Hallo
Jetzt schaffe ich es mal meine Geschichte nieder zu schreiben und hoffe auf gute Ratschläge. Für mich spielt es auch keine Rolle ob diese von Alkoholikern geschrieben werden, oder von Menschen die gerade dabei sind auf diesen zu verzichten oder ob es sogar gleich Gesinnte sind die vielleicht auch zwischen einigen Stühlen sitzen so wie ich.
Ich bin mittlerweile fast 28 Jahre jung und Alkohol spielt in meinem Leben keine Rolle. Ich bin natürlich nicht strickt dagegen aber aufgrund meiner Erfahrung bin ich sehr vorsichtig was den Konsum anbelangt und erst Recht vorsichtig bei Menschen die ihn regelmäßig benötigen.
Ich wohne mit einem großen Teil meiner Familie in der selben Stadt (ca. 3000 Einwohner - eher klein). Diese besteht aus meinem Bruder, meiner Mutter und meiner Oma (diese ist die Mama meiner Mutter) und meine eigene kleine Familie besteht aus mir und meiner fast 7 jährigen Tochter.
Zur Geschichte:
Meine Mutter hat sicher kein einfaches Leben gehabt, aber wer kann das heute mit knapp über 50 auch schon von sich behaupten? Die wenigstens aus dieser Generation hatten ein vollkommen Sorgenfreies Leben. Ich weiß aber auch das es Menschen gibt denen es viel schlechter ging als ihr. Einen festen Partner hatte sie nie, war auch nie verheiratet. Mein Vater verschwand kurz nach meiner Geburt. Ich selbst schaffe es leider nur mich bis zu meinem 6.-7. Lebensjahr zurück zu erinnern.
Auch bei meinem Bruder (26) verschwand kurz nach der Geburt sein Vater. Ja, wir sind "nur" Halbgeschwister. Einiges weiß ich aus Erzählungen.
Ich erinnere mich das es zu meinem Schulanfang noch jemanden gab, aber auch dieser war nicht lange da. Damals verstand ich vieles noch nicht und erkannte keine Zusammenhänge. Meine Mutter musste auch da schon ein großes Problem mit dem Alkohol gehabt haben. Beruflich war sie arbeiten bis ich in die erste Klasse ging, seitdem hatte sie weder einen Teilzeit, noch einen Vollzeitjob. 1,-Jobs sind das einzige was ihr mal hilft etwas raus zu kommen und einer Aufgabe nachzugehen, was sie dann auch sehr gern tut, auch ohne Alkohol. Sie ist sehr fleißig, da gibt es nichts zu meckern.
Meine Mutter zog uns also größtenteils alleine auf. Ich erinnere mich aber auch hier nicht an sehr schwierige Zeiten mit uns. Wir sind auch sehr viel bei unserer Oma gewesen, ca. 5x die Woche. Das schlimme war das in der Zeit als wir spielten meine Mutter trank. Damals war es auch noch vermehrt Schnaps. Als Kinder wechselten wir uns an den Wochenenden oftmals ab um bei Oma zu übernachten.
Irgendwann kam der Punkt das ich meinen Bruder geschützt habe und wollte das nicht er mit Mutti nach Hause geht und schön im Bett liegen bleibt, sondern ich. Es waren teils Zeiten um 22-23 Uhr als sie nach hause ging und einer von uns beiden musste ja mit, also ließ ich ihn schlafen. Was auf dem Nachhauseweg alles passierte und auch noch anschließend zu Hause, können sich sicher einige vorstellen.
Es gab körperliche Gewalt die oftmals schmerzhaft war aber schlimmer war die Psychische Gewalt, die sich in meinem weiteren Leben aber erst zeigte, wie ich schon schrieb verstand ich es als Kind nicht. Heute denke ich auch soweit das ich weiterhin die Frage im Kopf habe warum niemand geholfen hat? Keine Nachbarn, keine weiteren Familienmitglieder die wussten was los war, auch wenn wir uns relativ selten sahen.
Ich wurde natürlich älter. Verändert hat sich leider lange Zeit nichts. Meine Kind.- und Jugendzeit war begleitet von Ängsten. Angst zb. im Teenager Alter nach Hause zu kommen. Würde Mutter schon zu Hause sein? War sie vielleicht gar nicht weg und trank somit nichts und war nüchtern? Damals trank sie zu hause nämlich noch nicht. Ich versuchte ihr Freuden zu bereiten, versorgte die Tiere und bereitete das Abendbrot zu. Doch letzten Endes landete es in meinem Halbschlaf nur auf meinem Bett mit den Worten "Friss den Fraß selber".
Zu meinen Lehrzeiten wurde ich oftmals Nachts aus dem Schlaf gerissen und das nur weil ich meine Schuhe habe im Treppenhaus stehen lassen. Sie stand im Türrahmen und ich hatte Angst und Tränen in den Augen. Ich wollte nicht an ihr vorbei gehen weil ich wusste was ich dann am Hinterkopf spüren würde.
Oftmals hörte ich mitten in der Nacht ein schnarchen und erschrak. Da lag sie mitten im Flur, noch mit Straßenkleidung bekleidet da und schlief.
Ich erinnere mich auch noch an eine Situation als sie meine Oma fast verletzt hätte. Wir Kinder standen nur da und schrien.
Problem hierbei ist das meine Oma den Alkoholkonsum ihrer Tochter unterstützt. Ich und mein Bruder lieben unsere Oma. Sie war sehr oft mehr eine Mutter für uns als unsere leibliche. Hierbei begang und begeht sie aber weiterhin einen großen Fehler, möchte aber auch hier nichts daran ändern, sie ist bereits 78 Jahre alt. Da mein Bruder seit seinem 5.-6. Lebensjahr bei unserer Oma lebte, hat auch er eine noch viel tiefere Beziehung zu ihr als ich.
Damit nicht Oma den Alkohol "ran schleppen" muss, geht mein Bruder 1x die Woche los und holt einen vollen großen Kasten Bier. Zusätzlich geht aber auch meine Mutter noch ca. 3x unter der Woche einkaufen und da sind nochmals jeweils 10 Flaschen dabei. Ich bin mir ziemlich sicher das sie es mittlerweile schafft ca. 50 Flaschen pro Woche zu trinken.
Als sie aufgrund des Alkohols ihren Führerschein verlor (Unfall mit Fahrerflucht) beschloss sie anscheinend den Schnaps weg zu lassen und stieg anfangs auf Wein und dann auf Bier um, da war ich ungefähr 15.
Noch kurz zu mir:
mit 15 bekam ich die Diagnose Multiple Sklerose. Ein halbes Jahr zuvor, mit Beginn meiner Lehre, litt ich ca. 5 Jahre unter Ängsten und Panikattacken. Mit 17 zog ich von zu Hause aus und war sehr froh darüber.
Als ich mit 21 meine Tochter gebahr wurde mir bewusst das es so nicht weiter geht. Ich ließ die Ängste psychologisch behandeln. Es gab zu viel was ich negatives erlebt habe, was ich verarbeiten und aufarbeiten musste. Ich wusste das alles mit meiner Kind.- und Jugendzeit zusammenhängt. Nach knapp einem Jahr Therapie und einer anschließenden Reha in einer Psychosomatischen Klinik fand man den Grund für meine Ängste und Panikattacken. Seitdem schaffe ich es wieder richtig am Leben teilzunehmen, mich nicht mehr einzuschließen und zu verstecken, oder Nachts wach zu werden und einen kreislaufzusammenbruch zu erleiden.
Wie soll ich schreiben? Ich bin immer für meine Mutter da gewesen und das auch jetzt noch. Hatte sie irgendwelche Probleme zb. mit elektrischen Geräten, mit Ämtern und Behören, sämtlichen Papierkram.....auch bei Veranstaltungen in der Stadt nahm ich sie mit.
Doch kaum trinkt sie einen Schluck bin ich der letzte Dreck. Vor kurzem habe ich ihr einen 1,- Job besorgt der für sie angemessener ist. Da sie diesen schon einmal hatte und er ihr von allen bisher am besten gefiel, dachte ich das sie sich freuen würde. Das tat sie auch, bis sie mal wieder zu viel trank. Urplötzlich bekomme ich einen Anruf von wegen "du widerst mich an".
Und wieder mal rutsch ich auf den Fussboden, fange an zu weinen und frage mich warum?
Ich weiß das dass alles nicht gut für mich ist, vor allem aufgrund meiner eigenen Gesundheit und auch weil meine Tochter schon genüge von den "Ausrastern" meiner Mutter mitbekommen hat. Auch die zwei haben kein wirkliches Oma-Enkelin Verhältnis. Meine Tochter schlief zb. noch nie bei ihrer Oma, unter anderem auch weil ich meiner Mutter sagte das ich nicht möchte das sie etwas trinkt wenn die kleine bei ihr ist.
Als meine Maus noch ein Baby bzw. Kleinkind war, gab es 2 Situationen wo sie mal 2-3 Stunden mit Oma unterwegs war. Vor kurzem gab es auch wieder einen Vormittag an dem sie bei ihrer Oma war, für ca. 3 Stunden weil ich in die Klinik musste und leider niemand anderes zur Verfügung stand. Getrunken hat Mutti aber nichts und meiner Tochter hat es auch gefallen. Kaum sind die 2 aber von Muttis zu Hause, zur Oma gegangen wird zur Flasche gegriffen.
Vor 2 Jahren war ich nochmal zur Kur. Ich wollte mir nochmals Psychologisch Hilfe holen. Die Psychologin sagte mir im Grunde nichts anderes als die vorherigen auch, mit einem Unterschied -> wenn ich den Kontakt abbreche müsste ich einen für mich hohen Preis bezahlen -> gleichzeitig würde nämlich der Kontakt zu meiner Oma viel weniger werden da Mutter sehr oft bei ihr ist und auch sehr oft unverhofft bei ihr auftaucht. Doch auch meine Tochter liebt ihre Uroma. Sie ist für sie wie eine Oma zu ihrer Enkelin sein sollte.
Kurz nach der Reha brach ich den Kontakt für ca. ein viertel Jahr ab. Doch ihr wisst ja sicher wie Omas sein können. Immer wieder erzählte sie mir das Mutti nicht weiß was überhaupt los ist, das sie ihre Enkelin mal wieder sehen möchte und und und. Auch Oma selbst konnte es nicht verstehen. Logisch -> ich war die erste die versucht hat Konsequenzen daraus zu ziehen und nicht weiter mit zu spielen. Oma kann das nicht nachvollziehen, für mich auch verständlich denn sie kennt es nicht anders. Sie selbst sagte aber auch schon das sie Angst habe vor ihrer Tochter aber eben auch das sie ihre Tochter ist.
Ich habe dann versucht meiner Mutter einen Brief zu schreiben, ich war wirklich sehr lieb, habe nichts böses geschrieben. Habe ihr lediglich versucht mitzuteilen wie ich mich fühle, was ich mir wünschen würde etc..Sie fasste natürlich alles negativ auf.
Hilfe nimmt meine Mutter im übrigen nicht an, zumindest sobald es um ihre Gesundheit und den Alkohol geht. Ich habe ihr mehrfach angeboten diesen Weg mit ihr zu gehen, sie auf deutsch gesagt an die Hand zu nehmen, sie zu begleiten, ihr so zu helfen. Im nüchternen Zustand geht sie darauf ein aber da dies nur wenige Stunden vom Tag der Fall ist, ist das Thema ganz schnell wieder vom Tisch.
Im Dezember war sie für 3 Wochen in einem Krankenhaus, sie war gestürzt und hätte fast ihr Augenlicht auf einem Auge verloren. In dieser Zeit trank sie nichts und ihr ging es auch gut, keine Entzugserscheinungen oder ähnliches. Doch kaum war sie wieder zu Hause griff sie zum Bier. Mittlerweile spielt auch der Schnaps wieder eine größere Rolle -> ist etwas günstig im Angebot wird eine Flasche mitgenommen. Natürlich trinkt sie auch schon seit längerem zu Hause und sollte mal kein Bier mehr da sein, bedient sie sich an Oma ihrem Wein.
Ich weiß nicht was wirklich richtig ist. Ich möchte niemanden verletzen, vor allem nicht meine Tochter und auch nicht meine Oma. Zu meinem Bruder kann ich dennoch weiterhin einen normalen Kontakt haben da auch er sich seit fast 3 Jahren auf eigene Beine gestellt hat.
Er trinkt jedoch auch, nur nicht in Massen und erst recht wird er nicht aggressiv, wütend und zornig oder ähnliches und bei ihm handelt es sich eher um ein Feierabend - Bierchen. Wenn Oma ihren Wein trinkt befindet sie sich für mich auch in keinem anderen ersichtlichen Gemütszustand als wenn sie nüchtern ist.
Der Kontakt zu weiteren Familienmitgliedern würde aber auch leiden - Onkels, Tanten. Diese haben regelmäßig Kontakt zur Oma und kommen aller paar Wochen nachmittags, hin und wieder sind wir auch da, meine Mutter jedoch so gut wie immer. Gut, hier könnte man zumindest telefonisch etwas auf die Beine stellen. Das mit Oma wird halt schwierig. Sie selbst und auch Mutti sind maximal 2x im Jahr bei uns und das ist wenn wir Geburtstag haben. Letztes Weihnachten habe ich versucht das wir alle mal bei uns feiern aber auch hier ging es nach hinten los. Es dauerte keine Stunde da musste ich meine Mutter zur Tür verweisen. Sie kam bereits mit genug Promille hier an. Oma würde das bei Streit bei ihr zu hause niemals tun, im Gegenteil, sie selbst sucht sich dann ein anderes Zimmer oder geht in den Garten, bis Mutti ihr Zeug nimmt und geht.
Oma und Bruderherz wissen auch das es falsch ist meine Mutter so zu unterstützen mit dem Alkoholkonsum, sie tun es dennoch aus ihren Gründen.
Versteht mich nicht falsch. Ich habe meine Mutter lieb, weil sie meine Mutter ist. Und ich würde ihr gern helfen wollen aber sie will nicht!
Wie komme ich nun aus diesem Kreis heraus? Ich weiß was richtig und was falsch ist aber es sitzen zu viele weitere Personen dazwischen.
Mein Bruder steht hinter mir, er tut das ganze wie geschrieben nur wegen seiner Oma. Und ich weiß auch das dass ganze ein Ende hat sobald *Gott bewahre* unsere Oma nicht mehr lebt. Doch Muttern wird dann wohl richtig abrutschen.
Sie hat keine Perspektiven mehr, sieht keine Zukunft.
Sie sieht nicht das sie viel mehr Gute Dinge in ihrem Leben hat als manch anderer Mensch. Sie hat 2 doch recht vernünftige Kinder die ihr Leben meistern und eine ganz liebe Enkelin, hat eine niedliche kleine Wohnung und auch einige Bekannte die man hin und wieder auf der Straße mal trifft aber das alles ist anscheinend zu wenig. Für mich läuft sie blind durchs Leben und ich kann ihr nicht helfen, so gern wie ich es würde. Auch Freunde hat sie keine. Trotz der vielen 1,- Jobs kann sie keine Beziehungen mehr aufbauen und es waren sehr oft wirklich vernünftige Menschen dabei.
Wie würdet ihr nun vorgehen?
Streitereien gibt es weiterhin zu genüge. Ob es mit mir ist, ihrer Mutter oder ihrem Sohn. Meine Oma sagt sie seie wie ihr Vater, auch dieser hatte im Laufe der Zeit ein immer größeres Alkoholproblem entwickelt, wurde aggressiv und gewalttätig.
Was ist nun der bessere Weg für mich und meine Tochter? Wie schaffe ich es ihn zu gehen?
Habt vielen dank fürs lesen und ich wünsche euch Alles Gute.
Grüße