Ich muss es schaffen! Bericht von einer Leidensgenossin.

  • Ich knüpfe mal an die Stimmungsschwankungen an: Die hatte ich auch früher, als ich noch getrunken habe. Während der Entzugserscheinungen war ich förmlich "ungenießbar". Erst als der Alkohol mal weitgehend abgebaut war, ging es und ich blühte auf, da ich wusste, bald wird wieder meine "Medizin" zugeführt. Nur in der Anflutungsphase nach den ersten beiden Flaschen Bier war ich ruck-zuck mental gut drauf, aber nur bis zu einer bestimmten Alkoholisierung, bis dann die Stimmung ins streitende und uneinsichtige kippte.

    An diesen Punkt will ich nie wieder hin.

    Was mich an den Schwankungen in der abstinenten Zeit stört, ist, dass es täglich rauf- und runter geht und das zumeist mehrmals, wie bei einer Achterbahn. Wenn es wenigstens mal einen ganzen und kompletten schönen Tag gäbe, aber der kommt bestimmt noch. Wie habe ich hier bei den alten Hasen oft gelesen, man braucht viel Zeit und Geduld sowie Demut und Respekt vor der Krankheit.

    Jedenfalls kann ich positiv an mir feststellen, dass die täglichen negativen Phasen nach nunmehr 4 Monaten und 11 Tagen insgesamt kürzer werden und auch ihre Häufigkeit gottlob abnimmt.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Kerstin,

    wie geht es Dir so zur Zeit? Konntest Du den Streit mit der Freundin in den letzten Tagen vielleicht beilegen oder nagt das noch an bzw. in Dir?

    Halt die Ohren steif und bleibe auf der Achterbahn ohne Dich abwerfen zu lassen! ;)

    Viele Grüße Leo

  • Heyho!

    Alles bestens hier :D

    Nee, Streit wurde nicht beigelegt. Sie versuchte nochmals, meine Meinung zu ändern. Ich lass mich aber nicht manipulieren und bin bei meiner Meinung geblieben. Das wars dann fuer sie.

    Ansonsten alles ganz entspannt hier. Ausser, dass ich schon 7kg Gewicht verloren habe, obwohl ich mehr esse als je zuvor. :lol: Mache auch keinen Sport oder so, und vertilge pro Woche ein grosses Glas Nutella :roll:
    Nicht, dass ich den Gewichtsverlust bedauer :wink:

    LG Kerstin

  • Hi Kerstin,

    das finde ich sehr bemerkenswert, wie Du mit dieser zwischenmenschlichen Auseinandersetzung umgegangen bist! Du hast etwas für Dich getan. Das sieht für mich so aus, daß Du Dich selber wertschätzt! Ich finde das wichtig, mir mangelte es daran am Anfang meines Weges. Die Alkoholabhängigkeit war u.a. bei mir auch Ausdruck von Selbstzerstörung, dem Mangel an sich selbst lieben, wertschätzen zu können. Das kann ich wieder in der Nüchternheit.

    Ich steh mehr auf (feste) Schokoladen, Lakritze oder die superleckeren, selbstgemachten Kuchen vom Deli bei mir um die Ecke, bin also auch ein Schleckermäulchen geworden;-) Sind glaube ich viele trockene AlkoholikerInnen. Vielleicht weil in den alkoholischen Getränken ja auch viel Zucker drin ist, den wir uns nun eben anderswoher beschaffen.

    Liebe Grüße Leo

  • Guten Morgen!

    Ich wollte mich mal melden.
    Ich bin immer noch trocken. Mittlerweile fällt es mir recht leicht.
    Ich habe mich mit der Krankheit noch mehr auseinandergesetzt, viel gelesen und mit ebenfalls Betroffenen gesprochen und ausgetauscht. Ich habe sogar jemandem geholfen und beigestanden, der wieder rückfällig geworden ist, und mittlerweile wieder im Entzug ist. Als ich das sah, dachte ich, so willst du niemals wieder werden..

    Heute wird der Antrag auf befufsbegleitende Reha gestellt, ich bin mal gespannt. :)

    LG Kerstin

  • Hallo zusammen,
    Immer noch alles super hier :)
    Ich beschäftige mich garnicht mehr so sehr mit dem Thema, weil ich gemerkt habe, dass es mir auf die Nerven geht. Und wenn mir was auf die Nerven geht, ist das nicht gut.
    Ich habe alle Feierlichkeiten trocken überstanden.
    Nächste Woche beginnt die berufsbegleitende Theapie.

    LG Kerstin

  • Hallo Kerstin vielleicht waren es zu viele Feierlichkeiten weil ich denke das mit auf den nerv gehen kommt wenn man zuviel direkt damit konfrontiert wird und ständig dann dagegen ankämpfen musst. Lieben Gruß doktore

  • Hey,
    Mir geht es auf die Nerven, ständig damit konfrontiert zu werden. Ja, ich bin alkoholkrank, aber muss ich da ständig dran erinnert werden? Irgendwann ist auch mal gut! Jemand, der Krebs hat oder hatte, will auch nicht immer daran erinnert werden, und einfach mal abschalten können.
    Aber nein, überall Werbung, in Zeitschriften, im Fernsehn... das nervt einfach. Es fällt mir leicht, auf Feierlichkeiten darauf zu verzichten, das ist überhaupt kein Problem für mich.
    Ich lebe endlich wieder normal, und trotzdem wird man wirklich jeder Ecke damit "belästigt". Und das nervt mich :shock:

    LG Kerstin

  • Hallo Kerstin!
    Es nervt mich auch schon mal, wenn ich auf der Heimfahrt im Radio kurz vor fünf schon Apfelwein-Werbung höre. Da denke ich mir: Was gaukeln die uns eigentlich vor? Dass es ganz normal ist, um die Zeit zu saufen? Ich finde das gefährlich, weil Alkohol so normal und harmlos rüberkommt. Auf nerven für mich tuts mich nicht. Denn: ich kann es nicht ändern. Alkohol ist da. Ich persönlich kann mit dem Feind auch besser umgehen, wenn ich ihm in die Augen sehe.
    Was empfindest Du denn genau, wenn Du z.B. Alkoholwerbung im Fernsehen siehst?
    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo Kerstin,

    Du gehst auf Feierlichkeiten, wo Alkohol getrunken wird, verstehe ich das richtig?
    Und das nach so kurzer Zeit Abstinenz?
    Kennst Du eigentlich unsere Grundbausteine?
    Da raten wir ja von sowas erstmal ab.

    Weißt Du, was MIR auffen Zeiger geht?
    Das so frisch Abstinente den Alkohol nicht dort meiden, wo sie es könnten
    und er relativ einfach zu meiden wäre, weil sie sich für so oberschlau halten.
    Aber sich darüber aufregen, das sie in der Werbung oder sonstwo mit den Alk rein inhaltlich konfrontiert werden.
    Sorry, aber sowas will einfach nicht in meinen Kopfund da passt auch nix zusammen für mich.

    Zitat

    Im moment lebt es sich fast nach dem "boesen" Motto "weiterleben wie bisher, und einfach nur nix trinken". Kann ja nun auch nicht alles ueber den Haufen werfen, meinen Mann verlassen, das Haus verkaufen und mir nen anderen Job suchen!? Winken Oder wie ist das gemeint mit diesem Spruch? Kann mir da jemand was genaueres zu sagen? Vielleicht Erfahrungswerte?


    Wer sagt denn, das jemand seinen Mann verlassen soll und auch den ganzen Rest hinschmeissen soll? :shock:
    Davon ist hier doch NIRGENS die Rede !

    Mein Eindruck ist: Du hast überhaupt nicht begriffen, was wir meinen, wenn wir von nötigen Lebensveränderungen schreiben.
    Und manchmal will man auch einiges nicht begreifen, weil man gar nix ändern will.
    Dann können wir auch nicht weiter helfen und offensichtlich ist dann ja auch keine weitere Hilfe nötig.
    Es ist ja anscheinend alles "gut".

    Leider ist es das selten. Und man wird doch an seiner Trockenheit arbeiten müssen.
    Oft begreift man das aber erst nach dem zweiten, dritten oder x-ten Rückfall.
    Wenn ich bei einigen Leuten hier lese, Dich eingeschlossen, denke ich, da müssen erst noch ein paar nasse Runden gedreht werden.
    Dann ist das eben so... da zucke ich heutzutage insgeheim nur noch mit den Schultern und gehe auch schon wieder meiner Wege.
    Denn man kann eh nur den Leuten helfen, die Hilfe möchten und sie vor allem auch annehmen wollen.
    Von daher... alles andere is verbrannte Zeit und vergebliche Liebesmüh.

    Ubrigens, der Alkohl ist nicht mein Feind, ich personifiziere keine chemische Droge, weil mir sowas kein Stück weiterhilft.
    Ich weiß, das es ihn gibt, und vermute, das einige damit umgehen können.
    Ich gehöre nicht zu diesen Menschen und werde auch nie dazu gehören.
    Der Alkohol ist für mich ein zugeschlagenes Kapitel, was ich hoffentlich nie wieder aufschlagen werde.
    Mir ist auch egal, ob andere ihn trinken, das kann jeder so halten, wie er/sie will.
    Nur bitte nicht in meiner Gesellschaft.
    Ich gebe dem Alkohol keinerlei Macht mehr über mich. Ich hasse ihn auch nicht, er ist mir egal.
    Würde ich ihn als "Feind" oder "Teufel" sehen, würde ich ihm nur wieder erneute Macht geben.
    Und dazu habe ich absolut kein Bock.
    So sehe ich das.

    LG Sunshine
    (Alkoholikerin, 14 Jahre trocken)

  • Hallo Sunshine,

    ich verstehe Kerstin zwar auch nicht mit ihrer Aussage , dass es sie nervt , aber ich lese deutlich heraus ,dass sie auf Kommunikation mit uns, über dieses Thema , im Moment nicht reden will .
    Was mich wundert ist nur warum sie ihren Account hier nicht löscht ?!
    Vielleicht braucht sie auch nur einen Notanker ,...hier ??

    Was mir bei deiner Echauffierung aufgefallen ist , du widersprichst dir von einem auf den anderen Satz :

    Zitat

    Der Alkohol ist für mich ein zugeschlagenes Kapitel, was ich hoffentlich nie wieder aufschlagen werde.
    Mir ist auch egal, ob andere ihn trinken, das kann jeder so halten, wie er/sie will.
    Nur bitte nicht in meiner Gesellschaft.

    Zitat

    Ich gebe dem Alkohol keinerlei Macht mehr über mich. Ich hasse ihn auch nicht, er ist mir egal.


    Wenn mir etwas egal ist und für mich keine Rolle mehr in meinem Leben spielt , dann fällt es mir auch nicht auf wenn es in meiner Gesellschaft passiert .

    Fazit : Dir ist es nicht egal und du hast nach wie vor Angst !
    Und es ist auch gut so !

    Und auch das sagst du :

    Zitat

    Wer sagt denn, das jemand seinen Mann verlassen soll und auch den ganzen Rest hinschmeissen soll? Geschockt
    Davon ist hier doch NIRGENS die Rede !

    Zitat

    Nur bitte nicht in meiner Gesellschaft.

    Das würde die totale Isolation bedeuten !??

    Für mich zählt der eigene Wille , die eigene Stärke und auch mein eigener Stolz !!
    Ich bin krank und nicht die Anderen ......

    Lg Dani

    Narben entstehen durch das Geschehene ,aber sie definieren nicht unsere Zukunft !

    LG de Dani

  • Hallo zusammen,

    der Einfachheit halber habe ich meine Antworten in Fettdruck in die Zitate geschrieben:

    Grüße,
    Kerstin

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