Revision nicht zugelassen!

  • Heute ist der 1393zigste trockene Tag. Es kommt mir nicht so vor, aber am 21.12. könnte ich mein vierjähriges Jubiläum feiern. Mal schauen ... .

    Der Kalender sagt, das der 21.12.2009 ein Montag war.
    Davon weiss ich nichts mehr. Ich erinnere mich, dass ich am Vormittag mit der Sorge um "Nachschub" aufgewacht bin.

    Ich hatte mich schon einige Zeit zuvor aufgegeben & war kaum mehr in der Lage, mich um meine persönlichen Belange zu kümmern. Aber der Nachschub musste in Form einer Flasche Wodka tgl. ins Haus. Das bewerkstelligte ich meistens am Vormittag, um mich dann für den Rest des Tages zu verkriechen.

    Zu meinen eisernen Regeln gehörte es, zuhause zu bleiben und niemanden anzurufen.
    Daran habe ich mich grösstmöglichst gehalten, so dass ich "kritischen Geistern" in meiner Umgebung keine Gründe zu Nachforschungen geliefert habe.

    Zu diesem Zeitpkt. ging es mir schon mehrere Tage lang körperlich immer schlechter.
    Da ich kaum mehr etwas aß, war ich perse nicht mehr fit. Zusätzlich machte sich aber eine extreme Lichtempfindlichkeit bemerkbar. Fernsehen war z.B. nur noch mit Sonnenbrille drin. Meiner heißgeliebten Zeichnerei konnte ich auch mit volltrunken ruhiger Hand nicht mehr nachkommen, weil ich plötzlich Farben nicht mehr erkennen konnte. Das war eigentlich das Allerschlimmste, so dass ich es Tage vorher doch noch fertig gebracht hatte einen Augenarzt deswegen zu konsultieren.

    Der war ratlos ob meiner Farbenblindheit und überwies mich zum 22.12. zu einer ambulanten Untersuchung in ein Krankenhaus. Dazu sollte es so nicht mehr kommen.

    Am 21. ging es mir, trotz dem ersten Tagesquantum extrem schlecht. Bauchschmerzen machten sich breit, die von Stunde zu Stunde stärker wurden. Hinzu kam nachmittags dann Erbrechen. Das war nicht unbedingt neu für mich, aber die Intensität begann mir Angst zu machen.

    Gegen 19:00 Uhr ging es nicht mehr. Wahnsinnige Bauchschmerzen liessen nur noch sowas wie Schnappatmung zu. Ergo, Taxi, Krankenhaus, Notaufnahme. ...

    So, der Einstieg in meine Reflektion wäre an diesem Pkt. wohl erstmal erreicht und ich unterbreche hier. Vielleicht noch soviel vorweg, meine Wohnung sollte ich erst 16 Wochen später wiedersehen.

    Wünsche einen kreativen Tag ...

    der september

  • Hallo September,

    Herzlich Willkommen hier im Forum ! :D

    Bin zwar schon auf dem Sprung, will aber trotzdem kurz ein paar Zeilen hier lassen.
    Deine letzen Tage ohne Alk kommen mir sehr bekannt vor.
    Bei mir war es ähnlich, ich hatte mich auch schon selbst aufgegeben.
    Die Wodka-Sauferei war ebenso bei mir.
    Am Ende schon morgens, bevor ich zur Arbeit ging.
    Ich weiß heute nicht mehr, wie ich die Arbeitstage durchhielt.
    Am WE bin ich dann manchmal gar nicht mehr wirklich aufgestanden, sondern habe durchgesoffen in meiner letzten nassen Phase.

    Himmelfahrt vor 11 Jahren landete ich vormittags in der Notaufnahme und es ging dann gleich weiter auf die Intensiv-Station.
    Ich blieb nach einer sehr schweren Entgiftung, die ich um ein Haar nicht überlebt hätte, noch 3 Wochen im KH.
    Dann durfte ich heim, angeraten wurde allerdings gleich eine Therapie im Anschluß. Die habe ich nicht gemacht.
    Wie ich heute entscheiden würde, weiß ich nicht.
    Damals wußte ich noch nicht, wie hoch die Rückfallquote überhaupt ist... aber ich blieb trotzdem, auch ohne Therapie, bis heute trocken.
    Mein Weg dahin dauerte allerdings und war teilweise recht schwer, weil ich körperlich noch lange nicht wieder hergestellt war. Ich war noch 4 weitere Monate krank geschrieben.

    Im Nachhinein erscheint mir einiges davon immer noch wie ein Alptraum. Andererseits war dieser sehr beschwerliche Weg vielleicht auch gut so? Ich weiß es nicht.
    Ich weiß allerdings, wo ich nie wieder hin will.

    Bin gespannt, wie Deine Geschichte weiter geht....

    Zitat

    Vielleicht noch soviel vorweg, meine Wohnung sollte ich erst 16 Wochen später wiedersehen.


    Wie kam es dazu ?

    LG Sunshine

  • Hallo September,

    herzlich Willkommen hier.

    ich habe auch so einen Marathon hinter mir, Sep. 2003 - Jan. 2003 "Entgiftung"

    und dann bis Ende Feb. in einer Reha essen und laufen gelernt.

    Jetzt bin ich 10 Jahre trocken und muss sagen, es hat sich gelohnt.

    LG Martin

  • Hallo Sunshine und hallo Martin,

    vielen Dank für Euer Willkommen und Interesse!
    Ich war schon etwas "nervös", wie mein Geschreibsel
    wohl hier ankommen würde. Eure Antworten zeigen
    mir, dass ich mich da nicht sorgen sollte. Danke!

    Habe mich lange drumrumgedrückt, mich ans
    Werk zu machen und das damalige Geschehen in
    Worte zu fassen. Kann auch niemandem richtig
    verklickern, warum es sein muss. Augenscheinlich bin
    ich stabil und bastel an vielversprechenderen Dingen rum.
    Aber es vergeht auch kaum ein Tag, an dem ich nicht
    an "den Zusammenbruch" denke.

    Mit etwas Erstaunen habe ich heute festgestellt, dass
    es mich sehr traurig macht, mich intensiv daran zu erinnern.
    Aber gut, da muss ich jetzt durch & ich habe es ja so
    gewollt, befürchtet und geahnt. Schreibe also gleich mal
    weiter ... .

    Bis dahin

    der September

  • Hi September! .....

    Wilkommen hier....

    Martin, unser'n Zeitreisenden haste ja schon kennengelernt :)

    Zitat

    Sep. 2003 - Jan. 2003 "Entgiftung

    Grüße Sven. ....

  • Hallo September,

    herzlich Willkommen im Forum!

    Ich finde es gut, das du deine Geschichte einmal aufschreiben möchtest. Auf der einen Seite ist das sicher nicht ganz einfach, aber ich denke, es kann dir helfen, sie zu verarbeiten. Und hier im Forum ist sie gut aufgehoben, ich bin schon neugierig, wie es weiter geht.

    Ich bin jetzt knapp 2 Jahre im Forum und es ist zu einem festen Bestandteil in meinem Leben und meiner Trockenheitsarbeit geworden. Das Forum hat einen großen Anteil daran, das ich mich auf den Weg gemacht habe und es hilft mir sehr, mich hier auszutauschen und zu schreiben.

    Klasse finde ich, das du schon so lange trocken bist!

    Herzliche Grüße Lena :wink:

  • Hallo September,

    Zitat

    Martin, unser'n Zeitreisenden haste ja schon kennengelernt :)

    da hat Sven übertrieben, es war ein Schreibfehler :oops:

    Es war natürlich von Sep. 2003 - Jan. 2004

    LG Martin

  • hallo september

    willkommen bei uns.

    mach dir nicht all zu viele gedanken, meine geschichte steht auch hier. manch einer muß das machen, andere brauchens nicht, ist wie es ist. gelesen wird es und es hilft vielen. das allein ist das was zählt.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • In der Notaufnahme war mir so ziemlich alles egal, außer, dass
    ich etwas gegen diese unsagbaren Schmerzen haben wollte.
    Bekam dann auch recht schnell eine Spritze und an den Rest kann
    ich mich nur in Bruchstücken erinnern.

    Ich glaube, insgeheim war mir klar, das es nicht die
    eigenprognostizierte Blindarmentzündung sein konnte. Mir wurde
    mitgeteilt, dass ich eine Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung habe
    und in absoluter Lebensgefahr sei. Die folgende Nacht ist aus meinem
    Gedächtnis gelöscht. An nächsten Morgen war ich noch in der Lage
    meine bis dato komplett ahnungslosen Eltern per Handy zu informieren.

    Danach war ich ausgebrannt & jemand/etwas anderes übernahm "die Regie".

    Für die folgenden 6 Wochen löste sich mein Mir-Selbst-Bewusst-Sein vollständig auf.
    Die Situation war so kritisch, dass die Ärzte mich umgehend ins Koma versetzen mussten.

    Diese "etwas andere Welt" zu beschreiben ist nahezu aussichtslos. Ich habe es versucht,
    aber dafür gibt es kaum Worte. Obendrein scheint dieses Thema ziemlich tabubehaftet zu sein. Erst recht, wenn der Aufenthalt dort alk.bedingte Grundlagen hat. Das will
    niemand wissen und ich habe es sehr schnell dran gegeben damit. Das hier ist, nach ca. 3 Jahren, das erste Mal, dass ich mal wieder was dazu "sage".

    Während mein Geist (?!) sich also im Komaland befand, machten sich die Mediziner daran meinen Alkoholkadaver zu retten. Ich kann hier nur wiedergeben, was und
    wie ich im Nachhinein verstanden habe, was sie da alles getan haben. Mein Darm
    hat wohl jegliche Betätigung eingestellt und ich war drauf und dran mich selber zu vergiften. Hinzu kamen weitere Komplikationen.

    Eine schwere Lungenentzündung machte sich breit. Der linke Lu.genflügel kollabierte.
    Und weil es gerade passte, schauten auch ein paar dieser antibiotikaresitenten
    Krankenhauskeime vorbei. ... Ich schreib' das hier übrigens nicht so flappsig, weil ich es etwa toll finden würde. Es hilft mir nur dabei etwas den Abstand dazu zu behalten.

    Zu diesem Zeitpunkt sollen sich 2 von 3 behandelten Ärzten dahingehend geäußert haben, dass sich meine familiäre Umgebung schonmal auf mein Ableben einstellen sollte.

    (Brauch' ne Pause ... bald/später mehr ... September)

  • hallo september

    wie gehts dir damit jetzt noch mal alles aufzuschreiben. ist was anderes als es nur zu erzählen, bist du "nur" traurig/geschockt oder schleicht sich da noch was durch die kalte küche in richtung saufdruck? ich mein es sind zwar schon 4 jahre, aber wir bleiben eben unser leben lang alkis und müssen aufpassen, auch nach 10 noch. ist gut das du pausen machst wenns dich runter zieht, achte aber auch drauf, das es dich nirgend anders hinzieht.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hi doro,

    Danke Deiner besorgten Nachfrage! :)
    Nee, kein Druck, kein Verlangen, keine Gespenster!

    Ist nur etwas schwieriger als gedacht so in den
    Erinnerungskeller zu steigen und das Eingemachte
    zu begutachten.

    Ich wünschte, ich hätte damals mein Wissen. von heute gehabt.
    Hätte, hätte, Fahrradkette!
    :lol:

    Liebe Grüsse ...

    September

  • hallo september

    ging mir nicht anders, es ist eben was anderes das ganze mal "zu papier" zu bringen da kommt eine menge hoch wenn man es selbst liest. da werden viele gespenster wieder lebendig und die muß man im auge behalten. ist ja nicht nur saufdruck, da sind so viele andere dinge die einen ganz schön runter ziehen, denn man beguckt sich ja den scherbenhaufen ausführlich der mal das leben war. und dann kommt wie du so schön sagst: hätte hätte. das will auch verarbeitet sein. für mich war das aber auch ein wichtiger schritt, denn es ist ja nun mal meins, einfach auch um mir klar zu machen wo ich nie wieder hin will. in so fern hat es mir sehr geholfen, auch wenn es echt schwer ist das mal alles zu beleuchten.
    ich kann mir also lebhaft vorstellen wie es dir grade geht, und daher einfach nur die nachfrage.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • - Fortsetzung -

    Sozusagen im allerletzten Augenblick hat dann "die Abtlg.
    Verwertung & Verdauung" ihre Arbeit doch wieder aufge-
    nommen. Damit war eine/die Wende geschafft. Allerdings
    folgten wohl prompt weitere Probleme. Diesmal im Bereich
    der mir verbliebenen kleinen, grauen Zellen.

    Jedenfalls bin ich, weiterhin ohne Bewußtsein, in eine
    Spezialklinik verlegt worden. ... Tja, der 07.02.2010 war
    dann der erste Tag "back in reality". Und dieser Augenblick
    kam für mich wie ein Paukenschlag. Ich habe die Augen
    aufgerissen und zeitgleich war mir klar: "Oh Gott, jetzt
    weiß ES die ganze Welt!". Da war kein Glücksgefühl oder
    sonstwas, da war nur unendliche Scham. Ein riesiges Meer
    an Scham. ... Zum Glück war ich in diesem Moment allein.

    Der 2. Gedanke war:"Niemals, niemals wieder Alkohol! Du
    hast die Menge, die Dir für dieses Leben zustand versoffen
    und Nachschlag ist ausgeschlossen! Ende der Diskussion!". ...

    Und dieser Pkt. ist genau so geblieben und gilt seitdem für
    mich wie ein in Stein gemeißeltes Grundsatzurteil. Dagegen
    ist keine Revision zugelassen! Mein Mantra, mein Credo,
    meine Zauberformel, Rune, Gesetzesstele, Wächter ... was
    auch immer. Wenn ich was von dieser "Reise" mitgebracht
    habe, dann DAS! ... Und es funktioniert. Und das ist es, was
    zählt!

    Es mag sich hart anhören, aber ich diskutiere nicht im An-
    satz mehr mit "meinem Verlockungszombie". Ich führe keine
    inneren Dialoge mehr mit dieser Kreatur. Egal wo ich bin
    und wie es mir gerade geht. Ich weiss, dass er da ist, lauert,
    lockt, schmeichelt und tobt. Und ich lasse ihn ... in seinem
    Eckchen, lauern, locken, schmeicheln und toben. ... Mehr Auf-
    merksamkeit bekommt dieses Geschi**en nicht mehr von mir!

    Weil ich diesen Eintrag nicht mit dem Gedanken an dieses Ge-
    würm beenden möchte, hier noch eine KLEINIGKEIT von damals.

    Nachdem ich aufgewacht war, war mit das Schönste, dass ich
    wieder Farben sehen und erkennen konnte. Und dann musste
    ich feststellen, dass mir anscheinend ein Geschenk mitgege-
    ben worden war! Durch meine dunkelsten Saufstunden haben
    mich immer mein Farbkasten und meine Pinsel
    begleitet & genau so oft "gerettet". Meine Bilder waren ...
    sagen wir "ok". - Meine "neuen" Bilder sind anders. Verwun-
    dert habe ich nach dem Koma feststellen müssen, dass sich
    meine Technik schlagartig extrem verbessert hat. Und, mir
    wird von BetrachterInnen jetzt ganz oft gesagt:" Ihre Bilder
    haben irgend etwas. Was, kann ich nicht genau sagen, aber
    da ist was!". Und einige kaufen dann sogar ein Bild! ...

    Wünsche allen hier einen bunten Tag ...

    ein dankbarer September

  • glück auf september

    Zitat von September

    (Brauch' ne Pause ... bald/später mehr ... September)

    kann ich gut nachvollziehen.
    aber dieses erinnern (ab und zu) hilft mir zu meiner stabilen trockenheit.

    bin gespannt mehr von dir zu lesen - vor allem wie du heute mit der krankheit umgehst.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Danke für Deinen Bericht, September.
    Wie belastend es ist, vieles nochmal so detailliert aufzuschreiben, weiß ich aus eigener Erfahrung.
    Denn meine Entgiftung war für mich leider auch eine traumatische Erfahrung.
    Trotzdem muss man auch dazu sagen, das um Himmels Willen nicht jede Entgiftung so dramatisch abläuft.
    Es sind eher die Ausnahmen, so glaube ich zumindest.

    September, ich wünsche Dir von Herzen, das Dich Deine Rückschau nicht zu sehr runterzieht. doro hat dazu schon die passenden Worte geschrieben.

    Ja, was macht man nun mit diesen traumatischen Erinnerungen?
    Aus eigener Erfahrung (meine Entgitftung ist mittlerweile über 11 Jahre her) kann ich sagen, die Erinnerungen an Details beginnen mit der Zeit zu verblassen. Bei mir dauerte es aber lange.
    Und an einige Tage kann ich mich auch gar nicht mehr erinnern, weil ich da einfach mit Medikamenten abgeschossen wurde.
    Diese Tage fehlen mir eh komplett und das ist wohl auch besser so.
    Ich für mich kann sagen, das mich die Erinnerungen belasteten, aber auch beschützten.

    Zitat

    Und dieser Pkt. ist genau so geblieben und gilt seitdem für
    mich wie ein in Stein gemeißeltes Grundsatzurteil. Dagegen
    ist keine Revision zugelassen! Mein Mantra, mein Credo,
    meine Zauberformel, Rune, Gesetzesstele, Wächter ... was
    auch immer. Wenn ich was von dieser "Reise" mitgebracht
    habe, dann DAS! ... Und es funktioniert. Und das ist es, was zählt!

    So ähnlich sehe ich das auch.
    September, ich schaue nicht mehr so viel zurück auf die schwere Zeit bei und nach meiner Entgiftung. Denn ich habe mich dabei an einem Punkt FÜR das Leben entschieden, und das lebt sich nicht rückwärts sondern vorwärts.
    Ich schaue dahin zurück mit den Gedanken, wohin ich nie wieder zurück will. Das hat mir immer geholfen, denke ich. Aber ich werde nicht wieder und wieder darin herumwühlen und bohren und tausend Fragen stellen, warum und wieso?
    Ich quäle mich am Ende nur selbst damit und ich habe mich genug mit dem Gesaufe und alles was damit zusammen hängt, gequält. Das reicht.
    Das alles ist passiert, ich kann nix davon rückgängig machen.
    Aber ich habe JETZT ein völlig anderes Leben, und DAS zählt für mich.

    Ich wollte wieder lachen können und Freude am Leben haben, mit allem, was dazu gehört. Das habe ich mir zurück geholt und dafür auch gekämpft. Ich möchte in Frieden mit meiner Familie leben, liebe Freunde haben, mit denen ich reden und denen ich vertrauen kann, ich will mein Hobby ausüben und habe noch einige Wünsche und Träume in meinem Leben. Und dem allen sehe ich positiv entgegen. :)

    Und von den alten bösen Geistern will ich mich nicht unterkriegen lassen, das schaffen die in MEINEM LEBEN nicht mehr!

    LG Sunshine

  • Moin & Danke Sunshine & Silberkralle für Eure Worte!

    Silberkralle, Dich interessiert wie ich heute mit diesem Manko lebe?!

    Hm, ich merke es im Alltag kaum. Liegt wohl daran, dass ich ein recht
    pragmatischer Mensch sein kann. Wenn z.B. ein Unfall passier ist, dann
    werde ich absolut ruhig. Ist nicht änderbar, was muss ich jetzt tun?
    Na ja, und dann lege ich los. ... Ist aber auch so, dass ich so gut wie keine
    Versuchungen und/oder Saufdruck o.ä. mehr kenne.

    Weil mich die Anmerkungen hier (Versuchung, Rückfall ... durch die kalte
    Küche) doch etwas nachdenklich gestimmt haben, hab ichs gestern über-
    prüft. Ab in die Spritabtlg. und mir die "Lächerlichkeit" angeschaut.
    Fazit: Da ist z. Zt. Nix, Nada, Niente, Nullos!

    Ergo, hier liegt gerade kein Problem mehr für mich. Ich denke mir,
    viel mehr Baustellen habe ich anderen Bereichen. Lass es mich so sagen:

    Ich bin ein sehr wütender Mensch geworden!

    Mag sich komisch anhören und sieht auch nicht so aus, dass ich
    wie ein Berserker durch die Gegend renne. Nee, ist eher eine unter-
    schwellige Wut. Zurückzuführen wohl letztendlich darauf, mich solange
    selbst verleugnet zu haben. Ich habe nicht zu mir gestanden!

    Damit habe ich zu kämpfen. Das ich mich klein gemacht habe
    und nicht mehr gekämpft habe. Was habe ich mir nicht alles vorgemacht?
    Ich hätte tolle Freunde, Freundin, Aussichten, Wendepunkte ... .
    Pffft, alles Dreck an dem ich beinahe abgekratzt wäre!

    Mir machen Dinge zu schaffen wie, dass mich kein einzige dieser
    ( nicht trinkenden) "Freunde" im Krankenhaus oder danach besucht hat.
    Mein Vertrauen zu anderen total futsch ist. Ich Menschen nur noch bis
    zu dem Punkt an mich ran lasse, von dem ich sie konsequentzenlos
    wieder "in die Wüste" schicken könnte.

    Da hakt mein heutige Umgang mit diesem Mist. Und das macht mich
    noch wütender und deswegen wieder ne Pause!

    Wie geht Ihr denn damit um? Oder empfinde nur ich so?

    Dunkelgrüne,magentahafte, rotgelbe (nicht personenbezogene!) Wutgrüsse ...

    von September

  • Ach ja, PS und weil ich gerade so schön "in Stimmung" bin:

    Komm' mir bitte Niemand in meinem Thread mit dem
    Allgemeinplätzchen der "alleinigen Schuld des Alkis"!
    Ich hasse jegliche Schulddiskussion perse.
    Gerne in einem Extrathread dafUr, den ich aber bestimmt
    nicht eröffnen werde!

    Gruss

    September

  • hallo september

    schuldzuweisungen finde ich auch zu einfach, für mich hat das was von probleme verschieben statt zu lösen. ich denke du haderst grade mit dem was alles hätte sein können wenn du einen anderen weg gegangen wärst. ich kenn das auch, nur bringt das nur verdruss denn die vergangenheit ist vorbei die zukunft noch nicht da. also bleibt dir nur das hier und jetzt. das kannst du mit leben ausfüllen, mit sinnvollen gedanken, beschäftigungen und freundschaften. misstrauen anderen gegenüber ist auch verständlich, ich habe auch sehr sortiert und wirkliche freunde sind nicht all zu viele da, aber es gibt sie. ich gehe mit meiner krankheit offen um, wenn da komische kommentare kommen weiß ich das ich mich mit dem menschen nicht näher befassen muß, anderen falls lass ich die menschen auch näher an mich ran. ich fahre ganz gut damit, habe einen riesen bekanntenkreis und immer was zu tun. die wissen aber auch alle das ich mich auch mal von jetzt auf gleich zurückziehe wenn mir was quer geht. die können damit leben denn ich bin da ganz ehrlich zu ihnen. das hat aber auch eine weile gedauert bis ich gelernt hatte so mit den menschen zu sprechen, ganz klare grenzen, von anfang an, dann gibts auch keine diskusionen.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Guten Morgen September,

    Deine Erzählung hat auch mich berührt.
    Ich hatte mal kurz irgendwann denselben Gedanken, wie wohl so viele Menschen: „Wenn ich damals das Wissen von heute gehabt hätte…“
    Allerdings lächelte mich in diesem Moment ein kluger Mann an und sagte: „Dann hättest Du mit all Deinem Wissen ganz genauso gehandelt, denn es liegt in Deinem Charakter“ und so komme ich wieder zu dem Bild der Versuchsratte, die erst überall andengeln muss, bevor sie die Tür mit dem Käsestück findet.

    Zorn kenne ich auch, Wut über das Verhalten Anderer. In den letzten zwei Wochen bin ich mit vier! Kollegen zusammengerasselt und das kenne ich so nicht. Wenn alle Anderen total bekloppt sind, muss ich anfangen, bei mir selbst zu guggen ;-).
    Kommt glücklicherweise im richtigen Moment wieder ein lieber Mensch vorbei und sagt:
    „Du kannst Menschen sehr schnell einschätzen“
    und ich grummele: „Mag sein“
    und sie sagt: „Du willst immer alles geben, was möglich ist“
    Und ich nicke ab.
    „Und genau das erwartest Du auch von allen Anderen“
    Und ich sage: „Klar!“
    „Du willst, dass es auch allen Anderen besser geht“
    Logisch :), denke ich.
    Und sie sagt: „Vergiss es!“ xD
    Ich habe gefightet wie eine Löwin für meine Ideale und komme jetzt (mit ihrer Hilfe) zu der Erkenntnis: Die Menschen wollen sich gar nicht bewegen, um an einem Strang zu ziehen, gemeinsam etwas zu erreichen, ein gutes Gefühl zu bekommen und zusammen zu lachen, weil der Arbeitstag so viel angenehmer ist. Seitdem ich das akzeptieren konnte, bin ich nach wie vor die Einzige, die fröhlich lacht und zum Teilen gibt es ja immer noch ein Telefon ;-).
    Ich gehe wieder gern zur Arbeit, habe Spaß und manchmal dabei das Gefühl, ich wäre die Bekloppte in dem Laden, aber damit kann ich leben :wink: .

    Menschen, die ich nur bis zu einem gewissen Punkt an mich heranlasse, können mir auch nichts geben und Beziehungen leben vom Austausch. Wütend sein ist völlig okay, aber abschließen zu können ist wesentlich angenehmer für die eigene Psyche: Wir treffen doch mit Wut und Aggression letztendlich immer nur uns selbst…

    Schön, dass Du Farben wieder erkennen kannst, denn draußen gibt es genügend zu sehen davon: Es ist Herbst, der etwas andere Frühling.

    Viele Grüße

    Katha

    PS: Magenta. Wunderschöne Farbe 

  • glück auf september

    Zitat von September

    Wie geht Ihr denn damit um? Oder empfinde nur ich so?

    naja - zunächstmal is es mir gut gelungen, mit der vergangenheit abzuschliesen.
    (hab s schon wiederholt an verschiedenen stellen geschrieben z.b. hier: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…p=425621#425621 unter 5.) ich hab den "mist" aufgeschrieben und abgelegt (deshalb weiss ich wie weh das tut).

    die schuldfrage is für mich geklärt - wie kann ich an ner krankheit schuld sein? is n zuckerkranker schuld? oder jemand mit trisomie 21 ?

    zur wut - :oops: hab ich immernoch, da geht s mir ähnlich wie katha - seit ich den "gelassenheitsspruch" der AA´s kenn übe ich :wink: .

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!