Barthell; Kurzvorstellung und Fragen

  • Danke an Martin für die Freischaltung, ich hoffe es ist OK meine Vorstellung per Copy-Paste zu übernehmen, das mache ich nicht nur aus Faulheit sondern auch weil ich diagnostizierte Legasthenie habe und mir mit dem Text durchaus einige Mühe gegeben habe.
    Ich werde trotzdem Fragen gerne und ausführlich beantworten.

    die "Vorstellung" habe ich einmal zusammen mit eine Frage kombiniert...


    Warum ich mich hier melde?
    Zum einen weil ich evtl. die ganzen Überlegungen mal schwarz auf weiss brauche um mir das Ganze noch deutlicher vor Augen zu führen, und es in einem Forum schwerer "zu löschen" ist als auf Papier oder einer Textdatei.
    Zum Anderen weil ihr vielleicht Tipps für meine nicht ganz so typische Situation habt(denke mal das sagt jeder von sich, tatsächlich ähneln sich die Geschichten doch immer wieder, aber tut mir den Gefallen und lest weiter)

    Ich bin Alkoholiker. Ich weiss es schon lange, wirklich realisiert habe ich es am Wochenende (Zur Info: mein Wochenende ist Do/Fr).

    Wie es angefangen hat? Kann ich nicht eindeutig fest legen, ich habe auf der Abifeier 2003 das aller erste mal mit 22J Alkohol getrunken (direkt zur Besinnungslosigkeit), in der anschließenden Grundwehrdienstzeit keine einzigen Tropfen.

    Im Studium durch aus ab und an mal, wirklich angefangen dürfte es gegen Ende des Studiums haben als klar war, dass ich das Studium hinschmeiße. (viele Gründe, und die Kombination aus z.B. lieber das Wochenende in der Disko arbeiten, Umstellung des Studiengangs, Bedürfnis endlich zu arbeiten, Geld vom Wehrdienst, Faulheit/Undiszipliniertheit weg etc.)

    Anschließend eine Ausbildung hier war ich fast jedes Wochenende dicht, auf meine Leistungen hat es sich fast garnicht (sage ich heute, Tatsache war, dass es wohl nicht sooo anspruchsvoll war) ausgewirkt, trotzdem mit 1,X abgeschlossen.

    Praktikum 6 Monate im Ausland (Großbritanien) auch hier war Alkohol am Wochenende oder zum Feierabend normal.

    Während der ganzen Zeit habe ich viel Sport getrieben, 4-5 mal je Woche 2h Abends. Ich bin nie angetrunken ins Training gegangen (Kampfsport) dafür dann beim nach Hause kommen doppelt. Auf ein Level das ich wankend ins Bett gefallen bin.

    Ähnlich lief es dann auch im Job ab. Quasi Montagearbeit im Ausland (viel Arabische Welt) mein Leben bestand/besteht aus Aufstehen, Arbeiten, Training, Saufen, Komatöse Schlafphase. In der Regel so 0.5-0.7L Vodka mit entsprechend Süßwasser (Cola, Sprite, Fanta, Energy)
    Warum? anfangs glaube ich um meinen Kontrollwahn zu unterdrücken, später aus Gewohnheit.

    Grade in der Arabischen Welt hat man ja nicht immer Zugang zu Alkohol, entsprechend hatte ich öfter einmal "Trockenphasen" zwischen 2 Tagen und 5 Monaten.

    Seit Anfang des Jahres "kalt" Trocken (leichtsinnig, ich weiss)
    Bis Donnerstag (vor-vorgestern) da bin ich wieder völlig abgestürzt. Klar könnte ich dem Kollegen (fällt das unter "über andere Menschen schreiben?) mit dem es angefangen hat dass er mir Gin-Tonic als pures Tonic angedreht hat verantwortlich machen, aber das wäre nicht fair, ich bin selbst dran schuld, ich hätte es besser wissen sollen oder zumindest ernsthaft nachfragen, ohne Alkohol gibt es am Grill mal GARNIX.

    Ich wohne im Camp, darf aufgrund der Sicherheitslage nicht raus ausser zur Arbeit und das geplant bis 2018, Alkohol ist da ein verlockender Lückenfüller bei dem begrenzten Freizeitangebot.
    Seit Freitag morgen wieder auf Entgiftung (wieder leichtsinning, ja, aber der Arzt hat mich nicht ernst genommen, die Ägyptischen Ärzte scheinen da nicht wirklich geschult zu sein, ausser edit welches weit verbreitet ist.) Mir gehts soweit wieder gut gut die letzten zwei Tage 7-10l Wasser je Tag getrunken, teilweise mit Elektrolytlösung. Die letzten 2 Tage dagegen waren der Horror: Zittern, Schweißausbrüche, Angstzustände, Hitzeempfinden, unregelmäßiger Puls, hatte die größte Zeit nen Pulsoximeter angeschlossen.
    Bin aber jetzt nach ca. 50 Stunden stabil, klar und nüchtern.
    Möchte hier betonen, dass das keineswegs selbstverständlich ist soweit ich weiss, es absolut leichtsinnig war und keinesfalls zur Nachahmung empfohlen!

    Soweit zu mir, meiner Situation, nur ist mir auch klar geworden, dass es so nicht weiter gehen kann.
    Nächste Woche bin ich in Deutschland für eine Woche, ich habe einen Termin am Montag (übernächste Woche) beim Hausarzt um die Optionen durch zu gehen die ich habe.
    Und genau da zielt das ganze Geschreibsel im Prinzip hin ab:

    Nach den 2 Wochen Deutschland bin ich wieder 6 Monate am Stück in Ägypten. In einem Camp, Quasi Hotelanlage aus der ich ausser zur Arbeit nur mit Sondergenehmigung des Sicherheitsteams raus darf, selbst fahren ist nicht und die Nächste Klinik ist 2h Fahrzeit entfernt. SHG wird da wohl fast flach fallen, Ambulante Antwöhnung dafür fehlt hier soweit ich das überblicke sowohl das know-How als auch die Infrastruktur.

    Am sinnigsten soweit ich das jetzt aus theoretischer Sicht nach viel querlesen sehe wäre Besuch beim Hausarzt und dann erstmal 6-12 Wochen "Reha-Entwöhnung" falls ich bis dahin stark bleibe und quasi entgiftet bin.

    Das bekomme ich aber weder dem Baustellen-team noch meinem Personalchef erklärt.

    Ich arbeite wirklich gerne hier, andererseits habe ich nur einen Körper und (bis auf den Alkohol und das Zuckerwasser) kümmere ich mich auch gut drum.

    Ohne Entwöhnung, SHG, Rehaklinik, sehe ich realistisch meine Chancen bis Ende des Projekts trocken zu bleiben als verschwindend gering an, das soll mich nicht davon abhalten es trotzdem zu versuchen.

    Habt ihr Ideen/Tipps/Vorgehensweisen die ich evtl. meinem Hausarzt vorschlagen kann. (ich werde hier hoffentlich niemanden ausser mir selbst dafür verantwortlich machen wenn es nicht klappt)?

    In allerletzter Konsequent werde ich halt zum Chef/Betriebsarzt gehen müssen, ihm die Situation erkläre und dann schaue, dass ich eine Stelle im Backoffice z.B. bekomme in der ich zumindest ein halbwegs geregeltes System vorfinde.


    Weiterhin habe ich mich mit euren "Grundbausteinen" kurz auseinandergesetzt, hier werde ich mir noch deutlich mehr Gedanken machen müssen:

    2. Arztbesuch
    - wie schon geschrieben, den ersten Arztbesuch habe ich hinter mir, wurde nicht ernst genommen, ob das Kulturell oder sonst wie bedingt ist weiss ich nicht, ist jedoch ASAP geplant sobald ich wieder im Land bin.

    3. klinische Entgiftung
    - JA ich weiss das mein Ansatz lebensgefährlich war, jetzt nach fast 3 Tagen geht es mir glücklicherweise gut, sollte jedoch nach dem Arztbesuch eine Entgiftung anstehen werde ich die unter klinischer Aufsicht in Deutschland planen und den Rest (der prinzipiell unwichtiger ist als "ICH") drum herum arrangieren müssen

    4. Offenheit und Ehrlichkeit
    - Puhaaaa schweres Thema, grade wenn man soviel im Leben gelogen hat wie ich das getan habe. Die ersten Schritte sind getan (speziell der Freundin gegenüber und meiner Schwester, Anästheististin) zwar nur am Telefon aber immerhin.
    Hier wird aus meiner persönlichen Sicht ein sehr großer Brocken auf mich zukommen an dem ich definitiv arbeiten muss um mein Leben geregelt zu bekommen.
    Ebenso habe ich den beiden Freunden mit denen ich meisten am PC zocke (und nebenher getrunken habe) erklärt warum ich in der nächsten Zeit wohl nicht mehr Spielen werde, da ich das auch als eine Art Trigger sehe. Wenn ich wieder nach Ägypten ins Camp komme, werde ich nicht drum herum kommen den Kollegen im Camp das gleiche klar zu machen, dass ich mich eben nicht Freitags am Pool dazu geselle

    5. Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten
    - Anmeldung hier im forum (und paralell) ist getan, weitere Schritte nach Empfehlung des Artztes und evaluierung der Möglichkeiten

    6. Freizeitgestaltung - soziale neue Kontakte
    - Gute Frage... Es ist nen Camp, jeden Tag die gleichen Leute, Auf der Arbeit, "zuhause"... Ich hoffe, dass ich es schaffe die Bauleitung zu überzeugen mich am Wochenende z.B. nach Kairo zum Surfen oder Tauchen oder BJJ zu "entlassen"

    7. alkoholfreies Umfeld
    - soweit möglich, Alkohol wird hier Online geordert und ist innerhalb der Campmauern allgegenwärtig, einige Kollegen trinken allabendlich ein bis X bier und schießen sich am Wochenende komplett weg. Mein Appartment habe ich bereiningt, im Supermarkt läuft es mir auch nicht über den Weg, ich werde eben die "hotspots" wie um den Grill und die Pooliegen vermeiden (Bar gibt es keine im Ressort, wieder die Frage, zählt das unter "über andere Menschen schreiben" die Intention ist hier nicht irgendwen schuldig zu sprechen oder zu kritisieren, sondern ein Bild der lebensumstände und des Umfeldes auf zu zeigen)

    8. Unterstützung durch Familie und Umfeld
    - alle mit denen ich bisher gesprochen habe scheinen es zu verstehen, je nach weiterem Verlauf der Dinge wird viel davon abhängen wie die Kollegen es mit umsetzen (ich kann und will sie weder zwingen, noch dafür verantwortlich machen, dass ich mein Leben nicht hinbekomme, dann eher einen anderen Job suchen)

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  • Grml... da editieren nicht geht (bin ich ja ganz froh drüber, siehe im Einleitungstext)

    mir ist klar, dass ich als Neuling viel, viel, viel Lernen muss und im Gegenzug vergleichsweise wenig beisteuern kann. Trotzdem bin ich immer an einem Austausch interssiert und lese auch nebenbei viele Beiträge die schon Älter sind und bis heute fortgeführt wurden.

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  • Hallo Berthel,

    du musst jetzt nix beisteuern, das geht ja auch noch überhaupt nicht.

    Wenn du mal länger trocken bist kannst du das noch nachholen :lol:

    Zitat

    In allerletzter Konsequent werde ich halt zum Chef/Betriebsarzt gehen müssen, ihm die Situation erkläre und dann schaue, dass ich eine Stelle im Backoffice z.B. bekomme in der ich zumindest ein halbwegs geregeltes System vorfinde.

    Das wäre wohl besser als weiter (gezwungen zu sein) mit trinkenden Kollegen zusammen zu leben.

    Durch diesen Schritt würden sich auch ein anderes Umfeld, andere Freizeitmöglichkeiten ......ergeben.

    Diese Entschheidung musst aber du treffen.

    LG Martin

  • Das "Problem" ist halt, dass ich die Freiheiten die mir der Baustellenjob bietet ebenso sehr genieße grade und speziell in den Trinkpausen war das bisher der Fall.

    Dass es so nicht weitergehen kann und dass die Entscheidungen nur von MIR getroffen werden können habe ich eingesehen.
    Bin da auch sehr zuversichtlich, dass der Betriebsarzt da eine Lösung anbieten kann, in wieweit die dann dauerhaft bestand hat bzw. mir zu einem zufriedenstellenden Job (der ja auch immerhin 60-75% des "Lebens" ausmacht)verhilft sei mal dahin gestellt.
    Auf der andern Seite steht halt, dass ich eben nur ein Leben habe.

    Das Gespräch werde ich definitiv suchen und wenn's nur per Telefon ist (ich habe keinen Wohnsitz in Deutschland, bin aber offiziell in Deutschland angestellt und habe auch kein Auto "dort", entsprechend bin ich recht unflexibel. Hausarzt und Betriebsarzt sind aber denke ich genau die ersten Ansprechpartner.

    Im Zuge einer alkoholfreien Umgebung bin ich heute statt am Pool "hintenrum" gegangen durch die Grünanlage um nicht an den kollegen die mit ihrem Bier vor der Tür stehen vorbei zu kommen.
    Ausserdem habe ich mir lecker Lachs mit Gemüse gekocht.
    Alkohol im Supermarkt ist ja "zum Glück" hier kein Problem, Ich habe aber auch bei den beiden Onlinediensten angerufen und mein Appartment streichen lassen.
    Klar das sind nur ganz kleine Schritte und auf Dauer keine Lösung, aber immerhin mehr als garnix.

    zur Ablenkung bin ich jetzt erstmal im Gym das Laufband und Kniebeugeständer quälen. In meinen Körper hören.

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  • Hallo Barthell,

    Zitat

    Alkohol im Supermarkt ist ja "zum Glück" hier kein Problem, Ich habe aber auch bei den beiden Onlinediensten angerufen und mein Appartment streichen lassen.

    das mit den Onlinediensten find ich klasse, alles was du zu überleben brauchst bekommst du doch bestimmt im Supermarkt.

    Zitat

    Klar das sind nur ganz kleine Schritte und auf Dauer keine Lösung, aber immerhin mehr als garnix.

    Mach dich mal nicht so klein, du hast dir schon viele Gedanken gemacht und einiges umgesetzt,

    ich kenne das teilweise auch ganz anders.

    LG Martin

  • Danke für den Zuspruch...

    Wie geschrieben, die Sicherheitslage verhindert, dass ich öfter als einmal die Woche in sowas wie einen Supermarkt komme, da wird fast alles online geordert, Alkohol zum "Glück" nur von gesonderten Anbietern.

    Was brauch man schon zum Überleben? Grade in meinen bisherigen Trockenphasen habe ich diverse Überlebenskurse etc. mit gemacht und wenn ich dabei eins gelernt habe:

    Der Wille entscheidet, der Körper kann auch noch unter ganz anderen Umständen funktionieren.

    Wasser, bissel was zu Essen und nen Dach überm Kopf reicht in der Regel zum Überleben.

    Das wichtigste vom Gefühl her ist für mich jetzt absolute Ehrlichkeit. Erstmal mir selbst Gegenüber, dem Arzt und auch sonst.

    Es ist so einfach sich selbst was vor zu lügen oder auch Menschen die man schon lange kennt, grade wenn man wie ich z.B. eh nur sporadisch Kontakt "nach Hause" hat.

    Den Punkt muss ich massiv angehen und ja, das fällt mir gegenüber einer Gruppe Unbekannter deutlich einfacher als gegenüber Menschen die ich jahrelang kenne, die ich Jahrelang angelogen habe und denen ich das jetzt offenlegen möchte.
    Ich glaube die vermutetn schon länger, dass ich häufig getrunken hatte wenn ich in Deutschland habe es aber darauf geschoben, dass ich in Saudi Arabien oder dem Oman eben nichts trinken würde. Grade meine Schwester war sehr geschockt am Telefon... Da wird noch eine Menge Gesprächsbedarf sein.

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  • Und klar schreit mein Hirn/Körper grade:

    "ja aber du hast doch grade wieder Sport gemacht, du kannst dich belohnen"

    F**** dich! nicht mit Vodka!

    Frisch gepresster Grapefruitsaft mit Cola, Ja!


    Und ne Runde stretchen bei Entspannungsmusik um nachher gelockert einschlafen zu können.

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  • Hallo Barthell,
    Herzlich willkommen auch von mir, und vielen Dank für deine ausführliche Vorstellung. Hier regelmäßig zu schreiben hat mir sehr geholfen, trocken zu bleiben und auch, mich selbst ein bisschen besser zu verstehen (was beim Trockenbleiben auch sehr hilfreich gewesen ist. ;))

    Ehrlichkeit, da gebe ich dir recht, beginnt mit der Ehrlichkeit mir selbst gegenüber, und das ist schwer, manchmal auch noch heute nach ein paar Jahren Trockenheit. Aber das positive Gefühl, das du mit der Zeit für dich selbst entwickeln wirst, ist eine sehr gute "Belohnung".

    Wenn du nächste Woche in Deutschland bist und feststellst, dass dein Hausarzt nicht ausreichend Bescheid weiß (was ja sein kann, wenn er kein Suchtmediziner ist), kannst du dich auch noch an eine Suchtberatungsstelle wenden, wenn es darum geht, zusätzlich zu dieser Selbsthilfegruppe hier weitere praktische Möglichkeiten zu finden, deine Abstinenz zu festigen.

    Ich schicke dir einen Gruß da "runter" und wünsche dir hier einen hilfreichen Austausch!

    Thalia

  • Danke ;)

    auch dir...

    bin grade dabei massig Erfahrungsberichte etc. zu lesen.

    Sehr interessant auch die Ausführungen zu Alkohol in Lebensmitteln.
    Balsamico-Essig z.B. wird je nach herstellungsart und Gelehrten als "Halal" bezeichnet, wird hier verkauft,

    ebenso alles was keinen künstlich zugesetzten Alkohol enthält.

    Da werde ich wohl auch wenn ich bisher dachte,d ass ich "bewusst" koche noch besser aufpassen müssen grade bei z.B. Essig (den ich auch gerne mal mit einer 1:50 Wasser und Tabasco-Mischung getrunken habe gegen Hunger)

    Jetzt bin ich dann aber auch im Bett, morgen ist zwar offiziell frei, ich werde aber trotzdem zur Arbeit gehen.

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  • muss mich noch dran gewöhnen, dass ich keine "edit" Funktion habe.

    Suchtberatung habe ich auch auf dem Schirm, ich habe zwar nur wenig Zeit (insgesamt 5 Tage, davon Freitag erst ab 22:00 wegen dem Flug und 2 Tage Wochenende) aber die Zeit MUSS sein! und im Zweifel halt den "Urlaub" (Visaverlängerung) erweitern.

    Ich gehe auch davon aus dass der Betriebsarzt in Sachen Suchtberatung vergleichsweise fit ist, wir haben über 250 "langzeit"-Aussendienstler da dürfte das ein nicht ganz unbekanntes Thema sein.


    Ich gehe davon aus, dass sich noch einiges in den nächsten Monaten für mich ändern wird, daher will ich eben ausloten welche Möglichkeiten realistisch sind.

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  • Guten Morgen aus der Mittagspause.

    Ja, ich bin hundemüde, habe schlecht bis garnicht geschlafen hauptsächlich weil mir einfach sooooo viele Gedanken durch den Kopf gingen.

    Aber auch das gehört dazu und die werde ich heute Abend noch zu Papier bringen.
    Eins der wichtigsten Dinge um die sich mein Hirn gewunden hatte der Satz:

    "bei mir ist alles Anders"

    den man immer und immer wieder zu lesen bekomment und der genau so oft verneint wird.

    "Ist bei mir alles anders?"

    allein, dass dieser gedanke aufkommt zeigt mir, dass die Abstinenz nocht nicht vollständig in meinem Kopf angekommen ist.

    Klar ist bei mir vieles anders ... Ja ... aber irgendwie doch nicht...

    Klar habe ich etwas andere Lebensumstände als die meisten Menschen in Deutschland.... So what? Meine oberflächlichen Probleme: "Wo bekomme ich Essen her, wer repariert meine Klimaanlage, was mache ich wenns hier richtig knallt" mögen etwas anders sein und eventuell auch andere Lösungen haben.

    ABER

    Die wirklichen "Probleme" und die Geschichte dahinter kann man hier tausendfach nachlesen und in ganz vielen geschichten Sehe ich meine Suchtgeschichte wieder.

    Also: NEIN bei mir ist nicht alles Anders, bei mir gelten verdammtnoch mal die gleichen Regeln wie für alle andern auch.

    - ich litt unter Kontrollverlust, das habe ich mir immer und immer wieder bewiesen und es war ja auch so beabsichtigt, Alkohol hat mir schön die Kontrolle abgenommen ... Die Kontrolle über mein "Flugzeug" Körper, über meinen Piloten "Gehirn" ... gaaaaaaanz tolle Idee, was passiert mit einem Flugzeug das seiner Kontrolle beraubt wird?
    - Richtig, es stürzt ab, zerschellt am Boden, Insassen Tot, keine schöne Vorstellung

    - meine Wahrnehmunsveränderung ... damit ich den Nahenden Boden nicht sehen muss habe ich schlicht die Innenseite meiner Brillengläser mit einem blauen Himmel übertüncht ... Gaaaanz tolle Idee, damit ich ja nicht sehen muss ob und wie nah der Boden schon ist.

    - Lügen... Nur wenige der Passagiere hatten die Fensterläden oben, und die die gefragt haben was den los ist wurden mit einer Cokpitaussage "hier spricht ihr Captain sie müssen sich keine Sorgen machen" abgespeist.

    und genau die Stichworte finden sich immer und immer und immer wieder in den Geschichten und Erfahrungen anderer Alkoholiker.

    Klar das Bild des Flugzeugs ist nicht perfekt aber es verdeutlicht mir das es höchste Zeit ist die Fensterläden zu öffnen, die Brille ab zu setzen und den Steuerknüppel selbst in die Hand zu nehmen. Sonst machts nur Booom und das wars.

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  • noch ein kleines, Update erfreulich oder nicht muss sich noch herausstellen,

    Neben dem Termin beim Arzt habe ich auch einen Termin bei der Suchtberatung ausgemacht, die können mir am Mittwoch Rückmeldung geben, allerdings wissen sie nicht ob ein Berater in der Woche wo ich in Deutschland bin Zeit hat, also keine Garantie, aber ein weiterer Schritt auch mir selbst zu zeigen dass ich die Hilfe nötig habe.

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  • Hallo Barthell,

    Zitat

    ...aber ein weiterer Schritt auch mir selbst zu zeigen dass ich die Hilfe nötig habe.

    diese Einsicht haben viele Betroffene, aber nicht alle holen sich dann auch Hilfe.

    Dazu muss ich ja erst mal meinen Hintern hoch bekommen, das habe ich doch, als ich gesoffen habe, verlernt.

    Bei dir sehe ich den Willen/Wunsch auch was zu tun.

    LG Martin

  • Ok das ist vielleicht was "salop" geschrieben, gebe ich zu.

    ... Meinen Hintern hoch bekommen, wenn nicht dann -> Tot
    und da ich gemerkt habe dass ich es ohne Hilfe nicht schaffe, MUSS ich Hilfe in Anspruch nehmen.

    ... und es gibt einfach zuviel für das es sich zu Leben lohnt (früher war ich da mal anderer Ansicht) als dass ich es mir leisten könnte meinen Hintern nicht hoch zu bekommen.

    Je mehr ich (speziell auch im Bereich des Lebens in Trockenheit) lese um so mehr sehe ich die Vorteile.

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  • Allright ...
    Montag Morgen ist der Arzttermin, Mittwoch drauf die Suchtberatung (6 bzw., 8 Tage von heute)

    Hat irgend wer Tipps was man z.B. bei der Suchtberatung schon vorbereiten könnte?
    hatte gelesen, dass man z.B. Lebenslauf/Suchtgeschichte anfertigen soll dannach als Unterlagen für eine anschließende Psychologische Betreuung bzw. auch für den Antrag einer Therapie?

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  • Zitat von Barthell

    z.B. Lebenslauf/Suchtgeschichte anfertigen soll dannach als Unterlagen für eine anschließende Psychologische Betreuung bzw. auch für den Antrag einer Therapie?

    Da würde ich erst mal noch nichts machen, guck dir das erst mal an. Wenn dir's "gefällt", erzähl dort was dir grad einfällt oder antworte auf Fragen. Aber nee, ich würde nichts vorbereiten.

  • Morgen Früh ist der Flug nach Deutschland.
    Emotional merke ich, dass ich eben etwas schanke, nicht unbeding instabil aber eben doch ab und an mal was ausser der Norm. Mal traugig mal hoch motiviert, mal Jähzornig.

    über allem liegt eine leichte Angespanntheit wie ich sie normalerweise vor einer neuen unbekannten Erfahrung habe, Angst? vielleicht ein Teil davon.

    Schlafen geht gut, das ist kein Problem, etwas mehr als "normal" vielleicht.
    Mein Magen und Verdaungstrakt muss sich wieder mal auf etwas festere Nahrung umstellen und ich merke, dass ich ein gesteigertes Verlangen nach Kohlenhydraten habe. Klar wenn die "übliche" Quelle wegfällt.

    Alles in allem bin ich aber recht zuversichtlich auch wenn ich noch gaaaaanz am Anfang stehe und einen großen Berg vor mir sehe, aber jeden Berg kann man bezwingen, zumindest wenn man mal anfängt los zu laufen und sich nicht hinsetzt und sagt "da oben komm' ich eh nie an.

    Wer nicht losläuft wird nie ankommen!
    Also laufe ich los in kleinen Schritten.
    Erst einmal die nächsten Schritte machen und Schritt für Schritt weiter, dabei das Ziel nicht aus den Augen verlieren und konzentriert weiter machen.
    Mir bewusst sein, dass ich die Schritte aus eigener Kraft machen kann und will.
    Oft wurde mir im Leben gesagt dass man mir nur die Tür Zeigen kann, durchgehen muss ich alleine... Das trifft hier mehr zu als für jeden Weg zuvor.
    ICH WILL das packen! Ich KANN das packen. Ich WERDE das packen!

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  • ich weiss... niemand ausser mir kann die Entscheidungen treffen, und irgendwie fühlt sich das gut an.

    Der Flug wird ne Prüfung (keine Ahnung wann ich das letzte Mal nüchtern geflogen bin, das Dürfte bei der Bundeswehr gewesen sein, damals bin ich aber auch raus gesprungen) habe aber schon eins meiner Lieblingsbücher und gute Musik aufs Phone geladen, dazu Block und Stifte, Geld (ausser die 150LE die ich fürs Visum-Exit zahlen muss) sind mit den Karten zusammen in ner abscließbaren Tasche, Schlüssel im aufgegeben Gepäck, damit ist auch Duty-Free ausgeschlossen.
    Klar macht mir das schon Gedanken und ist irgendwie komisch... aber gleichzeitg macht es mich froh, dass ich überhaupt soweit klar denken kann.

    Stimmungsschwankungen sind immer noch da, die werden wohl auch noch eine Weile bleiben. Ich versuche noch raus zu finden wo sie herkommen... Angst, Einsamkeit, Langeweile, Wut aber nichts davon wirklich extrem. Es läuft deutlich besser als gedacht auch wenn ich oft am Tag noch zu mir sagen muss: Nein, das wars, Stop, Ende, ich WILL nicht! für immer! wenn sich Alkoholische Gedanken in meinen Kopf schmuggeln.

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