Hallo.Ich bin neu hier und habe in der Zwischenzeit bereits viele Einträge gelesen, die mir zeigen, das ich hier sehr richtig bin. Ich habe selten in den Öffentlichkeit darüber gesprochen und war immer darauf bedacht die "heile Welt" mit aufrecht zu erhalten. Ein Fehler,...denn immer wieder kommt alles in mir hoch. Alles erlebte und verdrängte und manchmal habe ich das Gefühl, ich kann einfach nicht mehr. Schwierig die richtigen Worte zu finden, aber ich versuche es einfach mal und fange an.
Ich komme aus einer typisch normalen Familie.Habe einen Bruder und meine Kindheit war in meiner Erinnerung perfekt und wunderschön.Bis zu dem Alter, in dem man langsam "begreift" und sich mit den Eltern auseinander setzt.
Es gab Nächte, da lag ich zitternd mit Herzklopfen in meinem Bett und hörte meinen Vater brüllen und toben,nebenan im Wohnzimmer. meinem Bruder erging es genauso. An ganz schlechten Abenden polterte er ins Zimmer und weckte einen unsamft (man war ja eh schon wach und schlafen stellen brachte nichts). Kaum schlug man die Augen auf überschüttete er einen mit Vorwürfen. Man sei ein ganz schlechter Mensch, was er nicht alles leisten müsste in seinem Leben und wir wären so undankbar.Andere Kinder hätten Talente, bekämen Auszeichnungen und machen ihre Eltern stolz. Wir könnten gar nichts,.... er brüllte und brüllte sich so in Rage...mit hochrotem Kopf und ließ nicht nach, bis man weinte. Das machte alles noch schlimmer. Wenn einer nicht reichte, rannte er brüllend ins andere Kinderzimmer. Dort ging alles von vorne los. Das schlimmste war, das meine Mutter mehr oder weniger hilflos dem Ganzen gegenüber war und nichts unternahm. Wenn er dann erschöpft neben meinem Bett einschlief und mir seine Fahne ins Gesicht blies, holte sie ihn ins Bett. Noch heute bin ich wütend darüber, das sie nie eingriff. Aber wahrscheinlich wäre das ganze dann noch massiver ausgefallen. Es gab Nächte, da wünschte ich mir, ich wäre tot.
Meine Eltern führen noch heute eine glückliche Ehe- die Ausraster meines Vaters ziehen sich seid Jahren hin.Inzwischen weiß ich, er ist mit sich und der ganzen Welt überfordert. Alles ist schlecht. Ich weiß auch, das das eine gute Ausrede ist, um sich zu "belohnen" ...um gemütlich Wein zu trinken um mal zu "entspannen" und weil er/sie dann besser schlafen können. Er erzählt, was er nicht alles leistet, damit man gegen seine "Belohnung" nichts einzuwenden hat....
Vor Kurzem waren sie 2 Wochen im urlaub und riefen regelmäßig betrunken an, wie schön doch alles ist... für mich immer sehr schwer zu ertragen, vor allem, da man auf jedes Wort achten muss, damit die Situation nicht wieder kippt. Ein einziger Kampf.
Selbst als ich noch zu Hause wohnte, traute man sich kaum, die eigene Meinung auszusprechen, aus Angst, er würde wieder ausflippen. Ich kann mich an einen Abend erinnern, da habe ich über eine selten dämliche Werbung im TV den Kopf geschüttelt. Es dauert keine 2 Minuten, da griff er mich massiv verbal an. Ich sei ein Moralapostel,...ich hätte kein recht zu urteilen , .... bis ich platzte. ich schrie ihn an, er solle ruhig sein, ich hätte nichts getan, lediglich diese Werbung für bekloppt gehalten,... ich holte kurz Luft und schloss mich im Bad ein. Sekunden später rüttelte er brüllend an der Tür. Er würde sie eintreten, würde ich nicht aufmachen... ich gab nach und er schoß ins Bad und schubbste mich fast rückwärts in die Wanne. Ich saß auf dem Rand und er brüllte und spuckte beim Reden mit knallroten Augen und war außer sich. In solchen Momenten dachte ich, jetzt schlägt er gleich zu. Das wars....
Während meiner Ausbildung wartete er abends stundenlang auf mich....ich saß zitternd im Auto und wusste was kam. meist war ich erleichtert, wenn er schon auf dem Sofa eingeschlafen war,.... eines Tages zerschlug er neben meinem gesicht den Türrahmen. Auslöser war wieder einmal "Nichts".Ish soll mich verpissen und meine Sachen packen.
es tat so weh ! Meine Mutter half mir bei der Wohnungssuche und schnell hatte ich meine erste Wohnung. Auch dort lauschte ich nächtelang bei Schritten im Treppenflur...mit Herzklopfen,....
Jahrelang hatte ich Panikattacken, Angstzustände...und wusste nicht was mit mir los war...das das alles aufgrund der permanenten Anspannung und Angst kam, wurde mir erst später klar.
Mein Bruder musste "alleine" zu Hause noch einiges durchmachen, zog dann jedoch auch aus und seitdem leben meine Eltern glücklich und zufrieden.
Keiner, der mehr das trinken mitbekommt,... gemütlichen Abenden steht nichts mehr im Wege.
Aber man hört es, am telefon, man merkt es, das sie kaum noch etwas mit uns unternehmen. trifft man sich zum Abend essen sieht man wie K.O beide eigentlich aussehen.... sie achten bewusst auf gute Ernährung und Fitness.... ich denke, das sind alles nur Vorwände sich selbst gegenüber.... um sagen zu können: Wir leben ja gesund. Die Kisten an Wein die sie mit nach Hause schleppen sind reine "Belohnungen" ... und es wird getrunken bis zum Umfallen.
Ich bin froh, das ich es nicht mehr selbst mit erleben muss,...aber mein Vater wird immer unberechenbarer...er ist nicht mehr derselbe,.... auch wenn er stets um uns bemüht ist,ist es doch nur, um sich selbst zu zeigen das er alles im griff hat...
Mir fehlen meine Eltern,...meinem Bruder auch...meine Mutter habe ich schon oft weinend am
Telefon angefleht, sie solle doch den ersten Schritt machen, mein Vater würde wohl kaum alleine trinken auf dauer...sie sagte nichts....und das war mehr als genug.
Ich heulte, und sagte, das es nicht sein kann, das man eine Kiste Wein seinen Kindern vorzieht... sie seufzte genervt...
Ich habe immer das Gefühl, da muss ich doch was machen können... aber die Angst vor dem Gebrülle und der Abwehrhaltung meines Vaters macht es nicht leichter...
ich habe so vieles, was ich ihm sagen möchte, was mir ständig durch den Kopf geht. Man will ihn nicht verletzen, aber man möchte auch nicht weiter mit ansehen das alles noch schlimmer wird. Inzwischen bin ich über 30...mein Leben wird nach wie vor davon beeinflusst. Meine Beziehung ebenfalls. Wenn man Freund trinkt, bin ich innerlich auf 180. Auch wenns nur auf einer Party ist oder mit Freunden. ich reagiere einfach überempfindlich. Ich habe Schwierigkeiten Gefühle zuzulassen, oder mich fallen zu lassen- da ich immer noch das Gefühl habe, ich schaff das alles schon allein.
Ich weiß nicht was ich machen soll. Wie ich mit diesem thema abschließen soll!? Ich weiß, das sie allein für ihr Leben verantwortlich sind...
sie selbst meinen, kein problem zu haben. jedes Jahr trinken sie 3 Wochen mal nichts und wollen sich damit beweisen, jederzeit aufhören zu können. Aber auch das ist typisch für Alkoholiker... das sie aber genau wissen, nach 3 Wochen dürfen sie ja wieder, das verdrängen sie und geben dann wieder richtig Gas.
ich habe keine Lust, eines Tages mit meinen Kindern vor meinen betrunken Eltern zu stehen und alle brüllen sich an... ich möchte noch etwas von meinen Eltern haben und nicht, das sie sterbenskrank werden... was soll denn in der Rente kommen !? "Entspannen" JEDEN Tag !?
Ich wäre froh, über Ratschläge eurerseits - was ihr für Erfahrungen gemacht habt - und danke euch vorab fürs lesen,... es ist länger geworden als beabsichtigt.