Gestern ohne Alk, heute ohne Alk ... und morgen wieder ohne!

  • Guten Morgen liebe Leser. Heute Nacht bin ich freigeschaltet worden und voila, hier bin ich mit meinem eigenen threat:

    Dies ist der öffentliche Bereich, darum ziehe ich es vor unter einem "Decknamen" - Prusselliese zu schreiben.

    Heute beginnt Tag 12 in meinem Leben ohne Suff. Ich wage noch nicht in meinem NEUEN Leben zu schreiben. Ich halte mich zwar gut und habe trotz Ärger, Stress und beruflicher Rückschläge keine Lust auf Alkohol. Aber wie ich ja weiß ist es manchmal nur ein winziges Fünkchen, das irgendwo tief in meinem Kopf plötzlich aufglimmt.....und schon entere ich das nächste Regal im Supermarkt. Und so habe ich auch meinen Titel gewählt: gestern habe ich geschafft, heute werde ich es schaffen und morgen nehme ich es mir wieder vor. Schritt für Schritt!!!

    In den letzten 11 Tagen habe ich so oft an Alkohol gedacht bzw. darüber nachgedacht, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Vorher ging es ja "nur" ums beschaffen, austrinken, sich ablegen und Flaschen entsorgen (alles möglichst im Verborgenen). Da gab es ja nicht viel zu denken....war ja fast schon ein Automatismus. Jetzt denke ich nach, mir fallen Situationen ein, für die ich mich schrecklich schäme und ich sinne über Strategien nach, wie ich im Notfall gut reagieren und für mich sorgen kann.
    Die nüchternen Tage sind toll, aber mental ganz schön anstrengend *grins*.

    Nun zum meinem "Trinkerwerdegang":

    Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann das alles begonnen hat. Mitte 20 habe ich nach der Arbeit abends 1-2 Likörchen getrunken.....irgendwann war die Flasche nach zwei Tagen leer. Dann kamen meine Kinder und die Ehe ging mehr und mehr den Bach runter. Das hatte nichts mit dem Alkohol zu tun, wir haben einfach nicht zueinander gepasst. Bis meine Kinder in die Schule kamen war vermutlich noch alles im "grünen Bereich". Dann muss es mit dem Konsum schlimmer und vor allem regelmäßiger geworden sein. Ich erinnere mich an eine Situation, da war ich mit der Entscheidung der Lehrerin nicht einverstanden, war schon morgens angesoffen und rief sie an. Zum Glück hatte sie keine Zeit und vertagte das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt. Da war ich wieder klar im Kopf und rief nicht zurück. Zum Glück (oder auch nicht?) sprach sie mich nie darauf an. Im Laufe der Zeit trank ich mehr und mehr - soff mich abends regelmäßig weg. In einem lichten Moment suchte ich Hilfe bei den Guttemplern. Ich ging zu einem Beratungsgespräch und auch zu einem Gruppentreffen. Ich kam mir in der Gruppe etwas seltsam vor, wollte aber wieder hingehen. Als ich meinem Mann von dieser Gruppe erzählte, wurde er ziemlich wütend. Er ließe sich von mir sein Bierchen nicht verbieten und er würde auf keinen Fall in eine solche Sch...gruppe gehen. Davon war auch nie die Rede. Ich wollte mich lediglich mitteilen und meinen Entschluss ohne Alk zu leben "öffentlich" festklopfen. Es gelang mir nicht dieses Missverständnis zu klären (zum Verständnis: mein Mann hatte definitiv kein Alkoholproblem). In der Folgezeit brachte er immer wieder Wein und Sekt mit (andere Sachen habe ich nie getrunken), das hatte er zuvor nie gemacht. Seltsam, auf der einen Seite sorgte er für Nachschub - auf der anderen machte er mir Vorwürfe!? Ich gebe ihm nicht die Schuld, dass ich wieder umgekippt bin. Sicher hat er mit diesem Verhalten aber dazu beigetragen. Tja, und so gingen die Jahre ins Land. Immer mal wieder habe ich einen Versuch gestartet ohne Alkohol zu leben. Allerdings waren diese immer nur von kurzer Dauer. Ich erinnere mich an das Jahr 2000: stocknüchtern ging ich ins neue Jahrtausend und hielt 3 Monate durch (meine längste abstinente Zeit - von Schwangerschaften und Stillzeit abgesehen). Dann kam ein großes Fest.......und aus war es mit der Nüchternheit. Immer mal wieder gab es kürzere Pause von einer Woche, in der ich widerstehen konnte.......sie wurden aber immer seltener und die Abstände immer größer..............

    Bis vor 11 Tagen lang mein Konsum bei 2-4 Flaschen Sekt und Wein pro Tag. Ich begann auch auf der Arbeit zu trinken, was besonders fatal war. Ich arbeite mit kleinen Kindern, für die ich alleine zuständig bin. Im Notfall habe ich keinen Ansprechpartner.
    Autofahren mit ein-zwei Flaschen Sekt im Bauch waren schon fast Normalität!

    Es ging rasendschnell bergab mit mir. das merkte ich in den letzten Monaten ganz deutlich, konnte aber nichts entgegensetzen.
    Bis vor 11 Tagen: Zwischen der dritten und vierten Flasche beschloss ich Sonntagnacht, dass es jetzt ein Ende haben muss. Trotz benebeltem Zustand konnte ich diesen Entschluss fassen......und habe ihn bis heute durchgezogen!
    Zwei Tage später kam ein ziemlicher Tiefschlag auf der Arbeit und ich merkte, dass mein Vorhaben auf der Kippe stand (mich bei Problemen und Stress wegzutrinken ist fest in mir verankert). Statt den nächsten Supermarkt anzusteuern wählte ich die andere Richtung und fuhr in eine Kirchengemeinde, die ein alkoholfreies Kaffee führte. Dort wurde ich sehr offen und herzlich aufgenommen. 3 Stunden saß ich dort, quatschte ein bisschen, hörte zu und wurde anschl. gefragt, ob ich nicht mit zur SHG kommen möchte, die im Anschluss stattfindet. Kurzentschlossen bin ich mitgegangen.....und werde die Gruppe auch weiterhin besuchen.

    So, nun muss ich arbeiten, werde heute aber sicher noch ein wenig weiterschreiben.

    Es grüßt die Prusselliese

  • Mittagspause:

    gestern war ich bei einer Ärztin. Ich habe das Gespräch schon im Vorstellungsbereich geschildert und will nicht alles wiederholen. Nur so viel: die Ärztin wurde mir als Begleitung ins "trockene Leben" empfohlen und es war ein Reinfall. Ich habe mich gestern das erste Mal außerhalb geschützter Räume, wie diesem Forum und der SHG, zu meiner Krankheit bekannt. Das war schon ein ungewohnter Schritt auf neuem Boden....es hat mich nicht wirklich Überwindung gekostet, aber es war irgendwie komisch.
    Die Ärztin ging gar nicht auf mein Anliegen ein, hatte nur ihre Untersuchung im Kopf und entließ mich wieder. Ich war völlig verdattert und wollte dann noch einmal zur Ärztin. Erst beim zweiten Anlauf "interessierte" sie sich für mein Trinkverhalten......und gab mir am Ende mit auf den Weg, dass ich es wie die Italiener machen soll: wenn ich unbedingt trinken will bzw. das Verlangen nicht unterdrücken kann, dann soll ich den Wein mit Wasser verdünnen.
    Ich möchte mich jetzt nicht noch einmal darüber auslassen, wie unmöglich ich das fand. Mir geht etwas ganz anderes durch den Kopf. Ich suche im Augenblick nach Gründen, warum ich da bin, wo ich heute stehe. Ich suche nach einem Muster und dabei ist mir folgender rote Faden (vermutlich einer von vielen) ins Auge gefallen. Wann immer ich seelisch so richtig am Ende war und um Hilfe gebeten habe, hat man sie mir (fast immer) verweigert. "Ach, das schaffst du schon alleine!" "Du bist doch sonst immer so taff. Du brauchst meine Hilfe nicht!" "Ach, wieder eine mit ner Meise!" oder "Stell dich doch nicht so an. Andere Leute haben auch ihre Sorgen!" Besonders hilfreich waren auch Sprüche wie "Unter jedem Dach ein Ach!" Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass ich ne Jammertante bin....manchmal ging es wirklich nicht mehr alleine weiter und ich hätte Hilfe (und wenn nur in Form von zeit und einem offenen Ohr) dringend gebraucht. Besonders weit vorne lagen dabei mein Mann, meine Schwester (die freut sich mächtig, wenn ich auf der Nase liege) und meine Mutter (wortwörtlich: "Ich bin jetzt alt genug, ich will mir nicht mehr deinen Müll anhören"). Jetzt, wo ich darüber nachdenke komme ich zu dem Schluss, dass dieses Verhalten wohl mit Grund dafür ist (natürlich ist da auch die Scham), dass ich keinem Menschen in meinem direkten Umfeld erzählen möchte, dass ich ein Alkoholproblem habe.
    Ich will mir nicht wieder blöde Sprüche anhören müssen!!!!!!

  • Hallo Uwe,

    ja, ich habe von jetzt auf gleich aufgehört. Ich spüre keine Beeinträchtigungen....nichts! Ganz im Gegenteil: ich war vorher genervt, gereizt, habe nur 3-4 Stunden geschlafen, Schweißausbrüche in der Nacht, ohne Kraft und Elan. Das ist alles weg! Ich habe in den wenigen Tagen Dinge angepackt und weggearbeitet, für die ich sonst einige Wochen gebraucht hätte. Ich fühle mich richtig gut. Seit Anfang der Woche gehe ich auch wieder zum Sport - dazu hätte ich vorher nicht die Kraft und auch nicht den Willen aufgebracht.
    Ich bin mehr als erstaunt, dass es mir bei den konsumierten Mengen und der langen Zeit so gut geht......ich bin da ziemlich misstrauisch und warte auf den großen Hammer. Gestern habe ich im Kaffee mit anderen Betroffenen darüber gesprochen. Es gab einige, denen es genau so ging wie mir.....eine Entgiftung war tatsächlich nicht nötig! Das hat mich sehr beruhigt, denn meine Selbständigkeit birgt so viele Zwänge, dass ich gar nicht wüßte, wie mein Leben und meine Finanzierung weitergehen sollte, wenn ich für lange Zeit ausfallen würde. Ja ja, ich höre schon die Einwände "wenn es nicht geht, dann geht es nicht" und "Gesundheit geht vor". Das ist in der Tat richtig....aber ich wäre meinen Job augenblicklich los, wenn bekannt würde, dass ich Alkoholikerin bin (egal auf welcher Etappe des Weges ich mich befinde). Krankheit, Ausfall....das alles schwebt immer wie das berühmte Schwert über mir und macht Druck! Ich muss funktionieren, ich muss immer da sein, es gibt keine Vertretung für mich. Wenn ich nicht arbeite, bekomme ich auch kein Geld.....so einfach ist das! Finanzielle Absicherung für den Notfall gibt es nicht!

    Dir alles Gute für den langen Weg P.

  • Uwe, ich habe in der Zwischenzeit fleißig bei dir gelesen. *Boah* Mir ist jetzt richtig.....????... "bläch"! Du hast ja wirklich schon ne Menge hinter dir!!!

    Ich habe mich zuvor noch nie wirklich mit dem Thema Alkoholmissbrauch und Abhängigkeit beschäftigt. Immer nur so lala. Man weiß, man sollte nicht so viel trinken, ist nicht gut für Kopf und Körper, den Beziehungen tut es auch nicht gut...........jaja, alles bekannt. Erst seit den letzten beiden Wochen "bilde" und informiere ich mich möglichst umfassend.......und ich bin im Moment nachhaltig geschockt!!!!! Was tun sich so viele Menschen Tag für Tag an? Was habe ich mir und meinem wundervollen (wundervoll im Sinne von Wunderwerk der Natur) Körper jahrelang zugemutet?! UNGLAUBLICH!

    Im Augenblick kommt es mir vor als hätte jemand eine große Gardine weggezogen. Was ich vorher nur verschwommen und schemenhaft gesehen habe, ist nun ganz klar und deutlich da:

    Ich will nicht mehr von Alkohol abhängig sein!
    Ich will meine Gesundheit nicht mehr riskieren!
    Ich will meine Beziehungen zu anderen Menschen nicht mehr "auf die Probe stellen" und gefärden!
    Ich will wieder ein selbstbestimmtes Leben führen!
    Ich will nicht mehr von Stimmungen niedergedrückt werden, die der Alkohol hervorgerufen hat und die nicht wirklich meiner Persönlichkeit entsprechen!
    Ich werde wieder Herr im eigenen Haus sein!!!!

  • Hallo und herzlich Willkommen im Forum!

    Super, dass Du es geschafft hast die Vorhänge auf zu machen!
    Finde es sehr gut wie ehrlich Du bist. Das beziehe ich auf das Auto fahren mit 1-2 Flaschen Sekt im Bauch. Diese schonungslose, brutale Ehrlichkeit ist sehr wichtig, weil es einfach nur die Realität ist.

    Ansonsten wollte ich Dir nur raten aufzupassen: Du bist verwundert wie viel Du in den letzten Tagen geschafft hast und wie gut Du dich doch fühlst.
    Das ist normal, das ist die erste Euphorie eine positive Wende eingeleitet zu haben. Mache Dich gedanklich schon mal drauf gefasst, dass auch wieder andere, schwerere Zeiten auf Dich zukommen. Jahrelanges Desinteresse an sich selber ist nicht einfach mal so aus der Welt.
    Da werden sicher noch Probleme und Gefühle aus der Vergangenheit hochkommen. Auch das gehört dazu.

    Ich wünsche Dir einen regen Austausch hier und weiterhin alles Gute. Massvoll Sport treiben ist auch ein sehr guter Ansatz.
    Du hast schon Kontakt zu einer realen SHG aufgenommen; auch sehr gut.

    Gruss
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hallo Prussel & Willkommen im Forum! :D

    Wenn du dich in dieser SHG wohl fühlst & in diesem aklfreien Café, dann ist das auch in Ordnung. Ich habe das kürzlich im Vorstellungsthread etwas anders verstanden.

    Allerdings die Ärztin! Die wurde dir von den Guttemplern "empfohlen"? Sei bitte, bitte so gut & ruf da noch mal an. Ich weiß nämlich, dass sich die Guttempler für Empfehlungen dieser Art Listen bereithalten. Diese Ärztin muss da unbedingt gelöscht werden, sonst schicken Guttemplers blauäugig den nächsten Klienten dorthin!

    Was den offenen Umgang mit der Krankheit angeht: In aller Regel macht es wesentlich mehr Mühe, seine Krankheit geheim zu halten. Man muss Ausreden erfinden, weil man nicht trinken will, man wird leicht in eine gefährdende Situation gebracht, weil andere sich das Problem nicht vorstellen können etc. pipapo.
    Bei deiner Berufstätigkeit allerdings kann ich sehr gut verstehen, wenn du da den Deckel drauf hältst. Auch deiner Mutter & deiner Schwester würde ich nichts erzählen - du trinkst eben nicht, warum, geht denen nichts an (& im Falle deiner Mutter will das auch nicht gewusst werden).

    Zur Sache mit der Entgiftung:
    eine einfache, körperliche Entgiftung dauert bei Alkohol meistens ca. 7 Tage, je nach Auftreten der Entzugserscheinungen. Das gilt nicht für sog. qualifizierte Entgiftungen, wo ein kleines therapeutisches Programm mit ein Bestandteil ist. Es ist sehr stark anzunehmen, dass du im Falle einer einfachen Entgiftung schon wieder auf freiem Fuß wärst. Ein Restrisiko bleibt natürlich, aber umgekehrt wüsste ich nicht, wie man das mindern könnte. Würdest du jetzt ins Krankenhaus gehen, würden sie dich mit Sicherheit nicht aufnehmen. Du giltst nicht als Akutfall.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Tag 13 bricht an ;)

    Guten Morgen Dante,
    bei den Guttemplern anrufen...kannste glaube, dass ich das gestern postwendent gemacht habe!!! Ich wollte auch noch bei der Ärztin anrufen und mich dort verabschieden. Habe mich dann aber dagegen entschieden- ich hätte mich nur aufgeregt und das will ich nicht mehr. Ärger macht alles nur noch ärger! Ich gehe da nicht mehr hin und "aus die Maus". Wenn die Praxis tatsächlich noch die Laborwerte meines anderen Arztes braucht um die Untersuchung abrechnen zu können (was ich im leben nicht glaube), dann können die sich bei mir melden und dann ist immer noch Zeit meine Meinung abzulassen.

    In der SHG fühle ich mich tatsächlich gut aufgehoben. Vorgestern war auch einer der beiden Männer im Kaffee, die meinten, dass man erst einen richtigen Tiefpunkt haben muss (Gosse etc.), damit man trocken werden kann (s. Vorstellungsthreat). Das ist so ein Typ Marke "große Schnauze mit viel Herz". Ich mag solche Menschen gerne, die sind offen und ehrlich, nehmen nichts krumm. Ich hab ihn auf diese Äußerung angesprochen und ihm gesagt, dass mir dieser Spruch sehr zu denken gegeben hat und mir irgendwie zugesetzt hat. Wir haben dann darüber gesprochen und scheinbar ist da was falsch rübergekommen. Ich fühle mich dort tatsächlich gut aufgenommen und bin froh, dass ich diese Anlaufstelle habe!!!!
    Mein Fazit dieses Gesprächs war: wenn es möglich ist, werde ich Missverständnisse und Unstimmigkeit sofort bzw. bei nächster Gelegenheit ansprechen und aus der Welt räumen.
    Ich will Berge abtragen und keine neuen mehr aufbauen!

    Im Augenblick will ich keinen Menschen in mein Problem einweihen. Das kann sich mit der Zeit ändern, jetzt ist es einfach noch nicht so weit! Sicher wird es Situationen geben, die gefährlich werden können.....in zwei Wochen gehe ich zu einem größeren Event, wo u.a. Wein serviert wird (ist auch schon bezahlt). Ich komme mit dem Auto und kann dann einfach nicht trinken! Das muss als Erklärung reichen! Die Ratschläge, die ich hier schon gelesen habe - im ersten Jahr zu keiner Feier gehen usw. - will ich nicht beherzigen. Ich habe mich durch meine Sucht in den letzten Jahren sehr eingeigelt und habe unter dieser Einsamkeit sehr gelitten, was dann wieder ein Grund zum Trinken war!!!!!!! Ich bin froh und glücklich, dass ich mich wieder in die Welt wagen kann, ohne Angst vor unangemessenem Verhalten haben zu müssen! Es wird ein Tanz auf dem Drahtseil werden....aber ich habe noch einige Tage Zeit mich zu festigen, Gespräche in der SHG zu führen und mich hier im Forum noch mehr einzulesen.
    ICH SCHAFFE DAS!!!!!!!!!!!! Und wenn ich merke, jetzt wird's brenzlich, dann wird mir eben schlecht und ich muss vor die Tür bzw. nach Hause!

  • Hallo Prusselliese, willkommen im Forum.

    Heute Morgen hab ich hier in meiner Shg. ein wenig quer gelesen.
    Das was du gestern zu deiner Ärztin geschildert hast war schon der Hammer. Gut das du die Ratschläge nicht befolgt hast.

    Nun zu etwas anderem, was mir beim lesen aufgefallen ist.

    Zitat

    Ich bin froh und glücklich, dass ich mich wieder in die Welt wagen kann, ohne Angst vor unangemessenem Verhalten haben zu müssen! Es wird ein Tanz auf dem Drahtseil werden....aber ich habe noch einige Tage Zeit mich zu festigen,

    Du bezeichnest dein Event schon selbst im Vorfeld, als Tanz auf dem Drahtseil. Als nicht gelernter Seiltänzer würde ich mich nicht in schwindelnde Höhen begeben. Auch ich funktionierte als trinkender Alkoholiker sehr gut. Ich hatte keinen "richtigen" Tiefpunkt. Aber eine einigermaßene Festigung gegenüber dem Alk. stellte sich bei mir erst so nach 2,5 Jahren Trockenheit ein. Nach ca. einem halben Jahr Nüchternheit bin ich gegen jede Warnung in den Urlaub gefahren. Urlaub empfand ich immer als Möglichkeit unbeaufsichtigt trinken zu können. Der Urlaub war so ausgesucht, das ich dort nicht auf Alk. treffe. Trotzdem lief ich dann mit ständigen weichen Knien rum. Im tiefsten Innern fehlte immer etwas. Da war gar nichts mit gefestigt sein. Dadurch wurde mir schnell bewusst, das ich nicht mal so nebenbei trocken werden kann.
    Selbst heute gehe ich allem Alkohol aus dem Weg.

    Zitat

    Die Ratschläge, die ich hier schon gelesen habe - im ersten Jahr zu keiner Feier gehen usw. - will ich nicht beherzigen.

    Es sind ja viele selbstgemachte Erfahrungen. Aus diesen Erfahrungen konnte ich lernen. Ich musste sie ja nicht erst selbst durchleben. Die Erfahrungen haben gezeigt, das ein Sicherheitsgurt im Auto leben retten kann. Also lege ich ihn immer an. Unfallfrei fahre ich aber schon seit über 30 Jahren. Ich bin zu Feiern gegangen. Doch die Menschen um mich herum wussten von meiner Krankheit. Ergo wurde kein Alkohol konsumiert.
    Die Feiern waren trotzdem sehr schön.

    Gruß Nobby

  • Lieber Karsten,

    es ist in der Tat so, dass ich sehr wohl weiß, was und wer für mich gut ist! Ich habe ein ausgesprochen gutes Bauchgefühl - nur leider, leider höre ich äußerst selten darauf, komme dann unweigerlich in Situationen, die ich kaum aushalten kann und trinke mich weg!
    Einer der nächsten Schritte für mich wird sicher sein, mir in diesem Bereich professionelle Hilfe zu holen - sprich therapeutische Hilfe! Ich muss lernen, sorgsam mit mir zu sein und mich notfalls auch für unbequeme Wege zu entscheiden und nicht den einfachen zu wählen.

    Deine Antwort an mich liest sich (für mich) provokant. Ist sie so gemeint und wenn ja, dann wäre dankbar, wenn du die Frage noch etwas ausführen könntest.

    @marco
    Danke für deine Antwort. Ja, mir ist klar, dass es auch wieder ein "Abwärts" geben wird. Das ist normal und kaum vermeidbar. Umso wichtiger ist es mir JETZT (wo ich voll Elan und Zuversicht bin) ganz viele schöne Momente "zu sammeln", neue Vorhaben anzuschieben, mir Gutes zu tun, wichtige Kontakte zu knüpfen, die mich notfalls "tragen"......daran will ich mich dann in unschönen Momenten festhalten (in dem Wissen, es geht auch anders und wenn man möchte, dann kann man die Sonne aufgehen lassen*grins*). Verstehste was ich meine?!

    Thema Sport: ich bin einer der faulsten Menschen auf dieser Erde. Ich kann innerhalb von drei Sekunden 1000 Ausreden erfinden, warum ich mich nicht bewegen kann/mag *lachmichselberaus*. Ich weiß aber aus Erfahrung, dass mir die Bewegung ausgesprochen guttut und äußerst hilfreich ist, wenn ich Ärger und Stress habe. Daher ist die Anmeldung im Sportstudio auch ein großer Schritt für mich. Du kannst dir aber sicher sein, dass ich sehr maßvoll sein werde. Dafür sorgt allein schon eine körperliche Einschränkung, die nur gezielte, kontrollierte Bewegungen unter fachkundiger "Aufsicht" zulässt.

  • Hallo Prusselliese,

    willkommen im Forum. Mit Willensstärke allein erreicht man keine dauerhafte Abstinenz.

    Zitat von Prusselliese

    ICH SCHAFFE DAS!!!!!!!!!!!! Und wenn ich merke, jetzt wird's brenzlich, dann wird mir eben schlecht und ich muss vor die Tür bzw. nach Hause!

    Willensstärke ist aber sicherlich hilfreich, wenn du dir die erste Zeit den Alkohol selbst verbietest. Allerdings, wie ausgeprägt ist deine Willenskraft? Du schreibst: "Ich kann innerhalb von drei Sekunden 1000 Ausreden erfinden, warum ich mich nicht bewegen kann/mag...".

    Aus Erfahrung weis ich, dass das nicht nur mit "Bewegung" funktioniert, sondern auch mit dem "trinken wollen".
    Einen Moment wo ich merke, jetzt wird es brenzlich, hab ich nie erlebt. Da waren meine Gedanken schneller und haben das umgewandelt in: "ich will jetzt ein Glas Wein trinken. Nur eins oder zwei." Und genau das machte mich dann handlungsunfähig.
    Ich habe erst wieder registriert, was ich getan habe, als die Flasche leer war...

    Das war bei mir nach über 13 Monaten zufriedener Abstinenz und stehst jetzt schon über allem?

    Viele Grüsse
    Zotti

  • Lieber Karsten,
    du schreibst, dass ich keine Erfahrungen anderer beherzigen möchte.

    Ich sehe es nicht so! Ich bin zum Arzt gegangen, ich bin in einer SHG, ich lese hier mit und tausche mich aus.

    An welchen Stellen bin ich beratungsresistent?
    Ich möchte mich im Augenblick noch nicht outen. Gibt es dafür einen guten, einen besten, einen Moment, der richtiger ist als der andere? In meinem ganz nahen Umfeld ist es im Augenblick nicht nötig und bei Fremden muss und soll es mir erst einmal reichen, wenn ich sage, dass ich mit dem Auto da bin. Ist es zum Trockenwerden und Trockenbleiben wirklich notwendig, dass ich mir "ein Schild um den Hals hänge" und es öffentlich vor mich her trage?

    Wenn ich nun auf diese Feier gehe, bin ich dann uneinsichtig? Ich bin mir der Gefahr bewußt und gehe sie trotzdem ein (das ist wahrscheinlich unvernünftig). Sage ich diese Veranstaltung ab, gibt es Stress im privaten Umfeld (dazu schreibe ich jetzt nichts wegen Wiedererkennungswert). Das hieße, ich säße an diesem Abend alleine da, hätte Schuldgefühle (die mache ich mir selbst - da kenne ich mich gut) und würde mich mal wieder von Gott und der Welt verlassen fühlen. Und genau da setzt bei mir das Verlangen nach Alk ein......ich würde nur schwer die Kurve kriegen und vermutlich abstürzen.

    Für "alte Hasen" sind das vermutlich alles nur Ausreden......

  • Zotti

    ich vermute mal, dass dein letzter Satz heißen sollte, dass "ICH meine über den Dingen zu stehen" (ich weiß nicht, wie ich Textstellen kopieren kann).

    Schade, dass ich so rüberkomme! Das ist nicht meine Absicht und so empfinde ich auch nicht. Ich bedaure es auch, dass ich so uneinsichtig wirke.

  • Auch auf die Gefahr, dass ich wieder bockbeinig daher komme:

    wenn ich in Therapie wäre und Kontaktsprerre hätte, dann wäre ich nicht allein. Es gäbe Mitpatienten, Therapeuten, Ärzte usw.
    Anders bei mir. Ich säße nach der Arbeit alleine daheim.....und genau DANN würde ich trinken. Ich besaufe mich (noch) nicht in Gesellschaft, ich mache das im stillen Kämmerlein. Das ist meine rote Zone!

    Nun gut! Ich werde sehen, wie ich diese Veranstaltung absagen kann und zukünftig Menschenansammlungen meide, die Alkohol konsumieren.

  • Liebe Prusselliese,
    herzlich Willkommen im Forum.
    Ich wünsche Dir, daß Du einen guten Austausch haben wirst. Die Ratschläge sind unerlässlich gewesen für mich, um trocken zu bleiben, auch wenn ich manchmal anderer Meinung war.
    Mit Deiner geplanten Party wäre ich auch vorsichtig, zumindest jetzt am Anfang.
    Fahren müssen, heißt ja nicht, nichts zu trinken. Ein Glas geht ja dann auch und das wäre schon ein Glas zuviel!!
    Besser gefahren bin ich mit der Aussage: ich trinke keinen Alkohol (mehr). Warum? Aus gesundheitlichen Gründen. Reichte immer für die, denen man es nicht genau erklären wollte.
    Liebe Grüße
    Hubertine

  • Ach so, hatte ich vergessen,
    ich bin im geschlossenen Bereich angemeldet, für mich viel besser, da ich auf jeden Fall wegen meiner Selbständigkeit anonym bleiben will. Dort kann man offener schreiben!
    Vielleicht auch für Dich eine gute Sache?
    Hubertine

  • Hallo Hubertine,
    danke für den Willkommensgruß.
    Ja, ich habe auch schon daran gedacht in den privaten Bereich umzuziehen. Ich glaube, ich könnte einige Dinge besser und ausführlicher schreiben und dadurch vielleicht einige Missverständnisse vermeiden, bzw. Entscheidungen besser verständlich machen. Mal schauen, jetzt bin ich erst einmal hier.

    Heute war Tag 14:
    Ich hatte einen ganz entspannten Tag in der Sonne und habe sogar schon etwas Farbe. Das finde ich schön, denn mir geht es (momentan) nicht nur innerlich gut - man sieht es auch äußerlich. ;) Innen und außen passen im Moment gut zusammen!

    Ich habe jetzt gerade meine Buchhaltung für diese Woche gemacht. Rechnungen sortiert und abgehakt, Kilometer abgerechnet.........und das alles mit völlig klarem Kopf! Ein tolles Gefühl!!!!!! Alles ging mir rasch von der Hand, ich habe komplett den Überblick behalten und war recht schnell fertig. Ein völlig neues Gefühl (sonst packt mich mittendrin immer die Verzweiflung, Rechnungen und Belege fehlen, ich verrechne mich ständig und am Ende ist das große Heulen angesagt). Es hört sich vielleicht seltsam an.....jetzt wo ich das schreibe, sitze ich breitgrinsend an meinem Tisch und ein großes Glücksgefühl macht sich in mir breit.
    Das Leben ist ohne Alkohol sooooooo schön und kann so einfach sein!
    Einen schönen Restsonntag euch allen
    lG P.

  • Hubertine
    Danke für den Tip! Ja, mir würde es im Augenblick deutlich leichterfallen gesundheitliche Gründe zu nennen, als das große "Bekenntnis" zu machen. Vielleicht sieht es in einigen Wochen anders aus - JETZT ist das eine gute Antwort für MICH!

  • Die letzten 14 Tage ohne Alkohol habe ich genutzt, um meine Wohnung, die in den letzten Monaten arg vernachlässigt wurde, wieder auf Vordermann zu bringen.
    Es ist mir hochnotpeinlich zu schreiben, dass ich in allen Ecken und Winkeln leere Flaschen gefunden habe. Immer wenn ich dachte "so, nun sind wirklich alle im Glaskontainer", fand ich hinter einem Karton oder Wäscheberg noch eine Tüte! So unmittelbar vor Augen geführt zu bekommen, welche Mengen ich in mich hineingekippt habe (und das sind ja beileibe nicht alle Flaschen), das war.......mir fehlt das richtige Wort....es war peinlich, unglaublich.....erschütternd. Ich schäme mich vor mir selbst!!!!!!!!!!

    Und mit diesem ( äußerst heilsamen) Gefühl starte ich in den Tag 15....

  • Liebe Prusselliese,
    das mit den gesundheitlichen Gründen stimmt ja sogar, das ist das Gute daran :wink:
    Und noch eine kleine Warnung: das mit dem Aufräumfimmel hält bei mir bis jetzt an, wahrscheinlich bis wir das ganze Haus durch haben :D
    Aber das ist genauso befreiend wie alle ollen Alkecken zu entfernen, dazu gehören auch Korkenzieher, spezielle Gläser etc.
    Viel Spaß dabei und weiter so
    Hubertine

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