• Hallo zusammen,
    ich schreibe bewußt in diesem Forum, weil ich eine Frage habe, die eigentlich nur von jemandem beantwortet werden kann, der schon einmal in einer solchen Situation war.
    Wie ist es, wenn sich die Umwelt plötzlich verändert, sprich, wenn sich Freunde/Lebenspartner usw. abwenden, wenn niemand oder nur wenige noch da sind? Was löst es aus? Ich kenne den Spruch "Die beste Hilfe ist keine Hilfe", aber wo liegt der Unterschied zwischen "keiner Hilfe" und "wegstoßen"? Wahrscheinlich sehr persönlich...
    Hoffe, ich kann ein paar Antworten bekommen.

    LG,
    das Sonnenblümchen

  • Eigentlich beides...ich möchte verstehen (hatte Dich ja auch nach Deinem Tiefpunkt gefragt), was der Alkohol bewirkt...ich möchte nicht sprachlos zuschauen, sondern den Mechanismus durchblicken, auch für mich...

  • Zitat von Sonnenblümchen


    Wie ist es, wenn sich die Umwelt plötzlich verändert, sprich, wenn sich Freunde/Lebenspartner usw. abwenden, wenn niemand oder nur wenige noch da sind? Was löst es aus?

    Hallo,

    meiner Erfahrung nach fallen im trockenen Zustand viele Masken.

    Ich lasse die Leute ziehen, wenn sie wollen, verkaufe mich aber nicht unter Wert und stehe hinter meiner Entscheidung.

    Ist aber einfacher gesagt als getan.
    Einige Menschen sind so extrem von anderen Menschen abhängig, dass sie nicht auf eigenen Beinen stehen können und beim Gedanken, eventuell mal allein zu sein, sofort verzweifeln.

    Daher ist deine Frage wohl auch sehr vom jeweiligen Charakter abhängig.

    Wenn sich "Freunde" und "Lebenspartner" abwenden sollten, weil man trocken werden möchte, dann sind es ganz klar keine Freunde und dann ist es ganz klar der falsche Lebenspartner.

    Trocken zu sein, ist der einzige Weg für einen alkoholkranken Menschen,
    zu leben und zu genesen.
    Menschen, die einem nahe stehen, sollten das verstehen.

    Menschen, denen es egal ist, dass ich mich weiterhin psychisch und physisch zerstöre, indem sie mich weiterhin zum Trinken auffordern, sind für mich gestorben.
    Hart, aber konsequent.
    Mein Leben ist mir wichtiger.

    Jeder Mensch, dem man wirklich wichtig ist, sollte die Entscheidung, trocken zu werden und sein Leben entsprechend umzustellen, unterstützen und sich in keinem Fall abwenden.
    Schnell weiß man dann, wer sich nur als "Freund" bezeichnet und wer wirklicher Freund ist.

    Gruß

  • Ich kann nur vom "nassen" Fall sprechen, da hab ich ausreichend Erfahrung ;)

    Für keinen Partner, Freund oder Anverwandten hätte ich meine Trinkgewohnheiten aufgegeben. Manchmal hab ich versucht, mich einzuschränken, teilweise habe ich dann meinen Konsum verheimlicht, das führte dann allerdings dazu, das ich kontaktärmer reagiert habe. Die paar Leutchen, die sich wirklich deswegen von mir distanziert haben, die hab ich dann selbstmitleidig ersäuft oder im Falle von hartnäckigem Nörgeln jener, mich getrennt. ABER nie im Leben, hätte ich deswegen etwas geändert.

  • Zitat von hoppegarten

    [quote='Sonnenblümchen']

    meiner Erfahrung nach fallen im trockenen Zustand viele Masken.

    Gruß

    Das sehe ich auch so. Der nächste Schritt ist der, dass man sein Umfeld im trockenen Zustand ja auch kritischer sieht. Man ist weniger leutselig, dafür aber wachsamer.
    Man ist anders. Verändert. Vielleicht verwirrt das so manche Freunde/Partner/Kollegen - und sie gehen zunächst auf Distanz.

    Ich habe mich anfangs bemüht diese Veränderungen wertfrei hinzunehmen. Also nicht zu beurteilen oder zu bewerten. Mittlerweilen bekomme ich viele Feedbacks, wonach ich "anders" und viel einfühlsamer bin als früher.

    Leben ist Veränderung.

    Liebe Grüsse
    Felicitas

    Vergebung befähigt uns nicht in der Verletzung zu verharren. Sie versetzt uns in die Lage uns zu fangen und weiterzuschreiten. Sie erlaubt uns von Herzen offen und im Geiste rein und freundlich zu bleiben.

  • Hallo,
    danke für die schnellen und vielen Antworten!

    Ich denke auch, jemanden fallen zu lassen, der gerade trocken geworden ist, ist nicht gerade ein Freundschaftsdienst. Mich hat der Satz "Keine Hilfe ist die einzige Hilfe" bei nassen und uneinsichtigen Alkoholikern sehr zum Nachdenken gebracht, weil es ja eigentlich genau dem widerspricht, was man so denkt. Und doch ist genau das die Aussage, die man halt immer wieder hört und liest. Man läßt doch keinen Freund, der krank ist, im Stich...oder vielleicht doch?

    LG,
    das Sonnenblümchen

  • Ich habe nicht mit dem Trinken aufgehört, so oft mich auch verschiedene (sehr wichtige) Menschen ansprachen. Ich habe zunächst nicht eingeshen dass ich ein Problem habe.

    Dann habe ich erklärt, dass ich ein Problem habe, aber noch nicht so weit sei, mich vom Bier zu verabschieden.

    Ich habe versucht zu funktionieren auch mit Bier. So wie man es von mir wollte? Das funktionierte aber nie.

    Ich habe mir aber nicht helfen lassen. Wobei auch? Ich wollte ja nicht aufhören.

  • hallo sonnenblümchen,

    der spruch "Keine Hilfe ist die einzige Hilfe" ist sehr hart und auch ich habe die erfahrung gemacht, dass es solche freunde gibt. diese freunde fühlten aber nur große enttäuschung von mir und haben mich sozusagen verstoßen - speziell war es weil ich 2 rückfälle hatte...

    ich denke, dass sind genau diese freunde die alkohol nicht als krankheit erkennen oder sehen möchten. für diese menschen ist es nur eine charakter- und willensschwäche! tja und das tut sehr sehr weh.

  • Hallo,
    auch für mich ist dieser Spruch sehr hart. Ich ziehe dieses im Moment so hart es geht durch, und es fällt mir unendlich schwer. Ich würde gerne meine Hilfe (wieder einmal) anbieten und auch leisten, doch sollte es einen fruchtbaren Boden geben, auf den sie fallen kann...sollte dieser Boden jemals da sein, sofort.

    LG,
    das Sonnenblümchen

  • Hallo Sonnenblümchen

    wie willst du denn helfen? Wie stellst du dir das überhaupt vor? Was meinst du mit fruchtbaren Boden ? Willst die Überwachung ,die Kontrolle oder sein Leben übernehmen?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat von Sonnenblümchen

    Hallo,
    auch für mich ist dieser Spruch sehr hart. Ich ziehe dieses im Moment so hart es geht durch, und es fällt mir unendlich schwer. Ich würde gerne meine Hilfe (wieder einmal) anbieten und auch leisten, doch sollte es einen fruchtbaren Boden geben, auf den sie fallen kann...sollte dieser Boden jemals da sein, sofort.

    LG,
    das Sonnenblümchen

    guten morgen sonnenblümchen,

    ich kann verstehen, dass man enttäuscht, verärgert und wütend ist.... schließlich geht es ja um menschen, die einem sehr nah stehen und die man nicht so "enden" sehen möchte - aber ich habe selber die erfahrung gemacht und kenne jemanden aus meinem familienkreis und kann daher nur sagen, wenn man diese menschen keine hilfe mehr gibt, sondern sie links liegen lässt, wird alles nur noch viel schlimmer...

    es ist natürlich auch ne blöde erfahrung, wenn man immer und immer wieder hilfe gibt und immer und immer wieder enttäuscht wird....ich kann das alles verstehen...dennoch denke ich, absolut keine hilfe zu geben, ist der falsche weg... (aber ich spreche hier nur von persönlichen erfahrungen, bitte nicht falsch verstehen)

    ich denke, dass es auch sicherlich andere gegenteilige beispiele gibt...

  • Hallo Sonnenblümchen,

    es besteht ja auch die Möglichkeit Hilfe nur anzubieten für den Fall das der Betreffende die Schritte geht die eben notwendig sind.Nichts anderes geschieht ja auch hier im Forum.

  • Hallo zusammen,
    dann will ich mal versuchen, alles nacheinander zu beantworten!
    @ Hartmut: Unter Hilfe stelle ich mir Beistand vor, zuhören, reden, die Themen, die uns bewegen, in schwachen Situationen auch mal eine Schulter zum Anlehnen bieten (aber auch genauso eine annehmen), solche Dinge. Ich will nicht die Kontrolle (er ist immer ein freier Mensch und frei in dem, was er tut, unabhängig davon, ob und wie ich oder andere es bewerten), überwachen kann und will ich ihn auch gar nicht. Ich will ihm lieber vertrauen. Mit "fruchtbarem Boden" meinte ich die Bereitschaft, einzugestehen, anzunehmen und wahrhaftig zu sein. Einen Weg zu finden, den man gemeinsam gehen kann, wobei hier sowohl seine als auch meine Bedürfnisse wichtig sind.

    @ purzelbaum
    Ja genau das sind ja meine Ängste. Wenn ich mir vorstelle...wobei, wie Du schon sagtest, jeder reagiert hier wahrscheinlich anders.

    @ Pierre64
    Danke für diesen Beitrag, der hat in mir wieder etwas ausgelöst.

    Ich habe es dann auch so gemacht. Ich habe ihm ganz klar gesagt, daß ich jederzeit für ihn da bin, wenn er halt Hilfe braucht. Daß ich ihm jederzeit zuhöre. Nüchtern stehe ich ihm jederzeit zur Seite. Betrunken möchte ich nichts mit ihm zu tun haben. Und ich habe ihm deutlich gemacht, daß mein Gehen nichts damit zu tun hat, daß er mir egal ist oder ich ihn schlecht finde, sondern mit dem Alkohol. Also nicht er als Person, sondern sein Verhalten. Und zumindest mir geht es damit deutlich besser!

    LG,
    das Sonnenblümchen

  • Zitat von Sonnenblümchen


    @ Hartmut: Unter Hilfe stelle ich mir Beistand vor, zuhören, reden, die Themen, die uns bewegen, in schwachen Situationen auch mal eine Schulter zum Anlehnen bieten (aber auch genauso eine annehmen), solche Dinge. Ich will nicht die Kontrolle (er ist immer ein freier Mensch und frei in dem, was er tut, unabhängig davon, ob und wie ich oder andere es bewerten), überwachen kann und will ich ihn auch gar nicht. Ich will ihm lieber vertrauen. Mit "fruchtbarem Boden" meinte ich die Bereitschaft, einzugestehen, anzunehmen und wahrhaftig zu sein. Einen Weg zu finden, den man gemeinsam gehen kann, wobei hier sowohl seine als auch meine Bedürfnisse wichtig sind.

    liebes sonnenblümchen,

    das ist sehr bewundernswert und ich würde mir wünschen, wenn mein partner genau diese einstellung hätte - denn ich denke, dass man gemeinsam stärker sein kann als man sich es vorstellt, vorausgesetzt man spricht die gleiche sprache.

    Zitat von Sonnenblümchen


    @ Pierre64
    Danke für diesen Beitrag, der hat in mir wieder etwas ausgelöst.

    Ich habe es dann auch so gemacht. Ich habe ihm ganz klar gesagt, daß ich jederzeit für ihn da bin, wenn er halt Hilfe braucht. Daß ich ihm jederzeit zuhöre. Nüchtern stehe ich ihm jederzeit zur Seite. Betrunken möchte ich nichts mit ihm zu tun haben. Und ich habe ihm deutlich gemacht, daß mein Gehen nichts damit zu tun hat, daß er mir egal ist oder ich ihn schlecht finde, sondern mit dem Alkohol. Also nicht er als Person, sondern sein Verhalten. Und zumindest mir geht es damit deutlich besser!

    ich denke, dass mehr hilfe deinerseits nicht möglich ist - damit signalisierst du ihm, dass eigentlich nur der punkt alkohol das problem ist - mehr kannst du einfach nicht tun.....

    lg

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