Danke an Martin für die Freischaltung, ich hoffe es ist OK meine Vorstellung per Copy-Paste zu übernehmen, das mache ich nicht nur aus Faulheit sondern auch weil ich diagnostizierte Legasthenie habe und mir mit dem Text durchaus einige Mühe gegeben habe.
Ich werde trotzdem Fragen gerne und ausführlich beantworten.
die "Vorstellung" habe ich einmal zusammen mit eine Frage kombiniert...
Warum ich mich hier melde?
Zum einen weil ich evtl. die ganzen Überlegungen mal schwarz auf weiss brauche um mir das Ganze noch deutlicher vor Augen zu führen, und es in einem Forum schwerer "zu löschen" ist als auf Papier oder einer Textdatei.
Zum Anderen weil ihr vielleicht Tipps für meine nicht ganz so typische Situation habt(denke mal das sagt jeder von sich, tatsächlich ähneln sich die Geschichten doch immer wieder, aber tut mir den Gefallen und lest weiter)
Ich bin Alkoholiker. Ich weiss es schon lange, wirklich realisiert habe ich es am Wochenende (Zur Info: mein Wochenende ist Do/Fr).
Wie es angefangen hat? Kann ich nicht eindeutig fest legen, ich habe auf der Abifeier 2003 das aller erste mal mit 22J Alkohol getrunken (direkt zur Besinnungslosigkeit), in der anschließenden Grundwehrdienstzeit keine einzigen Tropfen.
Im Studium durch aus ab und an mal, wirklich angefangen dürfte es gegen Ende des Studiums haben als klar war, dass ich das Studium hinschmeiße. (viele Gründe, und die Kombination aus z.B. lieber das Wochenende in der Disko arbeiten, Umstellung des Studiengangs, Bedürfnis endlich zu arbeiten, Geld vom Wehrdienst, Faulheit/Undiszipliniertheit weg etc.)
Anschließend eine Ausbildung hier war ich fast jedes Wochenende dicht, auf meine Leistungen hat es sich fast garnicht (sage ich heute, Tatsache war, dass es wohl nicht sooo anspruchsvoll war) ausgewirkt, trotzdem mit 1,X abgeschlossen.
Praktikum 6 Monate im Ausland (Großbritanien) auch hier war Alkohol am Wochenende oder zum Feierabend normal.
Während der ganzen Zeit habe ich viel Sport getrieben, 4-5 mal je Woche 2h Abends. Ich bin nie angetrunken ins Training gegangen (Kampfsport) dafür dann beim nach Hause kommen doppelt. Auf ein Level das ich wankend ins Bett gefallen bin.
Ähnlich lief es dann auch im Job ab. Quasi Montagearbeit im Ausland (viel Arabische Welt) mein Leben bestand/besteht aus Aufstehen, Arbeiten, Training, Saufen, Komatöse Schlafphase. In der Regel so 0.5-0.7L Vodka mit entsprechend Süßwasser (Cola, Sprite, Fanta, Energy)
Warum? anfangs glaube ich um meinen Kontrollwahn zu unterdrücken, später aus Gewohnheit.
Grade in der Arabischen Welt hat man ja nicht immer Zugang zu Alkohol, entsprechend hatte ich öfter einmal "Trockenphasen" zwischen 2 Tagen und 5 Monaten.
Seit Anfang des Jahres "kalt" Trocken (leichtsinnig, ich weiss)
Bis Donnerstag (vor-vorgestern) da bin ich wieder völlig abgestürzt. Klar könnte ich dem Kollegen (fällt das unter "über andere Menschen schreiben?) mit dem es angefangen hat dass er mir Gin-Tonic als pures Tonic angedreht hat verantwortlich machen, aber das wäre nicht fair, ich bin selbst dran schuld, ich hätte es besser wissen sollen oder zumindest ernsthaft nachfragen, ohne Alkohol gibt es am Grill mal GARNIX.
Ich wohne im Camp, darf aufgrund der Sicherheitslage nicht raus ausser zur Arbeit und das geplant bis 2018, Alkohol ist da ein verlockender Lückenfüller bei dem begrenzten Freizeitangebot.
Seit Freitag morgen wieder auf Entgiftung (wieder leichtsinning, ja, aber der Arzt hat mich nicht ernst genommen, die Ägyptischen Ärzte scheinen da nicht wirklich geschult zu sein, ausser edit welches weit verbreitet ist.) Mir gehts soweit wieder gut gut die letzten zwei Tage 7-10l Wasser je Tag getrunken, teilweise mit Elektrolytlösung. Die letzten 2 Tage dagegen waren der Horror: Zittern, Schweißausbrüche, Angstzustände, Hitzeempfinden, unregelmäßiger Puls, hatte die größte Zeit nen Pulsoximeter angeschlossen.
Bin aber jetzt nach ca. 50 Stunden stabil, klar und nüchtern.
Möchte hier betonen, dass das keineswegs selbstverständlich ist soweit ich weiss, es absolut leichtsinnig war und keinesfalls zur Nachahmung empfohlen!
Soweit zu mir, meiner Situation, nur ist mir auch klar geworden, dass es so nicht weiter gehen kann.
Nächste Woche bin ich in Deutschland für eine Woche, ich habe einen Termin am Montag (übernächste Woche) beim Hausarzt um die Optionen durch zu gehen die ich habe.
Und genau da zielt das ganze Geschreibsel im Prinzip hin ab:
Nach den 2 Wochen Deutschland bin ich wieder 6 Monate am Stück in Ägypten. In einem Camp, Quasi Hotelanlage aus der ich ausser zur Arbeit nur mit Sondergenehmigung des Sicherheitsteams raus darf, selbst fahren ist nicht und die Nächste Klinik ist 2h Fahrzeit entfernt. SHG wird da wohl fast flach fallen, Ambulante Antwöhnung dafür fehlt hier soweit ich das überblicke sowohl das know-How als auch die Infrastruktur.
Am sinnigsten soweit ich das jetzt aus theoretischer Sicht nach viel querlesen sehe wäre Besuch beim Hausarzt und dann erstmal 6-12 Wochen "Reha-Entwöhnung" falls ich bis dahin stark bleibe und quasi entgiftet bin.
Das bekomme ich aber weder dem Baustellen-team noch meinem Personalchef erklärt.
Ich arbeite wirklich gerne hier, andererseits habe ich nur einen Körper und (bis auf den Alkohol und das Zuckerwasser) kümmere ich mich auch gut drum.
Ohne Entwöhnung, SHG, Rehaklinik, sehe ich realistisch meine Chancen bis Ende des Projekts trocken zu bleiben als verschwindend gering an, das soll mich nicht davon abhalten es trotzdem zu versuchen.
Habt ihr Ideen/Tipps/Vorgehensweisen die ich evtl. meinem Hausarzt vorschlagen kann. (ich werde hier hoffentlich niemanden ausser mir selbst dafür verantwortlich machen wenn es nicht klappt)?
In allerletzter Konsequent werde ich halt zum Chef/Betriebsarzt gehen müssen, ihm die Situation erkläre und dann schaue, dass ich eine Stelle im Backoffice z.B. bekomme in der ich zumindest ein halbwegs geregeltes System vorfinde.
Weiterhin habe ich mich mit euren "Grundbausteinen" kurz auseinandergesetzt, hier werde ich mir noch deutlich mehr Gedanken machen müssen:
2. Arztbesuch
- wie schon geschrieben, den ersten Arztbesuch habe ich hinter mir, wurde nicht ernst genommen, ob das Kulturell oder sonst wie bedingt ist weiss ich nicht, ist jedoch ASAP geplant sobald ich wieder im Land bin.
3. klinische Entgiftung
- JA ich weiss das mein Ansatz lebensgefährlich war, jetzt nach fast 3 Tagen geht es mir glücklicherweise gut, sollte jedoch nach dem Arztbesuch eine Entgiftung anstehen werde ich die unter klinischer Aufsicht in Deutschland planen und den Rest (der prinzipiell unwichtiger ist als "ICH") drum herum arrangieren müssen
4. Offenheit und Ehrlichkeit
- Puhaaaa schweres Thema, grade wenn man soviel im Leben gelogen hat wie ich das getan habe. Die ersten Schritte sind getan (speziell der Freundin gegenüber und meiner Schwester, Anästheististin) zwar nur am Telefon aber immerhin.
Hier wird aus meiner persönlichen Sicht ein sehr großer Brocken auf mich zukommen an dem ich definitiv arbeiten muss um mein Leben geregelt zu bekommen.
Ebenso habe ich den beiden Freunden mit denen ich meisten am PC zocke (und nebenher getrunken habe) erklärt warum ich in der nächsten Zeit wohl nicht mehr Spielen werde, da ich das auch als eine Art Trigger sehe. Wenn ich wieder nach Ägypten ins Camp komme, werde ich nicht drum herum kommen den Kollegen im Camp das gleiche klar zu machen, dass ich mich eben nicht Freitags am Pool dazu geselle
5. Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten
- Anmeldung hier im forum (und paralell) ist getan, weitere Schritte nach Empfehlung des Artztes und evaluierung der Möglichkeiten
6. Freizeitgestaltung - soziale neue Kontakte
- Gute Frage... Es ist nen Camp, jeden Tag die gleichen Leute, Auf der Arbeit, "zuhause"... Ich hoffe, dass ich es schaffe die Bauleitung zu überzeugen mich am Wochenende z.B. nach Kairo zum Surfen oder Tauchen oder BJJ zu "entlassen"
7. alkoholfreies Umfeld
- soweit möglich, Alkohol wird hier Online geordert und ist innerhalb der Campmauern allgegenwärtig, einige Kollegen trinken allabendlich ein bis X bier und schießen sich am Wochenende komplett weg. Mein Appartment habe ich bereiningt, im Supermarkt läuft es mir auch nicht über den Weg, ich werde eben die "hotspots" wie um den Grill und die Pooliegen vermeiden (Bar gibt es keine im Ressort, wieder die Frage, zählt das unter "über andere Menschen schreiben" die Intention ist hier nicht irgendwen schuldig zu sprechen oder zu kritisieren, sondern ein Bild der lebensumstände und des Umfeldes auf zu zeigen)
8. Unterstützung durch Familie und Umfeld
- alle mit denen ich bisher gesprochen habe scheinen es zu verstehen, je nach weiterem Verlauf der Dinge wird viel davon abhängen wie die Kollegen es mit umsetzen (ich kann und will sie weder zwingen, noch dafür verantwortlich machen, dass ich mein Leben nicht hinbekomme, dann eher einen anderen Job suchen)