• Anläßlich dieses Threads https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic21726.html würden mich mal verschiedene Sichtweisen interessieren.

    Wie seht oder empfindet ihr das?

    Ist Verzicht immer gleich mit einem negativem Gefühl für euch behaftet?
    Oder kann Verzicht nicht auch ein Türöffner sein zu einem viel besserem Leben?

    Oder findet ihr euch bei Caroline wieder, die schreibt:

    Zitat

    Für mich bedeutet das Wort eigentlich, dass ich etwas liebte, brauchte oder benötigte und darauf freiwillig verzichte.
    "Ich" verzichte aber nicht auf Alkohol, "Ich" lasse ihn weg, weil ich ihn ja nicht liebte, benötigte oder brauche.

    Liebe Grüße
    Mieken

  • hallo mieken

    keinen alkohol zu trinken hat für mich den gleichen stellenwert wie kein heroin, cokain, arsen, zyankali oder blausäure zu konsumieren. ich verzichete auf nichts, ich halte mich von gift fern.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo Mieken,

    heute ist es für mich kein Verzicht, da so viel positives mein Leben bereichert hat, nur durch das nicht trinken.
    Ein Verzicht war es für mich als mir klar wurde das ich nicht mehr normal trinken kann, nur zum Genuss. Dies war lange Zeit vor meiner Entgiftung, ich wollt es einfach nicht wahr haben das ich das nicht mehr kann.
    Nach der Entgiftung als ich mich damit abgefunden hatte erkrankt zu sein, war es kein Verzicht mehr da meine Konzentration auf dem nicht mehr trinken lag und den Dingen die ich neu entdecken durfte.
    Also Verzicht war nur da als ich feststellte das ich mir selbst den Umgang mit Alkohol versoffen hatte.

    der
    Seelenblick

  • Hallo,

    seit ich "richtig" trocken bin, war ich noch nie der Meinung auf etwas verzichten zu müssen. Im Unterschied zu den Trinkpausen, die ich gemacht habe, dort war immer der Verzicht präsent.

    Schönen Tag noch

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • hallo mieken!

    interessante frage, finde ich. "verzicht" hat viele seiten.

    als ich nass war, empfand ich verzicht als bedrohlich: zum einen, weil ich angst hatte, der alkoholvorrat könnte zuende gehen und wusste: wenn ich auf alkohol verzichten muss, wird es mir schlecht gehen. zum anderen, weil ich tief in mir auch wusste: wenn ich gänzlich auf alkohol verzichte, ändert sich mein leben radikal... alles wird anders sein als der augenblickliche zustand. merkwürdigerweise hatte ich genau davor angst, auch wenn sich das aus meiner heutigen sicht irre anhört. aber ein "nasser alkoholiker" tickt anders als "normal"...

    nachdem ich trocken und langsam auch nüchterner wurde, hat im laufe der jahre das wort "verzicht" an schrecken verloren. dafür habe ich dazugelernt: dieses wort bedeutet für mich auch: nachdenken über mich; nachdenken über meinen konsum und innehalten, wenn ich mal wieder von irgendwas zuviel mache. das kann arbeit sein, das kann kaffeetrinken sein, das kann der kuchen sein, den ich wieder einmal kaufe, ohne darüber nachzudenken, daß zuviel kuchen auch ungesund sein kann.

    kurz und gut: "verzicht" bedeutet für mich heute auch "chance" kurz in mich zu gehen und nachzudenken - und ist längst nicht mehr so negativ behaftet wie in meiner nassen zeit.

    gruss peter

  • Hallo,

    ich verzichte auf etwas, wenn ich es sonst zu mir nehmen wollte und/oder dürfte....also ein Eis, die Schokolade. Eine Momentaufnahme, ein Verzicht.

    Alkohol darf und will ich nicht mehr, daher assoziiere ich damit für mich keinen Verzicht. Keine Momentaufnahme, Dauerzustand.

    Charlie

    Immer schön die Ohren steif halten!!!

  • Also bin ich die einzige hier, die zugeben kann, daß ich es bedauere alkoholkrank geworden zu sein. Und ja, für mich ist es ein Verzicht keinen Alkohol mehr trinken zu können. Ich bedauere das. Aber es ist nicht zu ändern. Ich bin alkoholkrank und der Konsum von Alkohol würde mich auf längere Sicht umbringen. Trotzdem. Es ist ein Verzicht, der mir leid tut

  • Zitat von Xenica

    Es ist ein Verzicht, der mir leid tut


    Hallo Xenia,

    so ist mir das während meiner vergangenen Trinkpausen auch immer wieder gegangen. Durch den Verzichtsgedanken hat mir mein Suchtgedächtnis immer wieder Druck machen können bis ich wieder zugegriffen habe.
    Ich habe vor mir selbst zugegeben, dass das Suchtmittel die Wurzel von allem Übel ist und die Trockenheit tut mir auch nicht leid. Es passiert nicht mit einem "Klick" dass es kein Verzicht mehr ist, aber irgendwann war es so.

    Schönen Tag noch

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Hallo HansHa

    Zitat

    so ist mir das während meiner vergangenen Trinkpausen auch immer wieder gegangen. Durch den Verzichtsgedanken hat mir mein Suchtgedächtnis immer wieder Druck machen können bis ich wieder zugegriffen habe.

    Ironischerweise hatte ich in meinen Trinkpausen, die ich vor meiner Entscheidung hatte, nie das Gefühl von Verzicht. Ich wußte ja, daß ich nach der Trinkpause wieder trinken kann/darf/werde.

    Dieses Verzichtgefühl begleitet mich schon seit dem ersten Tag der Abstinenz. Anfangs habe ich mich darüber sehr geärgert und versucht das Verzichtsgefühl zu verdrängen oder dagegen anzukämpfen. Das hat mich viel Kraft gekostet. Nun lebe ich halt mit dem Verzichtsgefühl. Es ist ja nicht schlimm das zu fühlen. Solange ich nicht wieder trinke, ist ja alles in Butter

  • Zitat von Xenica

    Nun lebe ich halt mit dem Verzichtsgefühl. Es ist ja nicht schlimm das zu fühlen. Solange ich nicht wieder trinke, ist ja alles in Butter

    Meinst du das wirklich???

    Verzichtsgefühl zu spüren ist kontraproduktiv und kann direkt wieder zum Rückfall führen. Meine Erfahrung!!!

    Es ist eben nicht alles in Butter :roll:

    Für mich hört sich das gefährlich an, was du schreibst und ich weiß, von was ich rede.
    Ich hatte auch dieses Verzichtsgefühl und trotzdem auch Zeiten, in denen ich 1 bzw.2 Jahre nichts getrunken hatte. Heute weiß ich, das waren Trinkpausen...

    Ich habe kein Verzichtsgefühl mehr, weil ich für mich vor dem Alkohol kapituliert habe.
    Ich bin nicht traurig oder meine zu verzichten,wenn ich mir dieses Zellgift ausm Körper lasse, das Gegenteil ist der Fall, ich fühle mich gut und frei so!!!

    Ich will dich nicht belehren, denn das steht mir nicht zu, aber vielleicht denkst du darüber nach, wie du dieses Verzichtsgefühl wegbekommen könntest, denn du fühlst dich freier ohne:-)

    Gruss

    Frank

  • Zitat von Xenica

    Dieses Verzichtgefühl begleitet mich schon seit dem ersten Tag der Abstinenz.


    Hallo Xenia,

    das ist für mich einer der Unterschiede zwischen Trockenheit und Abstinenz. Abstinent zu sein bedeutet für mich zu verzichten.
    Andererseits will ich Deine Gefühle nicht interpretieren, aber an dieser Stelle doch mal nachfragen: Bei mir ist der Gedanke an das Suchtmittel auch noch präsent. Ich verbinde dies aber nicht mit Verzicht, sondern nehme das als Versuch meines Suchtgedächtnisses, wieder Einfluss auf mich zu gewinnen. Aber ich wehre mich nicht gegen diese Gedanken oder Gefühle. Ich sage "Guten Tag" und nehme sie einfach so hin oder an. Vielleicht ist es bei Dir ähnlich, doch Du empfindest es anders?

    Schönen Sonntag noch

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Zitat

    Meinst du das wirklich???

    Was soll das? Natürlich meine ich das auch so wie ich es schreibe!

    Zitat

    Verzichtsgefühl zu spüren ist kontraproduktiv und kann direkt wieder zum Rückfall führen

    Leider habe ich noch keinen Schalter gefunden, wo ich die Gefühle ausschalten kann. Und einen Rückfall hatte ich bis jetzt nicht. Bin seit Mai 09 "ohne"

    Zitat

    Es ist eben nicht alles in Butter

    Nicht? Ich trinke nicht. Somit ist für mich alles in Butter.

    Zitat

    Für mich hört sich das gefährlich an, was du schreibst und ich weiß, von was ich rede.

    Was soll an dem, was ich schreibe, denn gefährlich sein? Ich zweifele daran, daß Du weißt, um was es MIR geht!

    Zitat

    Ich hatte auch dieses Verzichtsgefühl und trotzdem auch Zeiten, in denen ich 1 bzw.2 Jahre nichts getrunken hatte. Heute weiß ich, das waren Trinkpausen...

    Wie ich schon vorher schrieb, in meinen Trinkpausen hatte ich nicht das Gefühl, ich muß verzichten. Ich wußte ja, ich kann danach wieder trinken. Aber ich weiß, daß ich nie wieder trinken kann. Und das bedauere ich nun mal. Es wäre mir lieber, ich könnte wieder normal trinken. Aber das geht nun mal nicht. Warum ist es so schlimm, darüber traurig zu sein. Ich bedauere es alkoholkrank zu sein· Ich muß, um zu überleben mein Leben lang auf Alkohol zu verzichten. Das wird sich, egal, ob ich das bedauere nun mal nie wieder ändern!

    Zitat

    wie du dieses Verzichtsgefühl wegbekommen könntest, denn du fühlst dich freier ohne:-)

    Ich wüßte nicht wie. Würde ich es wissen, hätte ich darüber hier nicht geschrieben

    Xen.

  • Ich wollte dich nicht belehren, nur zum Nachdenken anregen:-)

    Wenn du mit diesem Verzichtsgefühl und dem Bedauern keinen Alkohol mehr zu trinken g u t leben kannst, dann ist das deins und okay...

    Ich wollte so nicht leben und habe diesbezüglich andere Gedanken, werde die aber nun für mich behalten
    :roll:

    Schönen Sonntag wünscht

    Frank

  • Hallo Xen,

    ich hatte dieses Verzichtsgefühl jahrelang und konnte deswegen auch nur Trinkpausen machen. Erst als ich mein Umfeld änderte , es alkoholfrei machte, meine Freunde sortierte , meine Leben für meine Trockenheit angepasst hatte, ist es mit der Zeit verschwunden und ich wurde zufrieden trocken. Ich nahm , ohne wenn und aber die Grundbausteine als meinen Weg an und zog sie durch.

    Ich machte es mir sie zur Aufgabe sie positiv zu sehen und nicht als Strafe für meine Krankheit. Nun bin ich zufrieden und habe ein stabile , zufriedene aber keine überhebliche Trockenheit erreicht.

    Ich bin ja auch schon lange im Forum und lese immer wieder welche Kompromisse eingegangen werden oder die Grundbausteine nach den eigenen Wünschen gestreckt werden. Ich versteh es jedoch nicht. Denn sie funktionieren für mich so wie sie sind :)

    soviel meine Erfahrungen dazu.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Xenica,

    ich glaube keiner hat sich ausgesucht irgendwann einmal alkoholkrank- oder suchtkrank zu werden.

    Als erstes war es für mich ganz wichtig dieses auch so zu akzeptieren und anzunehmen zu können.
    Ich hab in meinen Trinkpausen gegen einen “Gegner” gekämpft der letztendlich dann doch immer wieder der “Sieger” war.

    Das hatte sich geändert mit meinem persönlichen Tiefpunkt und der Kapitulation vor dem Alkohol,…für mich war das wie eine Befreiung.

    Hattest du bereits deinen persönlichen Tiefpunkt ?

    Solange in meinem nassen Denken/Trinkpausen immer noch,….. “ich darf keinen Alkohol mehr trinken”, oder- und “ich kann keinen Alkohol mehr trinken” vorhanden war, signalisierte mir mein Hirn automatisch, VERZICHT !

    Im Laufe meiner Trockenheit, und damit meine ich nicht Wochen-oder Monate sondern JAHRE,…. kann ich heute für mich sagen, …..”Ich brauche keinen Alkohol mehr”, das ist aber eine kontinuierliche Entwicklung die nie aufhört und hat auch mit ganz viel Konsequenz und verschiedenen Lebensveränderungen zu tun.

    Ich war der so genannte Wirkungstrinker, Problemtrinker, Verdrängungstrinker, geschmeckt hat es mir nie.
    Heute gibt es diverse andere Problematiken, nur ich hab gelernt durch verschiedene Therapien- und Selbsthilfetechniken anders damit umzugehen.

    Was gibt dir der Alkohol Xenica ?

    Wofür steht er bei dir ?

    Was kompensierst du damit evtl. ?

    Was fehlt dir im Leben ?

    Wofür “brauchst” du ihn ?

    Was gibt er dir was du nicht auch OHNE haben könntest ?

    Ich für mich kann sagen, ich hab endlich meine Freiwilligkeit zurück.

    Neulich bekam ich einen familiären Notruf mitten in der Nacht. Erst auf der Fahrt ins 80 km entfernte Krankenhaus kam mir der Gedanke das so etwas früher zu meinen Trinkzeiten gar nicht möglich gewesen wäre.

    Das ist für mich Freiheit !

    Gruß, Rose

  • Zitat

    Hattest du bereits deinen persönlichen Tiefpunkt ?

    Das ist eine Frage, die ich nicht so leicht beantworten kann.
    Ich habe keine grawierende schlechte Erfahrung mit dem Alkohol gemacht.
    Ich habe mir irgendwann gesagt, daß ich aufhören muß Alkohol zu konsumieren, denn sonst werde ich diese schlechten Erfahrungen machen. Ich als Altenpflegerin habe einfach schon zuviele Menschen gesehen, die sich wortwörtlich ihr Hirn versoffen haben, oder die an einer alkoholbedingten Leberzirrhose gestorben sind. Verreckt wäre aber das bessere Wort.
    Irgendwann begriff ich, daß ich auf dem besten Weg dort hin ...wenn ich nicht aufhöre. Den Kontrollverlust über meinen Konsum hatte ich schon.

    Zitat

    Solange in meinem nassen Denken/Trinkpausen immer noch,….. “ich darf keinen Alkohol mehr trinken”, oder- und “ich kann keinen Alkohol mehr trinken” vorhanden war, signalisierte mir mein Hirn automatisch, VERZICHT !

    Das hat meiner Meinung nach nichts mit nassem Denken zu tun. Das ist einfach eine Tatsache, die es zu akzeptieren gilt. Ich kann und darf keinen Alkohol mehr trinken. Sollte ich das irgendwann wieder tun. Dann verliere ich vielleicht wirklich alles. Ich kenne einfach zu viele Menschen, die sich um Haus und Hof gesoffen haben. Das schreckt mich total ab

    Alkohol "brauchen" tue ich nicht. Ich glaube Alkohol braucht keiner. Das ist ein völlig überflüssiges Getränk.

    ich geniesse es mitlerweile, daß ich meine Ängste und Probleme ertragen kann- mit nüchternen Kopf. Ich brauche kein Alkohol mehr als Antidepressivum. Es ist sogar leichter Probleme nüchtern zu lösen. Das geniesse ich
    Ich geniesse es auch sehr, zu jederzeit ohne schlechtes Gewissen fahrtauglich zu sein. Autofahren ist für mich Freiheit
    Mein Beruf und meine Arbeit sind eng mit dem Führerschein verbunden. Ich kann ohne ihn nicht arbeiten. Und meine Arbeit ist mir wichtiger als Alkohol.

  • Hallo Xenica,

    Zitat


    Alkohol "brauchen" tue ich nicht. Ich glaube Alkohol braucht keiner.

    Ich brauchte den Alkohol zum Schluß um überhaupt einigermaßen "normal" funktionieren zu können.

    Ich glaube du hast den Begriff Sucht noch nicht so wirklich verstanden. :roll:
    Mit wollen und freien Willen hat das nichts mehr zu tun.

    Was möchtest du denn eigentlich hören wenn anscheinend nichts auf DICH zutrifft ?

    Gruß, Rose

  • Zitat

    Ich glaube du hast den Begriff Sucht noch nicht so wirklich verstanden.

    Ja. Ne, schon klar. Du weißt ganz genau, was ich weiß und was ich nicht weiß. Manchmal bin ich echt genervt - von den Besserwissern!

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