Zufriedene Abstinenz von Alk und Co

  • Hallo nys,

    da Thema "antrainiertes Fehlverhalten" bezieht sich bei mir auf den Umgang mit "negativen Gefühlen" wie Angst, Trauer, Wut, Einsamkeit.
    Ich hatte mir antrainiert - auch durch falsche Prägung in der Kindheit - diese mit Alkohol zu betäuben. Das werde und muß ich umtrainieren.
    Ich habe Alkohol nicht zur Verstärkung positiver Gefühle mißbraucht.

    Da ich zuletzt mit Alkohol ein sehr unzufriedenes Leben führte, ergibt sich das Gegenteil - zufriedenes Leben - schon langfristig von allein durch das Weglassen von Alkohol.
    Ich habe "mein Schicksal" soweit wie möglich wieder in der Hand und das macht mich handlungsfähiger und zufriedener.

    LG Jürgen

  • Hallo mario77,

    Zitat

    Ich versuche zumindest das Beste aus meiner Alkoholsucht zu machen und ich kann mir eigentlich nix besseres Vorstellen, als wenn meine Erlebnisse und Erfahrungen irgendwem anders weiterhelfen können. Mit irgendwem meine ich niemand bestimmten, sondern alle die hier lesen.

    ich denke, die Hilfe, die ich anderen geben kann bezieht sich im wesentlichen darauf, wie ich ( und andere vielleicht ) abstinent bleibe (n).
    Die Beschreibung von Lebenswegen und Situationen dient bestenfalls für die Erkenntnis, daß ich Alkoholiker bin und zur Standortbestimmung für andere, wenn sie sich dort ggf. "wiederfinden".
    Die Frage warum stellt sich für mich nicht (mehr), ich akzeptiere es als gute(!) Tatsache, ich bin dankbar, daß ich das Problem "Saufen" nicht mehr habe.

    LG Jürgen

  • Zitat von Nys

    Zimttee
    Noch ne Frage an Dich: Was wäre wenn Du nicht mehr Co wärst. Dann könntest Du Deiner Mutter anrufen ohne Folgen - oder? Glaubst Du Co ist heilbar? Wenn ja - wo würdest Du bei Dir ansetzen?

    Das Problem an der Sache ist, dass sie meine Mutter ist. Eltern sind ja eigentlich das wichtigste im Leben eines Menschen, Freunde und vllt auch Partner austauschbar. Blöd bei meiner Familie ist, dass alle anderen aktive Cos sind und an ihr kleben. Wenn ich mich distanziere, ernte ich direkt null Verständnis und verliere wohl direkt die Basis.

    Was bedeutet Co-Sein konkret? In meinen Augen bedeutet das u.a., dass ich die Verantwortung für diese Person übernehme, mich um sie kümmere, sie vor sich selbst beschützen und zum Entzug überreden will, mich selbst verliere und meine, irgendwie Einfluss auf sie zu haben.
    Diese Illusion habe ich schon länger nicht mehr. Ich verbringe schon nicht mehr jede freie Minute bei meinen Eltern, habe mein eigenes Leben und trage nur die Verantwortung für mich selbst. Ich will sie nicht mehr vom Trinken abhalten oder bequatschen und habe akzeptiert, dass das ihr Weg ist.
    Momentan geht es mir wieder sehr gut. Aber manchmal, wenn ich bei ihr bin, tut es mir leid, dass wir keine typische Mutter-Tochter-Beziehung haben. Ich kriege ja mit, wie das bei anderen ist.. Neulich musste ich feststellen, dass Mutter und ich bis zu diesem Tag kein einziges Mal alleine mit einer Tasse Kaffee und Keksen am Küchentisch saßen- solche gemeinsamen Momente gab es einfach nicht. Das tut mir weh, das vermisse ich. Momentan bin ich alle drei Wochen etwa zu Hause.
    Ich halte eher die Distanz, rufe selten an.. Habe gar keinen Drang zu Telefonaten. Richtige Gespräche sind ohnehin nicht mehr möglich. Dies wiederum bedauere ich. Aber so ist es nunmal, ich habe keinen Einfluss.

    Ob das nun typisch Co ist? Die Problematik mit einem süchtigen Elternteil schon. Aber ich mische mich nicht mehr bei ihr ein, nehme keine Verantwortung an und konzentriere mich auf mich selbst. Das sehe ich als Fortschritt, denn früher hab ich mich da anders verhalten. Also insofern bin ich "geheilter".

    Viele Grüße,
    Natalie

  • So geschafft. - Jetzt habe ich endlich alles erledigt und kann Dir antworten:

    Liebe Zimttee

    ich habe schon lange vor meiner Anmeldung im Forum gelesen und Deine Geschichte ist mir sehr nachgegangen. Hab überlegt, wie das wohl ist, wenn der Trinker an dem man hängt, die Mutter ist, die ja jeder Mensch braucht.

    Wenn Du bei C2H5oH gelesen hast, wie sich meine Mutter verhalten hat als ich Kind war - kannst Du Dir denken, daß ich auch heute noch das Gefühl habe ohne Mutter aufgewachsen zu sein. Also so ohne die Mutter, die andere haben. Und das hat mich wohl auch geprägt. Vllt. auch zur Co gemacht.

    Für Dich ist nachvollziehbar schlimm, daß keine Nähe entsteht, wenn Du bei ihr bist. Das hat Dich auf Distanz gebracht. Finde auch, daß das schon recht eigenständig und gar nicht mehr Co ist. Ich verbinde mit Co nicht nur die Selbstaufgabe und Aufopferung. Ich verbinde mit Co auch den zwanghaften Wunsch die Geschichte umzuschreiben. Dieses sich nicht abfinden können und immer wieder den selben Schmerz spüren. Davon loszukommen wäre meiner Vorstellung nach, das was Karsten oben als geistige Distanz zum Alkohol beschreibt.

    Für Dich natürlich nicht vergleichbar, weil es eben Deine Mutter ist mit der ganzen Familie die dran hängt. Da ist schwer einen guten Rat zu finden.
    Letztendlich kannst nur Du entscheiden welcher Leidensdruck für Dich größer ist: Deine Mutter so zu erleben oder die ganze Familie zu verlieren.
    Ich habe mir aus meiner Ahnengalerie alle Frauen aufgezählt, die ich bewundere und sag mir: Die habe ich auch noch. (Zusammensitzen geht natürlich auch nicht) Aber es hat mich gestärkt zu erkennen, daß meine Herkunft nicht nur meine schwache Mutter ist - sondern daß davor viele starke Persönlichkeiten an meiner Entstehung beteiligt waren...
    Schwacher Trost, ich weiß. Vllt. hilft es, nicht immer diesen einen Menschen als unersetzlich anzusehen. Bzw. diesen Schmerz in eine Form umzuwandeln, die integriert werden kann. So einbauen in die Gefühlswelt, daß es nicht mehr sticht? Ich finde Du hast da ja schon richtig viel dran gearbeitet und man merkt Dir den Frieden auch an, den Du größten Teils damit geschlossen hast.

    Eine gute Nacht wünscht Dir
    Nys

  • Lindi

    liest Du hier noch? By the way: Schöne Weihnachten!

    danke für Deine direkten Worte in meinem Thread,
    ich habe sie nicht als Angriff verstanden - entspricht fast alles der Wahrheit und ist bereits seit längerem meine eigene Erkenntnis. Wie bereits weiter beschrieben suche ich nach einem glücklichen Leben
    "danach" und versuche deshalb das Übel an der Wurzel zu packen. Wenn ich das etwas"pseudo"-wissenschaftlich abhandle, dann deshalb weil ich Stärke daraus gewinne, mich mit der Art auseinanderzusetzen, wie Alkoholiker ohne den Stoff glücklich und zufrieden leben. Manche schaffen es, manche verbringen den Rest ihres Lebens im sog. "Trockenrausch". Mich interessieren die die es schaffen und kann dabei für mich viel rausziehen.

    Gruß
    Nys

  • Hallo Nys,

    ich wünsche dir schöne Feiertage, und ich möchte dir dabei sagen daß ich es für mich sehr wertvoll finde daß du dabist, als Mensch aber auch mit der speziellen Co- Problematik. Guck ich wollt sonen Thread wie diesen eröffnen, du tust das und ich hab noch garnix geschrieben hier...

    ok ich war etwas überlastet aber ein gutes Gewissen hab ich nicht dabei.

    Aber ich werd hier was schreiben (es gibt schon soviele gute Gedanken hier aber ich guck noch was beizutragen)...

    Für heute aber will ich dir einfach bloß ein schönes Weihnachtsfest wünschen und mich bei dir bedanken für deine Beiträge - und für Dich.

    LG Frank

  • Manchmal ist es schwer im Hier und Jetzt zu bleiben.

    Da sollte ich nun arbeiten (der Stapel reicht für die ganze Nacht) und weil alles so ruhig ist - wie ich es eigentlich ganz gern zum arbeiten habe - kommen die Gedanken wie ein Film. Eigentlich ist es die 100te Wiederholung. Wo ist der Schalter, diesen Film endlich abzuschalten?

    Waren die Erlebnisse so traumatisch (im positiven Sinn) daß ich sie wie ein Kriegs-Heimkehrer immer und immer wieder vor meinem inneren Auge sehe? "Leider" war mein XY nur zu seiner Ehefrau wie ein typischer XY. Hat bei mir Zuverlässigkeit im Alltag gezeigt und war schon sehr verliebt. - Hab nur wg. dem Alk und seiner Unentschlossenheit und dem ewigen Selbstmitleid irgendwann verstanden, daß es wohl nicht so sehr um mich geht. Und auch reflektiert, daß ein "normaler" Mann sich anders verhalten würde.

    Mir war klar, was auf mich zukommen würde, wenn ich an ihm festhalte. Er hat mich nur ein Mal im Restalkohol-Frust verletzt und gedemütigt. Ich hatte damals genug Kraft sofort den Schlußstrich zu ziehen. Jetzt fehlt die Kraft, alles einfach hinter mir zu lassen. Froh meines Weges zu gehen.

    Ich glaube, ich will die Vergangenheit nicht beerdigen, weil sie und die schön erlebte Zeit dann plötzlich wertlos sein könnte. All die Energie die ich da reingesteckt hab, - den Aufwand den er betrieben hat, was er riskiert und verloren hat. Ich will es nicht entwerten- in dem ich die Trauer beende - und blockiere damit mein weiteres Leben.

    Ein dubioser Anruf um 0.00 Uhr (Läuten lassen). Na ja. Sowas gibts ja auch sonst mal. Tut mir heut aber nicht gerade gut.

  • Grüß Dich Nys,
    um es allgemein auszudrücken, wenn man eine Sucht zum Stillstand bringen will und sich von seinem Suchtmittel fern hält, kann man craving (verlangen nach der Substanz) bekommen. Dabei ist es, glaube ich, nicht wichtig ob man eine Stoffgebundene oder eine nicht stoffliche Sucht hat.
    Man darf nicht vergessen das Sucht stärker sein kann, als der Überlebensinstinkt. Wenn man die Sucht anhalten möchte, wird die trotzdem noch versuchen ihre Krallen wieder nach dir auszufahren und dich zurück in ihre Höhle zu ziehen.
    Da muss man dann mit der Verstand gegen an gehen, das ist mein Suchtmittel, davon lass ich die Finger (...egal was du (die sucht) mir erzählst).

    Sucht bringt immer Erinnerungen mit sich, die man sich lieber erspart hätte.
    Vielleicht war das aber eben der Weg den wir gehen mussten.
    Man kann auch mit schlechten Erinnerungen was anfangen, das ist nicht alles verloren. Man kann sich damit in zukunft schützen. Vielleicht kann man auch später mal anderen helfen.
    Das Glas ist immer halb voll. Wenn man nix schlechtes kennt, woher soll man dann wissen was gut ist?
    Liebe Grüße
    Mario

  • Nys

    Anschluss an Diskussion bei sternenhimmel:

    Danke für deine Ausführungen. Mir erschließt sich dennoch nicht, was dein Fall mit "Co-Abhängigkeit" zu tun haben soll. Co-Abhängigkeit besteht, wenn die (Alkohol-)Sucht (!) eines anderen das eigene Leben steuert in einer Weise als ob man selbst abhängig wäre von der Droge: Denk- und Verhaltensmuster (ausweichen, entschuldigen, begründen u.s.w.) werden komplizenhaft vom Trunksüchtigen übernommen. Der Co-Abhängige entschuldigt den betrunkenen Partner beim Arbeitgeber mit einer "Grippe", verharmlost das Trinken des Partners vor Freunden und Familie, wird der Co-Abhängige verprügelt, erklärt er seine blauen Flecken mit einem Unfall, finanzielle Probleme werden mit "Pech" begründet u.s.w.
    Das alles sehe ich in deinem Fall nicht. Du leidest unter Trennungsschmerz (Liebeskummer) und kannst deinen Geliebten nicht vergessen.

    LG Jonas

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