Wie äussert sich Alkohlabhängikeit

  • Hallo Nino,

    ich habe vor ein paar Tagen angefangen hier im Forum ein wenig zu lesen und habe viele Parallelen zu meinem jetztigen Leben gefunden.
    Gestern habe ich mich dann hier angemeldet....

    Ich kann Dir nicht sagen, ob es immer gleich verläuft. Bei meinem Freund ist es so, dass viel und oft über Alkohol redet.
    Wenn er dann abends was trinkt, dann tut er das selten ohne den Kommentar, dass es ja nur EINE Mischung oder EIN Bier werden soll. Und einen Grund, ein Bierchen zu köpfen gibts ja eh immer.... Fußball, gute Laune, ne gute Nachricht....
    Natürlich wird es jedesmal mehr...
    Ich frage ihn nicht, warum er trinkt, oder halte es ihm vor. Das würde nur zum Streit führen.
    Er würde sich das eh "schön" reden.... :(
    Bei den "echten" Alkoholikern wäre das ja was anderes... die würden verwahrlosen, nicht arbeiten, Familie und Wohnung verlieren, usw...

    Ich habe hier oft gelesen, dass die Partner beleidigend oder aggressiv werden. Bei meinem Freund ist das anders...

    Du wirst hier ganz sicher Antworten auf Deine Fragen finden!

    Schön, dass Du da bist.... LG Lunchen

  • hallo,

    es ist schwierig zu sagen, wie sich alkoholabhängigkeit äussert, denn es ist ja keine krankheit wie ein schnupfen oder husten, wobei man eben hustet oder die nase läuft, sie verläuft über jahre, auch jahrzehnte.

    die alkoholabhängigkeit entsteht durch die regelmäßigkeit des trinkens, ob nu jeden tag, jede woche voll sein o.ä..

    auch nur jeden tag ein bier oder oder ein glas wein reicht, um abhängig zu werden, denn irgendwann braucht es der körper, weil alkohol eben ein gift ist, was abhängig macht.

    edit - Karsten - bitte keine Links einbinden, danke - edit


    @Lumchen
    ich bin selbst trockene alkoholikerin, kann aber nicht sagen, dass ich beleidigend oder aggressiv war. jeder mensch ist anders, jeder verträgt alkohol anders, bei dem einen dauert es länger, bei dem anderen ist die zeit kürzer, das er abhängig wird, bzw ist.
    was ist der unterschied zwischen einem "echten" und einem "unechten" alkoholiker?? man ist IMMER echt, wenn man den alkohol braucht.
    ob promis, ärzte, politiker oder der ärmste obdachlose von der strasse, denn ab da sind alle gleich: sie brauchen den stoff.

    feststellen kann man nur, ob man abhängig ist oder nicht, wenn man versucht, sagen wir mal 1 monat NICHTS zu trinken, wenn man dann nervös wird, innerliche unruhe zeigt, evtl die hände zittern, schweissausbrüche bekommt (typische entzugserscheinungen), dann hat man wohl ein problem.

    lg, soul

    "Hurra, wir leben noch" **Milva**
    Wer Fehler findet, kann sie behalten ;)

  • Liebe Nino,
    ich für mich musste innerhalb der Alkbeziehung lernen, dass für mich die Frage ob er "normal" konsumiert oder nicht keine Rolle spielen darf/kann/muss. Die Frage für mich musste lauten kann und will ich so leben und die Entwicklungen ertragen, die kommen könn(t)en....

    Ein Jahrzehnt hat sich im Falle meiner Beziehung alles gesteigert - Konsum - Auswirkungen - Ausfälle. Agressionen gegenüber mir? Nein, niemals .... Nee, gab es auch erst als klar wurde dass ich gehen musste um zu überleben. Da nämlich wurden die bisher nur nach außen gelebten Aggressionen auch ganz gehörig in meine Richtung geschleudert.

    Klar, das Deckmäntelchen war weg gezogen - meine Hilfe unterblieb und somit war es nicht mehr nötig mich mit schönen Worten bei der Stange zu halten.

    Ob aggressiv oder nicht wird sich bei jedem anders äußern, manche werden notorische Fremdgänger andere nicht - dahinter sitzt ja auch eine Grundpersönlichkeit.

    Die Fragen, die Du im Anfangsposting stellst, liebe Nino stellte ich auch. Irgendwann bekam ich mit, alles dreht sich in meinen Fragen um ihn und den Alk und keinesfalls um mich. Ich war damals noch weit davon entfernt zu entdecken dass es gar nicht wichtig ist was er tut oder denkt sondern dass ich den Weg gehen muss, der für mein weiteres Leben entscheidend ist oder werden kann.

    Alle Fragen nach ihm hätte ich mir sparen können, nass bleibt nass wenn keine Einsicht da ist. Aber meine Entwicklung, die kann ich verändern - mein Leben und meine Zukunft.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Zitat von soul42

    feststellen kann man nur, ob man abhängig ist oder nicht, wenn man versucht, sagen wir mal 1 monat NICHTS zu trinken, wenn man dann nervös wird, innerliche unruhe zeigt, evtl die hände zittern, schweissausbrüche bekommt (typische entzugserscheinungen), dann hat man wohl ein problem.

    Hallo soul,

    das kann ich so nicht ganz unterschreiben. Vielleicht findet man so heraus, ob man KÖRPERLICH abhängig ist. Hinzu kommt ja auch noch, dass man nur das sieht, was man sehen will. Vielleicht will man die Schweissausbrüche etc. dann nicht wahrhaben oder schiebt sie auf etwas anderes.

    Ich hatte, bevor ich mich als alkoholkrank gesehen hab, auch mal eine Pause von einem halben Jahr gemacht und es war überhaupt kein Problem. Dennoch bin ich "echter" Alkoholiker, denn das erste alkoholische Getränk nach diesem halben Jahr hat mich direkt wieder in den Sumpf zurückgezogen.

    Ich denke aber, dass bereits ein massives Problem vorliegt, wenn man sich schon Gedanken macht, ob ein Problem vorliegen könnte. Menschen, die verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen können, machen sich diese Gedanken nicht, würde ich mal vermuten wollen.

    Viele Grüße
    Eric

  • Hallo zusammen!

    Zitat von Lunchen


    Bei den "echten" Alkoholikern wäre das ja was anderes... die würden verwahrlosen, nicht arbeiten, Familie und Wohnung verlieren, usw...


    Das stimmt definitiv nicht! Gedacht habe ich das auch immer... aber bei Al-Anon und auch in Büchern und aus Erfahrung im Familien- und Freundeskreis habe ich gelernt, dass die meisten Alkoholiker ein relativ normales Leben führen, eine Arbeit und Familie haben.

    Ich hab bei meinem Ex auch erst gedacht, das könnte nicht sein, dass er ein Alk-Problem hat, bis ich wirklich merkte, dass er nicht ohne Alk leben konnte und wollte...

    LG.. Pedi

  • Hallo Nino,

    schön, daß Du hier bist.

    Mein Mann führt nach außen hin, wenn man von der Fahne am Morgen absieht, ein "normales" Leben mit Beruf, Familie, Dach über dem Kopf.

    Agressionen äußern sich hin und wieder verbal, aber nicht unterhalb der Gürtellinie.

    Jahrelang habe ich mir selber eingeredet, daß das alles nicht so schlimm ist, wenn er Abend für Abend sein Feierabendbierchen und seine Schnäpschen trinkt. Aber es wurden immer mehr und mehr. Einen positiven Grund gibt er nie an, eigentlich immer nur, wenn ein Problem, oft hausgemacht oder herbeizelebriert, irgendwelche Unpäßlichkeiten oder die Aussage, war ein sch.... tag heute, laß mich doch dto., EINEN Grund findet er immer und das Versprechen, ich schaff das schon, davon wegzukommen, läuft immer und immer wieder ins Leere bis zum Nimmerleinstag. Mit Worten will er weg vom Alkohol a b e r .....
    Hätte ich dieses Forum schon sehr viel früher gefunden, hätte ich mir viele viele Fragen und auch Zeit ersparen können.

    Viele Grüße
    Sandy

  • Hallo Nino,


    Zitat

    ja genau das frag ich mich auch, woran erkennt man die Abhängigkeit?


    Erkennen muß die jeder Alkoholiker für sich, erst dann kann er weitere Schritte unternehmen.

    Du fühlst dich in der Situation unwohl, dir geht es nicht gut damit, also ist es an dir etwas zu ändern, für dich.
    Deinen Mann änderst du nicht, und sein Trinkverhalten gleich gar nicht.

    Wenn du magst lies mal hier:
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…bhaenigkeit.php

    Du kannst deinem Mann nicht helfen. Aber für dich kannst du etwas ändern.
    Schau auf dich, was macht diese Situation mit dir?
    Als ich hier ins Forum kam, habe ich die gleichen Fragen gestellt, und konnte nicht verstehen, das ich mich ändern sollte.
    Aber genau das ist es, sein Wohlergehen nicht mehr von dem Alkoholiker abhängig machen.
    Das ist ein langer Weg, und sicher nicht einfach, aber es geht.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

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