• Hallo Sarawen!

    ok.... vielleicht unbewußt größenwahnsinnig oder unbewußt seine Möglichkeiten überschätzen

    Wenn der Nichtwissende an der Konstruktion von etwas ist, was auf ein Perpetuum mobile hinausläuft (was durchaus nicht immer so leicht zu erkennen ist), dann könnte ich ja sagen, ja er ist (unbewußt) größenwahnsinnig. Aber ich würde diese Charakterisierung nie machen, und er würde diese nie für sich als richtig erachten.


    Wirklich größenwahnsinnig ist er für mich, wenn er trotz Kenntnis des 2. Satzes der Thermodynamik und trotz Kenntnis der vielen diesbezüglichen Diskussionen an seinem Vorhaben festhält.

    LG oldie

  • Freue mich, dass da doch noch so viel für mich zum Überdenken zusammen gekommen ist.

    Ich glaube, in etwas so wie Oldie es zuletzt geschrieben hat war es bei mir. Zuerst bin ich relativ hoffnungsvoll an das Thema gegangen. mein XY trinkt zu viel, sein Wesen schein sich mehr und mehr zu verändern und meine ehe schien den Bach runter zu gehen. Wie kann ich nur rausfinden was er für Probleme hat und wie kann ich ihm helfen. irgendwie habe ich alles versucht und nichts hat was gebracht.
    Das war die Phase des unbewußten würde ich sagen.
    Da wußte ich noch nicht, dass all mein Tun witzlos ist.

    Dann habe angefangen im Internet zu recherchieren um Rat zu finden, wie ihm zu helfen sei. Coabhängigkeit war bis dahin ein Fremdwort für mich. ich tue doch mein Bestes, weil ich ihn liebe. Das schien mir alles normal zu sein. Wie sehr ich bereits darunter litt war mir garnicht bewußt.
    Auch Coabhängigkeit ist in schleichender Prozeß.
    Das Lesen im Forum öffnete mir mehr und mehr die Augen.
    Aber - erstmal war überhaupt keine Einsicht da.
    Hunderte Frauen im Forum haben es nicht geschafft ihre XY vom Trinken abzubringen. Aber ICH liebe meinen XY ja auf ganz besondere Weise. Ich glaubte, dass etwas ganz besonderes uns verbinden würde. Ich müßte ihn nur mit Liebe überschütten, indem ich ihm Lösungen für all seine Probleme bot. Alles was er schon verloren hatte wurde nach Plan X aufgearbeitet. Da gab es prima Lösungen für alles mögliche, aber an seinem Trinkverhalten änderte sich nichts.
    Das war für mich eben die Phase des Größenwahnsinns, dass ich trotz all dem Rat hier im Forum nochmal ein drauf legte. Die anderen waren für mich die Looser, die Versager, die viel zu früh aufgegeben haben. Die sind eh schon in Beziehungen, wo nichts mehr zu retten war. Die hauen lieber alle ab als zu kämpfen. Und als ich meinen XY endlich soweit gebracht hatte, dass er mal zugegeben hat, dass er ein Problem hat und sogar eines Tages sagte: Du mußt mir helfen, ich schaff das nicht alleine, da kam mir plptzlich die frage: Wie soll ich ihm helfen?
    Dieses gefühl von Megapower zerplatzte wie eine Seifenblase.
    Ich fing an im Forum mit einem völlig neuen Bewußtsein zu lesen und mir wurde klar was ich da alles schon hab über mich ergehen lassen, wie krank wir beide waren, wie wenig ich dabei an meine Kinder gedacht hatte.
    War das überhaupt noch eine Beziehung, wie ich sie mir vorstellte? war oder ist das Liebe? Fühle ich mich überhaupt geliebt, glücklich...? meien Fragen drehten sich immer mehr um mein eigenes Wohlergehen und es ging sehr schenll, dass ich erstmal auszog. ich wollte plötzlich einfach nur meine Kinder retten, dass sie wieder richtig zur Ruhe kommen. Alles andere war mir erstmal Nebensache. Das ging so schnell, dass ich nach der räumlichen Trennung erstmal alles aufarbeiten mußte und noch muß.

    Vielleicht war bei mir alles extrem. Aber ich muß schon gestehen, dass ich trotz heftigstem Leid in einer rosaroten Wolke von Größenwahn schwebte. Diese 'wahnsinnige' Vorstellungskraft war derzeit eben die Kraft, die ich zum Kämpfen mobilisieren konnte.

    Und in dem Moment, wo mein Hoffen dahin war ( Kapitulation) fühlte ich mich so richtig kraftlos. Schon fast depressiv. ich las im Forum immer wieder sowas wie: nur Trennung hilft und habe mich Hals über Kopf getrennt und fühle mich selber einerseits schlimmer wie vorher. Andererseits fühle ich mich auch erlöst und hoffe darauf allmählich wieder Kraft schöpfen zu können.

    Gerade kann ich es gut verstehen, dass die Arbeit erst richtig anfängt, wenn der Alkoholkranke kapituliert hat und aus seiner Entgiftung entlassen wird.
    ich weiß jetzt, dass ich bei mir bleiben muß, mir nichts vormachen darf.

    Das aufgeführte Beispiel mit dem Obdachlosen ist mir so klar. Aber vor einiger Zeit hätte ich auch zweifel gehabt:
    in der akuten lebensbedrohlichen Situation soll und muß ich helfen. Ein Alkoholiker ist krank und ihm muß dann geholfen werden, wenn er sich selbst nicht mehr helfen kann, sosnt sterben oder verhungern, erfrieren würde. aber ich darf keine alltäglichen Dinge für ihn übernehmen und ihm die Verantwortung für sein Leben aus der Hand nehmen, schon garnicht, wenn ich mich dabei selbst vernachlässige.

    Die ersten versuche das bei meinem Mann zu realisieren fühlten sich richtig komisch an. Ich mußte mich dazu zwingen. Ich spürte sowas wie einen Schmerz in mir, wenn ich das gewohnte nicht mehr tat. Eine Schuld, ein schlechtes Gewissen, eine Härte, wie ich es nie sein wollte. eien gesunde Frau würde einfach gehen und ihm die Dinge überlassen. Ich war in einem Gewissenskonflikt, in einem Kampf mit meinem alten und meinem neuen Ich. als ob ich nun alles neu lernen mußte. Darf ich noch dies, darf ich noch das? Ist es falsch, wenn ich mal für ihn koche? Soo er sich um dies oder jenes kümmern, wenn er die Kinder abholte.
    Soll ichs so belassen oder scheidung einreichen. Ich mußte nun anfangen tausende kleine Entscheidungen treffen, was gut für MICH ist. Wieso kann das so schwer sein, zu wissen, was MIR gut tut?

  • Hallo Paddy,

    eine Suchttherapeutin hat mal mit mir über den Größenwahn der COs gesprochen.
    Als sie es das erste Mal ansprach, war ich noch nicht so weit, und fand sie einfach nur frech.
    So nach und nach kam ich dann selbst dahin, es als Größenwahn zu sehen.
    Ist ein langer Weg, und ich finde mich in deinem Beitrag wieder, denn vieles davon entsprach meiner damaligen Art des Denkens


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ja, nachträglich und angesichts des Wissen, das ich nun habe, würde ich es auch als Größenwahn bezeichnen.

    Aber leider gab es für mich keine Quelle außer später diesem Forum, das mir dieses Wissen vermittelte.

    LG oldie

  • Noch ein weiterführender Gedanke:

    Ich finde mein Vergleichsbeispiel mit den Perpetuum mobile Konstrukteuren sehr gut.

    Genauso wie es auf diesem Gebiet Menschen gibt, die die simple Tatsache nicht akzeptieren können und weiterkonstruieren, gibt es auch bei den Angehörigen diejenigen, die die Realität absolut machtlos zu sein nicht akzeptieren können.

    Es wäre doch so schön, ....ich liebe ja.... etc.

    Wenn die Tatsache anerkannt wird, nichts aber schon gar nichts tun zu können, ist der weitere Weg nicht gar so schwer. Das war für mich ja meine grundlegende Kapitulation. Wer will, findet dann Wege.

    LG oldie

  • Hallo oldie!

    Zitat

    Wenn die Tatsache anerkannt wird, nichts aber schon gar nichts tun zu können, ist der weitere Weg nicht gar so schwer. Das war für mich ja meine grundlegende Kapitulation. Wer will, findet dann Wege.

    Das kann ich nur unterstreichen seit ich für mich entschlossen habe wohin mein Weg führt geht es mir viel besser und meine Kraft ist wieder da.

    Alles andere was vorher war würde ich als Quälerei sehen einmal für mich und zum anderen für den suchtkranken Partner.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo,
    also als Größenwahn würde ich meine Co-"Erkrankung" nicht bezeichnen. Es ist eher eine andere Art des Narzissimus. Ich bin /war auf der suche nach Anerkennung und Liebe und dachte dies kann nur von außen erfüllt werden. Und indem ich mit xy zu tun hatte, der Alkoholkrank ist konnte ich schön in meiner helferrolle aufgehen. Durch das ewige wegstossen von xy und Liebesentzug(da er ja in ruhe weiter trinken wollte) kommt es zur Pardoxreaktion. Ich strengte mich noch mehr an!!! gleichzeitig meine narzisstische Ader auszuleben um ihn zu kontrollieren und wenn er wieder daneben haute zu sagen : ich kann das und scahff das. Ein Verhalten das gestört ist ja- aber nicht Größenwahnsinnig. Für mich jedenfalls.
    Ganz liebe Grüße
    Nancy

  • Liebe Nancy,

    Mich interessiert sehr, ob du zu dieser Zeit GEWUßt und AKZEPTIERT hast, dass kein Mensch, ob CO- oder nicht CO, einen Alkoholerkrankten von seiner Sucht dauerhaft wegbringt, wenn dieser es nicht für sich selbst so will.


    LG oldie

  • Hallo Paddy

    mir ist aufgefallen, daß für Dich diese besondere Liebe eine große Rolle gespielt hat.

    Ich habe mich manchmal gefragt, ob ich wegen dem Glauben an diese eine besondere Liebe noch mitmache, oder ob es um ihn als Person geht. Irgendwie fühlte ich mich diesem Gefühl der Verbundenheit verpflichtet. So als würde ich ein Versprechen halten müssen, das ich gegeben habe.
    Ich war auch überwältigt so tief für einen Menschen empfinden zu können. Das machte ihn zu einem besonderen Menschen, der andere, bisherige Partner übertraf.

    Meine Lösung war es, den Grund herauszufinden, woher dieser Gefühlswahnsinn kam. Und jetzt endlich auch die Verbundenheit lösen zu können, - war der Weg in eine "schmerzfreie" Freiheit.

    LG Nys

  • Hallo Oldie,
    ich habe gewußt das Alkoholkranke einen teifpunkt brauchen und sie damit aufhören müssen.Da ich mich aber (trotzdem , leider!) verliebt habe, sah ich vieles durch eine rosarote Brille. denke aber auch sobald man Personen sehr nah kommt und Gefühle mit im Spiel sind, verhalten wir uns nicht mehr objektiv. Meine Helferrolle wurde geweckt und ich war so wie der Alkoholiker in meiner sucht gefangen. Kopf sagte oft was anderes als Herz und Bauch. Bin auch in einem helfenden Beruf tätig und kann und möchte Menschen helfen, wobei das für mich auch nicht zum Größenwahn zählt. Vlt. definier ich auch mit Größenwahn einfach was anderes. Ich hoffe ich konnte deine frage ein wenig beantworten. wünsche dir einen schönen tag und ganz liebe grüße.
    Nancy

  • Zitat von Nancy

    Kopf sagte oft was anderes als Herz und Bauch. Bin auch in einem helfenden Beruf tätig und kann und möchte Menschen helfen, wobei das für mich auch nicht zum Größenwahn zählt. Vlt. definier ich auch mit Größenwahn einfach was anderes.

    Guten Morgen Nancy,

    ...und das ist vollkommen richtig. Wahn kann weder von innen noch von außen korrigiert werden. Der Megalomane ("Größenwahnsinnige") glaubt tatsächlich an seine Stärke, Größe, seine "Allmacht". Du schreibst "Kopf sagte oft was anderes als Herz und Bauch". Das zeigt die Ambivalenz. Du weißt ja schon, dass du einem Suchtkranken nicht in der Art helfen kannst, aber dein Gefühl kannst du eben nicht "auf Kommando" abstellen.

    LG Jonas

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