Hallo liebes Forum!
Eigentlich war ich auf der Suche nach einer realen SGH für Angehörige, und dann bin ich bei Euch gelandet. Ob das das Richtige für mich ist, weiß ich noch nicht. Ich probier's jetzt einfach mal aus.
Ich bin Mitte 30 und lebe seit gut zwei Jahren mit einem alkoholkranken Mann zusammen. Dass mit dem Umgang meines Partner mit Alkohol irgendwas nicht stimmt, habe ich schnell bemerkt, konnte es aber anfangs nicht richtig einordnen. Schnell schlichen sich bei mir typische Co-Verhaltensweisen ein: Vorwürfe, Kontrollversuche, Schönreden der Situation vor Bekannten. Mir wird heute noch ganz anders, wenn ich daran denke, wie schnell man in so ein Verhalten rutscht. Und es zeigt mir, dass ich dafür sicher anfällig bin. Mein Glück: Die Karten lagen dann doch recht schnell offen auf dem Tisch. Ich muss zugeben, dass ich fast erleichtert war, dass es nicht mein Bauchgefühl war, das mich getäuscht hatte, sondern er. Also stand ich damals vor der Frage: Was mache ich mit dieser noch frischen Beziehung? Drei Alternativen gab's für mich:
1. Mit einem nassen und uneinsichtigen Alkoholiker kann ich keine Beziehung führen. Dabei würde ich selbst krank werden.
2. Eine Beziehung mit einem trockenen Alkoholiker kann ich mir gut vorstellen. Ich kann auch selber abstinent leben.
3. Eine Beziehung mit einem Alkoholiker, der noch nicht trocken ist, es aber werden will, kann ich versuchen – doch nur, solange es mir selber damit gut geht.
Es ist Alternative Nr. 3 geworden - und das ist jetzt immer noch aktuell. Ich habe irgendwo bei Euch gelesen, dass einfach nichts mehr trinken nicht reicht, dass ein Alkoholiker auch trocken denken und leben muss. Ich denke, genau hier liegt das Problem. Dass er der Sucht entfliehen will, nehme ich ihm ab. Einen konsequenten Weg hat er aber noch nicht gefunden. Es gab eine ganze Handvoll Rückfälle.
Im Vorstellungsbereich hat man mir schon was ganz Wichtiges mit auf den Weg gegeben: Wo ist der Unterschied zwischen einem uneinsichtigen Alkoholiker und einem der zwar trocken werden will, aber uneinsichtig ist, sein Leben zu ändern? Im Endergebnis ja keiner: Beide trinken. Auch wenn das total logisch klingt, ich habe das bisher nie so gesehen, für mich war's doch ein erheblicher Unterschied, ob jemand möchte oder nicht. Diesen neuen Gedanken, der sich aus dieser völlig anderen Sichtweise ergibt, muss ich erst noch sacken lassen.
Allgemein habe ich das Gefühl, mich im Moment nicht weiterzuentwickeln. Mir geht's zwar soweit ganz gut, aber merke doch, wie meine Gedanken zuletzt wieder mehr um ihn und den Alkohol kreisen. Ich hab mir die Grundbausteine für Cos schon mehrmals durchgelesen. In einigen erkenne ich mich wieder, in anderen nicht. Meine Baustelle ist, denke ich, im Moment der Grundbaustein "innere Abgrenzung". Ich möchte mir gerne so eine innere, eine emotionale Grenze setzen, über die ich das Alkoholproblem meines Freundes nicht an mich heranlasse muss. Da bin ich aber etwas planlos, wie habt Ihr das denn gemacht? Wie sieht sowas konkret im Alltag aus?
So, das sind erstmal ein paar Dinge, die mir gerade einfallen. Ich erhoffe mir vom Austausch hier vielleicht einen kleinen Schubs in die richtige Richtung, sodass ich wieder allein weitermarschieren kann.
Vielen, vielen Dank fürs Lesen. Jetzt bin gespannt, was mich erwartet.
Liebe Grüße
Kalliopi