Achterbahnfahrt - oder besser der Aufzug nach oben

Hallo!

Ich bin sehr froh, dieses Forum gefunden zu haben. Eure Berichte machen mir Mut, geben mir Zuversicht und ich fühle mich nicht mehr so allein.

Ihr habt meine absolute Bewunderung, denn ich bin bei weitem nicht so lange mit meinem Mr. X zusammen, grade mal 9 Monate. Die erste Zeit war sehr harmonisch, die letzten 2 Monate waren grausam. Aufgrund persönlicher Probleme hat er sich dermaßen weggeschüttet, dass er mich mit Gewalt in die Wohnung ziehen wollte, was mir dann absolut genug war und ich die Beine in die Hand genommen habe. Ich bin froh, dass ich noch meine eigene Wohnung habe und ich mich aus Vorsicht eben nicht dazu drängen lies, diese aufzugeben.

Danach kam der Anruf, wie leid ihm das alles täte, er braucht mich, bla bla bla. Er war sogar sage und schreibe 3 Tage in einer Klinik, aber das ist für mich für eine wei-tere Zukunft nicht ausreichend, er muss es schon ernst meinen.

Aber wie geht man um, mit diesem Gefühl? Ich weiß, er liebt mich, ich liebe ihn, trotzdem aber keine Zukunft, wobei seine Liebe dann ja nicht so groß sein kann bzw. die Liebe zum Bier größer.

Ich wage mich mit kleinen Schritten wieder in mein eigenes Leben, treffe Freundin-nen, telefoniere mit Mädels, achte sehr auf mich, aber die Zwiespältigkeit kommt immer wieder. Weiß einer von Euch Rat, wie ich das los werde? Man will helfen, hilft aber in dem Fall ja nur, wenn man eben nicht hilft. Ich fühle mich wie zwei ge-teilt…

Ich hoffe, das war nicht zu verwirrend geschrieben, in mir sprudelt derzeit ziemliches Gefühls-Wirr-Warr…

Liebe Grüße
Lori

Hallo!

Vielen Dank für Deine Antwort! Dann scheine ich ja auf dem richtigen Weg zu sein, Gefühlszwiespältigkeit gehört dann wohl dazu. Den Kontakt zu unterbinden schaffe ich bislang ganz gut. Der letzte war am Freitag, als er sich beklagt hat, warum ich ihn nicht in der Klinik besuch, worauf ich erwiderte, dass er mir ja nicht mal mitgeteilt hat, dass er in einer ist und dann, dass ich anrufen hätte sollen. Ich habe mitgeteilt, dass es besser ist, dass wir uns erst sehen, wenn der körperliche Entzug ausgestanden ist. Nun habe ich erfahren, dass er seit Samstag schon wieder zu Hause ist, also nicht mal ganz 3 Tage in der Klinik verbracht hat. Das erschüttert natürlich meine Hoffnung in den Grundfesten und ich finde mich innerlich langsam damit ab, dass es wohl doch keine Zukunft für uns gibt, egal wie sehr ich ihn liebe...

Mal ne blöde Frage: Bei mir ist es so, dass jetzt, wo die Situation irgendwie klarer wird, ich meine Entscheidung ja quasi schon getroffen habe, immer mehr Situationen aufpoppen, in denen er versucht, psychichen Druck auf mich auszuüben. Ist das bei Euch auch so? Dass nach und nach immer mehr hochpoppt?

Ja, so geht es mir auch. Wenn ich hier die Geschichten der anderen lese, denke ich immer "Oh, das kenn ich!" Kurioserweise gehöre ich zu den Frauen, die anderen dann zur Trennung raten - und ich selber schaff es nicht? *donk*

Ich bin sehr froh, dass ich JETZT den Absprung geschafft habe, bevor ich meine Wohnung aufgegeben habe und mich komplett auf eine Zukunft mit Mr. X eingestellt hätte. Natürlich hoffe ich, dass er WIRKLICH einen Entzug macht, sich ändert, bla bla. Aber bevor das nicht passiert ist, gibt es für mich kein zurück.

Es hilft mir wirklich sehr, hier die vielen Geschichten zu lesen. Es macht einem Mut und vor allem zeigt es einem, dass man eben nicht allein ist.

Liebe Grüße
Lori

Hallo girasole,

ich weiß nicht, ob es für ihn tatsächlich Liebe ist, denn er gehört zu den Menschen, die schlecht allein sein können. Ich kann verdammt gut allein sein, von dem her kann ich mir zumindest sicher sein, dass es für mich echte Liebe ist.

Deine Frage hat mich allerdings wirklich sehr nachdenklich gemacht. WIRKLICH was getan hat er eigentlich nur einmal für mich als mein Vater im Krankenhaus war und ich ihn nach der Narkose besuchen wollte und Angst hatte, er könnte gelähmt sein, wäre er mit zum Krankenhaus gefahren und hätte vor der Tür auf mich gewartet um für mich da zu sein.

Oh, und ich als ich mal ohnmächtig wurde, hat er mich zum Arzt gefahren.

Hmmm... Das wars dann aber schon. Sonst war es einfach immer wunderbar entspannt mit ihm, egal wer von uns gerade in einer deprisiven Phase war.

Und genau dieser Druck ist eben in den letzten Wochen / Monaten verstärkt aufgetreten. Ich SOLL meine Wohnung kündigen (Gott sei Dank hab ich das nicht getan), ich SOLL mich mehr öffnen (damit hat er nicht ganz Unrecht, aber eben auch nicht ganz Recht), ich SOLL nicht immer so geizig sein (Hallo? Das ist MEIN Geld, das ICH verdiene, damit kann ich machen was ich will!)... Ganz schön viel soll... Für Verpflichtungen reicht mir die Arbeit, das brauch ich dann privat nicht so wirklich... Shit... Wohl doch schön Malerei...

Ja, das weiß ich... Ist mir beim Schreiben auch selber klar geworden...

*platz* <-- das war so ne Traumblase bzw. ne Wunschvorstellung

Liebe Grüße
Lori

Und die Sicht ist NOCH klarer geworden... Mr.X steht in regem Kontakt mit 2 seiner Ex-Freundinnen, die aber wiederum Mitgefühl mit mir haben (die Beziehungen sind schon sehr lange vorbei) und daher weiß ich, dass ich mich wirklich auf MICH konzentrieren muss. Es ist nur schwer, mit der Enttäuschung umzugehen und die Hoffnung komplett begraben zu müssen.

Aber ich plane auch: Freitag Essen mit 2 guten Freudinnen, Anfang Oktober spielt eine gute Band, zu der ich gehen werde und vor allem ganz ganz viel Ruhe!

Das Forum hier ist ein gute Hilfe, weil hier meine Gefühlsregungen nachempfunden werden können und ihr alle aus Erfahrung sprecht. Das tut unwahrscheinlich gut. Danke!

Und jetzt hat sich mein Mr. X gemeldet... Ganz lapidar via Facebook, nachdem ich mich nicht melden würde, macht er das, er ist wieder im Lande..

Wie soll ich darauf denn bitte reagieren? Ich bin komplett ratlos... Auf der einen seite will ich nie nie wieder irgendetwas von ihm hören, auf der anderen Seite... Ja, was? Keine Ahnung... Komplette Verwirrung...

Nun hat er angerufen. Heute Abend treffen wir uns zu einem Gespräch... Mal schauen... Ich hab Angst... Und bin aber auch erleichtert, da ich spätestens heute Abend vorerst Klarheit haben werde!

Das Treffen verlief ganz gut. Anfangs hat er tatsächlich versucht, MIR die Verantwortung zu übertragen und hat gemeint, ein Thearapeut hätte ihm gesagt, dass ich ihn da ja unterstützen müsste, wenn ich ihn wirklich liebe. Nun ja... Unterstützung kann er gerne haben, aber nicht alles abgenommen. Und ich bin mir relativ sicher, dass er auch nur die halbe Geschichte erzählt hat.

Nun ja... ABwarten, wie es weiter geht. Er bemüht sich jetzt wohl um einen Thearpieplatz, das ist ja auch ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

Und es werden meine Vorstellungen umgesetzt, wie es weiter gehen soll: Treffen 3 bis max 4 x die Woche, so dass auch ich meine Auszeiten habe. DAs ist wichtig. Und da ist es mir relativ wurscht, ob er das auch so sieht, das muss ich für mich tun und wenn er mich ach so liebt, dann akzeptiert das auch, warum es nicht anders geht.

Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Ja, ich bin die selbe Person. Und man kann sich nicht von heute auf morgen ändern - das kann er nicht und ich auch nicht. Und ich habe nicht gehandelt, sondern ihm klar meinen Standpunkt mitgeteilt - wenn er mit diesem nicht einverstanden gewesen wäre, hätte es defintiv kein Wiedersehen gegeben. Und dass man leider nicht von heute auf morgen einen Therapieplatz bekommt, egal wie dringend man ihn benötigt, das weiß ich auch eigener leidvoller Erfahrung.

Und ja, er hat seine Taktik geändert, das ist mir auch klar. Ich selbst habe mich keineswegs vergessen. Ich gebe nur jemanden eine Chance, der sich um Änderungen kümmert, und nicht nur redet - weil im umgekehrten Fall ich das auch erwarten würde.

Meine Gefühle und Instinkte ignoriere ich auch keinen Fall, ich mute mir maximal soviel zu, wie ich auch schaffe. Wenn ich merke, dass ich es nicht schaffe, es mich zu sehr belastet, dann ziehe ich sehr schnell die Reißleine - was ich Mr. X auch fairerweise mitgeteilt habe.

Und Angst hatte ich vor dem Gespräch nicht vor Gewalt oder ähnlichem, sondern allgemeine Nervosität, das war schlecht ausgedrückt.

Paddy, ich glaube nicht, dass wir Versager sind. Auf keinen Fall! Denn die Entscheidung treffen unsere Partner selbst - auch wenn wir uns wünschen, es wäre eine andere. Aber so wenig wie wir für ihr Wohlbefinden zuständig sind, sind sie es für unseres.

Mist, ich weiß jetzt, was mit mir abgeht... Ich habe den ganz ganz schlimmen Verdacht, dass ich fast HOFFE, dass er sich nicht wirklich geändert hat und mir einen Anlass gibt, mit gutem Gewissen zu gehen und OHNE das Gefühl, ihn im Stich zu lassen....

Mist, Mist, Mist! Blöde Selbsterkenntnis!