Gewalt gegen Frauen - neue europaweite Studie

  • Gewalt in der Beziehung/Familie erlebt? 0

    1. Sehr häufig (0) 0%
    2. Häufig (0) 0%
    3. Manchmal (0) 0%
    4. Selten (0) 0%
    5. Nie (0) 0%

    Hallo alle miteinander,

    Karsten hat es ja schon in der Rubrik "aktuelle Nachrichten" gepostet, trotzdem mache ich jetzt hier auf Anregung von Linde - danke :) - noch einmal ein neues Thema auf, da nicht alle (ich z.B. nicht) in dieser Rubrik schreiben können.

    Hier noch einmal die entschärften Links zu den Ergebnissen der bisher weltweit größten Studie der Agentur der Europäischen Agentur für Grundrechte:

    ******************************

    http://fra.europa.eu/de/press-relea…allen-kontexten

    http://fra.europa.eu/de/publication…auf-einen-blick

    http://fra.europa.eu/de/publication…ebung-factsheet

    ******************************

    Es wäre vielleicht interessant, auch hier im Forum eine kleine Umfrage zu starten - vielleicht auch unabhängig vom Geschlecht, denn ich denke, auch Frauen sind zu Gewalt (und wenn es psychische ist) durchaus in der Lage.

    Nicht zuletzt war ich in meiner letzten Beziehung selbst davon betroffen.
    Das waren gewalttätige Übergriffe mitten in der Nacht aus heiterem Himmel aus dem Schlaf heraus, an die sich mein Ex-XY am nächsten Tag nicht mehr erinnern konnte.
    Beim ersten Mal war ich total geschockt und habe - wie so oft :roll: - erst einmal versucht zu "verstehen" ...
    Da ich damals noch in dem Dilemma steckte, die Beziehung noch nicht aufgeben zu wollen, habe ich mir die wichtigsten Selbstverteidigungstechniken beibringen lassen - und meinen Ex-XY dann auch ein paar Mal auf den Boden legen müssen.

    Obwohl ich dann also keine Angst mehr hatte, hat es lange gedauert, bis ich diese Erlebnisse offen ansprechen konnte - da sind die ersten Posts als Erinnerungshilfe hier ganz nützlich :)

    Warum habe ich darüber nicht gleich geschrieben?
    Nun ja - weil es mir wohl damals schon sonnenklar war, dass das gar nicht geht - dass ich mir selbst die Frage nicht beantworten und selbst nicht begreifen konnte, warum ich nicht beim ersten Zwischenfall sofort die endgültige Flucht ergriffen habe: jeder guten Freundin hätte ich das geraten!

    Wie auch immer. Das scheint ein häufiges Reaktionsmuster zu sein: Verdrängen, Verleugnen, "Verstehen wollen".

    Vielleicht geht/ging es Euch auch so?
    Wie im Rahmen der Studie auch erwähnt wird, ist die Dunkelziffer wohl noch viel höher. Wundern würde es mich nicht.

    Viele liebe Grüße von
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Hallo inbetween,

    auch ich war in einer viel früheren, langjährigen Beziehung über Jahre Opfer von Gewalt.

    Die ging so weit, dass heute noch bleibende körperlich Schäden vorhanden sind, zwar keine riesengroßen .....aber sie sind da.

    Die Seele hat bei mir 20 Jahre gebraucht, um Männer wirklich wieder vertrauen zu können.

    Damit meine ich alle Männer, nicht nur Partner.

    Ich habe mich damals, kaum jemandem bis gar niemandem anvertraut und ich denke, dass es auch nicht viel gebracht hätte.

    Daraus konnte ich mich nur selbst befreien, zudem die meisten anderen Menschen sich nicht für "die anderen" zuständig fühlen.

    Das erlebe ich immer wieder, auch wenn es um Gewalt gegen Kinder geht.

    Es wird auf Teufel komm raus weggeschaut und die die hinschauen und etwas unternehmen, werden von vielen anderen belächelt, sogar beschimpft und als geltungssüchtig hingestellt.

    Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen ihr Bequemlichkeit und ihre Angst vor Einmischung verlieren, aufstehen und versuchen etwas gegen Gewalt zu bewegen.

    Auch und gerade, wenn das zB im Bekannten- oder Freundeskreis ist.

    Und wenn man dann eine Freundschaft verliert, dann ist es halt so.

    Es ist ja eh nicht möglich mit einem Gewalttäter oder der Komplizin / dem Komplizen befreundet zu sein !

    Das Kind oder auch der Erwachsene, die Frau ( die sind es halt in den allermeisten Fällen ), erlebt so nicht alleine da zu stehen ......und die Frau hat dann vielleicht mehr Mut etwas dagegen zu unternehmen.

    Das Kind/ Jugendlicher hat trotz Jugendamt und weiß der Kuckuck was für tolle Organisationen, gegen die Allmacht der Eltern oft keine Chance.

    Denn manche Täter quälen im Geheimen und wissen die anderen gut zu täuschen.

    Slowly

  • Hallo Slowly,

    vielen Dank für deine Antwort!

    Du schreibst

    Zitat

    daraus konnte ich mich nur selbst befreien

    Wie hast du das gemacht? Bei mir ging es, wie gesagt, über "Gegenwehr" in Form von Selbstverteidigung. Ich bin aber auch eine recht muskulöse und sportliche Person, was das vielleicht leichter macht, weil ich es mir körperlich zugetraut habe, obwohl Selbstverteidigung ja eigentlich nichts mit Körpermasse zu tun hat.

    Was ich immer ziemlich zynisch finde, ist, dass oft so getan wird, als sei Gewalt gegen Frauen in weit größerem Maße ein Problem von bestimmten Gruppen, z.B. Muslimen (was dann als Argument für angebliche Rückständigkeit angeführt wird ...) - die Zahlen sprechen eine andere Sprache.
    Gerade die Zahlen aus Skandinavien, wo Frauen ja - angeblich - noch emanzipierter und gleichberechtigter sind als im Rest Europas, haben mich ziemlich staunen lassen.

    Die spannendste Frage ist für mich, was wäre eine möglich Lösung?
    Hinsehen ist auf jeden Fall wichtig, da stimme ich dir absolut zu.

    Für mich wäre tatsächlich auch Schulung in Selbstverteidigungstechniken eine Option, denn die Ohnmacht (die ich beim ersten Übergriff auch gespürt habe), finde ich fast am schwersten zu ertragen.

    Viele liebe Grüße
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • P.S: Jetzt habe ich auch einen der oben genannten Artikel gelesen.

    Das ist es nämlich, auch wenn man Hilfe sucht und vielleicht das Glück hat ( beim Jugendamt ) eine wohlwollende Person ( die auf Seiten des Kindes steht ! ) zu finden, dann ist dieser durch die momentan bestehenden Gesetze, die Hände gebunden und es kann durchaus sein, dass das Kind/Jugendlicher bis zu seinem 18 Lebensjahr in den Klauen gestörter Eltern völlig kaputt gemacht werden darf.....im Namen des deutschen Volkes.

    Also wären gesetzliche Änderungen dringend nötig.

    Slowly

  • Zitat von Slowly


    Das ist es nämlich, auch wenn man Hilfe sucht und vielleicht das Glück hat ( beim Jugendamt ) eine wohlwollende Person ( die auf Seiten des Kindes steht ! ) zu finden, dann ist dieser durch die momentan bestehenden Gesetze, die Hände gebunden und es kann durchaus sein, dass das Kind/Jugendlicher bis zu seinem 18 Lebensjahr in den Klauen gestörter Eltern völlig kaputt gemacht werden darf.....im Namen des deutschen Volkes.

    Das erlebe ich im Rahmen meiner Arbeit immer und immer wieder.
    1. Wird weggeschaut bis zum Gehtnichtmehr!
    2. Wenn jemand, auch aus beruflichen Gründen- wie ich- "aufsteht", hat er /bzw das Kind meist schlechte Chancen.
    Je nach politischer Ausgangslage des zuständigen Jugendamtes wird nämlich auf Biegen und Brechen u.U. alles versucht, dass die Kinder in der Familie bleiben.
    Oft wird noch nicht mal die gewünschte (!) ambulante Hilfe gegeben.
    Ich versuche sogar schon mittlerweile, das JA soweit wie es nur geht, herauszuhalten.
    OFt verschlimmern die nämlich noch die Lage des Kindes.

    Die Gesetzeslage stellt nämlich die Elternrechte über alles.
    Diese stehen im Grundgesetz. Kinderrechte dagegen stehen dort nicht.
    Aus diesen Gründen entscheiden Gerichte auch immer wieder entsprechend. Die JÄ wissen das, und scheuen sich oft, immer wieder Prozesse zu verlieren. Also lassen sie es lieber gleich :evil:

    Ich muss dies nun schon seit über 10 Jahren anschauen und überlege echt, mal eine "Enthüllungs"- Aktion zu starten über die Medien.
    Ich könnte Sachen erzählen!
    Da ich ja auch einem Dienstgeheimnis unterliege, ist das aber halt schon ein großer Schritt, den ich auf jeden Fall anonym gehen müsste.....

    LG
    Girasole

  • Wenn ich die oberen 3 Punkte sehe Sehr häufig, häufig, manchmal, wird mir ehrlich gesagt schlecht.

    Bis heute konnte mir Niemand, aber wirklich Niemand irgendwie nachvollziehbar begreiflich machen, wie man überhaupt nur auf die Idee kommen kann, eine Beziehung aufrecht zu erhalten, in der man (Geschlecht gleichgültig) Gewalt erlebt.

    Es ist für mich schlicht und einfach nicht zu verstehen. Ich kann's nicht, auch wenn ich mir noch so Mühe gebe.

    Und kommt mir bloss nicht mit Liebe... :D

  • Besser hätte man es nicht ausdrücken können Girasole.
    Es wird immer alles unter den Teppich gekehrt und bis es neue Gesetze gibt sind wir alt und grau.

  • Zitat von Kaleu

    Es ist für mich schlicht und einfach nicht zu verstehen. Ich kann's nicht, auch wenn ich mir noch so Mühe gebe.

    Du brauchst dir keine Mühe zu geben, Kaleu. Es ist wirklich schwer zu verstehen - vielleicht ähnlich schwer wie das Stockholm-Syndrom. Und wahrscheinlich sind da ähnliche Mechanismen am Werk. Leider ist es in der Situation selbst nicht so, dass man vernunftgesteuert handeln kann.

    Nun ja - die spannendste Frage finde ich nach wie vor - was kann man dagegen tun? Klar, Gesetze ändern. Aber wenn das Problem genau darin besteht, dass Gewaltopfer selten darüber sprechen, dann können Gesetze auch nichts ändern.
    Das ist ja genau das, was Sozialarbeiterinnen in Frauenhäusern und auch engagierte Polizisten immer wieder in den Wahnsinn treibt - die Frauen gehen oft genug wieder zurück. Schlimm! Aber mit Verurteilung oder gar dem Etikett "Masochismus" kommt man da nicht weiter.

    Mindestens ebensoviel Unverständnis, Kaleu, empfinde ich übrigens für jemanden, der zuschlägt. So etwas kann ich auch absolut nicht nachvollziehen.

    Lieber Gruß
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Man findet auch einiges zu diesem schwer nachvollziehbaren Phänomen unter dem Suchbegriff Trauma-Bindungen.

    If you know where you stand
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  • Zitat

    Bis heute konnte mir Niemand, aber wirklich Niemand irgendwie nachvollziehbar begreiflich machen, wie man überhaupt nur auf die Idee kommen kann, eine Beziehung aufrecht zu erhalten, in der man (Geschlecht gleichgültig) Gewalt erlebt.

    Es ist für mich schlicht und einfach nicht zu verstehen. Ich kann's nicht, auch wenn ich mir noch so Mühe gebe.

    Hallo Kaleu!

    Mit gesundem Menschenverstand ist es auch nicht zu begreifen oder nachzuvollziehen dass gerade wir Co-Abhängige jahrelange seelische oder körperliche Misshandlung über uns ergehen lassen.

    Ich bin "nur" seelisch misshandelt worden, mir ist durchaus klar welches Verhaltensmuster das ausgelöst hat und habe es trotzdem lange Zeit nicht geschafft mich zu befreien. Die Gründe liegen oft sehr weit zurück (dazu muss nicht Alkoholmissbrauch im Elternhaus bestehen) und waren so tief verwurzelt dass ich es teilweise als Normalität angesehen habe, ich kannte es nicht anders.

    Es war sehr viel Leidensdruck nötig um mich auf den Weg zu machen.

    Mit Liebe hat das wenig zu tun sondern es sind krankhafte Strukturen. die zum Tragen kommen.

    Traurig und unverzeihlich ist es wenn Kinder die Opfer sind, die können sich nicht wehren. Was ich aber sehr schwer nachvollziehen kann ist dass körperlich misshandelte Frauen immer wieder zum Partner zurückgehen obwohl ihnen alle erdenkliche Hilfe angeboten wird.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Zitat von Speranza

    Was ich aber sehr schwer nachvollziehen kann ist dass körperlich misshandelte Frauen immer wieder zum Partner zurückgehen obwohl ihnen alle erdenkliche Hilfe angeboten wird.

    Man kann es nicht nachvollziehen. Nachempfinden vielleicht, wenn man selbst einmal in dieser Situation war.
    Im Prinzip, Speranza, ist aber der gleiche Mechanismus am Werk, der dich als Co-Abhängige so lange hat aushalten lassen, trotz psychischer Gewalt (die nicht umbedingt weniger schlimme Auswirkungen hat).

    Es gibt einige Psychologen, die der Ansicht sind, dass die Beziehung zu Suchtkranken eine traumatische Bindung verursacht, eben aus den genannten Gründen.

    Lieber Gruß
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Ich glaube es ist bei vielen Sachen so, man geht von dem "normalen" Menschenverstand aus und kann es nicht nachvollziehen.

    In der Sitution in der sich die betroffenen Menschen befinden ist es für sie alles andere als normal und im inneren sehnen sie sich auch danach auszubrechen aber vorhandene Verhaltensstrukturen halten sie davon ab.

    Der Vergleich hinkt vielleicht ein bisschen aber bring mal einen betrunkenen Alkoholiker vom Trinken ab. Wenn du ihm die Flasche weg nimmst wird er minimal mindestens recht zickig bis maximal er boxt dich um.
    Dem kannst du drei mal erzählen dass sein Alkoholkonsum ungesund ist.

    "Normale" Menschen können auch nicht verstehen warum ich völlig am Rad drehe wenn sie mich in den dunklen Wald schicken würden.

    Ich persönlich würde wieder sagen alles eine Frage der Perspektive.


    Gruß Olli

  • Naja, ich war sowohl alkoholabhängig als auch co-abhängig. Und da ist viel passiert, ich kann deswegen auch sehr gut verstehen, daß da nicht immer gesunder Menschenverstand greift, hat er ja bei mir auch nicht. Weder beim Saufen noch in meiner Rolle als co-abhängiger Partner.

    Aber ich war im Grunde "nur" einsam in der Beziehung. Es gab auch jede Menge Manipulation, emotionale Erpressung und Machtkampf. Auf beiden Seiten, da nehm ich weder mich noch sie aus.

    Trotzdem gab es nicht ein einziges Mal, nichtmal im Ansatz, physische Übergriffe. Das war eine völlig unantastbare Grenze, ebenfalls bei Beiden.

    Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen die ich während meiner Geschichte als auch danach mit anderen ungesunden Beziehungen machte, kann ich's auch nachvollziehen (nicht gut heissen) wenn es soweit kommt, das es so stark eskaliert, daß es zu körperlicher Gewalt kommt. Aber - ich hätte auf keinen Fall dann die Beziehung fortgesetzt. Weder wenn ich Gewalt ausgeübt noch wenn ich darunter gelitten hätte. Ich hätte sofort alles abgebrochen.

    Das hat nichtmal was mit Moral oder so zu tun, es geht dabei um Respekt vor mir selbst und dem Anderen. Im Falle von körperlicher Gewalt, die weiter ausgetragen und geduldet wird, muss ich mich und den anderen als vollkommen wertlos sehen. Das ist so lebensverneinend und menschenverachtend, daß es für mich einfach nicht nachvollziehbar ist.

    Wenn Jemand tatsächlich freiwillig in eine solche Beziehung zurückgeht, was soll da bitte ein Gesetz helfen? Wenn da oben Jemand "sehr häufig" ankreuzt, geht der nicht zur Polizei.

    Gesetze gibt es heute schon jede Menge. Aber wer macht denn davon Gebrauch? Tatsache ist doch, daß das von Beiden unter den Teppich gekehrt wird.

    Wenn schon von staatlicher Seite eingegriffen wird, dann für die Kids. Aufklärung an Schulen und mehr Möglichkeiten, dass Kids Chancen haben sich aus gewalttätigen Familien zu befreien. Denn dort wird der Grundstein gelegt. Aber das kostet Geld. Und somit hat die Gesellschaft auch kein Interesse daran.

    Die traurige Wahrheit ist doch - wenn jemand schon so kaputt ist, dass er nach einer Trennung freiwillig in eine solche Beziehung zurückgeht, ändert kein Gesetz der Welt mehr was dran.

    Aber das ist typisch für diese Gesellschaft. Da werden Mittel gesucht um die krankhaften Auswüchse irgendwie loswerden zu können, statt sich mal anzusehen wo das her kommt und dort zu handeln.

    Das Problem ist viel, viel grundsätzlicher. Aber kaum gibt's mal eine Studie über ein Symptom, müssen sich auch wieder Gedanken über eine neue Pille gemacht werden. Machen wir eben ein Gesetz - dann können wir wieder die Augen zu machen.

  • Hallo,

    auch Gewalt beginnt nicht mit dem ersten Schlag.

    Ich nahm es einem Täter ab, als er mir mal in Hinblick auf seine Taten sagte, dass "einer das besser weg steckt als jemand anderes" und es erschreckte mich, denn mir wurde wohl das erste Mal bewusst, wo Gewalt oft ihren Ursprung hat. Sie ist nicht nur für Täter, sondern auch für Opfer so normal, dass es in der Tat wohl kaum helfen würde, Gesetze zu verschärfen.
    Ich gehe sogar davon aus, dass einige Taten von einigen Opfern gar nicht mal als "Übergriff" eingestuft werden. :?

    Studien, Öffentlichkeit, Aufklärung - alles das kann helfen, nicht nur den Tätern, sondern gerade den Opfern oder Mitwissern bewusst zu machen, dass auch sie Alternativen und Möglichkeiten haben, die Gewalt zu beenden, denn die gibt es zum Glück in Deutschland, bei allem, was an den bestehenden Gesetzen oder Strukturen durchaus auch kritikwürdig ist.

    Penta

  • Ich muss für mein Verständnis mal etwas nachfragen. Wenn eine Frau in ihrer Ehe geschlagen wird dann ist das keine Körperverletzung ?

    Denn eine Körperverletzung ist doch eigentlich eine Straftat und Straftaten müssen automatisch verfolgt werden auch ohne Anzeige.

    Ich kann doch auch nicht Jemanden ins Bein schiessen und sagen oh sorry, das war ein Versehen.


    Gruß Olli

  • Guten Morgen,

    Zitat

    auch Gewalt beginnt nicht mit dem ersten Schlag

    Da ist sehr viel dran. Auch daran, dass offensichtlich in solchen Situationen das Gespür für das, was "normal" oder "richtig" sein sollte, verloren geht.
    Und genau das ist Teil des Problems - die Verzerrung der Wahrnehmung, der Verlust des Vertrauens in die eigene Wahrnehmung von richtig und falsch.

    Ich denke, Kaleu, das ist mit einer der Gründe, warum dein Post, der jetzt bei Renate am Kühlschrank hängt, so positiv von den COs aufgenommen wurde - weil dort genau die Mechanismen beschrieben werden, die dazu führen, dass jemand der eigenen Wahrnehmung nicht mehr traut und das Gespür für Verhältnismäßigkeit im Gewirr von Manipulation, Lügen, Beschwichtigungsversuchen, Liebesbeteuerung, Hilferuf, Verleugnung, Drohung ... etc. verliert.

    Ich meine das nicht wertend oder im Sinne einer Schuldzuweisung.

    Ich mag allerdings auch das Etikett "krank" nicht.
    Der "gesündeste" Mensch ist nicht sicher vor solch einem irrationalen Verhalten in Extremsituationen, und Gewalt - psychisch wie physisch - gehört dazu, siehe Stockholm-Syndrom. Bei vielen Geiselnahmen gibt es keine direkten körperlichen Übergriffe, die Bedrohung allein reicht, um diese nicht nachvollziehbaren Mechanismen der Psyche in Gang zu setzen.

    Es muss beruhigend sein für dich, Kaleu, dass du die Gewissheit hast, dich auch damals unter Alkoholeinfluss so unter Kontrolle gehabt zu haben, dass körperliche Übergriffe ausgeschlossen waren.
    Wenn ich mag, werde ich später noch einmal genauer beschreiben, wie es bei mir abgelaufen ist. - Mein Ex XY hat das gleiche von sich behauptet ...

    Was deine Sicherheit angeht, dich nach einem solchen Übergriff sofort zu trennen - die ist rein hypothetisch und ist bisher im realen Fall nicht bestätigt. - Auch ich hätte das früher jederzeit von mir behauptet.

    Ich kann dein Unverständnis allerdings durchaus nachvollziehen, denn wie gesagt - von außen ist alles sonnenklar.
    Etwa ein Jahr nach der endgültigen Trennung von meinem Ex-XY hat eine meiner Freundinnen eine Beziehung zu einem Mann begonnen, bei dem die Übergriffigkeit schon sehr früh sichtbar und der weitere Verlauf absehbar war.
    Ich musste den Kontakt zu dieser Freundin abbrechen, weil es mich sehr belastet hat, vor allem die Erkenntnis und die Bestätigung, dass nichts, was ich ihr sage oder von meiner Erfahrung berichte, sie zur Beendigung der Beziehung bringen kann. Völlig unverständlich ...
    Sie hat sie schließlich dann - an ihrem eigenen Tiefpunkt - beenden können.

    Noch einmal - mit dem gesunden Menschenverstand ist es nicht nachzuvollziehen.

    Umso wichtiger finde ich die Antwort auf die Frage, welche Lösungen es geben kann.

    Tabuisieren und Pathologisieren (Stichwort "krank") hilft da meiner Ansicht nach wenig.

    Lieber Gruß
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Guten Morgen,

    ich bin gerade auf der Suche nach einer Lösung, bei seelische Gewalt.

    Es geht um ein Kind, das starkem Mobbing innerhalb der Klasse ausgesetzt ist.
    So stark, dass es nicht mehr in die Schule gehen kann.
    ( Und noch anderen negativen Auswirkungen ),

    Nun suche ich, bis jetzt ergebnislos, nach einer Organisation die eine Person oder auch ein Team in die Klasse schickt, um dort durch Gespräche, Rollenspiele, etc. die verfahrene Situation wieder zu verbessern.

    Eine Möglichkeit gegen Gewalt ist doch bestimmt, in Kinder- und Jugendjahren bei Problemen ( in der Schule ) schnell oder bereits präventiv einzugreifen.

    Organisationen dieser Art gibt es, sogar schon für Kindergärten.

    Bis jetzt, war leider nur noch keine für uns zuständig.

    Slowly

  • Zitat

    Tabuisieren und Pathologisieren (Stichwort "krank") hilft da meiner Ansicht nach wenig.

    Da bin ich komplett der gleichen Ansicht. Führt eher dazu, daß sich sowas manifestiert.

  • Hallo
    Ich habe noch eine Kindheit /Schulzeit erlebt wo körperliche Züchtigung normal war.
    Unsere Lehrer durften uns schlagen ,ebenso die Eltern.
    Es war Erziehungsmittel!!!!
    Damals schwor ich mir ,nie wieder wird mich ein Mensch (Mann) schlagen!!!!!!!
    Es ist auch in meiner erwachsenen Zeit nie mehr vorgekommen.
    Lange habe ich psychische Gewalt garnicht als solche wahrgenommen /erkannt z.B. diese ,,Auszeiten,, innerhalb meiner Beziehung mit xy .

    Als ich vor ca.2 Jahren Gewalt gegen ein kleines Kind in einer Nachbarwohnung wahrnahm und die Polizei und das Jugendamt informierte (die auch handelten) war ich lange Zeit wirklichen Drohungen von den Eltern ausgesetzt(Autodach wurde aufgeschnitten /ich mehrfach bedroht und eingeschüchtert.)
    Ich war wirklich eingeschränkt hier im eigenen Umfeld,ich bekam keine Hilfe von den Behörden,
    das beschädigte Autodach hätte ich anzeigen können ,mich konnte man nicht schützen ,solange nix passiert war.Mir wurde von amtswegen geraten auszuziehen oder zumindest verübergehend woanders zu wohnen!
    Die Familie hat mich dann noch angezeigt wegen Verleumdung etc und ich sollte ein hohes Schmerzensgeld zahlen wegen Rufschädigung und übler Nachrede,das konnte ich nur mit einem Anwalt abwenden.
    Ergo ,ich (alleinstehend) würde mich nicht mehr einmischen!!
    LG R.

  • Zitat von inbetween

    Es gibt einige Psychologen, die der Ansicht sind, dass die Beziehung zu Suchtkranken eine traumatische Bindung verursacht, eben aus den genannten Gründen.

    Lieber Gruß
    Lea

    Wobei ich mich frage ob diese traumatische Bindung nicht schon vorher da war und als etwas "Normales und Vertrautes" empfunden wird. Mein Vater hat nicht getrunken und mich trotzdem körperlich und seelisch misshandelt.

    Ich bin mit 17 geflüchtet und habe mir ein eigenes Leben aufgebaut. Jahre später lernte ich meinen Ex-Mann kennen der zur damaligen Zeit auch nicht getrunken hat aber mich seelisch misshandelte ohne dass es mir so richtig bewusst war, ich dachte oft Männer sind halt so.

    Ich wäre sehr schnell gegangen wenn er mich körperlich misshandelt hätte da ich den körperlichen Schmerz schlimmer als den seelischen Schmerz empfunden hätte.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

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