Bin ich Co- geprägt?

  • Gegenüber meinem Mann, der Alkoholiker ist, kann ich mich ziemlich gut abtrennen, auch wenn es sich so anfühlt, als wäre ich in einem Kühlhaus, ich halte es aus....
    Aber eine Angst habe ich, ausserhalb der Ehe
    Ich habe das Gefühl, wenn ich Freundschaften eingehe, dass ich mich zuviel einsetze, dass ich klammere und es wäre ja teil meiner Krankheit... oder?
    Wie kann ich merken, wo das zuviel anfängt?

  • Hallo Welia,

    Hast du schon hier gelesen?

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…bhaenigkeit.php

    Ich fand die Seite sehr hilfreich :D

    Das du dich bei deinem Mann abgrenzen kannst ist meiner Meinung nach echt gut.Mir fällt das sehr schwer.Auch wenn ich an mir arbeite.

    Wenn ich jemanden wirklich sehr gern habe (z.B. eine Freundin)
    fällt es mir auch schwer ihr etwas abzuschlagen.Oder man will denjenigen nicht verärgern oder alles recht machen.Schwer zu sagen in wie weit man das als Co Abhängig bezeichnen kann.Ist es nicht im allgemeinen so,dass man Menschen die einem etwas bedeuten nicht verlieren will und deshalb auch Dinge tut,zu denen man eigentlich keine Lust hat?

    Ich denke,so lange das alles in einem gesunden Rahmen bleibt und man in der Lage ist Kompromisse zu finden und auch mal "Nein" zu sagen ist es okay.

    MfG
    candygirl

  • Hallo Candygirl,

    ja, ich habe es heute gelesen und habe schon angefangen in meinem Gewissen hineinzuwühlen, zum Nachprüfen, ob ich noch Resten habe von der Krankheit.
    Bei meinem Mann kann ich mich nur abgrenzen, weil ich das Gefühl habe, ihm gar nichts mehr schuldig zu sein, ich habe lang genug gegeben und probiert und geredet, jetzt brauche ich meine Kraft für mir selbst.
    Aber eben, bei Freunden und Freundinen, die ich sehr schätze und die ich nicht verlieren will, komme ich immer wieder in Versuchung über meine Grenze zu gehen und ja zu sagen, wenn ich nein sagen will, oder...wie hat mal ein Freund gesagt... mich ständig zu rechtfertigen!

  • Hallo Candygirl,

    Was mich noch im Sinn kommt... bei Freunden oder Freundinnen, die gesund sind, merkt man schnell, dass sie es gar nicht wollen, dass wir uns aufopfern, und wenn es ehrliche Freunden sind, sagen sie es auch.
    Eine Zeitlang hatte ich Mühe damit (manchmal immer noch) mich damit abzufinden, dass meinen Freunden „egoistischer“ denken als ich.
    Es gab mich das Gefühl, dass ich mehr opfere für sie, als sie für mir und fand es total ungerecht, bis ich merkte, dass es meine Krankheit ist, die mich so denken lässt.
    Ich habe eine Freundin, die mich aufmerksam macht, wenn ich in einem Gespräch mein Mann mehrmals erwähne, sie sagt "was geht dich das an, was er denkt? Er ist ja nicht da! du musst für dir denken!"
    So was bringt mich immer wieder auf dem Boden der Realität zurück.
    Und ein Freund hat mich letztens auch gesagt: warum musst du dich immer rechtfertigen?
    das brauchst du gar nicht, und es nervt!!!!
    Freunden sind wertvoll, finde ich und es ist ja klar, dass man sie nicht verlieren will aber man merkt sofort, ob sie auch Co sind, oder abhängig oder gesund!
    Ich finde immer mehr Freunden, die gesund denken, früher als ich Co war, voll in der Krankheit, fand ich nur Freunden, die Co waren oder die mich ausnutzten.

  • erschreckend, wie oft ich noch Co- reagiere, wenn ich nur einmal nicht aufpasse.
    Z.b. gehe ich mit meinem Mann aus dem Haus, er kritisiert die Wahl meiner Jacke und ich wechsle die Jacke automatisch, nachträglich denke ich aber, meine Wahl wäre treffender gewesen.
    Meine Frage: wie kommt man aus der Automatisierung, ohne dass man sich ständig fragen muss, ob man sich zur Wehr setzen sollte?

  • Hallo Welia!

    Die dazubenötigte Selbstsicherheit, z. B. zu sagen:
    "Die Jacke gefällt MIR aber!" und seelenruhig weiterzugehen, bekommst du mit der Zeit.
    Das ist Einüben, genauso wie das Verlernen, des unbedingten Gehorsams gegenüber dem Ehegatten.
    Oh, ich spüre noch allzugut die Anspannung in mir, wenn ich meinem Mann widersprechen musste. Habe es jahrelang mitgemacht.
    SELBST SCHULD. Jetzt akzeptiert er mein Anderssein.

    Neulich kaufte ich mir Schuhe. Sie sehen etwas "anders" aus. Mir gefallen sie. Und das war dann auch seine Meinung dazu:
    "Wenn sie dir gefallen, dann ist gut".
    Musste er auch erst lernen, so zu reagieren. Aber nüchtern.

    Schönen Sonntag und liebe Grüße von Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Gotti,

    Für Sachen, die mich sehr wichtig sind, kann ich mich gut behaupten, anderseits ist er wirklich von Charakter ein Mensch, der meint, alles besser zu wissen und manchmal gebe ich einfach nach, aus Bequemlichkeit, weil ich meine Ruhe will oder weil ich keine Lust habe zu erklären, warum meine Wahl besser sein sollte.
    Ich glaube, dass ich gar nicht versucht habe, mich zu behaupten ist einfach, weil ich endlich aus dem Haus gehen wollte und keine Lust hatte darüber zu diskutieren.
    Weisst du, ich glaube, er wäre auch ein Nörgeler, wenn er nicht trinken würde, manchmal habe ich sogar den Verdacht, dass er dann sogar noch schlimmer wäre in nüchternden Zustand.

  • Liebe Welia,
    die "Jacke, die Dein Mann nicht mochte" brachte mich auf etwas, was mich zum Wahnsinn brachte während meiner ungesunden Beziehung.

    Ich sollte "umgeformt" werden, den optischen Wünschen des Partners entsprechend, Mensch, war ich sauer, als ich zum Geburtstag die Haarfarbe Schwarz geschenkt bekam. Ich fühlte mich neben ihm wie der Tod, wollte aber so nicht aussehen, ich liebe hellere Farben.

    Es wurden mir Kleidungsstücke gekauft, in denen ich mich nicht wohlfühlte, weil man/er mich umstrukturieren wollte, so wie diese Person es gerne gesehen hätte.

    Nein, ich habe es mir nicht überstülpen lassen, aber ich empfand eine unbändig Wut zu einer Anziehpuppe gemacht zu werden.

    Was das "Aushalten" bei Freunden betrifft oder die Toleranz ist das bei mir ein zweischneidiges Schwert. Ich bin jemand, der sich gerne zurückzieht. Viele Freunde sehen das nicht gerne und verhindern das. Anfänglich fand ich es nicht gut und überlegte mich zu "wehren". Irgendwann habe ich aber selber festgestellt, dass dieses "zwingen" gut ist weil ich begonnen habe zu mehreren Einladungen "ja" zu sagen. Auch bei einer Old-Ladies Gruppe hier im Ort im nächsten Monat mal mit Volleyball zu spielen.

    Ich liebe es alleine zu sein, es geht mir gut dabei und damti. Aber - es geht mir auch gut bei Menschen und ich sehe einfach die Gefahr, dass ich als Lonly Wolf auf Rückzug gehen könnte. Ich will damit sagen, dass ich lernen musste ganz neutral zu betrachten wer will was von mir, was löst das aus und warum.

    Ausgenutzt werde ich von Freunden nicht, im Gegenteil, sie wollen mir mehr zukommen lassen an Zuwendung als ich annehmen kann, aber genau da bin ich gerade dabei es zu lernen, diese Freundschaften besser zu pflegen.

    Rechtfertigen tue ich mich schon länger nicht mehr. Tat es im Rahmen meiner Suchtbeziehung sehr wohl, auch damals im Arbeitsleben. Heute habe ich es nicht mehr "nötig". Auch am Arbeitsplatz, gibt es einen verdienten Rüffel ! Bingo angenommen! Ist er unverdient, dann bringen unnötige Diskussionen so und so nichts.....

    Allerdings achte ich jetzt sehr auf Menschen, die sich zu sehr rechtfertigen. Siehe der freiberufliche Autoverkäufer der 3000 Rechtfertigungen hat, warum das KFZ nicht zum vereinbarten Zeitpunkt fertig ist. Mir persönlich sind die 3000 Gründe egal, der Deal galt für einen Fixtermin. Die Rechtfertigungen von seiner Seite sollen an mein Gewissen apellieren dennoch bei der Stange - auch zu meinem Nachteil zu bleiben.....
    So, dieses Bild, welches diese Person durch seine 3000 Rechtfertigungen macht(e) gaben nicht nur ein schlechtes Bild, sondern er verriet dabei auch noch Dinge, die mir zeigten was für eine Schrottmühle da an mich gegangen wäre..... vor lauter Panik noch Gründe zu finden, verriet er sich und arbeitete sich immer tiefer rein... in seine Lügengeschichten....

    Nee, ich habe gelernt was Rechtfertigungen bedeuten können. Ich muss vor mir bestehen - Fehler muss ich in Zukunft verhindern, geschehen sind sie aber und ich kann sie auch durch 3500 Gründe nicht ungeschehen machen.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Welia,

    ich finde es gut, wie Du Dich abgrenzen kannst. Es kostet doch soviel Kraft. Ich habe es auch versucht, aber es fällt mir sehr schwer.
    Vor allen Dingen, mein Freund will es nicht zulassen.
    Er tut, als ob nichts gewesen sei. Damit bekomme ich wieder Schuldgefühle und Zweifel. Das ist das Schlimmste.

    Heue morgen habe ich ihm gesagt, dass ich so nicht mehr mit ihm zusammenleben kann, Ultimatum gestellt, sogar eine Email geschrieben.

    Er ist z.Zt arbeitslos, war dann den ganzen Tag unterwegs. Zu allem Unglück bin ich schon seit 1 Woche kankgeschrieben, wegen einer großen Zahn-OP mit Knochenaufbau. Das wird sich noch bis Ende nächster Woche hinziehen. Mein Gesicht ist immer noch voll mit Blutergüssen, ich sehe also auch aus wie ein Monster. Kann nicht aus dem Haus gehen, so wie ich aussehe. Ihn stört das überhaupt nicht, aber mich. Ich mag nicht in den Spiegel gucken.

    Dann kommt er zur Tür herein, als ob nichts gewesen wäre. Fragt mich, was ich heute abend gerne zum Essen hätte. Geht einkaufen und setzt sich zu mir. Kreuzt mir Artiktel in der Tageszeitung an, die ich nach seiner Meinung lesen sollte. So wie immer.

    So war das bisher immer, er meint die Zeit vergeht und ich vergesse alles.
    Er streichelt meine Hände, irgendwann fragt er ob die Liebe noch unter uns sei. Wenn ich sage nein, reagiert er nicht, fragt nicht. Irgendwann kommt ein Fernküßchen. Er fragt höchstens, warum guckst Du so böse? Die Antwort will er vermutlich gar nicht hören.
    Das ist so .... ich könnte bald platzen.

    Ich weiß nicht, ob er wieder getrunken hat, will es auch gar nicht wissen.

    Ich warte sehnlichst auf den Tag, wo ich wieder unter die Menschheit gehen kann. Arbeiten, oder sonst etwas tun, nur nicht ständig mit ihm zusammen sein müssen. Ich weiß, ich kann so leicht verzeihen, aber leider weiß er das auch.

  • Hallo Antilope,

    Zitat

    ich finde es gut, wie Du Dich abgrenzen kannst. Es kostet doch soviel Kraft. Ich habe es auch versucht, aber es fällt mir sehr schwer.
    Vor allen Dingen, mein Freund will es nicht zulassen.

    ich habe meinem Mann nicht gefragt, ob er es zulässt, dass ich meine Grenzen setze, er merkt an meiner Haltung, dass der Bogen überspannt ist, und hat er mich gefragt, was ich nun von ihm erwarte aber ich bin nicht drauf eingegangen, denn er weiss es genau... in 40 Jahren Ehe hat er es genug gehört!

    - hätte ich ihm gesagt, er soll mit Trinken aufhören, hätte er es verneint und ich wäre die Böse gewesen, die ihm was vorenthaltet...
    - hätte ich gesagt, er soll sich ändern, hätte er mich die Schuld gegeben, dass er sich nicht ändern kann, weil ich Schuld bin und hätte sicher eine Liste gehabt, was er mich alles vorsetzen könnte.
    Aber so läuft es bei mir nicht mehr, ich habe mich geschworen ihm nichts mehr vorzuwerfen, ihm weder das Trinken zu verbieten noch seine Flaschen zu zählen.
    Er kann machen was er will, und ich kann reagieren wie ich will....
    Interessant finde ich, dass ich früher viel mehr gedroht und geredet habe, und er hörte nicht zu, nun rede ich weniger und drohe nicht mehr, und plötzlich wird er davon unsicher, aber das Alkohol ist stärker als ich, schlussendlich kann ich genausowenig machen dagegen wie du... nur..für mich selbst kann ich sicher noch was machen, damit es mich gut geht...

  • Hallo Welia,

    so weit bin ich inzwischen auch und ich merke, mein Partner verhält sich ebenso wie Dein Mann. Keine Konfrontation mit seinem Problem.
    Gefragt hat er mich auch, was er jetzt tun soll, ich habe ihm geantwortet, das muss er selbst entscheiden.

    Dieses Verhalten, obwohl er schon so lange in eine SHG geht, oder ist das etwa auch gelogen ? Inzwischen sind mir da Zweifel gekommen. Aber wo ist er dann jeden Freitag abend? Er erzähtl mir immer mal etwas von den Treffen, aber es geht nur um die anderen, nie um ihn selbst. Da kann er sich dann ewig lange auslassen. Und ich habe immer wieder Hoffnung geschöpft, dass er endlich aufhört mit dem Trinken.

    Habe ich ihm Vorwürfe gemacht, weil er wieder heimlich getrunken hatte, dann kam immer nur: tut mir leid, ich wollte Dir nicht weh tun. Böse wurde er eigentlich nie, aber ich habe gemerkt, dass ihn meine Meinung nicht wirklich interessiert. Geschweige denn, wie sehr mich sein Verhalten verletzt hat. Einzig und allein bin ich immer ausgerastet. Dann konnte er mir ja ganz ruhig sagen, ich würde ihn ja nicht zu Wort kommen lassen.
    Also bin ich doch die Dumme !

    Seit es bei uns im lezten Jahr so eskaliert hat, dass ich ich ihn das erste Mal seit unserer langen Beziehung um eine Trennung gebeten habe, kommt das jetzt das Wort "Trennung" auch immer öfter von seiner Seite. Aber es passiert nichts. Angeblich konnte er noch keine Wohnung finden - dabei hat er demonstrativ die Zeitungen in meiner Gegenwart durchsucht. Oder er hat gerade soviel um die Ohren (Bewerbungen, Termine) und keinen Nerv für so etwas. Dann ist alles wieder im Sande verlaufen.

    Er betont nur ständig, dass er endlich machen will, was er möchte.
    Was soll das alles ? Ich würde ihn nicht zurückhalten, wenn er gehen würde, auch wenn es mir noch so weh tun würde.

    Für mich ist es am schlimmsten, dass ich immer wieder belogen werde.
    Das macht mich völlig fertig.

  • Hallo Antilope,

    mein Mann war auch von Anfang an ein notorischer Lügner, darum frage ich ihm gar nichts mehr.
    Er hat mich auch oft grundlos angelogen, einfach so.... früher dachte ich... vielleicht will er die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, der Armer hat halt früher keine Liebe bekommen...blablabal...
    Nun denke ich, er lügt sich entweder selber etwas vor, oder er übt mit kleine Lügen zwischendrin, damit er es besser kann, wenn es mal drauf ankommt.
    Nun ist es mich egal, ob er lügt und warum.
    Oft sagt er, ich höre gar nichts zu... klar höre ich nicht mehr zu, soll er doch mit der Flasche reden!
    Ich nehme auch nichts mehr persönlich, wenn er mich kritisiert, sage ich einfach nur noch "Wenn DU meinst!"
    Ich probiere nicht mehr herauszufinden, ob es wahr sein könnte, denn genau dieses Verhalten macht mich krank und das Vertrauen habe nicht ich kaputt gemacht, also ist es nicht meine Pflicht, sie wieder herzustellen.
    Er wollte mit mir eine Therapie machen, vermutlich eine Ehetherapie oder sowas, hat aber nicht mal erzählt, warum ich mit ihm zum Therapeuth gehen sollte, also habe ich sofort nein gesagt, mit einem Alkoholiker will ich sowieso keine Therapie machen, die Mühe würde sich nicht lohnen.
    Entweder hätte er dort wieder gelogen, und in der Zwischenzeit kann er es ganz gut, oder er hätte auf mir die Schuld abgewälzt, oder er hätte wieder gemeint, ich nehme die doppelte Beziehungsarbeit auf mir!
    Nein danke, alles schon gehabt und hat nichts genutzt... ist mir zu anstrengend, ich brauche meine Kraft für mir alleine!
    Klar habe ich hintendrin gedacht: hätte ich vielleicht doch mit ihm hingehen sollen, mindestens anhören, um was es geht, aber nach einer Woche, wo er nicht mehr gefragt habe, habe ich bemerkt, dass er gar kein Termin mehr abgemacht hatte, also war die Sache für mich erledigt.
    In dem Fall wollte er nur gucken, ob ich noch Interesse habe, die Beziehung aufleben zu lassen, habe ich nicht, also muss ich ihm auch nichts vorlügen.
    Wenn man sich emotional trennen will, muss man sich bewusst sein, dass es auch das Ende der Beziehung ist, Ende der sogenannten grosse Liebe, Ende der Aufopferung, Ende des Mitleides, Ende der Lebenslügen, die damit hängen, Ende der Illusionen, das tut eine Zeitlang Weh aber ich bin soweit, dass es fast nicht mehr Weh tut.
    Wenn ich mich wirklich emotional trennen will, muss ich mich im Vordergrund stellen, zuerst kommen MEINE Freunden, MEINE Hobbys, MEINE Genesung usw... und dann irgendwo ganz hinten kommt er!
    Ich war gestern mit einer Freundin shoppen, automatisch wollte ich auch gucken, ob für ihm im Geschäft was dabei wäre, die er brauchen könnte und sobald diese automatische Gedanke gekommen ist, habe ich sie erkannt und wieder gestoppt, bin zu der Frauenabteilung gegangen und habe mich eine Bluse gekauft.
    Anfangs ist es eine ständige Kontrolle des eigenen Verhalten aber mit der Zeit geht es immer besser.
    Ich habe auch Freundinen und Freunden, die mich dabei unterstützten und eben nun dieses Forum....
    ach...ist das schön!

  • Hallo Welia,

    wie kommst Du damit klar, wenn Ihr zwangsläufig zusammen sein müsst?
    Wir haben ja keine Kinder, wenig Bekannte, also keine Ablenkung, sind immer nur auf uns beide fixiert.
    Deshalb habe ich ihm ja auch den Gutschein für das Sportstudio geschenkt, damit er mit anderen Leuten zusammen kommt. Das hat ihm wirklich gut getan.

    Ich bin ja auch schon 60 Jahre und mein Freund ist 9 Jahre jünger.
    Oft frage ich mich, wollte er eine Frau, die soviel älter ist als er auch aus dem Grund, dass er in Ruhe trinken kann. Der Altersunterschied war nur ganz am Anfang ein Problem für mich. Da ich aber auch wesentlich jünger aussehe, hat sich das ganz schnell erledigt. Er meinte immer nur, mit so jungen Mädels kann er nichts anfangen. Das war vor fast 18 Jahren.

    Aber gerade mein Alter macht mir jetzt sehr zu schaffen.
    Die Ängste, wie geht es alleine weiter ? Finde ich noch einen Freundeskreis. Meine wenigen Bekannten sind alle viel jünger, meist glücklich mit ihren Partnern und ich möchte mich da keinesfalls aufdrängen.
    Aber so weiterleben, nicht mehr richtig kommunizieren, evtl. getrennte Schlafzimmer, keine gemeinsamen Unternehmungen mehr, ist das lebenswert ?

    Heute habe ich einen ganz schlechten Tag, sitze nur in der Wohnung herum, könnte einfach nur heulen. Das hängt auch mit meiner Zahn-OP zusammen und meinem immer noch verfärbten Gesicht. Jetzt habe ich noch Angst, dass ich unter dem Auge geplatzte Äderchen habe. Morgen haben alle Hautarztpraxen zu. Muss ich wieder bis Montag warten.

    Und dann mein Freund, er steht früh auf, macht Frühstück, fragt mich, ob er mir etwas Gutes tun kann. Geht extra los und holt mir Kuchen für heute mittag, da ich so nicht unter die Menschheit gehen kann.
    Als ob nie etwas geschehen wäre, er hat gestern und heute seinen PC nicht angemacht, also wohl nicht nicht gesehen, dass ich ihm die Mail geschickt habe, dass er ausziehen soll.

    Eigentlich will ich das alles nicht, antworte nur spärlich, in mir kocht es.
    Warum ist er immer noch so freundlich? Er will sich sogar zum Arzt fahren.

    Jetzt ist unterwegs mit dem Fahrrad, hat noch gefragt, ob er mich alleine lassen kann, weil mir schon die Tränen heruntergelaufen sind. Er war schon aus der Tür, kam noch einmal zurück und meinte, er könne gerne hierbleiben. Sonst waren wir ja immer zusmamen mit dem Fahrrad unterwegs. Nein nur das nicht, ich will alleine sein. Jetzt ist er unterwegs, ich solle auf jeden Fall anrufen, wenn ich Hilfe brauche.
    Aber er will nicht merken, will es nicht zulassen, dass ich wegen uns traurig bin.

    Und ich, ich will diese lieben Worte so nicht, immer im Hintergrund der Gedanke, er tut das nur, damit er weiter trinken kann. Will mich ruhig stellen. Klar will er nicht ausziehen, hier geht es ihm gut. Wir haben alles, eine schöne Wohnung, das verliert er dann ja auch, er hat so gut wie nichts, wenn er auszieht. Ich habe fast alles bezahlt. Und da habe ich schon wieder ein schlechtes Gewissen, ich will nichts behalten, von mir aus kann er alles mitnehmen, will doch auch nur, dass es ihm gut geht, auch ohne mich. Auch die Wohnung kann er behalten, aber die kann er nicht bezahlen, weil er arbeitslos ist.

    Ich wäre so gerne auf ihn zugegangen,hätte mich an ihn angelehnt, so wie es mal war und seine und unsere Liebe gespürt. Aber ich kann es nicht mehr zulassen. Habe Angst, dass alles nur ein Mittel zum Zweck ist, die Zeitbombe tickt immer in meinem Kopf ....

    Was ist nur mit mir los ? Ich bin völlig durch den Wind, wollte doch so stark sein.

    Aber es tut gut, hier zu sein. Nie konnte ich wirklich in den ganzen Jahren mit jemanden über meine Probleme und Ängste sprechen.
    Sorry, wenn ich so viel schreibe, aber ich habe so viel Nachholbedarf und es gut so unheimlich gut.

  • ja... Antilope...du fragst...wie komme ich damit zurecht, dass ich mit meinem Mann zusammen sein muss!!!

    gute Frage... nächste Frage.... könnte ich sagen aber nein, keine Angst, ich probiere darauf zu antworten..

    Mein Mann ist oft ausser Haus, er ist "gottseidank" sehr gesellig.... er redet gerne mit Nachbaren, Nachbarinen, mit Leuten,die vorbeilaufen...und...ist in x Vereinen, und reist gerne mit Kumpeln und macht Ferien mit Kumpeln.... und..... ICH HABE DABEI HALT MEINE RUHE!

    Wir haben "gottseidank" ein Haus, wo er werkeln kann, er ist unten im Keller und ich bin oben am PC (zumindest sagt er es so!)....egal was er sagt.... ICH HABE MEINE RUHE!

    Auch ich bin ein Mensch, die gerne Gesellschaft hat und beliebt ist, nur nicht am gleichen Ort wie er und auch nicht mit gleiche Freunden, wie er...also probiere ich, mich meine eigene Welt zu bewahren, zu erweitern und ohne ihm auszuleben... nach dem Motto; meine Freundinen sind nicht deine Freundinen, denn wären sie deine Freundinen, wären sie nicht meine Freundinen... hihihi.. klingt ja gut oder?

    Ich kann am PC... er nicht.... auch das ist ein Freiraum, denn ich mich gönne und mein Zimmer ist tabu, wenn ich am PC bin, ich kann schreiben was ich will, mit wem ich will, es ist meine Welt, wenn er in Kneipen geht, gucke ich auch nicht, mit wem er wohl redet...

    In einem Satz, wäre es zu beschreiben, dass wir in 2 Welten leben, wir treffen uns zum Essen und zum Schlafen, weil es sich so besser leben lässt aber im Alltag.... haben wir andere Welten!

    Wichtig ist mich nur eines... egal wie seine Welt aussieht, meine Welt darf er nicht einschränken.... und das scheint er irgendwie verstanden zu haben....

  • Hallo Welia
    Ich, als aussenstehende, frage mich: warum seid ihr dann noch zusammen?
    Ist das alles, was Du von einer Beziehung erwartest?
    (nicht böse gemeint, macht mich nur nachdenklich)
    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Liebe Welia,

    mal völlig blöd gefragt, ich lass mal dahin gestellt, dass eure beziehung tatsächlich so abläuft wie Du geschrieben hast und es Dich nicht weiter kümmert was Dein Männe so treibt und ihr quasi nebeneinander her lebt.

    Da drängt sich mir in neonrot blinkend die Frage auf, welchen Sinn hat diese Beziehung?

    Liebe Grüße

    Kaleu

  • 2 Fragen beantworte ich miteinander....

    warum wir noch zusammen sind?
    Weil wir ein paar Bequemlichkeiten haben, die wir sonst nicht hätten und nicht mehr Unannehmlichkeiten hätten als getrennt!

    Welches Sinn hat die Beziehung?

    keines!

    wir leben zusammen wie in eine gutfunkzionierbare WG, ich erlebe es gar nicht mehr als Beziehung....

  • Ich komme nun damit zurecht.... würde aber verstehen, dass es nicht alle mögen.... darum finde ich auch so wichtig, dass ich offen darüber schreibe, nicht weil ich ein Vorbild sein will, aber weil sich vielleicht jüngere fragen dürfen "will ich auch mal so enden?" und wenn die Antwort nein ist...bitte...Koffer packen und gehen...ein anderer Weg kenne ich nicht, und das ist der Weg, denn ich immer befürchtet habe.... darum bin ich jetzt in der Zwickmühle....

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!