    Jetzt bin ich also auf dem Weg zur Abstinenz und zur grossen Freiheit, wie man mir in der SHG erzählt. Und dass es die beste Entscheidung meines Lebens war, um ein zufriedenes glückliches Leben führen zu können!!!???
    Tatsächlich aber ist es ganz anders. Ich bin wieder nur in mich gekehrt, habe keine Lust, meine aufgebauten Freundschaften weiterzuführen, und tus auch nicht. Ich habe keine Kraft, keine Freude mehr anderen Menschen behilflich zu sein. Bin wieder desinteressiert an allem, gelangweilt einerseits und ängstlich und unsicher andererseits, obwohl ich Antidepressiva nehme! Mit dem Alkohol ist auch mein lebenswertes Leben und mein liebenswertes ICH verschwunden.
    Bevor ich getrunken hatte, war ich in Psychotherapie wg. Selbstmordgedankenwg. meines sinnlosen Lebens. Es hat nicht wirklich was gebracht,ausser vielleicht ein paar Tipps und ein bisschen Selbsterkenntnis.
    Ich habe mir damals nichts sehnlicher gewünscht, als so leben zu dürfen, wie es mir diese eine Flasche am Tag ermöglicht hat. 11 Jahre glücklichsein dürfen, und jetzt plötzlich ist alles weg. Traurigkeit und Hilflosigkeit bestimmen jetzt wieder mein Leben ohne Hoffnung.
    Danke, dass ich es hier aufschreiben durfte, ich hab niemand sonst wo ich sowas erzählen dürfte.
    Alles Liebe für Euch alle und Gute Nacht. Soschi :(

  • Hallo und Willkommen hier Soschi!

    Dafür ist das Forum ja da, daß man alles einfach mal rausschreibt. Mach das ruhig.

    Der Alkohol ist nun weg, jetzt ist da erst mal eine Lücke. Den Alk weglassen ist der Anfang. Die notwendigen weiteren Veränderungen mußt du selbst einleiten. Wo willst du denn hin? Was tut dir gut?

    Jetzt bist DU dran! Die Lücke will gefüllt werden mit DIR.

    Lg, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo soschi,

    schön daß du da bist !

    Du hast jemanden dem Du alles und noch viel mehr erzählen/schreiben kannst.
    Du hast den Weg dort hin gefunden.
    Schau nur wer alles Antwortet...
    ... hättest Du dich nicht gezeigt, wüssten ich/wir nicht von dir.

    Lass dich hier sehen, schreibe uns, begib dich nicht gleich von vorn herein auf verlohrenen Posten, es gibt keinen Grund dafür !

    Wenn du keine Kontaktfreue hättest, würdest du hier nicht schreiben...
    Deine Worte klingen freundlich und liebevoll...
    ... du bist interessiert und schreibst von dir....

    Ich schaue morgen spät abend wieder rein.

    OPA

  • Grüß Dich Soschi,
    als ich im Entzug war und in den ersten Wochen ohne, habe ich mich auch erstmal zurück gezogen. Ich denke das ist in der Situation auch normal.
    Mit einem großen Teil meiner alten Bekannten, habe ich bis heute keinen Kontakt mehr, weil ich mit den Leuten nun nüchtern nix mehr anfangen kann. Wo der Alkohol weg war, hatte ich das Gefühl das uns nix mehr verbindet.

    Für mich war trinken auch immer mit "Spass" verbunden, wie bei Dir auch. Und damit konditioniert man sich selbst und sein Hirn auch darauf, das man Alkohol braucht um Spass zu haben.
    Diese geitige Verknüpfung löst sich nicht auf, nur weil man nix mehr trinkt.
    Ich finde man muss sich dann erstmal selber wieder neue positive Reize verschaffen, damit man auch wieder die Erfahrung macht, das es auch ohne Alkohol schön sein kann.
    Sport kann hier sehr hilfreich sein oder Bewegung allgemein, oder sich selbst mal was gönnen (z.B. sowas wie lecker essen, Sauna, Solarium oder ein gutes Buch).

    Als nasser Trinker hatte ich immer so eine kindliche Vorstellung im Kopf : wenn du trocken wirst, dann wird alles gut.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, das dem nicht so ist. Es wird zwar einiges besser aber leider nicht alles. Und an den Sachen die nicht von alleine besser werden, muss man versuchen dran zu arbeiten.

    Zur Zeit vermisse ich den Alkohol nicht und ich habe inzwischen auch nicht mehr das Gefühl, das ich was verlohren habe, weil ich nicht mehr trinke (in den ersten Tagen ohne war das nicht so).

    Was mir auf alle Fälle (außer dem Sport :) ) anfangs auch noch sehr geholfen hat, war das Gespräch mit anderen trockenen Alkoholikern (hier im Forum und in der nicht virtuellen SGH).
    Das hat mir viel Rückhalt gegeben und mir gings auch besser weil ich nun wusste, das ich nicht alleine bin mit meinen Sorgen und Nöten.
    Das wichtigste Tip für mich zu anfang war, erstmal nur in 24 Stunden Schritten zu denken. Erstmal nur für Heute trocken bleiben, das ist schon arbeit genug sozusagen. Die Vorstellung : " du musst jetzt dein ganzen Leben lang nüchtern bleiben, war zu "gewaltig" , da wusste ich nicht wie soll ich das schaffen. Da hat es mir zumindest geholfen dieses politische Erfolgsmodell :oops: "die Politik der kleinen Schritte" zu übernehmen.
    Viele Grüße und hoffentlich bis bald
    Mario :)

  • Hallo Soschi,

    auch von mir ein herzliches Willkommen - schön, dass Du den Weg hierher gefunden hast :D .

    Ich bin gerade zwei Monate (wieder) trocken - und ich kann mich in vielen Aussagen meiner Vorredner - und auch in Deinen Schilderungen wiederfinden. Auch ich habe den Alkohol eingesetzt, um ein positiverer Mensch zu werden - redselig, humorvoll, tolerant, (scheinbar) selbstbewusster, beliebter und aktiver. Auf jeden Fall redete ich mir das ein. Wenn ich getrunken hatte, hatte ich es mir auf einer "weichen" Wolke bequem gemacht und fühlte mich über den Dingen stehend frei von Angst. Auch, wenn es mir momentan nicht gut so geht, erkenne ich, dass dies ein Trugschluss war. Ich war vermeintlich glücklicher und selbstbewusster - in Wahrheit war ich nachwievor die Mary mit all ihren Ängsten und sogenannten "Unzulänglichkeiten" :( Der Alkohol war nur eine schlechte Tarnung, eine Fassade, die brökelte. Ich wurde zunehmend reizbarer, unkonzentrierter und fahrig.

    Jetzt nach 2 Monaten geht es mir körperlich wieder ganz gut, aber die Psyche hinkt noch arg hinterher. Alle Gefühle und Ängste, die ich mit Alkohol betäubt hatte kommen nun hoch und quälen mich manchmal bis es schmerzt. Oft kommt mir meine Psyche wie ein große, offene Wunde vor, in die die Realität nun ihren Finger reinhält - und alles in mir schreit nach Betäubung, nach Alkohol... KEINE LÖSUNG! Stattdessen schreibe und lese ich hier im Forum, wann immer es meine Zeit erlaubt oder, wenn ich das Gefühl habe, ich drohe abzustürzen. Das hilft! Nebenbei habe ich wieder angefangen ins Sportstudio zu gehen. Ist nicht jedermanns Sache - aber körperliche Betätigung hilft - egal, ob Ausdauertraioning oder ein flotter Spaziergang. Man spürt sich auf eine ganz neue und wunderbare Weise.

    Gib Dir Zeit! Schließlich hat es Jahre gebraucht bis da warst wo Du jetzt (noch) bist - der Weg zurück braucht auch seine Zeit! Nimm jeden Tag ohne Alkohol als Geschenk, ein Geschenk, dass Dich auf den Weg zur bringt! Den Anfang hast Du gemacht - und ich bin neugierig darauf zu erfahren, wie es Dir weiter ergeht!

    Alles erdenklich Gute für Dich
    Mary :)

    Der Weg ist da wo die Angst ist.

  • Hallo Soschi,

    auch von mir ein herzliches willkommen!

    Hattest Du nicht Neigung Deinen Konsum nach und nach zu steigern??
    Hast Du die Antidepressiva auch schon in Deiner nassen Zeit eingenommen?

    Kopf hoch! Nach 11 Jahren Gewohnheit kann keiner von einem Moment zum Anderen alles umkrempeln und dabei auch noch auf Wolke sieben schweben ...
    :wink:

    Gruß
    Pittchen

    Das Ziel ist die ZUFRIEDENE Abstinenz !!

  • Ich danke Euch sehr für Eure Antworten und
    vorallem für Eure liebe Begrüssung.
    Liebe Linde 66
    Ich habe ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung, wie man eine Lücke eines ehemaligen Wohlbefindens durch sich selbst füllen kann. Weder Hobbies noch Sport oder sonstiges wie Bücherlesen etc. wirkt sich seelefüllend aus. Bei mir funktioniert das jedenfalls nicht.

    Man begibt sich einfach wieder auf die Suche nach "dem Wunderbaren". Aber alles, was da in Frage kommen würde, führt letztendlich wieder zu irgendeiner Sucht oder Krankheit. Ich bin bipolar und das Einzige was mich glücklich macht, ist die totale Übertreibung, das bis an die Grenzen zu gehen bei allem,das totale Ausleben von Gefühlen und Ideen. Und in alkolisiertem Zustand war ich imstande, habe ich mich getraut, das alles durchzuziehen. Ich kenne kein Mass - irgendetwas funktioniert da nicht in meinem Kopf. Demnach ist alles, was mich glücklich macht, was mir gut tut entweder verboten oder macht krank oder hat letale Folgen. Was da in meinem Hirn vorgeht ist mir unbegreiflich, völlig unrealistisch. Mein Verstand kapierts, aber mein Herz nicht. Es schreit unentwegt nach mehr, mehr Geborgenheit, mehr Wärme, mehr Freude, ununterbrochenes Glücklichsein!!!! Und ich weiss nicht wie ich mit diesen Schmerzen der Enttäuschung und der ungestillten Sehnsüchte und Begierden umgehen soll.
    Mit Alkohol habe ich das alles nicht gespürt (wieso eigentlich nicht)?
    Es ist für mich unvorstellbar, dass eine solche Lücke jemals gefüllt werden kann.
    Ich drehe mich total im Kreis ohne irgendwo oder irgendwie einen Lichtstrahl zu sehen.
    Pittchens Frage: Nein ich hatte nie die Absicht mehr als 0.75 l Rotwein zu trinken und tats auch nicht. Allerdings hat sich immerwieder dazwischen mal 1 Fl. süsser Likör eingeschlichen. Aber diese Alkoholmenge hat sich in all den Jahren nie verändert. Im Gegenteil, ich habe auch oft nicht soviel getrunken. Die Antidepressiva waren immer dabei, sie halten mein bipolares Verhalten einigermassen in Grenzen, vorallem während der Alkoholsucht haben sie mich ein bisschen im Zaum gehalten.

    Liebe Mary 69
    Du schreibst WIEDER TROCKEN. Wie lange warst Du denn vorher schon einmal trocken? Und was ist passiert, dass Du einen Rückfall hattest?

    Lieber Mario 77: Ich freue mich sehr für Dich, dass Du Dein abstinentes Leben so gut im Griff hast. Klingt alles so positiv! d.h. also, dass ich nach ein paar Monaten auch imstande sein kann, an einem vernunftorientiertem Leben Freude und Zufriedenheit zu finden? Na das wäre fein. Vorallem baut es mich ein wenig auf und gibt Mut durchzuhalten. Ich danke Dir vielmals für Deine Zeilen.
    PS: Lecker essen hat sicher seinen Reiz, vorallem Naschen, aber was mach ich dann mit den 150 kg Übergewicht?
    Lieber Opa
    Ja es ist wirklich schön, dass man sich hier richtig alles von der Seele reden kann, und man noch dazu Antworten und Tipps bekommt! Weisst Du, ich habe das Internet erst kurz, und bin noch dabei erst alles kennenzulernen.A ber irgendwie instinktiv finde ich nach und nach die für mich richtigen Gesprächspartner. Hab es mir nicht so schön vorgestellt.

    Nochmals danke für Eure Worte, hab mich ehrlich gfreut. Liebe Grüsse Eure Soschi

  • Hallo Soschi,

    wenn du dem Alk quasi hinterher trauerst, wird es schwer die Verbindungen zu lösen, die dir den Blickwinkel auf ein trockenes Leben ermöglichen.

    Ich bin nun gute 16 Monate trocken und habe vor kurzem bei mir festgestellt, daß ich mit Alkohol immer auf eine Art Jagd war, Gefühle oder Situationen intensiv wahrzunehmen (ähnlich wie du es ausdrückst). Nun rückblickend erkläre ich mir dadurch meinen Hang zu Übertreibungen oder meinen Zwang an die Grenzen zu gehen.

    Heute stelle ich fest, daß grad dies vergeudete Energie war und mich in den Kreislauf hat laufen lassen. Denn erst nach der stetigen Loslösung vom Alkohol komme ich in den Genuß, meine Dinge zu erreichen. Ganz ohne Übertreibungen und Anstrengungen... einfach so... als Folge meiner Trockenheitsarbeit.

    Gib´ dir etwas Zeit, lerne dich ohne Alkohol kennen, bilde dir nicht zu schnell ein Urteil über dich und die vermeintlich schönste Zeit deines Lebens und schaue einfach mal was geschieht... so ohne Alkohol.

    Liebe Grüße
    Mieken

  • Zitat von soschi


    Lieber Mario 77: Ich freue mich sehr für Dich, dass Du Dein abstinentes Leben so gut im Griff hast. Klingt alles so positiv! d.h. also, dass ich nach ein paar Monaten auch imstande sein kann, an einem vernunftorientiertem Leben Freude und Zufriedenheit zu finden?


    Grüß dich Soschi,
    ich habe auch meine Baustellen an denen ich arbeiten muss und es ist weis Gott noch nicht alles perfekt.
    Mein Selbstvertrauen hat durch die Alkoholsucht, doch merklich gelitten. Zudem plage ich mich noch mit einer art Sozialphobie rum, es gibt gewisse Menschen und Orte wo ich z.B. Angst habe hin zu gehen.
    Das sind Leute die mich teilweise in der Endphase meiner nassen Zeit erlebt haben, zwar nicht direkt volltrunken aber meine damit verbunenden Lügengeschichten und meine damlige Unzuverlässigkeit direkt mitbekommen haben.

    So ganz langsam keimt in mir die Erkenntniss das meine Sucht eine Krankheit war und mein damaliges Verhalten auch krankhaft war. Dennoch schäme ich mich deswegen noch.
    Das ist eine meiner Baustellen, was ich allerdings weiß, das ich nur nüchtern daran arbeiten kann und hoffentlich damit den Grundstein für eine bessere Zukunft lege.

    Es gibt natürlich auch positive (sozusagen direkt verfügbare) Dinge durch die Nüchternheit, keine Frage ;) Und trotz aller noch vorhandenen Probleme, ist es nüchtern 100mal besser als dauert betrunken zu sein.
    Ich habe viel Zuspruch von meiner Familie und von Freunden bekommen und auch von meiner Partnerin. Es ist schön , wenn einen die Mitmenschen wieder ernst nehmen und man auch verlässlich sein kann.


    Zitat von soschi


    PS: Lecker essen hat sicher seinen Reiz, vorallem Naschen, aber was mach ich dann mit den 150 kg Übergewicht?

    Lecker muss ja nicht umbedingt heißen, das es auch ansetzt ;)
    Ich hatte auch ein paar Kilos zuviel und habe die ohne Alkohol eigentlich recht schnell runter bekommen.

    Setzt Dich aber nicht zu sehr unter Druck, wichtig ist erstmal für heute nix zu trinken. Dann hast Du die optimalen vorrausetzungen, um auch morgen nüchtern zu bleiben.
    Das Übergewicht lässt sich sicherlich in den nächsten 1-2 Jahren reduzieren (event. auch mit etwas Beratung vom Fachmann).

    Was hast Du denn für Pläne für Weihnachten und Sylvester gemacht?
    Viele Grüße
    Mario

  • Hallo Soschi :) ,

    ich hatte mehrere Rückfälle in meiner "Laufbahn" (wenn es Dich näher interessiert, dann fühl Dich eingeladen in meinemThread "Kampf an vielen Fronten" vorbeizuschauen :) ). Ich kämpfe sehr mit meinen Versagens- und Existenzängsten ( so nach dem Motto, wenn ich im Leben, im Job versage, die Anforderungen nicht erfüllen kann, dann will keiner was mit mir zu tun haben, mag mich keiner, ich bekomme keinen Job mehr etc. - ist irrational, weil mein Kopf ja weiss, dass ich nicht zu den Dümmsten gehöre und bis jetzt ist es immer gutgegangen,-aber das Gefühl, die Angst versucht mir was anderes einzureden :( ) - da ist der Wunsch dann oft sehr stark gewesen, diese Ängste zu betäuben. Ein halbes Wasserglas voll mit Wodka und ich ging ganz beschwingt in die Arbeit wo ich heimlich weitergetrunken habe. Auf jeden Fall war am Abend nicht mehr viel von der "Beschwingtheit" da. Dennoch habe ich abends weitergetrunken, um am nächsten Morgen wieder ganz panisch aufzuwachen. Dann das gleiche Spiel von vorne. Und nach wenigen Wochen war ich wieder mal ein Häufchen Elend :cry:

    Das sehe ich momentan als Hauptgrund für die Rückfälle der letzten Jahre. Eines habe ich hoffentlich jetzt kapiert, nämlich, dass, wenn ich jetzt wieder trinke meine Existenzängste wirklich berechtigt sind.

    Die Ängste quälen mich immer wieder und ich werde mich wohl auch noch länger damit herumschlagen müssen. Gerne gebe ich zu, dass mich der Wunsch, mir mit einem Schluck Alkohol Erleichterung zu verschaffen zeitweise sehr quält. Aber was für einen Preis müsste ich da zahlen, nur, um mich ein, zwei Stunden wieder gut zu fühlen (wahrscheinlich würde ich mich eh nur benebelt und ziemlich besch...en fühlen und bei einem Schluck bliebe es auch nicht)???? Nein, es muss einen anderen Weg geben!

    Liebe Soschi, ich bitte Dich, habe einfach Geduld! Es wird bestimmt auch leichter. Das schreibe ich hier so banal - meine es aber sehr ehrlich und Ernst. Mit Deiner bipolaren Störung bist Du sicher doppelt belastet. Hast Du denn das Gefühl, dass Du mit Deinem momentanen Medikamenten gut eingestellt bist? Frage ich nur, weil eine gute Freundin von mir unter der gleichen Störung leidet - und ihr geht es aufgrund der Medikation die letzten 6/7 Jahre sehr gut (sie bekommt wohl Li...m in Kombination mit einoder zwei Antidepressiva). Ich möchte hier nicht die Oberschlaue spielen, aber geh dem doch mal nach. Wie sieht es derzeit mit ambulanter oder eine stationären Therapie aus? Planst Du da etwas?

    Führst Du Tagebuch oder hast Du sowas schonmal gemacht? Grund meiner Frage: Auch, wenn im Augenblick alles düster und sinnlos aussieht, geschiehen soviele schöne Dinge in unserer Umgebung (Bestimmt auch bei Dir :) ), die wir in unserer vermeintlichen Dunkelheit nicht sehen (oder sehen wollen). Setz Dich doch mal am Ende eines Tages hin und versuche alle Dinge, die an diesem Tag gut oder schön für Dich waren schriftlich festzuhalten. Das können auf den ersten Blick ganz banale Dinge sein (eine Tasse frisch duftender Kaffee , ein lieber Gruß von der Nachbarin, ein nettes Wort von der Familie - ich z. B. war gestern froh, dass ich bei Glatteis ohne auf die Schnauze zu fallen in die Arbeit gekommen bin :lol: ) Zu Beginn tut man sich meist schwer, aber mit der Zeit sieht man immer mehr gute Dinge. Wichtig :!: In diesem Tagebuch sollen nur die schönen Momente festgehalten werden. Und von Zeit zu Zeit holt man sich das Tagebuch vor und liest nach, wenn's mal wieder grau wird. Ist nur so eine Idee :oops: - vielleicht ist das was für Dich?

    Ich wünsche Dir erholsame und schöne Feiertage! Versuch Dir was gutes zu tun oder Dich verwöhnen zu lassen oder beides :wink:

    Liebe Grüße Mary

    Der Weg ist da wo die Angst ist.

  • Lieber Mario 77
    Danke für Deine rasche Antwort. Natürlich ist mir klar, dass man als Alkohol nie mehr überdrüber sein kann, weil es nunmal eine Krankheit ist und bleibt. Und dass vieles was man im Suff verbockt hat, frisch aufgebaut werden muss. (Hundsarbeit).
    Aber alles was Du schreibst lässt darauf schliessen, dass Du den festen Willen hast, das Thema Alk abzuschliessen, und Dir auch klar zu sein scheint, eas da jetzt alles auf Dich zukommt. Und das meinte ich mit "im Griff haben".

    Was mich betrifft, so habe ich enorme Verlustängste und Panik vor Hilflosigkeit. Ich meine dass ein Problem auftaucht, und ich nicht sofort weiss, wie ich es lösen kann. Solche Angstgefühle sind so schrecklich für mich, dass ich sie nicht lange aushalte, und dann doch trinken würde! Oder nicht?
    Ich bin da also tief verunsichert und fürchte mich richtig, in eine derartige Situation zu kommen.
    Während Du sehr zuversichtlich klingst.
    Aber natürlich stellt sich jetzt die Frage für mich, ob es denn wirklich so ist, wie es heraus zu hören glaube, denn ich weiss ja gar nicht wirklich, warum Du eigentlich zu trinken begonnen hast? Würdest Du es mir verraten, und ganz ehrlich dabei sein?

    Ein wunderschönes Weihnachtsfest wünsche ich Dir und Deinen Lieben Deine Soschi

    PS: Das mit den 150 kg Übergewicht war natürlich ein Scherz.

  • Hallo Soschi,

    Das hast du bei Yvonne geschrieben

    Zitat

    Ich trinke wieder - heimlich - um meinen Mann keine Sorgen zu machen, und hab das Gefühl, ich schaffs nicht.

    Dein Mann wird ja früher oder später merken dass du ja wieder trinkst, was denkst du, wie sich dein Mann dann fühlt?
    Ist es denn nicht besser ihm die Wahrheit zu sagen und sich jede Hilfe zu holen die es gibt?

    willst du weiter trinken?

    Gruß
    Maria

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