bin neu hier und am Ende meiner Kräfte...

  • Liebe Bella,

    ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Das ist wirklich eine schwere Situation. Du hast mein volles Mitgefühl. Ich glaube, hier bist du gut aufgehoben. Und es gibt auch reale Selbsthilfegruppen, die mir ebenfalls eine große Hilfe waren, als ich bereit war, zu gehen. Nimm jede Hilfe, die du bekommen kannst.

    Deine Zweifel kenne ich nur zu gut. Ich habe auch ein Kind, hatte ein Haus, habe meinen uneinsichtigen Exmann geliebt und all das. Ich stand 13 Jahre lang immer wieder an dem Punkt, an dem du dich gerade befindest und habe mich viel zu oft für das Bleiben entschieden ... ich bin selbst also nicht das beste Beispiel für schnelles, zielsicheres Handeln :)

    Erst am Ende meiner Beziehung wurde mir bewusst, dass der destruktive Sog einer Suchtfamilie alles mit sich reißt: das hübsche Haus, die seelische Unversehrt meines Kindes, meine eigene noch dazu und die ganze Liebe gleich mit.
    Am Ende konnte mich kein einziger der Gründe retten, aus denen ich so lange geblieben bin. Keiner dieser Gründe hat aus meinem Exmann einen trockenen Alkoholiker gemacht. Ich habe mein Leben und das Leben meines Sohnes von seiner Entscheidung abhängig gemacht, wie er mit Alkohol umgeht. Jahrelang. Ich wurde belogen und manipuliert, von meinem Ex und auch mir selbst. Versprechungen, Hoffnungen, Lügen, Rückfälle, Wut und Verzweiflung.

    Meine Geschichte ist nichts besonderes. Sie ähnelt den vielen Geschichten von Beziehungen, die an Sucht zerbrechen.

    Ich schreibe dir das, um dir vielleicht einen kleinen Blick in eine mögliche Zukunft zu geben, wenn du dich für das Bleiben entscheidest und dein Mann nicht ernsthaft aufhört zu trinken.

    Zu einer Beziehung gehören immer zwei. Die Verantwortung ist gleich aufgeteilt. Einer säuft - der andere bleibt. Beide tragen ihren Teil zur familiären Suchtstruktur bei.Der Alkoholiker ist nicht der schuldigere Teil, wenn die Beziehung zu einer Katastrophe wird, auch wenn es vordergründig so scheint. Am Ende bleibt nur, sich der Verantwortung für das eigene Handeln zu stellen. Das war mir damals gar nicht so klar. Ich habe immer wieder ihm die Verantwortung zugeschoben. Dabei ist es so einfach wie erschreckend: So lange ein Mensch trinkt, trinkt er und alles andere ist ihm nicht so wichtig. Er übernimmt keine Verantwortung für sich und andere. Nicht weil er böse ist, sondern weil er alkoholabhängig ist.

    Und daran ändern alle Liebe, alle Häuschen mit Garten, alle Hoffnungen und Pläne nichts. Für mich war es unheimlich schwierig, das zu akzeptieren.

    Ich weiß nicht, ob meine Antwort hilfreich für dich ist. Wahrscheinlich nicht so sehr. Aber zumindest findest du hier Menschen, die wissen, wovon du sprichst.

    Ich wünsche dir viel Kraft - wenn du so klar schreiben kannst, wenn du neben dir stehst, hast du schon mal eine wichtige Ressource für alles weitere entdeckt :) Ich fand deinen Post nämlich sehr gut strukturiert und klar.

    Viele liebe Grüße

    Ahoi

  • Hallo Ahoi,

    ich habe dich zitiert. Wie du klar und schnörkellos schreibst, dass immer zwei dazugehören, einer der säuft und einer der bleibt,
    hat mir nochmal sehr deutlich vor Augen geführt, was ich nie so richtig benennen konnte.

    Dass ich nämlich mein Leben selbst in der Hand habe und gehen kann - und darf.

    bella :
    Ich bin sicher, dass du selbst eigentlich weißt, dass du für dich und deinen Sohn das Richtige getan hast.
    Verbale Attacken und Erniedrigungen sind schon etwas, was in einer Beziehung nichts zu suchen hat.
    Trotzdem werden wahrscheinlich alle Partner von Alkoholikern das aus eigener Erfahrung kennen.
    Aber Handgreiflichkeiten (und Schubsen IST eine Handgreiflichkeit!) sind nochmal was anderes.
    Ich finde es mutig und vor allem deinem Sohn gegenüber wichtig, dass du dich und ihn sofort aus dieser Situation heraus geholt hast.

    Es ist schwer, genau hinzusehen und zu erkennen, dass bleiben keine Option ist.

    Aber die vielen Erfahrungen hier im Forum zeigen, dass Liebe nur eine Chance hat, wenn Einsicht in die Krankheit da ist und die Bereitschaft das eigene Leben komplett auf links zu drehen und zu ändern.
    Und solange du dableibst kann er seine falsche Realität mit der heilen Familie und dem schönen Haus und der sauberen Fassade aufrecht erhalten und hat keinerlei Grund selbst genau hinzuschauen.

    Ich habe gerade selbst meinen Traum von der heilen Familie aufgegeben und bin dabei aus dem schönen Haus auszuziehen.
    Ich weiß, dass das nicht einfach ist. Und ich habe mich oft dabei ertappt, dass ich überlegt habe, ob ich wirklich das Haus aufgeben kann.

    Und es tut immer noch weh, wenn ich darüber nachdenke, was wir alles Schönes in der Beziehung hatten.
    Aber wenn ich genau hinsehe, dann fällt mir auf wie lange das Schöne schon her ist und wie viel Schreckliches und Hässliches es in den letzten 12 Monaten gab.

    Und dann merke ich wieder wie viel Last von meinen Schultern gefallen ist, als ich mich entschieden habe das alles loszulassen.

    Vielleicht hilft es dir das zu lesen. Vielleicht hilft es dir deinen Mut wieder zu finden.
    Und auch wenn er dir immer mal wieder abhanden kommt, hol ihn dir immer wieder zurück.

    Wir haben alle in der Beziehung mit einem Alkoholiker soviel ausgehalten - ohne dass wir dafür irgendwas bekommen haben.
    Diese Schritte in ein eigenes und selbstbestimmtes Leben sind schwer, aber was du dafür bekommst ist so viel!

    Trau dich. Wirklich. :)

  • Hallo Bella,

    ja das Gefühl kenne ich sehr gut. Und ich finde auch nicht, dass man aufhören muss ihn zu lieben.
    Er wird ja auch immer der Vater deines Kindes sein. Ganz trennen lässt sich das ja nicht - auch wenn das sicher einfacher für dich wäre.

    Aber alles was er macht "um dich und euren Sohn zu behalten" oder "um die Beziehung zu reparieren" wird auf Dauer nicht funktionieren.
    Nur wenn er selbst das für sich will. Dazu ist einfach der Weg zu hart.

    Mir ist das sehr schwer gefallen und das war ein langer Prozess bis ich wirklich loslassen konnte.
    Allerdings war ich auch nur für mich selbst verantwortlich.

    Ich kann im Nachhinein nur sagen, dass ich jeden Tag wieder froh bin die Entscheidung getroffen zu haben.
    Und das obwohl ich im Moment noch im schönen Haus wohne und mitbekomme, dass er erste Schritte zum Aufrappeln macht.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn er es tatsächlich schafft und ich wünsche ihm, dass er wieder glücklich wird und das leben wieder genießen kann.

    Ich glaube aber nicht, dass man etwas was kaputt gegangen ist wieder reparieren kann.
    Und etwas neues kann nur entstehen, wenn beide sich geändert haben und damit die Chance auf etwas Neues besteht.

    Vielleicht kann das bei euch irgendwann so sein. Aber bau nicht dein Leben darauf auf - denn vielleicht passiert das auch nicht.
    Und solange hast du ja trotzdem ein eigenes Leben zu leben :)

    Ich habe irgendwann die Verantwortung für mein Leben übernommen und ihm die Verantwortung für sein Leben komplett selbst übertragen.
    Wie das eben so ist. Jetzt hat auch er die Chance sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und so zu leben wie er das möchte.

    So gehört sich das ja auch. Fällt am Anfang schwer und ist dann aber eine große Erleichterung :).

    Bleib stark, du hast das in dir :wink:

  • Hallo Bella,

    Zitat

    dass mich immer zweifeln lässt ist immer noch meine Liebe zu ihm


    Bist du dir sicher, das du ihn noch liebst, oder " liebst" du es gebraucht zu werden?
    Das kann sich zusehends vermischen, ich konnte es auch nicht mehr unterscheiden.
    Wenn ein Angehöriger Konsequenzen zieht, dann wird es ja für den nassen Alkoholiker unbequemer, und er verspricht erst einmal alles, um wieder seinen alten Trott zu bekommen.
    Auf diese Zusicherungen kannst du dich nicht verlassen. Er muß für sich in die Klinik gehen und nicht weil du ihn verlassen hast.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Liebe Bella,

    schau auf seine Taten, nicht auf seine Versprechungen.

    Wenn er es eingesehen hat und sich tatsächlich ändern möchte, wird er auch ohne dich die entsprechenden Schritte einleiten. Trocken werden muss er nämlich allein für sich wollen.

    Glaubst du, er wird es tun, auch wenn du nicht zurückkommst? Wenn die Antwort Nein lautet, hast du deine Antwort bereits.

    Probier es doch einfach mal aus! Bleib bei deinem Entschluss und beobachte, was er konkret für ein abstinentes Leben tut.

    Liebe Grüße und viel Kraft!

    Ahoi

  • Hallo Bella,
    habe mir gerade alles durchgelesen und kann den anderen nur zustimmen.
    Bleibe bitte standhaft -für dich und deinen Sohn!!!
    Wenn er wirklich in eine Klinik will - umso besser - aber warte ab, ob er es wirklich durchzieht und trocken wird. Ihr müsst den Kontakt ja nicht abbrechen, schon für euren Sohn. Aber erst einmal brauchst du Abstand und musst dich und dein Kind schützen. Ob ein Leben mit ihm wieder möglich ist, solltest du erst überlegen, wenn er trocken ist.
    Und wenn nicht - du bist jetzt noch jung genug, dir ein anderes Leben evt. mit einem anderen Partner aufzubauen und wieder sehr glücklich zu werden!!!

    Ich schreibe dies aus der Sicht einer Tochter eines Alkoholikers und einer Co-abhängigen Mutter, die nie gegangen ist und wo ich mit ansehen muss, wie sie sich langsam beide kaputt machen.
    Wenn du bleibst, machst du dich kaputt und auch das Verhältnis zu seinem Sohn. Das ist es nicht wert - jetzt kannst du noch alles retten und einen anderen Weg gehen, der am Anfang sicher schwer ist, aber vielleicht auch nicht schwerer, als zu bleiben und dieses auf und ab an Gefühlen, an Hoffen und Verzweifeln auszuhalten.

    Ich wünsche dir gaaaanz viel Kraft dabei, dein kleiner Sohn wird dir mit seinem Lachen dabei helfen und dich reich beschenken!
    Schenke ihm und dir ein freies Leben, ohne von den Launen des Alkohols abhängig zu sein.

    Dacoucou

  • Hallo Bella,

    ich weiß, dass es schwer ist. Aber es lohnt sich.
    Du gewinnst so viel, wenn du in deinem eigenen Heim wieder Ruhe und Frieden hast.
    Und auch, wenn du dir das Elend nicht mehr länger anschauen musst.
    Beenden kann es eh nur er selbst.

    Ich habe am Anfang übrigens auch gedacht, es hilft die Lage aus meiner Sicht zu erklären - so wie du das bei seinem Therapeuten vor hast.
    Letztlich ist es aber meistens so offensichtlich, dass die meisten Leute sowieso wissen wie es steht.
    Und die die es nicht selbst sehen, die wollen es häufig nicht sehen.
    Und er wird es eh nur begreifen, wenn er das auch will.
    Ihn da "hinreden" kann man leider nicht.

    Schön, dass du trotz allem Schmerz und trotz aller Schwierigkeiten so klar siehst. Und dir selbst und deinem Sohn zuliebe die schwierigen Schritte gehst.

    Weiter viel Kraft und Mut!

  • Hallo Bella,

    die Zweifel sind normal. Das ist quasi unser "Suchtdruck".
    Da hilft es sich vor Augen zu führen, was sich geändert hat.

    Denk kurz darüber nach wie es war und überlege, was sich geändert hat.

    Hat er schon irgendwas getan?
    Ist er dabei die Dinge in die Hand zu nehmen?
    Oder hat er nur geredet?
    Beschäftigt er sich auch mit den für ihn unangenehmen Wahrheiten?
    Sucht er selber nach Wegen da raus?
    Oder macht er nur brav, was du ihm sagst?


    Und niemand kann dir für irgendwas eine Garantie geben. Aber wenn er dich wirklich liebt und ihr beide bereit seid an einer Zukunft für euch zu arbeiten (und nicht nur du...),
    dann ändert sich daran auch nichts, wenn du jetzt da bleibst wo du bist und er erst mal seinen Weg da raus sucht.

    Vielleicht versucht er aber auch nur seine Co. wieder zu bekommen.....

    Pass auf dich auf.

  • Liebe Bella,

    ich kann dich gut erstehen - und ich glaube, deine Trauer ist völlig normal, richtig, wichtig und nicht abzukürzen.

    Wenn eine Beziehung scheitert - egal wie berechtigt das Scheitern ist - darf man traurig sein, den ehemals geliebten Menschen, seinen eigenen Platz in der Familie, die vermeintliche Sicherheit, die geplatzten Träume schmerzlich vermissen. Das hat, glaube ich, gar nicht immer nur was mit Alkoholismus und Co-Abhängigkeit zu tun. Das ist einfach normal bei Abschieden und Trennungen.

    Du hast die richtige Entscheidung getroffen, dich aus dieser destruktiven Beziehung zu lösen, aber das bedeutet nicht, dass du nicht trauern darfst! Das ist so nachvollziehbar. Du lebst jetzt bei deinen Eltern, hast noch kein neues eigenes Nest, bist täglich mit dem Alten konfrontiert, so richtig gute Dinge scheinen nicht zu passieren und alles ist neu und unvertraut. Das ist schwer, verwirrend, traurig.

    Und was liegt näher, als sich das Vertraute wieder herbeizusehnen? Das war zwar nicht gut, aber wenigstens bekannt und man selbst eingebunden ...

    Gestehe dir vielleicht zu, einfach zu trauern, ohne etwas dagegen unternehmen zu wollen. Wenn es einem schlecht geht, neigt man oft zu blindem Aktionismus, damit der Schmerz aufhört. Ich gehöre zu den Kandidaten, die so sind und weiß deshalb, dass es manchmal besser ist, einfach in Ruhe zu trauern.

    Du hast das Richtige getan. Solange dein Mann trinkt, wird nichts besser und du gehst unter. Das ist die Alternative zum Vermissen und traurig sein, wenn du wieder zu ihm gehst.

    Vielleicht wird er irgendwann aufhören zu trinken. Und dann kann es immer noch einen Weg geben. Aber jetzt gerade im Moment hast du keine Alternativen, wenn du dich und dein Kind nicht kaputtmachen willst.

    Lass dich von jemandem, dem du vertraust, in den Am nehmen und trösten. Du hast es wirklich gerade sehr schwer.

    Liebe Grüße

    Ahoi

  • Hallo Bella,

    wie geht es dir heute? Fühlst du dich wieder etwas besser und bestärkt in deiner Entscheidung?
    Ich kann mir deine Situation nur vorstellen und es muss sehr schwer sein.
    Aber du sagst es ja selbst : Er muss es für sich tun, in die Klinik gehen und dann kann man immer noch sehen.
    Erst einmal braucht ihr, du und dein Kind, Abstand, Ruhe...

    Suche dir liebe Menschen, bei denen du sich ausheulen und trösten lassen kannst.
    Schau in die strahlenden Augen deines Kindes, saug sein Lachen auf, das alles gibt so viel Kraft und zeigt dir, warum du diese schwere Zeit gerade durchstehst.... damit diese Augen weiter strahlen und später wird dein Kind stolz auf dich sein, dass du es geschützt hast!
    Es wird euch mit der Zeit besser gehen, wenn ihr eure Freiheit erkennt und wieder genießen könnt. Der Weg ist nicht leicht, aber er hat ein Ende.
    Bei deinem Mann würde dieser Weg nie ein Ende nehmen, wenn er nicht ganz klar etwas tut.

    Warte dieses Tun lieber mit Distanz ab und wenn sich nichts tut, geht euren weg, du und dein "Zwerg" alleine weiter!

    Ich drück dich in Gedanken gaaanz fest!
    Dacoucou

  • Hallo Bella,

    ja. Das ist schwer. Denn wenn man geht verliert man auch etwas.
    Und das was man gewinnt sieht man noch nicht.

    Vielleicht überlegst du dir, ob du dir selbst auch Hilfe suchst? Mir hat es sehr gut getan mit jemandem ganz Fremden zu sprechen.
    Und zum einen meine ganze Last loszuwerden, zum anderen aber auch durch diese Gespräche meinen eigenen Weg immer wieder zu finden.

    Ich habe mir bei einer psychologischen Beratungsstelle einen Termin geben lassen.
    Mir hat das sehr bei der Bewältigung geholfen.
    Vielleicht kannst du dir das ja auch vorstellen.

    Und ansonsten finde ich du bist mutig und du bist stark.
    Auch wenn du dich manchmal nicht so fühlst.

    Liebe Grüße

  • Hallo Bella,

    nein, das ist nicht dumm... du kannst ja deine Gefühle nicht einfach abstellen.
    Aber du hast einen Entschuss gefasst und das ist gut und sehr mutig. Wie JUF2015 schon schreibt... man verliert auch etwas...

    Bleib weiter stark, hol dir Hilfe und was er aus seinen Versprechungen macht, musst du leider abwarten - wenn er das Gesagte wirklich umsetzt, wäre es ein großer Schritt, auch evt. für euch... leider musst du jetzt geduldig sein und das Tief durchstehen.

    Und was deinen Sohn betrifft: Ja, du musst stark sein, d.h. bei deinem Entschluss bleiben, aber du darfst ihm auch zeigen, wenn es dir nicht gut geht, zumindest ab und zu... Kinder können damit auch umgehen, wenn Mama nicht immer strahlt.
    Habe selbst zwei Zwerge und hab in schweren Zeiten auch mit dem Zwerg im Arm geweint und er gab mir wieder Kraft.

    Liebe Grüße, Dacoucou

  • Hallo Bella,

    schön, wieder von dir zu hören!
    Entschuldigen musst du dich nicht, habe mir nur etwas Sorgen gemacht, wie es dir wohl geht...

    Das mit dem im Kopf kreisen ist super anstrengend, ich weiß. Ging mir bei meinem Vater nach dem letzten Absturz auch so, mir gings innerlich so schlecht und ich konnte an nichts anderes denken. Jetzt, nach bald 6 Wochen denke ich noch manchmal daran, aber es wird besser!

    Du musst dir Distanz schaffen. Hast du dir die Grundsätze für Cos mal durchgelesen? Die sind ganz gut formuliert.

    Du weißt es ja selbst, kontrollieren kannst du ihn nicht.
    Suchst du dir denn jetzt eine eigene Wohnung? Dann stürze dich in dieses Projekt, das lenkt vielleicht etwas ab.
    So wie sich das anhört, solltest du die Zukunft erst einmal ohne ihn planen. Wenn der Antrag da noch rumliegt, kann er es ja so eilig nicht haben.
    Vielleicht kannst du ja auch für ein paar Tage zu anderen Verwandten oder Freunden fahren, einfach, um mal rauszukommen und dich abzulenken, oder verabrede dich mit Freunden mit Kind im Zoo, auf dem Spielplatz oder sowas.
    Falls es bei dir eine gute Gruppe für Betroffene gibt, versuchs doch einfach :-), der Austausch tut immer gut.

    Ganz liebe Grüße und viel Kraft wünsche ich dir!
    Genießt die schöne Herbstsonne!

    Dacoucou

  • Hallo Bella,

    sei nicht so streng mit dir selbst. Klar machst du das alles noch. Das ist so eingebrannt, das kann man nicht so einfach abstellen.

    Letztlich fängt die Distanz im Kopf an - wie beim Alkoholiker auch mit der Einsicht, dass man ein Problem hat.
    Und dann muss man langsam daran arbeiten sich selbst bewusst zu machen welche Gefühle und Handlungen da falsch gekoppelt sind.
    Und dann fängt der Weg da raus an.

    Ich finde du hast sehr schnell die räumliche Trennung hergestellt - gottseidank. Jetzt muss dein Kopf und dein Herz dem erst noch folgen.
    Das geht nur Schritt für Schritt und dass das schmerzhaft und anstrengend ist, ist leider nicht zu vermeiden.

    Mir hat das hier Schreiben und das Reden in einer Gruppe sehr geholfen.
    Auch die Termine in einer Beratungsstelle (keine Suchtberatungsstelle) haben mir gut getan.
    Dort konnte ich für mich rausfinden, welches Leben ich führen will.
    Und wie weit ich mich davon entfernt habe.

    Das hat es für mich sehr viel einfacher gemacht ihn und auch alle Gedanken um ihn loszulassen.
    Und diese ganzen sinnlosen Diskussionen und gegenseitige Verletzungen hinter mir zu lassen.
    Denn leider ist es ja wirklich so, dass man sich gegenseitig irgendwann einfach nur noch beschießt, weil man so verletzt ist.
    Das ist ja auch nicht mehr konstruktiv.

    Und nochmal, du trennst dich von deinem Partner. Das ist schwer und schmerzhaft. Das darf es auch sein.
    Und das macht dich nicht zu einem schlechten oder schwachen Menschen.
    Im Gegenteil, obwohl es schwer ist gehst du die Schritte vorwärts. Darauf kommt es an.

    Und du wirst am Ende sehr stolz auf dich sein und spüren, wie erleichtert du bist.

    Aber hol dir alle Hilfe, die du kriegen kannst. Und rede mit Menschen, die die Situation verstehen und die Zerrissenheit.
    Mir hat das besser geholfen, als das Reden mit Familie und Freunden, dort konnte einfach niemand wirklich nachvollziehen, warum man sich manchmal so hin und hergeworfen fühlt.

    Und Dezember ist absehbar. Da kann man sogar schon Tage zählen :) .
    Kann er nicht früher schon ausziehen? Er muss ja auch irgendwo hin, oder?

    Versuch die Schritte vorwärts zu sehen. Auch wenn sie klein sind.
    Liebe Grüße

  • Liebe Bella,

    wie schön für ihn, dass er dich nun als Sündenbock dafür hat, dass er nichts ändern will! Denn was anderes ist das nicht!

    Was sollte deine Art damit zu tun haben, dass er nicht eine Therapie zum Beispiel macht? Das ist nur faule Ausrede.

    Und du ziehst dir den Schuh an. Das musst du nicht. Du hast doch keine Verantwortung dafür, was er aus seinem Leben macht. Ganz im Ernst.

    Ich kenne das auch von damals, auch ich hatte das Gefühl, nicht mehr normal mit meinem Exmann reden zu können. Er hatte mich so verletzt mit seiner Art, so nieder gemacht, das war dann die einzige Art, wie ich mich wehren konnte.

    Zitat

    Ich gehe sofort auf Konfrontation und Angriff..( gebe zu, das ist ein Problem von mir, dass ich immer gleich auf Kampfstellung gehe und nachtragend bin) Ich weiss das ist falsch von mir...

    Warum ist das falsch? Und warum machst du dich hier schlecht? Du redest dir ja selbst damit ein, unzulänglich zu sein, verkehrt. Und schuld. Nein! Das ist nicht so! Du bist nicht schuld, du bist nicht falsch und nicht doof oder sonst was. Du bist verletzt und fühlst dich hilflos. Du bist wie du bist.

    Und das darfst du auch sein! Lass dir da nichts einreden.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Bella,

    wenn du einen Beweis dafür brauchtest, ob er es ernst meint, dann hast du ihn jetzt.
    Die Antwort ist Nein.

    Du hast das Recht zu sagen, was du denkst und fühlst. Du musst nicht das denken und fühlen was er gerne hätte.
    Und wenn er etwas an seinem Leben ändern will, dann wird er das tun egal was du darüber denkst. Oder eben nicht.

    Wie Aurora sagt, zieh dir den Schuh nicht an.
    Er ist ein erwachsener Mann, der selbst die Verantwortung für sein Leben übernehmen kann.

    Ich verstehe aber, dass es hart ist, so klar vor Augen geführt zu bekommen, dass er die ganze Zeit nur geredet hat - mal wieder.
    Ich habe auch Hoffnung gehabt, dass sich etwas ändert und wurde sehr hart auf den Boden der Realität zurück geholt, als ich gemerkt habe, dass ich mich wieder habe einlullen lassen.

    Es tut weh, wenn diese Hoffnung zerstört wird.
    Aber es gibt nichts was du hättest tun oder nicht tun können um das zu verhindern.
    Wenn er nicht selbst wirklich will, dann kann man ihn nicht dazu bringen das zu wollen.
    Ich habe lange gebraucht um das zu akzeptieren und tatsächlich "aufzugeben".

    Denn so schwer das ist. Du musst es aufgeben ihn zu ändern.
    Und du musst aufgeben, etwas für ihn tun zu können.
    Es aufgeben, ihn retten zu wollen.

    Du kannst das nicht.
    Wir können das nicht.
    Niemand kann das.
    Nur er selbst.

    Du kannst nur etwas für dich tun. DEIN Leben wieder leben.
    Ruhe finden, deine Kraft und deine Stärke wieder finden.
    Dich selbst wieder so sehen wie du bist - und nicht so wie er dich kleingeredet hat.

    Stark und mutig genug, deinen Sohn da raus zu bringen.
    Und stark und mutig genug, dich der Situation und der Herausforderung zu stellen.
    Und stark und mutig genug, weiterzugehen. Denn das bist du. Und das schaffst du.
    Das was du machst, ist Verantwortung für dein Leben zu übernehmen.
    Und zwar nicht nur an den schönen und hellen Tagen, sondern auch an den dunklen, häßlichen Tagen.

    Glaub an deine eigene Kraft und Stärke.
    Und bleib mutig. Ich finde du machst das gut!

  • Liebe Bella,

    die Argumentation kenne ich auch. Nimm sie nicht persönlich. Ich habe gesehen, wie der Schuldige am Alkoholismus meines Ex je nach Wetterlage variiert:
    Erst war ich es, dann seine Mutter, dann sein Vater, dann seine neue Freundin, sein Kind und ab und an ist es auch einfach die Gesellschaft im Allgemeinen. Nur einer kann nichts fürs Saufen: Er selbst.

    So wenig du die Macht hast, ihn süchtig oder trocken zu machen, so wenig hast du die Macht, seinen "Letzten Funken Hoffnung" aufs Trockenwerden zu zerstören.

    Diese Behauptungen schützen seine Alkoholsucht. Und die steht an erster Stelle. Sie muss verteidigt werden.

    Zitat von Bella_28814

    Jetzt hat er mir mitgeteil das es ihm reicht, meine arrogante Art ,das ich ihn nur unter Druck setzte und Vorwürfe mache obwohl er mir normal und belanglos schreibt, das ich nicht wenigstens ein bisschen auf ihn zugehen kann, wo er doch eh selber eingesehen hat etwas ändern zu müssen und das wirklich will... Und sich nach einer Therapie wieder langsam ein gemeinsames Leben wünschen würde..

    Als ich heute früh im Haus war umd die Tiere zu füttern, habe ich dann den Antrag für die Langzeittherapie zerfetzt im Müll gefunden.
    Er hat mir mitgeteilt, dass er keine Therapie nun machen würde ... das ich endgültig den letzten Funken Hoffnung zerstört habe mit meiner herrscherischen Art.. Und das er mit mir nichts mehr zu tun haben möchte. Das ich keine normale Frau bin....

    Das zu hören tut weh und schuldig fühlst du dich auch noch. Und das ist genau der (vielleicht unbewusste) Zweck seiner Aussage.

    Paare streiten sich. Paare sagen sich in böser und guter Absicht das Schlimmste. Dass er sauer ist, ist sein Recht - aber du hast nicht Schuld an seiner Krankheit und an seiner Weigerung, gesund zu werden. Mein Exmann sieht seine Sucht einfach als Konsequenz des Problems und nicht als dessen Ursache. Es hieß: "Ich saufe, weil ich Probleme mit meinem Umfeld habe", anstatt "Ich habe Probleme mit meinem Umfeld, weil ich saufe."

    Er spielt seine Trockenheit gerade als Belohnung/Bestrafung für dich aus und nutzt sie als Rechtfertifung für sich selbst. Bist du gemein zu ihm, mag er keine LZT mehr machen. So kann er weitersaufen und die Verantwortung dafür auch noch auf dich abwälzen. Und das heißt schlicht und ergreifend, dass er absolut nicht verstanden hat, worum es bei seiner Sucht geht.

    Sucht hat nichts mit dem Verhalten eines anderen zu tun, Sucht wird nicht durch Schuldzuweisungen gelöst, Sucht wird nicht durch eine Opferhaltung besiegt, an Sucht trägt niemand Schuld. Durch alle diese Abwehrstrategien wird Sucht nur geschützt. Hör mal nassen Trinkern zu: Sie sehen sich sehr oft als Opfer der Umstände. Hör trockenen Trinkern zu: Sie sehen sich überwiegend als Verantwortliche für ihr Leben. Dasselbe bei Cos.

    Sorry für meinen wortreichen Post, aber ich wollte so detailliert sein, weil ich mir damals gewünscht hhätte, jemand sagt mir das so klar - was dann auch geschehen ist :) Ich habe nämlich sehr unter Schuldgefühlen gelitten.

    Was du tun kannst, ist dein eigenes Verhalten zu beobachten: Wie du dich in sein Denken hineinziehen lässt, wie du beginnst an dir zu zweifeln. Wie du beginnst deiner Wahrnehmung zu misstrauen. Wie du deine Simmung von seinen Alkoholismus geleiteten Verhalten abhängig machst.

    Wenn er was tut, könnt ihr neu nachdenken. So lange er trinkt, stimmt deine Wahrnehmung, dass nicht alles tippitoppi ist. Ist es nämlich auch nicht! Und das darfst du äußern.

    Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit.

    Ahoi

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