Brauche eine heftige Kopfwäsche

  • hallo mora,

    glückwunsch zum 50 ten.

    auch dazu, das du trotz allem wiedersprüchen dir selbt treu geblieben bist. ich habe eine ähnliche geschichte hinter mir, stand mit nichts da, drei kindern ohne mittel. es schafft sich leicher das wieder aufzubauen wenn der partner alkoholiker nicht mehr da ist und einem durch mein coverhalten sämtliche energien flöten gehen.ich wär heut nicht da wo ich bin, wenn ichs damals nicht durchgezogen hätte. mir gehts heut sau gut!ich hab wieder allles was ich zum leben brauch, was will man mehr?

    alles gute
    melanie

  • Hallo Moa,

    vielen Dank für Deine sehr ausführliche Antwort.
    Wir haben (bei Dir heißt es ja hatten) ähnlich lange Partnerschaften. Meine dauert mittlerweile 38 Jahre!!!
    Durch die enorm lange Zeit hat sich ein sehr hohes Maß an Gewöhnung entwickelt. Seit einigen Jahren komm ich aber einfach nicht mehr an meine Frau ran. Es gibt kaum Krach, aber endloses Schweigen. Außenstehende, die uns kennen, wären sicherlich mehr als erstaunt, wenn sie um den Zustand zwischen uns beiden wüssten. Fassade, Fassade, Fassade...

    Mittlerweile macht mich dies immer mehr krank. Nachdem ich aber jetzt das Trockenwerden geschafft habe, habe ich soviel Vertrauen in mich, dass ich meinen Nicht-Beziehungs-Krampf löse.

    Viele Grüße und nochmals Danke
    Correns

  • Guten Abend Moa,

    ...und auch von mir alles gute zum 50`ten!

    Ich habe mir gerade Deine Geschichte durchgelesen, die mich sehr betroffen gemacht hat, und mir wieder gezeigt hat welch schreckliche Seiten der Alk. haben kann.
    Finde auch das Du das einzig richtige gemacht hast, wenn der Partner weiter säuft und nichts änder`n will, und bevor man selbst daran zerbricht, ist es besser getrennte Wege zu gehen, auch wenn einem 33 Jahre mehr oder weniger verbinden...

    LG
    Sascha

    Trocken seit 15.08.2011

  • Hallo Ihr Lieben,
    es ist lange her, dass ich hier war. Von Zeit zu Zeit habe ich an dieses Forum gedacht, dem ich ja sehr viel zu verdanken habe.
    Jetzt habe ich mir die Zeit genommen und wollte euch nur sagen, dass in wenigen Tagen vier Jahre trocken vorüber sind.
    Trocken, früher unvorstellbar, und heute habe ich nicht einmal mehr Gedanken daran. Heute wäre es unvorstellbar etwas zu trinken.
    Es ist schön durch das Leben zu gehen und es auch wahrzunehmen und das möchte ich nie wieder missen.
    Ich wünsche Euch allen alles Gute.
    LG
    Moa

  • Das ist sehr schön, Moa, herzlichen Glückwunsch zu Deinen fast vier Jahren. Vielleicht magst Du ja noch schreiben, was Du auf Deinem Weg ohne Alkohol diesbezüglich beachtet hast, was Dir wichtig und wertvoll für Deine Trockenheit geworden ist.

    Alles Gute auf Deinem weiteren Weg, zerfreila

  • Hallo Ihr Lieben,
    heute brauche ich jemanden.
    ICH bin nach wie vor trocken und hoffe es auch zu bleiben.
    ABER ich habe heute meine geschiedene Frau im Krankenhaus besucht.
    Vor 14 Tagen hat sie sich selbst einweisen lassen um einen stationären Entzug durchzuführen.
    Als mir das meine Kinder erzählt haben war ich zuerst erstaunt. Im zweiten Schritt ist mir klar geworden, dass es sehr ernst sein muss, wenn sie diesen Schritt macht. Gleichzeitig war ich aber beim Stand der heutigen Medizin schon fast euphorisch und bin mit einer sehr einfachen Denkweise davon ausgegangen, dass jetzt alles bei ihr und somit auch für meinen Sohn der die letzten 4 Jahre mit ihr gemeinsam gewohnt hat, besser wird.
    Gestern hat mich dann meine Tochter angerufen die sie besucht hat und
    die Informationen die ich da erhalten habe waren niederschmetternd.
    Alkoholismus im Endstadium, die Leber ist komplett kaputt, auch andere Organe sind schwerst geschädigt, vor allem aber auch die Psyche ist schwerst in Mitleidenschaft gezogen.
    Der behandelnde Arzt geht davon aus, dass sie das Krankenhaus nicht mehr lebend verlassen wird, wenn dann als Pflegefall.
    Meine Kinder haben sie heute wieder besucht und sie hat ihr o.k. gegeben,
    dass ich auch kommen darf.
    Ich glaube es war richtig, auch ich habe sie besucht, aber die Bilder werde ich nie wieder aus meinem Kopf bekommen.
    Ich hätte sie auf der Strasse nicht mehr erkannt, sie sieht aus wie 80.
    Sie kann ihre Hände nicht mehr richtig steuern, kann nicht gehen, sehr schlecht sprechen, die Augen gehen teilweise ins Leere......, ich habe so etwas schreckliches noch nie in meinem Leben gesehen.
    Und jetzt dreht sich alles in meinem Kopf, ich glaube die alte Co Abhängigkeit kommt wieder, ich fühle mich schuldig und und und.
    Im Moment bricht so vieles in mir zusammen, so viele Mauern und Hilfsmittel hatte ich für mich in den vergangenen Jahren zurechtgelegt, alles ist zusammengestürzt.
    Und ich verspüre so viel Hass auf diesen Alkohol, warum nur gibt es den?
    Warum tut keiner was dagegen?
    Wie ich das jetzt schaffen soll weiß ich nicht, da habe ich wieder an dieses Forum gedacht.

    LG
    Moa

  • Hallo Moa,

    Deine Erzählung hat mich betroffen gemacht und es tut mir sehr leid für Deine geschiedene Frau, die es nicht geschafft hat, ihre Krankheit zu stoppen, für Eure Kinder und auch für Dich.
    Du musst in den vier Jahren Deiner Abstinenz unglaublich viel für Dich erreicht haben, denn sonst hättest Du es sicher nicht fertiggebracht, Dich der Konfrontation auch mit dem Ende des Weges auszusetzen, wenn alle Möglichkeiten bereits erschöpft sind.
    Es ist sicher schwer, da Erinnerungen hochkommen und es hier um einen Menschen geht, den Du geliebt hast.
    Trotz allem bedeutet es aber nicht, dass auch nur ein Fitzelchen Deiner Erfahrungen, Erkenntnisse, Deines Willens, Deines Entschlusses und auch kein einziges Stück Deines Weges in Deinem abstinenten Leben ohne Co-Abhängigkeit seine Wertigkeit oder Bedeutung verloren hat.
    Es ist alles noch da und im Moment wichtiger denn je. Du hast Dir Dein Handwerkszeug mühsam erarbeitet und kannst es weiterhin nutzen.
    Es klingt vielleicht grausam und grausam bin ich nie gewesen, aber Deine Exfrau geht den Weg, den wir alle gehen, wenn wir nicht aus der Sucht aussteigen. Das ist die Realität, aber es ist nicht Dein Weg, denn Du hast Dich für´s Leben entschieden.

    Ich wünsche Euch ganz viel Kraft.

    Viele Grüße
    Katha

  • Danke Katharsis!
    Das alles ist hat mich jetzt einfach überrollt. Wir hatten uns so über die Entscheidung des Entzuges gefreut. Die Nachricht über den tatsächlichen Zustand hat uns dann vollkommen unvorbereitet getroffen. Es war so viel Hoffnung vor allem der Kinder da, irgendwie ist das in Richtung Aufbruch in eine bessere Zukunft gegangen.
    Besonders schlimm war für mich aber der körperliche Verfall der letzten beiden Wochen, ich habe noch immer die Bilder des heutigen Besuches vor meinen Augen und kann das einfach nicht begreifen.
    Lt. Aussage des Arztes besteht neben den körperlichen Problemen auch ein fortgeschrittenes Korsakow-Syndrom, welches sich über Jahre des Alkoholkonsumes entwickelt hat.
    Er hat meiner Tochter den Verlauf dieser Krankheit erklärt und das Schlimme daran sind jetzt die Schuldgefühle die in uns aufkommen. Wir wussten nichts von diesem Syndrom und den Auswirkungen, der veränderten Psyche unseren Streitereien und bösen Worten, sie konnte nichts dafür, sie war krank.
    Ich glaube wir brauchen jetzt Zeit um das aufzuarbeiten, Zeit um mit der Situation fertig zu werden. Und Kraft um sie weiter zu begleiten und ihr vielleicht wieder etwas Lebensfreude zu geben. Hoffnung ist jetzt im Moment alles was uns bleibt, Hoffnung auf das kleine bisschen Möglichkeit auf ein Wunder.

    Moa

  • Hallo moa,

    Zitat

    Wir wussten nichts von diesem Syndrom und den Auswirkungen, der veränderten Psyche unseren Streitereien und bösen Worten, sie konnte nichts dafür, sie war krank.

    Was wäre anders gewesen, hättet Ihr es gewusst? Ich höre da große Selbstvorwürfe heraus, die Du dir machst. Jedoch lag die Verantwortung doch bei ihr. Sie hätte sich für das Leben und gegen den Alkohol entscheiden können. Jeden Tag! Das hat sie nicht getan. Erst als es zu spät war. Das ist wahnsinnig tragisch und ich bekomme Gänsehaut beim Lesen. Doch ist das nicht Deine Verantwortung. Du hast für den Menschen den Du geliebt hast oder noch liebst alles Dir Mögliche getan. Ich kann mir vorstellen, dass der Gedanke vielleicht nicht genug getan zu haben sehr nagend ist. Und dann schau doch mal genau hin. Sie hat Deine Entwicklung mitverfolgen und hätte daraus Hoffnung schöpfen können. Sie wusste was sie machen kann, um den Kreis zu durchbrechen. Die bittere Wahrheit ist, sie wollte lieber weiter trinken. :(

    Und Deine wahnsinnige Wut auf Alkohol kann ich nachvollziehen, so denke ich auch oft. Obwohl wir es ja letztlich sind, die durch den unkontrollierten Konsum unsere Körper vergiften.

    Ich wünsche Dir gerade viel Kraft, vor allem mental!
    Su :)

    "Was einer für sich selbst hat, was ihn in die Einsamkeit begleitet, und keiner ihm geben und nehmen kann: dies ist viel wesentlicher als alles, was er besitzt, oder was er in den Augen andrer ist." Arthur Schopenhauer

  • Oh Mann, also als ich das gelesen habe, wurde mir auch ganz anders. Das tut mir so leid, moa. :(

    Ich kann verstehen, dass das einiges in dir wieder aufwühlt, lässt sich ja auch gar nicht vermeiden. Wenn du sie siehst, geht dir automatisch durch den Kopf, dass auch du dort hättest liegen können...zumal du die Frau geliebt hast und einen geliebten Menschen so zu sehen, sorgt oft dafür, dass das Herz Schiffbruch erleidet und die Seele zu ertrinken droht.

    Ich verstehe auch, dass man sich da Vorwürfe macht, würde jedem so gehen, aber eines habe ich gelernt, auch wenn ich noch Frischling bin im Kreise der Trockenen und mir noch einiges an Erfahrung fehlt: Den Ausstieg muss jeder selber finden. Es lag in ihrer Hand gegen die Krankheit vorzugehen, so wie du es gemacht hast. Und wenn du jetzt das Bedürfnis zu trinken hast, dann denke vorher an deine Kinder und das sie sowas nicht nochmal durchmachen sollten.

    Wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft.

  • Guten Morgen Moa,

    noch nie habe ich in all den Jahren den Alkohol gehasst, weil ich ihn ja missbraucht habe.

    Alkoholismus ist eine Krankheit. Sich aus der Sucht zu befreien ist kein Spaziergang, denn für uns war der Alkohol Ersatz für etwas, was uns fehlt(e) oder auch Mittel zum Zweck.
    Ich denke, wenn ich kein Ziel habe oder vermeintlich keine Perspektiven für die Zukunft, wenn mir das Leben wenig wertvoll erscheint, dann werde ich die Krankheit nicht stoppen können, denn ich weiß ja nicht, wofür.
    Niemals werde ich glauben können, dass ich in der Lage wäre, einem anderen Menschen einen Sinn einzupflanzen. Ich kann ihn unterstützen und begleiten, aber ich kann sein Leben nicht ändern und seine Gewohnheiten.

    Ich kann nachvollziehen, dass Du/Ihr Euch auch schuldig fühlt. Für mich und nur für mich persönlich, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich es direkt für vermessen halten würde, zu glauben, ich hätte die Macht, andere Menschen zu ändern. Daraus ergibt sich für mich, dass ich mich hier nicht schuldig fühlen kann.
    Einzige Ausnahme hier waren für mich meine Kinder, für die ich sehr wohl die Verantwortung hatte, bis sie anfingen, ihr eigenes Leben zu führen.

    Moa, niemand wusste bislang von den Symptomen, der krankhaft veränderten Psyche. Warum wollt Ihr Euch etwas vorwerfen, das Ihr gar nicht überblicken konntet?
    Bei den Streitereien konntet Ihr davon ausgehen, dass sie vorkamen, weil da ein Mensch in Ruhe weiter trinken musste, sich zugrunde richtete und vermutlich auch genervt (vielleicht selbst verzweifelt) war, weil da Vorwürfe kamen und alle besorgt waren. Das macht hilf- und fassungslos, schlimm für Kinder, schlimm auch für Jemanden, der seine Krankheit stoppen konnte.

    Begleitet sie, so gut es in Euren Kräften steht, aber zermürbt Euch bitte nicht mit dem Gefühl der Schuld resp. Verantwortung, denn die lag und liegt nicht bei Euch.

    Alles Gute
    Katha

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