Männlich, 30 und ganz sicher Alkoholkrank.

  • Möchte noch mal was loswerden.

    Ich merke, dass ich seit ein paar Tagen zunehmend aggressiv werde. Ist das normal? Ich bin angespannt und nervös und reagiere total schlecht gelaunt.

    Ist nicht so, dass ich das phasenweise früher auch hatte. Allerdings habe ich das die letzten Monate garnicht gehabt.

    Will sagen, dass sich das wie gesagt in den letzten Tagen verstärkt.

    Grüße

    Sebastian

  • Hallo Sebastian....

    von mir erst mal ein herzliches Willkommen hier im Forum.....

    das:

    Zitat

    Ich merke, dass ich seit ein paar Tagen zunehmend aggressiv werde. Ist das normal? Ich bin angespannt und nervös und reagiere total schlecht gelaunt.

    sind natürlich Dinge die Du jetzt erst mal so richtig spürst, ohne Alk.... Gefühle spüren ist für einen Alki ja die härteste Disziplin, für mich zumindest ist das so....

    nach der anfänglichen Euphorie macht sich bei mir ab und an auch ein Stimmungstief breit, mit dem Unterschied: ich saufe diese Gefühle nicht mehr tot!!

    Vielleicht kannst Du die Agression auch mal spüren: ist sie gegen andere oder gegen dich gerichtet?

    ich habe sehr viel Sch...s gemacht im besoffenen Kopf, oft hatte ich Filmriss....
    das hat, glaub ich, jeder Alkoholiker auf seinem Konto stehen....
    ich hab das für mich abgehakt und es gibt auch Menschen bei denen ich mich im Nachhinein entschuldigt habe, vorbei, nicht mehr zu ändern. Vergangenheit!

    ich wünsche Dir Stabilität und Kraft, Schritt für Schritt :)

    liebe Grüße
    Dusty

  • Hi Dusty,

    die Aggression ist definitiv gegen andere gerichtet.
    Besser gesagt, ist es so, dass ich auf gewisse Situationen viel schneller und wesentlich nervöser reagiere, als ich das sonst tun würde.

    Das stört mich sehr und macht mich gerade total fertig.
    Heute gab es eine Riesen Auseinandersetzung.

    Grüße

    Sebastian

  • hallo sebastian

    diese agressionen wie du sie beschreibst, kenne ich von mir selber.
    die hatte ich auch ziemlich schlimm, manchmal war ich so verletzend, hab dinge gesagt die mir später in einer halben stunde wieder leid getan haben.
    auch hätte ich am liebsten jedem eine reingehauen, weil ich ja kein alk mehr hatte.

    das waren gefühle die ich mit dem alk ja nie gespürt habe. ohne alk, musste ich erstmal lernen damit klarzukommen.

    mittlerweile hat sich das gelegt, bin richtig entspannt geworden. ich rege mich auch nicht mehr über alles und jeden auf, weil es eh nix bringt.

    es tut mir leid das ihr euch gestritten habt. hast du denn jetzt mit deiner freundin über dein alkproblem gesprochen?

    vielleicht kann sie dann besser verstehen was im moment mit dir los ist.
    bleib weiter dran, es wird alles besser, es dauert halt seine zeit. dein körper und deine gefühle fahren im moment achterbahn, mit der zeit wirst du damit besser zurechtkommen.

    ich wünsch dir viel kraft
    gruß
    NNGNeo

  • Ganz ehrlich?

    Ich glaube nicht, dass das überhaupt noch Sinn macht, mit Ihr zu sprechen. Hier wird schon darüber gesprochen, dass ich ausziehe. Die wird mich sowieso nicht verstehen. Ich weiß genau, was Sie sagen wird: "Ach, Alkoholiker?! Das soll wohl wieder mal eine weitere Ausrede für Dein Verhalten sein?" So oder so ähnliches kann ich mir anhören. Ich glaube nicht, dass ich damit umgehen kann.

    Eines ist aber immer noch klar für mich. Dass der trockene Weg der richtige ist. Egal, wie es im Moment aussieht. Es gibt eine Stimme, die sagt, dass ich mit Alkohol entspannter wäre, aber das kommt nicht mehr als Option in Frage.

    Was soll ich bloß machen mit der Situation? Schlimmste Situation seit langem.

    Grüße

    Sebastian

  • Hallo Sebastian,

    jemand aus meinem Bekanntenkreis hat sich einen Boxsack (60 Euro inkl. Halterung und Boxhandschuhen) in den Keller gehängt und kloppt darauf rum, bis die Aggression raus ist. Ihm hilfts gut, soweit ich mitbekommen habe.

    Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich geh ja (wieder) laufen. Das geht gut. Aber im großen und ganzen bringt überhaupt alles garnichts.

    Es ist einfach zum Heulen.

    Ich habe das Gefühl, dass hier beide gegen mich sind. Beide wollen, dass ich ausziehe und ich fühle mich hier selber als Opfer.

    Grundgütier

    Sebastian

  • hallo sebastian

    ich kenne deine freundin ja nicht und weiß ja nicht wie sie reagiert.
    aber warum versuchst du es nicht mal? was hast du zu verlieren?

    versuche mal ganz offen über deine gefühle mit ihr zu sprechen. ganz in ruhe. wie du dich im moment fühlst, wie es dir geht. wenn du es ihr erklärst, und sie dich versteht kann sie dich doch besser unterstützen.

    versuche es doch einmal
    gruß
    NNGNeo

  • Nö gesagt. Also zumindest meine Lebensgefährtin.

    Aber ich spüre diesen Hass gegen mich. Ich spüre das. Die beiden sprechen (auf russisch - ich kann kein russisch) über mich und schmieden da irgendwelche Pläne.

    Grüße

    Sebastian

  • hallo sebastian

    vielleicht bildest du dir das ja auch nur ein. mir ging es am anfang ähnlich, ich dachte auch das jeder nur gegen mich ist, bis ich erkannt habe, das es gar nicht der realität entspricht.

    wenn du kein russisch verstehst, weißt du doch gar nicht über was sie sprechen. sie könnten sich doch auch über ganz andere dinge unterhalten.

    gruß
    NNGNeo

  • Nein nein. Wir hatten heute eine schreckliche Auseinandersetzung. Meine Lebensgefährtin weinte und die Tochter redete auf Sie ein. Dann kamen einige Reden gegen mich, dass man mich nicht mehr unterstützen möchte und so weiter und so fort. Und dann wurde wieder auf russisch getuschelt. Das geht klar gegen mich.

    Ich will mich garnicht zu meiner Gefährtin ins Bett legen.

    Wenn ich genug Selbstbewusstsein hätte würde ich mit meinem Baby ausziehen und die beiden Hexen Ihr Schicksal überlassen.

    Grüße

    Sebastian

  • hallo sebastian

    es kann natürlich sein das man im streit dinge sagt, die man gar nicht so meint. kann auch sein das sie über dich gelästert haben auf russisch. und es kann auch sein das sie es ernst gemeint haben.

    Zitat von SebastiannaitsabeS

    Wenn ich genug Selbstbewusstsein hätte würde ich mit meinem Baby ausziehen und die beiden Hexen Ihr Schicksal überlassen.

    wenn ich das richtig verstanden habe, gibst du eurer beziehung keine chance mehr. willst du denn die trennung von deiner freundin?

    gruß
    NNGNeo

  • Hallo Sebastian,

    ich komme von der “anderen Seite” , mein Ex-Partner trinkt seit dem 2.7. nicht mehr und ist gerade aus der Suchtklinik zurück gekehrt.

    Ich unterstütze ihn bei seiner Trockenarbeit.....muss aber selbst Dinge die während seiner nassen Zeit geschehen sind verarbeiten und noch weiß ich nicht, ob mir das vollständig gelingen wird.
    Ich gehe davon aus, dass deine Partnerin einige Dinge welche du gemacht und ja auch ganz offen erzählt hast mit erleben “durfte”.

    Meinst du, dass sie das von heute auf morgen vergessen und nahtlos in die Normalität eintauchen kann?
    Insofern denke ich, dass du auch ihr Zeit geben musst, damit umzugehen und zu erkennen, dass du es ernts meinst....das musst du ihr aber mit deinen Taten zeigen.....denn vielleicht glaubt sie dir noch nicht.

    Sollte sich dich allerdings auf deinem Weg hemmen, dann nimm die Beine in die Hand und lass....wie hast du geschrieben......die Hexen.....allein.....und maschiere weiter auf dem Weg in die Trockenheit.

    Es stellt sich mir nur die Frage, ob sie wirklich so Hexenartig sind oder ob diese Wahrnehmung deiner zur Zeit veränderten Gefühlswelt zuzschreiben ist. Das solltest du für dich schon genau herausfinden.

    Varescu

  • Hallo

    NNGNeo ; ich denke ein Auszug wäre wirklich das beste für das Baby. Die Situation hier ist einfach schrecklich geworden. Nur kann ich irgendwie alles noch nicht so ganz in ein großes ganzes Bild zusammenfügen (im Rahmen meiner Sucht); ich meine, ob das tatsächlich und wenn, in welchem Ausmaße mit meiner Sucht zusammenhängt. Kann ja durchaus sein, dass meine Gefühlswelt Chaotisiert ist. Aber was mir deutlich klar ist, dass ich alleine mit meinem Baby keine Wutausbrüche, keine schlechten Gedanken und größtenteils auch keinen unendlichen Wunsch habe zu saufen. Auch mein Baby ist meiste Zeit ruhig und entspannt, wenn ich mit Ihm alleine bin.

    Sobald ich meine drei Stunden täglich gearbeitet habe und nach Hause komme (in der Zeit passt meistens meine Frau auf) ist das Baby aufgwühlt und weint und hat nichts gegessen und was auch immer.

    Wie gesagt, vielleicht bin ich ungerecht und sehe die Dinge nicht ganz klar. Aber Fakt ist, dass ich in Zweisamkeit mit meinem Kind normal bin. Also psychisch normal.

    Dann habe ich meine Frau (da ich mir dachte, jetzt ist auch schon egal) gestanden, dass ich Alkoholiker bin und vielleicht deswegen gereizter als sonst reagiert.
    Was höre ich von Ihr? "Jaja, mal psychisch krank, mal alkohol. Was kommt als nächstes Sebastian?" Sie mag das vielleicht nicht ganz ernst nehmen, weil Sie mir nicht glaubt, dass ich trocken werden möchte. Allerdings sieht die Sache anders aus. Sie denkt nämlich nicht ernsthaft, dass ich ein Problem damit habe und meint eher, dass das nur wieder "ne fixe Idee" von mir ist, weil ich Langeweile habe und mir angeblich gerne mal Dinge einrede. Was soll ich noch machen?

    In so einer Umgebung kann doch ein Kind nicht normal aufwachsen. Aber ohne Mutter geht doch sicher auch nicht. Und mal ganz abgesehen davon. Was passiert, wenn es zum Sorgerecht kommt? Jetzt wo ich offiziell Alkoholiker bin, verliere ich doch sicher das Sorgerecht. Was soll ich dann machen? Ich bring mich dann sicher um. So viel ist klar. Ich weiß grad echt nicht, wies weitergehen soll.

    Grüße

    Sebastian

  • Zitat von Varescu

    Ich unterstütze ihn bei seiner Trockenarbeit.....muss aber selbst Dinge die während seiner nassen Zeit geschehen sind verarbeiten und noch weiß ich nicht, ob mir das vollständig gelingen wird.
    Ich gehe davon aus, dass deine Partnerin einige Dinge welche du gemacht und ja auch ganz offen erzählt hast mit erleben “durfte”.


    Varescu

    Das ist es ja. Von Ihr ist keine Unterstützung zu erwarten. Sie hält sich für fehlerfrei und perfekt und kommt aus allen schwierigkeiten (denkt Sie zumindest) alleine heraus. Und das erwartet Sie auch von Ihrer Umwelt.

    Jeder Mensch, der psychologische Hilfe braucht oder bräuchte oder irgendwas in dieser Richtung benötigt, ist in Ihren Augen ein schwacher erbärmlicher Mensch. Psychologen sind nur Geldfressende Lügner usw. Früher hatte Sie die Meinung auch, aber da war ich mir über meine Lage (und auch über Ihre Lage) nocht nicht so bewusst. Und dachte selber garnicht daran, irgendwann mal psychologische Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. (Wir sind seit fast 10 Jahren zusammen) Jedenfalls hat sich Ihr Gemütszustand erheblich verschlechertert.

    Grüße

    Sebastian

  • Hi Sebastian, kann leider erst jetzt schreiben, da ich erst seit heute Morgen wieder Internet habe..

    Ist ja ganz schön was los bei Dir. Erstmal finde ich es gut, dass Du klar Schiff gemacht hast, auch wenn jetzt erstmal Polen offen ist, ist es auf jeden Fall besser. Ich weiß nicht was da für Zustände bei Euch herrschen, aber eines ist klar, bei dem Mist den Du schon angestellt hast, und das ist nicht böse gemeint, ist es für Deine Angehörigen natürlich schwer, alles zu glauben, was Du so erzählst.

    Wichtig ist das Taten folgen und Du einfach weiter Dein Ding machst. Das ist das wichtigste! Für Dich, aber auch für Deine Glaubwürdigkeit anderen gegenüber. Aber sowas ist nicht mit nem Fingerschnipps getan. Das braucht seine Zeit. Eine Trennung in Deiner derzeitigen Situation, weiß ich nicht ob das so gut wäre. Wenn es allzu schlimm wird, kannst Du doch auf der Couch schlafen.

    Vielleicht kümmerst Du Dich erstmal um eine Langzeittherapie. Wäre das nichts für Dich? Du könntest dort eine Menge über unsere Krankheit lernen, mit anderen Alkoholikern reden, mit einem geschulten Psychologen über Deine Probleme reden und Lösungen erarbeiten und Du wärst erstmal von Zuhause weg und würdest Deinen Leuten zeigen, dass es Dir ernst ist, was es Dir ja auch wirklich ist, wie ich es so bei Dir rauslese.

    Hab ich das jetzt richtig verstanden, Du wohnst mit Deiner russischen Schwiegermutter und Lebensgefährtin, mit der Du ein Kind hast, zusammen?


    LG Maik

  • Was ich eigentlich damit sagen wollte, Sebastian, Du kannst Dich nicht um mehrere so große "Dinger" gleichzeitig kümmern und solltest Dich erstmal voll und ganz auf den Alk konzentrieren, das wird eh schon schwer genug.

  • Nein nein. Das ist meine russische Lebensgefährtin mit Ihrer 14 jährigen Tochter aus erster Beziehung. Dann das Baby, das wir gemeinsame haben. Wir vier wohnen zusammen.

    Ich kann nicht weg von hier. Keiner würde auf das Kind aufpassen. Und ich würde sicher meine Arbeit verlieren. Ich möchte ja zum Psychotherapeuten, allerdings ist klare Bedingungn meiner Therapeutin, dass meine Lebensgefährtin mitkommt, da diese laut Aussage der Therapeutin Co-Abhängig ist und überhaupt selbst mal behandelt werden sollte.

    Aber wie ich schon schrieb, hat meine Frau nicht gerade die beste Meinung von Menschen wie mir (psychisch krank oder was auch immer) bzw. Menschen, die psychisch kranken "helfen".

    LG Sebastian

  • Achso ist das.

    Sebastian, Deine Frau hat nicht die beste Meinung über Leute wie uns. Ok, dann ist das vielleicht so, aber was soll das jetzt heißen?

    Du hast nunmal ein Problem und machst was dagegen. Wenn Deine Freundin da nicht hin will, dann kann doch Deine Therapeutin nicht einfach sagen, dass sie Dich nicht weiterbehandelt. Das geht doch nicht. Sag ihr halt das nächste Mal wie es aussieht, das Du mit ihr gesprochen hast, aber sie nicht mit möchte. Hast Du sie denn überhaupt schon gefragt?

    Du solltest jetzt ruhig bleiben, versuch es. Versuch Deinen Tagesablauf so gut es geht so zu planen, dass Du was gegen Deine Aggressionen machst, aber auch den anderen gerecht wirst. Bleib ruhig und mach Dein Ding, rausschmeißen kann Dich keiner. Versuch sie anhand Deiner Taten zu zeigen, was Du willst und um was es Dir geht. Das dauert seine Zeit, aber Du wirst sehen dass geht.

    Das ist jetzt eine schwere Zeit für jeden von Euch. Versuch Dich auch mal in Deine Familie reinzuversetzen und versuche nicht alles schwarz weiß zu sehen. So wie Du die Dinge jetzt vielleicht noch siehst, siehst Du sie in ein paar Wochen vielleicht ganz anders. Versuche eins nach dem anderen, es braucht alles seine Zeit. Versuche auch mal die schlechten Sachen jetzt auszuhalten und bleib ruhig. Es wird besser!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


    LG Maik

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