Neue Liebe - ein Alki

  • Hallo

    Nachdem ich schon eine Weile hier mitgelesen habe, entschloss ich mich hier anzumelden. Echt berührend die Schicksale.

    Mein "Problem" ist A-typisch von dem hier geschriebenen, kann sich aber genau so entwickeln wie all die Schicksale hier. Das bin ich mir bewusst geworden, beim Lesen der vielen Beiträge.

    Ich 47-jährig habe vor genau drei Monaten einen wunderbaren, liebenswürdigen, intelligenten, zärtlichen und humorvollen Mann kennengelernt (54-jährig). Nach zwei Wochen merkte ich, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Ich konnte es nicht mit Worten fassen vermutete, dass er mit Alkohol ein Problem hat. War mir nicht bewusst warum ich auf diesen Gedanken gekommen bin. Ich sprach ihn darauf an, er schwieg und ich habe nicht nachgebohrt. Weil ich meine Wahrnehmung als so abstrus abtat.

    Nach ca. einem Monat habe ich ihn dann an einem Samstagabend zu mir nach Hause zum Essen eingeladen. Er trank in meiner Anwesenheit höchstens 2 Bier oder 2 Gläser Wein.
    Wir haben gegessen und dann geredet und dann musste er plötzlich nach Hause, irgendetwas Wichtiges machen. Es ist mir jetzt entfallen was genau, aber beim Abschied fiel mir auf, dass er stark im Gesicht schwitzte und innerlich Unruhig war. Ich fragte ihn was er hätte, weil ich es nicht auf die Reihe brachte. Er sagte mir er fühle sich nicht so gut, er hätte etwas Probleme mit seinem Magen. Ich war schon etwas enttäuscht.

    Ein paar Tage später war ich das erstmals bei ihm zu Hause. Ich war schon etwas erschrocken, eine klassische Junggesellenwohnung. Einfach etwas schlimmer. Ich wunderte mich über das viele Leergut auf der Terrasse und sprach ihn darauf an, er sagte, dass er es immer vergesse zurück zu geben. Nun ja, er räumte auf und fing an seine Wohnung zu putzen. Ich half ihm indem ich einige Hemden bügelte, aber ansonsten machte ich nichts. Da ich der Meinung bin, er kann seine Wohnung selber putzen wie ich auch meine selber putze. 
    Ich war so glücklich und dachte er hat sein Leben ihm Griff, weil er im Oktober November eine schwere Depression hatte. Die er überwunden hatte, ohne Hilfe notabene. Nun ja ich riet ihm trotzdem Hilfe in Anspruch zu nehmen. Er war so Glücklich und sagte mir immer wieder wie sehr er mich liebte. Leider durfte ich bald seine Wutausbrüche „kennenlernen“. Wie aus dem nichts ein gewaltiger Ausbruch. Er ist in Scheidung und er gab abstruse Theorien von sich, wobei er den Gerichtspräsidenten mit einem Baseballschläger zu Tode prügeln wollte. Ich erschrak weil ich noch nie in meinem Leben solch eine Gewaltorgie zu Ohren bekommen habe. Ich versuchte ihn zu beruhigen und konnte mir seine Wutausbrüche, den Hass und inneren Zerfressenheit nicht erklären. Auch fand ich seinen Alkoholkonsum sehr hoch, was ich ihm auch sagte, dass mir sein grosser Alkoholkonsum sehr Angst macht. Er erwiderte, dass er mich au so nimmt wie ich bin und ich es auch so sehen sollte. Ich versuchte ein Gespräch in Gang zu bringen aber er blockte ab und brachte seine verstorbene Mutter ins Spiel. Sie hätte auch an dem rumgemäkelt. Ich erwiderte, dass es vielleicht an dem liegt, Personen die ihn lieben sich Sorgen um ihn machen? Wie immer keine Antwort von ihm. Ich habe wieder nicht nachgehakt.

    Bald trat eine Normalität in unsere Beziehung. Die Wochentage verbrachte ich bei ihm und am Wochenende war er bei mir. Als ich eines Tages bei ihm zu Hause kein Toilettenpapier mehr hatte suchte ich im Bad danach. Ich öffnete einen Schrank und da standen drei leere Dosen Bier. Komisch dachte ich. Bald darauf entdeckte ich in der Wohnung überall leere Bierdosen. Ich hatte meine Wäsche zum Bügeln mitgebracht und wollte das Bügeleisen aus dem Schrank nehmen, vier leere Dosen Bier. etc… ich hatte bald einen Verfolgungswahn. überall leere Bierdosen. Im Briefkasten als ich mal nachschauen wollte ob er Post hatte. im Handschuhfach des Autos, Im Bücherregal, überall! Es dämmerte mir langsam, dass er wirklich ein Alki ist. Anfang März gingen wir in seine Heimatstadt ein verlängertes Wochenende. Es war so wunderbar, bis zu der Nacht als ich aus einem Grund aufwachte und er lag nicht neben mir. Es war ca. 3.00 Uhr Ich stand auf und er war im Bad und trank ein Bier. Er hat mich nicht gesehen, es versetzte mir einen riesen Stich mitten durch mein Herz. Langsam aber sicher zu erkennen, dass der Mann den man liebt ein Alki ist.
    Nach dieser Episode war es nicht mehr gleich für mich. Ich war wütend und enttäuscht über das gesehene. Ich wollte keine Diskussion am nächsten Tag anzetteln, darum verschwieg ich es weil sonst er das Gefühl bekommt, dass ich ihn beobachte und ihm nachspioniere.
    Eine Woche später, er war am Samstagabend bei mir, nach dem Nachtessen sagte er zu mir es geht ihm nicht gut er müsse nach Hause. Er sagte er komme am Sonntag am Morgen zu mir, essen gemeinsam Frühstück und am Nachmittag gehen wie wir schon lange abgemacht haben das zum Fussballspiel meiner Lieblingsmannschaft. Er tauchte nicht auf und ich telefonierte ihm. Er meldete sich nicht und ich ging bei ihm zuhause vorbei. Ich läutete Sturm und rief ihn an, aber er öffnete weder die Türe noch nahm er das Telefon ab.
    Ich sagte mir er wird wohl eingeschlafen sein da er sich über Schlafstörung beklagt. Ich ging zum Fussballspiel und sagte mir nachdem spiel gehe ich wieder bei ihm vorbei und schaue weiter. Falls er sich nicht melden sollte, würde ich seinem Bruder anrufen und ihn um Rat fragen. Ach ja, seinen Bruder und Schwägerin lernte ich nach etwa einem Monat kennen.
    Während dem Spiel erhielt ich von ihm eine SMS. Ich war erleichtert aber auch ein wenig verärgert. Dieser Mann der mir immer wieder seine grosse Liebe zu mir beteuert und mit mir zusammen wohnen möchte und mich sogar heiraten will. Ich wollte wissen was mit ihm los war aber er sagte bloss, Lass mal gut sein…. war seine Antwort.
    Ich beschloss etwas zu unternehmen und rief die Suchtberatung an. Bald erhielt ich einen Termin und erzählte alles. Das Erstgespräch bestätigte meine Annahme, dass er Alkoholkrank ist. Es wurde mir dringendst empfohlen zu mir zu schauen und in eine Selbsthilfegruppe zu gehen. Auch entdeckte ich in dieser Zeit das Forum hier und begann zu lesen, aber verstehen kann ich dies alles nicht wie alle anderen auch. …
    In der Selbsthilfegruppe habe ich erschütterndes gehört und mir dämmerte langsam das Ausmass dieser Krankheit. Langsam erkennen zu müssen, dass der Mann den man so sehr liebt ein Alki ist. Furchtbar!

    Und heute Abend mein persönlicher Supergau
    Er ist auf einer Geschäftsreise und gemäss seiner Aussage sollte er erst morgen Nachmittag zurück kommen. Er war immer sehr wage mit seiner Äusserung wann er zurückkommt.

    Heute Abend habe ich ihm auf sein Handy angerufen und da sagte er mir er sei in Köln dabei hörte ich eine Durchsage von unserem Heimatbahnhof der 500 km entfernt liegt und dann nur noch pieps Töne und plötzlich war die Verbindung weg. Ich rief ihn nach ca. fünf Minuten wieder an und fragte ihn warum er mich anlügt? keine Antwort, er hat das Telefon aufgelegt.
    Ich war so enttäuscht, dass er mich angelogen hat. Ich schrieb ihm eine SMS mit dem Inhalt, bin sehr enttäuscht von dir. Warum lügst du mich an? Keine Antwort.
    Danach habe ich ihm nochmals eine SMS geschickt, Sorry aber ich lasse mich nicht anlügen! Ich weiss auch nicht womit ich dies verdient habe, weil ich immer offen und ehrlich zu dir war. Aber du bist ein uneinsichtiger Alkoholiker. Es bereitet mir unendlich viele Schmerzen dies so zu erkennen. Ich habe dich schon so viele Male auf deinen enormen Alkoholkonsum angesprochen und dann hast du angefangen heimlich zu trinken. Es hat mich tief getroffen auch deine extremen Wutausbrüche. Dabei bist du so ein wunderbarer Mensch wenn du nüchtern bist. Du kannst dich bei mir melden wenn du dich bei einer Suchtberatung meldest. Dann werden wir eine gemeinsame Zukunft haben.
    Keine Antwort von ihm. Ich habe dann noch eine zweite SMS geschickt. du liebst mich überalles. warum lügst du mich dann an? Warum? ich habe dir voll vertraut, weil eine Beziehung auf vertrauen und Ehrlichkeit aufgebaut sein sollte und es geht mir nicht gut. das angelogen werden von dem Mann den ich so liebe schmerzt unendlich. Warum tust du mir das an? Mit was habe ich das verdient?
    Auch keine Antwort und ich schreibe mir jetzt den Frust aus der Seele. Heute Morgen noch so ein liebevolles SMS von ihm erhalten und am Abend die Eskalation. Aber ich muss zu mir schauen!

    Ich nehme an er wird sich nicht mehr melden, aber es kommt wie es kommen muss. Ich lasse mich nicht anlügen und ich will eine Beziehung in der man sich vertraut und eine offene und ehrliche Kommunikation gefragt ist.

    :)

  • Hallo Eloise!

    Willkommen im Forum.
    Schade dass Du solcheMomente des Schmerzes erleben musstest.

    Zitat

    Aber ich muss zu mir schauen!

    Richtig! Und das ganz gezielt und ohne Kompromiss!
    Du hast Dir Hilfe geholt,was ich sehr gut finde.

    Zitat

    Ich lasse mich nicht anlügen und ich will eine Beziehung in der man sich vertraut und eine offene und ehrliche Kommunikation gefragt ist.

    Ja,das begreife ich!
    Lass Dich nicht fallen,im Moment hast Du Dich gut organisiert mit Suchthilfe und SHG. Bleib dabei.Bleib bei Dir zu Hause,bei Dir im Geist und im Herzen!

    Ich bin Alkoholikerin.Für mich habe ich festgestellt,dass es nur mit Ehrlichkeit mir selber gegenüber funktionniert.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Konsequenz,auch wenns manchmal weh tut..... :roll:

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Danke Spanijoggel

    Es schmerzt trotzdem sehr. Erstens so angelogen zu werden und zweitens seine Uneinsichtigkeit
    Er steuert mit Vollgas dem Abgrund zu.

    Aber ich muss es so sehen, er hat nicht mich angelogen sondern er belügt sich selbst. Er lügt weil die Sucht ihn ruft.

  • Liebe Eloise,

    ja diese Erkenntnis tut weh sehr sogar, aber gut dass du sie endlich hast.
    Ich war vor kurzem immer noch unschlüssig, ob er nun wirklich abhängig ist oder nicht, viell ist es ja nicht so schlimm und ich übertreibe....

    Bis zu dem Tag wo ich mich hier und im Internet über die Alkoholsucht genauer informierte, seitdem weiss ich was Sache ist, wie arm er eigentlich ist ;) bzw. wo ich da drin stecke.

    Jetzt informiere ich mich allerdings nicht mehr über seine Krankheit, sondern über die Co-Abhängigkeit, suche Hilfe, Informationen usw. und das hilft mir.
    Mich genauer über dies alles zu informieren, hat mir meinen Schmerz irgendwie genommen, weil ich alles (trotz schlimmer Erkenntnis) plötzlich besser verstand.

    Bleib erstmal bei deinem Entschluss und lass dich nicht täuschen.
    Nimm die Lügen nicht so ernst, denn die haben nichts mit dir zu tun, hätte er sich gegenüber jemand anders rechtfertigen müssen, hätte er denjenigen angelogen. Hol dir Infos über diese Abhänigkeit und schau auf dich und dein Wohl.

    LG und viel Kraft
    Sonne

  • Hallo Sonne

    danke für deine tröstenden und unterstützenden Worte. Ja ich weiss, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Aber eben, jede Trennung schmerzt.
    Bin dran Infos zu holen und je mehr ich lese um so mehr nimmt mich das ganze hin. Soviele Lügen, Uneinsichtigkeit, Wutausbrüche etc....
    Ich kann ihm nicht helfen, er muss es selber wollen.
    Diese Erkenntnis habe ich bald bekommen. Ich habe ihm meine Hilfe Angeboten indem ich ihn auf die Suchtberatung begleite wenn er nicht alleine hingehen möchte. Ich muss bei meiner Entscheidung bleiben, sonst fängt das wieder von vorne an. Das bin ich mir bewusst geworden.
    Ich will diese Situation nicht, so muss ich handeln, weil er nicht handeln wird. Für ihn ist es ja alles bestens, ich bin bei ihm und er wird es nicht einsehen, dass er irgendetwas ändern muss.

    Seinem Bruder der ihm sehr nahe steht werde ich informieren, dass ich mich von ihm getrennt habe.
    Ich hatte ihm schon mal in meiner Verzweiflung angerufen. Der Bruder wusste wegen seinem Alkoholkonsum aber ob er weiss, das sein Bruder ein Alkoholiker ist, keine Ahnung.
    Aber ich werde ihm meinen Grund für die Trennung sagen.
    Mein Ex hat eine 14-jähirge Tochter die ich auch kennenlernen durfte. Ein tolles und nettes Mädchen. Sie tut mir leid. Leider habe ich ihre Telefonnummer nicht. Ich würde ihr auch gerne sagen, dass ich mich von ihrem Vater getrennt habe und auch warum.
    Nun ja ich nehme an er wird allen erzählen, ich sei eine dumme Kuh, die ihn verändern wollte... :roll:

  • Hallo Eloise!

    Du schreibst, Deine Situation sei atypisch.
    Das finde ich ganz und gar nicht.
    Im Gegenteil. Dein Verhalten ist vollkommen typisch für einen Co.
    Mein Tipp an Dich:

    Halt Dich fern von Deinem Ex(?). Meilenweit.
    Sonst wirst du dich tatsächlich bald in der Co-falle wiederfinden, und dann wird das aussteigen erstrecht schwierig.

  • Hallo Eloise

    Willkommen hier.
    Ich würde sagen, dass das total typische situation ist.
    Das einzige was ich Dir raten kann ist, renn so schnell Du kannst...
    Tut mir leid dass ich nichts anderes sagen kann.

    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Hallo Eloise,

    willkommen hier im Forum.

    Ich möchte mich meinen Vorschreiberinnen anschließen, buche es für dich ab als Erfahrung. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

    Zitat

    Ich würde ihr auch gerne sagen....

    Körpersprache ist auch eine Sprache. Manchmal muß man gar nicht so viel reden, sondern einfach Fakten schaffen, das spricht für sich. Eine 14jährige wird sich ihr Bild schon selbst gemacht haben und ihre Schlüsse ziehen. Dasselbe mit dem Bruder, warum da nochmal hingehen...

    Abstand ist das Zauberwort.

    Sag, ist das das erste mal, daß du mit einem Alkoholiker zu tun hast? Ich selber bin erwachsenes Kind von einer alkoholkranken Mutter und irgendwann mal bin ich auch in eine Beziehung zu einem Alkoholiker reingeraten. :? Nach 3 Monaten habe ich das beendet, es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • war eben bei ihm, habe noch meine Habseligkeiten geholt und seinen Hausschlüssel zurück gegeben.
    Ironie der Geschichte vorher war ich bei der SHG, danach fuhr ich zu ihm..
    Ich habe ihm Broschüren über die Suchtberatung dagelassen und ihm gesagt, wenn er die Suchtberatung aufsucht darf er sich gerne bei mir melden.
    Es fiel mir sehr schwer, aber im Wissen wenn ich nichts Unternehme, bleibt alles beim Alten.
    Immer dieses Ziel vor Augen, habe ich ihm in Ruhe alles zu erklären versucht. Aber es kamen nur Vorwürfe von ihm, jetzt verlässt du mich auch ich habe mich so in dir getäuscht etc. etc.
    es hatte mir schier das Herz zerissen.
    Aber ich schaute ihn an gab ihm einen Kuss und verabschiedete mich. Puuuhhh er stank sehr stark nach Alkohol, richtig eklig.

    Nachdem ich gegangen bin, habe ich seinem Bruder eine SMS geschrieben, dass ich ihn verlassen habe wegen seinem grossen Alkoholproblem und wenn er sich bei einer Suchtberatung meldet, dann eine Chance sehe.

  • Hallo Eloise,

    wenn - dann - Beziehungen laufen meiner Erfahrung nach nicht.


    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • ich finde meine Situation insofern A-typisch, dass es eine neue Liebe ist.


    @ Linde warum fragst du das?
    ja es ist meine erste Erfahrung mit einem Alkoholiker. In meiner Familie gibt es niemaden, aber in meinem Bekanntenkreis hat es zwei Ex-Alkoholiker.

  • Hallo Eloise,
    das:

    Zitat von Eloise

    ich finde meine Situation insofern A-typisch, dass es eine neue Liebe ist.


    verstehe ich nicht. Mein Ex war auch eine neue Liebe. Und bei mir fing es genauso an wie bei dir.
    Heute weiß ich, dass Ultimaten, wie Du Deinem Freund eines gesetzt hast, absolut gar nichts bringen.
    Weil der Alkoholiker, wenn er ÜBERHAUPT aufhört, gar nicht freiwillig aufhört zu trinken. Die Erfolgsaussichten liegen bei Null, wenn er es nicht VON SICH AUS will.

    Und mal ehrlich: was bezweckst du damit, wenn du ihn zur Suchtberatung schleppst?
    Damit ist es doch noch lange nicht getan.
    Solltest Du nicht viel eher von ihm verlagen, ab sofort nie wieder einen Tropfen Alkohol anzurühren? Das ist es doch, was Du möchtest, oder?

    Auf den Besuch bei der Beratung lässt er sich bestimmt ein. Ist doch auch gar kein schwerer Schritt. Was ihm viel schwerer fallen würde, wäre ein Entzug, eine Therapie und vorallem: Lebenslange Abstinent. Aber das verlangst Du gar nicht von ihm. Wieso eigentlich nicht? :?:

  • Hallo Eloise,

    weil ich erwachsene Tochter einer Alkoholikerin und eines Co-abhängigen Vaters bin. Ich bin meinem Leben schon mehrmals Beziehungen zu Süchtigen eingegangen.

    Ich habe im Partner das mir als Kind vorgelebte Suchtmuster wiedergefunden.

    Mit einem sucht-freien Partner habe ich solange nichts anfangen können, bis ich mein verinnerlichtes Suchtmuster aufgearbeitet hatte.

    Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Eloise,

    wegen einer Beziehung oder für eine Beziehung wird ein nasser Alkoholiker nicht trocken werden. Das ist eine von den Erkenntnissen (oder auch Erfahrungen), die ich gemacht habe. Ich vermute aus dem bisher Geschriebenen, daß seine Ehe aus demselben Grund in die Brüche gegangen ist.

    Ich weiß, es tut weh zuzusehen, wie sich jemand selbst zu Grunde richtet, mir geht es auch so. Du hast jetzt binnen relativ kurzer Zeit viel erfahren, laß Dir Zeit um das Ganze auch innerlich zu verarbeiten.

    Was mir aufgefallen ist, Du hattest von Anfang an das Gefühl, daß irgendetwas nicht stimmen würde. Als ich meinen Ex kennelernte, hatte ich ein Bauchgefühl, welches gegen eine Beziehung mit ihm war, weil etwas nicht stimmte (nur daß ich nicht wußte was genau). Ich habe mich damals trotzdem auf eine Beziehung eingelassen und bin böse gelandet.

    lg inga

  • hallo desperateS

    nun ja ich schrieb es so weil alle Berichte die ich hier drinnen bis jetzt gelesen habe um langjährige Beziehungen handeln. Darum

    Ja ich weiss es, das ganze funktioniert nur wenn er wirklich will.
    Ich schleppe ihn ja nicht zur Suchtberatung sondern er muss freiwillig dorthin gehen.
    Ich bin noch etwas durcheinander, klar habe ich ihm mehrmals gesagt, dass seine heimliche Sauferei ich nicht mehr toleriere und ich sehe nur eine gemeinsame Zukunft wenn er trocken ist.

  • hallo inga

    auch ich vermute das seine Ehe am Alkohol gescheitert ist. Ich habe ihn mehrmals nach dem Grund gefragt aber erhielt nie eine konkrete Antwort von ihm.
    Ja das liebe Baugefühl :wink: auch ich konnte es am Anfang nicht einordnen.

    Wie Linde schreibt, ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

    Es tut trotzdem weh einen tollen Menschen nahe am Abgrund zu sehen.

  • Zitat von Eloise

    Ich schleppe ihn ja nicht zur Suchtberatung sondern er muss freiwillig dorthin gehen.


    Liebe Eloise,
    muss + freiwillig ist ein Widerspruch in sich. Und wenn er zur Suchtberatung geht, ist das doch nicht freiwillig. Du setzt ihm doch die Pistole auf die Brust, oder?

    Liebe Eloise,
    ich kann nur an Dich appelieren: Bleib auf jeden Fall und in jeder Hinsicht konsequent, sonst drehst Du Dich vielleicht noch ewig im Kreis.

  • Liebe desperateS

    ja ich habe ihm quasi die Pistole auf die Brust gesetzt.

    Ich wusste, mir nicht mehr zu helfen. Angelogen zu werden ist zuviel für mich, das Vertrauen war weg.

    Vielleicht habe ich falsch reagiert, aber ich bleibe bei meinem Entscheid.

  • Liebe Eloise,
    ich habe ja nicht gemeint, dass Deine Reaktion an sich falsch war.
    Es steht mir auch gar nicht zu, darüber zu urteilen.
    Ich kenne nur aus eigener Erfahrung, dass man Ultimaten stellt, obwohl man weiß, dass man selbst nicht konsequent bleibt.
    Oder man stellt eben Bedingungen, die so einfach zu erfüllen sind, wie ein Gang zur Suchtberatung.
    An diesem Punkt war ich nämlich selbst schon ein paar Mal, und einmal ist mein Ex dann sogar tatsächlich hingegangen.
    Und das hatte folgenden Effekt:
    Ich war beruhigt, weil ich etwas durchgesetzt hatte.
    Er war beruhigt, weil er wusste, ich werde jetzt erstmal wieder die Füße stillhalten und ihn weitersaufen lassen.

    Er trinkt übrigens heute noch, nachdem er seine LZT nach einer Woche abgebrochen hat.
    Aber: Das geht mich nichts mehr an! :D

  • Liebe desperateS

    Aus der Suchtberatung und hier vom Forum habe ich gelernt, dass man konsequent handeln muss.
    Der eigenen Gesundheit zuliebe, dies habe ich schnell festgestellt.
    Klar einige Male dachte ich, es muss doch möglich sein, ihm die Augen zu öffnen. Aber je mehr ich hier drinnen las, umso einsichtiger wurde ich. Ich bin nicht besser als alle anderen Co-Abhängigen hier drinnen.
    Konsequentes handeln daraus. Ich kann nichts verändern, dann muss ich etwas ändern.

    ich habe die Beziehung schweren Herzens am Montagabend beendet. Das Angelogen werden war zuviel für mich. Das Vertrauen war weg.
    Ich habe ihm zum Abschied Broschüren der Suchtberatung hingelegt und ihm gesagt wenn er einen Alkoholentzug macht und danach Trocken weiterleben möchte, dann werden wir eine gemeinsame Zukunft haben, da ich ihn sehr liebe und wenn er nüchtern ist ein wunderbarer Mensch ist.

    Zum Abschied habe ich ihn geküsst und ihm alles Gute auf seinem weiterem Lebensweg gewünscht.

    Seinen Bruder habe ich über die Trennung per SMS informiert und auch der Grund warum. meiner Meinung nach ist eine offene und ehrliche Kommunikation das Beste und alles zu vertuschen bringt nichts. Am wenigsten meinem Ex.

    Spät in der Nacht folgte dann eine Mail von meinem Ex. Mit völlig abstrusen und nichtssagenden Sätzen und vielen Vorwürfen, er reagierte sehr empfindlich, dass ich seinen Bruder informiert habe.

    Habe ihm auf die Mail geantwortet und gesagt, dass dies meine letzte Mail an ihn sei. Ich habe ihm in einen sachlichen Ton also ohne Vorwürfe (zumindest Versucht :wink: ), meine Ängste und Wünsche geschrieben.
    Zbsp. Das ich die SB aufgesucht habe und mich in einer SHG angemeldet habe, weil ich mit seinen Agressionen und Wutausbrüchen wenn er getrunken hatte nicht mehr aushielt. das er mein Handeln nicht einmal hinterfragt hat sondern es als lächerlich abgetan hat. etc....

    Er darf sich wieder bei mir melden, wenn er einen Alkoholentzug gemacht hat und sich dem vollen Programm anschliesst und natürlich auch so leben will!
    Er hat mein Vertrauen missbraucht, jetzt muss er mir zeigen ob ich ihm wieder vertrauen kann.

    wie ich das ganze jetzt einschätze, werden wir wohl niemals wieder zusammen kommen. Aber wie Linde so schön schreibt, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

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