täglich grüßt das Murmeltier

  • Ich bin neulich gefragt worden, was ist der Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl? Ich habe eine lange Erklärung von trennen Distanz und Abgrenzung dahin gefaselt. Nach einer Weile war aber klar, dass ich es nicht erklären konnte,- weil genau das mein Problem ist. Sich verantwortlich zu fühlen, beschützen zu wollen, nicht als Gefühl der Zugehörigkeit, sondern als reflexhafte Handlung. Sich fremdschämen, in einem fliesenden Übergang von mir zu ihr, weil ich der Leader bin, der Anführer der alles in den Griff bekommt. Ich kann Sie nicht loslassen, weil ich sonst nicht mehr ich bin.
    Stell Dich in meinen Windschatten und ich werde dich durch den Sturm führen. Aber es ist kein Sturm, sondern eine Weinflasche im Kleiderschrank, die ich nicht verschließen kann.
    Tage, an denen das Murmeltier täglich grüßt. Abends besoffen,- morgens alles in bester Ordnung. Sie, vom Stoff besoffen, ich von ihr. Jahre vergehen, nach der Verzweiflung kommt die Gleichgültigkeit im Gepäck der Bequemlichkeit…

  • Zitat

    weil ich der Leader bin, der Anführer der alles in den Griff bekommt. Ich kann Sie nicht loslassen, weil ich sonst nicht mehr ich bin.


    Hallo innocent,
    man muss sich neu definieren. Ein Definieren mit der eigenen Person, unabhängig anderer. Das ist schwer und ich knappere auch daran.
    Ich knappere obwohl ich mich von Ihm gelöst habe, körperlich wie seelisch. Und was ich vorher nicht überlegt habe, da bleibt noch eine,r übrig....ich.
    Also weiterarbeiten, um sich zu finden.
    Irgendwie komisch, weil ich nie nach mir geschaut habe.
    Eine ganz Fremde sozusagen.

    Dir auch ein gutes Gelingen,
    nici

  • Hallo Innocent,

    willkommen hier. Lies Dich mal ein wenig durch das Forum, und Du wirst feststellen, dass DU nicht alleine bist.

    Die meinige Noch- / baldige Ex-Frau hat es geschafft, mich -alles in allem- dreissig Jahre lang zu manipulieren und zu mißbrauchen. Nachdem ich mich von ihr getrennt habe, treibt sie ihr Spiel weiter mit den Kindern.

    Alkoholismus ist eine Familienkrankheit- sie zerstört ganze Familien.

    idS Daniel

    Angehöriger

  • Hallo innercent,

    wenn ich ein Mann währe würde ich meine Frau am liebsten auch in meinen Winschatten stellen und sie beschützen wollen. Ich bin mir sicher sie genießt es und läßt es sich im Schutz Deines Windschattens richtig gut gehen. Ich hoffe Du bleibst dabei nicht auf der Strecke.

    LG empty

  • Hallo innocent!

    Wie oft habe ich gedacht, ich müsste ihn vor sich selbst beschützen.
    Sogar, als ich Angst hatte, er könnte fremdgehen, hatte ich immer noch irgendwie die fixe Idee im kopf, das läge in meiner Verantwortung, ich könnte es ändern...
    Lange habe ich es versucht.
    Mich regelrecht zum Affen gemacht, ihm jeden Wunsch von den Augen abgelesen, nur um ihn davor zu schützen, MIR wehzutun.

    Das war der Gipfel meiner Krankheit.
    Und als es dann passiert war - ich konnte ihn nicht aufhalten! er ist fremdgegangen! - hat sich meine Situation tatsächlich gebessert.
    Mit jedem Tag.

    Wir können uns für den anderen in den Sturm stellen.
    Aber was, wenn der Sturm durch den anderen verursacht wird????

  • Hallo,

    >was ist der Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl? ...Nach einer Weile war aber klar, dass ich es nicht erklären konnte,- weil genau das mein Problem ist. Sich verantwortlich zu fühlen, beschützen zu wollen, nicht als Gefühl der Zugehörigkeit, sondern als reflexhafte Handlung.

    Gemeinsam Mitleid / Mitgefühl: Ich sehe ein Lebewesen und denke, dass ich seine Gefühle nachempfinden kann.

    Mitleid: Ich bin mächtiger als du. Ich sehe dein Leid und vieleicht helfe ich dir. Vielleicht leide ich in Gedanken mit dir und helfe dir, vielleicht auch nicht
    Beispiel: Ich habe Mitleid mit einem Bettler und schenke ihm Geld.
    Ich habe Mitleid mit einem kranken Kind und pflege es.
    Einem traurigen Menschen sage ich, ich weiß eine Lösung,
    wenn du xy tust, wird es dir besser gehen.

    Mitgefühl: Ich bin ein Mensch wie du. Ich stehe auf deiner Stufe, bin genauso viel wert wie du. Wir alle sind durch unser Streben nach Glück und Vermeiden von Schmerz verbunden.
    Ich fühle mit dir, bin aber weder besser noch schlechter wie du. Ich habe Respekt vor dir. Du bist ein Wunder der Schöpfung, genau wie ich.

    Beispiel: Ich lebe einen Tag mit Obdachlosen zusammen, unter Gleichen.
    Einem traurigen Mensch sage ich, dass ich verstehen kann dass er traurig ist, etwas Ähnliches ist mir auch schon passiert.
    Einem kranken Menschen erzähle ich, ich war auch schon mal krank, ich kann verstehen wie du dich fühlst.(ohne Ratschläge zu erteilen).


    > weil ich der Leader bin, der Anführer der alles in den Griff bekommt.

    Musst du diese Rolle weiterspielen? Oder kannst du dich ganz anderes geben, eine andere Seite von dir zeigen? Hast du mehrere Seiten, die du zeigen könntest?


    >Ich kann Sie nicht loslassen, weil ich sonst nicht mehr ich bin. >

    Was hindert dich daran, alleine zurecht zu kommen?
    Nehmen wir mal an, du fliegst in Urlaub, dein Flugzeug stürzt ab und du landest auf einer einsamen Insel, nur du und jede Menge essbare Pflanzen und Tiere. Was würdest du tun?
    Nehmen wir weiter an, du findest freundliche Insulaner auf der Insel.
    Würdest du ihre Hilfe annehmen?


    >Stell Dich in meinen Windschatten und ich werde dich durch den Sturm führen. >

    Was ist der Vorteil für dich dabei? Wie fühlst du dich?


    >Aber es ist kein Sturm, sondern eine Weinflasche im Kleiderschrank, die ich nicht verschließen kann.

    Was würde passieren, wenn du dir sagen würdest: ich habe keine Kontrolle über das was passiert?

    >Abends besoffen,- morgens alles in bester Ordnung.>

    Scheinbar in Ordnung?

    >Jahre vergehen, nach der Verzweiflung kommt die Gleichgültigkeit im Gepäck der Bequemlichkeit…>

    Was würde passieren, wenn du etwas für dich tun würdest?

    Ich wünsche dir Klarheit und Kraft, etwas für dich zu tun.

  • Hallo Desparates,

    Zitat: >Ich definiere Mitleid und Mitgefühl anders als Du.
    Mitleid --> von Mit-LEIDEN
    Mitgefühl --> Mit-Fühlen.

    Deine Definition ist korrekt, schließt meine Definition nicht aus.


    - edit, bitte keine Texte aus dem Internet hier einstellen, auch keine Links, danke, Linde

  • Hallo Innocent,

    ich meine mich zu erinnern, dass du dich schon vor einer ganzen Weile hier angemeldet und auch geschrieben hast. Was hast du denn bisher an deiner Situation verändert? So wie es sich für mich liest, ist deine Partnerin immer noch der Mensch, auf den du den Fokus richtest.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo zusammen,

    @ Linde: Sorry, kommt nicht mehr vor.

    @ Desparates + Innocent:

    Wollte nur erwähnen, es gibt mehrere Möglichkeiten, Mitleid + Mitgefühl zu interpretieren. Sieht vermutlich jeder ein wenig anders.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Mitgefühl für mich eher positiv ist (contra Gefühlskälte).

    Mitleid ist meiner Erfahrung nach eher grenzwertig.
    Manchmal ist es nützlich, z.B. dann wenn ich möchte, dass mir jemand hilft.

    Wenn ich aber mit meinem Problem selbst zurecht kommen möchte und NICHT will dass sich jemand einmischt, mag ich nicht bemitleidet werden.

    Mitgefühl ist für mich Gefühlswärme, jemanden verstehen können.
    Das darauf folgende Mitleid eher so ein "lieb gemeintes Einmischen wollen"

    Da muss ich mich an meine eigene Nase greifen, selbst lernen, das besser unterscheiden zu können und vorallen Dingen lernen zu unterscheiden, ob jemand will dass ich helfe oder ob das eher von mir kommt.

  • hallo zusammen,

    diese wortspiele sind interessant....

    ich sehe eher die wörtliche bedeutung...mit-gefühl das berührt mich und ich kann das wirklich fühlen im guten wie im schlechten

    wobei mit-leid eher etwas mit leid zu tuen hat, das kann ich nicht beeinflussen.... bsp. unfall und körperliche folgen, dass sind fakten, diese kann ich nicht ändern.....

    ich arbeite öfters mit körperlich eingeschrenkten personen, diese hassen diese mitleidigen blicke, doch der blick von mitgefühl, der ist wilkommen....

    mitleid macht mich handlungsunfähig, wobei ich bei mitgefühl eher helfen möchte und kann.....

    um es auf das thema alkohol zu beziehen.... aus mitleid die beziehung weiter zu führen, ist selbstzerstöhrung,das leid nimmt kein ende für keinen

    doch aus mitgefühl der person alles zu nehmen, die chance auf ein neues leben zu ermöglichen, das finde ich ist mitgefühl, denn nur dadurch kommt bewegung in alles und kann neu wachsen..... die gefühle haben raum und können neue kräfte frei setzen.... wobei leid mich lehmt und ich wie eine maus vor der schlange sitzen bleibe....

    so sehe ich es jetzt, nach dem ich aus der starre zum handeln wechselte....
    lg janeba

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