• Habt ihr Wut, Trauer oder fühlt ihr Mitleid? Seht ihr auch die Probleme, die zur Alkoholsucht geführt haben und könnt ihr es ein wenig verstehen? Oder gebt ihr dem anderen Elternteil die Schuld? Oder etwa auch selbst? Fühlt ihr euch hilflos oder seid ihr voller Elan, etwas zutun und zu helfen?

    Ich habe einige Berichte gelesen und war erstaunt darüber, wie viele der EKAs früher auf der Seite des Alkoholikers standen...

    LG, katrin

  • Bei mir wechselt das ständig.
    Derzeit ist es mir relativ egal, was aus meiner Mutter wird. Es gibt aber auch Zeiten wo ich nur auf nen Anruf warte, das ihr etwas passiert ist oder schlimmer noch, das sie tot ist. Dann bin ich permanent nervös, hibbelig, hab Angst, kann nicht schlafen,...und das geht dann meistens Tagelang so.
    Dann gibts Zeiten, in denen Hass, Wut und Enttäuschung aufkommt. In solchen Momenten kann sie froh sein, nicht vor mir zu stehen.
    Mitleid hab ich nicht mehr, nein. Das hatte ich als Kind immer aber mit den Jahren erkannte ich, das man damit kein Mitleid haben muss.
    Die Schuld suche ich nicht bei mir, das passiert eher selten. Meine Mutter hat den frühen Tod meines Vaters nie verkraftet und fing dadurch mit dem Trinken an. Da ich selbst ein kleines Kind war, das in all ihren Mist mit hineingezogen wurde, weiß ich das ich nicht der Grund für ihre Sauferei bin. Der Grund liegt an nicht verarbeiteten Kindheitserinnerungen und letzendlich am Tod meines Vaters. Da sie Psychologen bis aufs schärfste verurteilt (obwohl sie nie bei einem war...), besteht ihre Sauferei nun seit guten 16 Jahren in etwa und da vergeht einem irgendwann das Mitleid und man sieht nur noch zu, das man schnellstmöglich von der Person wegkommt und den Kontakt unterbindet.

  • Bei mir ist es nur noch Gleichkültigkeit....
    Am Anfang war ich traurig und enttäuscht dann hatte ich Mitleid und dann war ich nur noch Wütend.
    Ich gebe niemandem die Schuld... Jeder ist für sein Leben verantwortlich und nun stelle sich einer vor alle Menschen würden trinken weil es ihnen schlecht geht egal aus welchem Grund....
    Sicherlich hatte sie schwierige Tage aber mehr gute... Und sie hat immer das gemacht was nicht erwünscht war. Um irgendwie aufmerksamkeit zu kriegen.(ich rede hier von meiner Mutter) Ich habe mir ihr abgeschlossen so leid mir das tut und hart das klingen mag. Aber ich muss an mich und meine Kinder denken.Lg

  • Nachdem ich realisiert habe um was es überhaupt geht, wollte ich nur eines "helfen". Ich hatte Mitleid mit meiner Mum, vor allen Dingen, weil Sie aufhören wollte, aber doch nicht konnte.
    Dann war ich sauer auf meinen Vater, weil er sie überhaupt nicht unterstütz hat, sonder weiterhin sein Bier vor ihren Augen getrunken hat.
    Dann war ich wiederum sauer auf meine Mum, weil Sie nicht durchgehalten hat - nicht für "mich / uns".

    In Phasen in welchen es besonders schlimm war, habe ich ihr den Tod gewünscht und meinen Vater für sein Nichtstun verachtet.
    Meine Mum ist vor einigen Jahren gestorben und heute weiss ich ein wenig mehr über ihre Vergangenheit und ich weiss, dass auch Sie ein EKA war und es verdammt schwer hatte.
    Die Schuld für ihre Sauferei habe ich allerdings nie bei mir gesucht - ich dachte einfach nur immer ich sei nicht genug oder einfach nicht da.

    Aber wie auch hier schon gesagt, empfinde ich keine Mitleid. Jeder ist für sich selber verantwortlich. Die einen sind eben stärker und vielleicht auch intelligenter und mutiger. Sie lassen sich helfen und andere sind schwächer und tappen in die Gleiche Falle bzw. erkennen die Fehler ihrer Eltern nicht und werden bei Problemen selber zu Alkoholikern. Sie kennen eben keine andere Problemlösung.

    Ich denke alle Gefühle sind grundsätzlich erlaubt und auch wichtig. Wir sollten Sie zulassen und uns nicht hinter einer Mauer aus Scham und Angst verstecken.

  • Nein - liebe Soanir. SCHULD hat niemand ausser der Säufer selbst.

    Ich bin auch mit Alkohol gross geworden - deswegen ertränk ich meine Sorgen auch nicht darin.

    Man kann in seiner Freizeit so viele schöne Sachen machen. Da muss man nicht saufen.

    Aber saufen ist halt herrlich bequem. Und man muss sich nicht mit sich selbst beschäftigen.

    Mitleid empfinde ich mit meinem Vater nicht. Wut hatte ich Ende letztes Jahr sehr viel, als er so grob mit meiner kranken Mama (und auch mir) umgesprungen ist. Die Wut ist der Gleichgültigkeit gewichen.

    Und noch etwas: Ich habe jeglichen Respekt vor ihm verloren.

    So schlimm es auch tönt und ist: Ich hoffe, seine Leber oder irgendein anderes Organ gibt bald auf. Mehr als 40 Jahre Psychoterror reichen.

  • Ja, das sehe ich auch so !
    Anderen die "Schuld" zuzuschieben, sei es Arbeitgebern oder der Familie, ist der völlig falsche Ansatzpunkt.
    Jeder Mensch hat Tiefpunkte, tritt auf der Stelle, kommt nicht weiter, ist/wird arbeitslos, hat keine Aufgabe, langweilt sich...
    Im Prinzip müsste also jeder irgendwann anfangen zu Saufen, wenn es alleine darum ginge.
    Klar ist jeder Mensch anders aber ICH denke, wenn man mit Suchtkranken Menschen aufwachsen muss, wird man sich im Normalfall hüten, den selben Weg zu gehen. Ich weiß, was mir meine Mutter damit angetan hat, ich werde es nicht genauso machen und meine eigene Tochter bis aufs Letzte fertigmachen.

  • bei mir war es jahre lang hass, habe ihm den tod gewünscht. nun ist es mehr gleich gültigkeit. er will nicht anders. ich kann nichts dran ändern.
    schuld suche ich bei mir nicht auch nicht bei anderen, es war sein weg.
    gegenüber meiner mum erst viel mitleid, aber auch unverständnis nichts für sich zu ändern. denkt immer noch wenn er will könnte er auch weniger trinken.... will es nicht verstehen.
    versuche mein leben zu leben. :)

  • was ich fühle? hm, trauer, wut, mitleid, unverständnis, die reihenfolge wechselt sich ab.
    wut: na, die ist ja irgendwie klar ..
    mitleid: ich weiss so ein bisschen, wo es herkommt. er tut mir leid, dass er mit manchen dingen nicht umgehen kann. aber da hört es auf. neben dem mitleid ist das unverständnis grösser.
    unverständnis: wie kann man immer wieder aufhören und dann wieder anfangen? wie kann man wissen, dass man alkoholiker ist, süchtig ist, und nix tun? wie kann man nicht einfach mal sagen: "ich brauch hilfe", das verstehe ich nicht. geht gern einher mit der wut, das nicht verstehen. vor allem, wie kann man einem menschen (mir) so viel mitgeben und trotzdem so viel wegnehmen?
    schuld: tja, er?
    naja, das wie kann er nur halt: auch das wie kann er zulassen, dass andere ihn so treffen, so dass er glaubt, trinken zu müssen? und vor allem gleichzeitig mir das gefühl geben, dass ich das nie nötig hab? und so weiter und so fort.
    und trotzdem hab ich ihn lieb, meinen vater. ...schon kompliziert das ganze, oder?
    na wenigstens bin ich meine schuldgefühle los, über das nicht da sein, und das nichts tun. (ok, meistens ... manchmal grübel ich halt noch) .. hat es doch was gebracht, sich damit eingehend zu beschäftigen.

  • Die Gefühle schwankten immer mal hin und her.

    Wut, Enttäuschung, Mitleid...

    Was bei ihm zum trinken geführt hat weiss ich nicht und da er selbst jetzt wo er trocken ist sowas von verschwiegen ist werde ich das auch nie erfahren denke ich.

    Mir selbst die Schuld daran geben? Nein,habe ich nicht.
    Meiner Mutter? Teilweise,weil sie aus meiner Sicht viel zu wenig dagegen getan hat und auch jetzt wo er trocken ist nicht wirklich eine Hilfe ist.

    Ich kann nnur froh sein das er sich kleine Hobbys zugelegt hat und in der nachbarschaft wo er wohnt etwas hier und dort im Garten und so hilft.

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