Immer noch im Abnabelungsprozess

  • Moin,

    den Gedanken

    Zitat

    er solle in drei oder fünf jahren nochmal anfragen wenn er bis dahin gezeigt hat, das er sein leben in den griff bekommen hat

    hatte ich auch schon. Einfach nicht hören auf mantramäßig wiederholte Versprechen, sich jetzt auf jeden Fall ändern zu wollen. Jetzt trinke ich nichts mehr, das ist vorbei.

    Aber egal, Ihr kennt das ja alle auch aus eigener Erfahrung. Aus dem Grund ist schon der Gedanke stets da, ihn zu lassen, keine Unterstützung mehr anzubieten, genau aus dem Grund:

    Zitat

    er verängstigt dein Kind, belästigt dich mit seiner Unfähigkeit, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen, gefährdet andere Verkehrsteilnehmer

    ihn sein Leben leben zu lassen, wie auch immer er das gestalten möchte und mich komplett rausnehmen.

    Aber Matthias, ich schätze, Deine Frage ist provokativ gemeint...hast Du Zweifel, ich könnte mein Leben nicht in den Griff bekommen bzw. habe es im Griff? Durch die knapp 1jährige Trennung habe ich schon einiges aufarbeiten können und mich langsam lösen können. Dumm nur, dass ich mich durch so "außerordentliche" Vorfälle immer wieder in die Pflicht genommen fühle. Dabei geht es uns - meinem Kind und mir - echt gut ohne ihn. Und auch das ganze Administrative drumherum, für das ich während des Zusammenlebens keine Energie mehr hatte, habe ich mitlerweile gut im Griff.

    Doch....je mehr Kontakt da ist, umso kraftloser werde ich wieder. Tut uns nicht gut. Es ist wohl in der Tat so, dass selbst auf diese Distanz noch die Restmacht ausgeübt wird, wobei ja nur der Macht hat, dem man die Macht auch gibt. Also ist der Ball wieder bei mir.

    Das Verantwortungsbewusstsein, mein Kind und mich zu schützen, habe ich bewiesen, den letzten Schritt gehe ich auch noch.

    Euch einen schönen Sommertag

    Art3mis

  • Na ja, ich meinte eigentlich gar nicht "Ihm sein leben zu lassen Blabla", sondern vielmehr: Reg dich doch mal auf, wie ungerecht das ist, anstatt dein Hirn damit zu quälen, vielleicht nicht selbstlos genug an seiner Seite zu stehen! Er benimmt sich wie die Axt im Walde und du ziehst die Tammy Wynette Nummer durch :D Stand by your man ist die Lösung der Opfer ;) Mann, der Song hat mich schon immer rasend gemacht. Nicht grundlos vermutlich.

    Ich weiß, Wut ist nicht der Ausweg und ich will dir nicht raten lebenslang wütend und unversöhnlich zu sein, aber vielleicht ist berechtigter Zorn ein Anfang der Abgrenzung. Wenn ich Mitgefühl habe, bin ich verbunden, wenn ich merke, dass ich schlecht behandelt werde und mich das wütend macht, bemerke ich meine Bedürfnisse und ziehe eine emotionale Grenze.

  • Zitat von Art3mis

    ich schätze, Deine Frage ist provokativ gemeint...

    schon ernst gemeint - sicher hast du inzwischen einiges geregelt - aber wenn dein xy in die alte kerbe haut ... hüpfst du im dreieck?
    guckstdu nochmal in lindis beitrag ^ weiter oben.

    glück auf

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Zitat

    Dabei geht es uns - meinem Kind und mir - echt gut ohne ihn.

    Ja, das schon doof. Man stelle sich vor, das wöchentliche Drama durch einen Dritten würde plötzlich ausbleiben. Man müsste sich auf einmal damit auseinandersetzen, dass es einem - igitt - guuuuut - geht.

    Bääääh, Wie egoistisch!

    Nein, sowas geht gar nicht. Da kann man doch wirklich dankbar sein, dass man einen xyz hat den man in seinem Leben behält der einem das dann immer wieder vermiest.

    Zu Hause ist es schliesslich am Schönsten.

  • Recht hast Du, Kaleu, mein Verstand sagt das dasselbe. Mein Gefühl hört noch nicht immer zu und schießt quer. Und nein, ich brauche das Wochendramaprogramm nicht!

    Ich habe etwas von Matthais aus einem anderen Thread zum Thema Tiefpunkt gefunden:

    Zitat

    die beste hilfe das "in liebe loßlassen".
    je länger n kranker "bemuttert" wird, je öfter ihm immer wieder "aus der patsche geholfen" wird - umso länger braucht s oft, damit er seinen "persönlichen tiefpunkt" erlebt.

    Wenn ich das so sehe, trage ich eine Teilschuld. Und da ich die nicht übernehmen möchte, werde ich am Wochenende das Gespräch mit meinem Noch-Mann suchen und ihm darlegen, dass ich ab sofort ungestört mein eigenes Leben leben will und werde. Für ihn hoffe ich und wünsche ich, dass er sein Leben in den Griff bekommt und auch zufrieden (ohne Alk?) leben kann.

    Art3mis

  • Zitat

    Und nein, ich brauche das Wochendramaprogramm nicht!

    Und ich unterstelle Dir - doch! Und wie Du das im Moment noch brauchst.

    Richtet man sein Leben dahin aus, dass irgendwann alles gut werden soll, hat man ein ernstes Problem wenn alles gut ist und man benötigt dringend etwas, was es wieder dahingehend verändert, dass es gut werden soll. Da kommt xyz gerde recht. Und wehe der löst sein Problem.

  • Zitat von Kaleu

    Richtet man sein Leben dahin aus, dass irgendwann alles gut werden soll, hat man ein ernstes Problem wenn alles gut ist und man benötigt dringend etwas, was es wieder dahingehend verändert, dass es gut werden soll. Da kommt xyz gerde recht. Und wehe der löst sein Problem.

    ein für mich neuer gedanke ...
    also? ne neue zielausrichtung: zufriedenheit, gelassenheit und so.

    @ kaleu - bist wieder am wachrütteln - schön - und s klappt offensichtlich - schöner.


    glück auf

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Zitat von Art3mis

    Wenn ich das so sehe, trage ich eine Teilschuld.

    ? hier gehts doch um ne krankheit (bzw. um 2) - m.e. gibt s da keine "schuld".

    glück auf

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Und wie erreiche ich, dass ich wieder gesunde??? Helfen Gespräche bei der SHG? Anscheinend befinde ich mich ja auch in einem ungesunden Stadium. Wie/wo geht der Weg raus?

    Art3mis

  • Zitat von Art3mis

    Und wie erreiche ich, dass ich wieder gesunde??? Helfen Gespräche bei der SHG? Anscheinend befinde ich mich ja auch in einem ungesunden Stadium. Wie/wo geht der Weg raus?

    Art3mis

    Hallo Art3mis,

    alles hilft, was Dir hilft.

    Dein Threadtitel ist doch Programm. Beende den "Abnabelungsprozess" irgendwann.Du solltest davon vollkommen überzeugt und dazu bereit sein.

    Allerdings wird das Zeit und Kraft brauchen...Gute Voraussetzungen, dies zu erlernen, hast Du Dir hier bereits geschaffen.

    Ich wünsch Dir die notwendige Kraft!

    Gruß
    Andi
    (Alkoholiker)

  • glück auf nochmal

    Zitat von Art3mis

    Anscheinend befinde ich mich ja auch in einem ungesunden Stadium.

    das seh ich anders: du bist auf m weg (auf m richtigen weg) du siehst, das "noch was fehlt", du suchst dir hilfe (hier), du denkst, lernst und tust ...
    ungsund is ganz anders

    Zitat von Art3mis

    Wie/wo geht der Weg raus?

    sorg dafür, dass es dir gut geht! ?

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Zitat

    Anscheinend befinde ich mich ja auch in einem ungesunden Stadium.

    Wer sagt das? Und wer beurteilt das?

    Was gibt es da zu werten? Du bist da, wo Du bist. Und da wo man ist, ist man immer richtig.

    Zitat

    Wie/wo geht der Weg raus?

    Da wo die Angst ist.

  • Hallo Art3mis

    Willkommen bei uns im Forum.

    Zitat

    trage ich eine Teilschuld


    es geht nicht um Schuld, das wird uns aber gerne von den nassen Alkoholikern vermittelt.
    Ich habe mich auch sehr lange schuldig gefühlt, und habe mich angestrengt, meine angeblich so negativen Dinge zu ändern, aber der XY trank immer weiter und ich wurde irgendwann zur Marionette.
    Tu etwas für dich, und wenn du das Gefühl hast, therapeutische Hilfe zu brauchen, wende dich an die Suchtberatung, da kannst du auch kurzfristige Termine bekommen.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • ....da wo die Angst ist...........

    Der Satz von Dir, Kaleu, lässt mich nicht los. Was ist denn meine Angst.....?

    Die Angst, nicht mehr gebraucht zu werden?

    Die Angst, nicht mehr die Gute zu sein. Und das meine ich in dem Sinne der Überheblichkeit, sich als was Besseres zu fühlen, ich trinke ja schließlich nicht. Wenn das weg ist, muss ich mich auf mich selbst besinnen und herausfinden, was mich denn zu "was Besserem" macht.

    Die Angst, keine Kontrolle zu haben?

    Hm, das Gefühl, ja irgendwie gebraucht zu werden, auch wenn ich bei jedem Anruf denke.....lass mich doch in Ruhe....und trotzdem ans Telefon zu gehen.

    Vielleicht auch die Genugtuung, dass es ihm schlecht geht, ihn einfach leiden sehen zu wollen, nachdem was er uns angetan hat. Dieses "das geschieht dir recht" denken.

    Es fällt mir nicht leicht, dass zu schreiben. Aber nutzt ja alles nichts, muss ja auch mal ehrlich sein, auch wenn die Krone dann rutscht.

    Nächste Woche Donnerstag habe ich einen Beratungstermin bei der Suchtberatung. Dann Urlaub und Zeit, über alles mal offen und ehrlich und sachlich nachdenken.

    Wenn ich ihm die Schuld nicht zuweise, kann ich auch keine Schuld haben. Ist vielleicht ein bisschen verquer, aber ganz sortiert bin ich in meinen Gedanken nicht.

    Art3mis

  • Hallo Art3mis,

    nein, so ganz sortiert bist du noch nicht, aber das ist doch völlig ok! Ich finde, du bist echt schon gut drauf.

    Und ich kann dir aus meiner eigenen Erfahrung sagen, das, was mich letztendlich am weitesten gebracht hat, war Ehrlichkeit und Offenheit und Sachlichkeit. Ja, ich finde echt, du bist gut drauf, du machst das.

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Zitat

    Der Satz von Dir, Kaleu, lässt mich nicht los. Was ist denn meine Angst.....?

    Ja, das hat was. Und wer weiss schon wo seine Ängste sind, wenn man bisher damit beschäftigt war seine Ängste möglichst nicht zu merken? Plötzlich suchen was man nie finden wollte ist gar nicht so leicht.

    Zitat

    Die Angst, nicht mehr gebraucht zu werden?

    Die Angst, nicht mehr die Gute zu sein. Und das meine ich in dem Sinne der Überheblichkeit, sich als was Besseres zu fühlen, ich trinke ja schließlich nicht. Wenn das weg ist, muss ich mich auf mich selbst besinnen und herausfinden, was mich denn zu "was Besserem" macht.

    Die Angst, keine Kontrolle zu haben?

    Das ist alles nur Angst vor der Angst. Denn all das was Du beschreibst sind wieder Mechanismen um Angst zu beruhigen.

    Was/Wer bin ich noch - wenn ich nicht mehr die Gute bin?
    Was/Wer bin ich noch - wenn ich mich nicht durch das gebraucht werden definieren kann?
    Was bleibt - wenn ich plötzlich Kontrolle nicht mehr bräuchte?

    Ich wackel gerne an Weltbildern. Und ich wackel gerne an Fundamenten. ;)

    Und wie Aurora schon schrieb, Du machst das. Bist doch gut dabei. :)

  • Erst mal Danke Euch für die Motivation, dass ich vielleicht noch den richtigen Weg finde. Und puh, mal wieder eine tolle Aufgabe:

    Zitat

    Was/Wer bin ich noch - wenn ich nicht mehr die Gute bin?
    Was/Wer bin ich noch - wenn ich mich nicht durch das gebraucht werden definieren kann?
    Was bleibt - wenn ich plötzlich Kontrolle nicht mehr bräuchte?

    Du knallst das einen so schön vor den Latz, Kaleu, dass man erst mal platt ist. Und dann tausend Fragezeichen im Gesicht hat und dann immer noch ahnungslos, obwohl ........ich das Gefühl habe, dass da ein zartes Stimmchen ist......noch bin ich taub dafür, höre nichts.

    Diese Anregung nehme ich mit in den Urlaub und versuche, darauf vielleicht eine Antwort oder auch mehrere zu finden.

    Ich danke Euch für die Gedankenanstöße und für das "Geraderücken"!

    Art3mis

  • Zitat

    Diese Anregung nehme ich mit in den Urlaub und versuche, darauf vielleicht eine Antwort oder auch mehrere zu finden.

    Perfekte Gelegenheit. Die Antworten findest Du nicht beim Denken. Nur beim Tun.

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