Wut spüren und zulassen

  • Hallo Zusammen,

    Ich würde gerne eure Meinung zum Thema Gefühle, im Besonderen zur Wut hören.

    Soweit ich zurückdenken kann, habe ich meine Wut schon immer unterdrückt.
    Es war mir schon als Kind nicht erlaubt wütend zu sein, da ich dann meine Mutter belastet hätte, die ja schon genug mit meinem alkoholkranken Vater zu tun hatte. Außerdem habe ich auch die extremen Wutanfälle meines Vaters miterlebt und natürlich davor Angst bekommen. Wut war also etwas schlechtes.

    Nun ist es leider so, dass ich bis heute meine Wut nur sehr schwer wahrnehmen kann, bzw. wenn ich mal wütend bin, dies nicht mitteile und die Wut verarbeiten kann. Wut ist immer noch ein Gefühl, daß verboten ist. Anstatt wütend zu sein werde ich dann stark depressiv und verurteile mich für alles mögliche selbst.

    Wie geht ihr mit eurer Wut um? Was habt ihr getan um eure Wut zulassen und / oder ausleben zu können?

    Ich freue mich schon auf eure Beiträge.

    Bis dann
    heinmück

  • Hallo heinmück,

    bei mir daheim war es ähnlich, nur daß die Mutter trank und der Vater prügelte (und Schlimmeres). Nicht nur Wut, sogar Freude habe ich gedeckelt, eigentlich ALLE Gefühle. Wenn ich Bilder von mir von damals anschaue, sehe ich ein Kind mit völlig toten Augen. :( Mir fällt der Spruch ein "alles was Sie sagen kann gegen Sie verwendet werden" = jede meiner Gefühlsregungen konnte für mich übelste Folgen haben: Abwerten, Auslachen, Ignorieren, Desinteresse, Zerreden, Überhören, Lächerlichmachen, Angreifen usw. usw. Also habe ich so ziemlich alles in mich reingefressen und bin depressiv geworden. Das fing sehr früh an, daß ich mich nach außen tot stellte, damit ich "unsichtbar" wurde. Der Preis, den ich dafür zahlte war, daß ich innendrin selber weitgehend erstarb.

    Die Wut als heilsame Kraft, als leitende Kraft, die einem aus dem familiären Schwarzen Loch wieder rausführt... Wenn man sie nicht am Adressaten oder an alten Telefonbüchern auslebt, dann richtet sie sich unweigerlich nach innen. Nichtgelebte Wut wird zur Depression. Ich finde es nach wie vor schwierig, da bei mir am Ball zu bleiben. In bestimmten Situationen finde ich mich wieder als dieses kleine Hascherl, das ich mal war. Einerseits will ich auf den Tisch hauen, andererseits bin ich wie gelähmt. Ich bin so gelähmt, daß ich rein gar nichts machen kann, also nicht mal aus der Situation rausgehen. Denn man muß ja nicht immer auf den Tisch hauen. Manchmal reicht es ja, den Abstand zu verändern.

    Wir hatten hier schon länger her einen Thread über die Wut: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…p=303711#303711 Den fand ich damals sehr berührend. Habe gerade nochmal quergelesen. Damals war ich noch keine Moderatorin. Also nicht erschrecken, wenn soviel blaue Farbe in dem Thread vorkommt. Der blaue Balken erscheint nachträglich auch unter meinen ganz frühen Beiträgen. Das Thema ging mir damals ziemlich nah.

    Heute komme ich ja auch in Situationen, in denen ich körperlich genau merke, wie die Wut anflutet. Heute kann ich recht gut aus solchen Situationen rausgehen (bzw. sie im Vorfeld schon umgehen). Oder ich kann meine Wut rauslassen, und zwar nicht gegen mich oder andere, sondern genau gegen den, auf den ich wütend bin. Nein, ich mache keine Leute platt.. :) Aber ich gebe auch mal kontra und sage meine Meinung und vor allem kann ich es aushalten, wenn mich jemand dann blöd, doof oder sonstwas findet.

    Mein Hauptwutauslöser von damals, dem begegne ich heute immer noch, ich merke, wie mich das immer noch triggert. Manchmal sause ich gefühlsmäßig wie per Zeitmaschine in vergleichbare Kindheitssituation. Mein Körper verkrampft sich, ich erstarre, meine Mimik erlischt. Heute stelle ich mir innere Helfer vor, am liebsten solche mit gefährlichen Reißzähnen, die den Job der Abwehr übernehmen. Oder sowas wie ein Energiefeld, das derjenige nicht durchdringen kann (wie bei Stargate Atlantis 8) ). Und immer wieder mache ich mir klar, es ist 2014, ich bin erwachsen und kann mich anders verhalten, auch wenn mein Gegenüber noch fast derselbe :evil::x ist, nur eine ältere Version.

    In der Kindheit so malträtiert worden zu sein, hinterläßt Spuren. Ich verhalte mich in völlig "normalen" Situationen ganz anders als Nicht-EKA und habe oft erheblichen Leidensdruck bzw. völlige Fühllosigkeit. Meine Unbefangenheit und mein Optimismus, den ich vielleicht im Mutterleib noch hatte, der ist weg. Wobei ich vermute, daß er nicht völlig weg ist, sondern ich ihn momentan nur nicht fühlen kann.

    Lieber Gruß und danke für das Thema,

    Linde :)

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    vielen lieben Dank für den link. Ich werde ihn nachher mal durchlesen.

    Du beschreibst recht treffend, wie alle Gefühle gedämpft bzw. unterdrückt wurden.

    Ich glaube Wut ist auch ein Gefühl was zum Selbstschutz gedacht ist und genau wie du sagst darf man auch auf jemand wütend sein und muß es der betreffenden Person eben darum mitteilen, auch wenn diese Person oder andere mich dann blöd, doof oder irgendwas findet. Das ist glaube ich bei mir der springende Punkt: Alle müssen mich mögen! Bloß nicht "negativ" auffallen...Da ist es das innere Kind, was auf gar keinen Fall wütend sein darf.

    Deine Idee mit dem Wächter oder Schutzschild ist gar nicht schlecht.

    Aber was ist mit einer allgemeinen Wut, die sich nicht gegen eine bestimmte Person richtet? Ich kann auch Wut empfinden über alltägliche Dinge; der muß ja auch Raum gegeben werden.

    Jedenfalls danke nochmal für deine Denkanstöße und den link.

    Bis dann
    heinmueck[/b]

  • hallo heinmück,
    ich habe auch meine wut und generell gefühle ignoriert, bin dem aus dem weg gegangen. rausgelassen hab ich sie dann wenn ich getrunken habe. dann hab ich immer das gesagt, was ich ja schon sooo lang mal sagen wollte. natürlich hab ich total übertrieben, hab mich dann da rein gesteigert und war komplett ungerecht..

    heute, ja ich weiss nicht so genau, heute bin ich halt wütend wenn ich wütend bin und sag das auch. ich keif dann einmal rum und dann geh ich ne runde um den block wenn ich die zeit dazu hab. runterkommen.. denn ich weiss, dass dieset wutgefühl einfach auch ne gefahr für mich ist. das da schnell der druck da ist zu trinken in der "hooffnung" auf entlastung der gefühle, was natürlich kompletter quatsch ist, denn dann werd ich ja noch agressiver. aber das ist halt mein suchtgedächnis. ... gefühle... trinken.. erstmal gefühle gedämmt.. weiter trinken... dann total ausflippen.... am nächsten tag schlechtes gewissen und und und.. ich versuch heute auch einfach mal fünfe gerade sein zu lassen.. seh vieles gelassener., hauptsache trocken.. alles andere ist zweitrangig.
    lg
    bella

    ...weil jeder Tag zählt

  • Hallo,

    du beschreibst das toll mit der Wut. Ich habe erst letztes Jahr meine Wut über meine trinkende Mutter herausbrüllen können. Und zwar haben mir die Gespräche von einer Beratungsstelle sehr dabei geholfen. Endlich mal jemand Unabhäniges, Aussenstehender. Ich war dann viel und lange auf einsamen Wegen spazieren und habe dann alles gebrüllt, damit ich meine Wut auf meine Mutter loswurde. Das hat eigentlich toll geklappt. Aber auch wie die Moderatorin treffend beschreibt - es kommen immer wieder auch bei mir Situationen, die mich kurz in die Kindheit (hilflos,ängstlich, ausgeliefert fühlen mit dollem Bauchkribbeln) zurückbeamen. Aber ich sage mir dann auch immer : du bist erwachsen, halte die Situation aus, wiederspreche, sage deine Meinung und stehe dazu, auch wenn dich alle Menschen blöd finden. Tun sie aber gar nicht :)

    Viel Erfolg.

  • Hallo,

    Ich denke in mir ist noch viel Wut gegenüber meinen Eltern versteckt.

    Erstens natürlich gegenüber meinem Vater aber auch gegenüber meiner Mutter, von der ich noch bis vor einiger Zeit gedacht habe, wie toll sie mich erzogen hat! Stimmt natürlich nicht, sie als Co hat mich genauso im Stich gelassen wie mein Vater. Das habe ich aber erst in meiner Therapie erkannt und es hat verdammt weh getan. Jetzt wo ich das schreibe, merke ich ich wie ich verdammt wütend werde und gleichzeitig traurig.
    Wut habe ich immer als etwas negatives empfunden, da ich nur die absolut zerstörerische Wut meiner Eltern aufeinander kennengelernt habe. Vor allem die massive Wut meines Vaters im Suff hat mir extrem Angst gemacht und ich habe selbst immer Angst gehabt so zu werden wie mein Vater. Das war dann auch ein bestimmendes Gefühl; bloß nicht wie mein Vater zu werden.

    Liebe Grüße
    heinmueck

  • Hallo Heinmück,

    in meinem eigenen Leben als auch bei meinen Klienten musste ich feststellen, welchen Schaden Wut anrichtet, die unterdrückt wird, die nicht sein darf.
    Sie ist eben aber doch da und richtet sich gegen irgendwas, wenn sie nihct ausgelebt wird. Gegen einen selbst: Autoaggressionen wie Ritzen/selbstverletzendes Verhalten, aber auch Magersucht, Alkoholsucht uä.
    Oder gegen andere, in aggressivem Verhalten, das auch bis zur Kriminalität gehen kann.
    Auch Depressionen wird nachgesagt, dass unterdrückte Wut sie mit-auslösen kann.
    Ich habe als Kind einfach beigebracht bekommen, immer lieb zu sein, brav, angepasst. Das wurde belohnt. Wut wurde als etwas "böses", was nicht gewollt ist betrachtet.
    SO werden leider auch heute noch sehr viele Kinder erzogen :?

    Ich habe gelernt, zumindest aktuelle Wut zu spüren und dann auszuleben, richtig körperlich.
    Ich boxe in Kissen, zerreisse/ zerfetze Zeitschriften und brülle dabei meinen ZOrn heraus, indem ich richtig mit der Person "rede": "was bildest du dir ein, du piiiiiep, du kannst mich piiiiiep....."
    usw. :lol:
    Hilft!

    LG
    GIraole

  • Hallo!

    Es gibt ein Lied das kann man sogar mit uh wah ah ah ah ah googeln.
    So hört sie sich an meine Wut. Die von damals. Die gespeicherte.
    Meine Kindheit vielleicht so wie le sacre du printemps.
    Tanzt!
    ;)

  • N'abend Zusammen,

    @ schnuffig: tolle Musik, hab als jugendlicher eigentlich nur solche Art von Musik gehört und mag sie heute immer noch, ich denke ich weiß nun warum.... :wink:

    Und zu der Unterdrückung von Wut und deren Auswirkungen kann ich mir auch einige Sachen erklären.

    Vielleicht sollte ich mir einen Sport suchen bei dem ich meine Wut ausleben kann. Hab früher eh viel Sport gemacht...vielleicht auch nicht von ungefähr...

    Liebe Grüße
    heinmueck

  • Hi Heinmuck,

    vom Text her kenne ich nur " Down with the sickness" , wo ein misshandeltes Kind seine Wut rauslässt.
    Auch wenn selbst die "harten Kerle" von Disturbed den Teil wo sie die Mutter beschimpfen in einen Traum verpacken.
    Aber immerhin.
    Sie schaffen es trotzdem, dass auch ich singen und hüpfen kann und gleichzeitig meine Wut loswerde, bei Bedarf.
    Es gibt natürlich Zensur.
    Also die geschnittene Version findet sich im Musikkanal zuerst, da fehlt der Teil mit dem Traum und der Mutterbeschimpfung.
    Die Dämonen dürfen bleiben, die Gewalt ist kein Problem, aber zur Mami in nem Lied F.... sagen, das geht immer noch zu weit.
    Soweit der Status der Erwünschtheit von gesunder Wut in der Gesellschaft und dem Platz den man ihr zuweist.

    Beim Sport werde ich erst wütend, wenn ich nicht mehr weiter kann. Dann gehts doch noch ein paar Minuten oder Sekunden länger.

    Außerdem riecht alte Wut anders als diese " ein paar Meter gehts noch" Sache.
    Aufgestaute Gefühle, gespeichert vor und seit Jahrzehnten riechen grausam wenn sie raus kommen.
    Wie auch immer die Gesellschaft und die Zensur das sehen, ich lass das ekelige Zeug nicht in mir drinnen.

    In dem Sinn: F.....!!!!

    :)

  • Hallo schnuffig,

    es gibt mehrer Künstler die ihre Kindheit in der Musik verarbeiten; Eminem fällt mir da spontan ein.

    Natürlich ist die alte Wut eine andere. Aber ich denke der Sport könnte mir helfen, meine Wut, die sich an manchen Tagen bildet, überhaupt mal zuzulassen ohne Angst davor zu haben, daß etwas schlimmes passiert. Also die Wut kanalisieren, und auch dieses Gefühl nutzen.

    Liebe Grüße
    heinmück

    P.S.: F...... too!!! :mrgreen:

  • Hi heinmuck!

    Oh ja genau Eminem.

    Ich denke wenn du denkst, dass Sport dir hilft dann hilft er dir auch.
    Das mit dem Fürchten, dass etwas Schlimmes passiert, wenn ich meine Gefühle rauslasse, das kenn ich auch.
    Eher von früher, weil ich mich schon lange mit dem Thema auseinandersetze, auf alle möglichen Arten.
    Gefühle, die können schon was, aber sie können nichts tun.
    Wut, Zorn und Hass töteten Menschen - das steht aus gutem Grund nie in der Zeitung.
    Menschen töten, nicht Gefühle. Alle Gefühle die es so gibt, spüren zu können, ist der beste Schutz vor was Schlimmen.
    Denn Menschen, die was richtig Schlimmes tun, sind vorher schon irgendwie innerlich abgestorben. Die spüren sich nicht mehr wirklich. Oder haben es noch nie.

    Was schwebt dir denn für ein Sport vor?

    Grüße :)

  • Hallo schnuffig,

    Hast schon recht, die Gefühle selbst machen nichts schlimmes oder sind an sich schlimm. Gefühle sind eben Gefühle ohne jede Bewertung.
    Nur leider habe ich in der Kindheit kennengelernt, daß Gefühle eben doch bewertet wurden, Wut ist was böses oder Trauer wurde mit "ach, es ist doch nicht so schlimm" oder "stell dich nicht so an" abgewertet. Ich glaube das ist das Problem: "schlimme" Gefühle wurden bewertet und versucht zu relativieren. Dadurch konnte ich nicht lernen Gefühle einfach zuzulassen und zu durchleben. Meine Eltern haben auch nie gelernt, mit ihren Gefühlen umzugehen und deshalb diesen Mist an mich weitergegeben. Meine Mutter hat schließlich ihre Angste auf mich projeziert und mein Vater hat nur im Suff seine Gefühle dann völlig unkontrolliert und brachial gezeigt.

    Ich denke an einen Kampfsport weil man da die Wut kanalisieren muss und nicht einfach unkontrolliert rauslassen kann.

    Schönen Abend noch
    heinmueck

  • Hallo Heinmück,

    da wo ich aufgewachsen bin, sagen manche heute noch das Mensch zu Mädchen.
    Ich wurde auch so genannt: " Das Mensch weint schon wieder. Ich werd dir gleich ein paar Watschen geben, damit du wenigstens einen Grund hast zu weinen."
    Oder sie haben mich einfach ausgelacht.
    Versus: " Ich bin ja so arm, ich hab nämlich einen Alkoholiker geheiratet und du Kind hörst mir jetzt zu, ich sag dir wie gemein der zu dir war, und du sagst mir was ich tun soll und tröstest mich. Und es wird Jahre dauern, bis du drauf kommst, dass ich nie daran dachte, wirklich zu tun was du sagst, sondern dass du nur mein emotionaler Mülleimer warst."

    Ich kann glaub ich also schon nachvollziehen, was du meinst.

    Aber eins weiß ich mit Sicherheit: Ich habe mein Herz noch.
    Ich kann fühlen. Hell und Dunkel, laut und leise, Schmerz und Freude, Rot, Grün, Blau, Elefant und Schmetterling, das Fallen eines Steines in den schier endlosen Abgrund und das Auftreffen des Schnees auf die Spitze des Berges.
    Mich wie ich dir schreibe, dich wie du mir schreibst.

    Es ist ihnen nicht gelungen, mich zu töten.
    Ich bin eine Überlebende. Darin liegt endlos Kraft. Kraft weiter zu machen.

    Ich kann meine Wut kanalisieren, ich kann sie darstellen auf viele Arten, ich kann sie auch unterdrücken.

    In etwa weiß ich auch, was ich nicht tun darf um mich nicht zu überfordern, in etwa weiß ich wie ich mich schützen kann vor Dingen die mir schaden.
    Ich denke, ich werde hier solange schreiben, bis ich es richtig kann.

    Fürchte dich nicht!
    Es gibt keinen Grund.

    Und Kung Fu schaut lässig aus.

    Grüße :)

  • Hallo schnuffig,

    den Mißbrauch als emotionalen Mülleimer hat meine Mutter immer noch nicht ganz kapiert und übernimmt keine Verantwortung dafür. Sie entschuldigt dass dann mit ihrer schlechten Kindheit nach dem Motto: "Ja ich weiß und es tut mir auch leid aber...ich hatte auch eine schlechte Kindheit....blablabla...
    Echt zum k..zen. Dafür gibt es keine Entschuldigung.

    Was du über dein Herz schreibst ist schön. Wenn ich mein Herz spüre, merke ich auch wie lebendig und groß es ist. Leider höre ich noch zu selten hin, da ist mir mein Schädel noch zu oft im Weg :roll:

    Aber das wird schon, genauso wie die anderen Baustellen.
    Und weiß ich auch, dass ich mehr Kraft und Mut habe als meine beiden Eltern zusammen.

    Für Kung Fu bin ich glaube ich ein zu ungelenker Klotz... :D

    Bis dann
    heinmueck

  • Hi Heinmück,

    ...aber...genau, das macht meine Mutter auch. Oder machte, denn jetzt darf sie nichts mehr über ihre oder meine Kindheit zu mir sagen.

    Ich dachte viele Jahre lang, das sei bloß ein Missverständnis.
    Meine Mutter möchte mich natürlich lieben, sie kann's halt nur nicht so gut.
    Ich muss nur Geduld haben.

    Das war ein Irrtum. Sie möchte was sie immer schon wollte.
    Dass jemand dieses Loch ausfüllt, dass da irgendwo in ihr ist.
    Sie möchte die Kontrolle.
    Und Macht. Ich weiß auch, dass sie enttäuscht ist, dass sie beides nicht mehr über mich hat.
    So wie ich enttäuscht war, dass sie mich nicht einfach liebt.
    Das nenne ich Unvereinbarkeit.

    Das Denken kann man ausschalten mit allem was Geräusche macht. Mit zuhören. Das wolltest du ja eh üben. ;)

    Boxen?

    Bevor ich nichts mache, hüpfe ich halt durch die Wohnung wenn keiner da ist.
    Obwohl ich auch viel geboxt habe und es auch heute noch manchmal mache.

    Wünsche dir einen schönen Tag

  • Hallo zusammen.
    Ich habe auch etwas zur Wut zu berichten.
    Ich hatte gestern meine letzte Therapiestunde und wir machten einen Rückblick/eine Zusammenfassung dieser Zeit.

    Ich sollte spontan zu jeder erlebten /durchlebten Phase einen Gegenstand aus dem Zimmer (plus einer Kiste) nehmen und der Reihe nach auf die Erde legen und so den Raum durchqueren.
    Ich suchte also Dinge aus ,legte sie hin und ging weiter ,Schritt um Schritt,als ich am anderen Ende des Raumes war sollte ich zurücksachauen und sagen was mir in der jeweiligen Situation geholfen hatte,wie ich Probleme bewältigt habe (meine Helferlein) und ich war erschrocken ,denn es war an allen wichtigen Stellen meine Wut!!!
    Seit gestern nun arbeitet das in mir nach.
    Ich war in meinem Leben jahrzehnte fast nie wütend und wenn dann nur ganz kurz ,konnte sie nie halten um ihre Kraft zu nutzen ,wäre auch niemals auf diesen Zusammenhang gekommen.
    Eher fand ich Ausreden für das Verhalten anderer wenn sie mich verletzten, als das mal Wut kam und auch blieb und ich sagen konnte ,,hey so nicht mit mir,,
    Ich tat den mir zugefügten Schmerz irgendwo hin ,keine Ahnung wohin.
    Erst in der Beziehung zu meinem Ex (Alkoholiker)kam ich für mich an diese Grenze
    wo anstatt
    Schmerz /verletztsein = weinen /traurig sein
    Schmerz/verletzsein =die Wut kam
    Das erste mal passierte es nach einem heftigen Streit,ausgelöst durch sein Verhalten mir gegenüber und diese Wut lies mich schier aus der Haut fahren ,ich stand völlig neben mir und sie hielt ca. 2 Wochen an.
    Wie sehr mich diese Wut trug merkte ich garnicht,aber ich konnte auf einmal ganz klar mit dem Verstand Dinge für mich regeln und durchsetzen und nicht wie früher durch Tränen völlig gelähmt vor mich hinzuleiden.
    Irre war das und so befreiend unglaublich.
    Nun konnte ich die Wut danach leider nicht gezielt nutzen, weil als sie erstmal verflogen war ich wieder keinen Zugriff darauf hatte.
    Ich verfiel zeitweise wieder in die ,,Opferrolle,,
    erst gestern bei diesem Rückblick wurde mir das bewußt.
    Allerding habe ich in der letzten Zeit schon eher ,,angebrachte,, Wut und Dinge die mir mißfallen ,an die passenden Personen zurückgegeben.langsam scheine ich zu verinnerlichen das Wut was gesundes und mich schützendes haben kann.
    Das ist vielleicht auch mal eine Sicht auf die Wut!

    LG R..

  • Hallo,

    ich glaube meine Mutter hat sich nur selbst bemitleidet...Sie war ja das arme Opfer. Den Mist hat sie mir dann auch mitgegeben :x

    Und dieses bemitleiden und irgendwie abwarten, dass irgendetwas passiert und mir von aussen geholfen wird habe ich von ihr übernommen.

    Es ist wie Renate schreibt: diese Energie, die die Wut bringt ist so befreiend und klärend.
    Deshalb möchte ich die spüren und zulassen dürfen wann immer die Wut sich meldet.

    Viele Grüße
    heinmueck

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