Überübermorgenland - Postfach :-)

  • glück auf katha

    Zitat von Katharsis

    „Hm, ja. Sollten wir. Ist aber ganz schön schwer das Teil!“ Ich lächelte nett mit allen Zähnen „Lass´mal, ich mach´s schon“ und stellte das Rad selbst auf den Kopf. Indirekte Rede funzt also nicht bei manchen Männern.

    bei den allerallerallermeisten männern (denk ich) - da ^ fehlte n ganz wesentlicher satzteil: "... und wenn du mit umdrehn fertig bist, guck ich mal."
    hilft nur üben, üben, üben und üben :wink:

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Matthias :)

    Herzlichen Dank für Deinen Besuch in diesem angestaubten Denkschuppen :-).
    Du magst recht haben, aber ich wollte nicht gerade die volle Breitseite losschleudern ;-).
    Ich hab´s auch schon mal ganz ganz furchtbar direkt probiert, weil ich von Männern ja was kenn:
    „Du! Das, was Du gerade gesagt/getan hast, gefällt mir nicht, weil .. bla bla.. !“ (kurze, betont sachliche Begründung hinterher geschoben).
    Legt der Andere den Kopf quer, schielt mich an und fragt: „Hm… wie meinsten das jetzt?“
    Hö?!
    Oder Variante 2: „Ja, sag´ doch einfach, wenn Dir etwas nicht gefällt! Ist doch kein Problem (nachsichtiges Lächeln dazu.. *knurr)“.
    „Äh, hab´ ich doch grad!“
    „Axö. Na dann“.
    Bei Variante 2 erfahre ich übrigens nie, was hängengeblieben ist von dem, was ich anzumelden hatte ;-).

    Immer wieder höre ich: „Boah, der alte Chauvi, boah, ist der frech (häufig die Umschreibung für unverschämt & rücksichtslos), boah, ist das ein Ego.. etc.“
    Und ich warte. Manchmal Jahre. Bis das Mädel, das diese Diagnose in Sekundenbruchteilen stellen konnte, kapiert hat, dass der Mann es tatsächlich auch so gemeint hat, also tatsächlich auch so ist! und es kein Spiel ist und kein Gehabe, um ihr zu imponieren. In der Zwischenzeit habe ich dann reichlich Gelegenheit, meine eigenen Irrtümer zu begehen ;-).

    Ich denke aber, solange es noch Spielraum für Spekulationen in der Kommunikation zwischen den Geschlechtern gibt, wird es langfristige Beziehungen geben. Ist das Geheimnis der unterschiedlichen Sprache erst einmal gelüftet, werden viele Menschen diese Klippe dann umschiffen und sich lieber einen Garten zulegen ;-).

    Dir einen schönen Abend und viele Grüße
    Katha

  • Liebe Katha,

    da hört man wochen/monatelang nix von Dir und urplötzlich wird ohne Vorwarnung die Haustür aufgerissen, herein stürmt ein weiblicher Tornado, auf der Suche nach romantischen Männern, Glühwürmchen und funktionstüchtigen Fahrrädern und erklärt einem kurz mal mit unglaublichem Wortwitz, was einem schon immer mal wirr durch den Kopf rauschte und was man doch nie in der Lage war zu verbalisieren...und das, obwohl sie eigentlich nur kurz um Hilfe bitten wollte :)

    Da mußte ich wirklich am Lautesten lachen...Du und kurz um Hilfe bitten...als ob Du, wenn Du mal in Fahrt bist, mit nem einfachen Satz auskommen könntest :)

    Liebe Katha, Du hast mir mal wieder den Abend versüßt mit Deinem Titanrückgrat. Ich würde Dich jetzt ja gerne bitten, Dich öfter mal hier blicken zu lassen...aber ich würde vermutlich etwas paff dastehen, wenn die Haustür irgendwann mal ganz normal aufgehen würde :)

    Ick freu mir, daß Du wieder hier bist...

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

  • Lieber Andreas,

    ich hatte höllische Freude an Deinem Kommentar, ganz lieben Dank.
    Ich konnte direkt anfassen, wie Du lachend gerade heraus und ohne Schnörkel in die Tasten gehauen hast, weil Du einfach nur Spaß hattest, während ich hier auf meine Art Themen behandle, die mir wirklich unter die Haut gehen.
    An Dir ist wirklich nichts Falsches, nichts Übergestülptes, keine indirekte Rede, keine fiesen Hintergedanken, keine Sticheleien und nix Moralaposteliges, was Menschen so Blutleer, fad und spitz erscheinen lässt . Mit Dir zusammen kann man auch über sich selbst lachen. Das schaffe ich super immer allein, aber nur mit wenigen anderen Menschen zusammen.

    Ist Dir auch aufgefallen, dass es tatsächlich immer weniger Menschen gibt, die pure Freude empfinden können? Aus dem Bauch heraus lachen oder staunen können, für einen Moment innehalten, während die Welt sich weiter dreht? Sich den Augenblick bewusst machen und auch genießen? Tausend kleine Dinge, wie Matthias es bereits geschrieben hat.
    Manchmal habe ich heute das Glück und kann diese Momente mit Anderen teilen, ansonsten genieße ich sie jetzt für mich.
    Früher habe ich all das immer gesehen, aber es war nichts wert, wenn ich es nicht teilen konnte. Als wäre ICH es nicht wert gewesen, es nur für mich allein zu haben.
    Es sieht so aus, als wäre ich doch voran gekommen :-).

    Ich kann schon fast kurz um Hilfe bitten. Das wird dann ein einziger Satz!
    Plus 12 vorangestellte Sätze zur Erklärung der Situation inkl. Rechtfertigung und 17 Sätze zur Entschuldigung, dass ich überhaupt auf die Idee kam, so dreist um Hilfe zu bitten :D.

    Jo, wenn ich in Fahrt komme. Das ist ganz einfach Leidenschaft, ein Gefühl in der ganzen Figur. Wenn ich etwas Schönes oder Gutes sehe und beeindruckt bin oder auch fast überwältigt oder dankbar, dann möchte ich ja immer noch, dass andere Menschen dieses Gefühl ebenfalls empfinden können. Es macht auch den Alltag soviel schöner.
    Bin ich allein, werde ich still und staune. Bin ich mit Menschen zusammen, sprudele ich in diesen Momenten und gestikuliere und versuche auf diese Weise, sie aufmerksam zu machen und es ihnen nahe zu bringen.
    Klappt ja nicht mit Jedem und auch das ist mittlerweile okay. Früher war ich dann enttäuscht, heute nur noch selten.
    Dasselbe gilt aber nicht nur für schöne Eindrücke, sondern auch für Jobs oder Aufgaben, von denen ich überzeugt bin, für Teamwork, weil ich die soziale Kompetenz so mag, die dafür nötig ist und für Vieles mehr. Erfahrungen, die Andere gemacht haben oder ich selbst, die man gern weiter geben möchte, weil sie bereits für irgendeinen Menschen hilfreich waren. Son Zeugs halt :)

    Ansonsten bin ich ja ein ruhiger Vertreter geworden. Blubb. :)
    Ich mag die Stelle in „Waterworld“, wo Costner das kleine Mädchen fragt: „Hörst Du die Geräusche der Welt, das Wasser, den Wind?“ Und sie verneint, woraufhin er ihr sagt: „Das kommt davon, weil Du ununterbrochen quasselst. Du könntest sie hören, wenn Du mal die Klappe halten würdest!“ :) … oder so ähnlich... Ja, sehe ich genauso.

    So bin ich vielleicht nicht auf der Suche nach romantischen Männern – schon gar nicht für den Eigenbedarf, sondern ich wünschte mir nur, sie würden all das sehen, fühlen und vor allem schätzen können und es mitnehmen und verteilen an wieder andere Menschen.

    Ein guter Freund hat mir mal gesagt, wenn wir stets alles herauslassen würden, was uns bewegt, jeden Gedanken und jedes Gefühl mit Anderen teilen, dann bliebe oft eine furchtbare Leere im eigenen Inneren zurück, da wir uns ständig komplett quasi entleeren würden.
    Es fehlt dann sozusagen die Substanz in der Seele, das Fundament.

    [Mich würden zu diesem Gedanken auch andere Meinungen interessieren]

    Wenn ich z.B. hier längere Texte schreibe oder sogar einen Rückfall beschreibe, dann ist das für mich auch kein Spaziergang, sondern ich bin danach oft erschöpft, da es Substanz von mir ist. Die Gefühle sind beim Schreiben dieselben wie vorher beim Erleben und das strengt an. Erinnerungen kommen hoch und hängen manchmal wie Grundgewichte an mir.
    So würde ich also nicht mehr wie früher täglich hier berichten. Zu Beginn meiner Abstinenz war es wichtig, um mich selbst im Auge zu behalten und mir vor allem auch die guten Dinge vor Augen zu führen, die ich so schnell immer verdrängt habe.

    So falle ich immer ein, wenn mir gerade etwas durch den Kopf schießt, aber in Sachen Haustür bin ich für „normal“ nicht zuständig *veg*. Ich habe übrigens doch „moin“ gesagt, bevor ich die Tür mitsamt der Klinke herausgerissen habe :-).

    Schöne Grüße zurück und Du darfst so bleiben, wie Du bist :)
    Katha

  • Moin Katha,

    Gedanken heissen Gedanken, weil ich sie für mich behalten darf.
    Ich muss nicht jeden Gedanken in Worte fassen.
    Ich darf mir auch zuhören, bevor ich etwas sage und mit meiner mentalen Energie und der mentalen Energie der anderen ökonomisch haushalten.

    Jeder in einer SHG erzählt das, was ihm hilft, abstinent zu bleiben.
    Und wenn er es 111 Mal erzählt, ist es auch ok.
    Ich kann mir ja "die Beine vertreten", wenn meine Gedanken gerade interessanter sind ...

    Edit ....gruß Hartmut 

    Gruß Jürgen

  • Hi Katha,
    dein Schreibstiel und vorallem der Inhalt deiner Beiträge gefällt mir immer Besser.Aber nicht alle Männer als unromantisch hinstellen,es gibt Ausnahmen. :D Ich habe heute Früh ca 4.50 Uhr beim Zeitungsaustragen so ein schönes Bild vom Sonnenaufgang gemacht,Hammerhart.Ich nehme immer meine Kamera mit,zur Erklärung.Die 2 Stunden Morgens geben mir mehr Kraft wie der Rest vom Tage.Sich an Kleinigkeiten zui erfreuen,und das mit klarer Birne ist nicht mit den ganzen Geld der Welt aufzuwiegen.Auch die Glühwürmchen bei uns besuche ich öfters.Ich wohn ja auf den Dorf und habe ca 10min. bis zum Wald.
    Wünsch Dir noch einen schönen Tag.

    ATZE

  • glück auf katha

    Zitat von Katharsis

    Ein guter Freund hat mir mal gesagt, wenn wir stets alles herauslassen würden, was uns bewegt, jeden Gedanken und jedes Gefühl mit Anderen teilen, dann bliebe oft eine furchtbare Leere im eigenen Inneren zurück, da wir uns ständig komplett quasi entleeren würden.
    Es fehlt dann sozusagen die Substanz in der Seele, das Fundament.

    zunächst mal denk ich, dass mir meine gedanken erhalten bleiben, auch oder gerade wenn ich sie rauslasse (geteilte freud is doppelte freud :wink: ).
    was weg is is das wirrwarr ... dadurch wird platz für neue gedanken (die ich dann wieder rauslassen kann).

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Moin Jürgen :)

    Deinen Kommentar habe ich vorhin gelesen und dachte sofort: „Spannend, wieder Input“.
    Ich musste mich aber erstmal durchpusten lassen und bin durch den Wald gelaufen.

    Von Dir habe ich den Eindruck, dass Du geradezu prädestiniert bist für die Teilnahme an einer realen SHG. Ich glaube, Du schwafelst dort nicht und weichst auch nicht vom Thema Alkohol ab, erzählst von Dir und übst keinen Druck aus. Ich glaube weiterhin, dass Deine Teilnahme dort am wertvollsten wäre, wo ständig neue Leute auftauchen, die abstinent leben wollen und einen Weg suchen. Das aber nur mal so ;)

    Natürlich darf Jeder seine Gedanken für sich behalten, aber wo würden wir stehen, wenn es Jeder so handhaben würde?! Ohne Austausch kommen Menschen doch in vieler Hinsicht nicht weiter. Wichtig finde auch ich, dass man sich vorher mal selbst zuhört. Ich haue manchmal Gedanken spontan heraus, die ich im selben Moment schon modifizieren muss, weil ich eine Seite nicht bedacht habe, glaube aber auch, dass ich es durch Übung und mit mehr Gelassenheit verbessern kann. Ich bin ganz bei Dir: Man sollte sich selbst und Anderen auch nicht zuviel zumuten an Energieverlusten. Gut deshalb, dass man hier lesen kann, was man mag und anderes liegen lässt. Nervig übrigens auch die Menschen, die immer schon wahnsinnig gespannt sind auf das, was sie als nächstes sagen werden.

    Ich habe den Eindruck, dass in SHG´s seit Jahren vermehrt auch Gedanken und Probleme auf den Tisch kommen, die mit der Krankheit Alkoholismus direkt nichts mehr zu tun haben. Einfach aus dem Grund, weil immer mehr Menschen kaum noch Jemanden haben, mit dem sie diese Probleme besprechen können. Wenn es aber den Menschen hilft, sich auszusprechen, um den Druck wegzunehmen und sie dadurch stabil bleiben, höre ich gern auch 111 Mal zu. Andere Leute wiederholen 30 Jahre lang dieselben Sätze. Bevor ich einen Koller kriegen konnte, habe ich mir gedacht, es ist für sie ähnlich wie ein wöchentliches Gebet. Also höre ich zu und akzeptiere das so.

    Ich habe mich zu der Diskussion um den offenen und geschlossenen Bereich ja bisher kaum geäußert. Ich war vorher für den geschlossenen Bereich frei geschaltet, habe aber zuletzt nur noch im offenen geschrieben und nur sehr selten im geschlossenen gelesen. Als ich hier wieder einfiel im Forum, hatte ich genauso wenig Bock, im geschlossenen Bereich wieder zu lesen, wie ich Lust gehabt hätte, meinen Nachbarn eine Cam im Bad zu installieren. Gut, ich hätte mich natürlich anmelden und versuchen können, die Threads im geschlossenen Bereich zu ignorieren, aber ich bin auch nur ein Mensch.
    Da mir aber die meisten Menschen hier inzwischen fremd geworden waren und ich keinen Bezug mehr zu ihnen hatte, hätte ich mich beim Lesen gefühlt, als würde ich in anderer Leute Privatsphäre schnüffeln. Ein absolutes No-Go für mich.

    Die Geschichte hat sich für mich sowieso in der Zwischenzeit erledigt, weil ich momentan und auf absehbare Zeit auch gar keine Kohle übrig hätte durch meine besondere Situation. Ich hänge in der Warteschleife. Ich kann das auch fröhlich raushauen, weiß aber genauso gut, dass es Anderen nicht so leicht fällt, wie Frank bereits mal angeführt hat.

    Zugegebenermaßen sträubte sich mir manchmal das Nackenfell, wenn ein Newbie von 27 anderen Mitgliedern hintereinander darauf angesprochen wurde, ob er nicht doch in den geschlossenen Bereich wechseln wolle. Es ist aber mein persönliches Problem, wenn ich mich quasi dann schon indirekt im Geiste bedrängt fühlte. Da schalte ich heute noch in Gang S wie stur + T wie trotzig ;)

    Ich denke aber, dass der geschlossene Bereich für ganz viele Menschen sehr wichtig ist und finde es gut, dass es diese Möglichkeit gibt!
    Man kann hier in Ruhe ankommen, lesen, sich informieren. Erfahrungsberichte gibt es genug.
    Sobald man das Gefühl hat, man würde sich gern intensiver, privater und vielleicht auch offener austauschen wollen – Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist ja enorm wichtig, Eiertänze hatten wir Alle genug – ist man im geschlossenen Bereich genau richtig und ich kann es nur empfehlen. [Natürlich ist in anderen Foren sowohl der offene als auch der geschlossene Bereich kostenlos, aber man muss dort auch jederzeit damit rechnen, dass ein nasser Alkoholiker von der Sause der letzten Nacht erzählt. Braucht doch Niemand.]

    Für Menschen wie Dich aber, die so präzise und ausschließlich am Thema Alkoholismus sind und auch strikt bei sich bleiben.. sry, ich muss grad schmunzeln... nein, ich kann mir nicht vorstellen, wie ausgerechnet Du täglich die Feder wetzt und Deinem Tagebuch Deine Ängste und Nöte anvertraust :D.
    Du gehörst in den offenen Bereich mit Deinen Erfahrungen und der sachlichen Art, mit Newbies umzugehen, genauso wie Matthias und Correns, die auf unterschiedliche Art und Weise einen großen Teil des Fundamentes hier bilden. SHG halt! Meine Meinung.

    Zum Narzißmus kann ich nur sagen, dass sich hier Jeder selbst prüfen muss, ob er den Eintänzer gibt oder tatsächlich ein Anliegen hat. Natürlich kam mir der Gedanke auch ab und zu, aber dann mache ich einen Cut und lese in anderen Threads. Ich vertraue da meinem Bauch und nicht den Resten meines Helfersyndroms ;-).

    Und mal ganz ehrlich, Jürgen: Warum gibt es im offenen Bereich nicht mehr offene Diskussionen, kein Thema der Woche? Weil wir unseren Mors nicht bewegen!

    Viele Grüße
    Katha

  • Hi Katha,

    spitzfindig kann ich schon sein...wenn ich will...aber nur gegenüber Menschen, die es sich auf Dauer "verdienen":-)

    Es ist tatsächlich so, daß manche Menschen generell positiv auf einen wirken und man nicht genau beschreiben kann, warum das nun so ist. Umgekehrt funktioniert das haargenauso...ich treffe Menschen, die mir von der ersten Sekunde an unsympathisch sind...da haben die noch nicht mal den Mund aufgemacht.
    Mit Logik ist das nicht zu erklären...übrigens auch nicht, warum einem das Herz beim Anblick von Glühwürmchen höher schlagen läßt.

    Aber irgendwie ist es ein Trost, daß es in dieser materialisierten, hektischen, verwissenschaftlichten Welt, die immer nur fragt, warum das so oder so ist, die keine Fragen unbeantwortet lassen will, trotzdem noch Raum und Platz für Träume und Romantik gibt. Und das ist das Letzte, was man sich wegnehmen lassen darf...der Wunsch, zu träumen. Letztendlich ist es die Fähigkeit, zu träumen, sich Visionen hinzugeben, egal, ob die irgendwann in Erfühlung gehen, die einen zum Mensch machen bzw. menschlich machen.

    Ich habe diesen Kampf gegen den Realismus schon oft geführt...und oft verloren. Aber ich habe meinen Kampf nie aufgegeben, auch wenn ich viele Schlachten verloren habe. Was jetzt vielleicht etwas kryptisch klingt, ist es letztendlich gar nicht. Es gibt gute Gründe, realistisch zu sein...aber eben nicht immer. Wir können nicht alles über den Verstand lösen und wenn wir soweit sind, alles über den Verstand lösen zu wollen, haben wir wieder ne Schlacht verloren.

    Deswegen kann ich Deine Glühwürmchengeschichte sehr gut nachvollziehen.

    Das führt mich auch schon zum Grund meines Besuchs :)

    Deine Frage bzgl. der Gedanken, die man bei sich behalten sollte oder nicht:

    Ich denke, manche Gedanken sollte man für sich behalten und manche deutlich aussprechen. Ich kann aber der Grundintension Deines Bekannten sehr viel abgewinnen...

    Schönen Gruß und schöne Zeit Dir

    Andreas

  • Hallo Atze,

    jetzt hättste mich strahlen sehen können, so hab ich mich gefreut über Deinen Besuch und darüber, dass Du hier für die romantischen Männer in die Bresche springst :-).
    Vielleicht war mein Begleiter ja auch gar nicht unromantisch, sondern konnte es nur nicht so ausdrücken (oder wenigstens den Schnabel halten ;-)).
    Ich verfolge Deinen Weg ja auch und freu mich total, dass Du nach den ersten Anlaufschwierigkeiten dranbleiben konntest.
    Du strahlst immer so eine Zufriedenheit aus und hast mir das Radfahren wieder schmackhaft gemacht :-).
    Im Gegensatz zu meiner nassen Zeit stehe ich morgens auch wieder gern auf, nur nicht ganz so früh wie Du. Ich freue mich meistens einfach auf den Tag. Nicht immer.
    Dafür bin ich auch nicht ständig auf der Jagd nach dem großen Glück und den Eindruck habe ich bei Dir auch.
    Glück bedeutet für mich immer „nur“ eine kurze Sequenz und das ist völlig okay. Ich mag die Ruhe im Bauch, die von Zufriedenheit kommt.

    Glück ist vielleicht auch nur mit Verliebtheit zu vergleichen. Das menschliche Gehirn ist ja nicht ausgelegt für Budenzauber dieser Art, wenn er länger als 6 Monate anhält: Wir würden sonst glatt verrückt werden :D. Wie clever die Natur doch eigentlich alles eingerichtet hat und es könnte so schön sein, wenn Menschen nicht immer reinpfuschen würden.

    Ich war vorhin im Wald, das brauche ich einfach. Glühwürmchen sind bei dem Wetter hier bis auf weiteres nicht zu erwarten, macht aber nix.
    Wir hatten ja nun gerade einen fiesen Sturm und der Wald sah ziemlich mitgenommen aus. Ich kraxelte auf halber Strecke zum See über einen Baum, der noch quer über dem Weg lag, genoss die Brise im Gesicht und pfiff fröhlich vor mich hin.
    Und plötzlich dachte ich: „Wie kann man nur so blöd sein?!“ Ich bin ständig draußen in der Natur, aber manchmal habe ich seltsame gedankliche Ausfälle. Da lag der Baum also auf dem Weg, was natürlich bedeutet, dass die Waldarbeiter noch nicht geräumt haben.
    Ich guckte nach oben und sah überall dicke Äste nur noch an einem Faden hängen, ganze Bäume entwurzelt, nur noch angelehnt an andere, die noch fest verankert waren.
    Und es wehte kräftig. Ich kam mir vor wie der letzte gedankenlose Trottel aus der Stadt, der sich in schöner Ahnungslosigkeit als Gefahrensucher betätigt.
    Kurz mit mir selbst gemotzt und dann habe ich Gas gegeben und zugesehen, dass ich dort wieder herauskomme, ohne dass mir noch etwas verdammt Schweres auf den Kopf fällt.
    Morgen suche ich mir einen Feldweg und nehme mein Gehirn wieder mit auf Spaziergänge :(

    Dir wünsche ich einen entspannten Abend.

    Viele Grüße
    Katha

  • Moin Katha,

    danke für Deine ausführlichen Betrachtungen :wink:

    Zitat

    Ich habe den Eindruck, dass in SHG´s seit Jahren vermehrt auch Gedanken und Probleme auf den Tisch kommen, die mit der Krankheit Alkoholismus direkt nichts mehr zu tun haben. Einfach aus dem Grund, weil immer mehr Menschen kaum noch Jemanden haben, mit dem sie diese Probleme besprechen können. Wenn es aber den Menschen hilft, sich auszusprechen, um den Druck wegzunehmen und sie dadurch stabil bleiben, höre ich gern auch 111 Mal zu.

    Ich erzähle in den Live-SHG's durchaus die "schrägen Gechichten" aus meinem täglichen Leben, weil ich genau dort dies durch Erzählen auch verarbeiten kann und damit meine Ausgeglichenheit herstellen oder erhalten kann ...
    Dort wird zwar nicht diskutiert und kommentiert, dennoch begreife ich spätestens nach 2-3 Mal, wie ich mit den Dingen, die mir so beim Labern, Lieben, Leben, Lachen, Leiden so begegnen, im Einzelfall umgehen sollte und werde. Oft kann ich ja bereits über vergangene Dinge lachen, wenn sie nur 1 Woche her sind.
    Da sind halt die Geschichten, was ich erlebe, wenn ich auf die "Reste vom Schlagermove" oder auf die "Harley Days" treffe oder wieder mal beim Milchkaffee in der Schanze rumsitze.
    Auch in meiner WG ist ja relativ viel Bewegung und wenn nichts klappt, klappt auch oftmals die Tür nachdem die vereinbarte Zeit abgelaufen ist.
    Manche verschwinden auch einfach, so isses halt, wenn ich auch Menschen in "schwierigen Lebenssituationen" ein Zimmer anbiete.
    Vieles von dem was ich erlebe kann und will ich hier in diesem Forum nicht wiedergeben.
    Das gehört eher in ein anonymes Meeting, wo es vergessen ist, wenn das Meeting vorbei ist.

    Gruß Jürgen

  • Moin Hartmut,

    Zitat

    Edit .... Edit Gruß Jürgen

    zum Glück habe ich bereits vergessen, was ich schrieb, das so wichtig war, dass es editiert werden musste ... :shock::roll:

    Gruß Jürgen

  • Hallo Katha,

    Vielen Dank für deine Antwort; ich kann gut verstehen, wie es dir geht bei dem Gedanken, dass da noch Worte von dir übriggeblieben sind, als du deine Siebensachen im Geschlossenen zusammenpacktest.

    Ich habe über deine Frage nachgedacht hinsichtlich des Mitteilens versus Beisichbehaltens von Gedanken. Bei mir ist es so, dass ich einerseits von Natur aus ein sehr verschlossener Mensch bin, aber dennoch (gerade drum?) ein großes Bedürfnis habe, mich verständlich zu machen. Fast ohne jemals das Gefühl zu haben, es ist gelungen. Das heißt, wenn ich meine Gedanken äußere, ist es immer ein Suchen, ein Sich Annähern, und im Zuge dessen nähere ich mich mir selber im besten Fälle auch weiter an. So dass ich eben am Ende nicht "leer" bin, sondern mehr bei mir. Mir gefällt da das Bild, etwas abgewandelt, von Rilke "lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich um die Dinge ziehn", nur eben umgekehrt, umkreise mich selbst, mithilfe von Worten, in immer kleineren Ringen, in der Hoffnung, einmal in meiner Mitte anzukommen.

    Dein Glühwürmchenerlebnis stelle ich mir magisch vor. Ich habe so etwas noch nie gesehen.

    Dir ganz herzliche Grüße
    Thalia

  • Hallo liebe Katha :D

    mir war es ein aufrichtiges Bedürfnis mal wieder bei Dir zu lesen. Nicht immer ist es mir möglich, Dich in Ruhe zu lesen, aber das brauche ich, um Deine Gedanken aufzunehmen. Alles andere wäre zu schade :wink:

    Neidisch bin ich auf die Glühwürmchen, aber natürlich selber schuld, könnte ich doch abends in den Wald gehen, anstatt tagsüber.

    Dieses Staunen, Innehalten, oder ein tiefes Glücksgefühl erleben, kenne ich sehr gut. Fasst immer erlebe ich es in der Natur. Diese Gefühle teile ich nicht mit, das mache ich aber mit anderen Empfindungen zur Genüge :wink: Manches ist eben einfach meins.Kommt auch ganz klar auf die Begleitung an. Weiß ich, dass diese in der Lage ist, meine Gefühle genauso zu empfinden, kann es durchaus sein, dass ich innehalte und mir ein: Ach ist das schön entweicht. Mehr Erläuterung braucht es dann auch nicht. Vermute ich, dass meine Begleitung mit diesem unvergleichlichen Naturerlebnis nicht so viel anfangen kann, spare ich mir jeglichen Gefühlsausbruch und speichere es in meinem Speicher tief drinnen in mir ab. So kann es dann keinen faden Beigeschmack bekommen.

    so liebe Katha bis die Tage :D

    L Pink-Lady

  • Hallo Andreas,

    spitzfindig bin ich häufig, aber spitz selten :-).
    Klingt auch blöd, ich meine das sauertöpfische Spitze.

    Wenn ich Jemanden auf Anhieb unsympathisch finde, bekommt der von mir noch 2 – 37 Chancen :-). Kann ja sein, dass er grad ´ne Phase hat, verlassen wurde oder sonstige Probs hat. Da bin ich gründlich und warte ab. Ich habe es einfach zu oft erlebt, dass ich einem echten Knurrhahn begegnet bin, den ich dann sutsche bearbeitet habe und der sich letztendlich als total netter Mensch herausstellte, der nur grad unter Druck stand, diesen aber bei den meisten Menschen nicht einfach herauslassen konnte.

    Interessanterweise habe ich zurzeit überhaupt keine Träume und Visionen. Vermutlich liegt es daran, dass ich wieder mal um meine Basis kämpfen muss.
    Vielleicht bin ich aber gestern wieder einen Schritt näher gerückt.
    Ich prüfe mich ja tatsächlich immer wieder auf Herz und Nieren und ging mir in letzter Zeit selbst auf den Keks. So viele Pläne und wenig davon umgesetzt.
    Monatelang war ich durch die letzte OP blockiert, konnte nicht richtig laufen und nur Jogginghosen tragen, ist natürlich fatal für´s Gemüt. Nebenbei habe ich mich fast täglich redlich bemüht, aber es wurde immer anstrengender.

    Einen Job zu bekommen bis zum nächsten Krankenhausaufenthalt hat sich als schwieriger erwiesen als gedacht. Viele Firmen haben einfach die Kohle nicht mehr für externe Urlaubs- oder Krankheitsvertretung. Für alles andere bin ich „hoffnungslos überqualifiziert“ – ich kann´s schon nicht mehr hören.
    Nun erzählt mir Jemand, dass er eine Putzfee sucht für einen Verwandten.
    Alkoholismus im Endstadium, Bude und Mensch total verloddert.
    Da kannst ja keine normale Person hinschicken – ein absoluter Alptraum – und ich dachte: „Glücklicherweise bin ich ja keine normale Person!“ :)

    Mir kam der Gedanke, dass es endlich mal wieder an der Zeit wäre, zu guggen, was von mir eigentlich noch übrig ist. Nur Gesülze oder auch tatsächlich die Bereitschaft, mich wieder aufs Eingemachte zu stürzen?!
    Drei Jahre habe ich in einer ähnlichen Situation meinen Vater versorgt, es war die Hölle. Er war kein Alkoholiker, aber dement und kam einfach nicht mehr hinterher. Ich war die Einzige, die ihn noch besuchte, weil der Rest die Zustände dort nicht ertragen konnte.
    Ich bekam hektische Flecken und hatte nach jedem Besuch Ekelbläschen auf der Lippe, habe es aber durchgezogen. War ja mein Vater.

    Ich habe gestern innerhalb kürzester Zeit einen Plan gemacht, weil es nicht damit getan ist, in einer solchen Situation einfach rein Schiff zu machen.
    Einkaufen, Arztbesuche, Bewegung, Beschäftigung, soziale Kontakte, evtl. Renovierung der Bude, etc…all das ist in meinem Kopf und ich muss jetzt versuchen, mich mit ihm zusammen da ranzutasten, ohne ihn zu überfordern.
    Ich würde mir wünschen, dass das Ding rund ist, die Basis steht und die Abläufe geregelt sind, bevor ich zur nächsten OP antrete. Auf jeden Fall die sinnvollste Beschäftigung, die ich mir für diesen relativ kurzen Zeitraum vorstellen kann. Und die härteste, auch wegen der Erinnerungen, die mich wieder einholen. Wird aber Zeit, Dinge auch mal einfach wieder auszuhalten.

    Ich frage und denke übrigens auch immer nach, solange, bis ich etwas verstanden habe oder nachvollziehen kann. Ich will verstehen! Da ich aber durch den endgültigen Abschied einer ungeheuren Anzahl von Menschen in meinem Leben akzeptieren musste, dass manche Fragen unbeantwortet bleiben müssen, kann ich mich seit einigen Jahren auch damit abfinden.
    Glühwürmchengeschichten bleiben aber von meinem Bedürfnis, Dinge logisch und sachlich aufzudröseln, gänzlich unberührt. Das freut mich ganz oft.

    Heute gibt es viel zu tun und ich freue mich darauf. Dann erledige ich alles andere wie im Spaziergang nebenbei. Da ich festgestellt habe, dass Erwachsen werden gar nicht nötig ist und es einfach reicht, älter zu werden, übe ich nächste Woche dann in meiner freien Zeit mal den Müßiggang, der eine echte Kunst darstellt, wenn man es richtig machen will ;-).

    Schöne Grüße zurück
    Katha

  • Hallo Lena,

    Deine Bemerkung „… das kommt ja auch irgendwo her…“ bezügl. „Macherin“ hat mich wieder mal stutzen lassen und es setzte ein komplizierter Denkvorgang ein :-).

    Natürlich habe ich mich mit dem Thema schon öfter auseinandergesetzt, vor allem, weil das, was ich Dir zuletzt geschrieben habe, nur gerade mal einen Abschnitt von wenigen Monaten in meinem Leben umfasst und die restliche Zeit auch überwiegend eher Schadensbegrenzung erforderte.
    Nun eimert man aber oft um ein Thema herum und nähert sich an, aber diese glasklare Erkenntnis stellt sich nicht ein, so dass man es anfassen kann. So fluffig, wie ich oft unterwegs bin, war in meinem Kopf als Teilzeitpragmatikerin wohl auch der Gedanke, dass diese Erkenntnis mir in der Praxis nicht weiter geholfen hätte, denn es hätte nichts an den Ereignissen und Umständen geändert, mit denen ich mich ständig aufs Neue wieder auseinandersetzen musste.

    Nach den Überlegungen der letzten Tage bin ich jetzt davon überzeugt, dass ich dieses Verantwortungsgefühl für Andere in meinen Rucksack gepackt habe/packen musste, als ich als Jugendliche ständig für meine kleine Schwester in die Bresche springen musste. Mein großer Bruder beschränkte seine Bedürfnisse - zumindest nach außen hin - auf Null, war seine eigene kleine Insel und damit keine große Hilfe. Ich wünschte nur, sie hätten ihm das Sprechen beigebracht, dann hätte er sich vielleicht nicht heute vor zwei Jahren einfach verabschiedet.

    Meine Mutter hatte viele tolle Eigenschaften und Fähigkeiten und war Justitia in Person. Genau wie bei Justitia fehlte allerdings (fast) jegliches menschliche Gefühl, weil sie die Schotten längst dichtgemacht hatte. Wie jeder Mensch hatte sie gute und schlechte Seiten. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was sie im Krieg durchmachen musste und deshalb steht mir ein Urteil auch nicht zu. Das habe ich im letzten Jahr endlich begreifen können und seitdem ist Ruhe im Bauch.

    Was aber von ihr abstrahlte, war absolute Härte. Sie konnte mein Leben in Sekundenbruchteilen in einen Eiskeller verwandeln, wurde nur sehr langsam richtig sauer, konservierte dieses Gefühl dann aber über Wochen, bei manchen meiner Ein- und Ausfälle sogar über Jahrzehnte. Ich habe sie geliebt. Jedenfalls sehr lange. Der Klassiker ist natürlich unter diesen Umständen, dass man unglaublich viel Zeit damit verbringt, immer hinterher zu rennen und um Liebe zu betteln. Ich hadere längst nicht mehr mit Kindheit und Vergangenheit oder betreibe irgendwelche Schuldzuweisung, denn es ist wie es ist, aber ich arbeite an mir.

    Ich habe bei meinen Kindern ganz sicher nicht dieselben Fehler gemacht, aber dafür massenweise andere, die meine Eltern bei uns ausgelassen hatten :-).

    Seit einigen Tagen scheue ich mich wieder, hier allzu Persönliches zu lassen, aber nun bin ich bereits auf dem Weg und das alles ist lange her, von den Menschen kaum Jemand übrig und es ist der Tag dafür… also weg damit.
    Meine Mutter hatte nebenbei auch ein völlig gestörtes Verhältnis zum normalen Körpergefühl und zwischenmenschlichen Beziehungen und alles war schmutzig und eklig.
    So habe ich für meine Schwester den Blitzableiter gespielt, z.B. Entschuldigungen für ihre Schule gefälscht wegen dringender Arztbesuche und meiner Mutter Krankenscheine gemopst und auch die gefälscht, weil sie meine Schwester gevierteilt hätte, wenn diese offen (und völlig vernünftig) nach der Pille gefragt hätte. Da mein Vater Monatelang immer abwesend war und ich ihn nicht um Hilfe bitten konnte, rangelte ich mit meinem Gewissen herum und startete dann aus Überzeugung meine Karriere als „schwarzes Schaf der Familie“, um Schlimmeres zu verhindern. Irgendwie so fing´s an, zum besseren Verständnis (auch für mich selbst).

    „Macherin“, auch das höre ich öfter, aber es bedeutet doch lediglich, dass ich das Notwendige tue und alles zu erledigen versuche, weil es oft nur einen Weg gibt, auch wenn ich am Boden bin. Es bedeutet nicht, dass ich eine Maschine bin, die keine Gefühle hat, nie weint, nie verletzt wird oder ist, nie traurig, depressiv, ängstlich oder ohne Hoffnung ist, nie schwächelt, nie Hilfe benötigt, nie ungerecht wird oder unsachlich, zornig. Ich bin doch Menschin und ziemlich sensibel. Nur wenn ich bemerke, dass mich Jemand bewusst verletzten oder für dumm verkaufen will, klappt das Visier runter und da ist nichts als Gleichgültigkeit oder ein Hauch von Verachtung und letztendlich gibt es eine höfliche Antwort von mir.

    Ich denke, es ist letztendlich einfach die Hoffnung, die mich immer und immer wieder aufstehen lässt. Meistens habe ich das Glück, auch noch ein Auge zu haben für die kleinen Dinge im Alltag, die mir Freude machen und die mich daran erinnern, dass es Sinn macht, weiter zu stiefeln. Manchmal hilft allerdings auch das nicht mehr.

    Ich sehe es durchaus nicht als Schwäche an, Andere um Hilfe zu bitten. Ganz im Gegenteil. Nur bitte ich im Gegensatz zu vielen anderen Frauen, die ich persönlich kenne, erst um Hilfe, wenn ich es zumindest mal selbst bereits versucht habe. Ich will Andere nicht unnötig (über-)strapazieren. Schwere Lasten nehme ich aber zukünftig aus diesem Programm, da ich schon öfter unter irgendwelchen Brettern begraben wurde :D.

    Ich schreibe ja immer sehr *hüstel* „ausführlich“ ;-), aber dies ist mir ein Anliegen, weil es Vielen so geht wie mir: Alle Anderen packen gnadenlos rauf, weil wir „so stark“ erscheinen. Schwächeln wir, heißt es oft nur: „Ach was, Du machst das schon!“

    Seltsam, dass Viele von uns in Beziehungen dasselbe erleben: Statt loszulassen und zu gehen, schießen wir uns erst einmal ins eigene Knie und vergiften uns selbst mit Alk und anderen Drogen, Gedanken und Gefühlen. Filmrisse hatte ich auch, habe die aber oft bedenklich locker genommen.

    Es klingt gut, was Du schreibst über Deinen Weg und ich freue mich gerade, dass Du Unterstützung hattest, als Du aus Deinem Hamsterrad gekrabbelt bist.
    Ich verstehe gut, dass Dein Vater jetzt Thema ist. Solche Beziehungen sind schwer auszuhalten, wenn etwas im Raum schwebt, worüber nicht gesprochen wird. Bei meinem Bedürfnis nach Klarheit drängt es mich dann immer, einen solchen Zustand zu beenden, so oder so, denn vorher finde auch ich keine Ruhe.
    Du hast ja aber Deinen Weg gefunden und lässt Dich nicht unter Druck setzen, das gefällt mir gut.

    Fußball, da sagste was. Ich war gestern wieder mega traurig. Verdient gewonnen oder verloren ist eine Sache und Sport ist Wettkampf, aber eine Mannschaft vor Millionen Zuschauern zum zweiten Mal so dermaßen versagen zu sehen, ging mir irgendwie an die Nieren, so generell.

    Dir wünsche ich einen entspannten Sonntag und weiterhin soviel Konsequenz und Stetigkeit. Ich gugg nachher mal, was von meinem Wald noch steht, nachdem hier auch die Autos kürzlich bis zu den Hüften im Wasser versanken.

    Liebe Grüße
    Katha

  • Zitat von Katharsis


    „Macherin“, auch das höre ich öfter, aber es bedeutet doch lediglich, dass ich das Notwendige tue und alles zu erledigen versuche, weil es oft nur einen Weg gibt, auch wenn ich am Boden bin. Es bedeutet nicht, dass ich eine Maschine bin, die keine Gefühle hat, nie weint, nie verletzt wird oder ist, nie traurig, depressiv, ängstlich oder ohne Hoffnung ist, nie schwächelt, nie Hilfe benötigt, nie ungerecht wird oder unsachlich, zornig. Ich bin doch Menschin und ziemlich sensibel. Nur wenn ich bemerke, dass mich Jemand bewusst verletzten oder für dumm verkaufen will, klappt das Visier runter und da ist nichts als Gleichgültigkeit oder ein Hauch von Verachtung und letztendlich gibt es eine höfliche Antwort von mir.

    Hallo Katha,

    darf ich in Deine Antwort an Lena mal kurz reingrätschen ?

    Dieses Prädikat "Macherin/Macher", das man sich irgendwann "erarbeitet" hat, ist ne ziemlich beschissene Sache. Irgendwann sind nämlich einige Herren und Damen unserer Spezies der unerschütterlichen Meinung, daß man immer machen müsse...und sie sich dafür zurücklehnen können.

    Die Umwelt scheint sich drauf einzustellen, daß der Macher alles machen wird und reagiert mitunter irritiert, manchmal sogar beleidigt, wenn der Macher plötzlich mal nen lichten Moment hat und feststellt, daß er nur deshalb Macher ist, weil andere herausgefunden haben, daß es bequemer ist, andere machen zu lassen. Das Andere machen, ist selbstverständlich...man selbst ist dabei fein raus...Gegenleistung ? Fehlanzeige.

    Kleines Beispiel gefällig ?

    Ich habe im Winter meiner mir anverheirateten Verwandschaft ein Doppelcarport hingestellt und dafür nur das Material berechnet. Sowas kostet im reellen Leben bei recht massiver Bauweise knapp 10.000 Euronen. Gezahlt hat der junge Herr dann knapp 4000 Euronen, weil ich und mein mithelfender Schwager for free gearbeitet haben, wie es sich unter Kollegen ja gehört und ich meinen Firmenrabatt 1:1 weitergegeben habe.

    Nun hatte ich ja vor ein paar Tagen Geburtstag...und jetzt rate mal, wer mir nicht mal gratuliert hat, obwohl ich nur zwei Häuser weiter wohne und er sonst jeden zweiten Tag hier herumschleicht...

    Ich bin jetzt nun wirklich niemand, der Wert auf Geburtstagsglückwünsche legt...aber für mich zeigt das mal wieder ganz eindeutig, daß ich für viel zu viele andere Menschen mache und tue und es irgendwie gar nicht in deren Schädeln ankommt. Dabei geht es mir nicht um Dankbarkeit, sondern um...ich komm nicht drauf...

    Hab schon überlegt, das in meinem eigenen Thread zu thematisieren, aber als ich Deinen Post für Lena gelesen habe, dachte ich prompt: Ja genau, das isses...

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

  • … Wertschätzung?

    Dankbarkeit ist es jedenfalls nicht, das sehe ich genauso, aber Wertschätzung hat für mich etwas mit Achtung und Respekt zu tun, also dem normalen menschlichen.

    Ich würde gern später mehr dazu schreiben, aber jetzt ruft mich grad die Wildnis und ich schlage schon mit den Flügeln :)

    Schöne Grüße zurück, bis später.
    Katha

  • Hallo Andreas,

    klar darfst Du jederzeit hier reingrätschen, für Zerrungen übernehme ich jedoch keine Verantwortung :-).

    Denk´ ich mir, dass dies auch für Dich ein Thema ist.
    Nun unterscheide ich ja noch bei meinen Grundgewichten menschlicher Natur (ich Sortierfux :D): Die einen sind einfach bequem, eiskalt, egoistisch oder auch nur pomadig (was bedeutet, die glauben tatsächlich, sie hätten ein Recht darauf), die anderen aber tatsächlich gefühlt hilflos oder überfordert.

    Gutes Beispiel von Dir mit der Verwandtschaft. Ich als Frau (oder besser: Ich als ich :-)) denke ja, dass kaum ein Mann irgendwelche Daten im Kopp hat, die mit Geburtstagen (z.T. nicht mal mit dem eigenen), Hochzeitstagen, Muttertagen, Weihnachten, etc… zu tun haben, nur die Vatertage verpassen sie irgendwie nie :-).
    Ich würde ihm persönlich also nicht krumm nehmen, dass er mein Geburtsdatum nicht im Gedächtnis hat (Herzlichen Glückwunsch übrigens nachträglich!), aber ich würde vermutlich erwarten, dass er sich bei all der Technik, die wir heute herumschleppen, den Termin in seinem Handy einträgt und sich dann pünktlich beklingeln lässt, wenn ich ihm in der Vergangenheit so gewaltig unter die Arme gegriffen habe.
    Und auch das ist offensichtlich nicht passiert.

    Andreas, ich sag´s ja nicht gern, aber ich glaube, wir haben beide noch eine Menge zu lernen ;-):
    Andere fragen direkt, wenn sie Hilfe benötigen. Supi, so sollte es sein.
    Wir machen alles selbst, was wir allein erledigen können.
    Wäre es aber nicht auch eine große Erleichterung, wenn wir ebenfalls Hilfe bekämen, damit wir schneller fertig werden oder nicht soviel Energie und Kraft aufwenden müssten oder einfach mehr Spaß dabei hätten?

    Ich habe den leisen Verdacht, dass Andere ganz einfach erwarten, dass wir sie um Hilfe bitten, wenn wir Unterstützung benötigen und dass sie diese Hilfe dann oft auch ganz selbstverständlich leisten würden.
    Solange wir nicht danach fragen, kommen Andere überhaupt nicht auf die Idee, dass wir Hilfe benötigen und alles ist für sie im Lack.
    Ich denke, es ist von den meisten Menschen einfach zuviel verlangt und auch nicht nötig, dass sie ständig diese Hilfe auf doof (also im Vorfeld) schon mal anbieten. Ich glaube aber auch, dass DU (und ich z.B.) oft genug genau das bei Anderen tust (der Erste sein, der Unterstützung zusagt).
    Vielleicht müssen WIR lernen, um Unterstützung zu bitten und Andere müssen sich nicht zwangsweise ändern.
    So wie wir „nein“ sagen können, weil es für andere Menschen in derselben Situation völlig normal ist, „nein“ zu sagen. Die müssen nur nicht darüber nachdenken.

    Beim nächsten Projekt würde ich diesen jungen Verwandten gleich mal um Unterstützung bitten und sehen, wie er sich verhält. Vielleicht ist er ein egoistischer Faulsagg, dann würde ich ihm auch nicht mehr helfen, aber vielleicht rauscht er ran wie Blücher, weil er sich freut, sich revanchieren zu können ;-). Find´s raus! :)

    Viele Grüße
    Katha
    PS: Ein wenig verworren, der ganze Text, aber vielleicht verstehst Du trotzdem, was ich meine

  • Hi Katha,

    also ich finde, im Vergleich zu Deinen sonstigen Posts ist dieser doch wirklich klar strukturiert :-):-)

    Es ist ganz sicher so, daß WIR lernen müssen, NEIN zu sagen. Oder zumindest nicht gleich "Ja, hier ich...ich würde helfen" schreien, noch bevor die Hilfsanfrage den Mund des Hilferufenden überhaupt verlassen hat.

    In dem Punkt hab ich tatsächlich schon dazugelernt...ich drängle mich weder auf noch sag ich sofort ja...es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, daß es mir immer gelingt, aber immer öfter, das stimmt schon.

    Nun verhält es sich in diesem Punkt ja anders...es kann ihm nunmal nur einer im Ort und aus seinem Bekanntenkreis ein Doppelcarport planen und bauen...und das bin eben zufällig ich. Er ist also auf mich zugekommen, hat gefragt, ob ich das für ihn machen könnte und dann bin ich der Letzte, der sagt: Och, nö Du, da hab ich nun wirklich keinen Bock drauf.

    Aber Du hast es ja weiter nördlich richtig angesprochen. Es ist keine Dankbarkeit, keine Anerkennung, die man erwartet. sondern eine gewisse Wertschätzung, die ich z.B. jemanden entgegenbringe, der mir hilft...und Du wirst lachen, auch das kommt ab und zu vor, daß mir jemand hilft :)

    Im speziellen Fall ist es so, daß der Entsprechende seit Jahren an meinem Geburtstag vorbeikommt, weil seine Mutter einen Kalender führt...sie hat mir übrigens auch gratuliert, er eben nicht. Es ist also eher so, daß er mir die ganzen Jahre gratuliert hat, in denen ich ihm nix helfen konnte oder mußte und ausgerechnet in diesem Jahr hat er es nicht getan.(So langsam komm ich mir schon ziemlich blöd und korinthenkackerisch vor mit dem Thema).

    Nun ist es so, dass es durchaus sein kann, daß ich demnächst tatsächlich Nein sage zu jemanden, der es gar nicht verdient hätte, ein Nein zu bekommen, weil ich immer mehr den Eindruck habe, den Trottel für andere zu machen. Und das wäre dann für mich auch wieder nicht in Ordnung.

    Pah, ein seltsames Thema...ich glaub, ich schalte lieber mal Fuppes ein :)

    Schönen Dank für Deine Antwort und dafür, daß ich ungestraft in Deinem Strafraum durch die Gegend grätschen darf...evtl. Verletzungen nehm ich in Kauf, ebenso wie evtl. Erleuchtungen, die ich in Deinem Thread tatsächlich schon öfter hatte.

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

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