Hallo liebe Community,
ich heiße Lynielle und bin 19.
Laut meinen Eltern bin ich ein Unfall gewesen (also: nicht erwünscht) und das haben sie mich auch jahrelang spüren lassen. Nämlich, indem sie mich NICHTS haben spüren lassen, außer Missachtung, Kälte, Grobheit, Härte und auch mal Gewalt (wo ich noch ganz klein war; aber auch später selten dann und wann nochmal).
Mein Vater hat viel gearbeitet und verdiente gutes Geld ("Chefpositionen").
Meine Mutter ist seit meiner Geburt Hausfrau. Hat keine abgeschlossene Berufsausbildung.
Wir lebten in einem Riesenhaus, wo man sich herrlich ausm Weg gehen konnte, so dass ich fast immer ein und ausging, ohne gehört und/oder beachtet zu werden.
In der Garage hatte mein Vater immer mind. eine Kiste Bier gelagert, wenn mal Gäste kamen. Er selber trank eigtl. kaum was.
Mit 12 habe ich dann mein erstes Bier heimlich getrunken und bin dann zu einer Freundin geradelt. Das war irgendwie lustig. Man war auf jeden Fall angefixt.
Natürlich konnte ich mir aus der angefangenen Gäste-Kiste nicht andauernd ein Bier mopsen und so kam ich auf die Idee, mir dann und wann mal welches durch ältere Jungs besorgen zu lassen.
Später etablierte es sich, dass der ein oder andere was dafür von mir wollte.
In meinem jugendlichen Leichtsinn habe ich ihnen gegeben, was sie wollten, denn ich fand den berauschten Zustand, das Abhängen mit denen und das Anerkannt sein, einfach nur cool.
Es war eine tolle Gemeinschaft (die Jungs und ich als einziges Mädel) und eine Art Ersatzfamilie.
Bei Zigaretten, Tüten, XTC, Speed und Koks konnte ich jedoch immer erfolgreich nein sagen. Dafür trank ich dann mehr.
Schleichend ging dieser Prozess voran.
Anfangs trank ich mal sporadisch, dann am WE, dann auch schon mal unter der Woche, so dass ich mit 16 die erste AV erlitt.
Eltern wurden informiert - es gab Wahnsinnsärger zu Hause und meine Kumpels meinten nur "wir müssen besser auf die Kleine aufpassen!"
Das fand ich mehr als uncool. Wollte doch dazu gehören, nicht die Kleine sein und mich schon gar nicht von so einer Lappalie "unterkriegen" lassen. War eh schon oberpeinlich genug. Also verbrannten wir die Flyer von der Klinik zum Thema "Alkmissbrauch bei Jugendlichen" und stießen drauf an, weil ICH es so wollte.
Meine Kumpels mussten mir schwören, nicht nochmal den RTW zu rufen, falls ich doch mal zu breit war und so hielten sie mir dann und wann mal die langen Haare und mich, wenn ich es doch mal wieder übertrieben hatte.
Mein Ex kam auch aus dieser Gruppe und er kannte meine niedrige Hemmschwelle und meine lockere Art - ob lattenstramm oder nüchtern.
Mit 18 zog ich zu ihm und das war dann ein richtiger Abstieg.
Seine Ellis hatten auch Kohle ohne Ende und mehrere Häuser am Start. Er konnte in einem drin wohnen. Dort fanden dann regelmäßig Partys und Treffen statt und ich mittendrin. Und oftmals nur noch angeschickert bis rotzevoll.
Es passierten die kuriosesten Dinge dort - schlussendlich habe ich mich für den Stoff, für ein bisschen Liebe und Zuneigung prostituiert (omg - in dem Wort steckt "Prost"!) und er war Dreh- und Angelpunkt des Ganzen.
Das jetzt mal in Kurzform.
Silvester hab ich mir vorgenommen - ab 01.01.2014 nichts mehr zu trinken, aber habe es doch noch im Januar getan. Jedoch stark reduziert.
Und nun bin ich seit dem 01.02.2014 abstinent!
Ich hoffe, dass ich hier ein wenig Mut und Kraft tanken kann und das Forum (m)ein "neuer" Begleiter ist.
Lieben Gruß in die Runde,
Lynielle