Kopfhoch und nach vorne schaun!

  • Hallo,
    Ich bin neu hier, ich bin Alkoholiker, 46 Jahre alt, (noch) verheiratet, habe 2 sehr liebe fast erwachsene Kinder, trank bis letzten Samstag täglich Bier, manchmal nur 2 halbe, oft aber mehr als 7 halbe Liter, erschreckenderweise auch beim Fahren im Auto. Mein Führerschein war permanent in Gefahr, und dabei bin auf den wirklich angewisen !
    Mein Alkoholproblem hab ich schon vor einiger Zeit erkannt, aber die Angst vor der Abstinenz (denn ich habe nach mehreren Trinkpausen erkannt, daß es nur so geht), war immer grösser als der einfachere Weg, weiter zutrinken. Insgeheim wusste ich, irgendwann wird der Tag kommen, da wird sich das alles rächen, da wirst du Farbe bekennen, da wirst du entscheiden müssen, wohin du gehen wirst. Dieser Tag war am letzten Sonntag morgen, als mir meine Frau einen langen Brief geschrieben hat, und mir einige meiner Eskapaden aus den letzten Jahren vor Augen geführt hat und beschrieben hat, wie sie sich fühlt. Für sie kommt nur eine Trennung in Frage....
    Das sollte jetzt erst mal reichen, ich will niemanden zu texten, ich habe Zeit genug......
    Ich lese mittlerweile mehrmals täglich hier im Forum und hätte nie gedacht, daß mir das soviel bringen könnte. Ich bin unendlich dankbar, daß es dieses Forum gibt. Ich will nicht übertreiben, aber vielleicht hat das hier mein Leben gerettet.
    Gruß und
    Kopfhoch

  • Hallo Kopfhoch,

    ich freue mich, das du zu diesem Forum gefunden hast und heiße dich herzlich willkommen hier. Auch mir hat das Forum sehr geholfen und tut es nachwievor, ich schreibe zwar nicht so viel, aber ich lese fast täglich hier und so bleibe ich am Thema dran und ich denke, das ist ganz ganz wichtig!!
    Wünsche dir einen guten Austausch und viel Kraft und Mut für die nächste Zeit, herzliche Grüße von Lena

  • Hallo Kopfhoch!!

    Schön, dass Du in dieses Forum gefunden hast. Texte ruhig, dafür ist dieses Forum da und es hilft ungemein :)

    Auch mir hat das Lesen und Schreiben hier sehr geholfen und das ist immer noch so. Es ist ein tägliches Ritual geworden. So setzte ich mich täglich mit meinem Ziel, dem Trockenbleiben auseinander.

    Wünsche Dir viel Kraft und einen regen Austausch

    Pink-Lady

  • Danke für die freundlichen Begrüssungen, es tut ziemlich gut zu wissen, daß man hier eine geistige Heimat hat. Die Geschichten einiger Leute hier habe ich teilweise gelesen und bewundere euren Mut und Zuversicht. Euch alle einen schönen Abend noch, bis morgen, dann gehts weiter. Einen Tag nach dem anderen.....
    Gruß
    Kopfhoch

  • Yeah, das ist doch auch mal was! Bevor ich mich entschlossen hatte, keinen Alkohol zu trinken, beschloss ich auch etwas gegen mein, naja, nicht dramtisches, aber doch Übergewicht zu machen. Also, Ernährung umgestellt, viel Salat, aber trotzdem auch Fleisch und Wurst, kein Brot oder Zucker, ....Resultat per heute morgen: 5 kg abgenommen in 5 Wochen !!
    Man sollte in so einer Situation, in dem sich ein Alkoholkranker befindet, sicher nicht zuviel zu schnell und radikal umstellen, aber alles was mir ein gutes Körpergefühl liefert und mich zufrieden sein lässt, ist mir herzlich willkommen ;)
    Gruß
    Kopfhoch

  • Einen schönen guten Morgen Kopfhoch,

    ich möchte dich ganz herzlich begrüßen.
    Nun ja,...du hast schon einiges hier gelesen, und dir ist aufgefallen dass Trockenheit kein Ding der Unmöglichkeit ist, und...dass die Lebensqualität steigt.
    Es ist nichts Geheimnisvolles daran, und keine Zauberei.
    Jedoch Arbeit, die von Ehrlichkeit und Offenheit lebt.
    Mich freut dass du den Weg in unseren SB Laden gefunden hast.
    Bediene dich an dem reichhaltigen Angebot.

    Einen guten und trockenen Austausch wünsche ich dir

    Lito :wink:

  • Hallo Leute, hallo, Litertour,
    Komm gerade zurück von meiner Radtour, das hat mal wieder richtig gut getan. Wie heißt es so schön: you can't buy happiness, but you can buy a bike and that's pretty close :)
    Litertour : du hast recht, es ist keine Unmöglichkeit trocken zu leben, es ist halt harte Arbeit. Ich erinnere mich heute mal an das Jahr 2006, da war gerade die WM in Deutschland und ich beschloss, nach langem Überlegen und guter Vorbereitung mit Nikotinpflaster und Nikotinkaugummis mit dem Rauchen aufzuhören. Zur WM aufhören? Wo zum Bier doch unbedingt die Zigarette dazugehört? Ja, genau! Das war schön ne harte Nummer, aber letztendlich rauchte ich wirklich am Vorabend des Eröffnungsspiels meine letze Zigarette. Heute kann ich sehr gut damit umgehn, wenn ich nur Zigarettenrauch rieche, drehe ich mich schon weg. Wird es mit dem Alkohol genauso sein? Ich glaube, ich bin überzeugt, das wird schwerer. Ein Therapeut hat mal gesagt: mit dem Trinken ist es wie mit dem Radfahren, das verlernst du nie!!
    Gruß
    Kopfhoch

  • Hallo Leute,
    Nichts trinken reicht nicht. So heißt es immer, und natürlich liegt da viel Wahrheit drin. Auch ist es nicht gesagt, daß sich die ganze Situation und der Streß mit der Familie in Wohlgefallen auflöst, wenn man nichts mehr trinkt. Ok, man hat den klareren Blick auf die Probleme, aber eine Lösung ist deshalb noch nicht unbedingt nähergerückt. Im Gegenteil, man fängt an zu denken, jetzt mach ich doch alles richtig, und trotzdem läuft nichts so wie ich das will!
    Puh, da heißt es , Nerven behalten, nicht durchdrehn... Ich atme einfach mal durch und denke, du kannst es nicht aufhalten, es kommt wie's kommen muß.
    Ich hab den halben Tag damit verbracht im Forum zu lesen, konkret um die Geschichte einiger Menschen, bei denen - so wie bei mir - eine Trennung ansteht. Und wie sie damit umgegangen sind. Für mich ist das extrem schwer, teilweise habe ich richtige Panik davor, ich müsste unsere gemeinsame Wohnung verlassen. Woher kommt diese Angst? Kann ich nicht loslassen? Hab ich angst davor allein zu sein, abends in irgendeiner halb eingerichteten kalten Wohnung? Alles das kann ich nur mit ja beantworten. Aber ich will auch auf ihre Forderung eingehen um ihr zu zeigen, daß ich sie ernst nehme und ihre Gefühle verstehe!
    Es wäre halb so schlimm, wenn alle diese Dinge, die vorgefallen sind, ich bei klarem Verstand und aus Gründen, die man rational nachvollziehen kann, getan hätte. Aber genau das ist ja nicht der Fall! Ich kenne diese Person nicht, die so gesoffen hat, will mit ihr nichts mehr zutun haben, und doch steckt sie in meiner Haut! Ich fühl mich teilweise schizophren, wie soll ich das meiner Frau erklären, wenn ich es selbst kaum verstehe??
    Gruß
    Kopfhoch

  • Hallo Kopfhoch,

    zunächst ist das Kind ja noch nicht in den Brunnen gefallen, oder habe ich etwas falsch verstanden/nicht richtig gelesen ?

    Angst ist durchaus angebracht, auch Tränen, Wut, Schmerz, etc.
    Panik jedoch nicht.
    Nichts unterdrücken, und den Starken mimen.
    Ganz besonders auch vor dir selbst nicht.
    Kanalisieren solltest du dies an einem Kopfkissen, Sandsack, im Wald es laut rausschreien.
    Alles ist erlaubt, solange niemand zu Schaden kommt ( weder physisch, noch psychisch) !!!
    Somit lässt du ein bisschen Druck ab ohne jemanden zu gefährden.
    Hilfe, z.B. Psychotherapie, SHG's, usw. hilft durch reden reden reden.
    Ich weiß, man fühlt sich wie in einem schlechten Traum.
    Alles erscheint so unwirklich.
    Bist du gläubig ?
    Dann bete, so wie dir der Schnabel gewachsen ist.
    Momentan kann man es sich gar nicht vorstellen, dass das Leben wieder lebenswert wird.
    Aber glaube mir lieber Kopfhoch --- es wird !
    Hab Geduld, und Nachsicht.

    Lito

    ( komme von weit unten, habe mich nach oben gewurstelt, Ehe + 3 Kinder + Haus gebaut, vor 6 jahren wurde ich auf meinen Antrag hin geschieden weil ich es meiner Familie nicht mehr zumuten wollte. Der Enderfolg? Alle wandten sich ab, alles brach zusammen. Nur noch mit meinem Ältesten habe ich noch sporadischen Kontakt. Aber eines weiß ich. Den Kindern gehts gut - Das ist die Hauptsache. Ich wurde auch belohnt. Mein Gewissen ist mein Lohn)

    Dies ist kein Allheilmittel, sondern war mein Weg in extremer Kurzform.
    Solltest du davon etwas brauchen, so packs auf deinen Teller :wink:

  • Hallo Lito,
    Im Brunnen liegts noch nicht, das Kind. Ob's da reinfliegen wird, wird sich nächste Woche entscheiden. Bis dahin, naja, hab ich noch Galgenfrist. Und diese Unsicherheit ist nicht eben leicht zu ertragen. Was soll's, warum sich heute über Dinge aufregen, die noch nicht akut sind. Ich habe einiges gelesen im Forum, und es scheint mir für viele ein Problem zu sein, nicht zu wissen, wie alles in 4 Wochen, 3 Monaten oder einem Jahr aussieht. Ich denke wohl auch darüber nach, aber ich kann eben auch sagen, was soll's!
    Mit dem Beten ist das so 'ne Sache, meine Erfahrungen mit dem Bodenpersonal des Himmels sind gelinde gesagt bescheiden, wenn da nicht sogar ein Teil meines Problems liegt. Aber das ist ne Geschichte, die hier sicher nicht hingehört.
    Insgesamt merke ich aber nach der ersten alkoholfreien Woche, daß alles einfacher wird: ich hab ein paar Kleinigkeiten erledigt heute, die ich wochenlang vor mir hergeschoben habe. Ich bin entschlußfreudiger und konzentrierter. Vor allem bin ich innerlich erleichtert, daß ich diese Heimlichtuerei mit dem Trinken nicht mehr habe. Ich kann mir im Spiegel in die Augen schaun und sagen: heute warst du ehrlich, zu dir und deinem ganzen Umfeld!
    Schönen geruhsamen Abend und
    Kopfhoch!

  • Hallo Kopfhoch
    Was in vier, fünf Wochen ist? Was in ein, zwei Jahren geschehen ist? – Keine Ahnung.
    Ich habe allerdings Erwartungen und Wünsche daran, was bis dahin geschehen sein kann. Und für die Erfüllung solcher Sehnsüchte bin ich in großem Maße selbst verantwortlich.
    Zu Beginn meiner Abstinenz waren meine weitreichenden Zukunftspläne schwammig verfasst – aus Mangel an Erfahrung mit dem neuen Lebenskonzept.
    Meine nahliegenden Ziele waren umso deutlicher verständlich. Ich habe eine Entscheidung getroffen, was meinen Umgang mit Alkohol betraf. Kein Konsum!
    Aus dieser konsequenten Formulierung haben die weiteren Zielsetzungen im Verlaufe der Zeit Konturen angenommen, sich gelegentlich verändert oder auch ganz neue Gestalt angenommen.
    Aus den kleinen Schritten in eine ungewisse Zukunft und einer angemessenen Trauer um die Vergangenheit, ist eine angenehme Gegenwart entstanden.
    Zukünftiges betrachte ich nicht mehr mit Furcht, sondern mit Spannung.
    Vergangenes betrachte ich nicht mehr mit Wehmut, sondern mit Respekt.
    Und die Gegenwart betrachte ich mit Wohlwollen.
    Du hast heute geschobene Kleinigkeiten erledigt, winzige Erfolge erlebt, deren Tragweite erst in ein, zwei Jahren ihre Größe offenbaren. Bewahre dir diese neuen Erlebnisse und baue auf den vermeintlichen Bedeutungslosigkeiten auf.
    Gute Woche und Kopf hoch - Uwe

  • Hallo, Uwe!
    Meine To-do-Liste wächst bedenklich :) , aber ich lass es langsam angehn und kategorisiere meine Vorhaben in wichtig, dringend und weniger wichtig.
    Erwartungen und Wünsche hab ich sicherlich auch, ich möchte mich da aber nicht hetzen lassen. Im Moment genieße ich einfach mein , ja, neues Leben. Ich denke sehr positiv und freue mich auf die Zukunft, das sind alles Dinge, die ich hier im Forum gefunden habe, danke!!
    Gruß
    Kopfhoch

  • Moin Kopfhoch!
    Ich hab eben Deine Vorstellung gelesen und Dein angefangenes TB.
    Ich möchte Dich ebenfalls hier im Forum herzlich willkommen heißen.
    Du bist sehr reflektiert, analysierst Deine Situationen. Das finde ich sehr gut und ist sicherlich ein großes Hilfsmittel für Deinen trockenen Weg!
    Ich wünsch Dir hier einen guten Austausch!
    Beste Grüße
    drybabe

    never give up

  • glück auf kopfhoch

    Zitat von Kopfhoch

    es kommt wie's kommen muß.

    solang "es" noch kommen wird, kannst du s auch beeinflussen. erst wenns war is "es" vorbei.
    weiß deine frau, dass du hier im forum bist? liest sie ab und zu mit?

    schöne zeit - kraftpäckl - geduldsfadenverstärker

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Wow, da steht ja heute morgen allerhand Neues in meinem Thread, vielen Dank für die Teilnahme, ich werd mich revangieren :) so fängt der Tag schon mal klasse an !
    @ Silberkralle: im Moment ist meine Frau für ein paar Tage in Urlaub, es hätte unser gemeinsamer sein sollen, naja, sie hat dann entschieden alleine zu fahren, das war wohl das Beste. Deswegen auch die aufgeschobene Entscheidung und die Galgenfrist. Ich werd hier nach der Rückkehr sicher erzählen, daß ich eine SHG im Internet "besuche", wo die ist oder den Link werde ich eher nicht mitteilen. Irgendwo hab ich mal von einem "Rosenkrieg" gelesen, der sich dann hier im Forum entwickelt hat, sowas will ich natürlich vermeiden. Da ziehe ich es vor meinen Gesundungsprozess alleine zu machen.
    @ HuiBuh1966: tja, diese Aussage ( du bist doch kein Alkoholiker!) hat mich erst recht in die S****e geritten: Irgendwann glaubst du das gerne selber und dann geht's wieder von vorne los, der Griff zur Flasche ist dann vorprogrammiert. Deshalb halte ich mittlerweile den Punkt Ehrlichkeit und Offenheit in den Grundbausteinen für den Wichtigsten! Vor allem dann, wenn man sich langsam daran gewöhnt hat, wieder "normal" zu leben. Dann kommt der Schlendrian und man steuert unweigerlich Richtung Rückfall. Mir ist es so ergangen, ich kenne jetzt das Dilemma. "Mir ging's doch gerade so gut, und jetzt das!!!" Vielleicht liegt gerade da momentan meine größte Angst.
    Soviel für den Moment, euch allen einen erfolgreichen Tag, Daumen hoch und
    Kopfhoch

  • hallo kopfhoch

    auch von mir ein herzliches wilkommen im forum

    ich habe deine geschichte gelesen, und finde es klasse wie du deinen weg
    gehst.

    toi toi toi

    gruß

    NNGNeo

  • Danke, NNGNeo!
    Das Leben ist kein Ponyhof, wir alle hier wissen das mittlerweile. Aber mit der gegenseitigen Unterstützung ist das alles viel besser auszuhalten, und die Zukunft sieht wieder rosig aus. Ich wünsch dir (und natürlich allen Anderen hier auch), daß du alle Ziele, die du dir gesetzt hast, ohne große Umwege erreichst.
    Gruß
    Kopfhoch

  • Hallo Forum !
    Heute hab ich mal nen ziemlichen Tiefpunkt: es kristallisiert sich heraus, daß ich wohl doch ausziehen muß. Ich hatte eigentlich immer noch gehofft, meine Frau könnte ihr Meinung noch mal ändern, aber die Hoffnung schwindet mit jedem Tag. Problematisch ist halt auch, daß sie im Moment noch in Urlaub ist und wir keinen Kontakt haben. So sitze ich also hier auf heißen Kohlen, schau mir Wohnungsanzeigen an im Internet (was mich völlig deprimiert: alle teuer und , naja, mir gefällts zuhause besser). das zieht mich doch ganz schön runter und ich weiß echt nicht wie's weitergehn soll. Finanziell wird das auch eine Harakiri-Aktion, eigentlich können wir uns ne zweite Wohnung gar nicht leisten. Das ist natürlich kein Argument, aber ohne Kohle geht nunmal gar nix.
    Im Moment fällt mir das schwer, zu sagen
    Kopfhoch!

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