kinder von alkoholiker auch aklis.. warum???

  • das ist meine frage.. ich versteh einfach nicht, warum man die verhaltensmuster seiner eltern, die man doch selber als absolut schlimm empfunden hat später wiederholt, obwohl man genau weiss, was man seinen lieben antut. ist es weil man so gelernt hat in ganz jungen jahren? was ist da los?
    lg
    bella

    ...weil jeder Tag zählt

  • Vermutlich gibt es genauso viele Erklärungsversuche wie es Menschen gibt die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Mir sind schon die abstruseseten Erklärungsversuche untergekommen.

    Aber letzten Endes unterscheidet sich nur das Wie. Das Warum ist irgendwie tatsächlich genauso einfach und so billig wie es nunmal ist.

    Weil man's eben so gelernt hat.

  • hallo bella

    ich bin ein erwachsenes kind von einem alkoholiker, und selbst alkoholiker.
    ich habe mal gelesen, das kinder von suchtkranken eltern ein erhötes risiko haben selbst in eine sucht schlittern. einen zusammenhang mit vererbung gibt es meines wissens nicht.

    ich kannte es jahrelang nicht anders, für mich war es völlig normal das sich mein vater jeden abend betrunken hat. genauso wie die streitigkeiten und andere sachen.
    ich denke auch, das ich es mir irgendwie abgeguckt habe, wie oder warum genau kann ich ehrlich gesagt gar nicht mehr sagen.
    grüße
    NNGNeo

  • Mein Vater war dem Alkohol auch nicht gerade abgeneigt, heute ist er über 80 und trinkt immer noch täglich eine oder zwei Flaschen Bier.
    Wir sind 6 Geschwister und 3 von denen(mich einbezogen) haben mehr oder weniger Probleme mit sich. In die Sucht bin nur ich abgerutscht.

    Natürlich geht Zeit bei der Erziehung verloren wenn ein oder beide Elternteile mit Trinken beschäftigt sind, da wurden vielleicht grundlegende, wichtige Dinge nicht vermittelt?

    Ich selber bin immer der Ansicht, dass man sein Schicksal selber in der Hand hat, mit allen Vor- und Nachteilen dann auch leider.

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hallo,

    ich bin in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der es eben nicht absolut schlimm war, das Kind eines Alkoholikers und einer Co zu sein.
    Schließlich wurde gearbeitet und sauber war es auch. Ich war auch sauber.
    Also gab es keinen Grund mich über irgendwas klagen zu lassen. Punkt.
    Aber wenn ich dann trotzdem das Gefühl hatte, klagen zu wollen, dann musste doch mit mir was nicht stimmen.
    Das waren die ersten Jahrzehnte meines Lebens, dieses: Mit mir stimmt was nicht.
    Irgendwo tief drinnen.
    Und da sollte mein Knall auch bleiben- tief drinnen. Damit es auch ja keiner merkt.
    Damit ich es selbst nicht mehr merke.
    Was ich nicht merke, ist auch nicht absolut schlimm.
    Von daher war es dann auch nicht schlimm, quartalsmäßig so viel zu saufen, bis die " Festplatte" wieder mal gelöscht war.
    Es war nicht absolut schlimm, dass ich nicht zu saufen aufhören konnte, wenn ich mal angefangen hatte. Weil ich nämlich so tat als würde ich gar nicht bemerken, dass dem so ist.
    So tun als ob. Als ob die Kindheit eh ganz ok gewesen wäre.
    Als ob überhaupt alles ok wäre, solange ich funktioniere.
    Wie gehts denn so? Eh ok.
    Selbstbelügung wohin das Auge reichte.
    Bis mich meine Tochter betrunken erlebte.
    Ab da war nichts mehr eh ok.
    Ab da war Schluss mit destruktiv.
    So soll es auch bleiben.
    Ab dem Tag wo ich wusste was ich ihr antat, tat ich es nicht mehr.

    Was ist eigentlich mit dir?

  • Hallo,
    Meine Mutter hat damals getrunken.
    Mein Bruder und ich haben aber zum Glück kein Problem mit Alkohol.

    Es war ziemlich extrem. Durch glückliche Umstände ist meine Mutter seit über 10 Jahren trocken, meine Eltern heute noch zusammen und wir (mein Bruder und ich) haben ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Eltern.

    Das ich den ganzen Sch... nochmal durchmachen muss, hätte ich aber nicht gedacht.

    Meine Frau hat meine Mutter noch in der nassen Zeit miterlebt. Trotzdem ist sie selbst da reingerutscht und bis jetzt nicht ernsthaft daran interessiert etwas zu unternehmen. (anderes Thema )
    Hätte ich nie für Möglich gehalten aber es gibt Dinge die lassen sich mit gesundem Menschenverstand nicht erklären.

    Gruß Firebird

  • EInfach ausgedrückt: Aus pädagogisch-psychologischer Sicht weil das Kind es nicht anders gelernt hat.
    Das ist ja nicht nur bei Alkoholikern so, sondern zb auch wenn es Schläge gab, schlagen erwachsene Kinder ihre eigenen dann meist auch, obwohl sie sich früher mal anderes geschworen hatten. Ebenso bei Frauen, deren Mütter geschlagen wurden. Bei Kindern, deren ELtern kriminell waren.....

    Platt gesagt: Woher soll ich chinesisch können, wenn es mir nie jemand bei gebracht hat?

    Es werden zb jede Menge soziale Kernkompetenzen nicht vermittelt bzw. vorgelebt, wie Frustrationstoleranz, Stressbwältigung, Gefühle wahrnehmen usw.
    Ich kann aber nur lernen, was mir vorgelebt wird.
    Es gibt dazu folgende Pyramide:
    Also zumindest Kinder lernen vor allem am Modell (ganz unten die Breite in der Pyramide).
    Dann muss vor allem die Art der Beziehung zum Vorbild stimmen (Mitte).
    Worte bringen in der Erziehung sehr sehr viel weniger ganz oben die kleine Spitze).
    Fallen dann sowohl Vorbild als auch eine gute Beziehung weg... bleibt nicht mehr viel übrig.......

  • Hallo zusammen,

    ich finde eigentlich die Frage spannender, warum viele Kinder von Alkoholikern nicht selbst zu Alkoholikern werden. - Denn die gibt es ja offensichtlich auch, auch wenn sie statistisch nicht erfasst werden und man nicht so viel von ihnen spricht.

    Und "lernen" im positiven wie im negativen Sinn kann man ja als Kind nicht nur von den Eltern, da gibt es ja schon noch ein paar "signifikante Andere" drumherum.

    Ich kann bei mir ziemlich genau sagen, wo der Punkt war, an dem ich mich das erste Mal entscheiden musste, ob ich dazugehören will oder nichts trinken. - Das war bei der Konfirmation. Ich habe mich für das Nicht-Dazugehören entschieden und kann das auch seither ganz gut aushalten - obwohl alle in meiner Umgebung "nichts dabei gefunden" hätten, wenn ich da mitgetrunken hätte, es mir im Gegenteil sogar vorgelebt haben, dass bei manchen Anlässen der Alkohol quasi unwidersprochen "dazugehört". Mir war das aber nicht logisch. Außerdem hat's mir nicht geschmeckt.

    Für mich hat der Einstieg in den Alkohol daher viel mit Gruppendruck zu tun.

    Liebe Grüße
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Ja, es gibt noch andere Personen, die prägen, aber am allermeisten, den allergrößten Einfluss haben ohne Zweifel die Eltern.
    Gerade die Prägung findet in den ersten Lebensjahren statt, in denen es noch keinen Gruppendruck gibt. Da wird gelernt, sich durchzusetzen, da wird das Selbstbewusstsein aufgebaut, dass man später in der Gruppe "Nein" sagen kann. Eben die ganzen wichtigen sozialen Komptenzen.
    Der Gruppendruck selbst ist keine Ursache.

    Es gibt UNtersuchungen, warum manche Kinder trotz schwierigem ELternhaus relativ unbeschädigt leben.
    Es hat sich gezeigt, dass für solche Kinder der entscheidende Unterschied war, dass sie eine andere verlässliche Bezugsperson hatten, wie Tante, Nachbar, Lehrer u.ä. Von der sie quasi "ersatzweise" lernen konnten.
    LG Girasole

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