Hallo und erst einmal vielen Dank fürs Freischalten. Ich habe hier viel gelesen bevor ich mich angemeldet habe und wenn ich nachsehe wie viele Gäste hier immer unterwegs sind,scheint das für viele der erste Schritt zu sein. Deshalb habe ich mich nach längerem Überlegen nun doch für den offenen Bereich entschieden. Vielleicht hilft es ja nicht nur mir sondern noch irgendjemand anderem, der zufällig darüber stolpert und mitliest. Würde mich freuen .
Aber wie fängt man hier eine sehr lange Geschichte mit hohem Wiedererkennungsfaktor an? Ich versuchs mal mit dem Anfang und bitte entschuldigt, dass ich heute nicht fertig werde. Aber es gehört alles irgendwie dazu...
Als meine Tochter 3 Monate alt war bekam mein Mann eine schwere Krankheit. Er wäre fast gestorben, hat es aber nochmal geschafft. Nachdem die Krankheit erkannt war sei sie aber mit Medikamenten ganz gut im Griff zu halten, wurde uns gesagt. Die Krankheit hat nach außen sichtbar ähnliche Syptome wie eine Alkoholkrankheit. Während eines stärkeren Schubs soll mein Mann auf ärztlichen Rat keine Entscheidungen treffen, denn es gelangt zu wenig Sauerstoff ins Gehirn um rationales Denken zu gewährleisten.
Also habe ich mich allmählich daran gewöhnt, dass mein Partner hin und wieder einfach nicht er selbst ist. Er denkt langsamer und weniger logisch, wird vergesslich und gereizt. Und dann kam dazu noch der Alkohol. Dadurch wurde alles schlimmer. In weniger als drei Jahren hat er so abgebaut dass ich sicher war, nochmal drei schafft er nicht. Alle Behandlungen der ursprünglichen Krankheit waren komplett erfolglos, die Schübe wurden häufiger und heftiger trotz ständig steigender Medikamentendosis. Es war mehr eine Sterbebegleitung als eine Beziehung.
Am 15. Mai habe ich ein Versteck mit zwei leeren Schnapsflaschen gefunden. Wir trinken nicht - dachte ich. Ich habe die Flaschen auf den Tisch gestellt, ihn darauf angesprochen und er hat sein Problem zugegeben. Ich hatte zur Bedingung gemacht, dass er sich spätestens in der nächsten Woche Hilfe sucht, auch das hat er aber noch am selben Abend erledigt. Alles recht unspektakulär. Ein Termin für Montag war gemacht.
Übrigens sollten die Helfer wirklich schon bei einem ersten Telefonat deutlich vor dem kalten Entzug warnen. Bei uns its das nicht passiert. Wir wussten es nicht. Und mein Mann wollte nicht bis Montag weitertrinken und hat aufgehört. Es war wirklich schlimm und ich kann mir jetzt sehr gut vorstellen dass man daran sterben kann.
Seit diesem 15. Mai ist er trocken und ich stehe vor einem neuen Leben, in das ich mich irgendwie erst wieder hineinfinden muss. Ich habe so lange nur gemacht was ich "musste" und will jetzt wieder lernen was ich "will". Das sollte so einfach sein, oder?