Hallo,
ich möchte mich mal wieder melden und berichten.
Die richtige Entscheidung? Welche ist das, woran erkenne ich sie und wann ist der richtige Zeitpunkt ?
Meine Entscheidung, eine Wohnung zu nehmen, alle drei Tage zu Hause vorbeizugucken, um festzustellen, daß dies halbherzig ist und nichts bringt, dann garnicht mehr vorbeizugucken, hat die ganze Situation nur noch verschlimmert. Er ist total abgesackt, hat rund um die Uhr getrunken, ist bei 2 Flaschen angelangt, hat seinen Job verloren, wohl nicht durch den Alkohol, wer es denn glaubt.
Dann kam die nächste Entgiftung, die körperlich sehr anstrengend war. Dort hat er sich dann selbst entlassen lassen mit der Auflage, bei seinem Suchtarzt vorzusprechen, was er auch gemacht hat.
Aber nach Besuch beim Suchtarzt nichts besseres zu tun, als neuen Nachschub für den nächsten Rückfall am selben Tag zu kaufen.
Unfaßbar.
Vorstellungsgespräch mit Promille. Ein Unding aber auf mich wollte er ja nicht hören. Er meinte ja, er habe keine Fahne.
In der Folge tagsüber besoffen Auto gefahren, nur um sich seinen Stoff zu besorgen. Da "floß" das Geld nur so dahin. Volltrunken beim Zahnarzt vorgesprochen und lauter so peinliche Dinge und Situationen, in denen ich dachte, ich werd nicht mehr. Wer ist das denn, den Mann kennst du nicht. Ich wußte bis dto. nicht, wie tief man sinken und auch ich als Co-Abhängige mitsinken kann. Im Nachhinein denke ich, was ging es mir vorher so gut. Er ging seiner Arbeit nach, trank "nur" abends aber die Zeit nach der LZT war einfach nur krass.
Das Ende vom Lied, er flehte mich an, es seien doch nur noch 3 Tage bis zur nächsten Entgiftung, er habe massive Entzugserscheinungen und brauche seinen Stoff und könne nicht mehr Auto fahren. Ich weigerte mich, ihm den Stoff zu kaufen und vorbeizubringen, bot ihm an, ihn zu fahren, was wahrscheinlich wieder total verkehrt war. Aber in meinem Kopf die Bilder und Aussagen von kaltem Entzug etc. und er hat ja einen weiteren Entgiftungstermin, den letzten hoffentlich.
Meine Aussage, ruf dir doch ein Taxi, was dir den Stoff bringen soll, war ja dann letzten Endes ich, die das Taxi war. Das peinlichste in meinem Leben überhaupt und was fand ich diesen Mann, der da neben mir saß und mit wankenden Schritten ausstieg und mit einer gefüllten Plastiktüte auf mein Auto zukam und diese ganze Situation, wie ein Junkey tobend durch den Ort zu fahren, abstoßend. Und immer schön 2 Flaschen. Jetzt ist er seit 4 Tagen wieder in der Entgiftung, die dritte seit Ende der LZT in 12.2009 und insgesamt die vierte.
Tief im Inneren gebe ich mir die Schuld oder zumindest einen großen Haufen Mitschuld, weil ich ihn verlassen habe und er einen Rückfall nach dem anderen baut. Er fleht mich an, ihn nicht zu verlassen, ihm beizustehen, nur dann schaffe er es. Ich möchte es so gerne glauben, sehe, daß es nichts gebracht hat, wenn ich ausziehe, außer einem Totalabsturz mit Einlieferung von 2,6 Promille. So schlimm war es noch nie. Auch sein Allgemeinzustand. Hinzu kamen jetzt noch Depressionen. Und mein Abstand oder ich bin nicht ruhiger geworden dadurch, weil ich in Gedanken immer zu Hause war und dachte, hoffentlich ist alles in Ordnung. Lange macht man so etwas nicht mit. Ich weiß nicht, wie andere es schaffen, sich so richtig abzunabeln und wirklich richtigen Abstand gewinnen. Ich liebe ihn, möchte ihm beistehen, wenn er mir das Zeichen gibt, daß er es will, was er mit Entgiftungstermin bestätigt, hatte aber mein Leben vorher besser im Griff. Kann mir aber auch nicht vorstellen, mich zu Hause unter einem Dach so abzunabeln, daß jeder sein Leben führt. Schaffen ja auch viele, wie ich das lese.
Mein Gefühlskarussel dreht sich wieder schneller und schneller und aus lauter Hilflosigkeit werde ich richtig wütend auf diese Droge Alkohol und habe Haßgefühle. Obendrein mache ich mir jetzt Gedanken darüber, wieviele Rückfälle eigentlich von der Krankenkasse gezahlt werden und bei der Fülle der Suchtkranken EDIT HARTMUT es kein Wunder ist, daß die Kassen leer sind, wenn immer und immer wieder Rückfällige neu behandelt ist, aber daß wissen auch die Alkoholkranken. Heute mittag habe ich mitbekommen, daß jemand zum 20.mal dort war und gewitzelt wurde, ob man dafür eine Urkunde bekommt oder schon zum Inventar gehört. Zum Kübeln!!!! Seltsame Art von Humor und so selbstverständlich und normal für die, die dort ihre Entziehungen durchziehen und ihre Witze machen. Ja, ich bin zornig. Wie geht es Ihnen denn, Frage der Schwester an meinen Mann und er berichtet von den Nebenwirkungen wie Durchfall. Sie guckte mich ganz verwirrt an, als ich sie fragte, ob sie auch wissen wolle, wie es mir denn geht. War als Scherz gedacht aber mit ernstem Hintergrund. Spurlos geht das an keinem Partner vorbei. Möchte man ein Krankengymnastikrezept erhalten, ist das Budget erschöpft, möchte eine krebskranke Frau ein bestimmtes Medikament erhalten, was hilft, ist es leider zu teuer aber wer einen Rückfall nach dem anderen baut, wird auch noch bedauert. Ich möchte damit auf keinen Fall zum Ausdruck bringen, daß man hier einen Riegel vorschieben sollte aber eine Grenze zum Nachdenken sollte man schon einbauen, daß der Patient mal anfängt nachzudenken, daß das vielleicht sein letzter "bezahlter" Entzug sein könnte. Wenn er es aus seiner Tasche bezahlen müßte, käme vielleicht ein Umdenken. Aber das ist jetzt an den Haaren herbeigezogen und gehört auch garnicht hierher.
Auf jeden Fall ist mein Problem jetzt mein Gewissen, was machst du, wenn er entlassen wird, er noch keinen Job hat. Hängt er zu Hause herum, wird es nicht lange dauern bis zum nächsten Rückfall. Komme mir vor wie ein Kindermädchen. Bin ich wieder zu Hause, bin ich aber tagsüber auch nicht da, weil ich arbeiten bin. Wie helfe ich ihm wirklich?
Sein Vorschlag war heute, ob man evtl. eine Tagesklinik bewilligt bekommt.
Saufdruck habe er jetzt nicht, die Medikamente werden ausgeschlichen aber ich merke schon, wie gereizt er auf manches reagiert, daß es innerlich schon wieder in ihm arbeitet und er unruhig ist.
Mein Bauchgefühl grummelt aber ich will es nicht hören!!!!
Bin ich zu pessimistisch, wenn ich so ein ungutes Gefühl habe und nicht an eine Trockenheit glaube? Bis dto. war ich so positiv aber nach den vielen Enttäuschungen ist mein Glaube daran einfach weg. Und er ist auch nicht so, daß er klipp und klar sagt, ich will es nicht mehr und ich schaffe das jetzt. Wäre so mein Wunsch, daß er das sagt und ich merke, aha, sein Wunsch/Wille kommt von Herzen und es hat endlich klick gemacht.
Hin und hergerissen - ja, so kann ich meine Gefühle beschreiben.
Viele Grüße
Mandy