Hallo zusammen,
vielen Dank das es euch gibt. Habe hier die letzten Tage viel gelesen und mich wiedergefunden. Schlimm, dass es so viele von uns gibt und schön das man nicht alleine ist.
Ich versuche es so knapp wie möglich zu halten, weiss aber nicht ob mir das gelingt.
Seit Ende Februar sind mein Freund und ich beide arbeitslos. Er ist 7 Jahre jünger und hatte früher schon mal ein Alkoholproblem, das während seiner unrühmlichen Vergangenheit auch schon zu Auflagen geführt hat. Er hat es aber geschafft von der Zeit in der JVA während seiner Jugend sich in eine stellvertretende Führungsposition zu arbeiten. Leider wurde er da Betriebsbedingt letztes Jahr gekündigt (er hat einen Sohn, SCheidung läuft).
Er hat über sich selbst immer gesagt das er gerne Bier trinkt, weil es ihm schmeckt und mir ist in dem 1 1/4 Jahren die wir zusammenleben auch nie ein über länger andauernden Zeitraum übermässiger Alkoholgenuss aufgefallen. Im September kamen seine psychischen Probleme wieder (zu dieser Zeit war er arbeitslos), er wurde vor 5 Jahren schon mal medikamentös wegen Depressionen behandelt. Diese inklusive Zwangsgedanken kamen dann jetzt im September wieder. Zu diesem Zeitpunkt hat er auch wieder mehr getrunken und sich mir gegenüber oft ungerecht und zurückhaltend verhalten. Ich hab immer zu ihm gestanden und er hat sich dann wieder in ambulante Behandlung begeben und nimmt seit Ende November Antidepressiva. Im November haben wir beide auch wieder Arbeit gefunden (er sogar einen super bezahlten Job, der ihm auch noch Spass gemacht hat). Leider war er dann zu Beginn wegen der Depression einige Wochen krank, was dann jetzt auch letztendlich zur Kündigung in der Probezeit geführt hat. Oder vielleicht auch das andere Thema wer weiss?
Kurz nach der Medikamenteneinnahme ging es wieder aufwärts. Er hat die ersten Wochen nur alkfrei getrunken und auch zwischen uns war es richtig, richtig gut.
Tja und vor 6 Wochen hatte ich schon das Gefühl das er etwas viel trinkt und habe ihn darauf angesprochen. Ja, ich weiss, ich schraub es wieder runter aber den ganzen Tag daheim das macht mich krank....
Und vor 5Wochen habe ich lauter leere Flaschen im Kühlschrank gefunden + den leeren Bierkasten (innerhalb von 36 Stunden). Die üblichen Beteuerungen und der klassische Satz ich kann ja aufhören wenn ich will.
Einen Tag später habe ich ihn beim heimlich trinken im Schlafzimmer erwischt, dann im Auto. Habe meine Sachen gepackt, viele Tränen bei ihm und wieder das Versprechen, ich schraube es runter, ich liebe dich....ihr werdet das ja alle kennen. Und das er weiss das er es die letzten Tage übertrieben hat.
Was soll ich sagen, bin natürlich dem klassischen Kontrollzwang erlegen, habe für mich auch gleich einen Termin bei der Suchtberatung gemacht, er wusste davon hat den ersten Termin aber verstreichen lassen.
In den Wochen bis jetzt ist einiges passiert, ich bi n 4 Tage zu einer Freundin gefahren, komme wieder heim und was war das Ende vom Lied? Er war mit einem Freund Abends weg, geendet hat es auf der Polizei. Gefährliche Körperverletzung steht im Raum, weil sie einer jungen Frau geholfen hatten, die Ärger mit ihrem Freund hatte und dann ging es los. Mein Vater ist selbst bei der Polizei, sagt Zeugenaussagen abwarten, es gibt Widersprüche über die angeblichen Tritte. Er hatte 1,84 Promille, der Freund noch etwas mehr. Was soll ich sagen, an dem Abend habe ich mich von ihm getrennt, nicht nur deswegen , sondern auch weil er mit einer alten Freundin heimlich gemailt hat und es wieder abgestritten hat. Ich glaube zwar nicht das da was gelaufen ist, aber in Anbetracht der eiskalt ins Gesicht Lügerei wegen dem Alkohol, fällt es schwer zu vertrauen.
Leider habe ich die Trennung genau 12 Stunden durchgezogen und war wieder da. Er sagt immer das er mich über alles liebt und mich niemals verlieren will, vielleicht ist das ja auch so.
Letzte Woche sind wir dann gemeinsam zur Suchtberatung gegangen (habe bis zuletzt nicht geglaubt das er mitkommt). Natürlich war er dort über seinen Konsum nicht ehrlich, hat dann aber von sich aus vorgeschlagen, dass wir ein paar Termine zusammen machen und dann jeder alleine, um einen Weg zu finden was man tun kann.
Es war dann zwischen uns auch ruhiger, bis auf ein zweimal. Er reagiert sehr, sehr schnell verbal aggressiv und ich komme da immer nicht hinterher. Vorallem beim Thema Alkohol natürlich und dann ist es auch zweimal zwischen uns verbal sehr ausgeartet, unterstes Hartz 4 Niveau, hat sich dann aber auch wieder beruhigt.
Inzwischen waren wir das zweite Mal bei der SB und die Suchtberaterin hat festgestellt, dass ich mindestens genauso therapiebedürftig bin wie er und ab nächster Woche haben wir Einzeltermine.
Letzte Woche hatte er auch eine plötzliche Einsicht und erzählte mir eine Stunde lang wie er fühlt und das ihm das kommende Vorstellungsgespräch so Auftrieb gegeben hat, dass er kapiert hat das was passieren muss und das auch seine Gesundheit auf dem Spiel steht, dass er es gut fand das mein Vater mit ihm Tacheles geredet hat und er möchte zur Entgiftung……und er versteht wie ich mich fühle. Fragte mich da schon in welchem Film ich jetzt wieder bin.
Tja, am nächsten Tag war von Entgiftung keine Rede mehr. Der Konsum, hmmm, wir hatten in der SB ausgemacht, dass er mir Abends sagt was er getrunken hat. Sind jetzt so im Durchschnitt 4-6 Bier. Stimmt meistens auch, aber ich weiss ja nicht was er unterwegs trinkt (ich rieche keine Fahne mehr wenn er heimkommt und das was er hier trinkt, sagt er auch).
Das er früher getrunken hat, wusste ich vorher. Meine Eltern kannten ihn ja beide aus „alten Zeiten“ dienstlich und er hat mir auch erzählt, dass er am Ende seiner Ehe (also vor gut 1 ½ Jahren) sehr viel getrunken hat), letzte Woche habe ich seine Nochfrau getroffen und wir haben uns unterhalten. Er hatte das Problem schon wohl in relativ großem Maße bevor der gemeinsame Sohn geboren wurde (danach wollte er nämlich aufhören) und das war 2008. Mit Flaschen verstecken, lügen. Sie hat ihm dann Abends einen Kasten Bier hingestellt, damit er zumindest nicht mehr weggeht. Wenn ich jetzt zurückdenke, fallen mir Sachen wieder ein. Am Anfang unserer Beziehung dieses starke , grundlose Schwitzen, einmal ist er mir im Bad umgekippt, Herzrasen. Und ich sage damals noch vielleicht sind es Entzugserscheinungen, dachte aber nicht im Entferntesten tatsächlich in ein dauerhaftes Alkoholproblem.
Vielleicht hat er damals beflügelt vom Verliebtsein tatsächlich weniger getrunken. Zweimal habe ich Flaschen im Wäschekorb gefunden (sind von meinem Bruder, der hat zu diesem Zeitpunkt bei uns gewohnt), in meinem Auto (sind auch vom Bruder), mein Gott warum war ich so blind????
Seit gestern frage ich mich allerdings warum er mit zur SB geht. Sind auf das Thema Gesundheit gekommen und ich sagte ja man hat nur ein Leben und du machst es mit diesem Scheiss kaputt, er wurde sofort aggressiv „nervst du mich schon wieder mit diesem Thema, woher willst du das wissen, hast du Medizin studiert oder was?“ Und Abends, er war in der Küche, hab gehört das er am Kühlschrank war und getrunken hat (was er ja seit der SB ungeniert vor mir tut) und auf einmal hat er das kotzen angefangen (neulich schon mal, da habe ich den Notarzt gerufen weil Blut dabei war), ich komme in die Küche, was macht er, übergibt sich fertig und macht sich erstmal ein Bier auf.
Er hat sich so verändert. Wo ist der Mann, der mir vor einem Jahr einen wunderschönen Heiratsantrag gemacht hat, der mir immer das Gefühl gegeben hat was besonderes zu sein? Wir streiten so viel, nicht wenn wir uns neutral unterhalten, aber man hat ja schon Angst was über das Thema zu sagen und ihn an seine Versprechungen zu erinnern.
Er sagt auch immer das er weiss das er zuviel trinkt und er sei ja schon am runterschrauben, aber gut 4-7 Bier....
Gott, ist das lang geworden. Entschuldigt bitte, aber es tut gut sich mal alles von der Seele zu schreiben. Es ist schlimm, daneben zu sitzen, es klar zu sehen und zu zuschauen wie der andere sich mit Alkohol und der Kombi Antidpressiva systematisch zu Grunde richtet.