Es lief so gut ... Brauche dringend Zuspruch

  • vorgestern habe ich gelesen, dass es Dir gut geht. Ehrlich gesagt war ich nicht mal verhalten optimistisch, dass Dein Hoch lange währt.
    Natürlich hat es mich gefreut, dass Du zwischendurch mal Entspannung hattest. Die brauchst Du auch!

    Ich glaube, es ist normal, dass man sich mit Gedanken quält, die sich darum drehen, ob man es vllt. doch, trotz Sauferei des Partners, hätte aushalten können, oder die leise Hoffnung, dass die Trinkerei für einen aufgegeben wird, usw..

    Was treibt uns eigentlich an, so zu denken und uns mit Gedanken in alle Richtungen zu quälen?

    Bei mir ist es sicherlich auch die Angst, alleine zu sein, niemanden zu haben, mit dem man reden kann.
    Vielleicht sogar eine gewisse Leere, weil man ja niemanden mehr hat, den man umsorgen muss. Derjenige, der unsere Zeit mit (zuletzt) negativen Ereignissen gestohlen hat, hinterlässt nun eine Lücke, die mit Gedanken gefüllt wird, die auch nicht grade förderlich für´s Wohlbefinden sind. Er hat uns also immer noch im Griff.

    Ich persönlich denke auch viel darüber nach. Für mich treffen die o. g. Punkte sicher zu.

    Wenn ich aber ehrlich bin, geniesse ich es im Moment immer mehr, allein zu sein. In Ruhe zu Hause arbeiten zu können. Mit den Kindern fröhliche Tage verbringen zu können, seit sie wieder gern zu mir kommen. Oder einfach nichts zu tun, ohne dass jemand dumme Sprüche klopft.

    Liebe S.,

    Deine Stimmungsschwankungen sind absolut normal; die gehören zu der Trauerarbeit, die Du leisten musst. Dein Kopf sagt Dir, dass es mit XY aus ist, allerdings akzeptiert Dein Herz das noch nicht. Mit anderen Worten: es wird noch etwas dauern, bis Du wie Phönix aus der Asche steigst. Aber es wird kommen. Dummerweise braucht dieser Prozess seine Zeit. Du wirst sicher merken, wenn der Zeitpunkt da ist.

    Geduld gehört zu dem Spiel unbedingt dazu!
    Gib Dir also selbst die nötige Zeit.

    Lieben Gruß

    Heinrich

  • Hallo Heinrich!

    Zitat von Heinrich64

    Was treibt uns eigentlich an, so zu denken und uns mit Gedanken in alle Richtungen zu quälen?

    Ich glaube, mir geht es so ähnlich wie Dir.
    Es ist aber nicht mehr das Umsorgen. Das hat mich vielleicht früher gehalten. Seit meinem Auszug ging es mir nur noch auf den Keks.

    Was ich aber in der Tat merke, ist die Angst vor der Einsamkeit.
    Dabei ist das genaugenommen völliger Quatsch, denn ich war ja sowieso allein, auch mit meinen Problemen (zumindest in 90% der Fälle).
    Ich habe glaube ich Angst, dass ich allein nicht zurechtkomme.
    Dass ich irgendwann zusammenbreche, und da dann niemand ist, der mich auffängt.
    Aber auch das ist Quatsch. Eigentlich müsste mir klar sein, dass mein XY mich nicht auffangen könnte, selbst, wenn er wollte.
    Und es ist ja auch furchtbar ungesund, wenn man so abhängig von einem Partner ist.

    Trotzdem: Er war immer sowas wie mein Sicherheitsnetz, zumindest habe ich mir das eingebildet.
    Im Prinzip braucht das ja jeder Mensch. Einen anderen Menschen, der einen auffängt, wenn man es wirklich braucht. Unter anderem deswegen haben wir doch Freunde und Familie, oder?

    Es ist nicht einfach, wenn man plötzlich ohne so ein Netz da steht, auch wenn es eigentlich gar nicht da war. Man ist auf sich allein gestellt, und man muss erst lernen, damit zurecht zu kommen.

    Wie sieht es denn eigentlich bei Dir zur Zeit aus, Heinrich?
    Ich werde mal Deinen Thread suchen, vielleicht hast Du da ja was geschrieben. Mein letzter Kenntnisstand war, dass Deine XY nicht mehr getrunken hatte, aber jetzt klingt es für mich anders?

  • bei mir sieht´s folgendermaßen aus.
    Ich habe vor gut 4 Monaten die Trennung ausgesprochen, nachdem ich dahinter gekommen bin, dass sie "fröhlich" weiter gesoffen hat.

    Wir leben zur Zeit noch in unserem Haus mit zwei Wohnungen. Zur Zeit ist sie in der Psychatrie, weil sie volltrunken mit dem Auto von der gefangen wurde (2,7o/oo) und dabei völlig ausgerastet ist. Nach der dann (freiwilligen) Entgiftung hat es genau drei Stunden, gerechnet nach der Entlassung, gedauert, bis ich sie wieder völlig betrunken dort abliefern konnte. Großes Kino also!

    Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass der Führerschein weg ist, ebenso wie der Job im Aussendienst.

    Ich selbst kümmere mich derzeit um ihre Viecher und leiste ihrem Töchterchen Beistand, das ihretwegen völlig daneben ist, wenn ich mich nicht mit einer, meiner zahllosen Affären treffe, deretwegen sie so saufen muss. Dass ich weder die Nerven, noch den Drang nach sowas habe, dürfte hier sicher jeder verstehen.

    Der Witz an der Sache ist, dass ich ihr (als z. Zt. nicht praktizierender Alkoholiker) JEDES einzelne Ereignis, das dann kommen sollte, vorher genau erklärt habe! Ihr Problem war, dass sie mir nicht ein Wort geglaubt hat. Nun muss sie es nicht mehr. Das Kind ist im Brunnen.

    Allerdings unterstütze ich sie noch in einigen wichtigen Dingen, weil sie mir unendlich leid tut. Eine Chance zu mir zurück zu kommen hat sie nicht mehr. Und genau das habe ich ihr auch so gesagt.

    Da ich sehr genau weiß, wie Alkoholiker ticken; aus erster Hand sozusagen, will und werde ich mir dieses Elend der bangen Hoffnung und tiefen Verzweiflung nicht an tun. Auch auf die Gefahr hin, dass ich alleine bleiben muss.

    Wie gesagt, was in Dir vorgeht, kann ich so gut nach voll ziehen!

    Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man an sich selbst denken muss, um nicht kaputt zu gehen. Auch das tut weh, ist aber nicht so schlimm, wie zu sehen, wie sich der andere zugrunde richtet. Auch der andere muss die Verantwortung für sich tragen. Wir können das nicht für alle Zeit tun.

    Sehr brutal? Ja! Mit uns (mir und den 3 Kindern) wurde auch nicht zimperlich umgegangen. Wir sind auch 1 Jahr Terror ausgesetzt gewesen.

    Lieben Gruß

    Heinrich

  • Zitat von Heinrich64

    . Nach der dann (freiwilligen) Entgiftung hat es genau drei Stunden, gerechnet nach der Entlassung, gedauert, bis ich sie wieder völlig betrunken dort abliefern konnte. Großes Kino also!

    Es ist für mich immer noch unfassbar, welch riesengroße Macht der Alkohol über die Menschen hat.
    Du als trockener Alkoholiker weißt da sicher besser Bescheid.
    Was geht in solchen Situationen in einem Alkoholiker vor?
    Sieht man einfach nicht, dass man dadurch alles riskiert, was man hat?
    Oder sieht man es schon, aber es ist zu dem Zeitpunkt egal?
    Ich kann das einfach nicht vestehen.
    Andererseits ist es bei meiner Abhängigkeit ja nicht anders.
    Lange habe ich gar nicht gesehen, dass ich mich selbst zugrunde richte. Und selbst als ich es dann gesehen habe, habe ich die Augen davor verschlossen. Selbst bei der körperlichen Gewalt, die zum Glück "nur" 5 mal vorkam und nicht sonderlich schlimm war im Vergleich zu manch anderen Geschichten, die man hier liest.
    Ich habe immer geglaubt: Jetzt ist sowas schreckliches passiert, jetzt MUSS er es doch sehen!
    Und dabei habe ich gar nicht gemerkt, dass ICH es endlich hätte sehen müssen.

    Ich bewundere Deine Konsequenz sehr.
    Du klingst so stark, aber ich glaube auch, dass bei Dir eigentlich vieles ähnlich ist bzw. war wie bei mir.
    Nur, dass Du viel schneller aus dem Karussell ausgestiegen bist.

    Zitat

    Der Witz an der Sache ist, dass ich ihr (als z. Zt. nicht praktizierender Alkoholiker) JEDES einzelne Ereignis, das dann kommen sollte, vorher genau erklärt habe! Ihr Problem war, dass sie mir nicht ein Wort geglaubt hat. Nun muss sie es nicht mehr. Das Kind ist im Brunnen.

    Selbstredend habe ich genau das bei meinem Ex auch getan.
    Ich habe ihm 1000 Links geschickt, wo schwarz auf weiß erklärt wird, was der Alkoholismus mit ihm anstellt. Ich habe ihn zur Beratung geschleift, dort hat er dann wieder Broschüren bekommen (und er hat auch mal 5 ganze Tage ein Trinktagebuch geführt...) usw usw.
    Er hat nichts angenommen. Und er muss es auch nicht mehr. Das Kind ist im Brunnen. ;)

    Zitat

    Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man an sich selbst denken muss, um nicht kaputt zu gehen. Auch das tut weh, ist aber nicht so schlimm, wie zu sehen, wie sich der andere zugrunde richtet.


    Der Zeitpunkt kam bei mir erst, als mein Leidensdruck größer wurde, als die Angst, für immer allein zu bleiben. Eben wie bei einem Alkoholiker!

    Ich denke schon länger darüber nach, ob ich dankbar dafür sein sollte, weil er meinen Geburtstag so in den Dreck gezogen hat. Sonst wäre es vielleicht nie zu der Trennung gekommen.
    Aber ich glaube, es ist andersherum: Ich sollte MIR dankbar sein, dass ich endlich den letzten Schritt gegangen bin.

    Ich werde mit Sicherheit noch eine ganze Zeit lang an der Vergangenheit hängen, darüber nachdenken und mir die ewige Frage des Warums stellen, aber gerade jetzt fühle ich wieder, wie sich Vorfreude auf die Zukunft in mir regt.
    Habe heute viel geweint, aber auch wieder Pläne geschmiedet und mir die Vorzüge eines Lebens ohne Abhängigkeiten vor Augen gehalten.

    Ja, die Stimmungsschwankungen... furchtbar anstrengend, aber wohl leider "normal".
    Wichtig ist nur, dass ich damit umgehen kann. Die Heilung kommt dann ganz von selbst.

  • das, was Du bei mir als Stärke bezeichnest, ist nichts anderes, als die konsequente Umsetzung meiner Pläne, die mich davor beschützen, selbst mit unter zu gehen.
    Es ist eine gnadenlose Gratwanderung. Für Dich, die Du daran zerbrechen kannst und auch wirst, wenn Du nicht aufpasst, wie für mich, der ich mich als hochgefährdet einschätze, selbst wieder los zu schlagen.
    Daher habe ich zur Zeit Gespräche mit meiner Psychologin und auch mit der Selbsthilfegruppe, zu der ich immer Kontakt gehalten habe.

    Was in einem Alkoholiker vorgeht, dessen Leben den Bach runter geht, kann ich Dir sagen: es ist egal. Wenn es in einigen (halbwegs lichten) Momenten nicht ganz so egal ist, kommt Selbstmitleid hinzu, Depressionen, wenn man Pech hat und auch ein probates Mittel, die Sorgen zu vergessen: Alkohol.
    Nicht umsonst schrieb Wilhelm Busch aus eigener Erfahrung: "es ist bekannt seit altersher, wer Sorgen hat, hat auch Likör!"

    Sicher hast Du recht, dass Du auch abhängig bist. Du hast es erkannt und bist hier. Damit hast Du den ersten und wichtigsten Schritt gemacht. Und es wird so sein, dass Du (vllt. unmerklich) jeden Tag wacher wirst und je mehr Du die Trauer um eine Beziehung verarbeitest, auch wieder mehr zu Dir findest.

    Keiner kann Dir sagen, wie lange das dauert. Aber es wird passieren. Stück für Stück kommt die Lebensfreude wieder.
    Die ersten Anzeichen siehst Du ja bereits! Also Kopf hoch und durch!

    Lieben Gruß

    Heinrich

  • Zitat

    Ja, die Stimmungsschwankungen... furchtbar anstrengend, aber wohl leider "normal".
    Wichtig ist nur, dass ich damit umgehen kann. Die Heilung kommt dann ganz von selbst.


    Nein liebe D., die Heilung kommt leider nicht von selbst, sie ist ein schwerer Weg, den man konsequent gehen muss.
    Ich hab in letzter Zeit viel an Dich gedacht.
    Und ja, ich habe nicht die D gesehen, die erst vor einer Woche ausgezogen ist,
    sondern die D., die das Anmeldungsdatum: 24.03.2009 hat, und trotz der Unterstützung hier, wieder umgeknickt ist.
    Das tat mir so unheimlich leid für Dich. Du leidest schon mehr an dieser Beziehung, als das sie Dir gut getan hat.
    Denn ihr wart damals gerade mal 5 Monate zusammen.
    Ich bin 22 Jahre mit meinen zusammen gewesen, und glaub mir ich kenn die Trennungsphasen, aber ich sah in Dir...

    Zitat

    ein kleines Mädchen, das bis zu den Schultern im Matsch sitzt,
    und jeder kommt und täschelt Deinen Kopf und spricht Dir gut zu, "wir kennen das auch" "mach Dir nix draus"...
    und ich dachte nur...NEE, die muss man mit einem Ruck rausziehn,
    denn alles gut zureden holt Dich da nicht raus.


    Du geiselst Dich mit Erinnerungen, was bringts Dir ? Wenn ich Fotos sehe, wo Er mit den Kleinen im Arm herumtobt, die gemeinsame Urlaube...ich leg sie schnell weg. Ich muss erst sicher auf meinen Beinen zum stehen kommen, bevor ich mir sowas antu. Auch unser Lied, dass vielleicht im Radio kommt...wird ausgemacht.
    Und wie Heinrich schon sagte,

    Zitat

    Es ist eine gnadenlose Gratwanderung. Für Dich, die Du daran zerbrechen kannst und auch wirst, wenn Du nicht aufpasst


    also pass auf.
    Klar muss man auch die negativen Gefühle verarbeiten, und es ist auch richtig ihnen Raum zu geben, aber meiner Meinung nach, gibst Du ihnen definitiv zuviel Raum, und den positiven zu wenig.
    Vielleicht musste ich einfach konsequenter sein in meinem Tun, weil Kinder auch mit die Leidtragenden waren.

    Wie gesagt, ich freu mich, wenn es Dir besser geht.
    Gruß,
    nici

  • HIHI, das ist n.i.c.i,
    nimmt kein Blatt vor den Mund und recherchiert klasse - finde ich super....

    Auch wenn solche Spiegel nicht schön sind, sie sind sooooo wichtig! Das fand ich auch bei NICI am Telefon klasse einfach die Frage, was bringt es Fotos zu betrachten oder alten Erinnerungen nachzuhängen???

    Es war einmal und ist nicht mehr ... ein ausgestopfter Teddybär ;)

    Natürlich ist alles schwer nach der Trennung, so schwer, dass man/frau oft denkt es nicht zu überlegen. Ich fand auch Heinirichs Zeilen super, ehrlich, direkt und einfach konsequent, wie wir "angeschlagenen" nun eben unser Leben leben müssen um es vor weiteren "Dellen" zu schützen.

    Liebe DesperateS ich bin mir sicher, dass es immer noch ein "Sicherheitsnetz" gibt.... ein Netz bestehend aus helfenden Händen, die in Zeiten schlechter Beziehungen oft vergessen oder ignoriert werden.... kann das sein???

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Na siehst Du, welch subtilen Fähigkeiten ich habe, lieber Heinrich ;)

    Schitt... der frühe Morgen macht mich einem dreijährigen gleich - ich bitte um Nachsicht mit meiner kindlichen Naivität, die ich mir um alles in der WElt behalten möchte :)

    Lieben Gruß von Daggi

  • Zitat von n i c i

    Klar muss man auch die negativen Gefühle verarbeiten, und es ist auch richtig ihnen Raum zu geben, aber meiner Meinung nach, gibst Du ihnen definitiv zuviel Raum, und den positiven zu wenig.

    Ich denke, dass es sehr richtig von mir war, diesen negativen Gefühlen Raum zu geben.
    Wenn Du nochmal nachliest, wirst Du feststellen, dass ich mir jeden Abend nach der Arbeit Ablenkung geschafft habe und diese auch genossen habe, um mein eigenes Leben langsam wieder aufzubauen.
    Ich war mit meinen Arbeitskollegen aus, obwohl ich erst keine Lust hatte. Und dann habe ich es genossen.
    So, wie ich es mir vorher schon gedacht habe.
    Heulen, jammern, Angst vor dem Einknicken, das sind völlig normale und verständliche Dinge, die jeder hier kennt. Dachte ich zumindest.
    Man sagt mir immer: Schreib, wenn es Dir schlecht geht. Das habe ich getan.
    Das ist MEIN Weg, damit umzugehen. Ich habe nicht vor, mich hängen zu lassen, 3 Monaten nur rumzuheulen und dann doch zurückzugehen.
    Ich sitze auch nicht wie ein kleines Mädchen im Matsch. Ich will von niemandem hier Mitleid, aber ich dachte, ich könnte hier über meine Ängste, meine Trauer usw schreiben, es loswerden, so wie alle anderen es auch tun.
    Wenn jemand im Matsch sitzt und sich das Bein gebrochen hat, sollte man dann mit dem Rausziehen nicht so lange warten, bis das Bein nicht mehr ganz so sehr wehtut?

    Zitat

    Vielleicht musste ich einfach konsequenter sein in meinem Tun, weil Kinder auch mit die Leidtragenden waren.


    Wer sagt, dass ich nicht konsequent war?
    Die Kontaksperre halte ich nach wie vor ein, auch wenn ich Phasen habe, an denen es mir schwerfällt.
    Und wenn es mir nicht schwerfallen würde, wäre ich nicht hier.
    Ausgezogen bin ich übrigens schon vor 5 Monaten. Nur den letzten Schritt habe ich erst jetzt tun können...
    Vielleicht ist es auch einfach so, dass jeder sein eigenes Tempo hat???

    Mir tat es gut, die alten Fotos und Lieder zu hören, weil ich damit abschließen möchte. Katharsis nennt man das wohl.
    Ich möchte nicht noch in einem Jahr einen Kloß im Hals haben, wenn mir ein Bild in die Hände fällt oder ein Lied im Radio läuft.

    Zitat

    Liebe DesperateS ich bin mir sicher, dass es immer noch ein "Sicherheitsnetz" gibt.... ein Netz bestehend aus helfenden Händen, die in Zeiten schlechter Beziehungen oft vergessen oder ignoriert werden.... kann das sein???

    Liebe Dagmar, natürlich gibt es das. Aber das ist dünn besiedelt, was wie gesagt nichts mit der Beziehung zu tun hatte, sondern schon vorher gebröckelt hat.
    Die Menschen, die mir nahestehen, werden das auch weiterhin tun. Sie sind schon sehr lange an meiner Seite, und durch verschiedene Erfahrungen weiß ich, dass sie das auch bleiben werden.
    Es werden auch wieder neue Menschen in mein Leben treten, die ein Netz für mich sein werden, und ich eines für sie.
    So ist das Leben.[/quote]

  • Hallo S,

    Du fühlst Dich bestimmt kritisiert und unverstanden. Ich denke aber, das ist nicht so gemeint. Es machen sich alle Gedanken um Dich und wünschen Dir, dass Du Dich nicht hängen lässt. Dass Du immer nur ein gewisses Maß an Trauer und Verzweiflung (da haben wir dann Deinen Nickname) zuläßt. Damit Du Dir nicht selbst alle Kräfte raubst, den Kampf durchzustehen bzw. die Arbeit zu schaffen, die mit der Loslösung einfach verbunden ist.

    Die Schmerzen kommen so oder so. Vielleicht wäre es besser, Du lässt sie nicht alle auf einmal zu.

    Letztendlich endscheidest Du für Dich selbst. Die Ratschläge, die hier gegeben werden, entstammen dem Erfahrungsschatz derjenigen, die in einer sehr ähnlichen Situation gesteckt haben wie Du. Sie sind gut gemeint und werden als zielführend betrachtet.

    Aus Deinen Posts hier und an anderer Stelle lese ich heraus, dass Du den theoretischen Teil schon so gut kannst, wie Deine Therapeutin. Auch die Fachbegriffe (Katharsis) sind Dir wohl vertraut. Jetzt geht es ans Umsetzen.

    Habe ich Daggi auch schon gefragt: Was tust Du heute für DICH?

    Feeli

    Liebe Grüße von

    Feeli

  • Hi Feeli!
    Ich fühle mich nicht persönlich angegriffen. Unverstanden aber teilweise schon.
    Ich weiß, viele hier haben es schon geschafft. Aber es muss ja nicht unbedingt bedeuten, dass es nur einen einzigen Weg gibt.
    Und der Grundstein ist doch gelegt. Ich bin immer noch konsequent.
    Und wie gesagt: Dass mir das schwerfällt, ist der Grund, weshalb ich hier bin.
    So blöd es vielleicht klingt: Das Geheule und bewusste Trauern ist etwas, das ich für mich getan habe.
    Ich will das nicht verdrängen, weil ich weiß, irgendwann kommt es ja doch um die Ecke. Und dann haut es mich vielleicht aus den Socken.

    Wenn jemand, der nicht Co ist, sich von seinem Nicht-Alkoholiker-Partner trennt, erlaubt man ihm doch auch eine Trauerphase.
    Für mich ist es im Moment so, als würde ich jetzt erst die Trennung verarbeiten, die schon vor über einem Jahr stattgefunden hat, als ER sich entschieden hat, zu gehen.
    Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine.
    Dass er schon lange weg ist und ich schon lange allein, habe ich erst jetzt richtig verstanden. Und das will ich so verarbeiten, wie ich eben eine Trennung verarbeite.
    Und die Heulerei hat auch was Gutes:
    Ich hatte seit dem keinen sonderlich tiefen Tiefpunkt mehr. Genaugenommen konnte ich schon direkt danach beginnen, mir wieder Gedanken um meine Zukunft zu machen.
    Ich habe mir überlegt, wie es denn weitergehen soll, was ich noch vorhabe usw.
    Ich glaube, das hätte ich nicht gekonnt, wenn ich nicht vorher all das negative zugelassen hätte.
    Es musste quasi erst was raus, bevor wieder Neues rein konnte.

    Was für mich so schwer zu verstehen ist: Einseits sagt man mir: Her mit dem Gejammer, das erleichtert Dich und alle verstehen es. Andererseits heißt es: Hör auf zu jammer und mach weiter.
    Natürlich will ich weitermachen. Aber wie Du schon schriebst: Meine Wunden sind noch frisch.

    Ich bin doch weiterhin konsequent! Es ist ja nicht so, dass ich das, was ich schreibe, dann tatsächlich auch tue.
    Natürlich überlege ich immer mal wieder, zu ihm zurückzugehen. So geht es doch den meisten hier, oder?
    Das genau ist doch mein Problem! Aber ich tu es nicht!
    Ich finde es auch ein bißchen unfair, mir zu sagen, ich würde keine Ratschläge annehmen. Das stimmt nämlich nicht.
    Ich lenke mich ab, lerne neue Leute kennen, tue viel für mich. Aber zwischendurch habe ich schlechte Phasen. Und das finde ich völlig normal und auch ok, weil es dazugehört.
    Ich habe ja ein schlaues Buch, in dem ich immer wieder lese. es geht zwar nicht gezielt um Co-Abhängigkeit, aber es handelt von Trennung, dem Drüber-hinweg-kommen und vor allem von Beziehungssucht und Abhängigkeit vom Partner.
    Und durch dieses Buch habe ich gelernt, dass es nicht gut ist, alles zu verdrängen und auf Teufelkommraus die Gefühle wegschieben zu wollen.
    Man muss sie zulassen, damit man sie loswird. Das ist sicher Ansichtssache, aber für mich ist es ein guter Weg.
    Ich will mich jedenfalls nicht selbst unter Druck setzen damit, dass ich mir sagen: Jetzt darfst Du aber nicht mehr heulen. Ich will mich auch nicht selbst kritisieren, weil ich so empfinde Ich will das zulassen, weil es für mich wichtig ist, um abzuschließen.


    Ja, in der Theorie weiß ich bestens Bescheid.
    Aber das geht uns ja eigentlich allen so, nicht wahr? ;)
    Und zum Umsetzen: Ich bin dabei! :)

    Zitat

    Was tust Du heute für DICH?


    Mit meiner Mutter Kuchen backen, endlich den Brief an meine Tante schreiben, Haare färben, Badewanne, DVD schauen und dabei Tee trinken und heute Abend vielleicht mit meiner Freundin treffen. Sie weiß aber noch nicht, wie lange sie arbeiten muss.

    Und du? :)

  • Meine beste Freundin klingelt jeden Moment an der Tür. Dann gehen wir ein Weilchen Spazieren, bevor sie mich mit selbstgemachter Pasta bekocht und wir einen schönen Nachmittag und Abend miteinander verbringen. Mit viel Freundinnenschnack!

    Yes, ich tue was für mich :D .

    Feeli

    Liebe Grüße von

    Feeli

  • Hi D,
    ich bin auf dem Sprung in die Arbeit und wollt doch noch mal ein Gruß dalassen.

    Zitat

    Was für mich so schwer zu verstehen ist: Einseits sagt man mir: Her mit dem Gejammer, das erleichtert Dich und alle verstehen es. Andererseits heißt es: Hör auf zu jammer und mach weiter.


    Es ging nur um die Raumgröße, die dem witmest.
    Aber klar, da muss jeder individuell wissen, was für einen gut ist.

    Zitat

    Wenn jemand im Matsch sitzt und sich das Bein gebrochen hat, sollte man dann mit dem Rausziehen nicht so lange warten, bis das Bein nicht mehr ganz so sehr wehtut?


    Nein, liebe D., den der Matsch "Alkohol" ist wie ein Moor, das uns erbarmungslos runterzieht, wenn wir nicht aufpassen.
    Sorry, aber wenn man droht mit der Nasenspitze unterzugehen,
    muss man vielleicht auch ziehen, bevor das Bein nicht mehr so weh tut.
    Aber seis´ wie es is, ich denke Du weißt, dass ich es gut gemeint hab,
    und wünsch mir für uns beide, das jede von uns weiter macht, mit dem für sie richtigen Weg.

    Schönes WE, mit ganz viel leckeren Kuchen :wink:
    nici

  • Hallo Nici,

    bin auch auf dem Sprung, allerdings nicht zur Arbeit, sondern zu meiner Freundin, deswegen auch nur kurz meine Antwort:

    Zitat

    Nein, liebe D., den der Matsch "Alkohol" ist wie ein Moor, das uns erbarmungslos runterzieht, wenn wir nicht aufpassen.
    Sorry, aber wenn man droht mit der Nasenspitze unterzugehen,
    muss man vielleicht auch ziehen, bevor das Bein nicht mehr so weh tut.


    Um bei dem Gleichnis zu bleiben:
    Ich sehe es so, dass ich schon aus eigener Kraft aus dem Moor gekrochen bin, jetzt aber daneben hocke, mit gebrochenem Bein, und einfach mal für kurze Zeit dort verharren will und heulen darüber, dass ich überhaupt reingefallen bin und dass mein Bein so wehtut.
    Natürlich hüpfe ich jetzt nicht mehr zurück ins Moor, sondern rapple mich auf und gehe weiter. Möglichst weit weg von allen Mooren dieser Welt! :)

    Zitat

    ich denke Du weißt, dass ich es gut gemeint hab,


    Das weiß ich.
    Der Kuche muss leider noch kaltgestellt werden, bevor ich ihn essen kann. Aber ich habe ja Geduld! :D
    Wünsche Dir auch ein schönes Wochenende!

  • glück auf S

    Zitat von desperateS

    Ich sehe es so, dass ich schon aus eigener Kraft aus dem Moor gekrochen bin, jetzt aber daneben hocke, mit gebrochenem Bein, und einfach mal für kurze Zeit dort verharren will und heulen darüber, dass ich überhaupt reingefallen bin und dass mein Bein so wehtut.

    genau das isses - für kurze zeit - auch mal richtig laut heulen - jetzt aber fix um das bein kümmern damits wieder heil wird + bei mooren > vorsichtig prüfen obste drüber gehen kannst oder nich

    schönen sonnabendabend

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Krise!
    Es ist das eingetreten, was ich befürchtet hatte.
    Ich kam gerade heim von meiner Freundin und hatte gute Laune, und dann...

    ER hat angerufen. Und ich war so durcheinander, weil ich nicht mal wusste, was ich tun sollte - niemals hatte ich damit gerechnet, dass ER sich melden könnte!!!- dass ich drangegangen bin.

    Dummer Fehler, ganz dummer Fehler!
    Aber irgendwie hatte ich gehofft, er fragt, wie das mit meinen Möbel denn nun abläuft. Oder irgendwas, naja... Keine Ahnung!

    Genau genommen hat er nur gefragt, ob alles ok wäre. Er ist jetzt bei irgendeinem Kumpel, den ich nicht kenne. Und natürlich besoffen. Aber nur 1-2 Bier, dann will er wieder nach Hause.
    Jaja, kenne ich schon. Bei dem Pegel, den er gerade schon hatte, kann es gut sein, dass er wieder halbtot um 6 Uhr morgens vor der Haustür liegt.
    Und ich habe wieder diese Unruhe. Schrecklich ist das. Das Gespräch hat 30 sek. gedauert, und ich habe es beendet.
    Habe gar nicht viel gesagt, ausser 2 mal zu fragen, weshalb er denn nun anruft.
    Und jetzt bin ich so wütend!! Auf ihn und auf mich!
    Er begreift nichts, und ich hab das Gefühl, einen Schritt zurück gemacht zu haben!


    Grrrrr, ich könnte schreien!
    Wieso bin ich drangegangen?
    Wieso ruft er mich an?
    Und vor allem: Wie werde ich diese Unruhe jetzt wieder los?

    Meine Güte, da denkt man, man ist gerade wieder einigermaßen stabil, da kommt wieder ein Schuss vor den Bug.
    Ich frage mich, wie ich meinen Restauszug überleben soll. Ich hab ja noch einiges mit ihm zu klären, und ich werde wohl auch seine Hilfe brauchen beim Schleppen... es ist zum Haare rauffen!!!

  • was zum Deibel, geht es Dich an, wenn XY sich die Hacken ab säuft?

    Stecker vom Tel. raus und Tür zweimal abschließen. Gibt´s Terror, ruf die Tschackos.

    Lass Dich nicht kirre machen!

    LG

    Heinrich

  • Zitat von Heinrich64

    was zum Deibel, geht es Dich an, wenn XY sich die Hacken ab säuft?

    Stecker vom Tel. raus und Tür zweimal abschließen. Gibt´s Terror, ruf die Tschackos.

    Hallo Heinrich!
    Es geht mir schon wieder ganz gut. Ich bin ja auch selber schuld. Was geh ich auch ans Telefon? Um diese Uhrzeit, am Samstag Abend?
    Was hab ich denn erwartet? :roll:
    War wohl ein Co-Knopf, den er gedrückt hat.
    Und ich bin reingefallen. Aber: Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich.
    Das Telefon ist jetzt aus.

    Liebe Anni!

    Zitat

    Warum bricht man nicht den Kontakt zu solchen Menschen komplett ab? Warum fällt das einem so schwer? Fühlt man sich verantwortlich für die vermeindlich hilflosen Süchtigen?

    Ich fühle mich nicht mehr verantwortlich für ihn. Er hatte jede nur erdenkliche Möglichkeit, aus dem Sumpf herauszukommen.
    Ich hatte wohl irgendwie erwartet, dass er mir wirklich was zu sagen hat. Vermutlich habe ich sogar gehofft, er ruft an, um mir zu sagen, dass er gleich am Dienstag in eine Klinik gegangen ist und jetzt eine Langzeittherapie macht, und jetzt, wo er mal ein paar Tage nüchtern ist, alles genauso sieht wie ich. Und alles wird dann wieder gut.
    Haha... :twisted:

    Warum einem der Kontakabbruch so schwerfällt?
    Ich kann es Dir immer noch nicht genau sagen. Die Frage geistert ständig in meinem Kopf herum.
    Aber solche Anrufe bestätigen mich eigentlich nur noch in meinem Tun.


    Hi Susanne!

    Zitat

    es gibt andere zum Schleppen und es geht auch alles ohne Besprechen.
    Habe ich so erlebt.
    Halt dich nicht an solchen dingen fest,dann kannst du bei dir bleiben.


    Besprechen muss ich leider schon noch was mit ihm, es sei denn ich wollte auf 1000 Euro Schulden sitzen bleiben, die er verursacht hat. Aber das dürfte nicht länger als 20 min. dauern.
    Ich habe gerade mit meiner Schwester telefoniert, und die kennt ein paar starke Kerle, die sich vermutlich zu bereiterklären werden, mir beim Schleppen zu helfen. Viel ist es ja nicht mehr. Nur leider sperrig.
    Und Kartons muss ich auch noch packen, aber ich werde versuchen, das so einzurichten, dass XY nicht da ist.

    Und der tatsächliche Auszug sollte auch dann stattfinden, wenn er nicht da ist. Oder, wenn er sich weigert, zumindest um die Mittagszeit herum, weil da die Chancen besser stehen, ihn nüchtern anzutreffen.
    Traurig, dass ich das berücksichtigen muss.
    Wobei... muss ich das?
    Da werd ich noch drüber nachdenken müssen.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!