Hi Girasole!
danke für Deinen Besuch
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Da ich in Karstens Thread zu den Tafeln nicht antworten kann (geht technisch irgendwie nicht...?)
Schreib ich hier noch was zur Politik, Hartz IV etc.
Ich seh das auch so, daß eine sehr beunruhigende Umverteilung von unten nach oben stattfindet - und befürchte noch mehr als die Zwei-Klassen-Gesellschaft, die
moderne Versklavung der Arbeitnehmer.
An diesem kapital-orientierten Sog ist mE weit mehr als unsere Regierung schuld. Globalisierung und die Macht der Banken, des Geldes............. dagegen kann sich ein einzelnes Land garnicht mehr wehren. Wer den Film Lets Make Money gesehen hat, hat auch die Denke der Politiker verstanden, die dem Wahnsinn hätten Schranken setzen können - die Ausbeutung von Ressourcen, von Drittewelt-Ländern und zuletzt auch des Otto-Normal-Verbrauchers regelrecht gefördert haben.
Trotzdem und eigentlich noch viel mehr genau deshalb bin ich zunehmend schockiert über die Sorglosigkeit mit der junge Menschen ohne Arbeit in den Tag leben. Ich hab das schon in Jürgens Thread über Bedürftigkeit geschrieben.
Ich habe es beruflich mit allen Gesellschafts-Schichten zu tun. Deshalb kenne ich noch lange nicht die ganze Gesellschaft. Aber eines fällt mir auf:
So viele junge Leute ohne Interesse an einer Lehrstelle.
Und gleichzeitig völlige Unfähigkeit ihr Leben selbstverantwortlich zu leben. Da ist es selbstverständlich daß
man für immer Hartz IV bekommt. Es gibt sogar
Leute, die glauben daß das Sozialamt ihre Schulden beim Telefonanbieter, beim Versandhandel etc. bezahlen müßte.
Ich arbeite nicht auf dem Sozialamt und ich habe mich über die Ämter auch schon oft genug geärgert, wenn dort nicht bezahlt wird, wo es nötig wäre - an anderer Stelle aber
knapp 2000 EUR jeden Monat fließen.. Ganz selbstverständlich.
So mancher Arbeiter hat unterm Strich weniger. WEil er die Miete bezahlen muß und keine Unterkunft für 5 Personen mit Heizung, Krankenversicherung etc. mtl. automatisch gestellt bekommt.
Aber den Staat selbst scheint das nicht zu stören.
Oft müssen wirklich Hilfsbedürftige wie Leute in Altersarmut oder mit einem unglücklichen Ende ihrer Selbständigkeit oder Arbeitslosigkeit mit über 50........... solche müssen alles hergeben, was sie noch haben. Das finde ich unfair.
Andererseits werden wirklich junge arbeitsfähige Menschen nur deshalb im Hartz IV System gelassen, weil sie nichts lernen möchten. Das ziehe ich mir nicht aus der Nase, sondern bekomme es ganz cool erklärt. Von den Betroffenen selbst.
Abhängigkeit vom Staat und das Abschieben jeder Verantwortung, das funktioniert da sehr gut.
Eigeninitiative oder mal über das Alter von 30 hinauszudenken, Fehlanzeige. Und das schlimme ist: Unser Bildungssystem hat es nicht geschafft, ihnen das Lernen zu vermitteln. Nur das Lernen. Da sehe ich ein Riesenproblem auf uns zukommen. Denn kein Betrieb kann sich einen AZUBI leisten, der nicht in der Lage ist und keine Bereitschaft mitbringt, zu lernen.
Gerade bei jungen Frauen gilt es immer noch als ganz o.,k. wenn man nach der Schule gleich ein Kind bekommt. Das wächst dann meist ohne Vater auf - aber egal, das nächste ist bereits unterwegs und Mama sitzt ja auch den ganzen Tag zuhause und kann aufpassen.
Zufällig weiß ich auch von den Summen, die das Jugendamt jährlich für Kinder bezahlt, deren Väter ebenfalls keinen Bock aufs arbeiten haben.
Ich kreide es nicht den Jugendlichen / Jungen Erwachsenen an. Aber dem System, das dagegen nichts unternimmt, aber sich große Sorgen um die Banken macht.
Manchmal habe ich mich - wie Jürgen - auch schon gefragt, ob ich als arbeitender Teil der Bevölkerung nicht eigentlich doof bin. Weil ich ein System unterstütze, das nichts für eine
lebensfähige nächste Generation tut - aber die Interessen der Kapitaleigner vertritt.
In meinem Arbeitsalltag sind es viele Haushalte, die von Hartz IV bestritten werden. Oft ganze Familien-Clans. Ich würde meine Steuern gern in Händen wissen, die das Geld besser verteilen und besser dafür sorgen, daß weniger junge Menschen genau da weiter machen, wo ihre Eltern aufgehört haben.
Es tut mir leid - aber ich kann schon sagen, daß ich vieles sehe und zu hören bekomme, das die Ausnutzung unseres Sozialsystems drastisch deutlich macht.
Das hat nichts damit zu tun, daß ich nicht genauso mitleide, wenn jemand am Ende eines arbeitsreichen Lebens nur noch vor den Scherben seiner Existenz steht und sich viel zu sehr schämt um aufs Amt zu gehen.
Diese Menschen schicke ich aufs Amt. Aber das sind dann ältere Menschen - Ehepaar oder Alleinstehend - da ist Hartz IV wirklich bitter. Da bedeutet es Umzug in eine kleinere Wohnung und zu wenig Geld, um zu leben.
Das ist irgendwie verkehrt. Ich bin für mehr Bildung wie in den skandinavischen Ländern. Die haben ein Sozialsystem aber kaum einer brauchts. Dann ist auch genug Geld da, für die - für die ein Sozialsystem auch da sein sollte.
Nys