Mrs T beschließt zu leben

  • Es gibt nur den Augenblick TT, alles andre ist nur eine Fiktion deines Geistes und existiert nicht wirklich. Ich weiß es braucht lang um das zu verstehen... aber du bist auf einem guten Weg glaub ich. --- Ich les immer bei dir mit. Und ich drück dir die Daumen wünsch Dir alles Liebe und werd weiter mitlesen. Ja? Ich empfehle dir mal Achtsamkeitsübungen (kannste googlen) daß du mehr im Hier & Jetzt dich verankern kannst. Die Vergangenheit ists nicht wert ein Dämon zu sein - sie ist doch weg hm? Eigentlich ist sie nix als eine Vorstellung und eine dumme noch dazu... echt. Ganz LG!

  • Hallo Frank,

    ich freue mich, dass du mir schreibst!
    Zu den Gedanken im Hier und Jetzt: Ich gehe ja zum Yoga. Da bleibe ich aber auch nicht "auf der Matte" Ich gehe gedanklich spazieren. Überlege, was ich zum Mittag möchte, ob ich noch shoppen gehen will..nach dem Yoga. Die Lehrerin sagt, dass man sich auf das Atmen konzentrieren soll, dann kehren die Gedanken zu einem zurück, das klappt aber bei mir nur ganz kurz. Am schlimmsten finde ich das im Kontakt mit Kindern. Ich mag das gar nicht, mit einem Kind zu spielen und gedanklich dauernd abzudriften. Es kommt mir unfair vor, das Kind ist im hier und jetzt und gibt sich voll her. Und ich? Bin woanders.

    Und dann habe ich noch gemerkt, dass Hörbücher mich glücklich machen. Weil ich dann zuhöre und nicht selbst denke. Hinterher merke ich dann, dass alles was ich dabei getan habe, mich glücklich gemacht hat. Selbst Fenster putzen. Einfach weil ich nicht gedacht habe. Das bedeutet ja auch, dass meine Gedanken mich unglücklich und krank machen. Und auch das wundert mich nicht. Sie sind manchmal sehr negativ. Zwar nur kurzzeitig, aber dafür dann so dass ich ganz schwarz sehe.

    Helfen die Achtsamkeitsübungen dabei anders zu denken? Ich merke ja, dass das was ich manchmal so über mich denke, schon fast Körperverletzung ist. Es gibt keinen Menschen über den ich so streng urteile, wie über mich. Glaube, dass ist sehr ungesund. Bewusst ist es mir, bis auf die Hörbücher und das sich tummeln im Warmen (Sauna, Therme, Bäder) ist mir noch nichts begegnet, dass richtig und langfristig hilft.

    Ich wünsche dir schöne Arbeitstage und danke

    LG TT

  • Hallo TT, luscher doch mal in MaryLous Thread rein da hab ich gerad ein bißchen was geschrieben was hier auch gepaßt hätt. Morgen schreib ich dir mehr aber da das länger wird muß ich Handy und Notebook zusammennesteln und dafür bin ich schon zu müde... du bist auf einem richtigen und guten Weg denk ich und manchmal tut der weh: lohnt sich aber. Morgen mehr ok? Gut Nacht und LG

  • Hallo TT,

    Zitat

    Helfen die Achtsamkeitsübungen dabei anders zu denken? Ich merke ja, dass das was ich manchmal so über mich denke, schon fast Körperverletzung ist. Es gibt keinen Menschen über den ich so streng urteile, wie über mich. Glaube, dass ist sehr ungesund. Bewusst ist es mir, bis auf die Hörbücher und das sich tummeln im Warmen (Sauna, Therme, Bäder) ist mir noch nichts begegnet, dass richtig und langfristig hilft.

    Ich habe mir klar gemacht, dass das Stimmchen in meinem Kopf - mein innerer Kritiker - eigentlich nur dazu da ist, mich in alten Gewohnheiten und Mustern festzuhalten - auch wenn etwas bekannt ist, muß es ja nicht gut für mich sein. Mein innerer Kritiker hat viel Ähnlichkeit mit meiner Mutter, redet genauso, benutzt die gleiche Ausdrucksweise und es ist etwas mir sehr bekanntes.

    Ich habe gegengesteuert, indem ich mir auch mal ganz bewußt liebevolle Dinge gesagt habe. An meinem Spiegel z. B. hängt heute immer noch ein Zettel, auf dem ich geschrieben habe: "Du bist gut so, wie Du gerade bist".

    In meiner Anfangszeit habe ich mich manchmal zwingen müssen, gar nichts zu denken. Dabei haben kleine Meditationen schon geholfen und alles, was ich gemacht habe, habe ich versucht mit "Liebe" und Achsamkeit vor meiner Arbeit zu machen. Wenn ich gespült habe, spülte ich nur, sah mir das Geschirr dabei an, meine Bewegungen mit dem Schwamm, versuchte das Wasser und den schaum auf meiner Haut zu spüren. Auch habe ich Geh-Meditation gemacht: ich habe mich zuerst nur auf meine Schritte konzentriert und nach einer Weile war der Kopf schön wattig leer. Heute funktioniert es schon, wenn ich dem inneren Kritiker einfach:"Halt die Klappe" sage. Aber so oft kommt er nicht mehr vorbei.


    Grüßle

    BC

    Auch das warme Duschen hat mir geholfen. Man sagt ja, dass es ein Geborgenheitsgerühl auslöst. Ich sah es so, dass ich mir damit den ganzen Dreck meiner Vergangenheit abwusch.

  • Hallo TT,

    ich wollt Dir ja eigentlich schon früher schreiben aber ich hatte ein paar Probleme mit meinem vorsintflutlichem Internet... egal jetzt funktioniert´s.

    Du schriebst: „Ich merke ja, dass das was ich manchmal so über mich denke, schon fast Körperverletzung ist. Es gibt keinen Menschen über den ich so streng urteile, wie über mich. Glaube, dass ist sehr ungesund.“ Das ist in der Tat nicht gesund; vor allem, weil Du – wie ich es rauslese – weniger über den Menschen urteilst, der Du jetzt bist und mehr über die frühere, trinkende TT. Dabei kann natürlich schnell aus dem Blick geraten, was Du alles schon erreicht hast in den Monaten Deiner Trockenheit, ganz banal für Deine Gesundheit, aber auch an Kraft, die Probleme, die aus der nassen Zeit übriggeblieben sind, nun anzugehen. Und das ist doch sehr sehr viel – es sollte in Dein Selbstbild einfließen, ganz einfach weil Du das verdient hast.

    Ein Leben oder weite Teile davon zu „reparieren“ dauert eben ziemlich lange; um so wichtiger ist es, die kleinen Schritte auf dem langen Weg sehen und wertschätzen zu können (ich hab dabei immer wieder tolle Inspirationen in dem, was silberkralle so schreibt gefunden, vor allem wenn er schildert wie er sich über die Natur freuen kann). Bei mir selbst ist es z.B. so, daß ich nach Jahren, in denen ich das nicht mehr konnte weil ich immer betrunken oder verkatert oder todmüde war, wieder lesen kann – eine meiner größten Leidenschaften (und auch so eine Tätigkeit, während der das Grübeln, das mir auch gut bekannt ist, keine Chance hat – wie bei Dir vielleicht während des Hörbuchhörens).

    Achtsamkeitsübungen helfen nicht so sehr dabei, „anders“ zu denken. Aber sie helfen dabei, sich nicht mehr so sehr im Gestrüpp der eigenen Gedanken und Grübeleien zu verfangen, sie erleichtern es, sich aus den negativen Gedanken heraus immer wieder mehr in der tatsächlichen Realität zu verankern und nicht hilflos in einem destruktiven Gedankensumpf zu versinken. Dieses Versinken passiert mir auch heute noch immer mal wieder... aber ich merke es schneller und kann leichter wieder daraus hervorkommen.

    Als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal mit dem Thema „Meditation“ in Kontakt gekommen bin geschah das über ein Buch, das ich heute noch als wertvoll empfinde – nix Buddhistisches oder überhaupt nur in weiterem Sinne Religiöses. Es wurde von zwei Hamburger Psychotherapeuten geschrieben, Lütz Schwäbisch und Martin Siems, und heißt „Selbstentfaltung durch Meditation“. Vielleicht hilft Dir das ein bißchen weiter, es steht auch sonst viel Wissenswertes und Wertvolles darüber drin wie wir Menschen ticken und welche beinahe unerschöpflichen Entwicklungspotentiale wir alle haben wenn wir uns nicht in letztlich irrealen Gedankenketten verirren.

    Ich wünsche Dir viel Kraft auf Deinem Weg der sich so sehr lohnt! LG Frank

  • Hallo Frank, hallo Forum.

    ja, ich weiß nicht. Es ist ja so, dass ich mich über sehr vieles freue. Also meine Stimmung ist nicht : Blöde ungerechte Welt. Wenn ich in der Natur spazieren gehe, empfinde ich erst Freude, dann wieder der Gedanke "Wer weiß, wie lange du noch spazieren gehen kannst."

    Meine Stimmung ist: Was könnte passieren, wenn ich um die nächste Ecke gehe? Erwartung: Das Allerschlimmste. Ich habe seit einem Monat fast ständig Angst. Vor Fehlern, die ich machen könnte, und die mein gerade neu erwachtes Leben zerstören könnten. Vor Menschen, die mir Schlechtes wollen. Angst zu sterben, meine Familie zu verlieren usw. Angst vor der Zukunft gepaart mit einem riesigen Misstrauen vor mir selbst. Ich fühle mich wie eine lebende Unzulänglichkeit. Das Gespür dafür, etwas auch gut zu machen, ist unter der Angst begraben.

    Ich denke jetzt schon 'Rühr nichts an, entscheide nichts, es sowieso wieder für irgend jemand verkehrt und bringt dich, wenn nicht heute, dann in 5 Jahren bestimmt in kaum lösbare Schwierigkeiten.

    Dieses ganze Gefühls-Angst-Konstrukt ist vor einem Monat aufgetaucht und lässt mich seit dem nicht mehr los.

    Ich habe das Gefühl, etwas verloren zu haben. Bevor ich mich dazu entschieden habe, ehrlich zu leben, war ich lässig.

    Ich habe mir meine Geschichten selbst geglaubt. Ich habe Stein und Bein geschworen, dass das was ich mir da zurechtgelegt habe, alles so stimmt.
    Und dazu eben das unterschwellige Unbehagen.

    Und jetzt ist das unterschwellige Unbehagen an der Oberfläche. Die verdrängte Angst ist das alles beherrschende Gefühl.

    Ich gehe ja jetzt zur Therapie und habe auch gesagt, dass ich gerade dauernd Angst habe. Aber keine Panik. Vor Spinnen, oder Bus fahren oder so. Nein, Angst vor mir, weiterzuleben, und dass ich verlieren könnte, was ich habe. Als Strafe für meine Fehler in meiner Vergangenheit, sozusagen. Dass ich eben keine gute Zukunft verdient habe.

    Weiß nicht, ob das jemand kennt.

    Lg TT

  • Mir hat mal jemand gesagt, dass (mir) das Allerschlimmste doch schon längst passiert ist.
    Gestern.
    Aber nicht heute. Nicht morgen. Nicht jetzt.
    Vielleicht hilft dir das ja auch!

    LG!

  • Hi Schnuffig,

    ich weiß nicht...ich mache jetzt immer noch die gleichen Fehler, wie während des Trinkens. Nur kann ich sie jetzt korrigieren, während ich sie trinkend verdrängt habe (Kopf in den Sand, abtauchen). Nur..habe ich die Fähigkeit zur Korrektur? Auch welchem Holz bin ich geschnitzt? Ich meine, es können schreckliche Dinge passieren. Einem Familienmitglied könnte etwas zustossen. Ich bin absolut unsicher, ob ich dem Leben gewachsen bin. Ich könnte einen Unfall haben, so wie es dem Wetten dass Kandidaten ergangen ist. An den jungen Mann denke ich ganz oft. Wie stark eine Seele sein muss. Aus einem Sport-Ass wird ein Querschnittsgelähmter. Und er schafft das. Er kämpft.

    Ich fühle mich so schwach. Nicht in Bezug auf das Nicht-Trinken. Das schaff ich. Seelisch fühle ich mich schwach. Das war schon immer meine Achilles-Ferse. Ich traue mir wenig zu, glaube nicht an mich, fühle mich unwirksam. Andere sehen mich ganz anders. Viel stärker.

    Und das war schon vor dem Trinken so. Also das ist nicht durch den Alkohol entstanden. Ich spüre es jetzt einfach "nur" wieder. Es ist schwer auszuhalten. Es ist eine Leerstelle in der Seele. Da sollte etwas sein. Zuversicht. Sich mit den anderen Lebewesen verbunden fühlen. Ein tiefes Wissen, das alles gut wird. Das alles gut ist. Allein und eins sein. Ich weiß, dass das in die leere Stelle gehört. Aber es ist da nicht. Da ist nichts.

    Ich habe mir jetzt Zettel mit Sätzen geschrieben, die mir sagen, was ich nicht spüre. Eine Art "Pflaster für die Leerstelle"
    Ich habe sie an den Spiegel geklebt, kann sie in die Tasche stecken...vielleicht hilft es.

    LG TT

  • Hallo Two Times!

    Schau mal ganz genau hin! In unseren Breitengraden war der Großteil der Todesopfer entweder betrunken oder mit Betrunkenen zusammen.
    Am Anfang meiner Trockenheit habe ich die Todesmeldungen noch ausgeschnitten aus der Zeitung, wissend, dass das Leben bei mir keine Ausnahme macht, wenn ich weiter trinke.
    Sosehr in Sicherheit wie jetzt warst du noch nie.

    Bei den Familienmitgliedern gibst du dir selbst die Antwort, denn auch deine wären vielleicht so stark wie der junge Mann den du bewunderst und eine Bereicherung!

    Weiches Holz ist biegsam. Es hat dadurch eine ganz andere Art von Stärke als hartes Holz.
    Ist aber deswegen noch lange nicht unwirksam.
    Es kommt auch darauf an, wer es in die Hand nimmt.
    Um dich herum sind Leute, die dich so wie du wirklich bist nicht sehen können!
    Warum sollte das alles nur an dir liegen?

    LG!

  • Hi Schnuffig!

    Ja, ich bin sehr sicher, du hast Recht in Bezug auf die Opfer in Kombination mit Alkohol.

    Aber in Bezug auf meine subjektive Realität ist es so, dass ich aus diesem behüteten alkoholdurchtränkten Irr-Glauben "Mir passiert schon nichts" in das andere geradezu panische "Mir kann alles passieren" Extrem verfallen bin.

    Ich bin ratlos. Ich habe bei allem Schönen, bei allem Genuss und intensiver Freude ständig vor Augen, dass der Moment, der Tag vergänglich ist. Ohne das nahezu jeder Tag von einer rationierten Portion Alk verzerrt betäubt und beendet wird, ist mir das Leben auf einmal "zuviel".

    Mit dem Alkohol war die Perspektive so, dass ich dachte, ja sowieso keine zu haben, ich war wütend, weil ich nicht aufhören konnte und habe also nicht weitergedacht als bis zu dem Tag X, an dem ich schaffe, ihn lozulassen. Das war mein rationiertes portioniertes "morgen höre ich auf" Leben.

    Jetzt liegt es täglich vor mir und ich habe Angst, dass mir der Himmel auf den Kopf fällt.

    Negative Gedanken, die aus der Angst entstehen. Dann schaue ich mir meine aufgeschriebenen positiven Sätze durch und sammle wieder Kraft. Hin und her.

    Seit der Alk weg ist, kommen die Menschen mir wieder näher. Auch das ist verwirrend. Aber zumindest positiv verwirrend. Die Angst ist ätzend.
    Sie frisst einen. Das stimmt einfach irgendwie.

    Lg TT

  • Guten Morgen TT,

    ein Problem das, glaube ich, sehr viele Menschen haben die lange getrunken und ihre inneren Spannungen mit Alkohol unterdrückt haben ist, daß wir ja durch das Trinken unser Gehirn vollkommen durcheinandergebracht haben indem wir es künstlich mit (erstmal angenehmen) Botenstoffen überschwemmt haben. Die fehlen nun. Das Belohnungszentrum ist durcheinander, alles muß sich erstmal wieder einpendeln und normalisieren – und das dauert seine Zeit...

    Aber es passiert, langsam aber sicher, doch. Ängste auf diesem Weg kenne ich gut (bei mir beziehen sie sich gerne auf meinen Beruf: kann ich das noch? Werde ich versagen? Ist mir der Kontakt zu Anderen zu viel?...etc.pp.), aber KEINE dieser Ängste hat sich bewahrheitet – alles war (und ist, manchmal) pures Kopfkino.

    Meine Erfahrung ist: Trockenbleiben an und für sich führt langfristig dazu, daß sich mehr und mehr auch seelische Gesundheit einstellt, auch, wenn es sich zunächst andersherum anfühlen mag. Ich bin sicher daß es Dir nicht anders gehen wird. Und ich wünsche Dir Mut und Geduld auf diesem Weg – tu Dir soviel Gutes wie Du kannst!

    Einen schönen Sonntag (Regen hin, Wind her) und LG wünscht Frank

  • Hallo Two Times!

    Zitat von TwoTimes


    Aber in Bezug auf meine subjektive Realität ist es so, dass ich aus diesem behüteten alkoholdurchtränkten Irr-Glauben "Mir passiert schon nichts" in das andere geradezu panische "Mir kann alles passieren" Extrem verfallen bin.

    Vielleicht hilft es ein kleines bischen wenn ich Dir schreibe, das es mir ähnlich geht. Besoffen habe ich jedes Gewitter gefeiert, Party gemacht, Naturgewalten haben mich fasziniert und ich hätte nackt im Garten tanzen können mit Blitzeinschlag rechts und links neben mir.

    Jetzt, trocken, habe ich auf einmal Angst bei Gewitter - richtig doll, bin verunsichert und sogar leicht panisch.

    Ich versuche das neutral zu sehen und erstmal abzuwarten. Garcia schrieb es ja schon, der Gehirnstoffwechsel muss sich erstmal umstellen. Das dauert leider länger... aber es werden ja sekündlich neue Verknüpfungen geschaffen durch das neue erleben.

    Hab einen schönen Sonntag!

    Gruß
    rote Bete

  • Hi TT, Du hast das echt sehr sehr gut ausgedrückt, auch das was rote Beete dazu schreibt, trifft mich auch 100 Pro. Auch ich glaube daran, dass es einfach dauert bis sich ein Gleichklang der Gefühle wieder einstellen kann. Das Extreme war bei mir gefühlt normal, von Events bis Partnerwahl nichts war aus heutiger Sicht normal bzw. Besser gesagt gesund. Vieles hat sich im Fühlen geändert in mir und ändert sich noch. Ich finde es nicht mehr langweilig wie früher sondern höchst spannend. Geduld wird immer mehr meine Maxime, unspektakulär..früher undenkbar. Herzlichen Grüße und einen schönen Sonntag consuela

  • Hi TT!

    Die , deine, "subjektive Realität", die beschäftigt mich hier gerade.
    Denn da wohnt ja deine Angst. So wie wenn man die Kellertür zusperren geht und sich sicher ist, dass dort etwas lauert.
    Bis man es wagt, genau in die dunklen Ecken zu sehen, zu schauen wie sie in Wirklichkeit sind - monsterlos. Nur Ecken.
    Ohne Angst kein Mut.
    Ohne genaues Hinsehen Unbehagen.
    Ohne beherztes Angreifen mit den eigenen Händen ein Gefühl von allzu schneller Vergänglichkeit.
    Keine Leichtigkeit ohne die Ohren.
    Mag schon sein, dass sie fressen kann die Angst. In die Wirklichkeit kann sie sich nicht fressen.
    Da verstellt ihr der Mut den Weg. Den gibt es nämlich wirklich.
    Und der kommt. Mit der Zeit!

    LG!

  • glück auf tt

    Zitat von TwoTimes

    Dann schaue ich mir meine aufgeschriebenen positiven Sätze durch und sammle wieder Kraft.

    das is gut. aber offenbar zu wenig?
    was hältst du davon, auch deine ängste aufzuschreiben? und von zeit zu zeit nachzugucken was davon tatsächlich passiert is?

    schöne zeit - kraftpäckl - umärmelung

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hey TT,

    das kommt mir alles sehr bekannt vor. Durch mein jahrelanges Trinken wusste ich irgendwann auch nicht mehr was nun gut und was schlecht ist. Ich hatte nach meiner Therapie dann eine Art Helfersyndrom entwickelt und wollte jedem helfen dem ich kann.
    Dass ich aber zuerst mal mir selbst helfen muss konnte ich in dem Moment nicht verstehen. Heute fällt mir das sogar noch schwer und fühle mich noch für manches verantwortlich für das ich es gar nicht bin.
    Ängste habe ich auch entwickelt. Früher war mir alles egal, es wird schon gehen. Wenn nicht auch nicht schlimm.
    Heute habe ich Angst was passieren könnte wenn ich nochmal Trinke, habe Angst etwas zu verlieren (Job, Freund, etc), habe Angst etwas falsch zu machen... da sind plötzlich ganz viele Ängste gekommen mit denen ich langsam umgehen lernen muss.
    Lass dich mal feste drücken und halte weiterhin durch :)
    Liebste Grüße
    Verena

  • Hallo,
    vielen Dank, dass ihr eure Erfahrungen mit mir geteilt habt. Das ich mit meinen Ängsten nicht allein bin, tröstet mich und es hilft mir damit umzugehen.

    Heute ist der erste wirklich gute und nicht-panische Tag seit Wochen. Grund: Ich habe für eine Angelegenheit, die mich belastet hat, jemand gefunden, der sich damit gut auskennt.
    Ich habe es losgelassen und muss nicht mehr in einem Sachgebiet "querlesen" von dem ich nichts verstehe. Ich fühle mich von einem tonnenschweren Gewicht befreit.

    Das war in letzter Zeit Thema. Seit ich nicht mehr trinke und keinen Partner mehr habe und praktisch meine Familie komplett allein verantworte, sind diese anderen Menschen: Ärzte, Handwerker, Juristen, Steuerberater, Klempner etc. sehr wichtig geworden. Wenn es mir nicht mehr egal ist, was wird und ich keine Schulter zum anlehnen und niemand zum besprechen und abstimmen mehr habe, brauche ich sie. Mehr denn je. Ich kann nicht alles allein machen, ich brauche Unterstützung.

    Und es ist dennoch übertriebene Angst darin, für meine Begriffe. Wegen eines handwerklichen Problems im Haushalt zum Beispiel muss ich nicht einen halben Tag Herzrasen haben. Es ist wahrscheinlich wirklich neues Lernen. Die Mitte finden. Ich brauche wohl noch viel Sicherheit, dass ich das jetzt auch wirklich weiterhin so mache und die Dinge gleich in Angriff nehme und nicht wieder den Kopf in den Sand stecke und die Dinge schleifen lasse oder flüchte.

    Euch ganz liebe Grüße
    TT

  • Hallo Two Times!

    Ich bin zum Beispiel meiner Mutter wieder ein ganzes Stück näher gekommen seit dem ich nicht mehr trinke und merke plötzlich wie alt und zerbrechlich sie doch mittlerweile geworden ist. Dann stelle ich mir die Momente vor in denen sie für mich das war und die guten die wir früher hatten und denke wie es wohl sein wird wenn sie eines Tages nicht mehr da ist. Wie es wohl sein wird wenn ich später mal an ihrer Wohnung vorbei gehe, in der schon seit langem jemand anderes wohnt. Das macht mich sehr traurig und es macht mir auch Angst. Wenn ich später mal alt bin und ganz alleine auf meinem Balkon stehe, keiner mehr da...

    Es macht uns menschlich dass wir über den Tod nachdenken. Erst das macht uns überhaupt zu Menschen. Es ist wahrscheinlich das schwierigste Thema überhaupt und Angst gehört dazu.

    Die Zeit in der wir uns mit Alkohol betäubt nicht ersthaft über solche Sachen Gedanken machen konnten ist vorbei und wir begreifen dass es nüchtern erstmal sehr viel schwerer ist sich mit dem Leben auseinanderzusetzen, wenn man Gedanken mit in den Schlaf nimmt um sie am nächsten Tag weiterzuführen, weil sie zu komplex sind...

    Jetzt bin ich etwas durcheinander gekommen und weiß nicht weiter, sorry ;)


    lg maik

  • Hallo Maik, hallo Forum!

    Bezüglich des Bewusstseins, dass jedes Erleben endlich ist und das sterben zum leben gehört, fühlt es sich für mich noch nicht stimmig an. Wenn ich etwas genieße..und das klappt sehr gut, überfällt mich für meinen Geschmack zu schnell eine Traurigkeit. Ein Bewusstsein, dass das "Jetzt" schon wieder vorbei ist. Die Familie, die gerade noch zusammen gelacht und sich umarmt hat...wieder abgereist. Das Kind, dass ich gerade noch im Arm hatte...muss ich schon wieder loslassen.

    Mir macht das Angst. So schnell...alles ist so schnell vorbei. Wenn ich abends drei Piccolo getrunken habe, habe ich darüber nicht mehr nachgedacht...weg damit. Weg mit dem Bewusstsein. Party. Immer was zu feiern.

    Und wie gehe ich jetzt damit um? Reicht es, zu akzeptieren, dass ich es nicht ändern kann? Lebe ich mit meiner Fähigkeit Schönes zu sehen und genießen zu können und fast gleichzeitig melancholischen Art, das Leben zu sehen? Kann ich glücklich nur mit traurig im Gepäck empfinden?

    Ansonsten geht es langsam wieder besser mit mir. Ich habe jetzt auch wirklich viel geredet, im realen Leben und fühle mich nicht mehr einsam.


    Lg TT

  • glück auf tt

    Zitat von TwoTimes

    ... dass das "Jetzt" schon wieder vorbei ist. Die Familie, die gerade noch zusammen gelacht und sich umarmt hat...wieder abgereist.

    stimmt schon irgendwie - weg sind sie fix wieder, aber vorm winkewinke haben sie doch eine ganze woche lang mit mir gelacht (und ich hab fotos oder n video davon). das schöne "jetzt" dauert manchmal ziemlich lang.
    ja - der sonnenaufgang is nach 5 minuten vorbei der sonnenuntergang auch - aber in den 10 stunden dazwischen kann ich die herbstlandschaft geniesen. (anschliesend kann ich mich auf n nächsten tag freuen.)

    Zitat von TwoTimes

    Ansonsten geht es langsam wieder besser mit mir. Ich habe jetzt auch wirklich viel geredet, im realen Leben und fühle mich nicht mehr einsam.

    schön.


    schöne zeit - umärmelung

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

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