• Hallo zusammen!

    Meinen folgenden Vorstellungstext habe ich aus meinem (geschlossenen) Threat leicht anonymisiert übernommen, der Text ist von vergangenen Mittwoch:

    Heute ist Tag 1, ich bin alkoholkrank.

    Für den Satz habe ich jetzt 5 Minuten gebraucht. Die Erkenntnis ist schon eine Weile da, ich wollte es in dieser Konsequenz aber nicht einsehen- mein (Bier-)konsum ist in meiner Studienzeit nach oben gegangen. Mit sinkender Motivation für den angestrebten Beruf stieg das schneller an, zum Ende eines Auslandsjahrs ohne soziale Kontrolle habe ich mir das erste Mal Gedanken gemacht, als ich mein Zimmer wegen der leeren Dosen kaum noch durchqueren konnte. Außerdem gab es einen Vorfall im Suff... das ist mir hier (noch) zu privat, mir ist aber erst jetzt aufgegangen, dass dieser Traum keiner war.
    Vor --- knapp 7 Jahren (2009) hatte ich eine gute Idee und hab das Studium für eine Ausbildung im Einzelhandel aufgegeben. Das hat mich ausgefüllt und glücklich gemacht. Mit einer eigenen Wohnung habe ich trotzdem zeitnah angefangen, unter der Woche Bier zu trinken und mich bei passenden Gelegenheiten (viele Feiern) abzuschießen (2010). Bald die erste Abmahnung wegen deutlichem Zuspät mit Fahne (Laden war nicht geöffnet, ich hätte aufschließen müssen). 2011: Im Schulblock lauter Studienabbrecher in meinem Alter in der Diaspora...Exzess.
    Vorgespult. 2013 ändern wir die Öffnungszeiten und die Anwesenheit im Geschäft auf Schichtsystem, ich bin an 3 Tagen unter der Woche erst um 12 Uhr im Laden. Wahrscheinlich eher, aber spätestens hier habe ich angefangen, neben dem Wochenende auch unter der Woche 1-2x vor solchen Spätdiensten die halbe Nacht zu trinken.
    Weihnachten 2013 macht sich mein ganzes Umfeld Sorgen, man kennt die Story (missbräuchlicher Alkoholkonsum und Abhängigkeit) von anderen schon. Ich auch. Trotzdem vereinbare ich (erst im Sommer 14) mit meinem besten Freund eine Kontrolliert-Drinken-mit-absoluter-Ehrlichkeit-Story aus Angst vor der Konsequenz 0% für immer. Über das Jahr habe ich Phasen mit 2-6 Wochen trocken, dann 4 Tage saufen-Kater-saufen-... Ich kann nach dem 2. Bier nicht mehr aufhören. Nach Trinkphasen bin ich depressiv und beginne Katerselbsthass zu entwickeln, obwohl ich kopfmäßig genau weiß, dass die negativen Gefühle sprichwörtlich aus der Flasche kommen.
    Die Vereinbarung mit dem Mentor lautete auf: schick mich zu den Profis, wenn es nicht klappt. Das war Dienstag abend soweit. Die Wohnung ist die eines Alkoholikers, das waren seine Worte- traurig, nicht wütend. Das tat weh.
    Der Aschermittwoch 10.02.16 ist also Tag eins. Offenes Gespräch mit dem Kollegen, danach zum Blauen Kreuz. Nach der Arbeit habe ich die Wohnung von 132 Bierflaschen und 18 Weinflaschen geräumt, Katharsis. Gruppengespräch am Abend, danach Forum. Als ich mich endlich anmelden will, zweifelt der Einflüsterer am Ernst der Lage. Es tat mir grad gut, das alles mal aufzuschreiben und zu sortieren- sry für den Roman.

    Was eigentlich in einer Vorstellung steht: ich bin 34, seit Oktober selbstständig, Single, in Kirchgemeinde und Hobbies stark eingebunden. Ich erhoffe mir ... wohl vor allem eine Richtung zu finden, in die ich weitergehen kann. Die Entwicklung in einem Faden aufzuschreiben wird mir helfen, Entscheidungen zu treffen. Momentan ist meine Entscheidung ("Tag 1") rein vernunftgesteuert, mein Herz kommt grad noch nicht mit. Der Gruppenleiter am Abend hat das nach 10 Minuten gecheckt und gefragt, inwieweit mein Entschluss fremdimpliziert ist. Dazu hab ich noch keine Meinung. Allerdings lasse ich mir von einer Sucht nicht meine eben gewonnene Existenz platt machen, danach habe ich seit faktisch 10 Jahren gesucht. Ja, ich bin noch nicht ganz unten angekommen, und gerade das macht mir Angst. Allerdings kann ich darauf warten, dass aus dem Quartalstypen der Pegelsäufer wird, wenn nix passiert.

    Viele Grüße

  • Hallo Forum!

    Fortsetzung:

    Es ist Samstag Nacht, Tag 4 ist trocken durch.
    Bisher hatte ich außer gelegentlichen Gedanken an den Stoff keine körperlichen Entzugserscheinungen, dafür bin ich dankbar. Und ängstlich: was bedeutet das für meine Motivation, wenn die ersten Tage zu leicht sind? o-o
    Nach einigem Rumgeeier (Feigheit) war ich endlich bei einer Ärztin, unsere Mods haben mir entscheidende Anstöße gegeben, die Frage nach dem Kalten Entzug (siehe Grundbausteine und andere Themen) ernst zu nehmen.
    Eigentlich wußte ich ja, dass die meisten Menschen sehr freundlich bei Hilfesuchenden sind und habe die Zeit im Wartezimmer mit einem Buch über die Sucht verbracht, in dem Ärzte usw auch dazu angehalten werden. Und doch war ich über den das sehr warme und freundliche Gespräch überrascht. Die größte Hemmschwelle war, vor vollem Wartezimmer der Rezeptionsschwester zu erklären, dass ich Alkoholiker bin und wegen des Entzugs Antworten und Hilfe suche. Und die Medikamente in der Apotheke entgegen zu nehmen. Immerhin steht auf dem Rezept in verklausulierter Medizinersprache: das braucht einer, der im Entzug ist. Mir kommt es noch ein wenig ... falsch vor, Chemikalien einzunehmen, die ähnliche Wirkung wie der Stoff entfalten können und potentiell abhängig machen können. Ich bin halt noch voll euphorisch und habe keinen Bock, meinen Körper mit der nächsten Dröhnung zu quälen. Es fühlt sich grad so gut an, nüchtern zu sein. Aber hier muss ich einfach mal die Selbstbestimmung aufgeben und auf die Leute mit Erfahrung vertrauen.
    Für das restliche Wochendende habe ich Workshops in geschützter Umgebung und einen Besuch (mit outing) bei meiner Familie geplant. Im Grunde warten die (wahrscheinlich) schon darauf, dass ich mir endlich helfen lasse, trotzdem bin ich ein wenig nervös.
    Nach dem Arztbesuch musste ich mich einem Trigger stellen: tanken. Ich hab einen Blick auf das Getränkeregal geworfen und dann fix meine Umhängetasche mit 2 Colas gefüllt _ im Sinne von blockierend _ voll gemacht. Nächstes Mal nehme ich gar keine Tasche mit (Erklärung: ich fahre Motorrad).
    Jetzt wird es spät... ich vagabundier noch im Forum und schreib morgen weiter.

    Gute Nacht den Eulen
    brass

  • Guten Morgen brass,

    gut, dass Du Dich hier angemeldet hast, Deine Trinkgeschichte kenne ich irgendwoher, da sind Parallen vorhanden. Du konntest einige Dinge sehr gut verbalisieren, für die mir die Worte fehlen, zB Katerselbsthass, als ich dieses Wort las, dachte ich, das ist genau das, was ich auch immer durchgemacht habe.

    Zieh es weiter durch und hab noch einen schönen Sonntag.

    Liebe Grüße

  • Hallo Brass , Willkommen

    die ersten Schritte hast du ja schon unternommen , auch wenn die Selbsterkenntnis immer schwer zu akzeptieren ist .
    Heute sagst du " ich bin Alkoholiker " und dann ,wenn du den richtigen Weg gegangen bist kannst du sagen " ich bin trockener Alkoholiker!"

    Für diesen Weg wünsche ich dir viel Kraft und Durchhaltevermögen bis ans Ende deiner Tage ! - Klingt nicht grade schön , aber es ist nun mal so!-

    Weißt du was ich mir immer vor Augen halte ?
    Ich seh mich als Kind . Was habe ich da alles zu Stande gebracht , alles ohne Alkohol . Ich habe laufen und sprechen gelernt , bin hingefallen und wieder aufgestanden , habe Freunde gefunden und wieder verloren , habe habe in der Schule Höhen und Tiefen ausgestanden , habe sehr viele schöne Tage erlebt und genau so viele schreckliche .... alles ohne Alkohol ... und so werde ich jetzt auch den Rest meines Lebens gehen ( das ist mein Wille )..... und das ganz bewusst ohne Nebel !!

    schönen Valentins- Sonntag

    de Dani

    Narben entstehen durch das Geschehene ,aber sie definieren nicht unsere Zukunft !

    LG de Dani

  • Hallo Brass!

    Da haben wir was gemeinsam: nämlich das gleiche Tag 1 Datum .
    wir sind auch ca. gleich alt.
    Außerdem habe ich auch immer wieder trinkfreie Phasen gehabt.

    Alles gute beim outen in der Familie. Meine wollte es nicht wahrhaben. Haben ja auch nichts mitbekommen.
    Sind jetzt aber alle für mich da, wenn ich sie um Unterstützung bitte. Das ist schön und hilft ungemein.

    Ich wünsch dir alles Gute, und werde deine Geschichte aufmerksam verfolgen.
    Mit lieben Grüßen,
    michi

  • Hallo Forum,

    Tag 5 lief wie geplant. Außer dass mit dem Motorrad anschieben :evil: . Rauchen kann zu .... Ich seh das mal als außerplanmäßige Fitnessübung, es ging an, kurz bevor ich nicht mehr konnte.
    Durch die Medi (nach dem Essen) habe ich nun auch wieder einen Grund, regulär zu frühstücken- passt, die Kaffe_ist_kein_Frühstück_ist_mir_egal_Schiene habe ich lang genug (zu lang) gemacht.
    Familienbesuch war gut. Es kam zwar auch die Zielvorstellung 'als Trockener auch locker zu Feiern gehen zu können ohne zu Saufen', aber das kommt für mich auch mittelfristig nicht in Frage. Kaffee reicht, man wird sich schon dran gewöhnen. Und wie du, Kussi, schön sagst: trocken sein ist schon noch etwas ganz anderes, als die ersten Schrittchen zu gehen.

    @Michi und csqn Ich habe eure Beiträge auch mit höchstem Interesse verfolg :) und ich werde das auch weiterhin tun.

    Viele Grüße
    Matthias

  • Hallo Forum,

    heute war Montag, Tag 6 in Abstinenz. <- diese Aussage fasst den Tag recht umfassend zusammen. Aber vielleicht ist das ganz gut so. Neben den üblichen kurzen Gedanken an das Zeuch ist nix weiter passiert. Ich versuche, neue Rituale für mich einzuführen. Momentan schleppe ich einen Liedzettel mit mir rum und singe das Lied mit Gitarre, bevor ich morgens was Produktives tue- ein Segenslied für den Tag für Kinder :D Wenn ich dran denke, bekomme ich gleich wieder gute Laune :wink:

    Aussage oben: hab heute in einen Beitrag gelesen, dass sich jemand in der ersten Zeit nicht als trocken, sondern abstinent bezeichnete, kann es leider nicht mehr zuordnen. Den Gedanken finde ich gut, trocken ist jemand, wenn er/sie es schon eine Weile ist. Da will ich hin... schönen Abend euch!

    Brass

  • Hallo Brass,

    herzlich willkommen auch von mir hier.

    Du scheinst fest entschlossen, das zeigt die Liste deiner Aktivitäten bisher.
    Gut so!
    Als ich vor gar nicht so langer Zeit das Forum für mich entdeckte, empfahl ich mir: Mach es einfach wie die alten, trockenen Hasen.
    Lern von ihnen, beherzige ihre Tipps, studiere, was sie getan haben, um erfolgreich trocken zu werden/bleiben.

    Du scheinst das auch zu beherzigen.
    Oder gibt es noch Dinge, mit denen du haderst?

    Gruß Robert

  • Gute Morsche Brass ,

    wünsche Dir einen schönen Tag 7 ohne Alkohol :D

    Ich glaube mich ein wenig missverstanden , in meiner Aussage :

    Zitat

    Weißt du was ich mir immer vor Augen halte ?
    Ich seh mich als Kind . Was habe ich da alles zu Stande gebracht , alles ohne Alkohol . Ich habe laufen und sprechen gelernt , bin hingefallen und wieder aufgestanden , habe Freunde gefunden und wieder verloren , habe habe in der Schule Höhen und Tiefen ausgestanden , habe sehr viele schöne Tage erlebt und genau so viele schreckliche .... alles ohne Alkohol ... und so werde ich jetzt auch den Rest meines Lebens gehen ( das ist mein Wille )..... und das ganz bewusst ohne Nebel !!

    Dein Kommentar dazu :

    Zitat

    Und wie du, Kussi, schön sagst: trocken sein ist schon noch etwas ganz anderes, als die ersten Schrittchen zu gehen.

    Genauso wie du dir dein Segenslied für Kinder singst hole ich mir diese Erinnerungen zurück.
    Mein Bild ,was ich dann immer vor Augen habe , ist der Gang zum Freibad durch unser Neubau-Ghetto ( DDR-Betonklötze) und die Freude darüber wenn ich schneller als der Bus war .- also auch mir macht es gute Laune.

    Ich denke jeder von uns hat da so seine Rituale oder auch Bildchen im Kopf , völlig egal was es ist ---> Hauptsache sie bringen uns weiter auf dem Weg !

    LG de Dani

    Narben entstehen durch das Geschehene ,aber sie definieren nicht unsere Zukunft !

    LG de Dani

  • glück auf alle

    ich freu mich für jeden der hier her gefunden hat (und für jeden der lange hier bleibt)

    Zitat von Pancho

    Als ich vor gar nicht so langer Zeit das Forum für mich entdeckte, empfahl ich mir: Mach es einfach wie die alten, trockenen Hasen.
    Lern von ihnen, beherzige ihre Tipps, studiere, was sie getan haben, um erfolgreich trocken zu werden/bleiben.

    dafür gibt’s n apfel (vom baum der erkenntnis) - der beste tip für alle frischlinge.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Glück auf, um mit Matthias' Worten zu sprechen :)

    @Kussi Ja, da hatte ich dich tatsächlich anders verstanden--

    @Karsten:

    Zitat

    - nicht trinken
    - alkoholfreie Wohnung und alkoholfreies Umfeld

    Geistig, also gedanklich ist schon schwieriger, wenn man nur mal die Stichworte nimmt:

    - Verzicht
    - Kompromisslosigkeit
    - Ansprüche an die Nüchternheit ( ich will ja, aber...... )

    In Bezug auf abstinent/trocken: das ist keine Hintertür. Der Unterschied zu früheren Trinkpausen ist für mich wichtig, es gibt kein Ab-dann-und-dann-gehts-weiter. Ich will damit einfach das Grundthema würdigen, dass zum trocken sein mehr als Abstinenz gehört.

    Beim letzten Anstrich (Nüchternheit) weiß ich nicht genau, wie du das meinst- beziehst du dich auf Rumeiern?

    Beim Umfeld bin ich -glaube ich- schon weit, da im alten Alltag eine Menge Aktivitäten stehen, die schon in trockenem Umfeld sind. Allerdings habe ich auch da schon 2 Abende geknickt, weil sich die Gruppen ausnahmsweise in einer Kneipe trafen bzw. ich damit rechnen musste, dass einer Bier mitbringt.

    Verzicht und Kompromisslosigkeit sind für mich momentan der Acker.
    Einen Nebenjob muss ich aufgeben, nasse Umgebung (hab da momentan aber sowieso keine Termine). Das ist Verzicht auf das zusätzliche Taschengeld...Verzicht auf Stolz ist immer Thema, wenn man wieder jemand neues einbezieht. Verzicht in Bezug auf Feiern und Gelöstheit durch Alk möchte ich -wie manchmal im Forum auch zu lesen ist- lieber als Freiheit sehen. Seit Freitag geht mir ein Vers durch den Kopf, den ich mir dann auch über den Bildschirm geklebt hab: Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auferlegen! (Gal.5;13) Daher auch mein Thementitel, berufen zur Freiheit. Ich bin halt auch Christ, wenn ich damit mal nerven sollte, sagt bescheid :lol:

    Pancho :

    Zitat

    Mach es einfach wie die alten, trockenen Hasen.
    Lern von ihnen, beherzige ihre Tipps, studiere, was sie getan haben, um erfolgreich trocken zu werden/bleiben.


    sehe ich genauso. Soweit es irgend geht, nach Regelbuch handeln, schon weil ich auf meine Logik und besonders Bauchgefühl eben nicht vertrauen darf, hat ja die letzten Jahre auch nicht funktioniert.
    Hadern... ich reibe mich an Karstens absoluter Kompromisslosigkeit, wie vermutlich jeder zweite Neue. Im Magen liegen mir Fragen nach langfristiger Lebensumstellung, vor allem, weil es nicht DEN Grund gibt. Und das Selbstverständnis als Abhängiger Alkoholiker und das Krankheitsverständnis muss emotional sacken, auch wenn es kopfmäßig angekommen ist.

    @Matthias Über den Apfel und mögliche unterschwellige Konnotationen auf theologischer Seite muss ich mir mal noch Gedanken machen :lol:

    Grüße
    Brass

  • glück auf brass

    ich merk jetzt schon, s wird interessant, spannend und bissl lustig mit dir.

    mein apfel is ganz eindeutig als annerkennung gemeint (und als hinweis auf den gedanken, für den ich ihn gebe).
    irgenwelche theologischen zusammenhänge sind durchaus ungewollt.


    ich denk, du bist auf m guten weg. und ich freu mich drauf. mehr von dir zu lesen.


    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen, Gemeinde :D

    Heute war der erste Tag, an dem ich morgens nicht darüber nachgedacht habe, ob ich mit meiner Entscheidung übertreibe. Allerdings hatte ich auch ein paar andere Sachen im Kopf: spät dran, und springt das Motorrad an, obwohl es recht kalt ist? Tat es nicht, also zu Fuß ins Büro. Das ist kein großes Problem, allerdings kann ich heute abend meinen gewohnten Mittwochstermin nicht wahrnehmen. Was wiederum ermöglicht, zur lokalen Mittwochs-SHG zu gehen. Auch gut.


    Zitat von silberkralle


    mein apfel is ganz eindeutig als annerkennung gemeint (und als hinweis auf den gedanken, für den ich ihn gebe).

    :) so hab ich es verstanden, wollte dich nur ein wenig hopsnehmen... jetzt hab ich sogar nochmal nachgelesen, der Apfel zur Unterscheidung von Gut und Böse, passt auf uns ja recht gut.


    Viele Grüe
    brass

  • Hallo Brass,

    Ich Wünsche dir einen fröhlichen trockenen Tag und begrüße dich herzlich hier im Forum.

    Das große Thema: Verzicht.

    Was hab ich mir in die Hose gemacht, bei dem Gedanken nie wieder Alkohol.
    Das geht doch gar nicht, hab ich gedacht, bzw. mein Suchtteufel hat das gedacht und gezittert.

    Dieser Verzicht ist keiner, sondern eine Chance.
    Nämlich die Chance auf Freiheit und 'nebenbei' die Chance auf Gesundheit und kein vorzeitiges Ende infolge einer Leberzirrhose.

    Das nicht mehr trinken darf nur keinen leeren Raum erzeugen, der den Gedanken an Verzicht nahelegt, sondern ausgefüllt werden mit Dingen, die dir Spaß machen und deine Gedanken weiterbringen.

    Und es gibt Phasen in der Abstinenz und das erste Jahr ist das gefährlichste.
    Hier passieren die meisten Rückfälle.

    Pass also auf die auf, ich freu mich, von dir zu lesen.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Zitat von Hans im Glück

    Hallo Brass,

    Dieser Verzicht ist keiner, sondern eine Chance.
    Nämlich die Chance auf Freiheit und 'nebenbei' die Chance auf Gesundheit und kein vorzeitiges Ende infolge einer Leberzirrhose.

    Das nicht mehr trinken darf nur keinen leeren Raum erzeugen, der den Gedanken an Verzicht nahelegt, sondern ausgefüllt werden mit Dingen, die dir Spaß machen und deine Gedanken weiterbringen.

    Hallo Hans,
    wie beschrieben soll für mich Freiheit gedanklich an der Stelle von Verzicht stehen. Ebenso hier wie auch mit den Strategien, den leeren Raum zu füllen, stehe ich noch am Anfang. Gerade beim zweiten Gedanken werde ich eine Weile ausprobieren müssen---

    Ich werde diesen Threat jetzt ein wenig vernachlässigen und mich im geschützten Bereich einnisten.

    Viele Grüße
    brass

  • Hallo an Alle,

    vor gut 4 Wochen bin ich alkoholfrei durchgestartet, vor drei Wochen hab ich mich in den geschlossenen Bereich verabschiedet. Vielleicht ein guter Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz.
    Ich brauche noch immer Überwindung, mich als alkoholkrank zu bezeichnen. Mein Umfeld weiß Bescheid- Kollege, ein paar enge Freunde, Familie von manchen Neffen bis zur Großmutter (wir sind ziemlich eng und treffen uns oft), sehr wenige im erweiterten Umfeld- hier möchte ich gern selbst entscheiden, wen ich einbeziehe. In manchen Fällen kann ich mich nur verständlich erklären, wenn ich die Karten auf den Tisch lege; ich mag es nicht, jemanden im Regen stehen zu lassen, ohne klarzumachen, dass ich einen wichtigen Grund habe. Zuletzt war das heute/gestern der Fall, einen liebgewonnenen Nebenjob im Nassen Umfeld beenden. Das hatte ich schon eine Weile vor mir hergeschoben, weil die mich auch gern dabei haben und ich gern gebraucht werde. Und nicht wußte, wie ich den Ausstieg begründe, ohne den Hammer ALKOHOLIKER auszupacken. Das hab ich also nun gemacht, Grundthema: alkoholfreies Umfeld. Ich bin stolz darauf, endlich konsequent gewesen zu sein, und traurig, etwas liebgewonnenes aufzugeben. Aber frisch abstinent und auf einem Event zum Personal gehören- das kann nicht mal ich mir zurechterklären.
    Die Wohnung ist zum ws ersten Mal seit Einzug langfristig alkoholfrei UND ohne alk-freies Bier. Keine Substitute außer Süßkram :)
    Das Haus meiner Eltern ist das leider nicht. Deswegen steige ich da nicht mehr ab, auch wenn ich bisher gern bei meinen Leuten übernachtet habe. Glücklicherweise kann ich ja nun zu jeder Tages- und Nachtzeit bedenkenlos ans Steuer :roll:

    Wie komme ich klar: Gott sei Dank habe ich selten Suchtdruck, bisher auch nur leicht, wenn es mal passiert. Hier kann ich noch an Gegenmaßnahmen arbeiten, letztes Mal ging es mehr oder minder zufällig durch -es darf gelacht werden- Bürokratie weg/ stur Zahlen zusammenzählen im Job. Da gibts aber noch andere Möglichkeiten, die ich eben nur benutzen muss... ein schönes Lied spielen. An schlimme Konsequenzen denken. Und die Freunde anrufen, die mir das für solche Fälle angeboten haben.

    Gesundheit und Therapie
    Es fehlt noch der Komplettcheck beim Arzt.
    Ich bin noch nicht sicher über das Therapiethema. Immo bin ich in einer Orientierungsgruppe. Manchmal denke ich zwar, ich wär schon weiter. Dann merke ich aber, dass ich aus der Gruppe wieder aus Grundfragen schöpfen kann (Was hat mir am Konsum gefallen. Was passiert mit mir, wenn ich wieder einsteige.). Ich versuche, das ernst zu nehmen. Und merke dann, dass solche Fragen durchaus nicht abschließend beantwortet sind. Schon klar, wann und in welchen Situationen habe ich getrunken. Das 'warum' ... da ist noch dran zu forschen. Eine Langzeit möchte ich immernoch nur machen, wenn es nicht anders geht (Arbeit, Umfeld, und ja, Hemmungen). Eine ambulante Reha scheint mir aber sehr sinnvoll (nicht beantwortete Fragen...)

    Emo
    Ja, die Anfangseuphorie hat sich abgeflacht. Ab und an holt mich eine Traurigkeit ein. Die erlebe ich dann eben. Abends macht sich einfach-ins-Bett ganz gut ;) Apropos Bett. Ein Gedanke noch. Ich esse wieder mehr Äpfel. Und muss dabei regelmäßig an Silberkralle denken. Matthias, deine Sprüche prägen halt....

    Viele Grüße
    brass

  • Guten Morgen brass,

    was Du schreibst, sieht sehr strukturiert aus.
    Nach vier Wochen war ich noch nicht so klar unterwegs.
    Du scheinst einige Dinge von Grund auf richtig zu machen.
    Dass Deine Anfangseuphorie abflacht, ist verständlich.

    Was jetzt gefährlich werden könnte,
    ist beginnende Gewöhnung bin hin zur Langeweile.
    Hier hat mir geholfen "einfach" dran zu bleiben.
    Ich wünsche Dir einen guten Weg.

    Viele Grüße
    Correns

  • glück auf brass

    schön, dass es dir gut geht und ich freu mich, dass du beim äppelessen an mich denkst :wink:
    wie correns schon schreibt - tu was gegen lanngeweile.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Brass,

    ich hab jetzt bei dir rein gelesen und finde es super wie du dich machst!
    Es hilft mir sehr zu sehen, wie es anderen frisch Trockenen geht und was sie aus ihrem Leben machen.
    Ich bin erst seit dem 3. 3. trocken und das Lesen anderer TB hilft mir auf Stolperfallen zu achten, zu wissen, dass es nicht nur mir so geht usw.
    Du hilfst mir mit deinem TB auch, vor allem weil du schon ein Stück weiter bist. Danke dafür und mach weiter so!

    Ich habe erst heuter Morgen wieder einer Freundin gesteckt, dass ich Alkoholikerin bin. Es ist auch für mich immer wieder eine Überwindung, weil das Thema so schambesetzt ist. Doof eigentlich. Wir sind krank und tun etwas dagegen. Wir sollten also eigentlich stolz auf uns sein. Und so hat mir die Freundin auch gratuliert, dass ich trocken geworden bin.

    Viele Grüße
    Loya

    Mein 2. Geburtstag ist der 3. März 2016.

  • Hallo!

    Ich habe das von dir gelesen: "Und so hat mir die Freundin auch gratuliert, dass ich trocken geworden bin."


    Bis zur Trockenheit ist es noch Weilchen hin. Du bist in den paar Tagen gerade mal entgiftet.

    Nach der Kritik jetzt das Lob: Du scheinst das Problem ernsthaft anzugehehen. Du nimmt Hinweise von Langzeit-Trockenen an, ohne sie erstmal in Zweifel zu ziehen. Das sind sehr positive Ansätze. Auf deinem verdammt langen Weg wünsche ich weiterhin viel Erfolg.

    Aber nach der Anfangseuphorie kommen auch wieder andere und weniger gute Tage, insbesondere wenn das Suchtgedächtnis sich nicht nur einmal heftig meldet. Da gilt es dann Kurs zu halten.

    Gruß Carl Friedrich

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