Vergangenheit belastet auch die Ehe

  • Hallo,
    ich habe ja schon mal geschrieben das mein vater Alkoholiker ist (seit einiger Zeit trocken)
    Jetzt bin ich seit ein paar Wochen zu einer Gruppe gegangen was mir ,denke ich,auch schon hilft.Es ist als wenn jedesmal kleine Kieselsteine von dem Felsen in mir kullern.

    Da ich ja als Kind,wie ich jetzt wo ich mehr und mehr drüber nachdenke,unter anderem nie wirklich liebe Worte seitens meiner Eltern erfahren habe (zB Ich liebe Dich oder Hab Dich lieb) habe ich aufgrund dessen anscheind auch Probleme in meiner Ehe mich richtig öffnen zu können was auch die Ehe belastet. Ich Liebe meine Frau und sie mich auch aber dennoch ist es schwer für mich mich ganz zu öffnen.
    Die ersten Ansätze sind bereits da und ich werde "lockerer". dennoch möchte ich auch wirklich sagen können was ich in einigen Momenten spüre.

    Hat jemand ähnliches durch und hat vielleicht Rat?

  • Lieber Bernd

    Versuche zwischendurch im Alltag zu spüren was Du fühlst und fasse es in Worte. Das ist am Anfang ganz schön schwierig, wird mit der Zeit aber einfacher.

    Zitat

    mich richtig öffnen zu können was auch die Ehe belastet


    Überlege Dir einmal, welche Angst dahinter steckt. Wenn Du spürst, dass dieses Gefühl wieder hochkommt, lass es mal hochkommen und schau es Dir genau an.

    Liebe Grüsse Janine

  • Hallo Bernd,

    mir geht es ähnlich, ich habe riesengroße Probleme meine Gefühle zu zeigen, oder sie auch nur in Worte zu fassen. Meistens wenn Gefühle mich übermannen, mache ich ein neutrales Gesicht oder ich lache und zeige mich fröhlich, weil ich nicht weiß, was ich sonst tun soll. Das ist für andere, Außenstehende extrem verwirrend.

    Vielleicht kannst du deiner Frau in einem Brief schreiben, wie du fühlst, oder warum du manchmal nicht weißst, was du fühlst und dass dir Worte wie "Ich liebe dich" unglaublich schwer über die Lippen kommen.

    Vielleicht kannst du deiner Frau auch zeigen, dass du sie liebst, in dem du sie in den Arm nimmst, sie lieb massierst, ihr was kochst, ihr sonst irgendwas ermöglichst, was sie gerne hätte, irgendwelche ARbeiten abnimmst, damit sie Zeit hat, ihrem Hobby nachzugehen, dir fällt bestimmt was ein. Das ist manchmal mehr wert als 1000 Worte.

    Viele Glück
    Kämpferherz

    Das sind die Starken,
    die unter Tränen lachen,
    eigene Sorgen verbergen
    und andere glücklich machen.
    (Franz Grillparzer)

    Hat eine Freundin über mich gesagt. Besser kann man mich auch nicht beschreiben.

  • Hallo, lieber Bernd,

    Dein Thema spricht auch mich sehr an: Meine Gefühle zum Ausdruck bringen,
    nicht nur im Stillen erleben, sondern gerade auch im Kontakt offen legen. Puh.

    Zitat von Bernd


    Die ersten Ansätze sind bereits da und ich werde "lockerer". dennoch möchte ich auch wirklich sagen können was ich in einigen Momenten spüre.

    Hat jemand ähnliches durch und hat vielleicht Rat?


    Dabei hat mir ein Hinweis von irgendeinem Therapeuten mal sehr geholfen:
    Dass nämlich wirklich jede, noch so kleine, aber total unverstellte Aussage Nähe schafft,
    sogar eine wie: "Gerade hätte ich gern Nähe mit Dir, kriege es aber nicht hin."
    Da war ich platt, denn es stimmt. Sofort fühlt man/frau sich ins Boot geholt,
    kann mitfühlen, nachvollziehen, und die innere Verbindung wird lebendig.
    Für mich war das eine Offenbarung, schon "vor dem Zielzustand" (Nähe eingehen können)
    genügend anzubieten zu haben, selbst wenn ich gerade nur Unvermögen mitteilen kann!

    Vielleicht macht Dir das Mut, und nimmt etwas Druck aus der Sache?
    Ich finde es berührend, dass Du dieses Bedürfnis achtest, mehr mitteilen zu wollen.
    (Kenne viele Männer, die das Einigeln einfach praktizieren, zum Leidwesen der Partnerin.)

    Ganz viel Glück wünsche ich Dir und Euch!

    Liebe Grüße von der Wolfsfrau

  • Zitat von anna25

    mal ist es so, dass ich ihn abgöttisch liebe, dann ist so, dass ihn hasse oder das schlimmste, dass er mir total egal ist. ich könnte ihn wochenlang ignorieren. mir tut es erst dann weh, wenn er mich auch ignoriert oder ich das gefühl habe, ihm egal geworden zu sein... ist das normal???

    Puh...das ist ein harter Satz :(
    Bist Du sicher das es sich um Liebe handelt und nicht nur um die Gewohnheit oder um die Angst, allein zu sein ? Denn wenn das o.g. nicht übertrieben von Dir dargestellt ist, fände ich das schon bedenklich. Gerade das ewige ignorieren, ohne ein "schlechtes Gewissen" zu kriegen...
    Ich denke viele Frauen erwarten häufig viel zu viel von den Männern. Das ist nicht nur in diesem Bereich hier so. Der Mann soll sofort wissen, was mit einem selbst los ist und wenn das nicht so funktioniert, motzt man, weil man sich nicht verstanden fühlt. So funktioniert das nicht !
    Das A und O ist es, ZU REDEN ! Warum fragst Du ihn nicht ganz einfach, warum er sich nicht mehr für "Dein Problem" interessiert ? Warum äußerst Du nicht, wenn Du wieder in depressive Phasen abrutschst ? Was Du denkst, was Du fühlst ?
    Es gibt Tage, da quatsche ich meinem Mann das Ohr ab. Ich weiß, es nervt ihn manchmal aber er hört mir trotzdem immer zu, bis ich fertig bin :) . Das ist seit bald 10 Jahren Zusammensein immer das A und O bei uns gewesen. ÜBER ALLES REDEN denn keiner von uns ist hellseherisch begabt und kann den anderen in den Kopf gucken.

  • er hört ja auch zu, auch wenn man ihm die fragezeichen im gesicht ansieht. mich verletzt es wahrscheinlich dann, wenn er nichts dazu sagt. weil ich dann gleich denke, ja es interessiert ihn ja eh nicht.

    Hallo anna,

    fällt Dir was auf, wenn Du Deine Sätze liest? :) Wenn es ihn nicht interessieren würde, hätte er keine Fragezeichen im Gesicht. Die Fragezeichen sind auch eine Reaktion. Er hakt aber nicht nach...warum nicht?...Warum hakst Du nicht bei ihm nach, was hinter seinen Fragezeichen steckt? Weil Du Angst vor seiner Antwort hast oder weil du meinst, sie schon zu kennen? Vielleicht hat er auch Angst? Vergiss nicht, dass er auch nur ein Mensch ist, der Gefühle hat.
    Das soll aber Dir jetzt keinen Egoismus vorwerfen. Ich selbst kenne diesen Tunnelblick nur zu gut, wenn es um Themen geht, die einem sehr wichtig sind und die schnell viel kaputt machen können. Aber letztendlich hilft nur "raus damit", denn nicht reden macht noch mehr kaputt. Ich musste mich auch erst dran gewöhnen, meinem Mann auch Dinge zu sagen, von denen ich befürchtete, dass er sie nicht verstehen wird. Musste lernen, seine Antwort nicht innerlich vorwegzunehmen, sondern sie wirklich ohne Erwartung abzuwarten und sie manchmal auch einzufordern, weil er sich nicht traute und mich nicht verletzen wollte. Das hat zu einem sehr, sehr offenen und vertrauensvollen Verhältnis geführt. Und vor allem weiß ich, dass mein Mann mich wirklich genau so liebt, wie ich bin, mit allem, was zu mir gehört, weil er mich eben vollständig kennt, weil ich ihm die Chance gegeben habe, mich kennen zu lernen. Dieses Gefühl ist mehr wert, als alles, was es sonst gibt...natürlich im Zusammenhang mit dem Gefühl, Liebe zu geben und sie auch angenommen zu wissen, von mir, an jemanden, der mich genau kennt und liebt.

    Will sagen: dank meinen Eltern, die ja nicht redeten, hab ich nichts besser gelernt, als "auch so rauszukriegen, was in ihnen vorgeht", weil ich mir ja die ganze Zeit Gedanken um sie machte. Aber an dieser Stelle ist es wirklich besser, etwas wieder zu verlernen. :) Und stattdessen aktiv zu hinterfragen, was in dem anderen vorgeht. ich kann nicht jemand anderem sagen oder vorwegnehmen, was er denkt oder fühlt. Das kann er mir nur selbst sagen.

    Gruß Gela

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