Leb wohl, Du schnöder Alkohol

  • Hallo Forum, hallo Nys, Carmelita und Frank,

    nicht stolz auf was zu sein bedeutet für mich keinesfalls, mich gleichzeitig zu schämen...das eine bedingt nicht zwangsläufig das andere. Da gibt es zwischendrin schon gewaltige Abstufungen.
    Ich bin seit jeher der Meinung, daß es keinen fehlerfreien Menschen gibt...und ich vertrete seit jeher die Meinung, daß Fehler zum Leben dazugehören und sich Menschen nur durch Fehler weiterentwickeln...wichtig ist aber, daß man aus seinen Fehlern lernt. Das kann man auf jeden beliebigen Sektor ausdehnen...diese Regel passt immer, ob in Beruf, Privatleben oder Sport.
    Und da bin ich grad dabei...gänzlich ohne Büßerhemd...und mein Selbstwertgefühl hat ganz sicher auch nicht darunter gelitten. Ich habs ja schonmal geschrieben, an mangelndem Selbstvertrauen leide ich schon lange nicht mehr, eher im Gegenteil...
    Es ist eher so ein Gefühl, als hätte man sich jahrelang aus einer Kasse bedient und müsse diese nun endlich mal wieder ausgleichen. Und dieses Ausgleichen ist ja nicht nur für andere Menschen gut (den Partner oder die Kinder z.B.), sondern man selbst hat dabei auch ein richtig gutes Gefühl, wieder was zurückzugeben...auch hier ist keinerlei Müssen dabei, man handelt nicht unter Zwang, es ist eher so eine Art Erkennen, daß man Dinge jahrelang falsch gemacht hat und diese nun korrigiert. Und dieses Korrigieren geschieht freiwillig, bereitwillig...auch das hängt damit zusammen, daß man sich selbst wieder etwas nivelliert hat, zur Mitte zurückfindet.

    Ich bin alles andere als religiös...eine Religion, die sich auch nur ansatzweise mit meinen Werten deckt, müsste wohl erst noch erfunden werden...aber wenn z.B. der Buddhismus vermittelt, daß "seine eigene Mitte finden" wichtig und richtig ist, dann liegt er mMn. nicht allzu falsch darin.

    Ich wünsch Euch allen einen entspannten Tag und ein schönes, erholsames WE.

    LG Andreas

  • hallo Carpenter,

    na, du hast ja deine guitar....... :wink:

    klar ist unter meinen LPs was brauchbares drinne
    hab grade meine ganzen Steely Dan`s geordnet

    ah..... was für Kunstwerke
    mit Clapton bin ich grade fertig, konnte nicht eine einzige weckhauen
    bsonders die, wo er noch Derek hieß

    sorry for O.T.

    Grüße
    :mrgreen:

  • bei "D" hab ich auch noch was

    Antonín Dvořák/ /Rostropowitsch - Sinfonie Nr.9 E-Moll

    ich schalt mal die Kiste aus
    und geb mich hin
    :wink:

  • Guten Morgen, Forum

    tja, ich hab gestern nun auch meine erste schwierige Situation überstanden...ohne ins Detail gehen zu wollen gab es zuhause eine heftige Diskussion, die sich hochgeschaukelt hat und plötzlich war dieses Gefühl da, mich in meinem Büro verbarrikadieren zu wollen und mich vollaufen zu lassen. Es war genau so eine Situation, die mich schon früher oft dazu gebracht hat, mich wegzubeamen und es war dann gestern abend eine ganze Stunde lang ein harter Kampf mit mir selbst, es nicht zu tun, das, was ich bisher geschafft habe, nicht in die Tonne zu kloppen.
    Und nein, ich bin nicht weggefahren, um mir Alkohol zu besorgen, und nein, ich habe mich nicht verbarrikadiert, sondern habe versucht, runterzufahren, hab mir immer wieder eingeredet, daß das Gefühl irgendwann schwächer wird, hab in meinem Notfallkoffer gekramt und tatsächlich, nach einer knappen Stunde, wurde es besser...ein, zwei Kaffee später war ich wieder einigermassen runtergefahren, hab mich ins Bett gelegt und gelesen bis ich so müde war, daß ich auf der Stelle eingeschlafen bin.
    Heut früh hatte ich mich mit einem guten Bekannten, der ebenfalls Alkoholiker, aber schon seit Jahren trocken ist, zum Laufen verabredet und nach 10 km sieht die Welt jetzt schon wieder ganz anders aus. Ich bin gefühlsmässig wieder stabil und nehme die Situation gestern als wertvolle Erfahrung mit...zum einen sehe ich, daß ich auch in Extremsituationen noch klar denken und vernünftige Entscheidungen treffen kann, zum anderen weiß ich jetzt, daß es auf der Straße nicht immer nur auf aalglattem Asphalt vorwärts geht, sondern dann und wann gewaltige Schlaglöcher auf mich warten...meine Stoßdämpfer hab ich gestern zumindest mal überprüft.

    Wünsche allen hier noch ein schönes WE und Sternenhimmel ganz viel Kraft, falls sie das hier liest...auch mir geht es nicht immer blendend, auch ich habe diese Stimmungsschwankungen, bin ernster als zu Alkoholzeiten...aber ich mach mir nix vor...ich war schon früher ein ernster Mensch...auch mit Alkohol...ich habe es durchs Saufen lediglich vertuscht.

    @ mutig:

    Mit Slowhand kannst Du mich als Gitarrenfan natürlich auch hinter dem Ofen vorlocken...aber meine Helden sind andere...Mark Knopfler z.b...stylistisch sicher nicht der beste Gitarrist, aber mit einem unheimlichen Feeling beim Spielen...kaum einer kann Stimmungen so übers Griffbrett transportieren wie Mark...ein Mastermind, der völlig unterschätzt wird und wurde.

    LG Andreas

  • Zitat von Carpenter

    ...ich hab gestern nun auch meine erste schwierige Situation überstanden....
    ...hab in meinem Notfallkoffer gekramt und tatsächlich, nach einer knappen Stunde, wurde es besser...


    Hallo Andreas,

    gut das wir unseren Koffer haben!
    Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Abwehren der Krise.
    Das Auf und Ab des Lebens kann uns ganz schön herausfordern.
    Je achtsamer wir unterwegs sind, desto stärker werden unsere Abwehrmuskeln.

    Viele Grüße
    Correns

  • Hallo Andreas

    gut das du gegen gehalten hast obwohl das nur Zeit bedingt hilft . Das kenne ich auch von meinen Anfangszeiten. dadurch vermied ich bekannte Situation die Triggern konnten.


    Aber auf deine Erfahrung zurückzukommen .

    Zitat

    tja, ich hab gestern nun auch meine erste schwierige Situation überstanden...ohne ins Detail gehen zu wollen gab es zuhause eine heftige Diskussion, die sich hochgeschaukelt hat und plötzlich war dieses Gefühl da, mich in meinem Büro verbarrikadieren zu wollen und mich vollaufen zu lassen. Es war genau so eine Situation, die mich schon früher oft dazu gebracht hat, mich wegzubeamen und es war dann gestern abend eine ganze Stunde lang ein harter Kampf mit mir selbst, es nicht zu tun, das, was ich bisher geschafft habe, nicht in die Tonne zu kloppen.

    Was ist denn nun der Unterschied für dich dazu .
    (aus dem anderen Thread bewusst mal aus dem Kontext gerissen)

    Zitat

    Ich selbst habe diese Erfahrung nicht gemacht. Für mich bedeutet Wut oder Zorn nicht zwangsläufig Alkoholkonsum.

    Nun nach meiner Erfahrung ist es der Sucht egal , in welcher unangenehme oder angenehme Situation ich mich befinde. Sie bietet mir immer die selbe Lösung an .

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Einmal editiert, zuletzt von Hartmut (3. Februar 2013 um 17:07)

  • Hallo Andreas

    darf ich Dir mal per Mausklick auf die Schulter klopfen?

    Meinungsverschiedenheiten zuhause sind mE eine unglaublich große Versuchung, in alte Muster zurückzuverfallen. Geht halt mehr unter die Haut als Job oder Freunde - und sind die alten Erwartungen/Gedanken, das bekannte (triggernde) Verhalten es Partners.

    Diese Feuerprobe hast Du erfolgreich gemeistert - und sicher auch deshalb, weil Du Dir ganz bewußt vorgenommen hast, in solchen Situationen anders zu reagieren. Wie Du schon sagtest: Nicht nur kurzfristig - sondern als dauerhafte Veränderung.

    Schön, daß Deine Stoßdämpfer ok sind!

    Freu mich für Dich - .......und.... wie Du bei mir schon geschrieben hast: Der nächste Tag sieht meist besser aus. (Bei uns zuhause leider grad nicht) aber
    Dir wünsche ich das von ganzem Herzen!

    LG Nys

  • Hallo Carpenter,

    da freu' ich mich aber, dass Du mir als Wegbegleiter nicht verloren gehst :wink:
    Oh wie gut ich das kenne: Häuslicher Stress = willkommener "Grund" zum Trinken. Nur dass ich nicht erst in die externe Werkstatt, sondern nur ein paar Treppen hinab in den Keller musste. Und mit einer Frau, die nach schwerer Krankheit manchmal etwas "neben dem Leben" steht und eine Selbstwahrnehmung hat, die von der äußeren stark abweicht, gibt es diese Pseudo-Trink-Gründe fast täglich. Und gelegentlich liefern meine drei Kids noch den einen oder anderen Grund dazu (obwohl sie insgesamt super Kinder sind, die sehr oft Anlass zur Freude geben).
    Alles Dinge, die nicht zu ändern sind. Und den Gedanken, sich von all dem Alltagsstress wie früher wegzubeamen, hab ich schon auch mal kurzzeitig. Aber ich weiß ja inzwischen, dass es an der jeweiligen Situation nichts ändert, sie eher noch eskalieren lässt. Lösungen sehen anders aus... Und da klar ist, dass diese Situationen immer wieder auftreten, sollten die Lösungen langfristiger Natur sein. Sport ist bei mir ein ganz wichtiger Teil der Lösung...

    Weiterhin alles Gute und erfolgreiches Durchhaltevermögen wünscht Dir
    Georg

    Suche nach Erfolg, nicht nach Perfektion. Vergiss nie dein Recht, dich zu irren, weil du dann die Fähigkeit verlieren wirst, Neues zu lernen und in deinem Leben vorwärts zu gehen. Erinnere dich daran, dass sich hinter Perfektionismus immer Angst verbirgt.

  • Hallo, Carpender!

    Mir gings vor kurzem ganz ähnlich.

    Ich konnte es auch lassen :lol: !!

    Ich freue mich mit dir, dass es dir gelang!
    Auch bei mir war der Notfallkoffer zur Stelle.
    Und das Forum (leider hab ich nicht sofort hier Hilfe gesucht - aber das nächste mal liegt diese Option ganz oben im Koffer)!

    Ich habe mich ein paar Tage nicht wohl fühlen können. Nun aber leg ichs auch unter "Erfahrungen, die einen gescheiter machen" ab!!

    Liebe Grüße, Prinzessin?

    Fini

  • Guten Morgen Andreas,

    entschuldige bitte, dass ich hier so hereinplatze, aber auch ich freue mich, dass Du diese Hürde erfolgreich genommen hast und nicht in alte Verhaltensmuster zurückgefallen bist.

    Es macht mir Mut und hilft mir sehr, vor allem, weil Du es tatsächlich allein schaffen konntest. Für mich ist das Runterfahren früher immer sehr schwer gewesen, da ich ein sehr emotionaler Mensch bin. In den letzten eineinhalb Jahren war es so gut wie gar nicht mehr möglich, da der psychische Stress immer größer wurde.

    Doch eins verstehe ich nicht wirklich:
    Hartmut : Suchtdruck tritt doch auch immer „nur“ über eine begrenzte Zeitspanne auf – jedenfalls nach den Erfahrungen der vielen Alkoholiker, die ich kenne, und meiner eigenen.
    Ist es dann nicht ausreichend, wenn der Inhalt des Notfallkoffers ebenfalls „nur“ bedingte Zeit hilft, eben so lange, wie der Suchtdruck anhält und bis man die Situation bewältigt hat?

    Und natürlich sollte man möglichst versuchen, Situationen, die „triggern“, zu vermeiden, aber das würde doch in diesem Fall bedeuten, dass man dem trockenen Alkoholiker im Zuge der Risikominimierung empfehlen müsste, sich entweder gleich im Vorfeld von der Partnerin zu trennen oder sich aus jeder häuslichen Diskussion zurückzuziehen, da sie eventuell eskalieren könnte und man vielleicht beim emotionalen Gemetzel den Punkt nicht erwischt, wo man besser sofort den Raum verlassen sollte. Das wiederum wäre dann ja keine wirkliche Partnerschaft mehr.

    Geht es nicht auch darum, dass man lernt, gewisse Dinge mit der Zeit auszuhalten, so wie sie jeder Mensch in seinem Leben aushalten muss? Um die Unterscheidung zwischen Vermeidung und Bewältigung einer Situation? (Keine Frage übrigens, dass man dabei als Mensch mit Suchtproblem sehr viel achtsamer sein muss und seinen Notfallkoffer jederzeit parat haben sollte).

    Vielleicht bin ich auch gerade völlig neben der Spur mit meinen Fragen und dies auch noch in einem fremden Thread (sorry dafür), aber die Suche nach dem Weg und Lösungen beschäftigt mich sehr.

    Viele Grüsse
    Mitch

  • Moin Forum

    Hey Mitch,

    kein Problem, selbstverständlich kannst Du Fragen, die Dich beschäftigen, auch hier bei mir im Thread stellen...das ist sogar erwünscht (von mir zumindest) :)
    Ich denke, Hartmut ging es zunächst mal um etwas anderes...er reagierte offenbar grundsätzlich mit Alkohol auf Wut und Zorn...ich hab versucht, es etwas zu differenzieren, weil mich manches wütend macht, aber nicht zum saufen verleitet und nie verleitet hat. Es gibt genaugenommen nur eine einzige Person, die mich in eine derartige Rage bringt, daß ich gegen jegliche Vernunft handle und total ausraste...bisher hab ich darauf mit wegbeamen reagiert (mein Ausdruck für "soviel saufen, bis nix mehr reingeht")...nun muß ich andere Möglichkeiten finden, um aus dieser Situation rauszukommen, denn wie Du richtig schreibst, kann hier die Risikominimierung nicht greifen, es sei denn, ich mach mich vom Acker...aber genau das hab ich eben nicht vor auf vermutlich verständlichen Gründen :)

    Es ist aber bei mir in diesem Fall wirklich eine Sondersituation und kann eigentlich schon deshalb nicht öffentlich und vermutlich auch nicht in der Geschlossenen diskutiert werden. Das ist eine Situation, die ich für mich selbst ganz alleine lösen muß...der erste Schritt ist getan, auch, weil ich mir gesagt hab, daß ich diese Abstinenz hauptsächlich auch für mich selbst erreichen will...wäre es anders und ich würde aus äußeren Zwängen heraus auf Alkohol verzichten, hätte ich am Samstag vermutlich einen Rückfall erlitten. Aber der eigene Wille, der hier mMn. recht oft unterschätzt wird bzw. von dem oft behauptet wird, daß er überschätzt wird, hat hier im Grunde dafür gesorgt, daß ich nicht rückfällig wurde.

    Vielleicht dazu später mehr, ich hab jetzt gleich nen wichtigen beruflichen Termin.

    Schönen Gruß an alle hier

    LG Andreas

  • Hallo Mitch

    Zitat

    Hartmut : Suchtdruck tritt doch auch immer „nur“ über eine begrenzte Zeitspanne auf

    stimmt das es bei den meisten so ist . Ich habe keinen mehr ohne ihn nun für die Zukunft ausschließen zu können.

    Zitat

    st es dann nicht ausreichend, wenn der Inhalt des Notfallkoffers ebenfalls „nur“ bedingte Zeit hilft, eben so lange, wie der Suchtdruck anhält und bis man die Situation bewältigt hat?

    Kommt auf den Inhalt an :) Als bei mir am Anfang gewisses emotionale bekannte Situationen Suchtdruck auslösten, hatte ich sie vermieden um eine Stabilität zu erreichen . Unabhäng von der Situation, es gab immer eine Lösung. Das ein zigste was mir als entgegenstand, war mein eingefahrenes Denken .

    Zitat

    Und natürlich sollte man möglichst versuchen, Situationen, die „triggern“, zu vermeiden, aber das würde doch in diesem Fall bedeuten, dass man dem trockenen Alkoholiker im Zuge der Risikominimierung empfehlen müsste, sich entweder gleich im Vorfeld von der Partnerin zu trennen oder sich aus jeder häuslichen Diskussion zurückzuziehen, da sie eventuell eskalieren könnte und man vielleicht beim emotionalen Gemetzel den Punkt nicht erwischt, wo man besser sofort den Raum verlassen sollte. Das wiederum wäre dann ja keine wirkliche Partnerschaft mehr.

    Ich kenne ja seine Situation nicht und mache auch keine hypothetische Annahmen was geschehen könnte.

    Ich hatte damals mit meiner Partnerin gesprochen und grundlegende Dinge für mich klar gestellt . Auch eine mögliche Trennung war da im Gespräch. Jedoch ist sie meinen Weg gerne mitgegangen da sie die Ausmaße der Krankheit verstand .

    Zitat

    Geht es nicht auch darum, dass man lernt, gewisse Dinge mit der Zeit auszuhalten, so wie sie jeder Mensch in seinem Leben aushalten muss? Um die Unterscheidung zwischen Vermeidung und Bewältigung einer Situation?

    Gewisse Dinge aushalten heißt für mich immer wieder auf Konfrontation zu gehen und aus meinen Erfahrungen aus den Trinkpausen ballt sich da nur eine Faust in der Tasche .

    Sucht heißt für mich nicht aushalten sondern mit Ihr leben. Gerade am Anfang werden die Grundpfeiler für die Zukunft gesteckt. Das waren zumindest meine Erfahrungen . Wenn du detailliertes wissen möchtest dann bitte im erweitern Bereich .

    Hallo Andreas , entschuldige das ich deinen Thread mit benutzt habe.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Einmal editiert, zuletzt von Hartmut (4. Februar 2013 um 11:40)

  • Zitat von Carpenter

    Es gibt genaugenommen nur eine einzige Person, die mich in eine derartige Rage bringt, daß ich gegen jegliche Vernunft handle und total ausraste..

    Guten Morgen Carpenter,

    das kenne ich sehr gut. Dass man so reagiert ist aber auch Indikator für eine intensive Beziehung, denn sonst würde man diese "Wut-Energie" gar nicht investieren, sondern die Tiraden einfach ignorieren. In meinem Fall hatte die Person nie gelernt zu streiten. In der Familie war Streiten tabu ("in der Familie streiten wir uns nicht"). Deshalb standen ihr nur infantiles Brüllen und armselige Beleidigungen zur Verfügung. Sie beherrschte die Technik des Streitens nicht. Ich habe sie dann mit den platonischen Dialogen und den talmudischen Disputen (Pilpul) vertraut gemacht und ihr vor allem verständlich gemacht, dass Streiten nichts "Böses" ist, das es zu vermeiden gilt. Im Gegenteil. Nach dieser Unterweisung wurde es besser. Ich hörte mir ihre Argumente an (ohne zu unterbrechen), und sie hörte sich dann meine an (ohne zu unterbrechen).
    Ich habe meinen Töchtern schon sehr früh vermittelt, dass Frieden die Kunst des Streitens ist. Streitgespräche mit ihnen machen mir Freude, und ich bin sehr stolz auf sie, wenn sie mich mit einer geschickten rhetorischen Figur zum Nachdenken zwingen.

    LG Jonas

  • Hallo carpenter,

    Zitat

    Es gibt genaugenommen nur eine einzige Person, die mich in eine derartige Rage bringt, daß ich gegen jegliche Vernunft handle und total ausraste...

    daran wirst Du arbeiten müssen, denn eine solche Person im direkten Umfeld ist keine dauerhafte Basis für eine stabile Abstinenz.
    Es gibt zwei Möglichkeiten der Veränderung: selbst nicht mehr so in Rage kommen oder Person und Streit vermeiden.

    LG Jürgen

  • hallo carpenter,
    grade wurde ein ganzer Beitrag von mir gelöscht, ich nehme das nicht übel, könnten ja auch irgendwelche geheimen Zeichen sein :wink:


    Ich solle in ganzen Sätzen schreiben, ich bemühe mich und gebe Jürgen recht:


    die Zwei dann 7 dann 9 dann 5
    Dann kommt die zwei mit dem kleinen s und die sieben nochmal die sieben dann die vier
    auf deiner guitar


    ursprünglich kürzte ich das ab und tippte nur die Chords ein :wink:

    es entspricht genau dem, was Jürgen meinte

    Grüße

  • Guten Morgen, Forum

    bei mir ist soweit alles okay, die Situation vom WE macht mich nachdenklich...offenbar steht noch ne Menge Arbeit vor der Tür...nicht nur im Bereich Abstinenz...nun, immer her damit...verstecken und schönsaufen ist nicht mehr...nun werden die Dinge angepackt :)

    @ Jonas:

    Du hast das in Deinem Post mal wieder treffend beschrieben. Grundsätzlich lassen sich in einem Streitgespräch viele Dinge aufarbeiten, neue Ansätze finden und meistens sind solche Streitgespräche wie ein reinigendes Gewitter, nach dem die Luft zunächst mal besonders gut ist.
    Weniger gut ist es, wenn sich Diskussionen immer wieder im Kreis drehen, es immer wieder um dieselben Dinge geht und offensichtliche Fakten einfach ignoriert werden. Das löst bei mir eine Mischung aus Wut und Hilflosigkeit aus...Wut auf die Art und Weise, wie manches sinnfreie Argument vorgebracht wird und Hilflosigkeit, weil man gegen zeitweilige Engstirnigkeit auch mit wohlformulierten Worten und schlagkräftigen Argumenten nichts ausrichten kann. Ich komm mir manchmal vor wie ein Jesuitenpater, der einen Atheisten von der unbefleckten Emfpfängnis überzeugen will :)

    Ich bin dabei, eine neue Strategie zu entwickeln...ich hab am WE die Diskussion letztendlich einfach abgebrochen und sie auf den nächsten Morgen terminiert, in der Hoffnung, daß dann die ganzen Emotionen erstmal abgekühlt waren...es hat insofern funktioniert, weil beide Seiten wieder in der Lage waren, Argumente anzuerkennen. Vielleicht ist das ein erster Ansatz.

    juergenbausf :

    Dessen bin ich mir bewußt...bringt ja nix, andere Menschen ändern zu wollen, zunächst sollte man bei sich selbst anfangen...und neutral betrachtet hab auch ich meinen Anteil daran, wenn manche Dinge eskalieren...

    @mutig:

    Soso, Du bist also für die Denksportaufgaben im Forum zuständig...dacht ich mirs doch :)
    Ich hoffe, Du bist mir nicht böse, daß ich Dein Rätsel noch nicht gelöst habe...Jonas war bestimmt schon nach 10 Sekunden damit fertig.
    Andererseits schreibst Du, Jürgen hat genau dasselbe geschrieben...dann weiß ich ja, was gemeint war :)
    Ich tippe mal einfach auf die Tonleiter...

    Euch allen einen schönen Tag

    LG Andreas

  • Hallo carpenter,

    1. Freut es mich, dass du hier immer noch sehr aktiv bist. Damit beweist Du den Willen, abstinent zu leben und gedankliche Veränderungen zuzulassen.

    2. Habe ich an mir bemerkt, daß manche Diskussion ( im real life ) ganz anders abläuft, wenn ich einfach mal 3,4,5 Minuten nichts sage und nur zuhöre. Klingt einfach, ist es aber gar nicht. Habe ich in den letzten Jahren in meinen SHGs gelernt und hat mir schon einige Male geholfen ( den anderen Diskutanten übrigens auch ) .

    3. Wollte ich noch anmerken, dass Du weniger an der "Kompensation von Schuldgefühlen" Deinen Jungs gegenüber arbeiten solltest, sondern zu gegebener Zeit an der Aufarbeitung Deiner vergangenen "Verfehlungen" und "Versäumnisse" mit den Betroffenen. Deine Wortwahl im Zusammenhang mit der Abholung Deiner betrunkenen Jungs deutete für mich auf ein "Kompensationsbedürfnis" hin. Kompensation überlagert aber nur und beseitigt nicht. Ablegen von Schuldgefühlen - eventueller in einer gemeinsamen Therapie - ist viel sinnvoller.

    4. Ich wünsche Dir viel Erfolg und Ausdauer auf Deinem neuen Lebensweg.

    LG Jürgen

  • Zitat von Carpenter


    Ich bin dabei, eine neue Strategie zu entwickeln...ich hab am WE die Diskussion letztendlich einfach abgebrochen und sie auf den nächsten Morgen terminiert, in der Hoffnung, daß dann die ganzen Emotionen erstmal abgekühlt waren...es hat insofern funktioniert, weil beide Seiten wieder in der Lage waren, Argumente anzuerkennen. Vielleicht ist das ein erster Ansatz.

    Hallo Carpenter,

    das ist ein sehr guter Ansatz. Nur in einer Komödie könnte man so fortfahren: Wo waren wir gestern stehengebleiben? Richtig, du hast mich angebrüllt, drei Tassen an die Wand geworfen und mich ein verdammtes X genannt! Wenn wir da ansetzen könnten? Ich habe Tassen für dich dabei, warte, ich gucke jetzt wütend, Kamera ab...und Action.
    Vielleicht lacht ihr dann gemeinsam. Das wäre sehr schön.

    LG Jonas

  • Hallo Andreas,

    jetzt habe ich 1,5 Tage verbal die Füße stillgehalten und damit einen persönlichen Rekord erzielt :D .
    Da bekomme ich von Dir einen „Darfschein“, was mich sehr gefreut hat und von unserem „Schäfer“;-) gleich einen Rüffel, weil ich mich in fremde Gehege verirrt habe mit meiner Fragerei. Ich finde noch heraus, in welchem Fall man wo irgendwelche Fragen stellen darf.

    Vermutlich kann ich die auch nicht einfach unter dem Sammelbegriff „Das Sesamstraßenprinzip“ im öffentlichen Bereich einstellen, aber danach erkundige ich mich noch.

    Der Kommentar von Jonas hat mir sehr gut gefallen und ist bestimmt sehr hilfreich für Viele, die in dieser Hinsicht tatsächlich was verändern wollen.
    Ich habe eine wunderschöne Streitkultur, seitdem ich von einem Extrem ins andere gefallen bin und auf dem Rückweg in der Mitte hängenblieb.
    Das nutzt mir bei manchen Menschen allerdings soviel wie der Versuch, eine Drehtür zuzuschmeißen.
    „Ich bin verantwortlich für das, was ich sage, nicht für das, was bei Dir ankommt“ – den Satz benutze ich ganz gern hin und wieder, aber manchmal mauert das Gegenüber unglaublich und dann frage ich auch oft mal direkt: „Ich habe gerade folgenden Satz gesagt/gefragt: Wie hast Du ihn jetzt aufgefasst?“
    Es ist ja oft unglaublich was sich in Sekundenbruchteilen in Sachen Interpretation im Hirni des Gegenüber so abspielen kann und sofort wird zusortiert. Der Rest der Äußerung wird nicht mal mehr aufgenommen.

    Deine neue Strategie klingt vielversprechend, eventuell kann sie auch vor Erreichen des Siedepunktes umgesetzt werden. Ich würde es Dir / Euch wünschen :) .

    Allen einen entspannten Abend
    *trotzig das Gatter offen stehen lässt*
    Mitch

  • Hallo Mitch

    wo hast du denn einen Rüffel bekommen? Zeig mir das mal, damit ich deiner Interpretation folgen kann.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

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